Sartana – Töten war sein täglich Brot

 
  • Deutscher Titel: Sartana - Töten war sein täglich Brot
  • Original-Titel: Sono Sartana, il vostro becchino
  • Alternative Titel: Angel of Death - Sartana | I Am Sartana, Your Angel of Death | I'll Dig Your Grave | Sartana the Gravedigger |
  • Regie: Giuliano Carnimeo (als Anthony Ascott)
  • Land: Italien
  • Jahr: 1969
  • Darsteller:

    Sartana (Gianni Garko)
    Baxter Red (Frank Wolff)
    Holden (Klaus Kinski)
    Deguejo (Gordon Mitchell)
    Richter (Renato Baldini)
    Fetente (Sal Borgese)
    Bill Cochran (Federico Boido)
    N.A. Ettori Manni
    N.A. José Torres
    N.A. Samson Burke


Vorwort

Im Review zu Adios Companeros hatte ich ja schon angedeutet, dass es nicht der letzte Italo-Western sein wird, der sich auf diese Seiten verirren wird (selbst das gruseligste Italoschmoddergenre hat es nicht verdient, ausschließlich mit einem – aus Trashgesichtspunkten zwar unterhaltsamen, aber filmisch selbstverständlich wertlosem – Grützefilm gewürdigt zu werden). Zum Glück (hm, Eurem, meinem, dem italienischer Filmproduzenten oder dem von Herausgebern minderwertiger deutscher DVDs) hatte ich gleichzeitig mit Companeros noch eine weitere Best-Italo-Western-DVD erstanden, nämlich eben jene, mit der wir uns jetzt beschäftigen wollen. Anschaffungsgründe: Erstens sagt selbst mir Genreignoranten der Name Sartana was (kommt gleich nach Django und Trinity), und zweitens spielt Klaus Kinski mit, was, wie ich schon im vorigen Review erwähnt habe, eine wesentliche Grundbedingung ist, damit ich mir einen Italo-Western ansehe. Weiteres Indiz dafür, dass der Film insgesamt in einer anderen Liga spielen könnte als Companeros: Joe D´Amato is nowhere to be seen.

Da mir ansonsten jetzt keine weitere ellenlange Vorrede mehr einfällt (muss an der Hitze liegen), können wir ausnahmsweise mal ohne weitere Verzögerungen zum Film kommen.


Inhalt

Für einen Film, von dem ich, weil´s ein italienischer ist, grundsätzlich erst mal nüscht erwarte, beginnt der Streifen recht pfiffig – im Vorspann wird einer Schneiderpuppe die klassische Sartana-Tracht angezogen, ehe die mirakulöserweise zu unserem Helden mutierte selbige ein paar Taschenspielertricks vorführt.

Anschließend geht´s richtig los – Sartana reitet in eine Stadt, auf dem zweiten Pferd eine Leiche deponiert. Die Stadt scheint hauptsächlich unter der Fuchtel der „North Western Bank“ zu stehen, die nicht nur die Hauptstraße im Vorgriff auf kapitalistische Methoden des 20. Jahrhunderts großflächig mit Werbebotschaften, die den braven Bürger zur sicheren Geldanlage bewegen sollen („unsere Kopfgeld-Killer sind die besten“, preist das Institut seine Vorzüge u.a. an. In meiner Filiale der Dresdner Bank hab ich solche Hinweise bislang schmerzlich vermißt), plakatiert, sondern auch eine eigene uniformierte und omnipräsente Privatarmee unterhält. Saratana kümmert jenes wenig – er parkt seine Gäule vorschriftsgemäß vor der Bank, klemmt sich die Leiche unter´n Arm und klatscht selbige dem Schalterangestellten auf den Tresen. Das auf Bill Cochran ausgesetzte Kopfgeld möchte er gern kassieren (diese Art Bankgeschäfte find ich ziemlich lustig, sollte man wieder einführen, auch wenn ich in meinem jugendlichen Leichtsinn bislang davon ausgegangen war, dass Kopfgelder entweder von offiziellen Gesetzeshütern oder ans Bein gepinkelten Großgrundbesitzern u.ä. ausgesetzt werden und nicht von seriösen Kreditinstituten). Der Bankclerk ist nicht so verdutzt, wie´s heutzutage einer wäre, wenn man ihm ´nen toten Bankräuber zwecks Belohnung auf den Schreibtisch legen würde, sondern blättert nur gelassen die Steckbriefsammlung durch, fragt den geschätzten Mr. Sartana, ob´s denn lieber große oder kleine Scheine wären („hauptsache schnell“, wünscht sich Sartana) und bittet sich aus, den vermeintlichen Cochran-Kadaver persönlich zu identifizieren. Surprise, surprise, unter dem Poncho der Leiche ist´s höchst lebendig – Cochran erfreut sich bester Gesundheit und eines Colts in der Hand, den er dem Clerk unter die Nase hält. Na sowas, das ist ein Überfall.

In einem Anfall spontaner Lebensmüdigkeit löst der Clerk den nicht ganz so stillen Alarm aus und schon springt ein solides halbes Dutzend North-Western-Uniformierter in die Filiale, aber, und das verblüfft vor allem ihre dort bereits mit Sartana und Cochran Bleikugeln tauschende (jeder braucht ein Hobby) Kollegen, nicht um hilfreich und bargeldbeschützend einzugreifen, sondern auf Seiten der bösen Bankräuber um sich zu ballern. Bankangestellter im 19. Jahrhundert war ersichtlich ein noch größerer Risikoberuf als nowadays, denn scheinbar wird arbeitsvertraglich von jedem Schalterbeamten bei North Western erwartet, die Kohle der Kunden ohne Rücksicht auf eigenes Leib und Leben mit dem Revolver in der Hand zu verteidigen. Es wird heftigst hin- und hergeballert, der ein oder andere beißt ins Gras, Sartanas Bande erweist sich als technisch modernistisch ausgestattet und wirft sogar mit Rauchbomben um sich (einen ominösen Zoom auf einen seltsamen metallischen Gegenstand konnte ich mir allerdings lange Zeit nicht erklären, weil ich einfach nicht wusste, was das sein soll. Aufklärung folgt ein paar Seiten weiter unten). Die Räuber schnappen sich schließlich erfolgreich erstens die Geldsäcke im Wortsinn und zweitens einen im übertragenen Sinne, nämlich den Bankdirektor persönlich, was eine ziemlich gute Idee ist, denn der Sheriff der Stadt (erstaunlich, dass es einen solchen überhaupt braucht, wo jeder zweite Einwohner der City eine North-Western-Uniform zu tragen scheint), verwirft den Gedanken an eine gaunerverfolgende Posse sofort, um das Leben der Geisel zu schützen. Als ob solch humanistisches Gedankengut im Wilden Westen gang und gäbe gewesen wäre (zumindest in dem Klischee-Gesetzloser-Wilder-Westen, den unsereins aus Funk & Fernsehen kennt).

