Satan’s Storybook

 
  • Original-Titel: Satan's Storybook
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  • Regie: Michael Rider
  • Land: USA
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    Christeeth (Ginger Lynn Allen)
    Charlie (Gary Brandner)
    Zeek Heller (Steven K. Arthur)
    Fat Man (Hal Shaffer)
    Queen Elonite (Leslie Deutsch)
    Satan (Ray Robert)
    Beverly (Mom) (Jane August)
    Richard (Dad) (Ron McCoy)
    Jezebell Jones (Leesa Roland)
    Mickey LaMort (Michael Rider)


Vorwort

Zu manchen Filmen kommt der Doc ja wie die Jungfrau zum Kinde (wobei letzteres Thema durchaus eins für´s neue Q&A-Board im Forum wäre). Geschenktem Tape schaut unsereins aber halt bekanntlich nicht aufs Band und so sah ich es auch relativ unkritisch, als mir eine gute Fee (Torsten mit Namen, ja, ich weiß, ich erwähne den Guten in letzter Zeit öfter, aber er hat´s ja auch verdient…) die NTSC-Cassette ins letzte Überraschungspaket packte. Das Cover ist aber auch neckisch – Ginger Lynn Allen, Pornoqueen und Gelegenheits-Trash-Starlet, posiert dort im Amazonen-Barbaren-Bikini mit einer Armbrust (danke, Torsten, ich *bin* blind :-)) und sieht schlicht und ergreifend, äh, lecker aus. Die restlichen Fotos und der Klappentext versprechen einen Nonstop-Horror-Action-Film „not for the squeamish“ – squeamish waren wir hier selten, also nix wie rein mit dem Ding.

Ich hätte es besser wissen sollen, denn Satan´s Storybook stellt den diesseitigen Einstieg in eine Sorte Filmemachen ein, die den geschätzten Kollegen Nathan Shumate des öfteren in die Knie zwingt: „micro-budget“. Low Budget ist der Doc ja gewohnt und darauf steht er ja auch, sonst würde dies nicht Review Nummer 332 in der knapp vierjährigen Sitegeschichte darstellen, aber micro-budget… Filme von mehr oder minder ambitionierten Semiamateuren, die sich durch das Fehlen an schlichtweg aller monetären Mindestbedingungen an abendfüllende Werke wagen, sind zwar prinzipiell zu bewundern, aber ob man die nun unbedingt persönlich selbst bewundern muß oder nicht doch eher aus sicherer Entfernung („macht nur, Jungs, solange ich es mir nicht nachher ansehen muß“), die endgültige Entscheidung muß der Doc noch treffen. Naja, vermutlich werde ich nach Beendigung dieses Reviews schlauer sein (oder auch nicht).


Inhalt

Eins muß man vorab wissen – bei Satan´s Storybook handelt es sich um ein von micro-budget-Filmemachern immer wieder gern verwendetes Format: die Anthologie – es liegt nahe, warum sich unerfahrene Regisseure/Autoren mit chronisch klammer Kasse ausgerechnet für Episodenfilm entscheiden, wenn´s um 90-Minuten-Filme geht. Man braucht keine wirklich substantielle Story, kann die Screentime für die entweder Amateur- oder höchsten-für-einen-Drehtag-finanzierbaren Akteure kurz halten und mit der stets gern genommenen Rahmenhandlung Zeit schinden.

Zeit schinden kann man natürlich auch mit einer ausführlichen Titelsequenz, die schon mal drei-vier Minuten dauern kann. Danach finden wir uns zunächst damit ab, daß der Streifen auf Video gedreht wurde und auch absolut so aussieht (zumal die Videotechnologie 1989 wirklich noch nicht soweit war wie heute…) und außerdem in einem finsteren, aber vom mysteriösem orangenem Nebel bewaberten Wald wieder, wo zwei weißgekleidete Ninjas (zumindest sehen sie so aus) eine düster angezogene Gefangene mit sich herumschleifen, aber von ein paar dämonischen (und natürlich schwarzgewandeten) Kreaturen angegriffen werden. Das swordsplay-Fiasko, das sich anschließt, läßt mich ein paar Entschuldigungsworte gen Seduction Cinema murmeln, denn wenn ich den an Lord_of_the_G-Strings Beteiligten vorgeworfen habe, dass maximal ein bis zwei Figuren ungefähr wußten, was man mit einem Schwert anstellt, ziehe ich diese Bemerkung zurück und erhebe sämtliche G-String-Schwertschwinger in den Rang von Meisterfechtern. Ein derart hilfloses Herumgestochere mit Breitschwertern hab ich seit, seit, seit… hab ich noch NIE gesehen. Schieres Wunder, daß die Schwerter gelegentlich tatsächlich miteinander Kontakt aufnehmen. Daß der eine weiße Ninja geplättet wird, muß auch ein reiner Zufallstreffer gewesen sein. Jetzt wird der zweite weiße Ninja richtig sauer und meuchelt die Angreifer. Der überlebende Ninja trauert ergreifend um den gefallenen Kameraden (nehm ich zumindest an, aber wegen der Gesichtsvermummung kann man das nicht sehen), während die Gefangene böse Kommentare absondert, deren Ergiebigkeit sich in „You may think that you´ve won but the battle has just begun“ erschöpft.

Wir schalten um in die Hölle, die nach dem Willen der Produzenten ein bis auf einen, hüstel, Thron und zwei Anatomie-Skelette ein leerer schwarzer Raum ist. Auf dem Thron hockt der Luzifer persönlich, erkenntlich durch eine Gummi-Satansmaske aus dem Goth-Rollenspiel-Comicbuch-Laden, deren größtes Plus die bedenklich wackelnden und zitternden Gummihörner sind. Der Deibel schickt seine „Drog“-Legionen aus, um seine Queen aus den Klauen der elenden Gutmenschen, die sie entführt haben, zu befreien.

