- Deutscher Titel: Score 2 - Der Kampf
- Original-Titel: Score 2 - The Big Fight
- Regie: Hitoshi Ozawa
- Land: Japan
- Jahr: 1997
- Darsteller:
Hiroshi Miyasaka, Aya Nakamura, Kazuyoshi Ozawa, Gota Tate, Shu Ehara, Hitoshi Ozawa
Vorwort
Vor einem Jahr haben die Ganoven Richie, Cash und Punk die japanische Zentralbank ausgeraubt und 500 Millionen Yen erbeutet. Die Penunze wurde von Cash sorgfältig versteckt, doch nun, als ausreichend Gras über die Sache gewachsen zu sein scheint und es ans Wiederausbuddeln des Zasters geht, begeht Cash den verhängnisvollen Fehler, in eine Polizeikontrolle zu geraten und sich im Laufe der Verfolgungsjagd fatalerwiese gegen einen Bus zu schrauben. Wo ist die Kohle? Tja, die Kollegen haben zwar einen handgemalten Zettel mit der ungefähren Lage, doch auf das einstige Brachland hat ein Investor mittlerweile einen Vergnügungspark gestellt. Nachdem Punk von Unbekannten exekutiert wird, versammeln Richie und desen Boss Spade ein Team von Spezialisten, um des Nächtens, kurz bevor der Park einer Totalrenovierung (nach einem Jahr schon? Mei, hausen die Japaner ab…) unterzogen und dabei der Yen-Segen wahrscheinlich entdeckt wird, auf Schatzsuche zu gehen. Die üblichen Verdächtigen finden sich ein: Sprengstoffexperte Dia, Computer- und Technik-Whiz Club, der unberechenbare Jack und die Kampfamazone Liza. Die Gangster ahnen nicht, dass sie von zwei korrupte Bullen, die sich die Mäuse gern selbst unter den Nagel reißen würden und nur darauf warten, dass Spade und sein Team das Geld finden, beobachtet wreden. Schnell gerät die Situation außer Kontrolle – Jack erschießt unnötigerweise ein paar Wachmänner. Aber auch das ist noch nicht mal das Hauptproblem, denn rasch stellt sich heraus, dass es einen Verräter in der Gruppe gibt. Jeder verdächtigt jeden – der nächtliche Ausflug in den Vergnügungspark entwickelt sich zu einem blutigen Gemetzel…
Inhalt
Abt. Sequel, die keine sind. 1995 gab es einen kleinen, billigen, auf den Philippinen von japanischen Low-Budget-Schergen gedrehten Actionreißer namens „Score“, der hauptsächlich dadurch bestach, dass es einer der eher seltenen Versuche der japanischen Filmindustrie war, der offenkundig versuchte, die gängigen Stilmittel des Hongkong-Action-Kinos zu kopieren (und „kopieren“ trifft es dabei wohl ganz richtig). Dem seinerzeitigen Hauptdarsteller Hitoshi Ozawa gefiel das wohl so gut, dass er sich zwei Jahre später dazu genötigt sah, einen Nachfolgefilm zu schreiben, zu produzieren, zu inszenieren und auch noch drin zu spielen. Verbindungen zum ersten Teil inhaltlicher oder sonstiger Art gibt es nicht – es handelt sich um eine komplett eigenständige Story mit eigenständigen Charakteren (oder was man halt so nennt), was mir – als jemandem, der „Score 1“ nicht gesehen hat – aber auch erst bei der Nachgang-Recherche endgültig klar wurde (in meinem jugendlichen Leichtsinn war ich zunächst davon ausgegangen, dass „Score 1“ den eigentlichen Raubzug geschildert hätte). Egal, „Score 2“ ist also ein „in-name-only“-Sequel, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, und selbst wenn, wäre das ziemlich gleichgültig, weil der Film sich um eine echte Geschichte nicht im Geringsten schert.
