Sex and Zen: Extreme Ecstasy

 
  • Deutscher Titel: Sex and Zen: Extreme Ecstasy
  • Original-Titel: 3D Rou Pu Tuan Zhi Ji Le Bao Jian
  • Alternative Titel: 3D Sex and Zen | 3D Sex and Zen: Extreme Ecstasy |
  • Regie: Christopher Sun Lap Key
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 2011
  • Darsteller:

    Hiro Hayama (Wei Yangsheng), Leni Lan (Tie Yuxiang), Saori Hara (Ruizhu), Yukiko Suo (Dongmei), Vonnie Lui (Elder of Bliss), Tony Ho (Prince of Ning), Kirt Kishita (Quan Laoshi), Calina Chan (Maid Xian Lan), Justin Cheung (Mr. Lam), Sho Tong Wong (Monk Budai)


Vorwort

Ancient China… örtlicher Chef im Ring ist der Prinz von Ning, ein unleidlicher Zeitgenosse, der in einer Berg-Höhlen-Festung lebt und neben Frauen auch „Raritäten“ aller Art sammelt. Allerdings können auch Ratsuchende bei ihm, naja, Rat finden, sofern sie für seine Sammlung passende Kostbarkeiten als Geschenk mitbringen. Wei Yangsheng, eigentlich dem Prinzen gegenüber oppositionell eingestellt, ist ein solcher Ratsbedürftiger. Nachdem er nämlich seinem besten Freund die wunderschöne Tie vor der Nase weggeheiratet hat, hat sich im Ehebett herausgestellt, dass Wei nun, sagen wir mal, alles andere als ein Hengst mit Steherqualitäten ist: der durchschnittliche Liebesakt dauert bei ihm so circa 5 Sekunden.
Nachdem Tie das eine Weile lang über sich hat ergehen lassen, kommt’s zur Scheidung und der in jeder Hinsicht frustrierte (aber Tie immer noch liebende) Wei erhofft sich praktische Tipps und Ratschläge zur Verbesserung seiner sexuellen Leistungskraft. Da Wei sich, nachdem sein Geschenk glatt durchfällt, als Kunstexperte und Sachverständiger für den Prinzen als nützlich erweist und in seine Dienste tritt, kann dem Manne auch geholfen werden, speziell dank Dongmei, deren Superspezialfähigkeit es ist, JEDEM Mann zu permanenter Dauererektion zu verhelfen. Nun hat Wei zwar Ausdauer wie ein Zuchtstier, nur die Frauen haben nicht so wirklich was davon.

Als der „Elder of Bliss“ beim Prinzen vorbeischaut (eine attraktive Biene mit meterlangem Dödel, die/der sich auf semi-vampirische Weise durch die Lebenskraft von Kindern und Jugendlichen ihr/sein blendendes Aussheen erhält), sieht der/die Weise klar – mit Weis Mikroschwengel ist nun mal kein Staat zu machen. Bevor der Verzückungsmeister seine geheimen Liebestechniken preisgibt, möge sich Wei doch erst mal ein brauchbares Instrument verschaffen. Der bislang einzig erfolgreiche Schwanztransplantator hat zwar mittlerweile das Zeitliche gesegnet, doch seine tumben Gehülfen brennen nur darauf, es ihrem Meister nachzutun. Ein kleiner Unfall während der Operation ist zwar dafür zuständig, dass anstatt des ausgekuckten Pferdeschloingels der eines Esels fürderhin bei Wei Dienst tut, rein funktionell ist Wei jetzt aber als Poppmeister seinem ebenfalls prächtig ausgestattetem Dienstherrn ebenbürtig. Doch als der Prinz herausfindet, dass Wei dereinst mit seinem Lehrmeister, dem buddhistischen Mönch Bodai, über ihn gelästert hat, reagiert der Übeltuer ausgesprochen mürrisch – und als er dann auch noch seine schmierigen Griffel auf Weis immer noch geliebe Tie richtig, nimmt die Geschichte einen heftigen Turn ins DRAMATISCHE!!!


