Scared to Death

 
  • Original-Titel: Scared to Death
  •  
  • Regie: Christy Cabanne
  • Land: USA
  • Jahr: 1947
  • Darsteller:

    Professor Leonide (Bela Lugosi)
    Dr. Josef van Ee (George Zucco)
    Bill „Bull“ Raymond (Nat Pendleton)
    Laura van Ee (Molly Lamont)
    Jane Cornell (Joyce Compton)
    Lilly Beth (Gladys Blake)
    Ward van Ee (Ronald Varno)
    Terry Lee (Douglas Fowley)
    Indigo (Angelo Rossitto)
    Pathologe (Stanley Andrews)
    Praktikant (Stanley Price)
    Rene, der Killer (Lee Bennett)
    Mrs. Williams (Dorothy Christy)


Vorwort

Für die nächste Runde des kleinen Halloween-Specials mal was anderes… schliesslich ist es ja nicht so, dass man sich an und um Halloween herum ausschliesslich Slasher-Filme bzw. solche, die sich dafür halten, ansehen kann, nein, zur soliden Halloween-Stimmung gehört auch der gezielte Griff in die Klassiker-Abteilung, also die Dracula- und Frankenstein-Schublade. Nun gibt es auch bei den „classics“ Zeuch, das sich für diese Seiten und für Halloween mehr aufdrängt als der gemeine Universal-s/w-Monster-Klassiker. Etwas aus Bela Lugosis B-Movie-Karriere kommt der Sache da schon näher. Tja, und mit dem, was wir uns jetzt vornehmen wollen, haben wir ein ganz besonders spezielles Schatzi, denn es handelt sich um den einzigen erhaltenen Farbfilm mit Bela Lugosi, und das ist ja auch schon was. Aber auch der Rest des Films ist mit „eh, ziemlich seltsam“ recht treffend umschrieben…


Inhalt

U nd was könnte entzückender sein, als einen Film in der Leichenhalle mit der Autopsie einer jungen hübschen Frau zu beginnen? Nicht viel, ausser die Szene in einem ca. 40 Jahre jüngeren Film zu sehen (bevorzugt von D´Amato oder ähnlichen Spiessgesellen, dann hätten wir nämlich skin & gore im Überfluss). Okay, Beruhigung, Sabber wieder einfahren, wir sind eben in einem Film von 1946 und demzufolge unterhalten sich die ausführenden Knochensägenschwinger mehr über ihre Tätigkeit als diese tatsächlich auszuführen. Unser Chefpathologe darf Platitüden wie „Man hasst es, Autopsien an hübschen Frauen durchzuführen“ von sich geben, bevor er seinem Praktikanten verklickert, dass die Polizei herzlich gern die Todesursache in diesem speziellen Falle wüsste, da es null Anzeichen für irgendwelche gewaltsame Ein-, An- oder Übergriffe gäbe. Unser Pathologe hat seinen schweren philosophischen heute und fragt sich, was wohl der letzte Gedanke der Frau war, bevor der Tod sie dahinraffte. This being a B-Movie, das langsam in die Puschen seiner Story kommen muss, nutzt dies die Dahingeschiedene, um justament eben diese Frage zu beantworten und uns für den Rest der Filmlaufzeit als Erzählerin zur Verfügung zu stellen, speaketh der Rest dieses Films ist ein Flashback (aber einer von dieser angenehmen Sorte, in dem die flashbackende Person auch fröhlich alles flashbackt, bei dem sie nie und nimmer anwesend sein konnte).

Die Tote und Erzählerin ist eine gewisse Laura van Ee (nothing better als obskure Namen aus alten B-Filmen), verheiratet mit einem gewissen Ward van Ee, der wiederum mit seiner Gattin im Haus seines Daddys Dr. Josef van Ee, lebt. Allgemeiner Tenor der verschiedenen Beziehungen im Hause: man hasst sich inbrünstig, d.h, es hasst vor allem Laura, und zwar ihren Göttergatten sowie dessen Erzeuger, Ward hasst seine Frau und Daddy kann sie zumindest auch nicht wirklich leiden, allerdings glaubt er als Seelenklempner, dass Laura einen mittelschweren Dachschaden hat. Therapien verweigert sich Laura nicht nur aufgrund ihrer panischen Angst vor verbundenen Augen (und eine der Therapiemethoden des Docs beinhaltet eben Bandagen über die Augen). Nun möchte man meinen, in Situationen wie dieser wäre eine Scheidung vielleicht ein praktikables Mittel und Ward wäre auch nur zu gerne bereit, Laura (vermutlich selbst mit ner saftigen Abfindung) aus dem Haus zu kanten, nur leider zieht das Weib nicht mit, nach dem Motto „ich geh hier wenn ICH will“ und noch will sie nicht. Zwar scheint ihr jede einzelne Sekunde in diesem Haus die totale Hölle zu sein, aber so schlimm kann´s dann ja auch nicht sein. Laura ist überzeugt, dass der Doc und sein Sohnemann sie in den Wahnsinn und/oder aus dem Haus treiben wollen, aber „ich bleibe hier, bis ich verrotte“. Hm, versteh einer die Frauen. Nach allem, was ich so mitkriege, scheint Ward van Ee nicht mal Multi-Millionär zu sein – blosse Piepen können also auch nicht der Grund dafür sein, dass Laura es in Feindesland aushält.