In ihrem Hideout ist die Bande begeistert ob des genialen Plans und seiner erfolgreichen Umsetzung. Stolze 300.000 Steine hat man einkassiert (den Direktor inzwischen wieder freigelassen, btw), und nun möchte der ein oder andere der Gang sich gern ans erfreuliche Thema „teilen“ machen. Ich will nicht wieder den alten Gag strapazieren, wonach einer der Herren sich ausrechnet, dass es sich durch „1“ leichter teilt als durch „x größer 1“ (ha, höhere Mathematik. Sag keiner, ich hätte keinen Bildungsauftrag, huahua), aber genau das passiert mal wieder. Sartana schießt mal eben alle seine Komplizen nieder.

Im schicken Garten einer Villa liest ein Gentlemen eine (ein bissl zusammengestöpselt wirkende, aber, mein Gott, wir wollen mal nicht kritisch sein) Zeitung und insbesondere den Artikel, wonach Sartana sich 300.000 Dollar unter den Nagel gerissen habe. Da der entsprechende Gentlemen der uns schon aus Companeros bekannte Gordon Mitchell, seines Zeichens Charakterkopf und daher vermutlich eher Unsympath ist (und sich auch einen schwarzen Butler hält), gehen wir davon aus, dass er, wenn er „Ich will auf die Jagd gehen“ sagt, nicht darüber nachdenkt, etwas Rotwild zu schießen.

Zumal die Ergreifung Sartanas unabhängig von der Beute eine finanziell lohnende Angelegenheit ist, wie die 10.000-Dollar-Belohnung-Steckbriefe (die für meinen Geschmack etwas sehr modern aussehen) mit Sartanas Ebenbild, belegen, mit denen gerade der halbe wilde Westen zugekleistert wird.

Anderswo wird gepokert, und zwar mit Klaus Kinski. Der hat zwar einen speziellen Charakternamen (den man uns kurz vor Showdown verrät), „Hot Deal“, „Hot Card“, irgendsowas, hab´s mir nicht merken können, aber seien wir ehrlich – Kinski spielt immer nur Kinski (und Wowereit, eh, das ist auch gut so),a lso bleiben wir einfach bei Kinski. Im Real Life TM wäre 1-A-Gütesiegel-Irrer Kinski vermutlich einer der Menschen, mit denen ich höchst ungern eine Partie Poker mit hohen Einsätzen, ganz besonders, wenn der Herr auch noch einen Colt im Halfter trägt, wagen würde, aber im Rahmen dieses Films ist´s relativ ungefährlich, weil der Meister zwar spielsüchtig, aber eine ziemliche Niete am Pokertisch ist. Und so ist er auch bei dieser Partie schnell pleite. Neues Bargeld tut not – dem braven Zocker hilft der auch in dieser Schankstube hängende Steckbrief. Kinski reißt mal eben den Ausschnitt „10.000 Dollar Belohnung“ ab und verabschiedet sich, „neues Bargeld holen“. Mir deucht, der hat was vor.

Bankdirektor Simms erholt sich dieweil von den Strapazen seiner Teilzeitentführung in seinem luxuriösen Heim, wird in seiner Ruhe jedoch empfindlich durch ein paar durchs Fenster geballerte blaue Bohnen gestört. Absender derselben ist Sartana, der sich auch schnell Einlaß verschafft und ein paar Fragen stellt, z.B. die ihn hauptsächlich interessierende, wieso alle Welt plötzlich auf die Idee kommt, er hätte eine Bank überfallen, wo er sich zumindest diesbezüglich keiner Schuld bewußt ist. Simms verweist auf die eindeutige Identifizierung: Hut, check, Mantel, check, ergo – Sartana. Unser Held beweist anhand einer praktischen Demonstration am Objekt Simms, dass mit den richtigen Requisiten jeder Depp wie Sartana aussehen kann und verpfeift sich anschließend. Aha, da hat jemand den aufrechten Outlaw gelinkt.

In einer heruntergekommenen, cough-cough, Stadt treffen wir unseren nächsten Protagonisten, Buddy Ben, ein der Stadt entsprechend heruntergekommenes Subjekt, das aussieht wie eine Mischung aus abgerissener Charles-Dickens-Schurke, Bud Spencer nach Wurmkur und Cowboyschlumpf. Der wartet etwas nervös auf eine Verabredung, mit der er eine Rechnung begleichen möchte (Zeit für ein bissl dämlichen Comic Relief mit seinem Kumpan „Saufsack“ bleibt allerdings: Saufsack erlaubt sich den Hinweis, dass dem Bürgermeister möglicherweise nicht gefallen wird, wenn Ben sein Date auf der Hauptstraße abknallt, worauf Ben zart daran erinnert, dass Saufsack der Bürgermeister IST. Kein Wunder, denn die Stadt hat genau 2 Einwohner). Als der nächstbeste Reiter um die Ecke trabt, schießt ihm Ben sicherheitshalber mal den Hut von der Rübe. Sartana ist ein wenig pikiert – begrüßt man so alte Freunde (im Wilden Westen würde mich das nicht wundern)? Kleine Verwechslung, kann ja mal vorkommen. Da kommt auch schon der richtige Duellpartner für Ben, und der hat, entgegen aller Auskünfte von Saufsack, seinen Bruder als Verstärkung mit ´bei. Sartana erkundigt sich besorgt, ober Ben zur Hand gehen soll, der lehnt aber dankend ab und schießt die beiden Kerle im Alleingang von ihren respektiven Gäulen (was der Grund für die sicher vernachlässigenswerte Zwistigkeit ist, verrät uns keiner. Vielleicht war´s ja auch einfach nur ein verabredetes Duell aus Spaß). Aber es ist doch gut, dass Sartana da ist, denn so kann er einem der gefallenen Gegnern, der noch zuckt und das in Richtung seines Schießeisens, endgültig den Fangschuß verpassen.

