Scum of the Earth

 
  • Original-Titel: Scum of the Earth
  •  
  • Regie: Herschell Gordon Lewis
  • Land: USA
  • Jahr: 1963
  • Darsteller:

    Kim Sherwood (Allison Louise Downe (als Vickie Miles))
    Harmon (William Kerwin (als Thomas Sweetwood))
    Sandy (Sandra Sinclair)
    Lang (Lawrence Wood)
    Larry (Mal Arnold)
    Ajax (Craig Maudsley jr.)
    Mr. Sherwood (Edward Mann)
    Marie (Toni Calvert)


Vorwort

Wenn ich schon eine meiner heissgeliebten Something-Weird-Double-Feature-DVDs unter der Fuchtel habe, könnte ihr ja gepflegt davon ausgehen, dass die beiden Main Attractions in zeitlich enger Abfolge besprochen werden. Tja, und heute hatte ich dann erwartungsgemäss auch keine bessere Idee, als mir im Nachgang zu „The Defilers“ eben den dort servierten zweiten Hauptfilm reinzuziehen.

Verantwortlich für den „Abschaum der Erde“ zeichnet das bewährte Exploitation- und Gore-Team Friedman/Lewis. Herschell Gordon Lewis, Schöpfer unsterblicher Klassiker wie Blood Feast oder Two Thousand Maniacs!, stieg ja, wie Nicht-Experten vielleicht nicht ganz so geläufig ist, ja nicht erst mit seiner „Blut-Trilogie“ ins Filmgeschäft ein, sonder kurbelte seit 1959 im Zusammenspiel mit David F. Friedman bereits ein gerüttelt Mass an Nudisten- und sonstigen Sexploitation-Filmen herunter – es spricht für Lewis, dass er sich aus diesem Genre recht frühzeitig (und mit einer Art Selbstparodie, Boing-g-g! verabschiedete, um andere, lukrativere Pfründe zu schröpfen (um 1963 drehte jeder, der eine Kamera halten konnte, Nudistenfilme – billiger ging´s nimmer). Insgesamt gut 17 solcher Filme drehte das Duo Friedman/Lewis, knapp die Hälfte davon blieb der Nachwelt erhalten, so auch Scum of the Earth, ein Vertreter aus der Endphase der Lewis´schen Sexfilmkarriere und mit dem werden wir uns nun ausführlich beschäftigen…


Inhalt

Es beginnt kurios genug – ein OMINOUS LOOKING GUY TM parkt sein Cabrio in der „No-Parking“-Zone, stapft zu einem weiteren Kerl und tauscht eine Handvoll neutraler Umschläge (vermutlich im unauffälligen Braun, ist ja ein Schwarz-Weiss-Film das…) gegen eine beachtliche Handvoll Dollarscheine aus. Kerl Nr. 2 kuckt sich kurz den Inhalt eines Umschlags an, amüsiert sich und drückt die ganze Chose dann einem dritten Kerl in die Hand. Und dieser dritte Kerl wiederum versucht konspirativ – und erfolgreich – einen der Umschläge einem gelangweilt rumstehenden College-Kid zu verkaufen. Und unser College-Kid enthüllt uns dann auch endlich, was denn so lustiges in dem Umschlag drinsteckt – ein absolut harmloses Pin-up-Bildchen (dank der äusserst vagen Einstellung könnt ich nicht mal sicher sein, dass es ein Nacktbild ist).

Nach der Titelsequenz finden wir uns im Fotoatelier von Harmon wieder, den sein Modell Sandy warten lässt. Sandy hat auf die offensichtlich erotischen Bilder absolut keine Lust, schon gar nicht, wenn „Muskelprotz“ Ajax mit von der Partie sein soll, den sie nicht nur – im Einverständnis mit Harmon – für einen „Jerk“ und „Creep“ hält, sondern der ganz ersichtlich auch sonst ein recht unsympathischer Geselle ist. Was hier vor sich geht, ist höchstwahrscheinlich illegal, denn Sandy droht eher unspezifiziert damit, ihr Herz bei den Cops auszuschütten. Harmon und Ajax gehen darauf nicht weiter ein, warum auch, schliesslich zieht Sandy ja trotzdem den BH aus (nur um sich von Harmon einen semitransparenten Stofffetzen umhängen zu lassen – für einen Sexfilm, das sag ich Euch gleich, geizt der Streifen ganz schön mit nackten Tatsachen, ganz im Gegenteil zu The Defilers. Sandy ist allerdings immer noch in unkooperativer Stimmung, auch wenn Harmon die Fotosession erst mal mit ein paar „künstlerischen“ Posen aufzulockern versucht. Ajax´ Anwesenheit ist sowohl Fotograf als auch Model nicht wirklich recht, aber der Fiesling ist ein Vertrauter eines gewissen Mr. Lang, und das ist zweifellos derjenige, der anschafft. Nach der Warm-up-Phase befindet dann auch Harmon, dass es jetzt Zeit für die Bilder, die „sich verkaufen“ wäre und Ajax bewegt sich drohend auf Sandy zu… Schwarzblende.

