Shaker Run – Top Job in der Hölle

 
  • Deutscher Titel: Shaker Run - Top Job in der Hölle
  • Original-Titel: Shaker Run
  •  
  • Regie: Bruce Morrison
  • Land: Neuseeland
  • Jahr: 1985
  • Darsteller:

    Judd Pierson (Cliff Robertson)
    Casey Lee (Leif Garrett)
    Dr. Christine Ruben (Lisa Harrow)
    Paul Thoreau (Shane Briant)
    Mr. Carney (Peter Rowell)
    Michael Connoly (Peter Hayden)
    Barry Gordon (Ian Mune)
    Dr. Marshall (Bruce Phillips)
    Trixia (Fiona Samuel)


Vorwort

Denkt man an neuseeländisches Kino, fallen einem in erster Linie entweder ambitionierte Art-House-Produkte wie Jane Campions The Piano und Lee Tamahoris grossartiger Once Were Warriors oder grandiose Splatterfarcen des jetzigen Ring-Jongleurs Peter Jackson ein, manchmal sogar in Kombination, sofern es Jacksons Meisterwerk Heavenly Creatures anbetrifft. Kommerzielles „Mainstream“-Kino aus Neuseeland hat es dagegen schwer, internationale Geltung zu erlangen. Genre-Buffs erinnern sich vielleicht gerade noch an Harley Cokliss´ dreisten Mad Max-Rip-off Der Kampfkoloss, aber dann wird´s doch schon reichlich dünn.

Sind wir heute in Stimmung zur Behebung einer Bildungslücke? Ja? Na dann nehmen wir doch mal einen garantiert von jeder künstlerischen Ambition befreiten, schlicht gestrickten Action-Road-Movie aus der schönsten Zeit der berühmt-berüchtigten Dekade „80er“ zur Hand und landen zwangsläufig bei dem sich hierzulande aufgrund eher rätselhafter Kaufkassettenveröffentlichung (durch „Bild am Sonntag Videö, ein Label, das bekanntlich den grössten Schund unters Volk brachte) nicht vollkommener Unbekanntheit erfreuendem Cliff-Robertson-Vehikel Shaker Run, zwecks besserer Vermarktung mit einem üblen deutschen Videocover und einem noch übleren deutschen Untertitel gestraft…


Inhalt

Unser erstes Setting ist eine Dirt-Track-Rennbahn irgendwo in der neuseeländischen Pampa, wo „Helldriver“, sprich Stunt-Fahrer Judd Pierson unter Kooperation seines dämlich vor sich hin grinsenden Mechanikers Casey Lee das Prunkstück seiner Stuntshow übt, einen Sprung über ein schlappes Dutzend Autowracks. Leider macht seine eigene Mühle, ein selten hässlich in pink-schwarz lackierter Trans-Am, der auf dem Christopher Street Day vermutlich besser aufgehoben wäre als auf der Rennstrecke, beim Anlauf schlapp und verendet nach einem kläglichen Sprüngchen auf dem zweiten Auto nach der Rampe.

Zu den Opening Titles begleiten wir einen Hubschrauber bei seinem Überflug über verschiedene fotogene neuseeländische Landschaften. Im Hubschrauber sitzt ein ominous looking guyTM, der, wie wir uns bereits an dieser Stelle ausmalen können, die Position des heutigen Evil Incarnated übernehmen wird. Der Luftverwirbler landet bei einer schlossähnlichen Anlage, die von diversen Militärs (in hübschen grauen Jumpsuits) belagert wird. Mit gutem Grund, denn das Schloss ist in Wahrheit eine hochwissenschaftliche Institution und in der hat man Ärger mit einem hochansteckenden und ausgesprochen tödlichen Virus – Colin Finch, sein unfreiwilliger Entdeckung durchlitt die komplette Bandbreite von „harmloser Schnupfen“ bis „tot in einer Isolierstation rumliegen“ in schlappen drei Stunden – dagegen ist Ebola ganz offensichtlich ein harmloser Möchtegernleuteerschrecker. Die Lamettaträger des Militärs in Form eines General Wilson und unseres Ominous Looking Guys namens Thoreau (war jemand mit einem solchen Namen schon jemals ein Held?) vom Geheimdienst übernehmen zackig die Kontrolle über die Angelegenheit, aus reinen mitfühlenden Gründen der allgemeinen Sicherheit.