Der Doc seufzt – „so kann´s nicht weitergehen“ und Ward stimmt zu: „Sie ist so, seit sie diese Briefe aus dem Ausland bekommt!“

Unglücklicherweise verlangt so viel Exposition in der Anfangsphase, dass wir nun auch (wir sind in den 40ern) unsere obligatorischen Witzfiguren vorstellen – dies wären Bill „Bull“ Raymond, Ex-Mordkommission, dort gefeuert wegen Verwechselns eines Mörders mit einer Schaufensterpuppe, von Dr. van Ee als Leibwächter und allgemeiner Aufpasser angeheuert – er hofft verzweifelt, schnellstmöglich im van Ee´schen Hause auf eine Leiche zu stossen, um mit der Mordaufklärung zurück ins heimische Dezernat zu gelangen; des weiteren Hausmädchen Lily Beth, hauptamtlich Objekt von Bills unheimlicher Zuneigung und Kaffeesucht (als wäre das nicht genug, führt der Streifen später noch einen dritten comic relief-Charakter ein… that´s truly overkill).

Dr. van Ee hat noch andere Probleme ausser einer geistig nicht auf sämtlichen Zylindern laufenden Schwiegertochter – eine Mrs. Williams sucht ihn auf und lässt durchblicken, dass sie über gewisse Vorfälle aus des Doktorchens bewegter Vergangenheit informiert sei. „Nur ein Mensch weiss davon,“ stellt van Ee zähneknirschend fest, „und ich hoffte, er sei tot.“ Jedenfalls lässt sich der Doktor nicht erpressen und wirft Mrs. Williams mehr oder minder aus seinem Haus – sie verabschiedet sich mit einem (hint-hint) „au revoir“.

„Dann kam ein finsteres Paar“, berichtet uns Lauras Leiche (die immer wieder auch zwecks solcher enorm tiefschürfenden Statements mit äusserst unbeholfenen Schnitten eingeblendet wird) – enter Bela Lugosi samt seinem Dracula-Cape und der Zwerg Indigo (Ratschlag von Bela: „Seien sie nicht höflich zu ihm, das beleidigt ihn“). Bela riecht sprichwörtlich den Bullen an „Bull“ Bill und kann das nicht leiden (wer kann´s ihm verdenken). Bill erlaubt sich noch einen blöden Witz betreffend Indigo und erntet einen Tritt (soviel zu „nicht höflich sein“). Indigo ist zwar taubstumm, erklärt Bela, aber kann Lippen lesen und „his temper is short“ (har-har-har). Jedenfalls will Bela den Doktor sprechen, aber Lily Beth wünscht zu wissen, wen sie anmelden solle. „Wenn ich immer angemeldet werden würde, würde ich niemals irgendwo empfangen,“ lächelt Bela sein charmantestes Dracula-Lächeln und stürmt in des Doktors Büro. Man kennt sich – Bela ist niemand anderes als Leonide, des Doktors alter Cousin. Leibwächter Bill erfüllt seine Pflichten bestens, indem er die Tatsache, dass Leonide und Dr. van Ee sich nun wirklich nicht supergut leiden können, das Verhalten „alter Freunde“ diagnostiziert und „sie sicher allein sein wollen“. Memo an Dr. van Ee: als nächsten Leibwächter -solange noch erforderlich – jemanden anheuern, der mehr als eine halbe Gehirnzelle sein Eigen nennt. Anyway, Dr. van Ee ist ersichtlich nicht wirklich froh, seinen Verwandten wiederzusehen und spricht das auch deutlich aus. Leonide erfreut die Ehrlichkeit seines Cousins und bittet sich lediglich einige Tage Gastfreundschaft für sich und Indigo aus. Dr. van Ee ist widerstrebend einverstanden, solange Leonide nichts tut, was van Ee später bereuen könnte. Der Doc teilt Leonide das Zimmer neben Lauras zu – „ich denke, das wird dir gefallen“. Tut es, weiss Leo doch sogar von Lauras Augenverbindungsphobie. Ward ist über die Anwesenheit Leonides nicht gar so unerfreut, in der grenzenlosen dummbeuteiligen Naivität des Durchschnitts-Yankees, der Finnland für die Hauptstadt von Norwegen hält, hält er Leo ein Foto vor die Pupillen und fragt, ob er die darauf Abgebildeten kennt, schliesslich war Leo ja in Europa und da ist das Bild her. Das Bild ist genauer gesagt ein Veranstaltungsflyer des „Green Room“ in Paris, wo das Tanzduo „Rene und Laurette“ den „Tanz der Grünen Maske“ vollführen. Ward ist sich sicher, dass Laurette niemand anderes als Laura ist und erhofft sich Aufschlüsse über die Identität ihres Tanzpartners Rene. Ward spekuliert, dass Rene und Laurette verheiratet waren, und wenn diese Ehe noch bestünde, wäre die seine mit Laura ungültig und er den ungeliebten Besen los. Leos (sprich Belas erprobte) Gesichtsmechanik macht deutlich, der weiss was, jedoch er will´s nicht sagen. „Das könnte jeder sein, sogar ich,“ druckst er herum und würde am liebsten das Foto einsacken, doch Ward will es nict hergeben. „Laurette, the man in green will get you yet,“ reimt Leo unüberzeugend nach Wards Abzug.

