Screamers: The Hunting

 
  • Deutscher Titel: Screamers: The Hunting
  • Original-Titel: Screamers: The Hunting
  • Alternative Titel: Screamers 2 |
  • Regie: Sheldon Wilson
  • Land: USA/Kanada
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Gina Holden (Lt. Victoria Bronte), Jana Pallaske (Schwartz), Lance Henriksen (Orsow), Greg Bryk (Commander Andy Sexton), Christopher Redman (Rafe Danielli), Tim Rozon (Madden), Dave Lapommeray (Sgt. Romulo), Jody Richardson (Soderquist), Stephen Amell (Guy), Holly O’Brien (Hannah), Darryl Hopkins (Dwight), Steve Lush (Bryce)


Vorwort

Vor dreizehn Jahren entkam Joe Hendricksson mit Müh und Not vom Planeten Sirius 6B, wo die „Screamers“, sich selbst produzierende Roboter, die im Rahmen eines mit allen Mitteln geführten Bürgerkriegs als ultimative Waffe gegen ALLES Lebendige konstruiert wurden, ihr Unwesen treiben, doch beim Landeanflug auf die Erde explodierte sein Schiff aus ungeklärten Gründen… Nun wird von Sirius 6B ein Notrufsignal aufgefangen und ein Rettungsteam in Marsch gesetzt, das unter erheblichem Zeitdruck arbeiten muss, denn sechs Tage nach ihrer Ankunft wird der Planet von Meteoritenstürmen und magnetischen Wellen getroffen und alles Leben auf ihm vernichtet werden. Dem Team gehört auch Victoria Bronte an, Hendrickssons Tochter, die hofft, auf dem Trip Hinweise zum Tode ihres Vaters zu finden. Schnell werden die Retter von Screamern angegriffen und entdecken eine gigantische, dormant liegende Screamer-Fabrik. Weil nicht alle Teammitglieder vorrangig das Ziel haben, Überlebende zu bergen, sondern vielmehr sich an der lukrativen Screamer-Technologie zu bereichern, wird die Fabrik unabsichtlich aktiviert… Commander Sexton bricht die Mission ab, doch das Raumschiff ist bereits von Screamern angegriffen worden, die Brennstoffzellen sind leer. Das Team rettet sich zu einer kleinen Gruppe Überlebender, die sich in einem Höhlensystem verschanzt haben. Zunächst misstrauen die Höhlenbewohner um den jungen Guy den Raumfahrern, wissen sie doch – im Gegensatz zu Sextons Truppe – dass die neueste Version der Screamer menschliche Gestalt annehmen kann. Nach einigen Missverständnissen – so befreit Victora unwissentlich einige von Guys Leuten gefangene Mensch-Screamer, die für Bodycount sorgen – beschließen die Übriggebliebenen, in einem Umspannwerk nach Brennstoffzellen zu suchen. Der Weg dahin ist von Screamer-Attacken und gegenseitigen Verdächtigungen geprägt – und vor Ort macht der übersichtliche Resttrupp eine verblüffende Entdeckung: der totgeglaubte Erfinder der Screamers, Orsow, ist noch am Leben und hält es für keine gute Idee, wenn *irgendjemand* Sirius 6B vor der planetaren Katastrophe verlässt…


Inhalt

1995 drehte Christian Duguay, der sich mit seinen beiden zwar ungefragten, aber nicht ganz üblen Sequels zum Cronenberg-Schocker „Scanners“ einen Namen gemacht hatte (besonders „Scanners III“ dürfte eigentlich jeden Fan handfesten Schädelplatz-Horrors zufriedenstellen), und der mittlerweile dazu übergegangen ist, gewichtige zeitgeschichtliche Stoffe für’s TV zu inszenieren (für „Hitler – The Rise of Evil“ staubte er diverse Fernsehpreise ab), nach einer frühen Kurzgeschichte von Philip K. Dick („Second Variety“) „Screamers“, einen patenten middle-budget-SF-Horror-Reißer (in einer Zeit, als derlei Filmgut noch zumindest theoretische Chancen auf Kinoweihen hatte) mit Peter „RoboCop“ Weller, der sich verhältnismäßig dicht an die Originalstory hielt (zumindest, wenn man das mit anderen Dick-Adaptionen vergleicht), und allgemein nicht emotional überwältigter Begeisterung, aber von den Genrefans zumindest mit Wohlwollen aufgenommen wurde. Finanziell war die Angelegenheit kein sonderlich großer Erfolg, und so hätten sich alle Beteiligte wohl ohne großeren Gram damit abgefunden, dass die „Screamers“-Saga (mit ihrem nicht ganz so düsteren Ende, im Gegensatz zur nihilistischen Kurzgeschichte) abgeschlossen war.