Im Wald sind in diesem Falle mal nicht die Räuber, sondern der weiße Ninja und die (das haben wir uns ja zusammengereimt) Satansbraut, wobei letztere erstere mit kessen Sprüche a la „Du wirst sterben“ provoziert. Irgendwann hat der Ninja die Schnauze voll, stellt sich als Mädel namens Christeeth (was´n Name) vor und behauptet, von der Prophezeihung dazu ausersehen zu sein, ihre ältere Schwester, die Braut des Satans, zu entleiben. Darüber kann die Böse gar nicht lachen, ist sie doch der Ansicht, ihr Herr und Gebieter habe das potentiell gefährliche geschwisterliche Kroppzeuch bereits im zarten Säuglingsalter permanent entsorgt. Tja, auch der Höllenchef ist vor Fehlern nicht gefeit und hat halt das falsche Kind gekillt, ein „unschuldiges Kind“, wie Christeeth sich ausdrückt. „Niemand ist unschuldig,“ brummt die Satansqueen. Christeeth wickelt sich daraufhin aus ihrem Ninja-Outfit und sieht nun so sexy und amazonen-barbarenhaft wie auf dem Videocover aus (wenigstens dahingehend kein Betrug, auch wenn sie selbstverständlich im ganzen Film keine Schußwaffe in die Hand nimmt, wäre ja auch ein wenig anachronistisch). Die beiden labern sich noch ´ne Weile gegenseitig zu und voll, dem Palaver entnehmen wir, daß Elonite, so heißt die Satansmaid, dazu ausersehen ist, des Teufels Lendensproß, mithin den Antichristen, auszutragen, was Christeeth dadurch zu verhindern trachtet, Elonite ins Lande Mordor (oh fuck, die haben den „Herrn der Ringe“ gelesen) zu schaffen und auf dortigem geheiligten Boden zu exekutieren, „wenn ich so lange warten kann.“

In seinem Thronsaal langweilt sich der Satan (hat der nicht ein paar arme Sünder zu grillen oder ähnlichen Zeitvertreib) in heftig übertriebenem Nebel (naja, wenn man so´ne Trockeneismaschine schon mal ausgeliehen hat, kann man sie auch einsetzen, gelle) und zaubert sich daher seinen Hofnarren herbei (!). Der soll ihm die Wartezeit, bis ihm seine Königin zur Spontanbesamung zugeführt wird, ein paar böse Geschichten erzählen (womit wir dann nun endlich bei dem Anthologie-Teil der Plotte wären).

Die erste Geschichte (von immerhin zweien) handelt vom sogenannten „Demon of Death“. Der ist ein Serienkiller, der eine kalifornische Großstadt mit seinen „grisly killings“ in Angst und Schrecken versetzt, was uns in Form einiger beliebiger Aufnahmen aus einem fahrenden Auto, einer mehrfach wiederholten Einstellung eines Hubschraubers und, hüstel, „Fernsehnachrichten“ (die sich so ungefähr so professionell aussehen wie eine Ausgabe der Aktuellen Kamera von 1968), vermittelt wird. In einem nicht gerade üppig eingerichteten Appartment tigert ein Headbanger unruhig auf und ab und hört sich einerseits einen gar nicht mal so ganz üblen Metal-Techno-Track und Radionachrichten über das Tun und Lassen des Dämonen ab (wieso Headbanger? Erstens – tätowiert, zweitens – Kutte, drittens – Death-Metal-T-Shirt, viertens – Bandana). Und tigert auf und ab. Und tigert auf und ab. Und tigert auf und ab. Nach der ungefähr achtundfünfzigsten Runde durch den Raum (das dauert ungelogen gut und gern zwei Minuten ungeschnitten) wirft der Kerl plötzlich entschlossen seinen Tisch um und kreischt etwas von „ihr werdet mich nie kriegen“. Aha, der Typ ist also der Todesdämon höchstselbst. Gut, daß wir das geklärt haben – ich hätte den eher für einen gescheiterten Metal-Mucker gehalten. Wutentbrannt (woüber er so speziell wutentbrannt ist, bleibt ein Geheimnis. Oder wundert er sich ernsthaft darüber, daß die Polizei ihn sucht?) beschließt er, daß es Zeit für eine neue Untat ist und greift sich dafür sein „book of victims“ – das örtliche Telefonbuch, wo er nach dem Zufallsprinzip einen Namen aussucht (so ganz zufällig arbeitet er aber doch nicht, weil der erste herausgepickte Name gefällt ihm nicht. Ein Killer mit Anspruch). Jezebell Jones, wohnhaft Schießmichtotstraße 6969 (die Hausnummer ist schick), soll´s sein.

Jezebell Jones ist ein zwanzigjähriges Goth-Chick (oder was auch immer Michael Rider und Stephen K. Arthur dafür halten, abgesehen davon, daß sie mehr wie 30 als wie 20 aussieht. Und zwar erheblich mehr wie 30 – und das Goth-Chicks blonde Frisuren von Tina-Turner-Ausmaßen tragen, halte ich auch für ein Gerücht), das noch bei den Eltern wohnt, einen Miniatur-Totenschädel auf der Stereoanlage stehen hat, den gleichen Metal-Song hört wie vorhin der Dämon, der übrigens den bürgerlichen Namen Zeek trägt und lange Telefongespräche mit den Freundinnen führt. Den Eltern ist die Musik zu laut, was zu ein paar klischeehaften Dialogen a la „solang du deine Füße unter meinen Tisch“ usw. führt. Außerdem ist Herrn Papa ein Dorn im Auge, daß Jezebell ihr Zimmer in schwarz eingerichtet hat, ein Howling IV-Poster an der Tür hat und am Ende noch eine Hexe werden könnte, genau wie ihre Oma. „Meine Mutter war keine Hexe, sondern hellsichtig,“ korrigiert Mama leicht pikiert und verbietet sich weitergehende Diskussion über das Thema. Jezzie wird ins Bettchen geschickt, von wo sie aus ihrem Paps noch ein herzschmerzauslösendes „ich liebe dich“ hinterherschmachtet. Was für eine liebende Familie – ich muß gleich kotzen. Zum Glück bin ich guter Dinge, daß sich dieses idyllische Soap-Opera-Leben bald in Weniger-Wohlgefallen auflösen wird. Und so sieht Jezebell schon bald den ominösen Fremden am Fenster lauern. Wie ein achtjähriges Kind rennt sie panisch ins Elternschlafzimmer und schüttelt den den Schlaf der Ungerechten pennenden Daddy wach – für ein Goth-Chick ist die Gut´ste reichlich unselbständig: Papa muß ihr erzählen, daß es vielleicht ´ne gute Idee wäre, die Cops zu rufen. Während Daddy clevererweise auch noch die Mama aufweckt, klemmt sich Jezebell hysterisch ans Telefon und landet in der Warteschleife (that being ironic and stuff, I guess). Zeek, der Todesdämon, killt dieweil den lieben Papa mit einem Messerstich in die Magengrube und satten vier Kopfschüssen (Overkill, sag ich, Overkill). Dad darf ein wenig Blut direkt auf die Kamera spucken (wääh, wie eklig) und krepieren (ist zwar blutig, aber auch nicht gerade Splatter). Zeek knöpft sich jetzt die Mama vor (die sieht maximal fünf Jahre älter aus als ihre „Tochter“, um nicht zu sagen, attraktiver), aber eigentlich will er ja Jezebell und begehrt daher Auskunft, in welchem der ungefähr trölfzig Zimmer der Familienvilla die sich denn versteckt (oh, Scheffe, drei Minuten suchen, und du findest sie auch so…). Nachdem endlich geklärt ist, wo sich Jezebell aufhält (in ihrem Zimmer nämlich, ha, wie originell), richtet Zeek Mama per Schuß in den Hinterkopf hin, Blut sploddert über das schöne Howling-Poster, was den Killer sichtlich ästhetisch befriedigt. „You evil bastard,“ kreischt Jezebell. „That´s me,“ grinst Zeek, „you´re next!“ Jezebell nimmt die Beine in die Hand, rennt ein wenig durch die Wohnstatt und versteckt sich schließlich im Kleiderschrank. Wäre sowieso schon keine besonders innovative Idee, aber da sie auch noch so laut jammert, heult und stöhnt, daß selbst ein von Geburt an Tauber dem Geräuschpegel folgen könnte, macht es Zeek keine große Mühe, sie aufzuspüren und ins Wohnzimmer zu schleifen, wo er sein Werk mit ein wenig russischem Roulette (er hat ja nur noch eine Kugel in seinem Revolver) zu vollenden gedenkt. Leider überhört Zeek die näherkommenden Sirenen und kuckt daher ziemlich verblüfft, als zwei absolute Debil-Cops aus allen Rohren feuernd ins Domizil stürmen und ihn niederstrecken.