Mr. Lang ist zufrieden, als ihm Harmon in Begleitung von Sandy bald darauf die Bilder präsentiert – drei Stück werden zur Vervielfältigung geordert, der Rest soll vernichtet werden. Sandy hätte aber noch eine Anmerkung, sie will aussteigen. Lang versteht zwar nicht ganz, wieso die Gute ihren lukrativen Job aufgeben möchte, hätte einen Vorschlag – wenn sie nicht mehr posieren will, soll sie wenigstens „neue Talente“ für die Operation rekrutieren. Das ist zwar nicht wirklich das, was Sandy im Sinn hat, aber Lang gibt ihr zu verstehen, dass sie, wenn sie nicht mitspielt, auch weiterhin selber alle Fotoaufnahmen machen muss (hm, bis jetzt hab ich noch nichts wirklich schreckliches gesehen, mal sehen, was da dahintersteckt). Überdies würde dieser neue Deal auch beinhalten, dass Sandy mit den „Neuen“ zusammen posiert, um letztere an die Sache zu gewöhnen (was an der ganzen Kiste jetzt der Vorteil für Sandy sein soll, ist mir irgendwie entgangen – erinnert mich an meinen Bürojob… vermeintliche neue Aufgaben „anstatt“ entwickelten sich immer zu solchen „zusätzlich“). Sei´s drum, Sandy erkennt, dass sie – warum auch immer – keine Wahl hat und akzeptiert. Immerhin gestaltet sich der Anwerbejob nicht so stressig, dass Sandy durch Hollywoods Bars tingeln müsste und Girlies aufreisst – nein, Langs rechte Hand Larry hat bereits ein Mädel ausgekuckt (und so´n Zufall, ´s ist ´ne Freundin von Sandy), die junge unschuldige Kim (so unschuldig, dass sie noch nie ein Mann „ohne was“ gesehen hat, wie sie später berichten wird… mei, das waren noch Zeiten…). Also, so wirklich hart ist Sandys neuer Job nicht, denn ihr Wirken beschränkt sich mehr oder weniger darauf, mit Harmon zu Kim zu fahren, die beiden oberflächlich bekanntzumachen und sich dann zu verdrücken (leicht verdiente Kohle, tät ich sagen). Kim hat vom Modeln keine Ahnung und kriegt beinahe einen Anfall, als Harmon ihre Beine zu sehen wünscht (was stellt sich das Kind vor??). Harmon erklärt ihr umständlich, dass der potentielle Fotoshoot für eine Schuhfirma wäre und man dazu wohl oder übel auch ihre unteren Extremitäten begutachten müsse („Nichts, dessen man sich schämen müsste! Selbst meine besten Freunde haben Beine!“ scherzkekst Harmon), überdies seien 50 Dollar cash auf die Kralle drin. Kapitalistisch, wie Kids nunmal sind, ist Kim damit geködert, entblösst ihre (eher durchschnittlichen, ähem) Beinchen, und schon sitzt sie bei Harmon im Atelier und lässt sich ablichten. Das Mädel ist richtiggehend enttäuscht, als der Shoot vorbei ist und will MEHR. Harmon hätte da noch was, wären auch wieder 50 Scheinchen drin, aber er weiss ja nicht… ob sie „Badeanzug“-Sachen machen würde, für einen Kalender? Kurzer Gewissensbiss, ob Daddy das gut finden würde, aber okay, 50 Bucks sind 50 Bucks – also tollt sie bald (in einem hinreissend albernen 60er-Jahre-Swimsuit, für den sich Esther Williams vermutlich geschämt hätte) am Strand, an einem Swimming Pool und in Harmons Atelier herum.

Kims Papa ist zwar erfreut, dass sein Töchterlein ordentlich Kohle fürs College mit nach Hause bringt, fragt sich aber doch, ob das mit der Fotografiererei seine Ordnung habe. Harmon ist gaaaanz lieb, versichert Kim, nicht mal, dass sie selbst keine Abzüge der Fotos bekommt (Daddy würde gern mal kucken…), kommt ihr spanisch vor.