Da kennt man aber Produzenten schlecht – doch schon vierzehn Jahre später entschieden sich die Geldgeber des Originals (die zwischenzeitlich hauptsächlich Fernsehproduktionen auf die Beine stellten), dass die Zeit für ein Direct-to-DVD-Sequel gekommen sei. Soll der Schaden des Zuschauers nicht sein – Dick-Adaptionen sind nicht aus der Mode gekommen (Next, A Scanner Darkly, „Minority Report“ und ein kolportiertes „Total Recall“-Remake unter der Ägide von Kurt „Equilibrium“ Wimmer sprechen eine deutliche Sprache) und nicht zuletzt Starship Troopers 3: Marauder bewies, dass man auch unter den Bedingungen eines D2DVD-Releases vernünftige, unterhaltsame Arbeit abliefern kann – und „Screamers“ setzte die Meßlatte nun gewiss nicht SO hoch wie „Starship Troopers“. Mit Miguel Tejada-Flores (Beyond Re-Animator) konnte immerhin auch der Drehbuchautor des Originals verpflichtet werden, so dass eine gute Chance auf plausbile Kontinuität bestand, der angeheuerte Regisseur Sheldon Wilson konnte mit seinem Thriller „Shallow Ground“ positive Reaktionen ernten (mit seinem „Vögel“-Abklatsch „Kaw“ dann allerdings weniger). Und damit zumindest ein bekannter Name den Cast ziert, konnte der unvermeidliche Lance Henriksen zu einem Special-Guest-Auftritt überredet werden (das kann, zugegebenermaßen, so schwer nicht sein, wenn’s sogar Alone in the Dark II schaffte).

Und siehe da – tatsächlich ist „Screamers: The Hunting“ mit das erfreulichste im Bereich der Direct-to-DVD-Sequels (neben dem allerdings unübertrefflichen „Starship Troopers 3“) der letzten Jahre und der Beweis, dass man, wenn man filmemacherseits nicht nur daran interessiert ist, ein etabliertes Franchise mit wenig Aufwand des schnellen Dollars wegen auszubeuten, auch dieses Gebiet vernünftig beackern kann, wenn man sich bemüht, Stil und Ton des größeren Vorbilds zu treffen.

Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass Tejada-Flores mit der Materie vertraut ist und so ohne Retcons, Relativierungen oder Widersprüche zum ersten Film auskommt – er verwandelt nur das halbversöhnlich-offene Ende des Vorgängers nachträglich in ein bitteres (indem er klarstellt, dass Hendricksson bemerkt hat, einen Screamer mit zur Erde zu bringen und sich deswegen mitsamt seinem Schiff gesprengt hat) und bastelt daraus noch die Motivation für seine neue (modern weibliche) Hauptfigur. In seinem absolut praktikablen (wenn auch nicht revolutionär spektakulär gutem) Script gelingt ihm recht geschickt der Spagat zwischen Ausbau der „Mythologie“ der Reihe (während wir im ersten Film über die Screamer und ihre Entstehung nicht mehr erfuhren, als wir unbedingt wissen mussten, bekommen wir hier nicht nur die „ausführliche“ Version, sondern sogar den Erfinder der „autonomous mobile swords“ in Persona zu Gesicht) und stringentem, knappen Storytelling. Tejada-Flores postuliert einen „Quest“ (Rettung etwaiger Überlebender), setzt ein Zeitlimit (sechs Tage bis planetare Katastrophe – Spannung!), motiviert die Hauptfigur Victoria (siehe ein paar Zeilen weiter oben), setzt Dicks Lieblingsthema um falsche Identitäten schlüssig fort (da Screamer menschlich wirken können und sie sogar soweit gehen, neue Hybrid-Screamer aus ihren Opfern zu bauen, kann sich eigentlich niemand vertrauen – instant drama) und packt noch den Subplot des „Verräters“ in der Gruppe, der die Screamer-Technologie (bevorzugt ohne rasiermesserscharf bezahnte Roboter am Arsch zu haben) aus finanziellen Gesichtspunkten zur Erde bringen möchte, oben drauf (Konflikt!). Man mag das alles nicht für sonderlich originell halten, aber es ist Genre-Screenwriting nach dem Lehrbuch, davon könnten sich einige Schreiberlinge, die sich in ähnlichen Gefilden herumtreiben, die ein oder andere Scheibe abschneiden. Da gibt’s kein großes Verzetteln und Vertändeln – zwar lässt Tejada-Flores die philosophischeren Aspekte des Dick’schen Themenkomplexes – wie auch schon im Ur-„Screamers“ – zugunsten geradliniger SF-Horror-Action-Plotentwicklung hintanstehen, das ist jedoch per se kein Hindernis, weil die Klientel, die „Screamers 2“ aus der Videothek ausleiht, vermutlich weniger an tiefgründiger Auseinandersetzung mit der Materie interessiert ist (und wenn doch, steht „A Scanner Darkly“ sicher nur ein paar Regale weiter in Richtung Backprogramm). Ein D2DVD-Sequel soll halt, das ist die Natur der Sache, im Idealfall rasante Unterhaltung bieten, ohne dabei exzessiv blöde zu sein, und das liefert Tejada-Flores‘ Script ohne Murren und Zicken. Größere Dämlichkeiten vermeidet das Buch weitgehend (es gibt zwei Stellen, die ich allerdings relativ entsetzlich finde: die Methode, mit der der Quotenschwarze abserviert wird, und die Befreiung der Menschen-Screamer durch Victoria; aber für einen 90-minütigen Genrefilm ist das ein ziemlich guter Schnitt). Dass das ganze Treiben auf das obligatorische Twist-Ende (das vom sachkundigen Publikum natürlich auf zehn Meilen gegen den Wind gerochen wird, aber dann wenigstens *ein klein wenig* anders läuft, als man’s sich vorgestellt hat) hinausläuft, wird niemanden überraschen, bis dahin kucken wir aber solide amtierenden Charakteren zu, die sich stimmig (und bis auf die geschilderten Ausnahmen nicht dämlich) verhalten, hören Dialoge, die niemand mit großer Dichtkunst verwechseln wird, aber allemal tauglich sind, und vor allem gibt’s, und das ist, machen wir uns nichts vor, der Grund, warum wir „Screamers 2“ anschauen, ordentlich Remmidemmi und Rabatz.