Indigo hat indes ausbaldowert, dass das van Ee´sche Gemäuer über zahlreiche Geheimgänge verfügt (warum, wir werden es noch erfahren). Lily Beth überreicht Laura, der verhassten Dienstherrin (und das Gefühl basiert auf Gegenseitigkeit) ein soeben eingetroffenes Paket. Zu ihrer nicht geringen Überraschung findet Laura einen in grünen Papier eingewickelten Frauenkopf (der in keiner Sekunde anders aussieht als der Kopp einer Schaufensterpuppe). Bill stürmt Lauras Schlafgemach in der Hoffnung auf eine Leiche. Laura hält selbstredend Lily Beth und Bill für Komplizen ihres gar schröcklichen Ehemannes und des Schwiegerpapas. Nun gut, dass Bill nachdenklich feststellt, dass es für ihn und seine berufliche Zukunft ganz gut wäre, wenn Laura sich ermorden liesse, ist als vertrauensbildende Massnahme vermutlich eher ungeeignet, und Laura ergeht sich auch wütenderweise in einigen europäisch klingenden Flüchen (sprich: was Yankees für Europäisch halten, m.E. ist das ein absolut unverständliches Kauderwelsch) und schmeisst Bill den Kopf an die Rübe.

„My mind started to crack,“ erzählt uns die Erzähler-Leiche – Laura beschäftigt sich würgenderweise mit Lily Beth, versucht ihr so ein Geständis zu entlocken und stellt ansonsten nochmals fest, dass „sie“ (sprich Ward und der Doc) sie nicht aus diesem Haus „schrecken“ könnten, denn schliesslich seien das Kerle und wie Laura weiss: „Men. There´s always a way to get even with them.“ Immerhin bemerkt Laura, dass das ominöse Bild von Rene und Laurette, das also eigentlich aus ihrem Besitz stammt, verschwunden ist. Lily Beth grinst sich eins und meint, dass der Mann auf dem Bild längst hier wäre und sie genau wisse, was Laura getan habe. Alles rather mysterious, gelle?

Bill bringt den Kopf zu Dr. van Ee und der ist erstaunt, ein Specimen seiner anatomischen Sammlung (im Keller, abgeschlossen, einziger Schlüssel vor Jahren verlorengegangen) präsentiert zu bekommen. Der tapfere Bodyguard bekommt das Chicken-Syndrom und möchte sich am liebsten verzupfen, doch er liebt ja die gute Lily Beth – die stellt anhand der dreckigen Schuhe fest, dass Bill im Keller war (Verdächtige überall… fragt man sich nur noch, wessen verdächtig??).