Larry und Lang machen sich Sorgen – you see, ihre Abnehmer brauchen Nachschub und sie haben nix mehr zu verkaufen (also um illegale Swimsuit-Aufnahmen geht´s schon mal nicht). Harmon, bei der Krisensitzung anwesend, beruhigt die Nerven. Er kriegt Kim schon noch rum, lässt sie nur ein wenig zappeln, damit sie dann, wenn´s ans Eingemachte geht, auch wirklich anbeisst. Larry ist nicht überzeugt, hat er doch selbst schon versucht, bei Kim zu landen, blitzte aber ab.

Kim bekommt ein Weilchen später Post von ihrem Lieblingscollege, das würde sie tatsächlich aufnehmen, möchte aber baldmöglichst 500 Dollar an Einschreibegebühr überwiesen bekommen. In ihrer Verzweiflung ruft sie Harmon an, der zutiefst bedauert, gerade nichts für Kim zu haben, das was er gerade fotografiere, wäre bestimmt nix für sie. Da das Mädel aber hartnäckig ist, bestellt er sie ins Atelier ein – und auch Larry…

Erwartungsgemäss reagiert Kim pikiert-entsetzt, als Harmon die Möglichkeit von Nacktfotos ins Spiel bringt. Harmon zieht alle Register seiner Überzeugungskraft: „Ich könnte meine Auftraggeber vielleicht dazu bringen, es bei Oben-Ohne-Fotos bewenden zu lassen“ – und das für 500 Dollar Gage! Kim weiss nicht so recht, noch nicht mal, als Harmon ihr die oberfaire Regelung vorschlägt, erst mal die Bilder zu machen und sie nur abzuliefern, wenn sie Kim gefallen, wenn nicht, sollen sie vernichtet werden. Kim druckst rum, bis Harmon der Kragen platzt und er eine Entscheidung fordert. Widerwillig und wider besseres Wissen willigt Kim ein. Man macht sich sofort an die Fotografiererei, Kim ist definitiv nicht glücklich über das, was sie da treibt, aber Harmon ist ob des sich ihm (und leider nur ihm) präsentierenden Körpers (zwischen Kims verschränkten Armen können wir eine Brustwarze erahnen). Während Kim versucht, so wenig wie möglich zu zeigen, schleicht sich Larry ins Studio und spielt versteckte Kamera – d.h. er lichtet Kim oben nackig ab, als die es nicht erwartet. Kim kriegt ´nen kleinen hysterischen Anfall (weiss zwar nicht, was an Larrys Bild so viel schlimmer ist als an denen, die Harmon macht, ausser dass letzterer vermutlich der bessere Fotograf ist) und Harmon plagt die Seelenpein: „Ich kenne nur eine abstossendere Person als dich,“ teilt er Larry mit, „nämlich mich“.

Solltet Ihr Euch an dieser Stelle langsam aber sicher fragen, wo sich hier so etwas wie ein Plot versteckt, bekommt ihr jetzt die Antwort, als Kim sich bei ihrer Freundin Sandy ausheult. Lang und seine Spiessgesellen erpressen die arme Kim – entweder sie steht weiter für Nacktaufnahmen zur Verfügung, oder Daddy bekommt das von Larry geschossene Foto zu sehen (wie gesagt – das waren noch Zeiten… heutzutage verschenkt frau von Welt doch Nacktaufnahmen von sich an Gott und die Welt, das ist ´ne Industrie für sich). Sandys Ratschlag überrascht Kim, nicht aber uns, die wir wissen, dass sie in dem ganzen Apparat involviert ist. Die einzige Lösung, so Sandy, sei nämlich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und in Gottes Namen sich fotografieren zu lassen, Kim könne ja ihr Gesicht wegdrehen, wenn geblitzt wird, damit niemand sie erkannt. Wenn Kim nicht mitspielt, unkt Sandy, würde Lang die ganze Stadt mit ihren Fotos tapezieren, und das wär nich´ gut. Kim sieht ein, dass der ganze Schlamassel Schuld eigene ist (?, naja, Naivität, aber sonst…) und beisst in den sauren Apfel, was Sandy umgehend ihrer Chefetage telefonisch rapportiert.