Dass selbiger Rabatz auch optisch gut rüberkommt, ist der Verdienst von Regisseur Sheldon Wilson, der einen guten Job dabei abliefert, „look’n’feel“ des Vorgängers zu emulieren. Die Atmosphäre des verwüsteten Planeten wird, Farbfilter sei dank, gut eingefangen; die Kameraführung von John Tarver („The First 9 1/2 Weeks“) ist keine große Filmkunst, aber zweckmäßig, das Design gefällt – der low-tech-Ansatz der Raumschiffstechnologie (immerhin spielt „Screamers 2“ in einer relativ nahen Zukunft, wenn ich vom ersten Teil aus richtig weitergerechnet habe, im Jahr 2091) ist überzeugend, die Sequenz in der Screamer-Fabrik erinnerte mich – durchaus wohlwollend – an „Total Recall“, und auch wenn das Finale „nur“ wieder einmal in einer alten Kraftwerksanlage/Fabrik/o.ä. spielt, ist dies doch zumindest durch die Story gedeckt und findet somit meine Zustimmung. Wilson hält das Tempo hoch – mit Charakterstuff wird sich nicht unnötig aufgehalten, wenn Wilson nicht gerade eine Action- und/oder Splatterszene zelebriert, lässt er Paranoia, gegenseitiges Misstrauen und Verdächtigungen walten (und die obligate Love Story, die erfreulich unprätentiös gehandhabt wird, erweist sich sogar als dramaturgisch notwendig), und gestaltet den Film angenehm unironisch. Seine Actionszenen bringt Wilson dynamisch-rasant, die Splattereinlagen plaka-, aber auch effektiv. Der Score von Benoit Grey erinnert – und damit ist man bei mir automatisch im Book of Cool – an klassische Jerry-Goldsmith-Suiten wie (erneut) „Total Recall“.

Besonders überrascht war ich allerdings vom Splatter-Gehalt – die Screamers sind agressive Biester, und diesem Charakterzug lassen sie hier freien Lauf; da werden Köpfe abgerissen, Körper durchbohrt und gespaltet (und das auf bemerkenswertem technischen Niveau), dass Karl E. Splatterspast die Hose feucht werden sollte; und das bei einer FSK-16-Freigabe. Gut, dass die Frage „blaues Papperl/rotes Papperl/gar kein Papperl“ bei den FSK-Gremien absolut tagesformabhängig ist, wenn die Ratings nicht eh ausgewürfelt werden, ist nun keine Erkenntnis, für die man in nächster Zeit einen Nobelpreis an den Kopf geworfen bekommen wird, aber derart liberal habe ich die Kontrolleure, speziell in einer Phase, in der die Freigaben eher wieder rigider denn locker gehandhabt werden, schon lang nicht mehr erlebt. Über eine KJ hätte sich „Screamers: The Hunting“ sicherlich nicht beschweren können (und, seien wir ehrlich, wenn nicht Sony Home Entertainment, sondern Ascot Eilte, Splendid oder Legend hier mit dem Wunsch nach einer FSK-Freigabe vorstellig geworden wären, hätte mich nicht mal überrascht, wenn eine KJ-Fassung noch hätte Federn lassen müssen). Enjoy it while it lasts – wird nicht viele Splattergranaten geben, die so ungerupft und jugendfreigegeben die Prüfstelle verlassen… Die anderweitigen Effekte sind okay – die „klassischen“ unterirdischen Screamers aus dem Rechner gehen in Ordnung, die Make-ups ebenso, und auch die knappen Weltraum-FX halten jeden middle-budget-Vergleich aus.