Jetzt kann Sartybaby zum eigentlichen Grund seines Hierseins kommen – er verdächtigt Buddy Ben, die Sartana-Double-Nummer durchgezogen zu haben. Ben gibt zwar zu, dass er den Plan an sich für eine ziemlich gute Idee hält, hat aber ein wasserdichtes Alibi: er war zu der Zeit im Knast. Aber einen sachdienlichen Hinweis hat er dann doch noch – die Rauchbombe entspricht der Handschrift eines gewissen Outlaws namens Dynamite Bush (klingt wie ein selbstgewählter Kampfname von Dubyah). Sartana bedankt sich artig, verzichtet aber auf angebotene Mithilfe und reitet von hinnen und dannen.

Und so entert er später eine Hütte irgendwo in der Prärie. Deren Besitzer hängt gerade etwas rum un durch und dieses eher unpraktischerweise am Hals. Es handelt sich bei dem friedlich baumelnden Kerl um Dynamite Bush. Tatsächlich findet Sartana Beweise für Bushs Teilhaberschaft am North-Western-Überfall, speziell Bargeld. Beinahe hat er nicht viel von der Entdeckung, denn ihm wird mal wieder, von draußen, der Hut vom Kürbis geschossen (vielleicht sollte Sartana mal die Investition in einen Kinnriemen oder einen Tacker überlegen). Der fiese Attentäter ist natürlich ein Kopfgeldjäger mit der eingebildeten Perspektive auf 10 Riesen. Da Sartana, für einen Western-Outlaw ziemlich dämlicherweise, offenbar unbewaffnet Dynamite Bushs Behausung betreten hat (??), versucht der findige Sarty, sein Schießgewehr per Lasso von seinem vor der Hütte abgestellten Zossen zu sich zu ziehen. Prinzipiell gute Idee, doch der Bounty Hunter ist ein solider Schütze und ballert das Lasso kaputt (kostet doch alles Geld!). Sartana erinnert sich daran, dass Dynamite Bushs Spezialität Rauchbomben waren und findet schnell die passenden Zutaten – eine erste zur allgemeinen Ablenkung rausgeworfene Rauchbombe tiltet der Kopfjäger in bester Tontaubenschützenmanier. Sartana mixt sich daraufhin eine quantitativ überzeugendere Mischung – im Schutz des kreierten gelben Nebels hechtet Sartana sich in die nahegelegenen Büsche, die in diesem Fall ein nahegelegener Sumpf sind. Der Kopfjäger folgt, so dass sich ein paar Minuten lang lustiges Hide & Seek im Grünen abspielen kann, bis Sartana von einem Baum herab den Verfolger anspringt und ihn niederschießt. Zu seiner Verblüffung erweist sich der schuftige Feind als alter Bekannter, der verröchelnderweise anmerkt, dass die Sache nix persönliches sei, er aber halt die Kohle gut hätte gebrauchen können (und beim Geld hört bekanntlich auch im Wildwest die Freundschaft auf). Jetzt würde Sartana nur noch interessieren, wie er aufgespürt wurde. Das, verrät der Kopfjäger mit dem letzten Atem (Sartana, das sei angemerkt, ist Gutmensch und würde den Kerl gern zu einem Arzt schaffen. Erst totschießen und dann Leben retten, kann er sich mal bitte entscheiden?), war gar nicht so schwer, da man (wer auch immer) Bill Cochran (you remember? Die vermeintliche Leiche vom Banküberfall) verhaftet habe (wie auch immer das erklärt, dass Sartana bei Dynamit Bush aufkreuzen würde). Der Kopfjäger kratzt ab.

Dafür hat sich Buddy Ben hermaterialisiert und wundert sich über Bushs Selbstmord. Sartana klärt auf – Bush hat sich nicht aufgehängt, er wurde aufgehängt (das hat ihm vermutlich sein Hellseher geflüstert). Außerdem weiß Sartana, dass Bill ein Kumpel von Ben ist. „Das ist übertrieben“, windet sich Ben. Sartana entschließt sich, Bill einen kleinen Knastbesuch abzustatten. Ben würde sich gern aufdrängen, denn „wir sind hinter der selben Sache her!“ (Ich gehe mal davon aus, dass Ben die 300.000 Kiesel meint).

Sartana reitet in eine weitere Stadt ein. Aufgrund seines charakteristischen Outfits (vielleicht sollte der meistgesuchte Mann des Westens einen kleinen Imagewechsel vornehmen? So als Lebensversicherung?) bildet sich schnell eine Posse, die sich Aussichten auf die Belohnung macht. Doch Enttäuschung macht sich breit: auf Sartanas Schimmel sitzt nur Dynamite Bushs Leiche. Der echte Sartana hat sich längst durch die Hintertür ins örtliche Casino geschlichen und fordert die dort beschäftigte Pokerrunde zu einem kleinen Spielchen auf – hauptsächlich deswegen, weil unter den Teilnehmern auch der Herausgeber des örtlichen Käseblatts ist, der Bill Cochrans Verhaftung vermeldete und deswegen Informationen haben könnte. In der Tat ist der Herr Journalist willig, damit rauszurücken, dass Cochran tatsächlich im Knast einsitzt und momentan nur vom Deputy bewacht wird, da der Sheriff und der Rest seiner Truppe auf Sartana-Jagd seien. Die wesentlichen Dinge somit geklärt kann Sartana sich aufs Spiel konzentrieren. Bei 500 Dollar Einsatz legt sein letzter im Spiel gebliebener Konkurrent 4 freundliche Damen auf den Tisch. Da kann irgendwas nicht stimmen, dünkt es Sartana, weil er einen Royal Flush hat und für den braucht man ganz grundsätzlich auch ´ne Dame – also sind mindestens fünf im Spiel, ergo spielt mindestens einer falsch. Sartana betrachtet sich daher als moralischer Gewinner der Partie, beansprucht den Gewinn und will sich mit selbigem verkrümeln. Begreiflicherweise lässt sich der Falschspieler von Welt ungern Falschspieler schimpfen – Sartana allerdings zieht schneller und killt seine unfairen Pokerkontrahenten. Dafür wird er auch prompt vom eintreffenden Sheriff verhaftet.

