Schüsse im 3/4-Takt

 
  • Deutscher Titel: Schüsse im 3/4-Takt
  • Original-Titel: Schüsse im 3/4-Takt
  • Alternative Titel: Geheimagent 11 0 11 - Schüsse im 3/4-Takt | Der Professionelle | Shots in 3/4 Time | Operation Solo |
  • Regie: Alfred Weidenmann
  • Land: Österreich/BR Deutschland/Italien
  • Jahr: 1965
  • Darsteller:

    Pierre Brice (Philippe Tissot), Heinz Drache (Pierre Gilbert), Daliah Lavi (Irina Badoni), Jana Brejchová (Violetta), Charles Regnier (Henry), Walter Giller (Renato Balli), Terence Hill (Enrico), Gustav Knuth (Igor), Anton Diffring (Burger), Senta Berger (Captain Jenny)


Vorwort

Den Franzosen ist ein neuer Computer zur Raketensteuerung abhanden gekommen, und zwar nicht aus Schussligkeit, sondern weil das Ding von einem beteiligten Wissenschaftler geklaut wurde. Der allerdings hatte nicht viel davon, weil er umgehend erschossen wurde. Der Gerät allerdings ist weg, weswegen Top-Agent Phillipe Tissot eingeschaltet wird.

Es gibt nur eine Spur – der diebische Dieb hatte eine Affäre mit der Artistin Claudette. Artisten kommen gut rum in der Welt und wären daher eine praktikable Tarnexistenz für einen Spion. Claudette und ihr Ehemann Gilbert sind derzeit in Paris engagiert. Tissot sucht das Artistenpaar auf, aber bevor er sie verhören kann, müssen sie ihre Nummer aufführen. Und dabei wird Claudette vom Trapez geschossen. Gilbert ist nicht gerade am Boden zerstört – er wusste von der Affäre und hatte gewisses Verständnis, aber jetzt steht erst mal seine berufliche Zukunft auf dem Spiel. Er wird mit Partnerin in Wien erwartet, und das wird jetzt eher schwierig.

Auch Tissot macht sich auf nach Wien. Auf der Zugfahrt wird ein Mordanschlag auf Gilbert verübt, der Täter macht sich nach Bedienen der Notbremse aus dem Staub. Gilbert und Tissot verdächtigen Henry, den verdächtig abwesenden Partner des Clowns Renato.

Alle Wege führen ins Wiener Variete-Theater Palladium, das offenbar ein wahres Nest aus Spionen ist, in dessen Mittelpunkt die Sängerin Irina Badoni zu stehen scheint. Tissot macht unliebsame Bekanntschaft mit chinesischen Schlägern, aber auch seinen eigenen Verbindungsleuten kann Tissot nicht trauen…


Inhalt

Hach, ich mag Eurospy-Filme. Die Pseudo-Bonds aus Italien, Deutschland, Frankreich oder Spanien sind immer wieder ein Anschauen wert. „Schüsse im 3/4-Takt“ birst geradezu vor Talent vor und hinter der Kamera. Das Drehbuch stammt von Herbert Reinecker, der teutonischen Krimilegende, Regie führt Alfred Weidenmann, der zahllose „Derrick“- oder „Der Alte“-Folgen inszenierte, der Score stammt von Schlagerkönig Charly Niessen („Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut“, „Bin i Radi, bin i König“, „Am Rosenmontag bin ich geboren“, aber auch Chansons für Hildegard Knef wie „Eins und eins, das macht zwei“), arrangiert von Gert Wilden, vor der Kamera ein who-is-who des europäischen Kinos mit Pierre Brice, Heinz Drache, Daliah Lavi, Senta Berger, Gustav Knuth, Charles Regnier, Anton Diffring, Walter Giller und Mario Girotti (bevor er Terence Hill wurde).

Da kann eigentlich nicht viel schief gehen und tut’s dann auch nicht. Der eigentliche Plot (Jagd auf ein x-beliebiges McGuffin) ist nicht der Rede wert, auch wenn er einen netten Twist aus dem Ärmel schüttelt, aber die Umsetzung stimmt. Wer mit wem und warum bleibt lange verwickelt und schwer zu durchschauen, löst sich aber ganz patent auf, und die Ansiedelung der ganzen Story im Variete-Gewerbe ist eine willkommene Abwechslung (und in der Tat auch eine logische, denn es war nun mal wirklich so, dass Artisten zu der radikalen Minderheit gehörten, für die im Kalten Krieg selbst der Eiserne Vorhang kein undurchdringliches Hindernis war). Überwiegend spielt der Streifen in Wien, und auch wenn „Schüsse im 3/4-Takt“ kein „Dritter Mann“ ist, so ist die Stadt mit ihren sights and sounds doch ein weniger abgefilmter Background und mit seiner eigenen Atmosphäre fast ein Charakter für sich selbst.

Weidenmann treibt das Film in anständigem Tempo voran – vielleicht hält er sich da und dort etwas zu lange mit einer der Variete-Nummern auf, aber wenn man die Atmo schon hat, darf man sie ja auch nutzen. Pierre Brice zieht als Agent Tissot die Nummer im stoneface-Modus durch – etwas mehr Lebhaftigkeit hätte ihm nicht geschadet (außerdem ist es etwas irritierend, ihn mit der Synchronstimme von Lex Barker parlieren zu hören). Heinz Drache mäaandert aus der Geschichte rein und raus, was sich aber im Filmverlauf erklärt und spielt zumindest mal keinen klassischen Helden (womit ich dank seiner irgendwie immer durchschimmernden latenten Überheblichkeit in den Wallaces gern mal ein Problem habe). Daliah Lavi (mit blonder Perücke, wenn ich das richtig sehe) macht sich als sort-of femme fatale manierlich, Anton Diffring steuert abgeklärte Souveränität bei, wohingegen Giller, Regnier, Gustav Knuth und Girotti eher als Gaststars fungieren (Senta Bergers Beteiligung kann man eigentlich nur als cameo werten).

Gaststars hin oder her, „Schüsse im 3/4-Takt“ macht dem Genrefreund ordentlich Spaß und wird von Filmjuwelen auch in einer schönen Blu-Ray-Edition (schmal an Extras, aber schön im Bild) angemessen präsentiert. Gefällt!

3,5/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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