Dr. van Ee versorgt uns indes mit weiterer Exposition – das Haus war früher mal ein Irrenhaus und Leonide kennt das aus eigener Anschauung als Insasse. Niemand anderes als Leonide selbst habe die Geheimgänge angelegt (scheint also recht viel Freizeit und viel Bewegungsfreiraum in seiner Anstaltszeit gehabt zu haben) und sei mit deren Hilfe schlussendlich entkommen und habe sich nach Europa abgesetzt (ist das, bzw. die Tatsache, dass van Ee die Flucht offensichtlich deckte, der Dreck am Stecken, mit dem Mrs. Williams ihn erpressen wollte? We´ll never find out). Aus unerfindlichen Gründen ruft der Doc die Polizei an und beabsichtigt diese herzubestellen, doch er bekommt vorher einen Schlag auf den Nüschel und blinked out.

Das ruft unseren nächsten Schwung Charaktere auf den Plan – den Annoying Reporter (ein Standard-40er-Jahre-B-Fillm-Charakter) und seine Blonde Dumme Verlobte (zweimal dürft ihr raten, wer von den beiden für weiteren comic relief zuständig ist – ein Tip: er isses nicht), in diesem Fall Reporter Terry Lee und seine Verlobte Jane Cornell – letztere arbeit in der Telefonvermittlung, hat van Ee´s gewaltsam abgekürzten Anruf mitbekommen und Lee informiert. Lee wittert Mord & Verrat und verschwendet keine Sekunde darauf hinzuweisen, dass er Bill kennt und ihn für reichlich unfähig hält (vorgeschlagenes Drinking Game: Ein Drink pro Anspielung Lees auf Bills Schaufensterpuppen-Erschiessung). Bill insistiert, dass sehr zu seinem Bedauern noch niemand umgebracht worden wäre, aber Terry Lee lässt sich natürlich nicht von irgendwelchen Fakten verwirren. Tja, und dass in Dr. van Ee´s Büro ein Körper mit einem Laken abgedeckt auf dem Behandlungstisch liegt, scheint dem rasenden Reporter Recht zu geben, doch es ist nur der Doc selbst, der sich nach Rückkehr ins Reich der Bewusstseienden fragt, wer zum Geier denn nun die zwei neuen Gestalten da wären und was sie hier wollen. Erstaunlicherweise versichert Bill dem Doc, dass Terry und Jane „in Ordnung“ seien (der Typ ist offensichtlich so sehr Typ social outcast, dass er sogar jemanden, der ihn permanent beleidigt, als Freund ansieht, hauptsache, es spricht einer mit ihm). Terry bekommt das Okay, etwas herumschnüffeln zu dürfen und vor dem Wohnzimmerfenster wobbelt eine grüne Maske (supposedly – ob des obskuren Farbfilmverfahrens, das hier verwendet wurde, sehen wir geneigte Zuschauer die Maske bestenfalls in blau) herum, ohne von irgendjemandem beachtet zu werden. Terry verpasst uns noch mehr Exposition, als wir brauchen könnten. Die Ehe von Ward und Laura van Ee war mehr oder weniger ein Party-Gag – vor einigen Jahren machte die Club-Sängerin Laura den guten Ward so besoffen, dass er sie im besten Delirium ehelichte. „Sie erboxte sich ihren Platz in diesem Haus,“ resümmiert Terry, „und sie hatte ihre Gründe dafür.“ Denker.

Leonide erscheint durch den Geheimgang (niemals um einen guten Auftritt verlegen, der gute Bela) und mischt sich in die Unterhaltung ein. Terry kennt natürlich auch „Professor“ Leonide, den weltberühmten Magier, dessen grösster Trick gerne mal das Verschwinden der Abendkasse ist. Leo rümpft die Nase. „Presse. War schon, sie gekannt zu haben“, missbilligt Leo die ganze Sache, schwingt sein Cape und verdrückt sich. Dafür lässt sich Laura sehen und ist happy, mit Terry einen potentiellen Verbündeten zu finden: „Ich werde hier gegen meinen Willen gefangen gehalten!“ Äh, sure, Ward und Dr. van Ee wären die gute Laura nur zu gerne los… „Sie versuchen mir einzureden, ich hätte in der Vergangenheit etwas schlimmes getan!“ Mein erstes Wort, aber wenn Laura das sagt, wird´s wohl stimmen. Dr. van Ee mischt sich ungefragt in die Unterhaltung und diagnostiziert, dass seines Erachtens Laura wohl noch keine Voll-Klatsche habe, aber auf dem besten Weg dorthin sei. Terry sind die Einzelheiten ziemlich wurscht, er wittert eine gute Story. Da marschiert plötzlich Lily Beth (wie eine Schlafwandlerin, ergo in trance) rein und versucht Laura, eine grüne Augenbinde anzulegen. Laura verweigert sich und Lily Beth fällt um. Tot, bekundet Dr. van Ee und Laura fällt kreischend in Ohnmacht. „Ich wusste, dass ER hier ist,“ informiert uns Future-Laura (die Tote).