Sieht so aus als wäre das genau das, was Sartana beabsichtigt hatte (dann allerdings ist es ein etwas, naja, umständlicher und riskanter Weg), den er findet sich im Knast wieder, in der Zelle gegenüber von Bill Cochran, der schon nervös zuckt. Noch allerdings hockt eben auch Sarty hinter schwedischen Gardinen, aber unser Held ist der McGuyver unter den Outlaws. Schnell hat er aus einem Klamottenfaden (oder Schnürsenkel oder whatever, vielleicht hat der vorausschauende Outlaw auch immer ein Stück Draht in der Socke) eine Schlinge gebastelt und angelt damit nach den Zellenschlüsseln. Clever: da die runterfallenden Schlüssel den den Schlaf der Ungerechten ratzenden Deputy aufwecken könnte, bowlt Sartana zielsicher seinen Hut unter die vorberechnete Aufschlagstelle und zieht dann Hut und Schlüssel zu sich. Respekt, das war ´ne coole Aktion. Sartana lässt sich frei, haut den Deputy k.o. und widmet sich dann Bill. Der panikt leicht – kann man verstehen – und krakeelt, vom Verbleib der Beute keinerlei Ahnung zu haben. Ist Sartana auch erst mal egal, er will wissen, WER hinter der Sache steht. Vielleicht der, der dich gerade von der anderen Straßenseite aus ins Fadenkreuz nimmt (zumindest eine wohldurchdachte Vermutung meinerseits, hähä?). Bill erklärt sich unter Druck bereit, Sartana zum Großen Unbekannten zu führen. POW! Ein Schuß, ein Tor, äh, sorry, und hin ist Bill. Zu Sartys Glück, sonst wäre der Film jetzt vermutlich vorbei, hat er in seiner letzten Lebenssekunde noch einen Ortsnamen genuschelt: Poker Falls (klingt nach einem sehr frühen Vegas-Vorläufer und daher im Western-Kontext vermutlich nach einer nicht unbedingt familienfreundlichen Gemeinde). Sartana macht sich allerdings nicht schnell genug aus dem Staub – der Sheriff trifft ein und findet die schöne Bescherung. „Ich war´s nicht“, wäscht Sartana seine Hände in Unschuld. Ob der Sheriff DAS nun unbedingt glaubt?

Lustig-unterhaltsame Musik weist uns darauf hin, dass wir es vermutlich mit einer Comic Relief-Sequenz zu tun haben und zuständig dafür ist derjenige, der „comic relief“ mindestens erfunden hat – Klaus Kinski (I was being ironic, sicherheitshalber). Kinski, der den ganzen Film dandyhaft herumstolziert, beabsichtigt, Sartana im Kittchen zu eliminieren. Selbiges hat auch Buddy Ben vor (keine Loyalität mehr unter den Outlaws), man trifft sich daher zwangsweise. Ein von Buddy vorgeschlagenes Kooperationsangebot schlägt Kinski aus: „Ich bin habgierig!“ (aber zumindest ehrlich). Kinski erspielt sich per Münzwurf das Recht, den Knast zuerst auszuchecken, findet dort aber eine verdächtige Abwesenheit von Sartana vor. Und, weil, wer den Schaden hat, der Beschreibung bekanntlich spottet, beim Wiederaustritt sich einer lynchwütigen Meute gegenüber, die ihn verdächtigt, erstens Cochran gekillt und zweitens Sartana befreit zu haben (tja, ein Glückspilz ist uns Kinski wirklich nicht). Kinski greift sich eine Geisel und erzwingt sich so seinen freien Abzug (feige Socke Ben ist natürlich schon beim ersten Anzeichen von Gefahr stiften gegangen).

Stellt sich die Frage – wo ist Sartana? Unterwegs mit dem Sheriff! Nein, der hat nicht plötzlich seine Sympathie für Gesetzlose entdeckt, sondern möchte seinen Gefangenen schon lieber lebendig als tot aufknüpfen, oder, wie er selbst es ausdrückt, Sartana kann ihm dankbar sein: „Du wirst wenigstens nur gehängt und nicht gelyncht!“ Hm. Was mir persönlich jetzt im Zweifel davon lieber wäre, darüber müsste ich nachdenken, so dreißig-vierzig Jahre. Sheriff, Deputy und Gefangener kehren in einer mexikanisch geführten Cantina ein, wo sie enthusiastisch von der dicken Wirtin Mama Sita (wie sonst) mit der mündlich vorgetragenen Speisekarte begrüßt werden: Es gibt immerhin Bohnen. „Wie möchten Sie die Bohnen? Mit Speck? Mit Hammelfett? Mit Paprika?“ „In Ruhe“, knirscht der von aufdringlichen Bedienkräften sichtlich genervte Sheriff (wieso erinnert mich das jetzt an eine Episode mit dem Forumsmod am Potsdamer Platz?). Nach dem lecker Schmackofatz ist Schönheitsschlaf angesagt, zumindest, was den Sheriff angeht. Sartana unterhält den Deputy mit ein paar Kartentricks (die m.E. möglich funktionieren können, da Sartana Handschellen trägt. Okay, Karten mischen und ein paar Spielereien damit machen, das kann angehen, aber dabei gleichzeitig noch rauchen? Seht´s Euch an, damit Ihr versteht, worauf ich hinaus will. Ist schwer zu beschreiben. Ganz abgesehen davon, dass ein paar der Tricks sehr offensichtlich schlicht durch den Filmschnitt bewerkstelligt werden. Gut, David Copperfield ist Sartana also nicht, muss er ja auch nicht). Der Dep(p)uty ist beeindruckt und reagiert enthusiastisch auf das Angebot des Outlaws, ihm ein paar Tricks beizubringen. Was er beigebracht bekommt ist, wie er schnell in den Lauf seiner eigenen Kanone kuckt (und als Langzeitlerneffekt: keinem Gefangenen zu trauen, der Kartentricks beherrscht). Sartana haut den Deputy und Vorgesetzten k.o. und geht noch schnell einem unmoralischen Angebot von Mama Sita aus dem Weg, doch ihr bequemes Bett zu nutzen (und vermutlich nicht nur das Bett, yuck!). Da würd´ ich auch lieber hastig Jolly Jumper satteln und in den Sonnenaufgang (in diesem Fall) reiten…

Das „funny music theme“ kündigt an, dass wir uns wieder mit Klaus Kinski befassen. Der reist per Postkutsche und vertreibt sich die lange Reisezeit, nicht wirklich überraschend, mit einer Pokerpartie mit einem Mitreisenden. Und wie üblich zieht er dabei regelmäßig den Kürzeren (muß echt Spaß machen, mit dem Kerl zu spielen). Als er aber mal ein wirklich gutes Blatt (3 Asse, ´ne 8 und ´ne 10) erwischt, fällt ihm auf, dass das an seiner Schulter schlafende junge Frauenzimmer seinem Gegenüber Fußsignale gibt. Verrat! Kinski zieht seine Knarre und drückt zum Entsetzen des Falschspielers ab – klack. „Eine Kammer ist bei mir immer leer, damit ich noch mal drüber nachdenken kann“, lächelt Kinski ein Klaus-Kinski-Lächeln, „ich bin nämlich sehr impulsiv!“ (Dialoge, die das Leben schreibt).