Unsere Herren Stuntfahrer reparieren derweil ihre Schleuder und verraten uns dabei etwas Exposition. Beide sind Yankees und mittlerweile seit 18 Monaten bei den Kiwimampfern unterwegs – ihre Barschaft beträgt magere fünfundsiebzig Dollar und die Lage ist, wie man so schön sagt, hoffnungslos, aber nicht ernst. Judd gibt zum besten, dass es für Casey vernünftiger gewesen wäre, wenn er in Amiland geblieben wäre (davon hat der gute Casey jetzt allerdings auch nicht mehr so wahnsinnig viel) und rekapituliert desweiteren, dass er selbst damals vor 10 Jahren in Daytona in dem Wrack hätte draufgehen soll (traumatische Vergangenheit? Check!).

Zurück zum Institut bzw. Teilen dessen Belegschaft. Die Ärztin und Wissenschaftlerin Christine Ruben und ihr Verhältnis Michael Conolly, der der Verwaltung anzugehören scheint, räkeln sich nicht nur in den Laken, sondern diskutieren auch das böse Virus. Christine ist tieftraurig über das Ableben ihres Kollegen Colin (hindert sie nicht daran, mit Michael, dem Besitzer einer gut sortierten Brusthaarfarm, in die Koje zu hüpfen). Michael weist auf grundsätzlich immer bestehende Risiken beim Herumpfuschen mit Virenkulturen hin, aber Christine ist klar, um weiteren Schaden abzuwenden, müsse man die Viren stehlen (warum kommt sie zu dieser Erkenntnis? Das, liebe Freunde, ist ein klarer Fall von IITS).

Während Casey und Judd durch weitere hübsche neuseeländische Landschaft kacheln, um das reparierte Gefährt zu testen und die Gegend mit Plakaten für ihre nächste Show zu pflastern, ruft ein befriedigter Michael some other people an und grinst ein zufriedenes „Sie wird es tun“ in den Hörer. Something is afoul here, gelle?

Und so hat Michael schon die Patentlösung für Christines moralisches Dilemma auf der Hand. „Die Viren müssen ins Ausland“ und rein zufällig hätte er da einen Abnehme ran der Hand, den Amerikaner Barry, der dafür geradestehen könne, dass die Viren in verantwortungsvolle Hände, sprich eine hübsche Elite-Uni a la Harvard, kommen würden und Christine höchstselbst daran weiterforschen könne.

Aus purem Spass liefert sich Judd ein illegales Strassenrennen mit einem aufdringlichen Yuppie in einem Jaguar E-Type, bevor unsere Stunthelden in einer Bar einlaufen, sich erschreckende 80er-Jahre-Pseudo-New-Wave-Live-Mucke anhören müssen und dem üblichen „früher war alles besser“-Talk nachhängen. Bevor das selbst dem wettergegerbten Judd zu blöde wird, reisst er schnell zwei Tussen auf und hängt eine davon seinem Jungmechaniker an. Einzelheiten der Besteigung des Mt. Trixia durch Leif Garret werden uns gnädigerweise erspart.

Rein zufällig hängt ein Plakat der Stuntshow in der Nähe des Instituts rum, so dass Christine es sehen kann. Im Institut laufen die Wissenschaftler netterweise in gar utopischen Jumpsuits (mit farbigem Besatz, no less) herum, die irgendwie wie eine Kreuzung aus Space: 1999 und Space Mutiny aussehen. Michael hat ein Treffen mit Barry, einem Mitarbeiter der US-Regierung, der „genauso denkt wie wir“ (you bet!) arrangiert. Christine soll sich allein – ohne Viren – mit Barry treffen und Einzelheiten ausmachen, auch wenn Christine den Yankees (aus gutem Grund) nicht wirklich über den Weg traut. Stellt sich nur noch die Frage, wie man dann im Falle des Falles die Viren aus dem Institut und zu den Amis schafft.