Inhalt

Ich weiß nicht, was es über das FFF-Publikum aussagt, aber die Vorstellung von „3D Sex and Zen“ war erstaunlich gut besucht (und verblüffte mich mit einem nicht minder erstaunlich hohen Frauenanteil). Liegt’s daran, dass das FFF eine passable Ausrede dafür ist, sich ungestraft asiatischen Softporn im Kino ansezen zu können, ohne sich moralisch dafür rechtfertigen zu müssen („Hab doch Dauerkarte, Schatzi, die muss ich doch absitzen!“)? Keine Ahnung. Und zudem bin ich vermutlich der letzte, der meckern darf, saß ich doch schließlich auch drin. Und, bei Gott, nachdem ich an dem Tag schon The Dead und Urban Explorer durchlitten hatte, war ich auch in der genau richtigen Stimmung für „mindless exploitation“ bzw. „sexploitation“.

Das Sequel/Re-Imagening zum ’91er Cat-III-„Klassiker“ ist ’n sehr seltames Ding. Wie das Original verquickt die Neuauflage von Regie-Newcomer Christopher Sun, nach einem Script des Produzenten Stephen Siu („China White II“) und seinem Co-Autoren Mark Wu Softporn, bewährt holzhammerintensive HK-Comedy, Splatteraction und pathoserfülltes Melodrama mit einer der ganzen Machart des Films komplett konträr laufenden Moral-von-der-Geschicht (am Ende, postuliert der Film, ist wahre Liebe diejenige, in der Sex keine Rolle spielt, was das Publikum, das Eintritt für zwei Stunden wilde Popperei bezahlt hat – und selbige auch geliefert bekam – sicherlich nicht gleich zu enthaltsamen Mönchen oder Nonnen konvertieren wird). Die Story ist wie üblich in einem HK-Film ebenso kompliziert wie komplett unwichtig (zumal laut IMDb die Export-Fassung auch um ca. eine Viertelstunde gekürzt wurde und ich gehe mal davon aus, dass in guter alter Tradition „Handlung“ für entbehrlicher gehalten wurde als „Action“), belastet uns mit einer Vielzahl von Charakteren, deren Beziehungskonstrukt eigentlich durch eine Powerpoint-Präsentation erklärt werden müsste (abgesehen davon spielt wieder das „wir-Langnasen-können-doch-einen-Chinesen-mit-Langhaarmatte-nicht-vom-anderen-unterscheiden“-Dilemma rein), aber im Endeffekt kann man der Plotte folgen (es würde vermutlich sogar ohne Untertitel gehen… wir arme FFF-Besucher bekamen eh nur die Hälfte der Subs zu sehen, weil keine Zeit mehr blieb, die Bluray-Projektion vernünftig zu kalibrieren. Das Kino revanchierte sich für den Fauxpas mit einem Getränkegutschein, so no real harm done).
Würde man einen Film wie „Sex and Zen“ (der, bevor da Fragen aufkommen, sicherlich 95 % Sex und maximal 5 % Zen beinhaltet…) tatsächlich ernstlich inhaltlich analysieren wollen, käme man zu dem Schluss, dass Wei durchaus eine interessante, da ambivalente Hauptfigur ist – seine Sexsucht ist nicht rein egomanisch (*sein* Problem ist ja relativ schnell gelöst, der eigentliche Quest [hihi] geht ja dahin, dass er nicht nur aus Eigennutz Hengst sein will, sondern auch möchte, dass die bespungenen Frauen – und in allererster Linie seine geliebte Tie, die trotz aller Kreuz- und Quervögeleien, die Wei sich leistet, immer seine angebetete Herzensdame bleibt – ihren Spaß an der Nummernschieberei haben), aber die Mittel, die er einsetzt, sind höchst zweifelhaft – so hat er kein Problem, seinen treuen Diener dem/der Elder of Bliss als Lebenskraft-Quelle anzudienen – und in der Tat verwandelt das Zwitterwesen den Diener dann auch in einen Greis; der/die/das Elder ist dann übrigens auch ein erster Vorbote auf den recht radikalen Stimmungswechsel, den sich das Script für den Schlussakt vormerkt. Denn nach so 80 Minuten munterem Sexspaß, sexuell aufgeladenen Sight Gags und Dialogen hart an der Schmerzgrenze nimmt die Chose zum Finale hin einen echten U-Turn – anstatt zotigem Witz und auf komisch getrimmtem semi-expliziten Aufeinanderrumgerutsche wird im letzten Filmdrittel nach Herzenslust gefoltert, perfide Rachepläne (Mönch Bodai wird sexuell korrumpiert, was den alten Zausel zum Selbstmord treibt) werden geschmiedet, splattrige Leichenberge aufgetürmt und sich hauptdarstellerseitig leidend und schmerzerfüllt pathetische Liebes- und Opferschwüre entgegengeschmachtet, als wäre den Autoren eingefallen, dass sie alles menschliche Drama, das sie in den ersten zwei Dritteln zugunsten der hysterischen Sexfarce vernachlässigt haben, konzentriert in die letzten 30 Minuten packen müssen.