Nun kann der Frömmste nicht in Frieden reisen, wenn es dem Postkutschenräuber nicht gefällt. In solchen Fällen trifft es sich günstig, wenn man einen impulsiven Schießwütigen an Bord hat. Kinski mäht das kriminelle Gesindel problemlos nieder und lässt die Kutscher die Kadaver aufladen – „mindestens 1000 Dollar Kopfgeld“. Und mit dieser dringend notwendigen Finanzspritze lässt es sich dann auch, jetzt aber ehrlich, bitte schön, weiterzocken (schätzungsweise hat der Pokerpartner angesichts der gezeigten Schießkünste Kinskis nicht wirklich vor, weiter zu bescheißen).

Wir schalten um in einen Laden für Zockerzubehör (man sagt es uns noch nicht, aber der steht in Poker Falls). Ein Gambler kauft dort gerade einen Satz neue Würfel („aber die Guten“, ich nehme an, das sind die, die immer ´ne 6 würfeln) – nicht gerade billig, 50 Mücken kostet so ein Pärchen. Kaum ist der zufriedengestellte, wenngleich ob der Preisvorstellungen des Würfelmachers (ich hab den Charakternamen des Kerls mal wieder nicht mitbekommen, in meinen Notizen heißt er „Dicemaker“. Bleib ich mal ´bei) etwas mürrische Kunde wieder raus aus dem Laden, ist Sartana drin und begehrt ultimativ einige Auskünfte. Denn – beim Banküberfall wurde ein Replikat seines Spezialmagazins für seinen Revolver gefunden (Abschweifung: Sartanas Revolver ist wirklich zu süß, der würde sich in einem Damenhandtäschchen gut machen. Als Phallussymbol ist das Ding jedenfalls völlig ungeeignet – im Umkehrschluss sollte das bedeuten, dass Sartana, hüstel, gut ausgestattet ist -, und ich stelle es mir irgendwie, naja, peinlich vor, wenn so ein Stapel Gunmen ihre Schießprügel zu Vergleichszwecken auf den Tisch dengelt, einer mit ´nem größeren Colt als der andere, und Sarty dann sein feuerzeuggroßes Ding rausholt – die Knarre, mein ich jetzt. Die lachen sich doch ein paar Äste, wenn auch vermutlich die letzten ihres Lebens…) und Dicemaker ist der einzige, der Sartana einfiele, der das Ding hätte basteln können. Demzufolge MUSS Dicemaker wissen, wer hinter der ganzen perfiden Scharade steckt. Und weil er Dicemaker nicht gleich sprudelt wie der Wasserfall, schreitet Sartana zur Dart-Folter: er stellt das Opfer gegen die nächste Wand und wirft mit Darts nach ihm, mit der Drohung, dass durchaus mal ein Äuglein getroffen werden könnte, so die erteilten Auskünfte nicht zu seiner Zufriedenheit ausfallen. Sowas motiviert doch – Baxter Red, der Besitzer des lokalen Spielcasinos, habe solche Magazine erstanden, dito „ein paar Fremde“ (schwammiger ging´s nimmer, was?). Sartana wirft noch schnell einen Dartpfeil in die Flosse eines Kerls, der versuchte, sich hinterrücks an ihn ranzumachen, erklärt dem Dicemaker, dass er ihn eigentlich killen sollte, das aber immer noch nachholen könne (der Knabe wird sich jetzt öfter mal umdrehen auf der Straße, hehe), und verpfeift sich.

Mit diesem neuen Wissen ausgestattet entert Sartana das Spielcasino, wo sein Erscheinen sofort neugierige Blicke und das Interesse von Baxter Red, dem Cheffe, erweckt. Sartana behauptet, nur zum Zuschauen gekommen zu sein. Baxter schöpft Verdacht und setzt seine Saloon-Schlampe Rebecca auf ihn an. „Ist ein komischer Name, oder?“, plaudert Rebecca, „mein Vater las in der Bibel!“ „Dann hätte er dich Salome nennen sollen“, schlagfertigt Sartana, der dem weiblichen Geschlecht, speziell, wenn es ihm von potentiellen Todfeinden auf den Hals gehetzt wird, sichtlich eher skeptisch gegenübersteht. Entgegen seines Versprechens „look, don´t gamble“ setzt Sartana beim Roulette – wohlwissend, nachdem er bemerkt hat, dass der Croupier einen hübschen kleinen Mechanismus zum Betrügen unter´m Tisch hat. Deswegen, und um Baxter ein bissl zu provozieren, jagt er dem armen Mann, der auch nur seinen Job tut, ein Messer in den Fuß und enthüllt so das Falschspiel. Baxter lässt zähneknirschend Sartanas rechtmäßigen Gewinn auszahlen. So macht man sich Freunde.

Der Dicemaker hastet des Nächtens zu einem Geheimtreffen in die verlassene Kirche (kein Wunder, dass das ein gottloses Kaff ist) des Orts, wo er erwartet wird. Seine Freunde sind aber nicht gut auf ihn zu versprechen und verdreschen ihn nach Strich und Faden (allerdings in beinahe pechschwarzer Dunkelheit. Etwas Kontrast hätte der Szene nicht geschadet). Man ist deswegen so unleidlich, weil der Dicemaker in seinem jugendlichen Leichtsinn versprochen hatte, dass Sartana nie nie nie nach Poker Falls kommen würde. Dem Würfelmacher wird deutlich zu verstehen gegeben – entweder er sorgt dafür, dass Sartana aus dem Verkehr gezogen wird oder Unerfreuliches.