Die nächsten Aufnahmen stehen an und Larry hat Ajax mitgebracht. Zwar gibt´s eine Art Übereinkommen, dass Ajax sich nur in eine Ecke setzen und zusehen soll (obwohl er liebend gern persönlich mitmischen würde), aber Larry warnt Kim: Wenn sie rumzickt, lässt er Ajax los, und der sei ein rasender Bulle… Während Kim sich um- bzw. auszieht, pondert Harmon, im tiefsten Herzen ein GUTER, wie wir seit der ersten Sekunde vermuten, wie er nur in die ganze Sache reingeraten konnte. Larrys Aussage hilft weder ihm noch uns entscheidend weiter (genauer gesagt werden wir im ganzen Film nicht erfahren, wie Harmon nun in dieser Bredouille geraten ist), aber dafür verrät er uns, dass er keine Angst vorm langen Arm des Gesetzes hat, denn er sei ja minderjährig (!!! Wenn der Kerl unter 21 ist, bin ich mein eigener Opa) und da könne ihm ausser einer Bewährungsstrafe nix passieren (war das amerikanische Jugendstrafrecht damals wirklich so lax??? Die haben doch noch heutzutage keine Hemmungen, einen Minderjährigen staatlich sanktioniert über den Jordan zu schicken!). Kim stellt weitere Bedingungen: keine Aufnahmen ihres Gesichts und alle Abzüge und Negative der zuletzt geschossenen Topless-Pics, bitte schön. Harmon wundert sich zwar über letztere Bedingung, ist er genau wie wir der Meinung, dass die jetzigen Aufnahmen vermutlich „schlimmer“ sein werden, kommt der Bitte aber nach. Harmon baut seine Beleuchtung auf und Larry nutzt die Gunst der Stunde (naja, es wird wohl Absicht gewesen sein, hehe), um Kim erneut unheimlich heimlich abzulichten. Und zwar samt Kopf und Gesicht, was Kim erneut in einen hysterischen Anfall schubst, den Larry mit ein paar Ohrfeigen zu kurieren gedenkt…

Am heimischen Herd ist Kim so unglücklich drauf, dass es sogar ihr alter Herr merkt, aber auf entsprechende Anfrage reagiert Kim nur mit dem üblichen „Lasst-mich-doch-alle-in-Ruhe“ und stürmt auf ihr Zimmer.

Larry verfügt über beachtliche Chuzpe, das muss man ihm lassen. Als Kim nämlich leichtsinnigerweise das Diner betritt, in dem Larry mit einigen potentiellen Abnehmern herumschäkert, beginnt er ob ihres Anblicks sofort damit, die entsprechenden Fotos anzupreisen und vorzuführen, sehr zum Amüsemang der kaufenden Kids, die die Kleene dann auch prompt nach Strich und Faden verarschen. Nennt man wohl: „Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung“ oder so ähnlich.

In dieser Situation meldet sich Lang telefonisch bei Kim und verklickert ihr, dass er ihr „helfen könne“, und zwar als einziger, weswegen sie sich sofort zu einem Treffen mit ihm aufmachen solle, für Transport werde er sorgen (in Form von Sandy – langsam geht auch Kim das Licht auf, dass Sandy nicht ganz unschuldig an der Misere ist). In seinem Büro setzt Lang Kim auseinander, dass er über alles Bescheid weiss – seine „Hilfeleistung“ sieht allerdings so aus, dass er dafür sorgen will, dass Kim aufs College gehen kann UND weiter für die Fotos posiert, was Kim natürlich nicht als wahnsinnig hilfreich ansieht und daher rundheraus ablehnt. Wie nicht anders zu erwarten, hat Lang für diese Möglichkeit vorgesorgt und beauftragt Larry, sofern er nicht binnen drei Minuten gegenteilige Anweisung gibt, hundert Abzüge von Kims letztem Nude-Foto zu machen und den ersten direkt an Daddy-O zu schicken. Diese Bedenkzeit nutzt Lang für eine Tirade über die sittenlose heutige Jugend („es ist nicht meine Schuld, dass du posiert hast! Die heutige Jugend ist krank, dreckig, gierig, egozentrisch, heuchlerisch – und wenn diese Fotos die Öffentlichkeit sehen, ist dein Ruf keine 15 Cents mehr wert“ – ja, der Junge ist ein Motivationskünstler – im übrigen featured diese Szene die legendären extreme-close-ups auf Langs Fresse, die in den Something-Weird-Trailershows immer prominent verwurstet wird). Nach diesem Rant wird Lang versöhnlicher – sein Deal hätte zwei Teile, der eine wäre ganz angenehm, der andere möglicherweise, aber auch nur möglicherweise nicht, auf jeden Fall würde Kim dabei nicht verletzt (tolle Aussichten). Der angenehme Teil: Langs Organisation würde Kim ein Jahr lang das College finanzieren, der vielleicht unangenehme Teil: ein (in Worten: EIN) Tag Fotoshooting mit Harmon und zwei anderen Mädchen – that´s it! Mehr wäre nicht nötig, da Sandy mittlerweile andere, „willigere“ Mädchen aufgetrieben habe. Kim geht nun endgültig ein Licht auf, aber Sandy spielt die Mitleidstour: „Ich war noch schlimmer dran – sie hatten Fotos von mir und Ajax!“ (GOSH! Wenn mir einer mal sagen würde, was Ajax denn nun so übles treibt, würde ich vielleicht etwas mitfühlender sein…). Speaking of Ajax, der würde gern mitmischen, aber weil Lang ja ein netter Kerl sei, würde er dafür sorgen, dass der nicht zum Zuge käme. Kim knickt ein – aber wenn die Sache damit nicht erledigt ist, wird sie die Polizei einschalten. Fair genug, findet Lang, und bestellt die hundert Abzüge ab.