Ward und Terry diskutieren die Vorfälle und Ward weist die Anschuldigungen Lauras mit dem von mir schon erwähnten Argument zurück, dass ihm ja nichts lieber wäre, wenn Laura sich verziehen würde. Vor dem Fenster wabbelt wieder die ominöse Maske und wird mit allgemeiner Nichtachtung gestraft. Terry kommt zu einer Schlussfolgerung: „Entweder versuchen sie, Laura in den Wahnsinn zu treiben, oder Laura ist die Hexe, als die sie sie hinstellen.“ Erwähnte ich es bereits? Terry ist ein Denker. Und ein Beobachter, denn ihm fällt auch auf, dass draussen im Garten Leonide in Dracula-Posen rumhüpft.

Terry ertappt Leonidas bei der im Doctors Office aufgebahrten Lily Beth-Leiche. „Has no one arranged to silence you yet?“ freut sich Leo über das Erscheinen des Reporters und lenkt so weiter feste einen Generalverdacht auf sich, nicht zuletzt, als er Terry unschuldig mitteilt, dass dessen liebe Jane ganz reizend als Leiche aussähe. Da erklingen plötzlich aus dem Obergeschoss Schüsse und Leo ruft dem hinaufeilenden Pressevertreter noch ein triumphierendes „Ha, das kann ich ja wohl nicht gewesen sein“ hinterher.

Sieht also fast so aus, als kämen wir doch noch langsam zu so etwas ähnlichem wie Plot… vor Lauras Schlafzimmer findet Terry den gefesselten und geknebelten Bill, im Schalfzimmer auf dem Bett Jane, die eine grüne Maske auf der Visage hat (und damit meine ich jetzt nicht so eine Gurken-Gesichtsmaske, sondern eben eine grüne Theater-Maske). Laura ist spurlos verschwunden und aufgrund der aufreizenden Blödheit Janes gestaltet sich die Rekonstruktion der Ereignisse als ausgesprochen schwierig. Lediglich Bill kann zu Protokoll geben, dass er ein schweres süsses Parfüm gerochen habe, bevor ihm jemand eins auf den Dez gegeben hätte.

Leonide trägt derweil die tote Lily Beth durch die Geheimgänge… „At last HE had me under his power“, rekapituliert Laura-Leiche aus dem Off. Bill und Terry klopfen sprichwörtlich die Wände auf der Suche nach Geheimgängen ab. Terry bestätigt seinen errungenen Denker-Ruf durch die Feststellung, dass der Professor Leonide, so er hinter all dem steckt (hinter was auch immer), einen Komplizen haben müsse (den laufenden halben Meter Indigo hat Terry bislang stets erfolgreich übersehen). Bill erlebt seinen jährlichen Geistesblitz: „Vielleicht hat das irgendwas mit dem Bild zu tun“, womit er natürlich jenen ominösen Tanzveranstaltungswerbeflyer aus Paris meint. Leider ist auch das Bild verschwunden, womit der Hinweis für Terry nicht wirklich enorm hilfreich ist.

Während einmal mehr recht unbeachtet die grüne Maske vor den Fenstern auf und ab hüpft, bemerkt Terry erneut den suspekterweise im Garten herumschleichenden Leonide. Terry ordert Bill, nach dem Rechten zu sehen, aber der hat keine rechte Lust, was zu folgendem grandiosen Dialog führt:

Terry – Will you let him escape?

Bill – Yes.

Terry – Aren´t you ashamed of yourself?

Bill – No.

Terry – That´s your chance to rehabilitate yourself!

Bill – I wish I´d never heard that word.

Kinnings, they just don´t write it like that anymore. Togal, draussen bekommt währenddessen Dr. van Ee, der offenbar Leonide nachstellte, eins auf die Rübe (wird zur Gewohnheit), und dem schlussendlich doch noch überredeten Bill fällt bei Türöffnung sofort Lily Beth entgegen! Terry ist empört: „You are supposed to be a corpse!“ Dr. van Ee, diesmal offenbar nur kurzzeitig weggetreten, kann aufklären. „Sie ist nicht tot, ich habe sie für tot erklärt, aber ich hatte meine Gründe“. Das Verschwinde von Laura nimmt Dr. van Ee seeehr gefasst auf.