Die Erleuchtung kommt Christine – of course – am Abend beim Betrachten des „Helldriver Auto Circus“ von Judd Pierson, dem „Weltrekordhalter im Autospringen“. Judd zieht vor einer enthusiastischen Crowd von ungefähr hunderfuffzich Figuren ein paar semiinteressante Stunts durch (wer jemals eine dieser reisenden Stuntshows, die früher mal in regelmässigen Abständen die Parkplätze von Grossmärkten etc. in Beschlag nahmen, gesehen hat, wird nun nicht wirklich vor Begeisterung aus dem Fenster hüpfen, aber die Stunts sind zumindest professionell inszeniert und durch ordentlich Pyrotechnik verstärkt). Die Menge ist von Judds Tricks begeistert, dito Christine.

In ihrem Wohnwagen teilen Judd und Casey die Beute des Abends, satte 130 Dollar, die aber für Sprit, Ersatzteile und sonstige Unkosten komplett draufgehen, so dass ein erklecklicher Reingewinn von Nullkommagarnix übrigbleibt. Da kommt Christine eigentlich grad recht, um ihr unmoralisches Angebot zu unterbreiten. Für einen schlappen Vier-Stunden-Einsatz würde sie tausend Scheine rüberwachsen lassen. Während bei Casey sofort die Dollarzeichen in den Augenerscheinen, gibt sich Judd abwartend. Christine erhöht auf 2000 Dollar und lässt durchblicken, dass sie auch andere Fahrer kennen würde. Judd empfiehlt, dass sie dann einen der solchen engagieren sollte. Christine macht den Abgang und Casey seinem Chef Vorwürfe. Aber Judd hat nun mal seine Prinzipien, und für 2000 Dollar verkauft er die nicht – für 2500 vielleicht schon. Und schon ist Casey draussen und beginnt eine neue Verhandlungsrunde, bei 3000 Dollar einigt man sich schliesslich, aber unter der Bedingung „Keine Fragen“, was Judd höchstmassig freut. Er verdonnert Casey, als Beifahrer den Job mitzuerleben, auch wenn Casey panische Angst vor hohen Geschwindigkeiten hat. „Ohne Mechaniker kein Fahrer“ erinnert Judd den Jüngling an die guten alten Zeiten von „Targa Floriö oder „Mille Migliä.

Das erledigt, trifft sich Christine am nächsten Tag mit dem wenig vertrauenserweckenden Barry und verdächtigt ihn direkt, fürs CIA zu arbeiten. Barry geht auf diese höchstwahrscheinlich zutreffende Spitze nicht weitere in, sondern spielt den üblichen imperialistischen Dumbass-Yankee, der natürlich weiss, dass nur die Welt- und Supermacht USA in der Lage ist, mit Teufelszeuch wie dem bösen bösen Virus fertig zu werden. Man einigt sich also, dass Christine die Viren an einen gewissen Treffpunkt bringen soll – sollte sie da aber nicht auftauchen, weil aus irgendwelchen Gründen aufgehalten, werden die Amerikaner von absolut nichts wissen, wie üblich, man kennt das ja. Die erlaubte Fahrzeit (mann, ist ja wie bei einer Genauigkeitsfahrt) haben die Yankees auch schon ausgerechnet. Wozu es diese ganzen Umstände braucht und die Amis das Zeug nicht einfach irgendwo kurz hinter den Institutsmauern abholen, bleibt das Geheimnis der Strategen aus Langley bzw. der Drehbuchautoren.

Also, auf zum fröhlichen Virendiebstahl. Aufgrund der günstigen Fügung, dass es im Institut offenbar niemand für bedeutend erachtete, die tödlichen Superviren etwas besser zu lagern als in einem simplen Wandschrank ohne besondere Sicherungsmassnahmen (wer ´ne Hausapotheke im Badezimmer hängen hat, hat vermutlich bessere Security), kann Christine die gefährlichen Keime mühelos in einen Biohazard-Container schaffen und als „wertlose Abfälle“ in einen von Michael gesteuerten Instituts-Kleinlaster verfrachten. Also, Hochspannung war das jetzt nicht gerade…

Michael übergibt die Viren irgendwo in einer finst´ren Gasse wieder an Christine und die macht sich auf, Judd und Casey zu treffen. Judd wirft ein-zwei düstere Blicke auf den „Biohazard“-Aufkleber (da die gleichnamige Band noch nicht erfunden war, dürfte auch Judd klar sein, dass es sich nicht um einen Fan-Sticker handelt), aber noch bevor er zu irgendeiner Bemerkung ansetzen kann, haut Christine ihm das berühmte „Keine Fragen“ um die Ohren.