Jenseits des passabel aufgelegten, aber eben auch nur für gut zehn Minuten gebrauchten Lance Henriksen verschleißt sich nicht gerade Hollywoods erste Garde, aber man schlägt sich wacker. Die genre-erprobte Gina Holden („Final Destination 3“, Aliens vs. Predator 2, „Flash Gordon“, „Harper’s Island“) gibt eine zeitgemäße weibliche Heldin ab – schnucklig anzuschauen, glaubwürdig genug in den Action-Szenen und schauspielerisch kein Totalausfall. D-Export Jana Pallaske („Extreme Ops“, „Speed Racer“, „Wem nutzt die Liebe in Gedanken“, „Phantomschmerz“, Inglourious Basterds) zieht in der nicht sonderlich ergiebigen Rolle der ängstlichen Schwartz die Wurst nicht vom Teller, fällt aber auch nicht unangenehm auf. Aufgefüllt wird das Ensemble mit zuverlässigen kanadischen Akteuren – Stephen Amell (aus der kanadischen Eishockeytorwart-Sitcom „Rent-A-Goalie“… was es nicht alles gibt [und jetzt ist er Arrow und TV-Superstar… Future Doc]), Greg Byrk („ReGenesis“, „Saw V“), Christopher Redman („CSI: Miami“, „88 Minutes“), Tim Rozon („Instant Star“) und Holly O’Brien (als halbverrückte Planetenbewohnerin eine Schau; „Ein Engel im Winter“, „The Business); niemand drängt sich für große Aufgaben auf, aber alle erledigen ihre Arbeit routiniert, das sind keine Anti-Schauspieler, wie sie derartige cash-in-Sequels normalerweise bevölkern, sondern Leute, die wissen, was sie tun bzw. zu tun haben.

Bild: Das anamorphe 1.85:1-Bild ist einem aktuellen Major-Release angemessen. Gute Schärfe, gute Auflösung auch auf großformatigem 16:9-Equipment, feiner Kontrast, unauffällige Kompression, keinerlei Verschmutzungen oder Defekte.

Ton: Deutscher und englischer Ton werden jeweils in Dolby 5.1 angeboten. Die deutsche Synchro ist qualitativ gut (auch hier hat ein Major-Publisher eben andere Möglichkeiten als der 500er-Limited-Editions-in-der-Garage-Zusammenklöppler), wobei einmal mehr die englische Originalsprachspur aufgrund des etwas lebhafteren „Ambientes“ (Geräusche, Musik) dennoch zu bevorzugen ist. Untertitel gibt’s auf Deutsch, Englisch und Türkisch.

Extras: Neben einer Trailershow wird auf der (leider für ziemlich teures Geld verkauften) DVD ein 24-minütiges Making-of mitgeliefert.

Fazit: Ich könnte ungefähr mein „Starship Trooopers 3“-Fazit hervorkramen – SO mag ich meine DVD-Sequels. „Screamers: The Hunting“ trifft inhaltlich und auch von der Umsetzung her den Ton des Originals – kein intellektueller Höhenflug, aber ein stringenter, ausgesprochen flotter SF-Action-Horror-Hybride, der sich technisch kaum hinter dem finanziell deutlich schwergewichtigeren Vorgänger verstecken muss, dafür aber die Splatterschraube erstaunlich anzieht. Sicherlich spielt der Streifen nicht in einer Gewichtsklasse mit „Total Recall“ oder „Blade Runner“, was Dick-Adaptionen angeht, doch die packende, humorlose Inszenierung, das solide Schauspiel und die erstaunlich grobe Kelle, die härtetechnisch vorgelegt wird, machen ihn zu einem kurzweiligen Vergnügen für den Genre-Freund. Wer „Screamers“ mochte, wird von diesem Sequel keinesfalls enttäuscht sein. Thumbs up!

4/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments