Schneller als der Tod

 
  • Deutscher Titel: Schneller als der Tod
  • Original-Titel: The Quick and the Dead
  •  
  • Regie: Sam Raimi
  • Land: USA
  • Jahr: 1995
  • Darsteller:

    Sharon Stone (The Lady), Gene Hackman (Herod), Leonardo Di Caprio (Kid), Russel Crowe (Cort), Tobin Bell (Dog Kelly), Keith DAvid (Stg. Clay Cantrell), Lance Henriksen (Ace Hanlon), Gary Sinise (The Marshal), Pat Hingle (Horace)


Vorwort

n dem kleinen Präriestädtchen Redemption findet alljährlich ein Duellturnier statt, bei dem sich die Elite der Revolverhelden des Wilden Westens in schöner Regelmäßigkeit ein Stelldichein gibt. Die Regeln sind einfach: Sobald die Turmuhr zwöf schlägt, wird geschossen. Wer von den Duellanten danach noch steht, kommt in die nächste Runde. Der „zweite Sieger“ darf seine Heimreise in einer eigens für ihn maßgeschneiderten Holzkiste antreten. Der Preis ist ein ordentlicher Haufen Geld, gespendet von der Wells Fargo Company und John Herod, seines Zeichens selbsternannter Alleinherrscher über Redemption und Seriensieger des genannten Wettstreites.

Dieses Mal scheint es sich zunächst nur um einen ganz gewöhnlichen Wettkampf zu handeln (sofern man von einem gewöhnlichen Wettbewerb sprechen kann, wenn sich Leute zum Spass gegenseitig abknallen – manhunter), aber dies ändert sich schnell, als eine unbekannte Lady in der Stadt erscheint und sich für das Turnier eintragen lässt.
Herod selbst zwingt seinen Ex-Kollegen Cort zur Teilnahme, indem er die Mission zerstört, in der dieser sein neues Leben beginnen wollte. Als sich dann auch noch herausstellt, dass die Stadtbewohner einen Auftragsmörder engagiert haben, der sie endlich von ihrem Tyrannen befreien soll, und sich zu guter Letzt Herods Sohn, der von allen nur Kid genannt wird, gegen seinen Vater wendet, um endlich die ersehnte Anerkennung von ihm zu erhalten, gerät der Lauf der Dinge langsam außer Kontrolle. Währenddessen schmieden die Lady, die ihre ganz eigenen Motive für eine Teilnahme hat, und Cort einen Plan, um Herod ein für alle Mal fertig zu machen…


Inhalt

„Warum fängt der seine Reihe ausgerechnet mit diesem Film an?“, höre ich euch jetzt fragen. Nun, ich habe „The Quick and the Dead“ als ersten Film für meine Westernreihe hier auf Badmovies.de ausgewählt, weil der Film für mich eine Art „Einsteigerwestern“ ist. „Schneller als der Tod“ (so der deutsche Titel) ist zwar eine Hommage an die klassischen Western, aber durch seine kurzweilige, moderne Inszenierung spricht er wahrscheinlich das heutige Publikum mehr an, als so mancher schon etwas betagte Klassiker. Er ist also unter anderem bestens dazu geeignet, festzustellen, ob einem dieses Genre überhaupt liegt.

„Schneller als der Tod“ funktioniert aber nicht nur als Hommage an das Westerngenre. Er ist außerdem ein verdammt unterhaltsamer Film, was neben Gene Hackman vor allem an den Nebencharakteren liegt. Da wäre zum Beispiel Lance Henriksen, der den Revolverhelden Ace Hanlon, einen Aufschneider mit Pokertick, spielt. Dann gäbe es da noch Keith David als Sgt. Clay Cantrell, der Killer, der von den Bewohnern angeheuert wurde (und der einen der coolsten Oneliner des Filmes hat. Organisator des Turniers: „Wie schreibt man Cantrell?“ – Cantrell: „Korrekt!“). Oder Tobin „Jigsaw“ Bell, der aus unzähligen anderen Western bekannten Woody Strode (der unter anderem in „Keoma“ und „Spiel mir das Lied vom Tod“ mitgewirkt hat) und Leonardo DiCaprio, den man hier nebst Russell Crowe als noch weitgehend unbekannten Schauspieler bewundern kann. Die Schauspieler liefern hier allesamt sehr gute Leistungen ab. DiCaprio war damals für seine Rolle genau der richtige Mann, er haucht diesem „Billy the Kid“-Verschnitt gekonnt Leben ein.
Sharon Stone hat ein wenig das Problem, dass sie sich schon fast zu sehr am frühen Clint Eastwood orientiert. Allerdings mag ich die Idee, dass hier mal eine Frau die knallharte Heldin ist (ansonsten fällt mir im Westernbereich nur noch ein Film ein, bei dem die Ladies die Revolver schwingen, und das ist „Bad Girls“ mit Madeleine Stowe, Drew Barrymore, Andi MacDowell und Mary Stuart Masterson), und wirklich schlecht ist ihre Performance bei weitem nicht. Russell Crowe spielt den Prediger ebenfalls glaubwürdig, wenn auch nicht allzu memorabel.