Im Institut hat man immerhin schon bemerkt, dass was abhanden gekommen ist, nämlich eine Pulle Todesviren und eine Wissenschaftlerin. Thoreau zählt 2+2 zusammen, bekommt erstaunlicherweise tatsächlich 4 heraus und vermutet zutreffend, dass zwischen dem Verschwinden dieser beiden Parteien ein Zusammenhang besteht. Das ist eine Sache für die neuseeländischen Schlapphüte, also sollen Polizei und Öffentlichkeit erst mal aussen vor bleiben. Alle Flughäfen, Bahnhöfe und Ausfallstrassen sollen ab sofort überwacht werden und Christines Karre kommt auf die Fahndungsliste.

Wie Ihr seht, haben wir jetzt – nach einer guten halben Stunde – das notwendige Set-up erledigt und können nun zum eigentlichen Plot, nämlich einer einzigen Verfolgung bis zu den Closing Credits, übergehen. Casey schraubt den Nachbrenner auf, Judd kann nun richtig heizen. Die Geheimdienstler stehen sich an den Bahnhöfen etc. die Füsse platt; im Trans-Am herrscht Hochstimmung – not, man schweigt sich ausgiebig an, was Christine nervt. Judd würde ja gern über den Inhalt der mysteriösen Box quatschen, aber da wird die Ärztin wieder schweigsam.

Die Schlapphüte finden Christines abgestelltes Auto, während Judd mit 140 Meilen über enge kurvige Gebirgsstrassen rast. „Müssen wir so schnell fahren?“ fragt die ängstliche Ärztin. „Wir trödeln,“ entgegnet Judd trocken, „ich sag´ Bescheid, wenn wir schnell fahren.“

Thoreau erweist sich als richtiggehend kompetent und besucht mit seinem Chief Henchman Carney den guten Michael. Zivilisierte Unterhaltung liegt den neuseeländischen Agenten aber reichlich fern. Thoreau verdächtigt Michael unverblümt der Spionage für die CIA und vergisst nicht darauf hinzuweisen, dass man derartiges Verhalten unter Verbündeten nicht wirklich witzig findet und man daher den Yankees eine kleine Botschaft zukommen lassen wird. Die Botschaft ist eine Revolverkugel durch Michaels Hand, was man als durchaus deutlich verstehen kann.

Die Nacht fällt und unsere Helden nähern sich dem Treffpunkt, einem Staudamm. Der Hubschrauber der Amis schwebt auch schon ein, aber aber… die neuseeländische Grau-Overall-Träger-Brigade liegt schon auf der Lauer und veranstaltet Feuerzauber (wir können also gesichert annehmen, dass es mit Michaels Widerstandskraft nicht weit her ist). Die feigen Amis fliehen und auch Judd muss ordentlich Gas geben und all sein fahrerisches Können in die Waagschale werfen, um den schiesswütigen Geheimdienstlern zu entgehen. Zum Glück „treffen die ja überhaupt nichts“, wie Judd feststellt, ausser einen ihrer eigenen Vans (mit der Bazooka), der prompt explodiert und einigen Stuntmen Gelegenheit bietet, brennend durchs Bild zu laufen. Die Helden entkommen, Thoreau ist echauffiert, aber immerhin ist ja ein pink-schwarzer Trans-Am mit meterhohen Lettern „Helldriver Auto Circus“ auf den Seiten nicht der absolute Ausbund der Unauffälligkeit.

Christine tut´s natürlich herzlich leid, dass Judd und Casey in eine Sache hineingeschlittert sind, die über den Horizont des durchschnittlichen Stuntdrivers ein wenig hinausgeht. Judd hätte gute Lust, die Ärztin rauszuschmeissen, aber die weist richtig darauf hin, dass man ja Judds Karre suche. Abgesehen davon verspürt Christine nach wie vor keine Lust, über die geheimnisvolle Fracht zu reden und wünscht sich ein Telefongespräch mit Barry. An einem hübschen See in Queenstown gelingt dies – Barry bedingt sich zehn Minuten Wartezeit aus, bis er einen neuen Plan ausgefuchst hat. Casey kann Judd mit Müh und Not überreden, weiter bei der Stange zu bleiben und Barry teilt mit, dass er einen neuen Treff arrangiert hat, in einer Stunde auf der anderen Seite der Stadt. Da unsere neuseeländischen Freunde mittlerweile auch spitzgekriegt haben, wo die Helden sich aufhalten, kann sich eine zünftige Verfolgungsjagd quer durch die Stadt anschliessen, wo sich wieder mal erweist, dass Geheimdienste mehr Wert auf die fahrtechnische Ausbildung ihrer Agenten legen sollten. Judd zieht alle Register seines Könnens, das Drehbuch zieht alle Verfolgungsjagd-durch-belebte-Stadt-Klischees aus dem Ärmel, letztendlich kann Judd die Verfolger abschütteln, irgendwo in die Büsche fahren und ANTWORTEN verlangen. Nachdem Christine sich immer noch ausschweigt, bemüht sich Judd, die Box selbst zu öffnen, wird daran gehindert und zieht sich schmollend zurück. Casey spielt den Vermittler und überredet sie, nun doch mit der Wahrheit rauszurücken, was sie dann auch tut. Zufällig sei man bei Forschungsarbeiten auf einen Virus gestossen, der das Immunsystem zerstört und das Militär möchte die potentielle Biowaffe selbstredend haben. Weiteres muss warten, denn Thoreau nähert sich hubschraubermässig und Judd ist erst mal wieder im Team.

Barry und Michael (der sich offenbar keiner weiteren Beschattung durch die NZL-Secret Service´ler erfreut, was deren Effektivität wieder in keinem besonders guten Licht dastehen lässt) treffen sich. Es gibt eine leichte Planänderung, verkündet Barry – die Amis wollen nur den Virus, Hilfe für Christine persönlch ist – zu Michaels Entsetzen – eher sekundär (jaja, wer sich auch mit den bösen bösen Geheimdiensten einlässt).

Der Geheimdienst (der Neuseeländer) ist indes nicht faul – man hat der örtlichen Polizei den Bären aufgebunden, Judd und Casey hätten Christine entführt und zudem noch einige Vergewaltigungen auf dem Kerbholz. Die Strassensperre ist schnell errichtet.

Im Trans Am ist es dieweil an der Zeit für ein wenig character building. Christine fragt Judd, warum er keine Rennen mehr fahre (und bevor jetzt jemand daher kommt, dass Judd als ca. 60-jähriger nicht mehr renntauglich wäre – im NASCAR-Zirkus hat Alter noch keinen Fahrer von Dummheiten abgehalten). „Ich habe meinen besten Freund getötet,“ gesteht Judd, damals in Daytona sei er in blindem Siegeswillen zu schnell zum Boxenstop hereingefahren und habe dabei seinen Chefmechaniker fatalerweise auf die Hörner genommen – Caseys Vater! (GOSH! Pure drama!!) Casey schwadroniert das übliche „es war nicht deine Schuld“-Gefasel. Zum Glück erreicht man die Strassensperre, bevor noch heftiger auf die Tränendrüse gedrückt werden kann. Judd legt einen hübschen U-Turn hin und steuert in eine Lagerhalle – und ja, Judd hat tierischen Spass dabei, dreht Kringel, springt über Rampen etc. Carney, wie wir ja wissen, tierisch böse, klaut sich ein Polizeimotorrad, indem er dessen rechtmässigen Besitzer unsanft per clothesline vom Bike haut und nimmt die Verfolgung auf. Gestrandete Fahrzeuge explodieren munter vor sich hin, Carney erweist sich als unfähiger Motorrad-Stuntfahrer und fällt auf die Schnauze. Verfolgt von den Gesetzeshütern fliehen unsere Helden in ein Container-Lager und spielen dort ein wenig Hide & Seek, orten schliesslich eine Autofähre nach Wellington und entern diese…

Dumm nur, dass Thoreau wirklich nicht ganz auf den Kopf gefallen ist und sich zusammenreimt, wohin seine Verfolgten denn verschwunden sind. Ein kurzer Funkspruch an den Kapitän der Fähre und nur zu gern sind der und seine Mannschaft bereit, die vermeintlichen Übeltuer dingfest zu machen – und schon landen unsere überwältigten Helden eingesperrt in einer Kabine, wo sich Judd erst mal zum schlafen hinlegt. Christine nörgelt rum, dass die Viren unbedingt dem CIA übergeben werden müssten. Judd ist auch nicht völlig dämlich und stellt die Gretchenfrage. „Glauben sie, die machen Weihnachtsplätzchen aus dem Zeug?“ Unser aufrechter Rennfahrer stellt fest, dass seine Auftraggeberin reichlich naiv ist, aber ist Gentleman genug, sich trotzdem dafür zu entschuldigen, dass er ihr nicht helfen konnte.

Ohne weitere Ereignisse dümpelt die Fähre auf Wellington zu, wo sie schon sehnsüchtig von Thoreau erwartet wird. In dramaturgisch perfektem Zeitplan entdeckt Casey grad rechtzeitig, dass sich hinter einem Bild und einem leicht abschraubbaren Gitter ein nur durch Sperrholz abgedeckter Durchgang auf den Flur verbirgt – schnell wird ein unaufmerksamer Wachtposten k.o. gehauen, sich der Weg zum Autodeck freigekämpft und die verbleibende Distanz von ca. 25 Metern zum rettenden Ufer mit einem gewagten Autosprung überbrückt. Thoreau kann nur dusslig zukucken, wie sich die nächste Verfolgungsjagd, this time quer durch Wellington, abspielt. Diverse Humorigkeiten ereignen sich, so wird einem Kleinbus, der von Nonnen und einem Pfaffen belegt wird, eine Tür abgefahren. Carney überschlägt sich mit seiner Karre und klaut kurzerhand aus dem nächsten Autohaus einen Ford Capri in Renntrim (was diese Wellingtoner Autohäuser auch alles so im Showroom rumstehen haben), erpresst sich die Schlüssel und brettert zu einem „fahren sie vorsichtig“ des armen Autoverkäufers durch die Scheibe. Okay, wir wissen alle, was jetzt kommt. Der Capri ist erstaunlicherweise schneller als der NASCAR-Trans-Am und aufgrund hellseherischer Eigenschaften kann Carney auch die richtige Strasse hinauf ins Gebirge (entsprechend eng und kurvig) finden und die Helden einholen. Judd ist gewitzt und lässt Casey Öldosen auf Carneys Windschutzscheibe schmeissen, nicht allerdings bevor es Carney gelingt, Judd eine Kugel in die Schulter zu verpassen. Derart in seiner Sicht eingeschränkt, holzt Carney gegen die erstbeste Felswand, krabbelt aus dem Wrack und wird von einem heranbretternden Truck überfahren. Tja, Autodiebstahl lohnt sich nicht.

Der heftig vor sich hin blutende Judd braucht ´ne Pause und die legt man auf einer verlassenen Farm in einer Scheune ein, wo Christine den gemeuchelten Arm verbindet und dümmlicher Smalltalk stattfindet: „Warum sind sie Ärztin geworden?“ „Weil ich die Welt retten wollte. Warum sind sie Rennfahrer geworden?“ „Weil ich Sieger sein wollte.“ Wie ich schon sagte: Pure Drama! Thoreau hat mittlerweile rausgefunden, wo unsere Freunde sich verstecken und zieht mit seiner Streitmacht auf. Per Megaphon fordert er die Herausgabe der Viren – den Helden soll selbstverständlich nichts passieren. Judd ist erwiesenermassen fahruntauglich – Casey, you know, der Knabe mit der Panik vor hoher Geschwindigkeit, muss ans Steuer. Der Ausbruch gelingt mit Müh und Not, bevor Thoreau heimtückisch aus dem Hinterhalt Christine umlegen kann.

Dummerweise bewegt sich Casey, verfolgt von den verbliebenen Gefährten des neuseeländischen Geheimdienstfuhrparks, direktemang auf eine Steilküste zu. Auch die CIA trifft in Form eines Hubschraubers mit Barry und Michael ein. Barry fordert die Übergabe der Viren und nur der Viren, aber Christine trickst ihn aus, knotet das herabgelassene Seil am Überrollbügel des Trans Ams fest… die Steilküste naht und der Trans Am hängt am Hubschrauber (ein durchaus spektakulärer Stunt – und wenn Ihr das in einem neumodischen Blockbuster gesehen habt – it was made here first!). Vor lauter Begeisterung über den geglückten Stunt vergessen unsere Neuseeländer, dass sie über Lenkräder und Bremspedale verfügen und stürzen sich die Steilwand hinunter. Unsere Helden hängen am Haken und fliegen einem Happy End entgegen…

