Savage

 
  • Deutscher Titel: Savage
  • Original-Titel: Savage
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  • Regie: Avi Nesher
  • Land: USA
  • Jahr: 1995
  • Darsteller:

    Savage/Alex (Olivier Gruner)
    Nicky Carter (Jennifer Grant)
    Reese Burroughs (Kario Salem)
    Marie Belloc (Kristin Minter)
    Edgar Wallace (Sam McMurray)
    Allan Poe (Herschel Sparber)
    Halliday (Tom Schanley)
    Spillane (Michael Cudlitz)
    Captain Rohmer (Luke Askew)
    Gloria Verne (Victoria Morsell)


Vorwort

Das Reviewerdasein kann ein ziemlich hartes sein – vor allem, wenn’s Fernsehsender wie Kabel 1 und RTL II gibt, die den lieben langen Tag nichts anders senden zu wollen scheinen als das, was beim Doc seit Monaten auf Halde liegt. Man würde ja gern tagesaktuell sein und, wenn die DVD des neuesten X-Klasse-Action-Schinkens, der bei RTL II um 3.45 Uhr nachts zwischen der 0190er-Werbung läuft, schon hier rumlungert, dem geneigten Publikum schon vorab ein passendes Review zukommen lassen, damit die Klientel dieser Site sich schon mal ausrechnen kann, ob das Anwerfen des Videorecorders oder eine schlaflose Nacht zum Selbst-Live-Ankucken sich rechnet, aber man kommt ja kaum mehr hinterher, vor allem, wenn man sich nicht NUR Dudikoff/van Damme/Lundgren-Schlägerspektakel ansehen will, sondern zwischendurch zur Abwechslung auch mal was gehaltvolles.

Langer Vorrede wie üblich vernachlässigenswerter Sinn – Savage liegt nun auch schon eine ganze Weile in silbriger Scheibenform hier rum, wurde aber vom Doc als nicht so wahnsinnig wichtig für baldige Besprechung erachtet – und dann las ich von der Fernsehausstrahlung (ob’s die erste, fünfte oder dreihundertsiebenundzwölfzigste ist, ist ja auch wieder wurscht) und trat mich in den metaphorischen Hintern – bis zum Ausstrahlungstermin sollte das mit dem Review erledigt sein. Da ich aber gewohnheitsmäßig mittlerweile keinen Plan mehr habe, wann und wo der Streifen in der Glotze läuft, bin ich vermutlich trotzdem wieder zu spät dran. Karma, I suppose. So wird das nie was mit der geldbringenden Kooperation mit einer bundesweiten Fernsehzeitschrift (man wird ja wohl noch träumen dürfen…).

Tram drüber. Wir haben es heute mit einem filmischen Vertreter des Schaffens von Olivier Gruner zu tun, einem der Europäer, der seinen ersten Filmvertrag in einer Zeit ergatterte, als es noch reichte, irgendwann mal einen Pokal für leidliches Kickboxen ergattert zu haben und mit Jean-Claude van Damme mal zusammen Alk oder Steroide eingeworfen zu haben. Im Gegensatz zum berühmten Belgier schaffte der Franzose nie den ganz großen Durchbruch, auch wenn er die Hauptrolle im allgemein zugestandenen besten Film, den unser spezieller Freund Albert Pyun sich jemals aus dem Daumen gelutscht hat, Nemesis spielte (zumindest das hat Gruner van Damme voraus – letzterer mimte nur im bekanntesten Pyun-Film Cyborg, der aber wiederum allgemein als große Grütze gilt).

Meine Wenigkeit selbst kam nie in die Versuchung, sich gezielt Gruner-Filme aus den Ramschkisten der Videotheken oder den Grabbeltischen der Kaufhäuser zu wühlen, gewiss, der ein oder andere seiner Streifen steht hier rum, aber zu einem besonderen Sympathieträger Marke Dolph Lundgren (Ihr wisst ja, dass ich an dem alten Schweden spätestens seit seiner Gummibärenmampforgie auf dem Wetten, dass-Sofa einen mittleren Narren gefressen habe) entwickelte er sich für mich nie. Aber wir sind ja vorurteilsfrei (völlig). Regie bei Savage führt Avi Nesher, dessen Filmographie zwischen hirnzerschmelzendem Blödsinn (S.H.E.) und erstaunlicher Qualität (Doppelganger, Timebomb) ja so ziemlich alles hergibt. Wollen wir doch mal sehen, wo sich Savage einordnet.


Inhalt

Erste Überraschung gleich zu den Credits – nein, nicht unbedingt, dass “Amazing Grace” vom Soundtrack schallt, das wird zum Leitmotiv des ganzen Film werden, sondern die Einblendung “A Patrick Highsmith Picture Show” (kann mich nicht mehr erinnern, ob das auch bei anderen Neshers so war, jedenfalls nährt es die Theorie, dass Avi Nesher und sein Stamm-Autor Patrick Highsmith ein und dieselbe Person sind). Danach finden wir uns in der Wohnstube einer abgelegenen Farm wieder und dürfen idyllischen Familienleben beiwohnen. Papa Alex liebt seine, “Amazing Grace” mit glockenheller Stimme darbietende, Ehefrau July und auch der Sohnemann ist ein Wonneproppen, auch wenn, dezente Message am Rande, Alex nicht unbedingt “Soldat” mit ihm spielen will, sondern lieber was friedvolleres. Während drinnen ein so idealisiertes Eitel-Freude-Sonnenschein-Familien-Kitsch-Szenario abgespult wird, dass mir fast die Galle hochkommt, fährt draußen eine ominöse schwarze Limousine vor – und das hat noch selten was Gutes bedeutet. So kömmt es auch – kaum ist der Strom geheimnisvollerweise ausgefallen und macht Alex die Vordertür auf, um dem Generator auf den Zahn zu fühlen, sieht er sich einem Man in Black gegenüber, der ihm aber kein Blitzdings vor die Rübe hält, sondern eine Kanone, und die relativ ungezwungen gleich mal abfeuert (Opfer ist vor allem Alex’ Flosse, die er sich schützenderweise vor die Rübe hält). Angeschossen kann Alex nur noch hilflos zusehen, wie der fiese Eindringling Weib und Kind meuchelt.

Die Zeit vergeht und Alex findet sich als autistischer Patient in einer Klapsmühle wieder – man ist sich allgemein nicht einig, ob Alex für das Massakrieren seiner Family persönlich zuständig war, der Mordfall wurde nie aufgeklärt. Eines Nachts schaltet sich der Fernseher des Pflegepersonals selbständig auf eine Gospel-Show um, in der, man glaubt es kaum, “Amazing Grace” gesungen wird – reichlich mysteriös: die Show läuft auf allen Kanälen (und unsereins denkt, das deutsche Fernsehprogramm ist einfallslos…). Die vertrauten Klänge triggern Erinnerungen bei unserem bis dahin reglos daliegenden Protagonisten – er steht auf, zerschmettert ein Fenster und geht stiften. Kaum ist er verschwunden, schaltet sich die Glotze wieder auf das reguläre Programm zurück. Wie mein alter Kumpel Bart sagen würde: Suspekt.

Alex wandert in die Wüste, getrieben von der Stimme seiner verblichenen Frau, die “komm zu mir, ich brauche dich”-Einflüsterungen murmelt. Nach entbehrungsreicher Wanderung (die von der pathetisch-übertreibenden Musik abgefeiert wird, als wären wir mindestens in der Neuverfilmung von Lawrence von Arabien) erreicht Alex eine Höhle, die mit Graffitis, äh, antiken Wandmalereien vollgeschmiert ist (hm, also so richtig “alt” in Form von “steinzeitlich” wirken die auf mich nicht, and I’ve been to Lascaux. Sieht mehr aus wie “letzte Woche hingepinselt”). Es vergeht wieder ein gewisser Zeitraum, der dazu ausreicht, dass Alex aussieht wie ein Metaller, der vor zwölf Jahren seinen letzten Haarschnitt (und seine letzte Dusche) erlebt hat und zum perfekten Jäger mit handgeschnitztem Speer geworden ist (was ein armes Hoppelhäschen feststellen muss). Eines Nachts träumt Alex von seinem geliebten Besen, wird aber von einem seltsamen Geräusch geweckt. Dieses seltsame Geräusch wird begleitet von einem seltsamen weißen Licht und einem seltsamen Nebel (keine Panik, da dreht nur nebenan einer einen billigen Horrorfilm und hat’s mit der Trockeneismaschine übertrieben). Aus dem Licht formt sich eine überirdische Gestalt (gähn, ein HIEW – HyperIntelligentesEinmischendesWesen, sind wir hier bei Star Trek?), die sich zu Alex’ verständlicher Konsternierung in July verwandelt und ihn recht definitiv auffordert, den Mann zu finden, der für ihr Ableben verantwortlich ist, “bevor er es noch Millionen Anderen antut” (huch, wie gemein). Damit Alex aber auch weiß, wen er zu suchen hat, transformiert sich July direkt in die Gestalt des Gesuchten, der zwar weniger nach megalomanischem Madman, sondern mehr nach dessen Buchhalter aussieht, auf Alex’ schnell gelobtes “ICH TÖTE IHN” aber nur ein müdes Lächeln übrig hat. Könnte gerechtfertigt sein, wenn die HIEW da nicht noch einen Trick auf der Pfanne hätten – Alex wird in einen Spezialeffekt eingehüllt, morpht sich mal kurz in eine Gorillamaske, die vom letzten Planet der Affen-Film übriggeblieben ist und beendet sie magische Aktion nackt und muskulös (schwaches Bild – wenn man sich vom Hulk zurück in Banner verwandelt, hat man doch auf einmal mirakulöserweise Hosen an, und die HIEW kriegen das nicht hin?). Weil er gerade so schön in Fahrt ist, graviert sich Alex, oder der, der einmal Alex war (wir haben ja als eifrige B-Film-Betrachter längst durchschaut, dass die HIEW Alex in ihr Werkzeug verwandelt haben), noch schnell das Dreieckssymbol der HIEW (prominent in den Höhlenmalereien vertreten) in die Brust (autsch).

Die Videospielindustrie hat, in welcher Zeit auch immer unser Film spielen soll, ein paar Fortschritte gemacht. Aber nur, was die Game-Interfaces angeht, schicke VR-Visor-Brillen, mit denen man fotorealistische Games spielen kann. Das Gameplay selber lässt aber zu wünschen übrig – im uns vorgeführten Spiel besteht die Aufgabe des Spielers darin, leicht bekleideten Frauen in den Hintern zu kneifen (und wieso glaube ich, dass dieses Game im realen Leben reißenden Absatz finden würde?). Der Spieler ist ein Cop auf dem Beifahrersitz eines Streifenwagens (das nennt man wohl noch echte dedication, echtes commitment). Sein fahrender Partner fährt eine nackte Gestalt, die auf der Mitte des Highways rumlungert, um. “Er sah aus wie Tarzan!” Na, wer könnte das wohl sein, der mit einem Gesichtsausdruck wie ein Fahrrad, aber ansonsten relativ heil im Straßengraben hockt und von den aufmerksamen Cops sicherheitshalber eingeladen wird? Genau.

Die Meldung von der Aufgreifung eines unbekleideten Irren schlägt sich auch in ein Schlafgemach zu – das sieht zwar angesichts der ungefähr drölfzig Gazillionen Monitore ungefähr so romantisch und einladend intim aus wie die das Call Center der BVG, aber das gleicht der erfreulicherweise ebenfalls nackte Superkörper von Marie Belloc locker aus. Findet auch ihr aktueller Beischlafpartner, der daher wenig erbaut ist, dass Marie die sofortige Inaugenscheinnahme des Polizeiberichts einer fröhlichen Runde Fickificki vorzieht. “Die Beschreibung passt”, stellt Marie fest (hm, “nackter Wilder, ca. 90 Kilo, ungewaschen”, das ungefähr dürfte der Wortlaut der Personenbeschreibung sein…) und komplimentiert ihren Lover unsanft (mit handgreiflichen Argumenten) raus: “Wenn ich wiederkomme, und du bist noch da, bring ich dich um. Und blute nicht alles voll.” Klingt nach wahrer Liebe.

Die Streifenhörnchen liefern den wilden Max, eh, Alex, dieweil bei ihrer frustrierten Kollegin Nicky Carter (Nick Carter. Klingelt’s? Ja, “Patrick Highsmith” ist CLEVER. You’ll see) ab, die eigentlich lieber Feierabend machen und Eishockey spielen würde (wo wir doch alle wissen, Lenz Funk senior hat das doch geklärt, Eishockey ist kein Sport für Mädchen! Und als jemand, der interessehalber ein Dameneishockeyspiel der 1. Bundesliga gesehen hat, stimme ich ihm da aus tiefster Seele zu. Sportliche Abschweifung beendet. Memo an mich selbst: mal wieder Slapshot ansehen). Irgendwie tut ihr der seltsame Zausel, der jegliche Kommunikation verweigert, aber leid und als sein Blick auf ihre Hunde-Fototasse fällt, löst das wieder Erinnerungen aus (ja, nen Wuffwuff hatte die perfekte Familie natürlich auch). Nicky bietet gönnerhaft aus ihrer Tasse an, die schiere Kraft der bösen Erinnerungen allerdings führt dazu, dass Alex die Tasse einhändig zermantscht (und sich dabei die Gräten ritzt. Memo an HIEW: macht eure Auserwählten gefälligst unverwundbar. Ist doch unpraktisch so was. Am Ende wird der Kerl noch vom Bus überfahren und was dann?).

Marie trifft indes im Hauptquartier der TITAN Company an (Hersteller des enorm anspruchsvollen Arschkneiferspiels, Beherrscher des Spielemarkts und Eigentümer eines handlichen Wolkenkratzers. Da wird wohl selbst Bill Gates neidisch).Mit ihren Kollegen, den unsympathisch aussehenden Totschlägertypen Edgar Wallace und Allan Poe (uhaaaaaaargh, Avi Nesher, mögest du im Höllenfeuer schmoren! Zumal, für Aufmerksamkeitsschwache, die beiden Kerle sogar noch als “Wallace, Edgar, Allan Poe” vorgestellt werden. Zwei blöde Fliegen mit einer doofen Klappe erschlagen) ist sie auf dem Weg zu Firmenchef Reese Burroughs (ich sag ja schon nix mehr, ich sag schon nix mehr, lalalaaaa), wenig überraschend unser Buchhaltertyp aus Alex’ Vison/Initaition/Whatever in der Höhle. Paranoiker Burroughs verfolgt das ungewöhnliche Hobby, alle abgewrackten Typen, die nackt aus der Wüste stolpern, umbringen zu lassen (okay, jeder braucht seinen Zeitvertreib), ein Killerkommando soll auch den neuesten “Wilden” eliminieren.

Die Beziehungen der Titan Company sind offensichtlich gut geschmiert – jedenfalls bereit es Burroughs Chef-Killer Wallace keine Probleme, drei grobschlächtige und übelgelaunte Mörderhenker in den Knast einzuschmuggeln, in dem Alex auf seine Überführung in die nächste Nervenklinik wartet. Die Killer verlieren keine Zeit und gehen auf Alex los, der entdeckt aber in dieser Notsituation seine durch die HIEW verliehenen übermenschlichen Kräfte (die sich aber hauptsächlich darin erschöpfen, dass er höher springen kann als ein Normalsterblicher und ein paar Martial-Arts-Moves beherrscht). Aber auch vom Einsatz unsportlicher (bzw. eher von Mädchen und/oder Vampiren verwendeten) Methoden wie “in den Hals beißen” schreckt der “Wilde” nicht zurück. Nachdem die drei Gorillas zügig ausgeschaltet sind, rupft Alex mit bloßen Händen die Gitter aus dem Fenster und verpfeift sich. Der zugekiffte Knastkollege “Shazam” (ladididaaa, ich hör nix) kann sich diese animalischen Kräfte nur durch eine Dosis PCP erklären.

Burroughs geht ob des Knastattentatsfiaskos der Arsch gehörig auf Grundeis. “Er ist kein Mann, er ist ein Savage,” winselt er den verständnislosen Wallace, “er ist mein schlimmster Alptraum, und ab jetzt ist es auch ihrer!” (die “schlimmster Alptraum”-Metapher sollte langsam, aber sicher, unter Androhung grober körperlicher Schmerzen verboten werden). Denn natürlich braucht ein “Savage” keine Waffe – “er IST die Waffe!” Burroughs kennt sich aus, und er weiß auch, dass der wilde Mann hinter ihm her ist (und für das Absondern so vieler Klischeesprüche in dreißig Sekunden verdient “Patrick Highsmith” einen Ehren-Oscar – zwischen die Augen).

Wallace trommelt per Pager (an die Jüngeren unter uns – das waren so komische Piepser, die vor der Erfindung von Handys ihren Trägern mitteilten, dass jemand sie zu sprechen wünscht) seine komplette Totschlägerbrigade zusammen, während Burroughs Marie ein Phantombild von Alex mit anständig geschnittenen Haaren erstellen lässt (Alex könnte Burroughs und seine Leute nun heftigst verarschen, wenn er seine Langhaarmatte behalten würde, aber nöö, der Wildmann lässt – wo und wie auch immer – seine Frisur *exakt* so richten, wie sie auf dem Phantombild aussehen. Und das ist noch nicht mal eine besonders hübsche oder modische Frisur). Außerdem ist Burroughs elendiglich prüde und verlangt ultimativ von seiner Gehilfin, sich ihre offene Bluse zuzuknöpfen (Spießer! Spielverderber! Moralist!).

Die übernatürlichen Mächte, mit denen Alex im Bunde ist, sind sich darüber im klaren, dass ihr Chosen One nach zwei Jahren Irrenanstalt und unbestimmten Anzahl Wüste (und Genuss vermutlich zahlreicher bewusstseinserweiternder Pilze) seine fünf Sinne nicht wirklich beisammen hat und formen ein paar Baustellen-Warnbaken zu einem Pfeil um, der Alex auf ein Kleidergeschäft hinweist, wo er seine Knacki-Klamotten gegen was etwas mainstreamkompatibleres eintauscht (verständlicherweise mittels eines beherzten Einwerfens der Schaufensterscheibe und nicht etwa per Kreditkarte). Neu eingekleidet und frisiert spaziert Alex an einem Elektroladen vorbei – die HIEW schalten die ausgestellten Fernseher auf das für Alex wichtige, sprich Exposition und sachdienliche Hinweise liefernde Programm, wo ein Special über den erfolgreichen Business-Mogul Reese Burroughs ausgestrahlt wird. Über seine Games lobhudelt der im Interview: “Man ist nicht Spieler, man ist Gott!” (eh, ja, klar, “Populous”, war’n nettes Spiel). Außerdem werden wir informiert, dass die Spezialtechnologie der Titan-Games von anderen Wissenschaftlern und Technikern nie kopiert werden konnte. Und so kann Burroughs im TV recht ungestraft von “universeller Macht” und “ewigem Leben” salbadern (hoffentlich hat Bill Gates den Film nicht gesehen, der kommt noch auf Ideen). Danach weisen ihn seine Auftraggeber noch per Werbespot auf den Computerladen “Electronic Kitchen” hin.

An einem Kiosk steht ein Titan-Spielautomat, den Alex mal ausprobiert. “Illegal Entry” heißt das Game (zu äußerst schlecht Deutsch “Räuber und Gendarm”. Aargh. Kill me.), in dem man sich als Einbrecher, Saboteur, Industriespion oder Killer versuchen kann. Burroughs’ Image als schurkischer Megalomane leidet für mich schon etwas darunter, dass er als Szenario für das Game einen Einbruch in sein eigenes Titan-Wolkenkratzer-HQ verwenden lässt (und das offensichtlich so originalgetreu, dass es unserem Helden im weiteren Filmverlauf nützlich sein wird. Egal, welch garstiges Schicksal Burroughs noch bevorsteht – für so viel Blödheit hat er es verdient. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Mission des Games “Finde und zerstöre die Digitalisier-Maschine” ist. Oder ist das am Ende eine weitere sanfte Anweisung der HIEW? Dann sind die aber wirklich absolute Umstandskrämer). Alex wird beim Daddeln von einer Horde Titan-bezahlter Biker-Thugs gestört, die er aber ohne größere Probleme dank seiner tollen Superfähigkeiten (und dem Gymkata-Gesetz, das besagt, dass an jeder Stelle, an der der Held in einen Kampf verwickelt wird, ausreichend reckähnliche Träger/Rohre/whatever rumhängen, an denen er sich hochziehen, schwingen etc. kann) besiegt und dadurch, in einem gepflegten kleinen Terminator-Rip-off-Moment (can’t miss an opportunity, can we?), über Motorrad (das aber im weiteren Filmverlauf nicht verwendet wird, wieso sollte der Wildman auch fahren?) und Sonnenbrille verfügt.

Wallace taucht wenig später am Kiosk auf und killt dessen Besitzer – keine Augenzeugen, scho’ klar. Der zartbesaiteten Marie, die mit Burroughs alle Einzelheiten über die Knopflochkameras der Schergen mitverfolgt, ist das ein wenig zu viel, da wird ihr schlecht (Wimp).

Zeit wird’s, dass wir die weibliche Hauptrolle wieder ins Spiel bringen, Nicky Carter. Die hat gerade mit ihren Freunden und -innen Hockey gespielt und staunt Bauklötze, als sie draußen auf der Straße den wilden Mann wiedererkennt (auf 50 Meter Entfernung, in anderen Klamotten – bzw. überhaupt in welchen – und mit völlig anderer Frisur, bei Nacht. Boah, die Frau ist wirklich gut. Ich erkenne selbst mit Brille einen alten Kumpel auf der Straße bei Tag erst, wenn er mir auf die Füße tritt). Das macht sie so neugierig, dass sie ihm folgt, Freundin im Schlepptau. Alex’ Schritte führen ihn in die “Electronic Kitchen”. Im Gegensatz zur Ankündigung des Werbespots von vorhin ist das weniger ein Computerladen, sondern ein von allerhand Nerds und Geeks bevölkertes Internet-Cafe (so nerdy, dass man an der Bar seinen Drink nur mit einem “Passwort” ordern kann. Wenn ich jemals zur Klientel eines solchen Schuppens gehören sollte – bash my head and bury me). Die HIEW sind tatsächlich Umstandskrämer – offensichtlich haben sie Alex in diesen Laden beordert, um ihm dort (gut sichtbar auch für die anderen Gäste, sofern die interessiert wären) auf einem Monitor wichtige Informationen aus seiner Kranken- und Polizeiakte vorzuführen (gäbe es da nicht, eh, unauffälligere Möglichkeiten?). Demnach hat Titan sein altes Farm-Grundstück nach der Mordnacht und Alex’ Einweisung erworben. Nicky versucht, Alex anzusprechen, aber das bleibt beim Versuch, weil Poe und ein paar Killer das Etablissemang stürmen und ohne Rücksicht auf Verluste und Kollateralschäden (na ja, man könnte meinen, der Genpool wäre ohne die diversen Geeks und Nerds, die in dem Laden rumlaufen, besser dran) aus allen Rohren ihrer automatischen Waffen ballern. Alex entzieht sich direkten Treffern zunächst durch seine Turnkünste, aber als er überraschenderweise Nicky zur Seite springt, als die erleben muss, wie ihre Freundin von Poe kaltblütig erschossen wird (und gezielt. Weil, zufällig treffen scheidet aus, wenn das Opfer ungefähr 30 cm vor einem steht), fängt er sich auch ‘ne Kugel ein (ich sag doch, Unverwundbarkeit rult bei Superkämpfern!). Poe schleudert Alex durch ein paar günstig herumstehende Glas-Raumteiler (wo wäre der Actionfilm ohne Glas-Raumteiler? Wo, frag ich Euch, wo?), aber Alex revanchiert sich, killt Poe und flüchtet, bevor die herbeigerufenen Bullen (wieder unsere beiden Streifenhörnchen, die wohl so was wie Comic-Relief-Charaktere darstellen sollen und sich wie die Schneekönige freuen, zu einer echten Schießerei gerufen zu werden) eintreffen.

Burroughs ist, vollkommen out-of-character für einen größenwahnsinnigen Superschurken eines billigen B-Films, absolutemente am Boden zerstört und grübelt bestimmt schon über seinen Nachruf und die Auswahl, welches Lied an seinem Grab gespielt werden soll, nach: “Ich bin so gut wie tot!” Und weil er trotz allem irgendwo ein Gutmensch ist, empfiehlt er Marie, sich zu verpissen, bevor der “Savage” eintrifft und alles vernichtet, was nicht niet- und nagelfest ist. Marie beweist aber heutzutage selten gewordene Jobloyalität: “Ich bin ihr Fan! Sie sind ein Meister!” Und da der Savage wohl auch ein Meister sei, will sie zumindest beim Kräftemessen der Maestros in der ersten Reihe sitzen (this line brought to you by ARD and ZDF).Burroughs sieht das verständlicherweise weniger aus einer sportlichen Perspektive… Drei Monate oder so hätte er noch gebraucht, bis -, aber das will er weder Marie noch uns schon verraten. Außer, dass er geahnt hat, dass “SIE” (die auch Bielefeld erfunden haben?) jemanden schicken würden, um ihn zu töten, ehe er fertig ist. Marie kombiniert aus diesen kryptischen Andeutungen, dass Burroughs vielleicht näher an der Fertigstellung von was-auch-immer dran ist, als er selbst glaubt – oder “SIE” das zumindest glauben.

Gemeinsam mit Wallace kuckt man sich die mitgefilmten Aufnahmen der “Kitchen”-Schießerei an. Wallace erkennt im Savage Alex, den Typen dereinst von der Farm. Burroughs grummelt, dass er genau deswegen Alex damals hätte killen sollen, jetzt hätten “SIE” ihn zu ihrem Werkzeug gemacht. Aber da bietet sich ein unerwarteter Hoffnungsschimmer für Burroughs – Nicky! Als Savage von Welt dürfte Alex sich eigentlich nur um seine Mission kümmern und nicht um irgendwelche anderen unschuldigen Opfer derselben, da er aber nun eben Nicky geholfen habe, müsse ihm was an der Tussi liegen und das mache ihn verwundbar! (Noch verwundbarer, als er eh schon ist, möchte ich mal anmerken).

Apropos verwundbar – Alex/der Savage hat auf dem Dach eines Wolkenkratzers übernachtet und leckt seine Wunden. Um dann mit einem beherzten 50-m-Sprung auf das Dach des von Scharfschützen bewachten Titan-Towers zu jumpen (Memo an Superschurken: baut euch den HÖCHSTEN Wolkenkratzer in der Stadt, dann passiert so was nicht…)., wo er sich sofort in die Luftschächte (nein, nein, ich hab doch eine Luftschacht-Allergie) verdrückt und dort den Laser-Limbo tanzt (weil Burroughs vorausschauend genug war, selbst die Luftschächte mit Lasern zu sichern).

Burroughs selbst zeigt Marie nun doch sein Sanctum Sanctorium, sein ultrageheimes Speziallabor. Was da inmitten einiger Computer aufgebaut ist (das ganze Set erinnert mich mächtig an das Ersatz-Stonehenge aus Halloween 3: Season of the Witch) sieht aus wie ein vergammeltes Fabergé-Ei in King-Kong-Ausgabe, wird aber von Marie sofort als “Cro-Magnon” identifiziert (wusste gar nicht, dass unser Höhlenmenschvorfahren die Überraschungseier erfunden haben). Burroughs will das Teil vor ein paar Jahren auf einer Expedition (deren sonstige Mitglieder “bedauerliche Unfälle” erlitten, wie er süffisant ausführt) gefunden haben und hat die Piktogramme, mit denen das Ding, was immer es auch sein soll, übersät ist, als binären Code (!) identifiziert. Jo, wir sind nun an der Stelle, an der Savage die Abzweigung vom naiven, aber noch halbwegs, hüstel, vernünftigen B-Actionfilm mit SF-Elementen hin zum totalen Verblödismus nimmt. Also, hinsetzen und anschnallen, wenn Burroughs uns jetzt erklärt, was eigentlich Sache ist. Seine VR-Games seien nur eine primitive Anwendung der Cro-Magnon-Technologie, die – selbstredend in Wahrheit solche der Bewohner des untergegangenen Atlantis sei! Die Atlanter hätten sich in das Paradies des Cyberspace (im groben Unverständnis der allgemeinen Definition versteht “Highsmith” unter dem Cyberspace nicht das, was wir so bezeichnen, nämlich die Welt der Daten, sondern sichtlich eine Paralleldimension o.ä. Hätte er genau so gut “Dimension X”, “Phantomzone” oder “Fiffi” nennen können, käme für die Filmstory letztendlich auf das gleiche raus und würde wenigstens nicht so tun, als wäre der Film ein Cyberpunk-Thriller. Wäre William Gibson schon tot, er würde rotieren. Und das, obwohl er kein guter Autor ist – unnötige subjektive Einschätzung). Weil aber irgendjemand die Drecksarbeit für sie verrichten mussten, haben die Atlanter unsere Vorfahren, die Affen, vom Baum geholt (“unsere Vorfahren waren Affen!” regt sich Burroughs auf, als wäre das eine wahnsinnig neue Entdeckung. Schon mal was von Darwin gehört? Aber, okay, darf man ja in verschiedenen amerikanischen Landesteilen gar nicht kennen… Sünde!). Irgendwann hätten die Atlanter sich dann endgültig “digitalisiert” und die in die virtuelle Unsterblichkeit zurückgezogen. Und weil nun einer der Affenmenschen, sprich Burroughs, drauf und dran wäre, ihre Technologie zu knacken, schicken sie einen “Savage”. Was, wenn wir unserem Schuft glauben wollen, schon öfter, nämlich immer, wenn die Menschheit kurz vor bahnbrechenden technischen Durchbrüchen war, gemacht haben (als Beispiel führt er den Turmbau zu Babel an. Ich schmeiß mich weg, das Ding entwickelt sich zu bester Comedy). Angesichts der Savage-Bedrohung bleibt Burroughs nur eine Hoffnung – die Digitalisiermaschine (und das ist das Ei) vor seinem Eintreffen in Betrieb zu setzen. Superhackerin Marie (nach Eigenlob Dauergast im Pentagon-Rechner) macht sich an die codeknackende Arbeit und prompt öffnet sich die Eierschale.

Blöderweise, für Burroughs, ist Alex mittlerweile offiziell und auch bekanntermaßen eingedrungen, so dass eine Konfrontation unvermeidlich bleibt. Der Schurke hat aber vorgesorgt und führt nach dem hübschen “sparen wir uns das ‘mein diabolischer Plan, deine Antwort-blablabla’” beim Aufeinandertreffen in Burroughs Büro dem Savage ein kleines Live-Bondage-Video vor, direkt übertragen aus Nickys privater Work-out-Ecke (für die Computerhexer von Titan war es natürlich ‘ne leichte Übung, Nicky zu identifizieren). Alex verlangt die Freilassung des Mädchens – aber gerne, in ein paar Tagen, vorausgesetzt, Alex bleibt Burroughs so lange von der Pelle. Und um Alex endgültig in eine schwere mentale Krise zu stürzen, konstruiert der Fiesling es sogar noch so hin, als wäre er selbst schuld am Tod von Kind und Kegel, weil er ein großzügiges Kaufangebot für die Ranch seitens Burroughs abgelehnt habe. “Du willst doch nicht noch mehr Blut an deinen Händen?” scheinheiligt Burroughs grinsend (für einen, der sich vor ein paar Screenminuten noch ins Hemd gemacht hat, ist er jetzt erstaunlich cool. Könnten wir uns mal einigen, ob er nun ein Schlappschwanz oder ein harter Hund ist?). Alex stößt einen Growl aus und sucht das Weite, weiß aber immerhin, wo selbiges, nämlich Nickys Wohnung ist, weil das auf einem von Burroughs Computermonitoren noch eingeblendet ist (Memo an Schurken: ach, Ihr könnt’s Euch denken).

Während Alex also zu Nicky rennt, dort Wallace noch schnell ein paar perfide Spielchen mit seinem Lieblingsspielzeug Aufschlitzmesser, einem Blatt Papier und Nickys Gurgel spielt und sich dann, nach einem betont unauffälligen Knopfdruck auf einen mitgebrachten Koffer, den die geknebelte Nicky bemerkt (was ihr ein Zwinkern des Schufts einbringt), verpfeift, erklärt Burroughs seiner Marie, wie die Atlanter einen normalen Menschen in einen Savage verwandeln: “Das menschliche Gehirn ist wie ein Computer,” rezitiert er (ach?) und mit der richtigen Programmierung kann man in den Untiefen der organischen Festplatte eben auch “das Tier im Manne” aktivieren – in jedem von uns steckt also ein kleiner Savage, der nur aufgeweckt werden muss (ein paar CGI-Effekte schaden aber offensichtlich auch nicht).

Alex ist mittlerweile in Nickys Wohnung angekommen, kämpft mit den verbliebenen Thugs und kann mit Nicky gerade rechtzeitig entkommen, ehe der von Wallace aktivierte Sprengsatz (Überraschung… Gähn) hochgeht. Nicky verlangt nun einmal mehr Antworten von ihrem mysteriösen Retter, aber der bleibt schweigsam (das ist wieder mal ein Film von der Sorte, in der der Held nach Worten bezahlt werden kann und der Produzent daran nicht pleite geht) und verschwindet. Aber Nicky ahnt (woher auch immer – sie kann das maximal in der “Electronic Kitchen” mitgekriegt haben), dass es Alex zu Titan zieht, also macht sie sich auch dorthin und joined forces mit ihm, denn “die haben meine Freundin umgebracht!” (Okay, das ist völlig korrekt, aber in Nickys Position schon eine gewagte Argumentationskette. Welche Anhaltspunkte hat sie für diese These?). Das schnell gefundene Geheimlabor ist aber weitgehend leer – außer ein paar Computern und mit Runen-Piktogrammen und Sprüchen wie “Technologie ist Gott” vollgeschmierten Tafeln ist da nix mehr von Wert zu finden. Die HIEW, die spitzgekriegt haben, dass ihr Held mal wieder auf dem Schlauch steht, schalten die Computer ein (sie könnten sich’s natürlich einfach machen und ihm gleich alle Informationen geben, die er braucht, aber das wäre erstens nicht so lustig und zweitens ein kürzerer Film). Dieweil Burroughs dem von ihm geschmierten Polizeichef Rohmer (ist das jetzt auch ein In-Joke? Wenn ja, ist Nesher kulturell interessierter als ich dachte…) den Auftrag erteilt, den Savage zu eliminieren, finden Nicky und Alex heraus, dass Titan für eine Freizeitanlage am Spirit Rock ‘ne immense Stromrechnung löhnt. “Wozu braucht eine Freizeitanlage so viel Strom?” wundert sich Nicky (also, mir fielen da selbst bei nur kurzer Bedenkzeit ein paar Seiten Gründe ein), während Alex ob der Nennung von Spirit Rock nachdenklich wird – könnte das seine alte Farm sein??? (Whaddaya think?)

Nicky und Alex beenden ihre Recherchen, treten auf die Straße und sehen sich einem Großaufgebot Uniformierter gegenüber. “Es tut mir leid, ich hab sie gerufen, wir brauchen Hilfe,” sülzt Nicky (eh? SIE hat die Bullen gerufen? Ich dachte, Burroughs hätte Rohmer & Co. beauftragt. Krieg ich jetzt nur nix mehr mit oder ist das einfach schlecht geschrieben?) Rohmer und seine Bullen sind verdächtig extrem verständnisvoll dabei, Alex in einen Streifenwagen zu hasseln, halten aber auch Nicky noch verdächtiger fest. Ein Cop grölt ein “Vorsicht, er ist bewaffnet!”, ein anderer steckt Alex eine Knarre zu – der Plan ist klar, man will Alex in “Notwehr” umballern. Aber Alex wäre nicht der Savage, wenn er die Bullen nicht aufmischen würde – zur Flucht braucht er aber Nicky, die das foul play seitens ihres Vorgesetzten erkannt hat und einen Streifenwagen klaut. Insert your generic car chase here – selten bei einer Verfolgungsjagd so gelangweilt. Nicky betet ihr auflaufendese Strafregister herunter, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Autodiebstahl etc.. “Jetzt kann ich auch heiraten, mein Leben ist gelaufen!” Okay, that was quite funny.

Die Flucht unserer Helden wird durch den blödesten Polizeihelikopterpiloten der jüngeren Weltgeschichte erleichtert – der “verliert” die Flüchtigen nämlich aus dem gewieften Adlerauge, weil diese einen absolut raffinierten Trick anwenden. Sie parken ihr Auto unter einer Brücke und fliehen zu Fuß weiter (mein Wohnzimmertisch hat jetzt wieder ein paar stirnförmige Dellen mehr). Im sicheren Wissen, dass die es bestimmt nicht mehr braucht, entwenden sie das Auto von Nickys totgeschossener Freundin – Alex möchte gern nach Spirit Rock gekarrt werden (wieso fährt er nicht selber? Führerschein verloren?). Ebenda trifft gerade Burroughs mit seiner ganzen Titan-Blase ein. Spirit Rock, so erläutert Burroughs, ist einer der metaphysischen “Knotenpunkte” wie Stonehenge oder der “erste Tempel in Jerusalem”. “Hört sich das wie New-Age-Schwachsinn an?” fragt er Marie (ehrlich gesagt, äh, ja, schon, gewaltig). Außerdem hat er hier in der Höhle dereinst die Ei-Maschine gefunden (ich dachte, damals gehörte das Grundstück noch Alex? It gets a bit confusing).

Auch Alex und Nicky treffen mittlerweile in Spirit Rock, “the cosmic capital of the world” (und ich Amateur hätte auf Poona oder Moosejaw getippt). Nicky ist ein wenig nölig, weil ihr Alex immer noch nicht gesagt hat, was eigentlich Sache ist. Zum Glück für sie erkennt ein Tankwart Alex wieder und erzählt ihr nur zu gern seine Mord-und-Totschlag-Familiengeschichte, was das Mädel, Polizisten können wohl doch nicht aus ihrer Haut, ein wenig mißtraurisch stimmt. Ein alter Knacker von Land-Sheriff beobachtet unsere Freunde.

In der bewussten Höhle (hm, ich gebe zu, ich bin da anthropologisch nicht mehr gar so firm, aber siedelten im heutigen Amiland tatsächlich Cro-Magnon?) scannt Burroughs ein paar Piktogramme ein und öffnet damit eine Geheimtür in eine Art Felsendom, in dem ein paar megalithische Felsblöcke rumstehen. Wird Zeit, dass Burroughs seinen Apparat anwirft, denn Alex und Nicky stehen schon vor dem Tor der “Freizeitanlage”. Alex’ übermenschliche Kräfte erweisen sich als hilfreich für Öffnungszwecke, aber Nicky will nun endgültig ein paar Antworten – da Alex unvorsichtigerweise kurz zuvor erwähnt hatte, das “SIE” ihm gelegentlich Anweisungen übers Radio oder Fernsehen geben, hält sie es für nicht völlig ausgeschlossen, dass er selbst seine Familie auf Geheiß der Stimmen massakriert hat (muss man auch wirklich sagen, unverdächtig ist das nicht wirklich. Die HIEW sollten sich doch nach eleganteren und für ihre Savages weniger verfänglichen Anweisungs-Mitteilungs-Methoden umsehen). Weil Alex nur einen stoischen Flunsch zieht, tritt Nicky den energischen Rückzug an und lässt den Savage stehen. Hat er nu davon.

Burroughs hat die Digitalisier-Maschine mittlerweile aufgebaut und aktiviert – er steigt ein und beginnt, in der Maschine fröhlich vor sich hin zu schweben. Uralte Maschinerie powert sich hoch – der antike “Generator” pumpt die nötige Energie zusammen, um den Digitalisierungsprozess zu starten. Experte Burroughs hat sich schon ausgerechnet, dass das ne gute Stunde dauern wird, aber frei schweben macht ja auch Spaß. Auch das Erdbeben, das die Höhle erschüttert, erschüttert Burroughs selbst weniger. “Wir reißen ein Loch in die Realität, und die Realität weiß nicht, was sie davon halten soll,” grinst er, dieweil Alex durch die Ruinen seiner niedergebrannten alten Farm stromert, anstelle etwas sinnvolles und plotvorwärtstreibendes zu machen. Na gut, so kann ihn wenigstens Wallace angreifen. Wetten, dass jetzt gleich die “ich-hab-deine-Familie-getötet-und-gar-lustig-war’s”-Nummer kommt? Zack, schon da (I love it when I’m right). Das bringt Alex, der sich bis dahin widerstandslos hat mit einem Brett vermöbeln lassen, endlich genug in Rage, um zurückzufighten und Wallace das Genick zu brechen. Als wäre er der Highlander persönlich, wirft er sich anschließend in eine UAARGH-Pose mit ausgebreiteten Armen, ehe er weinend zusammensinkt (hm, kam die “Belebung” nicht wie versprochen?). Zum Glück ist Nicky durch das Erdbeben überzeugt worden, dass an Alex’ Story irgendwas dran sein muss – rechtzeitig, um den heulenden Helden zu trösten, ist sie wieder an seiner Seite.

Burroughs freut sich ob der ihm bald zuteil werdenden Macht (welche eigentlich? Nur weil er sich digitalisiert, heißt das doch noch lange nicht, dass er irgendwelche Macht hat, schließlich sind die digitalen Atlanter ja auch noch da) in den Bauch, während Marie nun doch langsam kalte Füße bekommt – “wenn wir die Realität zerstören, über wen wollen wir dann noch herrschen?” fragt sie sich nicht unberechtigt (während sich Burroughs wahrscheinlich gerade fragt, wann zum Geier von “WIR herrschen” die Rede war). Burroughs ist aber inzwischen mad genug, um über solche Details nur müde grinsen zu können – “Wir fahren in den Himmel auf. Pech für die Affen!” (Der Urwald wird gefegt, oder was?).

Weil Alex ersichtlich seine Lebenskrise noch immer nicht ausgestanden hat, übernimmt Nicky die Führung in die Höhle. Sie schalten ein paar Wachtposten aus, die for no particular reason mit Titan-VR-Helmen rumlaufen (wahrscheinlich ist der Hauptgrund, dass die Requisiten nun schon mal angeschafft waren, kann man sie auch noch mal einbauen). “Wenn du ein Cop wärst, wären wir prima Partner,” entdooft sich Nicky nicht zu komplimentieren (Klischee-O-Meter hart am Anschlag). Marie versucht sich unauffällig abzusetzen, während die Realität weiter in Fetzen gerissen wird (in Ermangelung eines nennenswerten Spezialeffektbudgets belassen wir es bei Erdbeben der “Wackel-mit-der-Kamera”-Sorte, ein paar herunterpurzelnden Pappmache-Felsen, einer “feurigen Erdspalte” – selbige trennt Alex von Nicky, so dass es nun doch an ihm alleine hängen bleibt, die Welt, das Universum und den ganzen Rest zu retten – , die sich öffnet, und einem mitgebrachten Radio, das von all jenen gigantisch-epischen Katastrophen erzählt, für die die Filmemacher leider kein Geld hatten, Flutwellen in New York etc. pp.). Burroughs kichert hysterisch-triumphierend in der Maschine, aber da – ein Spezialeffekt! Die Atlanter materialisieren sich und versetzen Marie in Panik, auch wenn Burroughs aus der Maschine heraus versichert, dass die HIEW in “unserer Welt” keine Macht haben und ihr demzufolge nix tun könnten (ach?), und die Redegelegenheit auch dazu nutzt, über die fortschrittsfeindlichen Eingriffe der HIEW durch íhre Savages zu mosern (auf den Trichter, dass die HIEW das tun, um zu verhindern, dass “wir” die fabric of reality zu Klump hauen, kommt er zwar, sieht das aber sichtlich nicht als entlastendes Tatmotiv). Der Bodycount erhöht sich (zumindest nach den Radiomeldungen um zigtausende) und während nun endlich der eigentliche Digitalisierungsprozess einsetzt (und zunächst ein schickes dreieckiges CGI-”Portal” in den “Cyberspace” öffnet), hat Maria endgültig die Faxen dicke und will raus hier. Burroughs versucht sie weiterhin zu überreden, ihren Körper aufzugeben, aber Marie liebt den ihren (ist ja auch ein feines Exemplar, wäre schade drum) und möchte ihn ganz gern behalten. “Wie dumm – und äffisch,” kommentiert Burroughs hämisch und die atlantischen HIEW sehen das offenbar ähnlich – sie killen Marie mit einem Spezialeffekt.

Burroughs digitiert, eh, digitalisiert (digitieren gab’s bei Digimon, andere Baustelle) – und zwar, wie Klein-Mäxchen es sich spätestens seit Tron vorstellt, pixelweise. Der Fortschritt besteht darin, dass der Körper nicht zeilenweise eingelesen wird wie einst bei Disney, sondern “schichtweise”, erst die Haut, dann das Muskelgewebe, so dass Burroughs bald als augenrollendes Skelett in der Maschine hockt (ich will gar nicht drüber nachdenken, wie doof das ist). Wir hatten doch mal einen Helden? Ihr erinnert Euch? Doch, der macht tatsächlich auch noch was, wenngleich ich mich ehrlich frage, wieso es einen mit übernatürlichen Kräften bewaffneten “Savage” gebraucht hat, wenn dessen große Heldentat schlussendlich darin besteht, mit irgendeinem herumliegenden Gerümpelstück die ganzen aufgebauten technischen Apparaturen kurz und klein zu schlagen. Das kann ich auch (und hab’s bereits getan). Als großer Showdown ist das irgendwie, hm, ein wenig billig. Das Digital-Cyber-Portal bricht zusammen, Burroughs geht vermutlich hops, reality, as we know it, is saved. Die Atlanter sind zufrieden und offerieren Alex die Auswahl unter zwei Belohnungen: entweder kann er auf alle schlimmen Erinnerungen seiner Vergangenheit verzichten oder mit seiner Vergangenheit leben (hm. Tolle Alternative. Hört ihr mich, HIEW? Auf mich braucht ihr im Zweifelsfall nicht zu kommen, da gibt’s bessere Angebote).

Nicky hockt dieweil in einem Streifenwagen und ist traurig, weil sie davon ausgeht, dass Alex die Explosion des Spirit Rock nicht überlebt hat (natürlich muss da am Ende was explodieren, und die Explosion ist fast so schön wie in Strike Zone). Das Radio dudelt “Amazing Grace” und auf dem Computermonitor des Streifenwagens blendet sich plötzlich ein “He is alive” ein. Das zaubert ein Lächeln auf Nickys Antlitz…

Und Alex selbst – der steht irgendwo auf einem Bergesgipfel und hat sich offenbar dazu entschlossen, MIT seinen Erinnerungen zu leben und für ein etwaiges Sequel zur Verfügung zu stehen. “Amazing Grace”, End Credits, over, out.

Uiuiui. Da hat Kollege Nesher aber kräftig danebengehauen. Savage ist schon ein ziemlich merkwürdiges Filmchen, aber eines, das durchaus Laune machen kann, sofern man nicht den Fehler begeht, den Streifen auch nur eine Sekunde lang als ernstzunehmenden Actionfetzer zu betrachten. Das Ding gehört schon eher in die Plan 9-Kategorie – Filme, die in ihrer Gesamtkonzeption so missglückt sind, dass sie wieder unterhalten.

Fängt alles eigentlich gar nicht so schlimm an – die erste halbe Stunde lässt auf einen relativ normalen “armer Kerl, dem fiese Kerle die Familie genommen haben, übt Rache”-Actionthriller hinaus, selbst die anfänglichen übernatürlichen (hüstel) Elemente sind da noch gar nicht so störend (gibt schließlich genügend Horrorfilme mit ähnlichem Tenor, wo sich auch niemand über derartige Plot-Kunstgriffe beschwert). Aus dem Konzept hätte man durchaus einen zwar comic-haften, aber einigermaßen seriösen Highlander-meets-The Crow-meets-Death Wish-Klopper stricken können (okay, die “Lichtwesen”, die so aussehen, als wären sie die unehelichen Abkömmlinge der Close Encounters-Aliens, wären vielleicht auch dann ein bissi dick aufgetragen gewesen, aber das hätte man noch irgendwie schlucken können, möglicherweise). Spätestens aber, wenn das überdimensionierte Überraschungsei aus dem Cro-Magnon-Zeitalter eingeführt wird und Burroughs allen Ernstes anfängt, über Atlantis und den Turmbau zu Babel zu schwadronieren, klinkt sich die gute, alte und im Hause des Docs arg strapazierte suspension of disbelief dann doch gerne aus und sieht mit dem TV-Tuner des PCs Teleshopping bei QVC, von wegen größere Glaubwürdigkeit dort. Versteht mich nicht falsch, ich bin kein Prediger der These “auch SF-Fantasy-Filme müssen immer hundertprozentig realistisch sein”, aber Savage verbreitet in seiner Story so viel hanebüchenen Blödsinn, das ist schlicht und ergreifend an einem gewissen Punkt zuviel (und wenn dann auch noch Cyberspace mit Paralleldimension verwechselt wird, möchte man sich fast freiwillig noch mal Johnny Mnemonic ansehen. Naja, lieber doch nicht.) – und an dieser Stelle möchte ich noch mal darauf hinweisen, dass es spätestens seit 1983 nicht mehr lustig, clever, intelligent oder irgendwas anderes außer “doof” ist, seine Charaktere nach Schriftstellern, Regisseuren, Comichelden o.ä. zu benennen (es gibt sogar noch eine Nebenfigur namens Julie Verne!).

Überhaupt ist die Geschichte übel konstruiert, wirr und schlecht durchdacht. Burroughs wandelt sich gen Filmmitte unvermittelt vom feigen Hosenscheißer (was ich zumindest für einen recht originellen Faktor hielt) zum üblichen größenwahnsinnigen Megaschurken, sein Background ist eh recht sparsam ausgefallen, aber das ist nicht mal das Hauptproblem, das ich mit der Geschichte habe. Die große Arschkarte haben nämlich die HIEW, unsere atlantischen Cyberspacebewohner, gezogen. Das sind nämlich wirklich rechte Nieten – nicht nur, dass sie sich einer wirklich idiotischen Methode bedienen, um ihrem Savage die notwendigen Informationen zukommen zu lassen (über Computer, Fernseher und Radio. Kein Wunder, dass man Alex für einen 1A-”stimmenhörenden” Psychopathen hält), nein, da rüsten sie nun ihren Auserwählten mit ein paar lachhaften “Superkräften” aus (im Endeffekt kann er ein bissl springen und Gitter raussreißen. Beeindruckend), vergessen aber, ihm regenerative Fähigkeiten mit auf den Weg zu geben. Wenn die Comic-Relief-Polizisten Alex gleich am Anfang *richtig* überfahren hätten und nicht nur leicht von der Straße geschubst, hätten die Atlanter einpacken können (von mangelhafter Kugelfestigkeit mal ganz abgesehen). Und das sind die tollen Überwesen? Denen möchte ich nicht wirklich nacheifern, mit der Digitalisierung scheint man offenbar den gesunden Menschenverstand abzugeben (und dass es letztendlich nicht mal einen Superhelden gebraucht hätte, sondern nur jemanden, der beherzt elektronisches Equipment kaputtschlagen kann, spricht auch nicht wirklich für die Überwesen). Ein weiteres zentrales Manko des Films ist, so leid es mir tut, auch das Casting, und da wiederum ganz besonders das der Hauptrolle – Olivier Gruner. Für einen Film, dessen, hüstel, Punkt es ja irgendwo zu sein scheint, das ein “normaler” Familienvater zum “Superhelden” wird, ist Gruner halt mal rein prinzipiell bedingt nicht die ideale Besetzung – er ist nun mal, wie die meisten seiner B-Actionhero-Kollegen vieles, aber kein Schauspieler (in seinen emotional-dramatischen Szenen macht Gruner doch wieder einmal deutlich, was man an einem van Damme hat – der wird zwar auch kein Oscar-Mime mehr werden, kann aber zumindest Emotionen ansatzweise ausdrücken). Vergleicht man das wieder einmal mit The Crow, wird, denke ich, klar, worauf ich hinauswill. Auch Brandon Lee hatte eine gewisse physische Präsenz, ging aber trotzdem noch als “Typ von Nebenan” durch. Gruner nicht (und schon gar nicht mit dem “unauffälligen” Kommisshaarschnitt, den er über 75 % der Laufzeit spazieren trägt). Nun sollte man meinen, die Produzenten hätten sich für Gruner wegen seiner Martial-Arts-Fähigkeiten entschieden. Nur leider Gottes beinhaltet der Streifen kaum eine Actionszene, die auch nur den geringsten Nutzen aus Gruners gerne zugestandenen Kickbox-Fähigkeiten macht – ein bisschen Akrobatik, okay, aber die hat auch Kollege Gruner sicher nicht ohne Wire hinbekommen, ein bisschen Brawling, aber nichts, was auch nur ansatzweise nach einer choreographierten Kampfszene aussieht. Das ist schon ein wenig enttäuschend.

Avi Nesher ist allerdings routiniert und professionell genug, um dem Film einen ziemlich slicken Look zu verpassen. Zwar wenig spektakulär und auch selten mir größerem Aufwand verbunden, aber Savage hat zumindest ansatzweise die Optik einer größeren Produktion. In den Actionszenen sind Kameraführung und Schnitt manchmal ein wenig unübersichtlich, aber das Pacing ist zumindest relativ flott und lässt, wozu aber eben auch die idiotische Geschichte und ihre haarsträubenden Entwicklungen beitragen, kaum Langeweile aufkommen. Die wenigen Spezialeffekte sind meist passabel; für eine B-Produktion mit einem sichtlich überschaubaren Budget (hat ja noch nicht mal dafür gereicht, wenigstens ein Auto richtig zu schrotten) sind die CGIs recht anständig. Unspektakulär ja, unansehnlich nein – der Effekt des sich langsam wegdigitalisierenden Burroughs kommt sogar recht nett daher. Ohne einen völlig missglückten FX will aber auch Savage nicht nach Hause gehen – die abschließende Explosion ist zwar nicht ganz so mies aufkopiert wie im seligen Strike Zone, aber auffällig genug, dass sich der geneigte Zuschauer ein wenig an die Stirn kloppt.

Der Streifen erfreut sich in Deutschland einer FSK-18-Freigabe, also dürfen wir uns auch mal kurz über den Härtegrad unterhalten. Dieses rote Papperl ist mal wieder ein besserer Jux. Harte, blutige Szenen sind komplette Fehlanzeige (aber es gibt wohl eine Regel, dass jeder Genickbruch automatisch 18 bedeutet, oder wie seh ich das?), eine 16er-Freigabe wäre meines Erachtens absolut gerechtfertigt. Splatter/Gore/Blut findet in Savage nicht statt (okay, einmal spritzt ein wenig Blut, aber wir wollen da nicht etwas größer reden als es ist…)

Die Musik von Roger Neill trägt mir oft und gern zu dick auf – das ist an vielen Stellen zu pompös, zu episch für einen kleinen Film, der kaum eine wirklich “GROSSE” Szene zu bieten hat. Hübsch allerdings finde ich das häufige und dabei doch dezente Einbauen von “Amazing Grace” in den Score (und besonders die Version, die über den Abspann läuft).

Abt. Schauspielerschelte. Olivier Gruner mag ich aus oben dargelegten Gründen gar keine großen Vorwürfe machen. Er ist fehlbesetzt, und dafür kann er nur eingeschränkt was (immerhin ist er auch als associate producer am Start und hat sich die Suppe somit zumindest teilweise selbst eingebrockt). Es ist eine Rolle, die nicht wirklich zu Gruner passt, die nicht auf ihn zugeschnitten ist und aus der er naturgemäß dann auch keinen besonderen Nutzen ziehen kann (außerdem erinnert mich sein Haarschnitt irgendwie an Forrest Gump und stellt die Verbindung zu “geistig zurückgeblieben” her. Hilft ihm auch nicht wirklich).

Jennifer Grant (Nicky) ist weiterer lebender Beweis für die These, das sich schauspielerisches Talent nicht vererbt (oder zumindest ab und an ‘ne Generation überspringt). Als Tochter von Cary Grant und Dyan Cannon sollte man ja eigentlich ein paar thespische Gene in die Wiege gelegt bekommen haben, aber darstellerisch ist Ms. Grant eindeutig ein Fehlzünder. Merkt man natürlich auch daran, dass ihre Filmographie recht überschaubar ist – abgesehen von ein paar wenig einprägsamen Gastauftritten in Walker, Texas Ranger, Time Trax und ähnlichem, weniger für die Ewigkeit zu konservierenden Krempel spielte sie zwei Jahre in Beverly Hills, 90210 und drei anderen kleinen Filmen, die keine Sau kennt.

Recht nett ist die Performance von Kario Salem als Burroughs. Der versucht wenigstens, gegen die Klischees der megalomanischen Superschurken anzuspielen, wird aber auf halber Strecke vom Script verlassen. Salem ist hauptamtlich im TV beschäftigt (u.a. in einigen Kojak-Specials zu sehen gewesen). Im Kino sah man ihn in 1492: Conquest of Paradise und Killing Zoe.

Sam McMurray (Wallace, mit modischer Silbersträhne im Haar) kam mir irgendwie bekannt vor – jetzt weiß ich auch, woher, nämlich aus der ganz netten Sitcom King of Queens, wo er den fiesen Vorgesetzten O’Boyle mimt. Wären wir im englischsprachigen Raum, würden wir sicher auch seine Stimme aus Die Dinos erkennen, wo er “Roy” spricht, oder aus den Command & Conquer-Spielen. Sein böser Killercharakter hier verlangt von ihm keine schauspielerischen Großtaten, mehr als böse kucken muss er nicht, und das kriegt er hin.

Visuelles Highlight des Films ist zweifellos Kristin Minter als Marie, die nicht nur gleich in ihrer ersten Szene alles zeigt, was sie hat (yummy), sondern auch den Rest des Films ausschließlich im Minirock absolviert (und hübsche Beine+Minirock=sabbernder Doc). Die muss gar nicht schauspielern können… (der Doc, das Chauvischwein). Die drei Menschen, die sich noch an Vanilla Ice erinnern, wissen vielleicht sogar noch, dass sie in dessen Big-Screen-Fiasko Cool as Ice die weibliche Hauptrolle spielte (jeder darf mal in die Gülle fassen). Seit 1995 gehört sie zum Stammpersonal von ER.

Wo wir gerade bei Namen sind… Co-Drehbuch-Credit geht, neben Patrick Highsmith, an Peter Sagal, und der bescherte der Welt gerade eben Dirty Dancing 2: Havana Nights (und es wundert sicher niemanden, dass Savage und Dirty Dancing 2 die einzigen Credits für Mr. Sagal sind).

Zur DVD – die kommt von Planet Media (vormals gab’s wohl auch eine Cineclub-Auflage) und ist recht gut gelungen. Die Bildqualität (1.78:1-Widescreen, anamorph) ist solide bis ansprechend. Kanten- und Detailschärfe sind voll zufriedenstellend, dito der Kontrast, und Bildstörungen sind erfreulicherweise Mangelware. Die Kompression reißt nicht gerade Bäume aus, vermeidet aber heftiges Blockrauschen, wenn man nicht die ganz hohen Zoomfaktoren abruft.

Leider gibt’s keinen Originalton, sondern nur die deutsche Synchronfassung in Dolby 5.1 und 2.0. Beide Sprachtracks sind rauschfrei, der 5.1er-Track ist naturgemäß der differenziertere. Die Dialoge sind absolut klar verständlich, die Soundeffekte könnten etwas massiver klingen, die Musik ist ansprechend-angemessen eingemixt.

Als Extras gibt’s die bei Planet bekannt hübsch aufgemachten Menüs in Form eines Kinosaals (ja, jetzt fang ich auch schon an, Menüs als Extras zu zählen, bäh), eine Trailershow, eine Fotogalerie mit 20 Szenenfotos und “Hintergrundinformationen” über Gruner und Grant in Form jeweils einer (in Worten: einer) noch dazu schlecht lesbaren Texttafel. Das hätte schon ein wenig mehr sein können (aber auch nicht unbedingt müssen, jaja).

Fazit: Savage schießt sich als ernstzunehmender SF-Actionfilm souverän durch die Brust ins Knie – die Story (von der DVD-Hülle einerseits zutreffend, andererseits aber optimistisch als “außergewöhnlich” bezeichnet) ist haarsträubend, der Hauptdarsteller fehlbesetzt, die Hauptdarstellerin alles andere als’ne große Leuchte, aber das Treiben ist allein aufgrund seiner Blödheit recht unterhaltsam anzusehen (auch wenn man recht bald mit einem leicht irren Grinsen auf den Lippen vor der Glotze sitzen wird). Eine zünftige, gut aufgelegte (und abgefüllte) Trashfilmparty wird mit Savage sicher ihren Spaß haben. Und richtig böse kann ich dem Film schon allein wegen Kristin Minter (erwähnte ich “yummy”?) nicht sein. It’s trash, but it’s quite entertaining trash – manchmal tut’s weh, aber, mein Gott, irgendwas ist immer…

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 6


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