Nach knapp 15 Minuten Vorlauf, in dem die Rahmenbedingungen der Story und die einzelnen Charaktere etabliert wreden, ist der Rest des Films eine einzige breit ausgewalzte Action-Szene mit tonnenweise Shootouts, jede Menge Durch-die-Gegend-Gerenne und gegenseitigem Anschreien der Charaktere. Zwar müht sich der Film redlich, durch den Plotpunkt „Verräter im Team“ ein wenig Würze in die Story zu bringen, aber das gelingt halt nur eingeschränkt. Den Charakteren wird auch nur wenig Entwicklung zugestanden (zugegeben, immer schwierig in Filmen, die ihre gesamte Handlung in den Verlauf einiger weniger Stunden packen) und typisch-asiatisch überzeichnete Figuren wie der kichernde und dauersaufende Assistenz-Cop und der durchgeknallte Jack neigen dazu, weniger asienbewanderten Filmfreunden auf die Nerven zu gehen – einzig Liza wird so etwas wie eine Entwicklung über bloße Eindimensionalität hinaus gegönnt. Konsequent ist dagegen schon wieder der Verzicht auf nur einen einzigen „positiven“ Charakter – egal ob Bulle oder Gangster, „bad boys“ sind sie alle – ist für den Zuschauer, der so etwas wie eine klassische Heldenfigur zur Identifikation benötigt, eher unergiebig, lässt der Story aber im Gegenzug Optionen, wirklich quasi jeden Charakter zu jedem beliebigen Zeitpunkt terminal aus dem Film zu entfernen.
Aber – wie eigentlich immer, Story ist Nebensache, „Score 2“ ist ein reinrassiger Action- und Ballerfilm, der nie etwas anderes behauptet. Und als solcher wiederum funktioniert er als filmisches Äquivalent zu einem Shoot’em-up-Videogame doch ziemlich gut. Auch Ozawa gefällt sich darin, den dynamisch-visuellen HK-Action-Style zu kopieren und erledigt das ziemlich gekonnt – wer John-Woo-Filme kennt, wird einiges wieder erkennen (seien es die zahllosen Stand-offs, in denen sich diverse Protagonisten gegenseitig die Wummen an die Schädel halten, Schießereien aus allen Lagen und Haltungen – z.B. im Rückwärtsschlittern, und beidhändiges Geballere aus allen Rohren). Kein Funken an Originalität, aber professionell und rasant in Szene gesetzt. Und vor allem blutig. „Score 2“ spart nicht an kunstblutintensiven Effekten, die auch technisch recht überzeugend ausfallen – bemerkenswert ist die erstaunliche „Leidensfähigkeit“ der Charaktere, die auch dann, wenn selbst ein durchschnittlicher Slasher-Killer wie Michael Myers seinen lezten Odem ausröcheln würde, noch mal aufstehen, sich noch dreimal den Schädel einschlagen lassen und auch dann sicherheitshalber noch ein paar mal erschossen werden müssen, ehe sie wirklich verscheiden. Der Publisher hat sich demzufolge auch, da sich zumindest auch nach intensivem Studium des DVD-Case kein FSK-Papperl finden läßt, zu einer ungeprüften Veröffentlichung entschieden (!).
Kameraführung und Schnitt genügen absolut höherem Niveau (d.h. stehen Lichtjahre über dem, was der gemeine Hollywood-B-Fetzer in der Hinsicht bietet) – man spielt mit allerhand Mätzchen wie gekippten Kamerawinkeln und Farbfiltern.
Gedreht wurde der Spaß erneut aus Kostengründen auf den Philippinen (immerhin nimmt sich der Streifen zwei Halbsätze für eine Erklärung, warum die Statisten nicht wirklich japanisch, sondern eher philippinisch aussehen – angeblich spielt sich die Handlung in einem derart kriminalitätsverseuchten Viertel ab, dass die einheimischen Japaner fortgezogen und es den „Ausländern“ überlassen haben) – die Production Values sind trotzdem/deswegen recht ordentlich (zumal relativ viel on location gedreht wurde), wobei auch ein wenig Pyrotechnik aufgefahren wird.
Erfreulich ist auch, dass Ozawa wohl klar war, dass er eine letztenendes substanzlose Action-Orgie nicht beliebig strecken konnte – der Streifen bleibt mit 84 Minuten kurz genug, um nicht durch Action- und Shoot-out-Overkill zu langweilen, er endet, bevor der Zuschauer zu der Erkenntnis kommt, dass hinter all dem Geballere und Blutgespritze nicht wirklich etwas steckt.
