Sau Saal Baad

 
  • Original-Titel: Sau Saal Baad
  •  
  • Regie: Mohan Bhakri
  • Land: Indien
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    Hemiant Birje, Sahila Chaddha, Suraj Chaddha, Danny Denzongpa, Tina Ghai, Poonam Das Gupta, Amjad Khan, Huma Khan, Mayur, Raza Murad, Narendra Nath, Vinay Shah, Joginder Shelly, Shobhini Singh


Vorwort

Ende des 19. Jahrhunderts – im Palast eines indischen Rajas herrscht ein wenig Unfriede. Dafür verantwortlich ist der Haus- und Hof-Hexenmeister des Monarchen, dessen Fettplauze Begehrlichkeiten in Hinblick der hübschen Prinzessin entwickelt hat. Als der Hexer der Prinzessin sogar in deren privates Bad nachsteigt und die spärlich bekleidete Figur des Mädels mit Stielaugen untersucht, ist für den Raja Schluss mit lustig. Nach ein paar demonstrativen Ohrfeigen, die die Prinzessin ihm verpasst, wird der Hexenmeister achtkantig rausgeworfen.

In seinem Höhlenunterschlupf sinnt der Fieswatz auf Rache – es gelingt ihm tatsächlich, Prinzesschen soweit zu hypnosaften, dass sie mehr oder weniger freiwillig direkt zu ihm kommt und dem hinterhereilenden Herrn Papa und seinem Hofstaat klar macht, dass sie den dicken Klops mit der Totenkopfkette ganz doll lieb haben tut. Der Raja tut, was jeder verständnisvolle Papa an dieser Stelle tun würden und lässt seinen persönlichen Yogi das renitente Girl in eine Steinstatue verwandeln. Tja, in Indien gilt Disziplin in der Familie noch was. Der Hexer wird in seinem eigenen Höhlenverhau eingemauert.

Hundert Jahre später (was rein zufällig auf Hindi „Sau saal baad“ heißt) reist eine Truppe Studenten (ja, sicher, sicher. Wenn Studenten über 40 sind) unter Führung ihres geheimnisvollen Professors (der eine fette Narbe auf der Backe trägt und deswegen unschwer als EVIL zu identifizieren ist) zum mittlerweile verlassenen Raja-Palast, von dem eine der Studentinnen schon heftig alpträumt. Dort stößt die Truppe auf einen seltsamen Kerl in einer Art Militär-Uniform, der augenscheinlich nicht so begeistert über die Anwesenheit der Gruppe ist.

Er hat auch guten Grund dazu, denn dieweil unsere Heroine fleißig alpträumt, wird der Professor vom Geist des Hexenmeisters besessen. Der Prof räumt pflichtschuldigst das Gerümpel von der Höhlentür beiseite – drin ist der dicke Hexer noch lustig am Leben (hatte ja auch genug zu zehren…). Und unser Hexer möchte nach wie vor seine geliebte Prinzessin in lebendiger Form haben. Dafür braucht er allerdings das Blut einer ihrer Nachfahrinnen, und rein zufällig wäre in der Studententruppe da eine dabei…


Inhalt

Zum vorläufigen Abschluss meiner kleinen Exkursion in Hindi-Horror-Gefilde noch sowas wie ein „Klassiker“. „Sau Saal Baad“ datiert immerhin von 1989, wirkt aber trotzdem in vierlerlei Hinsicht moderner als einige andere, neuere Genreversuche aus Bollywoods Z-Küche. Leider trifft das nicht gerade aufs Erzähltempo vor – mit 123 Minuten ist der Streifen dann doch eher länglich (auch wenn für indische Verhältnisse immer noch ein besserer Kurzfilm) mit recht wenig erkennbarer Handlung und noch weniger kinematischer Action, dafür aber mit immerhin vier Gesangseinlagen (und zumindest die zweite, bei der unsere Heroine sich in die Vergangenheit träumt, um dort mit ihrem Lover, einem Muskelprotz, der noch auf kein Problem gestoßen ist, das er nicht k.o. schlagen konnte, zu duettieren, ist sogar sehr nett).

Strukturell gliedert sich der Streifen in drei ziemlich sorgfältig getrennte Teile – die pre-credit-Sequenz, die die Vorgeschichte in der Vergangenheit erzählt und unseren bösen Hexer vorstellt, dann eine recht langwierige und -weilige Phase, in der nicht viel mehr passiert, als dass unsere Studentengruppe in und um den Palast herumschlurcht, da und dort einem false scare aufsitzt und der Professor eifrig Verdacht auf sich lenkt, und einen rasanten Schlussakt, der in knapp 25 Minuten geballt bietet, was man sich von einem Hindi-Horror erhoffen darf: einen überraschend drastischen body count (normalerweise hat’s der Hindi-Horror nicht SO sehr mit dem tatsächlich-Leute-umbringen), sicher mehr als nur zufälligen „Evil Dead“-Anleihen (die Ermordeten kommen umgehend als kicherende Deadites zurück, es gibt die vorgeschriebene „wir-sind-wieder-ganz-normal“-Szene der Deadites, der einer unserer tumben Helden auch prompt auf den Leim geht, und sogar die selbständig agierende abgetrennte Hand kommt zum Einsatz) und einigen erkleklich witzigen Monster-Make-ups aus der Kinderbastelgruppe-Handelklasse.

Dieser Schlussgalopp ist tatsächlich so ziemlich das Unterhaltsamste, was ich abseits von „Shaitani Dracula“ (der als offensichtliches Produkt eines Wahnsinnigen aber sowieso außerhalb jeglicher Konkurrenz spielt) bislang auf dem Gebiet gesichtet habe – leider muss man halt mehr als anderthalb Stunden drauf warten, und von diesen 90 Minuten sind eben nur die ersten fünfzehn-zwanzig wirklich tolerabel.

Auf der Plus-Seite verbucht der Streifen einige kreuzkomische „Actionszenen“, in denen unsere Inder Bruce Lee spielen und ihre generelle Martial-Arts-Inkompetenz unter Beweis stellen, für deren Gestaltung aber trotzdem jemand seinen Namen hergab.

Ein Film mit großen Momenten, aber auch etlichem Leerlauf (und mutmaßlich ziemlich ätzendem comic relief), insofern ein Kandidat für einen Fan-Edit, der aus den ersten zwanzig, den letzten dreißig und vielleicht fünfzehn Minuten aus der Mitte, einen schnuffigen kleinen Trashreißer machen würde

2,5/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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