Terry Lee jedenfalls verlangt Antworten, aber der Doc gibt zunächst nur ein kryptisches „Seid ihr Jungs sicher, dass ihr gesehen habt, was ihr glaubt, gesehen zu haben?“ von sich, was niemandem wirklich weiterhilft. Jane, die im Wohnzimmer vor sich hin pennt, wacht kurz auf, sieht die ominöse Maske vor dem Fenster und schläft weiter.

Langsam wird es Zeit (immerhin wissen wir ja schon alle, worum´s überhaupt geht, gell?), die Auflösung vorzubereiten. „Wenn Leonide hier wäre,“ brummt Doc van Ee, „könnten wir die Sache klären“, und wenn man vom Dracula spricht, steht er auch schon in der Tür. Allerdings ist Leonide nicht in kooperativer Stimmung. „Ich hab damit nichts zu tun. Gute Nacht.“ Terry konfrontiert Leonide mit seiner dunklen Vergangenheit – er weiss, dass Leo seinerzeit den Doc betrogen und mit der Schuld sitzengelassen habe (hä? Ich weiss auch nicht, was das soll). Leo düstert: „Sie sind viel zu jung, um zu viel zu wissen.“ Bill indes macht sich Sorgen um Lily Beth, die also nicht tot ist, sondern nur unter Hypnose steht. Von der wahren Liebe des Ex-Bullen zum Hausmädchen tief gerührt, erklärt sich Leonide bereit, die Hypnose aufzuheben, wofür es ein paar ungarische Brabbellaute und ein dreifaches „Wake-up“ bedarf. Das erste, was Lily Beth wieder im Reich der Lebenden tut, ist Bill eine zu scheuern (ha-haa, komedy), worauf Bill Leonide bittet, sie wieder in Schlaf zu versetzen (bru-ha-ha, ich lach mich scheckig). Lily Beth erinnert sich an nicht wirklich viel, nur an das schwere, süsse Parfüm, von dem auch Bill schon berichtete.

Jane stört die geballte Aufklärungsbrainpower und fragt treudoof ihren Verlobten Terry, ob denn schon Halloween wäre. Der versteht verständlicherweise Bahnhof und verlangt zu wissen, wie sein dumb airhead fiance´e nun da drauf wieder käme. Na, wegen der komischen Maske, die draussen vorm Fenster rumhängt, genau wie vorhin in Lauras Schlafzimmer, wo sie aus dem Schrank gekommen sei und auf die Laura geschossen habe. Terry ist nahe daran, in die nächstbeste Stuhllehne zu beissen und versucht erneut, der blödesten Blondine seit Erfindung der alphabetisch sortierten M&M´s die Story über die rätselhaften Schüsse und Lauras Verschwinden aus der Nase zu ziehen. Es ist nicht einfach und bringt den heldenhaften Reporter auch nicht wirklich weiter. Dr. van Ee fragt Terry, wo der eigentlich zur Tatzeit gewesen sei, der kontert mit dem wasserdichten Alibi, sich mit Ward unterhalten zu haben, und wo sei eigentlich der abgeblieben?

Zum dramaturgisch passenden Zeitpunkt gibt´s den obligatorischen Stromausfall. Dann lockt ein Schrei die versammelte Brigade ins Wohnzimmer, wo, ta-daa, Laura sich aufhält und verdächtig hypnotisiert wirkt. Irgendwo aus den Wänden dröhnt die Stimme des entsprechenden Hypnotiseurs, und es ist natürlich Rene von „Rene & Laurette“, der seinen Vaudeville-Act mit ihr hier durchziehen will. Auf Renes Geheiss verbindet sich Laura die Augen und spielt Medium. Nachdem sich von der gespannten Audience keiner zu fragen traut, übernimmt Rene das selbst und seine Frage ist mehr oder weniger die Bitte „Erzähl die Wahrheit“… und so kommt alles ans Licht. Für eine Million Francs lieferte Laura seinerzeit in Paris ihren Partner, Ehemann und nebenberuflichen Resistance-Spion den Nazis ans Leder, und perfiderweise schenkte sie ihm für die Hinrichtung eine Augenbinde, damit Rene auch ja wusste, wer ihn ans Messer geliefert hat – ihre lumpige Motivation: „Ich hasste ihn, weil er Macht über mich hatte, obwohl er eigentlich ein netter Kerl war“. Die Rene-Stimme bittet Laura, einen Blick auf ihre Augenbinde zu werfen, und, was soll ich Euch sagen, es ist die, die Laura einst Rene schenkte. Rene lebt noch (ach nee) und will Rache (was sonst) – die Maske taucht auf und trudelt auf Laura zu und die fällt prompt tot um!