Cue für eine idiotische „realitv TV“-Sequenz, denn nun dürfen wir für ein paar Minuten der „Live-Berichterstattung“ über den Shoot-out im Jones-Anwesen folgen. Daraus ergibt sich mehreres: erstens, daß Zeek den Bauchschuß verblüffenderweise überlebt hat und noch auf dem Stretcher ein triumphierendes „Hail Satan“ von sich geben kann, zweitens, daß die beiden Cops mit Sicherheit die schlechtesten Schauspieler sind, die ich jemals gesehen habe, und das schließt jede Knallcharge in einem Ninja-Film a la Mike Abbott mit ein (zumindest der eine davon scheint „straw chewing“, auf einem solchen kaut er nämlich drehbuchgemäß rum, mit „scenery chewing“ zu verwechseln). Die Aktuelle Kamera informiert uns noch darüber, daß die Telefongesellschaft von Kundenwünschen nach neuer Telefonnummer oder Listenaustrag behelligt wird, dann ist es ONE YEAR LATER.

Die beiden Debil-Cops sind sichtlich zu ihrer eigenen Verblüffung zu Detectives befördert worden, haben aber ein Problem. Ihr Captain möchte gerne einen ganzen Schwung ungeklärter Morde aufgeklärt wissen. Nicht ganz zu Unrecht vermuten sie, daß Zeek diese durchaus gestehen könnte, wenn er denn wollte, und schlagen ihm daher einen Deal vor (all dies in schlichtweg grauenerregendem Schauspiel, womit der Film sein Etikett als „Horrorfilm“ mühelos verdient) – sollte Zeek seinen kompletten „sick path through our beloved nation where good decent god-fearing American folks live“ nebst zugehöriger Mordtaten ausplaudern, könnten die beiden Trottel ihm zusichern, nicht auf dem elektrischen Stuhl zu landen. Nach reiflicher Überlegung, einem kurzen Flashback und einer Vision des heißen Stuhls stimmt Zeek zu (boah, was´n Weichei von Dämon) und salbadert stundenlang (uns durch Großaufnahmen eines Taschenweckers für 2,98 aus´m Aldi verdeutlicht) ein Band nach dem anderen voll (dankenswerter-, aber bei einem Film dieser Güte schon fast wieder überraschenderweise wird diese Sequenz erfreulich kurz gehalten). Kaum ist Zeek fertig, sagen die Cops besten Dank und ällabätsch, es gibt keinen Deal (was m.E. die Verwertbarkeit des Geständnisses vor Gericht ein wenig erschüttern dürfte, so Zeek sich einen halbwegs kompetenten Paragraphenhengst leisten kann).

SIX YEARS LATER (oh mein Gott, hat diese Story noch irgendeinen, eh, pay-off?). Jezebell (um keinen Tag gealtert, d.h. sie sieht jetzt ungefähr so alt aus wie sie sein soll) hockt in ihrer Bude (immer noch dem gleichen Haus, ich persönlich wäre ja nicht dort wohnen geblieben, wo meine Eltern abgeschlachtet worden sind) und veranstaltet eine Seance mit dem Schädel ihrer bekanntlich hellsichtigen Oma. Der herbeizitierte Omageist ist zwar etwas angefressen, aus seiner ewigen Ruhe gerissen zu werden, hört sich aber trotzdem an, was die Hexenenkelin begehrt. Rache, natürlich, an Zeek. Nun könnten Leute wie du und ich auf die Idee kommen, die Tatsache, daß Zeek am nächsten Tag den Ritt auf Old Sparky antreten soll, wäre Rache genug, aber nein, Jezebell verlangt nach mehr. Oma warnt, daß Zeek ein mächtiger Dämon sei, aber natürlich hört das Jungvolk nicht auf die Stimme der Vernunft aus dem Jenseits. In der Einsicht, daß die liebe Seele (in diesem Fall ihre eigene, schätze ich) nicht eher ruhen kann, bis sie Jezebell ein paar Tipps gegeben hat, empfiehlt Oma, im exakten Moment des Ablebens des Übeltäters ein paar heilige Worte abzusalbadern, die die Seele des Dämons auf ewige Zeiten in ein Limbo schicken würde. Dies findet Jezzies Wohlgefallen. Oma darf abdanken.

Was verwende ich als establishing shot für ein Gefängnis, wenn mir die Autoritäten keine Drehgenehmigung im Umkreis von 10 km um einen echten Knast geben wollen bzw. ich zu faul bin, zu einem hinzufahren? Lebe und Lerne mit Regiegott Michael Rider. Man nehme ein x-beliebiges halbheruntergekommenes Haus, zoome auf ein Fenster und fahre dann langsam zurück, bis ein vollkommen handelsüblicher Maschen-Draht-Zaun ins Bild kommt. Die Illusion ist perfekt. Oder so ähnlich. Dort fragt der „Fat Man“ (wohl der Gefängnis-Warden o.ä.) Zeek nach seinem letzten Wunsch. Zeek schlägt vor, ihn einfach gehen zu lassen. „Abgesehen vom Offensichtlichen,“ knurrt der humorresistente Fette. „Dann würd´ ich gern ihre Mutter ficken,“ lautet der sicherlich umsetzbare Alternativvorschlag des Todeskandidaten. Fat Man sieht das nicht ganz so locker und macht ernsthafte Anstalten, dem Staat Kalifornien (der ja eh pleite ist) die Stromrechnung ein wenig zu reduzieren, indem er Zeek unbürokratisch direkt erwürgt. Der Gebete murmelnde Priester versucht zu schlichten, aber beide Kombattanten verbitten sich die christliche-nächstenliebende Einmischung. Zeek wird zum elektrischen Stuhl geschleift und festgezurrt. Während der Stuhl selbst ja sogar noch halbwegs echt aussieht, LIEBE ich sein Bedienungs-Panel. Das besteht aus einem Metallkasten von etwa 1 Meter Höhe und fuffzich Zentimeter Breite, einem (in Worten: 1) Hebel und der aus Einzelbuchstaben (womit manche Leute also ihre Außenbriefkästen beschriften) aufgeklebten Beschriftung „MASTER SWITCH“. Ich hab ausgefuchstere Requisiten in Grundschulaufführungen gesehen. Fat Man unterhält den Hinzurichtenden mit einer blumig-detaillierten Beschreibung des Sterbevorgangs in allen seinen schmerzhaften Facetten, was genau das Richtige für Abschaum wie Zeek wäre. „Bin ich der Abschaum oder sie?“ fragt Zeek moralisierend (wenn das jetzt eine Anti-Todesstrafe-Message sein soll, danke, da ist mir dann selbst Sharon Stones Last Dance lieber). „Ich mag Abschaum sein,“ grinst der Dicke, „aber ich bin LEGALER Abschaum.“ Dieweil sitzt Jezebell in vollem Wicca-Outfit vor ihrem Impromptu-Schrein und wartet auf die rechte Sekunde (die kann nur hoffen, daß ihre Zwiebel richtig geht und die im Knast nicht nach- oder vorgeht… und die exakte Sterbesekunde nach Stromeinschalten hat sie wohl nach empirisch-statistischen Berechnungen auskalkuliert).

Der Master Switch wird umgelegt, die Exekution nimmt ihren Lauf. Aaalso, ganz so schlimm kann das mit dem elektrischen Stuhl nicht sein. Zeek zittert ein wenig rum, als sei er auf einem Sensorround-Kinosessel festgeschnallt (ich hab mal einen 220-V-Stromstoß abgekriegt, als ich leichtsinnigerweise in einer noch eingesteckten defekten Verlängerungsschnur rumgepuhlt habe… aus eigener Erfahrung sage ich also: das ist maximal 9-Volt-Block-Spannung…). Der Priester kann gar nicht mehr hinkucken und der hebelumlegende Law-Enforcement-Officer grinst sich eins (und ich frage mich gerade, in welchem Bundesstaat ein Irokesenschnitt akzeptable Dienstfrisur ist). Wie nicht anders zu erwarten war, hat der Stromdurchlauf Zeek nicht totgemacht – er spricht jetzt nur mit dunkel-verzerrter Dämonenstimme, die dazu führt, daß man von nun an kein Wort mehr von dem verstehen wird, was er sagt (so die Story später noch irgendeinen Punkt zu machen versucht, wird mir der wohl entgehen). Ein zweiter Stromstoß wird durch seinen Körper gejagt (mehr im-Stuhl-herumzittern- und -wackeln, ein wenig Zähnefletschen… ist schon ungeheuer brutal) und nu isser hin, der Böse. Während der ganzen Hinrichtungsprozedur hat Jezebell brav ihr heiliges Sprüchlein aufgesagt. Was zur Folge hat, das sich Zeek samt elektrischem Stuhl, dafür aber in seinem alten Headbanger-Outfit, in ihrem Wohnzimmer materialisiert. Jezebell erzählt ihm eine Story vom Pferd, von wegen sie habe ihn unter Kontrolle, werde von ihren okkulten Symbolen beschützt und ihm sei nun postmortal der Zugang sowohl zum Himmel (pah) als auch zur Hölle verweigert usw. Da kann Zeek aber nur müde drüber lachen – er macht Jezzies beschützendes Kruzifixdingens putt, growlt ein paar undechiffrierbare Laute, die Jezebell offensichtlich stark beeindrucken. Cut zu einem exterior shot, Jezebell kreischt und schreit. Und was sieht unser entzündetes Auge dann? Jezebell in Zeeks Metal-Montur, die diabolisch in die Kamera schielt, „gametime“ zischt (was des Zeekens Kriegsruf vor der Mordtat war) und sichtlich bereit ist, das dämonische Killen nun mit Zeeks Kräften fortzusetzen. End of Story 1. Guess you didn´t see that one coming.

Satan ist belustigt, er fand die Story gut (der Kerl hat offenbar ein anderes Unterhaltungsempfinden als unsereins). Weniger lustig findet er, daß seine Drogs reinplatzen und ihm erzählen, seine Königin würde von ihrer jüngeren Schwester zwecks Abmurksung nach Mordor geschleppt. Der Satanas gröhlt, daß er die Schwester doch eigenhändig gekillt habe (tja, hättest mal nach´m Ausweis gefragt) und ist schwer angesäuert. Christeeth schleift Elonite hinter sich her (ungeachtet der Tatsache, daß Elonite größer und m.E. kräftiger ist als Christeeth…), Elonite sondert irgendwelchen Schwurbel über dem Satan hörige Kreaturen, die in diesem Wald lauern, ab, was Christeeth damit kontert, daß in diesem Wald helfende Elfen, eh, Feen, h ausen würden, die im Zweifelsfall ihr zur Seite springen würden. Schätze, da hat die gute Chris sich mächtig geirrt, denn ihr steht zwar umgehend ein abscheuliches (in Form von: abscheulich billiges) Gummilatexmonster schwertschwingenderweise vor ihr, aber von Feen ist weit und breit nichts zu sehen. Chris läßt sich in einen Schwertkampf verwickeln. Meines Erachtens würde jetzt nichts Elonite gesteigert daran hindern, sich unauffällig (oder auch auffällig) zu verpissen, aber sie bleibt lieber da, kuckt zu und gibt dumme Kommentare ab. Chris wird tatsächlich im Kampfe besiegt, kann aber mit ihrer Gefangenen im Gepäck stiften gehen, ehe das böse Monster sie plättet (Elonite muß ´ne ziemliche Niete sein, das sag ich euch, an der wird der Satan noch seine Freude haben). Weit kommen die beiden aber nicht, denn eine ganze Dämonen/Zombie/Was-auch-immer-Brigade umzingelt die Heldin und ihren Ballast (und wir stellen fest: Videokameras des Baujahrs 1989 eignen sich nur bedingt bis gar nicht für schnelle Kameraschwenks). Christeeth kann sich zwar noch mal durch Flucht entziehen, aber Elonite wird befreit. „Unsere Mutter wird genauso sterben wie du,“ brüstet sich Elonite, als ihr Chris doch noch von den Schergen des Satans zugeführt wird. „Wir sind vom gleichen mystischen Blut erfüllt,“ ranzt Chris, „wenn ich jetzt versage, werde ich noch mächtiger zurückkommen, bis mein Werk vollendet ist!“ Elonite fühlt sich genötigt, ein paar Dinge grundlegend klarzustellen: „Unsere Mutter GAB mich dem Satan, weil unser Vater ihm seine Seele verkauft hatte. Ich wurde nicht geraubt. Und der alte Trottel brennt trotzdem…“ Das wäre alles sicherlich furchtbar eindrucksvoll, wenn wir von der ganzen Backstory von wegen „vom Satan geraubt“ bislang schon was gewußt hätten, so aber verpufft diese schöne Rede. Apropos verpuffen – das tut auch Chris: nach einem kecken „du hast noch nicht gewonnen“ löst sie sich in Luft auf. Elonite bleibt nix anderes übrig, als ein wenig zu grummeln.

Satan leidet indes unter einem weiteren akuten Langeweileanfall, und weil´s in der Hölle kein Kabelfernsehen gibt (das hab ich mir eigentlich immer anders vorgestellt), muß ihm der Herr Hofnarr noch eine weitere Geschichte erzählen (muß das sein??), nämlich von einem Clown. „Clowns bringen Freude,“ wendet der Höllenfürst ein, und davon will er nicht wirklich was wissen, aber nein, der Hofnarr beruhigt, es ist eine Story über den Tod…

Also, Leute, wenn die erste Geschichte schon, eh, öde war, dann ist die zweite nun wirklich ranziger als alte Butter – ich könnte diese Plotte bequem in einem Satz zusammenfassen und bräuchte vermutlich nicht mal ein Komma, aber weil ich ein elender Leuteschinder bin und nicht einsehe, als einziger kostbare Lebenszeit zu verschwenden, müßt ihr durch die ausführliche Version. Harhar, I am Evil Inc. Also, ab auf einen nächtlichen Rummelplatz, was den Filmemachern Gelegenheit gibt, sicher drei Minuten lang beliebige wilde Camcorder-Aufnahmen eines nächtlichen Rummelplatzbesuches einzuspielen (schön, wenn man die Filmarbeit mit ein wenig Spaß verbinden kann, gelle). Wir kaprizieren uns schließlich auf das „Clown House“. Selbiges ist aber nicht das auf einem Rummel zu erwartende Lachkabinett (i.e. die Dinger, für dich ich ähnlich wie für Geisterbahnen auf´m Rummel garantiert keinen müden Cent ausgebe… ich halt´ mich da eher an die Kotzmaschinen, äh, Fahrgeschäfte), sondern so eine Art Mini-Theater mit Auftritten verschiedener Clowns. Chef Klem zählt gerade seine Kohle (er scheint ausschließlich der Eigner des Clown-Theaters zu sein, was meinem Verständnis amerikanischer Rummelplätze zwar etwas widerspricht, zumal es sich um einen „fest installierten“ Vergnügungspark zu handeln scheint) und ist nicht wirklich happy über die abendliche Einnahme, was er auch seinem Hausmeister Mac mitteilt. Zudem ist auch noch Sorgenkind Charlie auftrittstechnisch dran. Letzterer erfüllt offensichtlich die üblichen Qualifikationen für den Typ „altes Wrack“ und hat, so petzt Mac kameradenschweintechnisch dem Chef, auch wieder zur Flasche gegriffen. „Es ist wohl besser, wenn sie ihn holen,“ empfiehlt der Mopschwinger (und etwas, eh, awkward wird diese ganze Dialogszene durch die ungefähr einminütigen Pausen, die die beiden Darsteller zwischen ihren Sätzen einlegen. Kann man zwischen einer Klem- und einer Mac-Dialogzeile bequem ein neues Bier holen gehen). Charlie hockt in seiner Garderobe, ist ordnungsgemäß, wenngleich aus keinem besonderen Anlaß deprimiert und pichelt Gin weg, hat aber dafür sein Make-up (ich glaub, es wundert niemanden, wenn ich verrate, daß Charlie den „traurigen Clown“ portraitiert) noch nicht fertig aufgetragen. Klem ist deswegen recht aufgebracht, macht dem alten Clown heftige Vorwürfe, wonach er nicht nur wieder saufe, sondern auch noch ständig zu spät komme und seine Nummern versaue und feuert ihn schlußendlich. Nach dem erwartungsgemäßen „das-kannst-du-doch-nicht-machen-Klem-dein-Vater-und-ich-haben-dieses-Clownhouse-vor-32-Jahren-zusammen-aufgebaut“/“ich-weiß-aber-wir-müssen-mit-der-Zeit-gehen“/“aber-ich-kann-doch-nichts-anderes“-Geplänkel (mann, wo nehmen diese micro-budget-Auteurs nur immer ihre Ideen her? Sowas hat man ja noch NIE gehört!) verkündet Klem dem überraschten Charlie, daß er sogar schon Ersatz für ihn habe (hä? Wie das?) und befiehlt, daß Charlie sich noch am selben Abend verpissen soll.

Speaking of Ersatz. Als Ersatz-Clown rekrutiert Klem kurzerhand den Hausmeister Mac (ist das eine Anspielung auf UHF?), dessen Einwände, erstens keine Nummer und zweitens nicht mal ´nen Clown-Anzug zu haben, weggewischt werden. Mac soll sich einfach das Kostüm von Charlie greifen. Letztgenannter hat jetzt wenigstens einen zünftigen Grund für eine amtliche Depression und schreitet zum letzten Ausweg aller Verlierertypen dieser Welt, er legt sich ´nen Strick um den Hals. Weil er aber nicht nur ein mieser Clown, sondern auch noch ein fieser Feigling ist, der selbst für den ultimativen Abgang nicht selbst die Verantwortung übernehmen will, stürzt er sich nicht einfach mit der Seiler-Halskrause vom Stuhl, sondern bastelt eine Wile-E-Coyote-Konstruktion, die seinen Stuhl umkippt (und ergo ihn zum Hängen bringt), wenn jemand die Tür öffnet. So hat der arme Mac jetzt auch noch mit den Gewissensbissen zu kämpfen, Charlie faktisch entleibt zu haben (ein sonniges Gemüt, unser Charlie. Soll ich die Niete am Ende etwa auch noch tragisch-sympathisch finden?).

In seiner Garderobe wacht Charlie mit einem Brummschädel auf (stay with me, we´ll explain). Die Tür ist verschlossen und ein enervierendes Kichern geht ihm auf den Keks. Das Kichern gehört zu einem extrem nervigen Clown namens „Mickey LeMort“ (viel offensichtlicher geht´s nimmer, oder?), der sich plötzlich materialisiert und mit einer noch extrem nervigeren hochgepitchten Micky-Maus-Stimme sprich, die man sicher dazu verwenden kann, Gläser zu sprengen. Eigentlich weiß nun selbst der letzte Dorfdepp, worauf diese Geschichte hinausläuft (ganz besonders, wenn man einmal im Leben zwei Minuten lang in eine Twilight-Zone-Folge hineingezappt ist), aber Regisseur Rider quält uns jetzt mit einer mindestens zehnminütigen puren Dialogszene (bestimmt schon allein deshalb, weil er selbst Mickey LaMort spielt und sich wohl kaum seinen großen Auftritt verderben wollte). Die beiden Clowns labern sich endlos voll, Charlie wünscht Mickey zur Hölle, worauf der endlich mit der großen Überraschung rausrückt, daß Charlie tot ist. „Wenn ich tot bin, dann bist du…“ „Der TOD!“ enthüllt Mickey (ach nee, und das soll jetzt was sein? Überraschend? Schockierend? Aus-20-Kilometer-Entfernung-vorhersehbar?), genau genommen der „Tod der Clowns“, exklusiv zuständig für die Vertreter der kuchenwerfenden, rotnasigen, Schuhgröße 78 tragenden Unterhaltungszombies (der „Tod der Ratten“ von Pratchett wäre mir an dieser Stelle jetzt wesentlich lieber). Mickey erklärt dem begriffsstutzigen und amnesischen Charlie seinen Selbstmord, aber der will mangels physisch greifbarer Beweise für seine Am-Hals-Baumel-Nummer nix glauben. Also projiziert Mickey die entsprechende Szene herbei: Klem und Mac stehen etwas ratlos um einen extrem unrealistisch aussehenden von der Decke hängenden Charlie-Dummy.

Nachdem das nun geklärt ist, teilt Mickey Charlie noch mit, daß er zur Hölle fahren wird. Das wiederum verblüfft Charlie sehr, ist er doch der Ansicht, immer brav gewesen zu sein und nix böses gemacht zu haben. D.h. Mickey kann triumphierend das Sündenregister des Clowns rezitieren und damit eindrucksvoll den Beweis antreten, daß Saufen blöd macht (und zumindest die für die Erinnerungszentren zuständigen Gehirnzellen zerstört): erstens mal hat Charlie eines Tages einen Mann getötet! „Es war Notwehr,“ verteidigt sich Charlie. „Der Mann war unbewaffnet und du hast seine Brieftasche geklaut,“ stellt Mickey klar (jaja, ich versteh´ schon, wenn der Kerl die Geldbörse nicht freiwillig hergibt, tritt der Notwehrparagraph in Kraft!), und die Beute waren immerhin ganze zwei Dollar, die in eine Flasche Schnaps reinvestiert wurden. Außerdem habe er einen Pfaffen auf Spenden-Tour verprügelt, Gottes Namen verflucht und ansonsten ein allgemein lästerliches Leben geführt. Hört sich nach einem höllenkompatiblen Strafregister an. Der Clowntod rumpelt ein wenig in einer Ecke an seinem Gesicht rum und entblößt ein paar schrecklicher Reißzähne (gähn). „Jetzt ist es zu spät, um zu bereuen,“ grinst Mickey, echauffiert sich weiter darüber, daß Charlie „den Urin des Teufels“ getrunken habe (iiiih) und neben fremden auch das eigene Leben genommen habe, also – Höllen-Express, bitte einsteigen, Türen schließen selbständig.

Auf´s ewige Höllenfeuer hat Charlie aber keinen Bock, greift sich ein herumliegendes Taschenmesser und sticht dem teuflischen Todesclown in den Wanst. Röchelnd bricht Mickey zusammen und Charlie stößt begeistert ein „Gotcha!“ aus (und nach mehrmaligem Drübernachdenken: was bringt dir das jetzt, Charlie?). Schwarzblende, aber da springt plötzlich das blutbespritzte Gesicht Mickeys ins Bild und blölkt „SURPRISE!“ (ja und? War das die Pointe?)

Es folgen einige weitere Rummelplatzbilder und dann ist die wohl blödeste „Horrorgeschichte“, die ich jemals das Mißvergnügen hatte, ansehen zu müssen, zu Ende.

Wie schon gesagt, Satan hat sichtlich ein anderes Humorverständnis, ihm hat´s einmal mehr gefallen. Da kündigen ihm seine Dämonen das Eintreffen seiner Queen ein. Sag man, was man will, Courage hat das Mädel. „Da bin ich,“ keift sie den Fürst der Finsternis an, „aber das ist nicht dein Verdienst oder das deiner Armeen“ (Man könnte darüber diskutieren, sicherlich). Sie macht ihn wegen seines damaligen Versagens, das falsche Kind getötet zu haben, gar fürstlich zur Schnecke und dem Gottseibeiuns bleiben nicht mehr als die typischen „äh, er, aber“-Zwischenbemerkungen jedes Ehemannes, der gerade einen 1-A-Muster-Anschiß seiner Angetrauten verpaßt bekommt. „Ich schicke meine Armeen aus und lasse sie vernichten,“ gelingt es dem Satan in einer kleinen Atempause der Queen kleinlaut anzumerken, aber auf die satanische Armee der Versager hat Queenie keinen Bock: „Ich gehe zurück in den Wald und jage sie persönlich. Und bevor ich sie nicht vernichtet habe, komm ich nicht wieder!“ Sprachs, drehte auf dem Absatz um und ließ den Gehörten stehen. Dem bleibt nur noch ein weinerlich-weicheimäßiges „ich brauche dich an meiner Seite“ hinterherzuhauchen, ehe er resigniert und traurig auf seinem Thron zusammensinkt (immerhin, das hat man wohl noch nicht gesehen).

Nach ein paar Sekunden hat der Satan sich wieder ein bissl gefangen und kann zumindest seinen Legionen befehlen, BEIDE Schwestern dringend dingfest zu machen. Und bis das erledigt ist, könnte ihm der Hofnarr doch noch ein kurzes Geschichtchen erzählen…

Da aber unseren Filmemachern mittlerweile aufgegangen ist, daß sie weder Kohle für eine dritte Kurzgeschichte (DANKE! DANKE! DANKE DEM DA OBEN ODER DEM DA UNTEN, wer immer dafür zuständig war!) noch für einen vernünftigen Abschluß der Rahmenhandlung mehr im Sparstrumpf hatten, sehen wir als Abschluß der Plotte ein paar Posen von Ginger Lynn Allen in ihrem Amazonen-Bikini vor buchstäblich ZERO Hintergrund. Ginger, eh, Christeeth informiert uns, daß sich unsere Wege in der Zukunft wieder kreuzen werden (das möge wer auch immer verhindern – am Ende war das die Androhung eines Sequels) und dann rollen die Closing Credits.

Oh Fuck. Ich weiß ja, everyone wants to make movies, and my stupid brother, too, und heutzutage kann ja auch so ziemlich jeder das notwendige Equipment leihen und seine Geistesergüsse verfilmen, aber muß das denn wirklich bedeuten, daß jeder noch so unterbelichtete Hirnriß seinen Schmodder auf die unvorbereitete Menschheit loslassen muß, anstatt das eigene Werk höchstens im Kreise einer alkoholverseuchten Runde von Freunden im Keller auf der eigenen Dialeinwand vorzuführen? (Andererseits… wer solche Filme dreht und dann seinen Freunden zeigt, hat vermutlich bald keine Freunde mehr). Ich glaube, ich hab einen neuen Kandidaten für den hübschen Titel „Worst. Movie. Ever.“ gefunden.

Sofern man wirklich so wohlwollend sein will und Satan´s Storybook als „Film“ bezeichnen mag und nicht, wie´s angemessener wäre, als einen großen Haufen übelriechender Gülle – selbst Olli Krekels Versuche gewinnen nach dem Genuß von Michael Riders Anschlag auf des Docs Nervenkostüm und Gehirnzellen völlig ungeahnte Qualitäten. Merkt man was? Ich glaub, ich mag den Film nicht.

Der Streifen bietet aber wirklich wenig Möglichkeiten, positive oder auch nur dezent aufmunternde Worte zu verlieren. Man könnte z.B. froh darüber sein, daß ein Amateurfilmer (und ich sag jetzt einfach mal, daß Mr. Rider nicht mehr als ein Amateur ist, und wenn er meint, das stimmt so nicht, überschätzt er sich gewaltig) für sein Horror-Projekt keine Badewannen voll Kunstblut ausschüttet und ohne Gore-Effekte auskommt, aber dieser Streifen wäre durch ein wenig mehr Blut und den ein oder anderen krassen Effekt erheblich aufgewertet worden. Die beiden Kurzgeschichten sind nämlich so himmelsturzstrunktodendlangweilig – ganz besonderes die zweite, gegen die eine typische Folge des Worts zum Sonntag wie eine spannungsgeladene Actiongranate wirkt. Schon allein die Grundideen der Geschichten sind dermaßen witz- und reizlos, daß es einen überhaupt nicht wundert, daß sie keinen Punkt haben (das „Twistende“ der ersten Geschichte ist nichts anderes als debil, einfallslos und *überhaupt nicht vorhersehbar*, die zweite Geschichte… hm, ich muß wirklich überlegen, ob die überhaupt versuchte, einen Punkt zu haben). Da ist kein Pay-off, keine Pointe, die es lohnenswert erscheinen läßt, sich durch das vorhergehende Geplänkel durchgequält zu haben. Außer übelsten Klischeedialogen, die nicht mal mehr der durchschnittliche Endlosserienautor seinen Figuren in den Mund zu legen wagen würde und darstellerischen Leistungen, die jegliche Skala des Unvermögens sprengen, tut sich da nichts, gar nichts, überhaupt nichts, nullkommanirgendwas.

Die Rahmenhandlung ist ein wenig besser, aber nicht viel… abgesehen von dem gravierenden Problem, daß man einfach als Autor nicht so blöd sein sollte, in einer Fantasy-Rahmenhandlung Geschichten abzuspielen, die in der relativen Gegenwart spielen, weil das vollkommen neben der Spur liegt, macht natürlich auch dort vorn und hinten nichts Sinn, aber zumindest tut sich ein bissl was. Ein paar der Masken sind zwar billig, aber nicht gänzlich uneffektiv, die „Schwertkampfszenen“ regen immerhin die Lachmuskeln an und Ginger Lynn Allen in ihrem flotten Amazonen-Outfit ist nicht gänzlich verkehrt (auch wenn sich der Machochauvi in mir natürlich gefreut hätte, wenn Ms. Allen das Oberteil mal abgelegt hätte – so bleibt der Streifen auch noch prüde). Auch sind hier die grenzdebilen Dialoge zumindest ab und an einen müden Grinser wert.

Was einem den eh schon nicht vorhandenen Spaß an Satan´s Storybook weiter vermiest, ist der extremst billige Look. Der Streifen verleugnet in keiner Sekunde seine Videoursprünge, wobei ich auf Video gedrehte Pornos gesehen habe, die erheblich mehr nach „Film“ aussehen als dieser „Spielfilm“. Das hat alles null Atmosphäre – frühe Folgen Gute Zeiten Schlechte Zeiten (und wir alle erinnern uns, wie DIE ausgesehen haben) nehmen sich im Vergleich dazu wie Der Herr der Ringe aus (was mich auch mit einem Magenkrampf an die peinliche Lord of the Rings-Reference bezüglich Mordor erinnern). Der Kameramann ist dazu auch kein Meister seines Faches, die „Actionszenen“ sind gern mal ausgesprochen unübersichtlich und aus unglückseligen Winkeln aufgenommen. Das ist Amateurismus pur. Regisseur Rider schlägt dazu noch endlose Minuten mit elendigem Gepadde tot (besonders in den Kurzgeschichten): minutenlange Aufnahmen des aufregenden Treibens auf dem Rummel, der endlos in seinem Zimmer auf- und ablatschende Zeek, die hirn- und bedeutungslosen „TV-Nachrichten“-Einspiele, das alles erfüllt nur den einen Zweck, den Streifen krampfhaft auf eine knapp eineinhalbstündige Laufzeit aufzublähen (damit man stolz „full length feature“ auf die Videobox drucken kann).

Naja, man sieht jedenfalls in jeder Sekunde, daß dieser Streifen schlicht und ergreifend KEIN BUDGET hatte (Sets? Was ist das? Ausstattung? Kann man das essen?). Das wäre mir normalerweise sympathisch, aber man sieht halt auch in jeder Sekunde, daß der Streifen nicht nur mit ohne Geld, sondern auch absolut OHNE TALENT gedreht wurde.

Gar nicht mal so ganz schlecht ist die musikalische Untermalung von „Cinema Symphony´s“, die so in etwa auf einem Level mit einem Fred-Olen-Ray-Film der gleichen Epoche ist (allerdings ist das die einzige Disziplin, in der sich Satan´s Storybook mit im Vergleich dazu wie Monumentalfilme wirkenden Ray- oder DeCoteau-Kloppern messen kann).

Schauspieler. Schauspieler?? Ich könnte ein Experiment wagen: wenn ich die zehn nächsten Passanten, die vor meiner Haustür vorbeistrolchen, zwangsverpflichte und mit ihnen einen Film drehe, bin ich recht zuversichtlich, im Schnitt bessere darstellerische Leistungen zu erhalten als sie hier geboten werden. Selbst Ginger Lynn Allen, die zwar zu diesem Zeitpunkt bis auf ein paar Gastauftritte bei DeCoteau (z.B. in Dr. Alien) nur Pornos gedreht hatte, wirkt mit ihren Dialogen heillos überfordert, gleicht das aber zumindest durch ihren Bikini aus. Der zweitgebillte Gary Brandner (Howling, kreischt die Box, ich hatte keine Lust, das nachzuprüfen) kann sich damit trösten, daß ihn unter dem Clowns-Make-up und der weißen Clowns-Perücke niemand erkennen kann und wird. Co-Autor Steve K. Arthur ist als diabolischer Serienkiller Zeek ungefähr so teuflisch wie eien Sparausgabe von Axl Rose, „Fat Man“ Hal Shaffer soll angeblich in Barfly mitgewirkt haben, freundliche Worte kann ich aber nicht über ihn verlieren. Ein wenig Professionalität bringt Jane August (Days of our Lives) ein, Regisseur Rider (der es in seinem späteren Leben immerhin noch zu einer Rolle als „Guard“ in einer Star Trek-Folge brachte) als Mickey LaMort ist nur eines, und zwar annoying (wer diese zehn Minuten überlebt, ohne einen mittelschweren Haß auf die Figur und ihren Darsteller zu entwickeln, ist ein stärkerer Mann – oder stärkere Frau, soll´s ja geben – als moi), aber die zwei aller-aller-aller-aller-allerschlechtesten Möchtegernschauspieler, die ich in meiner kompletten Karriere als Filmbetrachter und -reviewer erleben mußte, sind zweifellos Dean Rossi und Michael Shaun O´Brian als Cop-Duo Doof und Dööferer. Es gibt Leute, die haben nicht nur kein Talent, sondern Anti-Talent – Schauspieler wie diese sind noch mal für den Hitzetod des Universums verantwortlich.

Lustig ist noch am Rande, daß den Herstellern der Videocassette sogar noch das Band ausging – hinter dem Feature Film kommen nämlich noch zwei Trailer, doch der zweite wird vom überraschenden Bandende abgewürgt, ehe auch nur der Titel des Films genannt wird. Werde wohl nie erfahren, was das für ein Streifen war…

Fazit: Satan´s Storybook ist zumindest für den Moment mein persönlicher Rekordhalter in der Disziplin „peinlichste, unerfreulichste, debilste und vollkommen schwachsinnigste Ausrede für einen ´Film´“. Es gibt schlicht und ergreifend nichts (außer nun mal vielleicht Ginger Lynn Allen, aber das ist weniger ein Verdienst des Films), was auch nur im geringsten interessant ist, war oder sein könnte. Eigentlich soll man ja das Werk von ambitionierten Amateuren nicht in Bausch und Bogen verreißen, aber manch einer hat´s nicht anders verdient. Satan´s Storybook ist ein wahrhaft übles Machwerk, das zwar aus Kuriositätsgründen sicher einen Platz in meiner Sammlung behalten wird, aber mit tödlicher Sicherheit nur einem ausgesprochen ausgesuchten und todesbereitem Publikum vorgeführt werden wird. Brrraaah, war das *SCHLECHT* (unnötig zu erwähnen, daß sämtliche Biere auf das alleinige Konto von Ginger Lynn Allen im Bikini gehen).


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 3


mm
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