Über allen anderen steht allerdings Gene Hackman, der hier im Minutentakt eine großartige Szene nach der anderen abliefert. Am meisten fasziniert hat mich die Dinnersequenz mit ihm und Sharon Stone, bei der er sich in aller Seelenruhe einen Apfel schält, während er ihr grinsend erzählt, wie sein Vater beim russischen Roulette mit seiner Familie sich vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder den Hinterkopf weggeschossen hat. Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist eine kurze Szene in der Nacht vor seinem Duell mit Cantrell, in dem beide das Zustandekommen ihres Aufeinandertreffens beinahe wie einen erfolgreichen Geschäftsabschluss behandeln, bei dem Herod seinem Gegner seelenruhig erklärt, dass er von Cantrells Auftrag weiß und er gedenkt, an ihm (Cantrell) ein Exempel zu statuieren. Dass schallende Gelächter, in das beide Männer dann ausbrechen, hört sich da schon beinahe an, wie das Kampfgeheul von tollwütigen Hyänen.

Visuell hat der Film auch einiges zu bieten (darf man ja erwarten bei Sam „Army of Darkness“ Raimi – manhunter). Kamerafahrten bis zum Abwinken, Augen-Close-Ups, die uns das jedem Schusswechsel vorausgehende Blickduell zeigen, POV-Shots von Kugeln, die auf ihren Bestimmungsort zurasen, etc. pp… Hier wird das volle Programm geboten. Der Soundtrack ist angemessen, obwohl nichts davon wirklich hängenbleibt.
Einige Kritiker haben außerdem angemerkt, dass der Film durch die Beschränkung auf den Wettkampf arg vorhersehbar ist. Dies kann ich nicht bestätigen, ich habe mich gerade bei den „klassischen“ Duellszenen sehr gut unterhalten.

Das einzige Problem, dass der Film für mich hat, ist – wie schon erwähnt – dass Sharon Stone offenbar geglaubt hat, dass an ihr eine gute Clint-Eastwood-Imitatorin verloren gegangen ist. Etwas mehr Eigenständigkeit in der Interpretation ihrer Rolle wäre schon wünschenswert gewesen. Dennoch möchte ich sie dafür loben, dass der Film ohne sie kaum so zustande gekommen wäre. So hat sie sich dafür stark gemacht, dass Sam Raimi auf dem Regiestuhl Platz nehmen darf, die Produzenten davon überzeugt, dass der damals noch unbekannte Russell Crowe die Rolle des Cort bekommt, und schlussendlich Leonardo Di Caprios Gehalt aus ihrer eigenen Tasche bezahlt, weil sie unbedingt wollte, dass er den „Kid“ spielt.

Bild- und Tonqualität der DVD sind ausgezeichnet, es gibt die englische und die deutsche Tonspur sowohl als Dolby Surround 2.0 als auch als DD 5.1. Eigentlich sind alle Tonspuren von einer sehr guten Qualität, nur frage ich mich mal wieder, wieso man unbedingt eine 5.1-Tonspur braucht, wenns dann eh keinen wirklichen Unterschied macht. Als Extra hat sich leider nur der Kinotrailer auf die Scheibe verirrt, hier hätte ich gerne etwas mehr gehabt.

„The Quick and the Dead“ ist eine durchaus gelungene Hommage an die Westernklassiker der alten Schule, die zwar einige Schwächen hat, aber durchaus zu unterhalten weiß.

3/5
(c) 2008 G


mm
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