Bill schnappt sich in einem Anfall von Kompetenz den flüchtenden Täter – es ist Mrs. Williams! Okay, es ist Rene mit einer Perücke, der in der Form der vorher gezeigten Mrs. Williams nicht wirklich ähnelt, aber glauben wir´s mal. Leonide bestätigt die Identität. „Er war mein Assistent und hat alles von mir gelernt,“ gibt er zu Protokoll, „später sahen wir uns im KZ wieder.“ „Ich habe mein Versprechen gehalten,“ meint Rene, „ich habe sie nicht berührt“, und das müssen neidlos alle anerkennen.

Deswegen stellen sich Terry, Bill und (eher eingeschränkt, da sie nicht richtig weiss, was eigentlich los ist) Jane, die Frage, ob das nun Mord sei. Die Autopsie (womit wir wieder am Anfang wären) hilft wohl nicht wirklich weiter – denn der Pathologe kann nur feststellen, dass Laura buchstäblich zu Tode geängstigt wurde… dürfte ein interessanter Prozess werden…
Analyse

Das ist schon ein erstaunlich bizarrer Film für 1946/47. Scared to Death verfügt beim besten Willen nicht über einen koherenten Plot, vielmehr scheint mir der Film mit seinen schrägen Charakteren und ihren teilweise völlig unmotivierten Auftreten eine Art früher Geistesverwandter zu David Lynch´ schwerverdaulichen Eskapaden in skurrileren Twin Peaks-Folgen zu sein (ich hab ja nur noch drauf gewartet, dass Zwerg Angelo Rossitto irgendwann mal in einem roten Raum das Tanzen anfängt).

Okay, bei Lynch ist das ganze mit Sicherheit Filmkunst (mal wieder mein Standardspruch: Ich behaupte nie, bei Lynch´ Filmen immer zu kapieren, worum´s eigentlich geht, aber ich kann sie nichtsdestotrotz für genial halten), hier sieht das alles mehr danach aus, als hätte man mehr oder weniger während des Drehs erfunden, was man an Dialogen und „Plotentwicklungen“ (I use that term ever so loosely) so verwenden könnte. Die Dialoge sind selbst schon bizarr und wenn sie tatsächlich etwas mit der Story zu tun haben, ist das eher eine günstige Fügung des Schicksals als wirkliche Absicht – jedenfalls erweckt so manche Line, vor allem von Bela Lugosi, diesen Eindruck.

Gut, irgendwo tief drin in den verwinkelten Zügen der Story ist das eigentlich eine seehr schlichte Rachegeschichte, aber die zahllosen Subplots und der Versuch, vermeintlich übernatürlichen Hokuspokus einzufügen, verdrängt diese absolut in den Hintergrund – die Auflösung kommt dann, da man von diesem eigentlichen Grundgedanken (wohlwollend gezählt) im Filmverlauf bis dahin eineinhalbmal eine halbe Andeutung präsentiert bekommen hat, weniger überraschend-schockierend als vielmehr als ein „WTF??!“-Ending (Ihr wisst schon: „What the f**k?“). Zusammenfassend: Storydepartment = Börks.

Aber wir sehen uns einen solchen Film ja nicht wirklich wegen seiner durchdachten Story an, oder? Ebend. Und was Scared to Death im Gegensatz zu einer plausiblen Geschichte sehr wohl hat, ist eine bizarre (hm, ich weiss, ich verwende dieses Wort in dieser Analyse nahezu inflationär) Atmosphäre. Auch wenn man vielfacht ob der Geschwätzigkeit des Scripts das Gefühl hat, einem abgefilmten Theaterstück zuzusehen (die abgezählten vier Sets, über die der Film verfügt, verstärken diesen EIndruck natürlich), versprüht der Film eine eigentümliche Aura – das kann allein schon daran liegen, dass man den grossen Bela Lugosi in FARBE sieht (zu der eigentümlichen Aura gleich noch mehr). Auch wenn der Streifen einmal mehr an dem Missverhältnis krankt, dass sein topgebillter Hauptdarsteller gerade mal eine nicht völlig unwichtige, aber streng genommen überflüssige Nebenrolle spielt, an Lugosis Motivation kann man nie zweifeln – und auch hier legt sich Lugosi mit all seinem Verve (und Overacting) ins Zeug – hier wirken seine Tiraden und seine Mimik oft beabsichtigt komisch-humorvoll (was mich darin bestärkt, eine Kopie der Karloff/Lugosi/Lorre-Horror-Komödie You´ll Find Out aufzutreiben – Lugosi hat einfach auch eine Art eingebauten charmanten Humor, der selten genutzt wurde) – man könnte fast sagen, Lugosi spielt hier eine komödiantische Rolle und es sieht so aus, als wäre Bela sich dieser Tatsache bewusst gewesen.