Wer nicht erst seit gestern HK-Filme glotzt, wird sich zumindest nicht grundsätzlich über diesen für den Durchschnitts-Europäer unverdaulichen Mischmasch wundern – brachiale Gewalt und platte Comedy mischen die Jungs aus der ehemaligen Kronkolonie nun mal für ihr Leben gern (nicht alle so exzessiv wie mein Lieblingsprügelknabe in der Hinsicht, der gute alte Wong Jing, der sich wahrscheinlich tierisch in den Hintern beißt, dass er nicht zuerst auf die Idee kam, eine Softsexgewaltactionorgie in 3D über die Leinwände flimmern zu lassen), nur wirkt der Kontrast irgendwie noch stärker, noch deftiger, wenn der Gegenpol zu Pathos und Melodrama eine wirklich doofe, auf (durchaus im positiven Sinn gemeinten) primitive Gags getrimmte Sexfarce bildet – das ist beinahe so, als würde man an einen „Gar lustig juckt die Lederhose Teil XII“-Schwank ein Finale draufsetzen, in dem sich alle Beteiligten gegenseitig durch den Fleischwolf schnetzeln. Das dürfte von Fug und Rechts wegen nicht funktionieren, da in Hongkong aber alles anders ist, kann man dem Streifen nicht mal absprechen, dass er auf einem gewissen Level (das der Durchschnittseuropäer – hoffentlich – nicht erreichen kann) dramaturgisch klappt. Klingt komisch, ist aber so: auch wenn der Ton im Schlussakt ein gänzlich anderer ist, nicht mehr ein „hoho-ein-CGI-Penis“-Gag oder formatfüllende Wackelbrüste regieren, sondern Schmerz, Tränen, Selbstaufopferung und Tod, die Charaktere bleiben in sich einigermaßen stimmig und nachvollziehbar.