Sartana mietet sich im „French Hotel“ an (wonach sich DAS schon wieder anhört!) und besteht auf ein sauberes Zimmer. Gar kein Problem, meint der alte Rezeptionist und zwinkert seinem Pagen (der mehr nach ungewaschenem Tagelöhner aussieht als nach Dienstleister in einem hochklassigen touristisch orientierten Etablissement) unauffällig-auffällig zu. Sartana ist aber vorbereitet und erschießt den in seinem Zimmer lauernden Attentäter in dem Moment, in dem die Tür geöffnet wird. „Ich hatte ein SAUBERES Zimmer verlangt“, nölt er (verlang den Reiseleiter, Junge, vielleicht gibt´s Geld zurück). Wenig später kömmt Besuch – der Sheriff des Ortes, aber, Beruhigung, Sheriff in Poker Falls heißt nicht zwingend, dass man was mit Gesetzen am Hut hat. Fisher heißt der Knabe und ist auch ein alter Bekannter von Sartana (der Wilde Westen war ein Dorf. Jeder kennt jeden). Fisher fragt Sartana, wie er den Möchtegern-Meuchelmörder als den Kopfgeldjäger Walker entlarvt habe. Easy, meint Sartana – Walker sei Linkshänder, habe sich aber im Gästebuch unter falschem Namen mit der rechten Hand eingetragen (Weia, das ist eine sicher, eh, fragwürdige Methode, jemanden zu identifizieren, den man gleich umlegen wird). Sarty erkundigt sich nach Bill Cochran und Fisher weiß, dass der vor einiger Zeit als Rausschmeißer für „den Richter“ gearbeitet habe (und Richter sein bedeutet in Poker Falls, dass es sich nicht beißt, gleichzeitig ein Casino zu betreiben).

Kinskis funny theme deutet an, dass er mit der Postkutsche in Poker Falls einreitet. Die local yokels wundern sich, denn normalerweise fährt die nicht bis hier. Der Kutscher klärt auf – den speziellen Wunsch wollte man dem speziellen Fahrgast nicht abschlagen.

Indes, im Casino des Richters – dort steht eine Batterie einarmiger Banditen (okay, ich bin evtl. diebezüglich merkbefreit, aber gab´s solche Slot Machines tatsächlich schon im 19. Jahrhundert? Profi-Zocker- und Las-Vegas-Experten an die Front!). Der Richter stellt gerade neue Leute ein – der Einstellungstest ist simpel, aber dennoch fordernd, der Kandidat soll überzeugend seinen Chef-Schläger verprügeln (die Musik klaut dazu kräftig bei „Pop Goes The Weasel“). Im Gegensatz zum ersten Probanden meistert Sartana diese Hürde mühelos und den Richter in angemessenes Erstaunen versetzend. Sartana hingegen verblüfft, dass der Richter ihn nicht erkennt (tja, da würde ich den PR-Berater feuern) und tischt dem Richter die Geschichte auf, dass er für Bill Cochran einen Batzen Geld verwalte und dieses angeblch gern Billy übergeben möchte. Der Richter spielt den Ahnungslosen oder ist es und bietet freundlich an, den Zaster in Verwahrung zu nehmen, bis Bill sich wieder meldet. Wird ihm schwerfallen, erläutert Sartana eher kryptisch und erkundigt sich, ob Cochran in dieser Stadt noch mehr so gute Freunde habe. „In Poker Falls gibt es keine Freunde“, knurrt der Richter düster. Was die Episode jetzt genau bezweckt hat, weiß ich auch nicht.

Man kann sagen was man will, Poker Falls mag ein gesetzloser Ort sein, aber man achtet auf seine Bürger. „Achtung, gleich gibt´s ´ne Schießerei“, wird quer über die Hauptstraße gebrüllt und das zivile Fußvolk bringt sich schleunigst in Sicherheit. Sartana verlässt das Casino und wird sofort von einem ganzen Batallion wildgewordener Revolverhelden empfangen, die alle mächtig froh sind, ihn zu sehen. Sartana bleibt supercool, schwingt sich auf eine führerlose Kutsche und ballert in aller Seelenruhe vom Planwagen aus Dutzende von Knarrenheinzen um, während der Dicemaker hysterisch wie ein Rumpelstilzchen rumspringt und seine gedungenen Killer anfeuert, Sartana doch endlich das Lebenslicht auszupusten. Der hat sich zwischenzeitlich längst auf die Dächer von Poker Falls geschwungen und killt seinerseits fleißig. Zurück auf dem Erdboden wird er in die Enge getrieben, aber, wir wissen ja, McGuyver (oder doch B.A.?)! Aus einem herumliegenden Wagenrad und ein paar Stangen Dynamit, die der Westmann, der was auf sich hält, ja immer in der Manteltasche mit sich rumschleppt, bastelt Sartana fix eine rollende Bombe und bläst damit ein paar der Killer in den Orkus. Ein paar leichtsinnige weitere Verfolger eliminiert er mit einer hinter einem Bretterzaun (hinter dem er sich angeblich verschanzt) installierten weiteren Bombe. Obwohl Sartana sicherlich schon mindestens ein Dutzend Kerle umgelegt hat, scheint´s einen unerschöpflichen Nachwuchs an Möchtegern-Mördern zu geben – Sartana rettet sich durch einen beherzten Sprung durchs Fenster in des Richters Casino, wo er aber auch in den Revolverlauf eines Bösmanns stiert; der Dicemaker selbst möchte Sartana jetzt ein Loch in den Anzug ballern. Doch da erweist sich Kinski als helfende Elfe und ballert den bösen Buben um. Nicht ganz uneigennützig, denn „ich hatte eine Menge Ärger auf der Reise“, und da wäre es echt nervig, wenn ihm jetzt jemand das Privileg, Sartana zu tilten, wegnehmen würde. Aber nichts ist so eilig, als dass es Spielteufel Kinski davon abhalten könnte, schnell noch eine Slot Machine zu füttern (und selbstredend zu verlieren. Echt ´ne Pechbeule, der Kerl).