Das Darstellensemble kommt ohne im Westen einem breiteren Publikum bekannte Namen auf und besteht sowohl aus Leuten, die schon mit Legenden wie Kurosawa gedreht haben (Hiroshi Miyasaka, „Träume“), Kitano-Erfahrenen (Kazuyoshi Ozawa, „Violent Cop“) als auch solchen, die mit der „neuen Welle“ der jungen wilden Anarcho-Filmemachern um Miike & Co. gearbeitet haben – Hitoshi Ozawa selbst z.B. war in „Dead or Alive“ dabei und Gota Tate im Zombie-Reißer „Junk“. In Anbetracht der Tatsache, dass sie nicht wirklich schauspielerische Großtaten zu vollbringen haben, sondern sich mehr oder minder auf Performances als lebende Action-Figuren konzentrieren können, erledigen die Herrschaften ihre respektiven Jobs recht gut, wobei ich Aya Nakamura (Liza) naturgemäß einmal herausheben möchte.
Bildqualität: Best Entertainment/Screenpower legen „Score 2“ in einem Widescreen-Format (aber 4:3) vor, wobei die Qualität auch angesichts der Tatsache, dass es sich um einen Low-Budget-Film handelt, recht gut ausgefallen ist. Für einen Film, der größtenteils im Dunkeln spielt, ist der Kontrast in dunklen Szenen natürlich ein Hauptkriterium und hier erwiest sich die Scheibe als durchaus gefällig – man kann eigentlich immer erkennen, was sich gerade abspielt, ohne in den Fernsehschirm kriechen zu müssen oder den Kontrast händisch nachzuregeln. Detail- und Kantenschärfe könnten durchaus etwas besser sein (falls jemand ernsthaft mit dem Gedanken spielt, im Nachspann tatsächlich die Namen zu lesen – forget it!), die Kompression ist nicht umwerfend, aber noch erträglich.
Tonqualität: „Score 2“ lag lange in Deutschland nur von AFN in einer japanischen Fassung mit deutschen Untertiteln vor, die Fassung von Best/Screenpower verzichtet auf den O-Ton (ist man ja gewohnt), statt dessen kommt man in den Genuss einer erträglich ausgefallenen deutschen Synchronisation. Diese kann man sich wahlweise im 2.0-Dolbymix oder einem (von der Hülle schamhaft verschwiegenen) 5.1-Upmix zu Gemüte führen. Ich habe mir nur den Upmix auf die Lauscher donnern lassen – der ist rauschfrei, einwandfrei verständlich und bringt auch Soundeffekte und Musik gut zur Geltung. Insgesamt eine recht angenehme Sache.
Extras: Die obligatorische Trailershow bringt eine recht kuriose Mischung aus dem asiatischen Kampf-Spektakel „Dream of a Warrior“, dem 70er-Horrorstreifen „The Mind Snatchers“ (in englisch), dem sattsam bekannten Trailer auf den „Medici-Krieger“ und, überraschenderweise, sogar dem japanischen Originaltrailer von „Score 2“ ans Licht.
Fazit: „Score 2“ ist ein Film für ein Publikum, dass auf Action pur ohne störende Story, Charakterisierungen oder Versuche humoristischer Auflockerung wartet (es gibt zwar ein paar kesse Sprüche, aber die halten sich im Rahmen). Der Film legt sein eindeutiges Schwergewicht auf harte, blutige Action, die er durchaus rasant und dynamisch im besten HK-Style zelebriert. Vergleiche mit Albert Pyuns gleichfalls sinnfreier Actionorgie „Mean Guns“ drängen sich auf, wobei „Score 2“ sicher etwas flotter – und kürzer – und deutlich konsequenter in seiner Trimmung auf ausschließlich Action zu Werke geht. Wer allerdings von seiner Action-Kost ein wenig Tiefgang erwartet (naja, wer tut das schon?), sollte um den Streifen einen Bogen machen – außer jeder Menge Blei & Blut gibt’s in „Score 2“ nämlich sprichwörtlich nichts zu sehen. Wie fast immer, wenn Best Entertainment sich mit Screenpower zusammentut, ist das Endergebnis in silbriger Scheibenform durchaus ansehbar – kein Superbit-Niveau, aber das erwartet ja auch keiner, sondern eine technisch solide DVD.
3/5
(c) 2004 Dr. Acula