Scream of the Bikini

 
  • Original-Titel: Scream of the Bikini
  •  
  • Regie: Kiff Scholl
  • Land: USA
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Kelsey Wedeen (Jasmine Orosco as „Bridget“), Rebecca Larsen (Paola Apanapal as „Sophia“), Darrett Sanders (Gregorio Peck as „Humbert“), Kimberly Atkinson (Maria Fahrenkamp as „Eva/Sandy“), Bryan Krasner (Alessandro „PePe“ Beaumont as „Chair Man“), Brad Light (Dead Man), Ezra Buzzington (Cult Leader), Randolph Mantooth (Ambassador Cartwright), Jennifer Ann Evans (Cult Priestess)


Vorwort

Supermodels am Tag, freischaffende Geheimagentinnen bei Nacht – so sieht das Leben von Sophia und Bridget aus. Gerade haben sie ein Computergenie, das mit einer ferngesteuerten Bombe ein Flugzeug mit rumänischen Gymnastinnen sprengen wollte, ausgeschaltet, doch der Fall scheint nicht in so trockenen Tüchern zu sein, wie unsere Heldinnen glauben. Humbert, ein rivalisierender Agent und Ex-Lover von Sophia, war auch hinter dem Bombenleger her und faselt zudem noch von einem Mikrochip, hinter dem Interpol her ist. Nach diversem Rätselraten entdecken Sophia und Bridget, dass der Mikrochip sich in einem Zigarettenetui, das sie der Leiche des Terroristen entwendet hatten, verbirgt. Wozu er gut ist, weiß trotzdem niemand.

Aber die Mädchen haben ja auch noch einen zweiten Job und präsentieren für ihren durch Abwesenheit glänzenden Hauptauftraggeber, den Modeschöpfer Ivonne, dessen neue Kreation, ein Halsband mit Anhänger, in einem international rezipierten Fotoshoot. Bei einer Party versucht Sophia, die ihr Halsband nicht abgelegt hat, zu allgemeiner Überraschung Bridget zu erwürgen. Und wäre das nicht schon kurios genug, taucht der tote Terrorist auf und verübt ein Attentat auf die Agentinnen.

Ein kryptischer Hinweis führt Sophia und Bridget zu einem mysteriösen Todeskult, dessen Chef nur auf einem TV-Bildschirm erscheint, und der gar nicht mal so böse ist, wie es zunächst den Anschein hat. Der Kultchef erklärt den Ladies nämlich, dass die Halsbänder Empfänger für telemagnetische Wellen sind, die die Trägerin zur willenlosen Drohne des „Chairman“ macht, dem Oberhaupt von SIAD, einer geheimen Untergrundorganisation der Waffenindustrie, die mittels Halsband gefügig gemachter Frauen fünf UN-Botschafter, die einen weltweiten Friedensplan ausgearbeitet haben, umlegen sollen.

Der Versuch, das SIAD-Hauptquartier zu stürmen, geht leider fürchterlich schief. Sophia, Bridget und Humbert werden gefangen genommen und haben zudem auch noch dem Chairman den Mikrochip frei Haus geliefert, mit dem er seine finsteren Pläne nun in die Tat umsetzen kann…


Inhalt

Abt. Bizarro-Fundstücke auf Amazon Prime. „Scream of the Bikini“ tarnt sich als verschollenes Werk des südamerikanischen Kultfilmers Fernando Fernandez, das nach liebevoller Restauration nun dem geneigten Publikum vorgestellt werde. In Echt ist es natürlich ein „aktueller“ Film, der auf 60er-Jahre-Stil geprügelt wurde, ein ähnliches Unterfangen wie die Kannibalen-Parodie/-Hommage „Isle of the Damned“.