Die Organisation hat aber ganz andere Sorgen als Kim, nämlich eine gewisse Marie, ein weiteres Model, das ebenfalls die Nase voll hat und nicht nur aussteigen, sondern sogar singen will – immerhin beruhigt sie Sandy, dass sie Harmon und sie nicht verpfeifen würde, aber Ajax, der gehört wirklich runter von der Strasse (dammit, langsam bin ich wirklich neugierig, welch Schufterein Ajax denn nun so in petto hat). Blöd für Marie, dass Larry und Ajax mithören und Gegenmassnahmen einleiten. Die sehen so aus, dass Ajax Marie am hellichten Tag auf offener Strasse entführt (vor Passanten! Boy, das Leben als Krimineller muss damals herrlich gewesen sein) und in ein Motelzimmer schleppt. Dort zückt er seinen Gürtel und schreitet zu Auspeitschung und Vergewaltigung (vermutlich, zumindest). Auf jeden Fall zieht er die Auspeitschung durch, auch wenn wir nur das Endresultat in Form der entsprechenden Zeichnungen auf Maries Rücken zu sehen bekommen und verzupft sich. Intelligenzpreise wird Ajax aber auch nicht gewinnen, denn ihm entgeht die Tatsache, dass das Motelzimmer über einen Telefonanschluss verfügt, den Marie, kaum wieder zu sich gekommen, umgehend für ein Gespräch mit den Cops nutzt (nicht, dass das irgendwohin führen würde).

Für den 3-Girls-Shoot haben Larry & Co. eine gewisse Shelly als drittes Mädel aufgetrieben und die scheint auf den ebenfalls anwesenden Ajax richtig zu fliegen (was nicht auf Gegenseitigkeit beruht, der Kerl ist also tatsächlich auch noch wählerisch). Kim und Sandy sind in „bringen-wir´s-hinter-uns“-Stimmung und Harmon fotografiert harmlose Bikini-Aufnahmen (nicht mal topless… mann, was damals alles verboten war…), Ajax lungert rum, stört die Aufnahmen und nervt, wo er nur kann. Schliesslich, Harmon schiesst gerade die „Baseball“-Aufnahmen, wird´s Ajax zu langweilig und er will mitmischen und ganz speziell mit Kim. Harmon, Gentleman alter Schule, beabsichtigt, die Session wie vereinbart Ajax-frei zu halten und versucht, den Rüpel an Übeltuereien zu hindern, wird aber weggeschubst. Während Ajax sich an Kim heranmacht, bemächtigt sich der Fotograf der Requisite Baseballschläger und haut diese dem Finsterlin so lange über die Rübe, bis der den Abschied einreicht und verscheidet. In leicht depressivem Gemütszustand drückt Harmon Kim sämtliche Negative und Abzüge in die Hand und empfiehlt ihr, heute nicht hier gewesen zu sein, bevor er die Polizei anruft.

Vor den Cops plädiert Harmon auf Notwehr und seine Story entspricht grundsätzlich der Wahrheit, bis auf die Tatsache, dass das von Ajax angegriffene Model nicht Kim, sondern eine Harmon nicht näher bekannte Blondine gewesen wäre. Die Cops sind verständnisvoll, da Ajax einen angemessen miserablen Ruf geniesst – wenn Harmon das Mädel als Zeugin präsentieren könne, wäre es kein Problem, mit Notwehr durchzukommen (sind für solche Ratschläge nicht eigentlich die Rechtsverdreher zuständig?), aber sonst winkt der elektrische Stuhl. Zu Harmons Glück wartet Sandy im Hintergrund auf ihren Einsatz, spielt die vermeintliche Blondine und bestätigt nicht nur die Story (auf die Idee hätten Harmon und Sandy aber auch alleine kommen können… Denker, zweifellos!), sondern verblüfft die Allgemeinheit (einschl. Harmon) mit der Enthüllung, Harmons Verlobte zu sein (soviel zu „nicht näher bekannt“, gelle…).

Schlechte Nachrichten reisen bekanntlich schnell und so ist Lang schon informiert und beim Kofferpacken für Hawaii (welch Exil… schon mal was vom FBI gehört?), als Larry auftaucht und sich fragt, was los ist. Ajax ist tot, brieft ihn der Boss, drückt ihm ein Notenbündel in die Hand und empfiehlt ihm, sich in einem „All-Nite-Movie“ zu verstecken, „was ungefähr der einzige Platz ist, wo sie dich nicht suchen werden.“ Larry blitzmerkt – wenn die Sache schon gelaufen ist, dann sollte für ihn, bitte schön, doch etwas mehr Kohle drin sein, andernfalls werde er Lang den Bullen ans Messer liefern (tolle Drohung, wo die doch eh schon von Harmon instruiert sein sollten). Langs Einwand, dass Larry dann auch mit untergehen werde, grinst der mit dem bekannten „Minderjährig“-Argument beiseite und macht sich daran, die Cops anzurufen. Lang zückt seinen Damenrevolver (Ihr wisst schon, diese Mini-Ballermänner, die sich eigentlich nur in einem kleinen Handtäschchen gut machen) und schiesst Larry kurzerhand tot. Langs Abgang wird durch die eintreffenden Gesetzeshüter kompliziert, die ihn erst zu über einen Parkplatz und schliesslich an den Strand hetzen (weder Verfolger noch Verfolgter kommen irgendwann mal auf die Idee, probehalber zu schiessen). Am Strand angekommen, geht Lang ins Wasser – will er nach Hawaii schwimmen? Nein – angesichts der Übermacht von ZWEI Streifenbullen schiebt er sich den Revolverlauf ins Maul und drückt ab – dramatische Rotblende (im ansonsten schwarz-weissen Film) und schon hätte sich der Oberfiese selbst entleibt und wir können an den Feierabend denken.

Der besteht aus dem obligatorischen Happy-End für die überlebenden Beteiligten. Kim verabschiedet sich von Harmon, der sich bedankt, dass sie aus ihm und Sandy wieder „menschliche Wesen“ gemacht hätte, bevor er sich zu einer Hochzeit (zu seiner, denken wir mal) aufmacht und Kim kann friedlich auf ihr College gehen. Ein pathetischer Erzähler hebt den notwendigen moralischen Zeigefinger: „Für jedes Mädchen, das entkommt, tappt ein anderes in die Falle. Die Gesellschaft muss auf der Hut sein!“ Schluss und Vorbei.
Bewertung

Scum of the Earth hinterlässt insgesamt einen etwas zwiespältigen Eindruck – auf der einen Seite ist der Streifen recht unterhaltsam, für Lewis´ Verhältnisse sogar flott und gelegentlich ambitioniert inszeniert (seine Splatter-Filme wirken ein wenig amateurhafter), andererseits geizt der Film mit dem, was er eigentlich verspricht, nämlich Sleaze und Exploitation.

Aber der Reihe nach… die Story wirkt heutzutage bestenfalls unglaubwürdig. Nun bin ich kein Zeitzeuge, aber ich frage mich schon, ob in den 60ern wirklich ein schwarzer Markt für harmlose Nacktfotos bestand (und obwohl der Streifen permanent andeutet, dass da NOCH grössere Perversitäten, in Form von Ajax, lauern, bleibt er uns den Beweis dafür schuldig – ob Hardcore-Pornographie oder S/M-Geschichten, das alles scheint möglich, aber wird einfach nicht aufgeklärt – das einzige Foto, dass uns tatsächlich gezeigt wird, ist jenes aus der Pre-Title-Sequenz, und das ist nun wirklich nichts aufregendes – wenn 1963 Filme wie The Defilers gezeigt werden konnten, dürften Fotos mit weniger spektakulären Motiven doch eigentlich nicht wirklich so begehrt gewesen sein – für ein „Porno-Syndikat“ sind die Jungs um Mr. Lang ziemlich anspruchslose Gemüter…), wage ich leicht zu bezweifeln. Und ob man dem Film seine daraus folgenden Entwicklungen abkauft, steht und fällt mit der Antwort auf die Frage, ob man diese Grundidee als Basis für ein Juvenile-Delinquent/Sexploitation-Drama akzeptiert. Mir fällt das schwer, da m.E. Kim nichts so gravierendes „verbrochen“ hat, dass sie es nicht der Polizei oder ihrem Vater einfach hätte erzählen können (gut, 60er, andere Moralvorstellungen, ich weiss, aber bitte – es gibt wahrhaftig grössere Katastrophen als eine mehr oder weniger unfreiwillige Nacktaufnahme). Wie gesagt, ich krieg das persönlich nicht so ganz auf die Reihe und kann deswegen nicht wirklich grossartig mit Kim „relaten“. Positiv ist anzumerken, dass zumindest einige Charaktere (namentlich Harmon und Sandy) für 60er-Jahre-Exploitation-Film-Massstäbe relativ vielschichtig sind, was sie um einiges lebendiger macht als z.B. Jamie in The Defilers.

Lewis´ Regie ist, wie schon angedeutet, für die Verhältnisse des Meisters recht gelungen – zwar wirkt so manche Szene etwas statisch (als Ausgleich dafür ist die Showdown-Verfolgungsjagd mit Lang vergleichsweise lächerlich), dafür versucht Lewis gelegentlich mal eine ungewöhnliche Kameraeinstellung. Auch in den sonstigen Abteilungen präsentiert sich Scum of the Earth im Vergleich zu ähnlich preiswerten Grindhouse-Produkten handwerklich-technisch konkurrenzfähig, d.h. annehmbar professionell – niemand wird den Film mit einer Major-Produktion (oder nur einer etwas ambitionierteren B-Indenpendent-Produktion) verwechseln, aber im Vergleich zu Ed Wood und seiner Crew sieht es so aus, als wüsste Lewis´ Belegschaft, was sie tut.

Was man dem Streifen aber natürlich anlasten muss, ist sein absoluter Mangel an Exploitation – und was könnte für einen Film, der mit jeder Faser seines Herzens Exploitation schreit, tödlicher sein… wo uns The Defilers noch eine wahre T&A-Parade vorzelebrierten und auch vor Spanking und Whipping on-screen nicht zurückschreckten, bleibt Scum of the Earth fast schon erschreckend zahm – aufregenderes als den ein oder anderen nackten Rücken, diverse Mädels in Bikinis oder Unterwäsche und die Gürtelspuren auf dem Rücken der armen Marie bietet der Streifen nicht – mehr Drama als Exploitation. Und auch, wenn am Schluss fleissig gestorben wird, bleibt´s unspektakulär – Gore hatten Lewis und Friedman seinerzeit noch nicht erfunden (erst kurz danach mit Blood Feast.

Grosse darstellerische Leuchten standen Lewis nie zur Verfügung, da macht auch Scum of the Earth keine Ausnahme. Freunde von Blood Feast werden einen guten Teil des dortigen Ensembles auch hier wiederfinden, allen voran William Kerwin (hier „Thomas Sweetwood“), der später auch noch in Two Thousand Maniacs! den Helden gab. Kerwin liefert auch die beste Performance ab, gefolgt von Sandra Sinclair (Sandy). Lawrence Wood (dem die IMDB lustigerweise auch zwei Stummfilme aus dem Jahr 1915 andichtet, die muss er als Embryo gemacht haben) gibt einen annehmbar exaltierten Schurken ab, „Larry“ Mal Arnold (auch in Blood Feast am Start), hat das Problem, dass zumindest ich ihm keinen Meter weit abkaufe, einen Minderjährigen zu spielen (auch wenn Minderjährigkeit in den USA „unter 21“ bedeutet). Allison Downe bemüht sich nach Kräften. „Ajax“ Craig Maudsley jr. kann in seiner Vita stolz auf den unsterblichen Klassiker Blaze_Starr_Goes_Nudist verweisen (könnte nicht behaupten, dass ich den Knaben wiedererkannt habe, aber er hat ja auch nicht wahnsinnig viel zu tun, ausser Marie zu misshandeln und sich umbringen zu lassen).

Ihr merkt schon, wahnsinnig viel gibt´s zu Scum of the Earth eigentlich nicht zu sagen (wenn man die vorangegangenen zigtausend Bytes als „nicht wahnsinnig viel“ betrachtet, har-har), also verliere ich, bevor ich zum Abgesang komme, noch ein paar Worte (naja, vermutlich ein paar mehr) zu den diversen Extras der Something-Weird´schen DVD.