Nach dem Nachspann erinnern sich die Produzenten noch ihrer Verantwortung und ermahnen das geneigte Publikum: „Please drive home safely.“

Wie Ihr sicherlich schon bemerkt habt, ist Shaker Run keine Filmkunst… dieser Streifen steht in der verdienten Tradition der guten alten „Moonshiner“-Filme (was ja insofern wieder konsequent ist, als der ganze NASCAR-Sport ja seine Wurzeln in der „Moonshiner“-Subkultur aus Prohibitions-Zeiten hat) und ist nicht viel mehr als ein etwas ernsthafteres Derivat der in den 70er Jahren schwer angesagten Chase-Comedies a la Smokey and the Bandit. Dass das corpus delikti in diesem Fall ein Koffer mit todbringenden Viren ist, ist nicht mehr als ein – ziemlich lausiger – MacGuffin, denn genauso gut liesse sich der Film mit jedem anderen Aufhänger realisieren (sei es eine Kiste Bier, irgendwelche Dokumente, Nacktfotos des neuseeländischen Premierministers etc.). Es ist eigentlich schon, wie angedeutet, ein ziemlich blöder MacGuffin, denn angesichts einer potentiell Tod und Verderben bringenden Seuche im Kofferraum sollte man meinen, dass sich die Staatsmacht bzw. deren Geheimdienst etwas, naja, dezenterer Methoden bedient, um die Flüchtigen aufzuhalten, denn schliesslich besteht ja das Risiko, dass die Viren bei einem zünftigen Crash freigesetzt werden.

Naja, wie gesagt, das mit den Viren ist nur ein Aufhänger, um die Story in Fahrt (ha, ein nicht mal beabsichtigtes Wortspiel) zu bringen (und ein wenig utopischen Background zu liefern, weswegen sogar das Lexikon des Science-Fiction-Films meiner Freunde Hahn/Jensen dem Streifen einen Eintrag zubilligt) – letztendlich ist Shaker Run nicht mehr als ein gelegentlich rasantes Road Movie ohne Tiefgang und Anspruch. Die Story hat Legionen von Plot Holes (schliesslich ist ja die ganze Prämisse der Story, dass die CIA sich eines derart hanebüchenen Plans bedient, um an die Viren zu kommen, ein gigantisches Plot Hole an sich) und strotzt nur so vor IITS-Momenten und Zufälligkeiten, die den Helden in die Hände spielen (wie z.B. die Entdeckung der Fluchtmöglichkeit aus der Fähren-Kabine justament als die Fähre in Sprung-Distanz zum Ufer ist) – wir sehen klar, hier dient die Story nur dazu, halbwegs eine plausible Verbindung zwischen den diversen Action- und Stunt-Sequenzen zu schaffen (und dass es dafür immerhin vier Autoren gebraucht hat, ist auch nicht gerade ein Ruhmesblatt für die neuseeländische Screenwriter-Gilde).

Kümmern wir uns also nicht weiter um die Geschichte, die Produzenten taten´s schliesslich auch nicht und legen ebenfalls das Hauptaugenmerk auf Tempo, Action und Spannung. Zum Tempo – der Auftakt ist ein wenig zähflüssig, die erste halbe Stunde passiert doch nicht wirklich viel und der zentrale Spannungspunkt dieses ersten Akts, das Stehlen der Viren, passiert dermassen spannend und unspektakulär, wie man es selten gesehen hat. Sobald unsere Helden erst mal im „Shaker“, so heisst der Rennwagen übrigens, hence the title, Platz genommen haben und durch die neuseeländische Prärie brettern, zieht folgereichtig auch das Tempo des Films an, ohne aber wirklich in overdrive zu kommen, dazu findet sich zwischen den Stunteinlagen immer wieder Leerlauf, der mit bedeutungslosen bis dümmlichen Dialogen zugekleistert wird. Die Actionszenen selbst sind durchaus ansehnlich und in gutem Hollywood-Standard inszeniert – selten wird es wirklich wahnsinnig spektakulär (blosse Verfolgungsjagden mit Crash und Explosion sieht man ja in jeder Fernsehserie, den Dukes of Hazzard reichte das ja als Konzept für mehrere Seasons), echte Hingucker sind der Fähren-Sprung und der schlussendliche Steilküsten-Helikopter-Stunt. Etwas übermässiger Einsatz von Slow Motion-Techniken nimmt den Stunts gelegentlich auch etwas die Dynamik. Richtige Spannung will so recht auch nicht aufkommen – angesichts der Tatsache, dass sowohl die Neuseeländer als auch die CIA mehr oder minder als Bösewichte gezeichnet sind, kann man Christine und ihren Helfern nicht wirklich die Daumen drücken (schliesslich denken wir vermutlich weiter als der Drehbuchautor und fragen uns, welch teufliche Schelmereien die Amis mit den Virenkulturen anfangen werden) und den Schluss des Films kann man nicht wirklich als Auflösung betrachten – im wahrsten Sinne des Wortes lässt man den geneigten Betrachter ein wenig in der Luft hängen…

Positiv hingegen ist die Kameraarbeit zu vermerken – es ist sicherlich nicht einfach, die grandiose Naturkulisse, die Neuseeland von Haus aus bietet, zu verhunzen, und Shaker Run bietet eineige überwältigende Landschaftsaufnahmen. Mal ein durchaus anderer und ansehnlicher Background als endlose amerikanische schnürl´grade Highways, statt dessen kurvige enge Gebirgsrouten durch schneebedeckte Felder und Auen.

Die Regiearbeit von Bruce Morrison kann man entweder als geradlinig oder uninspiriert bezeichnen und trifft dabei vermutlich mit beiden Varianten den Nagel auf den Kopf. Immerhin, das ganze ist recht slick und orientiert sich, was die Action- und Verfolgungsjagdaufnahmen angeht, deutlich an seinerzeit angesagten TV-Vorbildern wie Miami Vice & Co.

Zu den Darstellern: Alt-Mime Cliff Robertson, Veteran zahlloser Kriegsfilme und Krimis, erweist sich als Idealbesetzung für den brummig-kantigen Helden Judd Pierson – sicher hat Robertson nicht sein Herzblut an die Rolle vergossen, aber sein minimalistisches Spiel trifft den Nagel hier auf den Kopf. Sein Kompagnon, das ehemalige Teenie-Idol Leif Garrett, trägt zumeist ein dämliches Grinsen und seine Dauerwelle spazieren (allerdings fällt mir dabei immer wieder ein, dass anno 1978 die erste von mir selbst gekaufte Single eben Leif Garretts Hit „I was made for dancin´“, später zur inoffiziellen HSV-Vereinshymne umgedichtet, war). Angesichts seiner hiesigen darstellerischen Leistung finde ich es zumindest etwas seltsam, dass Garrett seinen früheren Starruhm durch Schauspielerei und nicht Singerei erzielt hatte (nicht, dass er ein grandioser Sänger wäre…). Hauptamtlicher Claim to Fame der weiblichen Hauptdarstellerin Lisa Harrow (da fällt mir glatt noch ein, dass ich dem Film hoch anrechne, dass er auf jegliche Love Story verzichtet) dürfte sein, dass sie sich dereinst vom (neben Peter Jackson) vermutlich berühmtesten Sohn Neuseelands, Sam Neill, hat schwängern lassen. Eine grosse schauspielerische Leuchte ist sie jedenfalls nicht, aber der Film ist auch schwerlich dazu geeignet, solcherlei Talente zu Tage zu fördern. Harrow ist heutzutage mit dem IMAX-Dokumentarfilmer Roger Payne ehelich verbunden. Shane Briant gibt als Thoreau einen hübsch finsteren Bösmann ab.

Insgesamt ist Shaker Run ein wenig aufregender Verfolgungs-Actioner, der sich hauptsächlich für Fans des Genres, die mal eine nicht-amerikanische Variante eines car-chase-movies sehen wollen, empfiehlt. Es wird wenig geboten, das man nicht anderweitig spektakulärer oder humoriger gesehen hat (gerade die Autoverfolgungsjagden sind für ein wenig infantilen Humor und Oneliner geradezu prädestiniert – darauf mag man abfahren [harhar] oder nicht, ich z.B. hatte an den depperten Cannonball Run-Filmen immer meinen Spass). Man kann sich sicherlich schlechter unterhalten, aber fazitös lässt sich anmerken, dass sich ein car-chase&-crash-Movie aus Neuseeland auch nicht grundlegend von einem solchen aus Hollywood unterscheidet. Medioker.

(c) 2001 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 5


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