Kiff Scholl hat sich mit diesem Festival-Crowdpleaser den Eurospy-Film als Vorbild vorgenommen und man muss schon konstatieren – er weiß, was er tut, wenn er die Tropes und Klischees des Genres auf liebevolle Weise auf die Schippe nimmt. Direktes Vorbild für das naiv-tumbe Ermittlerinnenduo, das weniger aus eigener intellektueller Kapazität denn schierem Glück und Zufälligkeiten der Lösung des Rätsels näher kommt, dürften Jeanine Reynaud und Rosanna Yanni aus Jess Francos „Sadisterotica“ und „Küss mich, Monster“ sein – dafür spricht auch, dass Scholl mit dem Todeskult ein Horrorelement einbaut, das nicht unbedingt typisch für den klassischen hemdsärmeligen Eurospy-Klopper ist, dafür aber doch ein Stilmittel, das Franco gefallen hätte.

Das Script ist leider etwas sehr episodisch und hangelt sich recht mühsam von plot point zu plot point, die Verbindung zwischen den einzelnen Segmenten wirkt manchmal arg gezwungen (es ist natürlich wahr, dass auch in so manchem Original-Eurospy-Film Wendungen vorkamen, weil sie so im Drehbuch standen und nicht, weil sie sich schlüssig aus der Handlung ergeben hätten, ja) und sicher auch aus Budgetgründen (mehr als 150.000 Dollar hatte Schiff nicht zur Verfügung), ist der Streifen auch bis zum Finale hin auch recht arm an Action (der Showdown ist aber in seiner beabsichtigten Furchtbarkeit ein echter Bringer). Scholl hat ein exzellentes Auge fürs Detail, um das Erlebnis eines authentischen 60er-Eurofilms zu rekonstruieren – vom poppig-bunten Vorspann (der den Film als südamerikanisch-westdeutsche Co-Produktion ausweist) über den lässigen jazzigen Soundtrack und seine Gesangsnummern (ein französischer Nonsense-Chanson, der über eine Verfolgungsjagd zu Fuß gelegt wurde, ist groß!), das nur zufällig lippensynchrone englische Overdubbing, bis hin zu den „Grindhouse“-erprobten künstlichen Laufstreifen und digital aufgehexten Filmbeschädigungen (auch Schiff erlaubt sich den Kniff einer „fehlenden Szene“, gerade während der großen Rede des Chairman).

Kelsey Wedeen und Rebecca Larsen sind auch nahezu perfekt als die Heldinnen – besonders Blondine Wedeen hat brillantes comedic timing (wie es sich für die Haarfarbe gehört, ist sie die etwas „dümmere“ der Agentinnen). Kimberly Atkinson als Sandy, Chairmans oberstes Henchwoman, steht ihnen in nichts nach. Die Herren der Schöpfung sind leider nicht so gut, bei ihnen wirkt alles etwas übertrieben und gezwungen. But watch for an amusing Walter Koenig cameo!

Das klingt nun eigentlich gar nicht so schlecht und sollte „right up my alley“ sein, doch „Scream of the Bikini“ hat ein gravierendes Problem – der Film ist nicht sonderlich lustig. Klar, da gibt’s den prinzipiellen Witz des Films an sich, einen running gag über leichtgeschürzte, Martini-servierende Poolboys, die regelmäßig gekillt werden und im letzten Drittel auch einige gute Gags, aber bei weitem nicht so viele funktionierende Witze, wie Scholl wohl hofft. Wenn man nicht grundsätzlich das Set-up des Films als tragfähig genug erachtet, ist’s ein relativ rauer Ritt bis zu den witzigen Stellen, was auch daran liegt, dass „Scream of the Bikini“ mit 100 Minuten eindeutig viel. zu. lang. ist. Es hat schon seinen Grund, warum die meisten Klassiker der Parodiefilme bei irgendwo zwischen 70 und maximal 85 Minuten einticken, und erst recht, wenn der Film ein „one-trick pony“ ist, ist längere Laufzeit ein aktives Detriment (see: „Isle of the Damned“, as mentioned above).

Mehr als zwei Sterne sind daher, so detailversessen und liebevoll der Film auch gearbeitet ist, nicht drin – es fehlt Zug, es fehlen set pieces, es fehlen mehr gute Gags. Besonders Kelsey Wedeen, eine echte Entdeckung, hätte es verdient…

(gesichtet auf amazon prime, engl. OV)

2/5
(c) 2016 Dr. Acula


mm
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