Uns Klaus ist aber ein Ehrenmann – er mag Sartana nicht umlegen, bevor er nicht seine Schulden beglichen hat, denn aus einer lange zurückliegenden Pokerpartie ist er dem schwarzgewandeten Revolvermann noch schlappe fünf Riesen schuldig. Soll schließlich nicht heißen, dass er Sartana gekillt hat, um sich vor der Begleichung der Schuld zu drücken. Sartana schlägt ein kleines Spielchen vor, gewinnt Klaus, sind sie quitt, gewinnt Sartana, schuldet Klausi ihm zehn Riesen. Das hält unser Zocker natürlich für eine Wucht-in-Tüten-Idee. Das Spiel ist simpel und heißt „höchste Karte gewinnt“. Klaus zieht eine 10, Sartana ein Ass. Klaus ballert schnell zwei Löcher in Sartys Karte: „Ich seh nur eine Drei!“ Sartana wittert Verrat und Mordio – man hält sich die Knarren unter die gegenseitigen Nasen. „War nur Spaß“, scherzt Klaus und macht sich ans Begleichen der Wett- und Ehrenschuld: er drückt Sartana den 10.000-Dollar-Belohnung-Schnipsel in die Hand und macht sich deprimiert daran, den Rückzug anzutreten, in der Gewißheit, ein ewiger Verlierer zu sein. Das kann nicht mal Sartana mit ansehen und unterstützt Klausis letzten Versuch, eine Slot Machine zum Ausspucken eines Gewinns zu veranlassen, erstens moralisch mit den Worten „Auch du wirst mal einen Volltreffer landen“ (ein echter Freund!), zweitens, indem er den einarmigen Banditen erschießt, worauf der seine komplette gebunkerte Penunze freigibt. Klaus freut sich ein Loch ins Bein, sackt die Quarter ein und verabschiedet sich, wobei er der Hoffnung Ausdruck verleiht, Sartana noch einmal wiederzusehen (und sich im übrigen auch aus der Handlung. Komische Rolle das, irgendwie…).

Mirakulöserweise hat sich indes auch Buddy Ben nach Poker Falls gebeamt, hängt mit Sartana zusammen (dass ich jetzt nicht ganz durchschaue, wie´s dazu kommt, liegt vermutlich an den umfänglichen Handlungsschnitten der DF) und grübelt – warum ist der geheimnisvolle Sartana-Doppelgänger noch hinter dem echten Sartana her, wenn doch eh alle Welt glaubt, dass der „Echte“ der Bankräuber ist? Sartana sind die Zusammenhänge diesbezüglich klar und auch Ben fällt´s wie Schuppen aus den zuletzt vor 20 Jahren gewaschenen Haaren. Wenn der echte Sartana erfolgreich gelyncht ist, kann der „Falsche“ in aller Seelenruhe das geraubte Geld verprassen. Sheriff Fisher platzt rein und beschwert sich darüber, dass im Casino ein Mann umgelegt wurde und er als sowas ähnliches wie Recht und Ordnung in Poker Falls deswegen irgendwelche Maßnahmen einleiten müsse (eh? EINER? Und was ist mit den ungefähr 724 Typen, die Sartana vorher umgenietet hat? Oder zählt Mord nicht, wenn er an der frischen Luft begangen wird?). Sartana und Ben ignorieren ihn.

Ein weiterer Kopfjäger o.ä. reitet ein und macht Sartanas Outfit beim örtlichen Barbier aus. Sein Attentat scheitert aber schon im Ansatz, weil der aufgeweckte Sartana ihm vorher eine Kugel vor den Latz ballert und dann auch noch wissen möchte, was der Kerl nu eigentlich von ihm wollte. Nicht Kopfgeld, sondern Rache, denn „du hast meinen Bruder Slim Shotgun umgelegt!“ Davon weiß Sartana nun wieder goar nix. „Dann hat der Lumpenhund mich angelogen“, gibt sich der Niedergestreckte schnell überzeugt (gut, mit ´ner Kugel im Bauch hat man vermutlich wenig Bock auf ausufernde Diskussionen). Der Richter nutzt Sartanas anderweitige Beschäftigung, um dessen Hotelzimmer zu durchsuchen, findet aber im Schrank zu seinem Erstaunen Buddy Ben. Sartana stößt dazu, legt aber den Haus- bzw. Hotelzimmerfriedensbrecher nicht um, wie´s im Westen Brauch und Sitte ist, sondern scheucht ihn nur vom Acker. Das wundert Ben, aber Sartana hat andere Prioritäten, nämlich einen Besuch auf dem Friedhof, und zwar einen von der Sorte mit Schaufel. Das Grab von Slim Shotgun (Hm. Der Kerl schien wirklich „Slim Shotgun“ zu heißen, jedenfalls steht das, und nur das, auf seinem Grabstein. Na gut, wenn RAVASHING RICK RUDE sich seinen WWF-Kampfnahmen inklusive Großschreibung in seinen Ausweis drucken lassen kann, ist „Slim Shotgun“ ja noch harmlos) wird ausgehoben – gefunden wird dort u.a. Slims namensgebende Shotgun. „Damit kann man gut durch ein Knastfenster schießen“, stellen unsere Grabräuber fest (hm, und das ist jetzt inwiefern ein Beweis?). Die Frage, wo die Kohle ist, ist deswegen aber trotzdem noch nicht geklärt – der Richter, räsonniert Sartana, weiß es auch nicht, sonst hätte er nicht sein Hotelzimmer durchsucht (dieses ganze Hypothesengebilde steht meines unmaßgeblichen Erachtens auf ziemlich wackligen tönernen Füßen).

Sartana und Ben suchen Baxters Casino auf und foltern einen Croupier auf heimtückische Weise – sie halten seine Pfote ins sich drehende Rouletterad (auaauauaautsch). Unter diesen bestialischen Höllenqualen gesteht der Croupier ohne weiteres, dass Baxter Red das Casino erst kürzlich für schlappe 150.000 Dollar in cash erworben habe. Sehr verdächtig. Der nächste, der informationsbeschaffungstechnisch herhalten muss, ist Fisher, der gerade ein Bad nimmt (ich glaub viel, aber das fast nicht…). Sartana wirft ihm 30 Silberdollar („dreißig Silberlinge“, wie er für die Bibelfesten unter uns erläutert) als Badezusatz in den Zuber und konfrontiert Fisher mit der Tatsache, dass er weiß, dass Fisher Slim Shotgun umgelegt habe (eh? Und das weiß er jetzt bitteschön woher? Wie schon öfters angemerkt, ich les ja gern zwischen den Zeilen, und ich weiß auch, dass wir langsam zum Ende kommen müssen, aber das kommt schon´n bisschen arg aus dem Nichts). Auch Fishers Zunge löst sich durch ein wenig sanften psychologischen Druck wie z.B. das Nachschütten heißen Wassers ins gerade noch so gemütliche Bad. Baxter Red hat ihm schlappe 1000 Dollar dafür gegeben (jaja, life was cheap back in the west). Damit ist ja fast alles geklärt – Sartana beauftragt Fisher, ein Treffen mit Baxter in der verlassenen Kirche zu arrangieren, vergißt aber nicht zu fragen, wieviele Männer Baxter denn gewöhnlich mitnehme, „um mir in den Rücken zu schießen“ (hm, Gewohnheit?). Zwei, auskunftet Fisher.

