Satans Wiedergeburt

 
  • Deutscher Titel: Satans Wiedergeburt
  • Original-Titel: Halloween Night
  • Alternative Titel: Halloween Night: Satan lebt! | Hack-o-Lantern |
  • Regie: Jag Mundhra
  • Land: USA
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Hy Pyke (Grandpa), Gregory Scott Cummins (Tommy), Katina Garner (Amanda), Carla Baron (Vera), Jeff Brown (Roger), Michael Potts (Bill), Patricia Christie (Beth), Larry Coven (Brian)


Vorwort

1968 – Großvater Drindle bringt seinem Lieblingsenkel Tommy zu Halloween nicht nur einen frischen Kürbis, sondern auch als spezielles Spezialgeschenk ein Pentagramm-Amulett und seltsame Ratschläge wie „Blut ist gut für dich“ (was irgendwo schon stimmt, jedoch von Opa Creepenstein sicher nicht medizinisch gemeint ist). Tommys Papa hat vom großväterlichen schlechten Einfluss die Nase voll und stellt Gramps zur Rede – zu seinem persönlichen Pech ist der grad mit seinen Jüngern mit einem satanischen Ritual beschäftigt und kann da echt keine nervenden Verwandten gebrauchen. Abgang Papa Drindle.

Angeblich 13 Jahre später (sieht trotzdem aus wie 1988): aus Mama Drindle ist eine nervige Heulsuse geworden, aus dem kleinen Sohn Roger ein echter Polizist, aus Tochter Vera eine nicht üble Sexbombe und aus Tommy… nun, Tommy hat die Laufbahn eines arbeitslosen asozialen Metal-hörenden Arschlochs eingeschlagen (my kind of guy <3). Was sich nicht geändert hat, sind die Halloween-Besuche von Opa, und dieses Jahr ist ein ganz besonderes Halloween - heute soll Tommy seine offizielle Einführung in den Satans-Coven erhalten. Bis dahin ist aber noch 'ne Menge Zeit totzuschlagen. Die verbringen wir damit, den Drindle-Kindern bei ihren diversen Liebschaften beizuwohnen (Tommy treibt's mit der New-Wave-Schlampe Nora, die aber auch zum Satanszirkel gehört, Vera hat einen von Mama Drindle unautorisierten Lover namens Brian, und Roger würde herzlich gern bei Veras Freundin Beth landen). Dieweil treibt ein böser Killer in der Kutte der Satansanbeter Schindluder - er killt erst Brian, nachdem der sich erst mit Großväterchen angelegt hat und dann von Tommy verdroschen wurde, dann aber auch Nora. Roger und Beth poppen auf dem Friedhof wortwörtlich, wenn auch unwissentlich, auf Brians Kadaver, der wenig später aber von Beth und Vera ausgebuddelt wird. PANIK! Vera platzt in die Scheune, in der die Satanisten ihr Ritual durchführen und wird vom Opa prompt als potentielles Menschenopfer ausgekuckt. Da spielt Tommy aber dann doch nicht mehr mit. Er verhilft Vera zur Flucht und geht selbst stiften. Und wenig später geht auf der großen Halloween-Party der Dorfjugend ein bekutteter Killer um...


Inhalt

Zu den Dingen, die ich nie lernen werde, ist, dass man nicht JEDEN 80er-Jahre-Horrorschlonz kennen und gesehen haben muss. Würde man diesen Leitspruch beherzigen, könnte man sich nämlich auch die 85 Minuten Lebenszeit sparen, die man mit „Halloween Night“, auch bekannt als „Demon Mask“, „Hack-o-Lantern“ oder hierzulande „Satans Wiedergeburt“ (getreu dem Motto – unter mehr Titeln ein Film firmiert, um so wahrscheinlicher ist es, dass er kacka ist…).

Bemerkenswert an „Halloween Night“ ist eigentlich nur sein Regisseur – Jag Mundhra ist bzw. war ein waschechter indischer Bollywood-Regisseur, der’s um 1990 rum ein paar mal versucht hat, mit Horrorfilmen beim westlichen Publikum anzukommen – „Open House“, der seinerzeit von den Fanpostillen recht wohlwollende Kritiken erhielt, und „The Jigsaw Killer“ gehen u.a. auf sein Kerbholz. In den 90ern kehrte er in seine Heimat zurück und drehte bis zu seinem Tod 2012 weiter fleißig Filme, die für indische Verhältnisse ein bisschen offenherziger waren als der Mainstream. An dieser Stelle hat er allerdings nichts davon, weil ich Exotenboni wenn, dann nur vergebe, wenn die Exoten ihre Filme bei sich zuhause machen, und ich sowieso mein Herz in der Rubrik „Inder, die in den USA Horrorfilme drehen“ längst an Krisna Shah und seine „Hard Rock Zombies“ vergeben habe.

Was wir hier vor uns haben, ist ein völlig handelsüblicher Slasher (also auch nix Okkulthorror – ob die Satanisten einen echten Draht zum Luzifer haben oder nur ein paar arme Irre sind, lässt der Film offen, jedenfalls gibt’s kein übernatürliches Eingreifen), der höchstens langweiliger ist als die meiste Genrekonkurrenz. Der Plot stammt ersichtlich aus der Feder von Rudi Mente (erinnert sich noch jemand an diesen Samstag-Nacht-Sketch?) und tut nur das allernötigste, um den Film in Bewegung zu halten. Beinahe sämtliche Figuren sind unlikeable, ob das Arschloch-Tommy, sein Beknackto-Opa, Whiny Mum oder Roger-Cop sind; einzig Vera ist ansatzweise sowas ähnliches wie ein normaler Mensch, mit dem man womöglich mehr als zwei Worte reden möchte.

Nach der Prologsequenz dauert es mächtig lange, bis irgendwas von Bedeutung/Interesse passiert (=Nora fährt aus ihren Gewändern), aber auch dann bekommt der Film keinen wirklichen Schwung hin, alles wirkt sehr „random“ und nicht wirklich durchdacht (allerdings, das muss ich zugeben, macht die Reihenfolge der Opfer unter Berücksichtigung des Schlusstwists Sinn). Die Kills sind allerdings nicht sonderlich aufregend (eine Art Dreizack-Harke ist das primäre Mittel zum Zweck) – die im „Hack-o-Lantern“-Poster darstellte Kopf-ab-Szene stammt übrigens aus einer Traumsequenz und ist daher nicht repräsentativ (allerdings sind das die stimmungsvollsten drei Minuten des Films).

Aus Bollywood muss Mundhra die Ideologie mitgenommen haben, dass auch ein 80-Minuten-Slasher mindestens zwei Musiknummern braucht. Die erste, dargeboten von einer Hardrock-Combo namens D.C. LaCroix, ist quasi eine Art Musikvideo, nämlich die bereits angesprochene Traumsequenz, und macht auch dank recht unbeholfenen Einsatzes von Visual FX tatsächlich ein wenig Spaß – und der Song ist auch nicht übel. Musical interlude no. 2 wird durch die Band der Halloween-Party, die „Mercenaries“, bestritten und dabei handelt es sich um die wohl mit Abstand übelste Hair-„Metal“-Band der Geschichte. Kann als abschreckendes Beispiel dienen.

Musik ist aber nicht die einzige Methode mit der Mundhra ein paar Minuten totschlägt – er räumt auch noch einem stand-up-comedian ein paar Minuten für eine erstaunlich unlustige Nummer ein UND setzt eine Schlangentänzerin ins rechte Licht, alles natürlich ohne geringsten Bezug zur, hüstel, Story.

Nudity und blood gibt’s, aber so ziemlich genau im minimalen Umfang, den’s für ein R-Rating braucht.

Die Darsteller sind durch die Bank ziemliche Trantüten, bis auf Hy Pyke, den Großvater-Darsteller, der auch in „Blade Runner“ zu sehen war und dessen Wechsel zwischen jovialem, hemdsärmeligen Kumpel-Opa und Weichei-Satanisten mit tuntigem Make-up schon erheitern kann. „Vera“ Carla Baron hatte eine kurze, heftige Scream-Queen-Karriere, die sie u.a. auch in „Sorority Girls in the Slimball Bowl-o-Rama“ führte. Katina Garner beeindruckte sicher mehrere Fans durch ihre Darstellung der Mother Speed in der unglaublichen Obertrashgemme „Roller Blade“. Aus „Tommy“ Gregory Scott Cummins wurde wider Erwarten noch was – er fand ein geregeltes Einkommen in B-Film und Fernsehserien und ist aktuell series regular in der kritisch gelobten Amazon-Prime-Serie „Bosch“. „Roger“ Jeff Brown findet der geneigte Trashfan in dem Actionheuler „Lady Avenger“.

Insgesamt ist der Streifen aber eine trübe Nummer, die wenig Spaß hinter viel Langeweile verbirgt, aber sich einen halben Anerkenntnispunkt für den ganz passablen Schlusstwist (den ersten, nicht den doofen zweiten) verdient. Wenn man aber nicht unter der gleichen Zwangsneurose leidet wie yours truly, kann man sich den aber auch als Horror-Vielkucker getrost schenken, außer man hat dringenden Bedarf an ein paar 80er-Frisuren…

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


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