Extra-Feature Nummer 1 ist eine gut 45-minütige Trailerreel, die neben zwei amüsanten, da aufgrund des „schockierenden Inhalts“ nur mit Standbildern ausgeführten Trailern für The Defilers noch solche für Aroused, Banned, Confessions of a Psycho Cat, The Curse of Her Flesh, The Pick-Up, Sex Killer, Sock It to Me Baby und The Ultimate Degenerate (sowie als verstecktes Easter Egg noch für The Smut Peddler) bietet. Die meisten dieser Trailer sind drei bis sieben Minuten und damit RICHTIG lang und zumeist recht unterhaltsam (für Sexploitation-Freunde – jede Menge Nudity, Auspeitschung, Elektroschock-Folter etc.). Dazu gesellen sich zwei thematisch passende Kurzfilme. Intimate Diary of Artists´ Models führt uns wieder mit Sandy Sinclair und Craig Maudsley jr. zusammen (sowie mit dem vermutlich hässlichsten Nacktmodell der bekannten Kulturgeschichte), wirkt aber unvollständig (und gegen Ende geht auch der Ton flöten), Naked Fury, vom einschlägig berüchtigten Nudie-Regisseur Barry Mahon, ist ein ganz witziger Zehnminüter um einen Fotografen und Zwillings-Modelle, die sich vor der Kamera einen Ringkampf liefern. Drei „Drive-In-Intermission-Reels“ von insgesamt ca. 15 Minuten Länge sind das nächste Special Feature – es handelt sich dabei um originalgetreue Pausenfüller-Spots, hauptsächlich Werbung für die kinoeigene Snackbar (leckere Barbecue-Sandwiches!), aber daneben gibt´s auch treudoofe public messages wie z.B. die Aufforderung, zum Gottesdienst der Konfession des Vertrauens zu pilgern, sein Haus ordentlich anzustreichen etc. und einen MPAA-Spot, in dem Julie Andrews (!) die diversen US-Film-Freigaben erklärt (und darauf hinweist, dass Filme mit einem MPAA-Rating moralisch einwandfrei sind… sure thing!). Immer mit dabei ist bei Something Weird die „Gallery of Exploitation Art“, gut zehn Minuten mit Plakaten, Aushangfotos und Werbemateralien für diverses abseitiges Drive-in-Fodder (leider etwas zu schnell im Durchlauf), akustisch untermalt von einem Werbesprecher, der den Drive-In-Besuchern den Erwerb diverser Sexratgeber in Buchform nahelegt („Schalten sie das Abblendlicht ein und einer unserer Angestellten kommt zu ihnen an den Wagen!“). Insgesamt einmal mehr eine absolut gelungene DVD-Präsentation, auch ohne das bereits im Defilers-Review erwähnte Gizmo, sich Filme samt Extras in Form einer „authentic Drive-in-experience“ vorführen zu lassen.

Was die Präsentation von Scum of the Earth angeht, ist noch kurz festzustellen, dass der Vollbildtransfer nicht ganz die Bildqualität von The Defilers erreicht, da sind doch einige mehr Speckles zu verzeichnen, dafür ist der Ton sauberer und grösstenteils besser verständlich als beim anderen Feature Film der Disc.

So, die versprochenen letzten Worte: wenn man davon absieht, dass Scum of the Earth objektiv gesehen ganz bestimmt kein Sexploitation-, ja noch nicht mal ein Exploitationfilm ist, kann man sich von dem Streifen ganz gut unterhalten lassen – es wird selten bis nie langweilig, auch wenn die vermutlich bei Titel und Inhalt des Films erwarteten Sleazigkeiten weitestgehend ausbleiben, dafür aber ist die Story abstrus genug und gelegentlich unfreiwillig komisch (wie gesagt, das hängt davon ab, inwieweit man einfach die Prämisse der Story als glaubhaft oder eben nicht einstuft). Fans der Splatterfilme von H.G. Lewis sollten aber gewarnt sein, dass Blood Feast & Co. von diesem Film in so ziemlich jeder Beziehung Lichtjahre weit entfernt sind. Wer als Freund trashiger 60er-Jahre-Kost darüber hinwegsehen kann, dass Sex und Gewalt hier in jeder Beziehung off-screen stattfinden, kann aber auch mit Scum of the Earth Spass haben – eine Trashfilmparty kann auf jeden Fall schlechter fahren als mit diesem Something-Weird-Double-Feature-Package.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 6


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