Rein objektiv gesehen ist es eines der grössten Probleme des Films, dass Lugosi, obwohl er nicht wirklich die Hauptrolle spielt, den Streifen mit jeder Sekunde seiner Präsent einfach an sich reisst – ist Bela nicht mit von der Partie, droht der Streifen ein wenig auseinanderzufallen, weil keiner seiner Ensemblekollegen eine wirklich grossartige Screenpräsenz hat und das Script keinem Beteiligten wirklich etwas greifbares zu tun gibt. George Zucco („The Mummy Returns“ und einige PRC-Schocker) müht sich als Dr. van Ee redlich und Molly Lamont spielt die zickige, äh, Zicke reichlich überzeugend, dagegen bleiben Roland Varno und Douglas Fowley sehr blass und mit dem sooo typischen 40er-Jahre-KOMEDY-Team Nat Pendleton und Joyce Compton muss man sich wirklich anfreunden können – gegen den „Humor“ von Pendleton und Compton sind die „Three Stooges“ subtile Satiriker.

Noch mal zur Atmosphäre des Streifens – einen Teil dieser irgendwie „otherworldly“ Aura hat der Film seinem obskuren Farb-System zu verdanken. Scared to Death wurde nicht im seinerzeit gängigen Technicolor, sondern im billigeren Cinecolor-Verfahren gedreht. Cinecolor hatte allerdings den Nachteil, auf nur zwei Grundfarben zu basieren (im Gegensatz zu Technicolor, das mit allen drei Grundfarben hantiert) – das hat einige Farbverschiebungen zur Folge, so z.B. die Tatsache, dass die ominöse grüne Maske (die im Filmverlauf etliche Male auftaucht, aber meist keinerlei Beachtung findet) für uns Betrachter eben blau schimmert. Gibt dem ganzen einen gewissen zusätzlichen Twilight Zone-Touch – dazu kommt noch der gar fürchterlich holprige Schnitt, der von einem absoluten Amateur auf diesem Gebiet verbrochen worden sein muss – ich bin absolut kein Experte für Editing, aber selbst mir ist bekannt, dass man Schnitte zwischen Close-ups und Totalen eleganter lösen kann als hier, und die Art, wie die „Narration“ von Lauras Leiche eingefügt wurde, lässt darauf schliessen, dass das Filmmaterial hier mit Taschenmesser und Tesafilm bearbeitet wurde.

Scared to Death ist mit Sicherheit kein Gruselfilm – es ist (vermutlich unbeabsichtigt) eine schräge Parodie auf die damals (und heute) beliebten Murder Mysteries (oder, um es mit anderen Worten auszudrücken: ein parodistisch angehauchtes „Whodunnit“ mit Anleihen beim Grusel- und Mystery-Genre), die zwar hauptsächlich eher aus filmhistorischer Sicht interessant ist, aber, wenn man sich entspannt zurücklehnt, vielleicht ein kleines Tütchen ansteckt und überhaupt nicht erst versucht, der nicht nachvollziehbaren Geschichte zu folgen, äusserst unterhaltsam sein kann – grösstenteils ein Verdienst von Bela, der einmal mehr zeigt, dass er selbst ein Chaos von Film in solides Entertainment verwandeln kann.

Erhältlich auf DVD, gepaart mit „The Devil Bat“ als „Bela Lugosi Collection Vol. 1“ – diese „Sammlung“ war identisch schon auf Laserdisc von Lumivison erhältlich, die ich nun wieder hier rumstehen habe. Der Print von Scared to Death hat dabei den Zahn der Zeit recht akzeptabel überstanden, das Cinecolor-Verfahren erweist sich allerdings (vor allem auf Seite 2 des dreiseitigen LD-Sets) als gelegentlich etwas anstrengend (ist aber vielleicht auch nur auf nicht ganz so tolles Mastering zurückzuführen, Seite 3 – in CAV – ist bildtechnisch wesentlich angenehmer ausgefallen).

Bela-Lugosi-Fans sollten sich diesen Film unbedingt in ihre Sammlung stellen, nicht nur wegen des einmaligen Erlebnisses, das berühmte Dracula-Cape tatsächlich in all seiner farbigen Glorie zu sehen. Für Halloween als semi-unheimliches irgendwie leicht bekifft wirkendes Kuriosum sicher nicht zu verachten…

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 7


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