Und trotzdem – wen interessiert’s? Das ist „3D Sex and Zen“ und nicht „3D Krieg und Frieden“. Was also bietet der Streifen? Nun, überwiegend attraktive Menschen (und ganz besonders ein Rudel wirklich attraktiver asiatischer Schnuckis), die oft und gern aus ihren Gewändern fahren und es in erstaunlich aufwendig wirkenden Kulissen (mit CG-Unterstützung, versteht sich, die manchmal nicht immer überzeugt – der vielfach verwendete establishing shot des Prinzen-Hauptquartiers hat schon eher was von einem zehn Jahre alten Videospiel) mit allerlei penisförmigen Requisiten in allen denkbaren Variationen, Stellungen und Situationen miteinander treiben. Die Sexszenen sind freilich in etwa so realistisch wie die Steuererklärung eines Multimillionärs – klar, es soll ja in diesen Parts lustig bleiben. Und natürlich auch deutlich unterhalb der Gürtellinie einschlagen, weswegen wir dann eben auch CG-animierte, meterlange männliche Geschlechtsorgane (besonders der/die/das Elder tut sich mit seinem im Ruhezustand um’s Bein gewickelten Lümmel hervor) en gros serviert bekommen.
Als 3D-Film ist „Sex and Zen“ einigermaßen zurückhaltend – die räumliche Tiefe überzeugt durchaus, die Qualität der computergenerierten 3D-Effekte ist absolut *nicht* auf der Höhe der Zeit, sondern der Hollywood-Entwicklung sicherlich ein paar Jahre hinterher, und überraschenderweise werden sie auch relativ sparsam eingesetzt. Ein paar in-your-face-Riesenschwengel, im Finale Wurfmesser des Prinzen-Henchmen, das ist es dann eigentlich, was an rechnerunterstüzten 3D-FX auf den Zuschauer losgelassen wird – wer eine „alles-kommt-einem-entgegen“-Orgie a la „Final Destination 5“ erwartet, wird eher enttäuscht werden, oder anders ausgedrückt, eine zwingende Notwendigkeit für das 3D-Gimmick gibt’s nicht, „flat“ würde der Streifen sicherlich nicht sehr verlieren.

Aber trotz seiner immer noch beachtlichen Laufzeit ist der Streifen kurzweilig, doof-hysterisch-komisch oder eben übertrieben melodramatisch, vom Filmhandwerk, wenn man von den nicht ganz zeitgemäßen Computertricks absieht, ausgesprochen anständig umgesetzt (Kameramann Jimmy Wong ist ein Routinier, speziell an der steadicam, die er auch hier gerne seinsetzt, und arbeitete u.a. an „Bloodsport“, „Knock off“, „Das Medaillon“ oder „Ultraviolet“).

Die Sex-, Gewalt- und Pathosmischung dürfte einer ungekürzten FSK-Freigabe wohl entschieden im Wege stehen, wenn überhaupt, dürfte eine ungeschnittene Fassung wohl über Österreich laufen (die Splattereffekte inkl. abgetrennter Gliedmaßen – nicht nur „Glied“-maßen, äh -, geteilter Körper usw. sind dabei FX-technisch passabel).

Die darstellerischen Leistungen sind für einen Sexploiter in Ordnung. Der Japaner Hiro Hayama (zu sehen u.a. in „New Police Story“, „Der Mythos“, oder „Dead or Alive: Final“) erledigt seine Rolle des Wei mit aller (gebotenen?) Ernsthaftigkeit (was hilft, den Turn ins Melodrama einigermaßen glaubhaft zu halten); Tony Ho („Dead or Alive: Final“, „New Police Story“, „Hong Kong Crime Scene“) ist ein angemessen fieser und, wenn nötig, munter overactender Fiesling; die diversen Damen (allesamt eher unbekleidete, äh, unbeschriebene Blätter) ausgesprochen easy on the eye (bekannteste Lady dürfte „Elder“ Vonnie Lui sein, die einen Auftritt in Joe Mas 2008er „Sasori“-Remake zu verzeichnen hat).

Fazit: Ein Film, den man schwer objektiv bewerten kann – es *ist* nun mal ein Werk, das man speziell von einer europäisch-westlichen Perspektive nicht mit normalen Maßstäben erfassen kann. Man sollte es sich daher einfach machen: Hirn ausschalten, wunderschöne Bilder, schöne Frauen und mittelprächtige CGI genießen, hysterisch lachen und sich danach wundern, wieso man sich eigentlich über einen derart wahnsinnigen Film so köstlich amüsiert hat. Die Wertung gibt also ausschließlich meinen persönlichen Entertainment-Wert wieder, der in diesem Fall mal wirklich nichts mit analytisch-objektiv meßbaren Tatsachen zu tun hat…


mm
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