Gut, beim durchschnittlich gebildeten Outlaw darf man nicht erwarten, dass er die Weihen der höheren Mathematik beherrscht, aber dass „mindestens ein halbes Dutzend“ mehr als zwei sind, sollte sogar dem dümmsten Schläger in einem Bud-Spencer-Wesern klar sein. Denn soviele Männer packt Baxter als Rückendeckung ein. Und Fisher hätte er auch gern mit dabei, doch der hält sich vornehm zurück: „Sie kannten das Risiko!“

Wir sind also quasi beim Showdown angekommen. Der ist aus sicherlich praktischen Gründen wieder mal in fast völlige Dunkelheit getaucht und bietet sich daher mehr zum Mitraten als zum Mitfiebern an. Versuchen wir das Geschehen zusammenzufassen: Ben und Sartana liegen auf der Lauer und mischen Baxters Schergen munter auf, wobei die Kirchenorgel, ersichtlich eins der Modelle, das sonst in billigen Kneipen steht, weil sich selbst spielend, die Baxter-Brigade höllisch irritiert. Sartana hat offenbar auch seine Tarzan-Filme gesehen, legt eine Schlingenfalle und fängt damit einen der Kontrahenten, der, am Fuße aufgehängt, blindlings um sich ballert und damit mindestens einen seiner Kumpane durchlöchert (sterbend kann der ihm wenigstens noch ein von Herzen kommendes „Du Idiot!“ mitgeben, ehe Sartana den Hängenden entleibt). Sartana teilt auch einige beherzte Messerstiche aus, bis nur noch Baxter übrig ist und in eine recht unerfreuliche und vor allem potentiell sehr kurze Zukunft sieht. „Schrei!“, fordert Sartana und schiebt Baxter den Revolverlauf ins geöffnete Mundwerk. Offscreen-BAM und Fisher grinst wissend.

Sartana und Ben ziehen sich in den Spielsalon zurück, wo Sarty aber schon von weiterem unliebsamen Besuch erwartet wird – habt Ihr am Ende Gordon Mitchell vergessen? Ich hielt es zumindest prinzipiell für möglich, dass die Filmemacher ihn vergessen hatten (oder zumindest die Schnippler der DF seine weiteren Szenen für unmaßgeblich hielten). Gordon ist Deguello (aha, das ist zumindest mal ein Name, der Programm ist), und sowas ähnliches wie der wohl ungekrönte König der Kopfjäger. Sartana versucht vergeblich, dem neuen Kontrahenten klar zu machen, dass sie beide nur Marionetten in einem größeren Spiel sind (huch?), doch Deguello besteht auf einem klassischen Duell. Er zählt bis zehn, dann wird gezogen. BLAM-BLAM. Deguello grinst triumphierend, bis er bemerkt, dass er tot ist und umfällt. „Jetzt bist du dran“, wendet sich Sartana zu unserer Überraschung Ben zu, nur um dann auf ein Bild zu feuern, von dem wir schon bemerkt haben, dass dahinter einer sitzt und durchspechtet. Fisher fällt aus dem Rahmen (höhö, welch geniales Wortspiel) und möchte von Sartana noch den verdienten Kredit dafür, „seine“ Rolle beim Überfall doch gut gespielt zu haben. Hätt ja auch beinahe geklappt, achselzuckt Fisher, ehe er verscheidet – das gestaltet sich langsam etwas undurchsichtig. Zumal Baxter noch lebt! Und zwar nicht, weil Sartana ein so schlechter Schütze ist, dass er aus einem Zentimeter Entfernung eine Rübe nicht trifft, sondern weil er erst noch „reinen Tisch“ machen will (tut auch Not, langsam interessiert mich nämlich der Zusammenhang). Baxter kann aber nichts wesentlich entscheidendes beisteuern, ausser, dass er lediglich Fishers Strohmann gewesen war und der Mordanschlag im Knast tatsächlich Cochran und nicht Sartana gegolten habe. Hätte Cochran nämlich den Schnabel gehalten, wäre Sartana nie in Poker Falls aufgetaucht und für die Bösen wäre alles Peace, Fun, Pancakes gewesen (hm. So richtig überzeugt mich das nicht).

Irgendwie alles ein wenig ärgerlich, findet Ben, wo er doch geistig schon 300 Riesen eingesackt hatte, naja, dann halt nur 10 Riesen für Sartana – sprach´s und ballert unseren Helden um! Hoppla!

Ben schleppt Sartanas Leiche in Simms, des Bankdirektors, Privathaus, „weil am Sonntag die Banken zu haben“, er aber doch dringend und gern die Belohnung einstreichen möchte. Aber gern, freut sich Simms über die erfolgreiche Eliminierung der schwarzgewandeten Gefahr und ist dabei, die 10.000 Taler zusammenzuzählen. „10.000 plus 300.000“, dröhnt da Sartanas markantes Organ, und außerdem möge Simms doch einen netten kleinen Brief aufsetzen. Wie auch wir fragt sich Simms, was das ganze erstens überhaupt und zweitens speziell im Brief stehen soll. Nun, Sartana und Ben wünschen, dass Simms zugibt, den Raub in der North Western Bank in the first place selbst inszeniert zu haben, denn nur, wenn der Bankdirektor eingeweiht und organisatorisch tätig war, konnte das Unternehmen überhaupt funktionieren (wenn Sartana das sagt, er muss es wissen). Und das möchte Simms doch jetzt bitte schriftlich bestätigen und ein Postskriptum anfügen, wonach Sartanas Name gereinigt und er als unschuldiger Ehrenmann (tja, wie man´s nimmt) wiederhergestellt wird…

Ben und Sartana reiten gemeinsam gen Irgendwo, aber eine Frage hätte Ben dann noch – war es denn wirklich ehrenhaft, die 300.000 Mäuse von Simms einzusacken? Sartana sieht das locker und kontert mit einer Gegenfrage: Gibt es ein Gesetz, dass es verbietet, Gaunern geklautes Geld abzuknöpfen (darüber sollte man nachdenken)… FINE.

Na, das ist doch ein Italo-Western, wie ich ihn mir wünsche, schon eine ganz andere Liga als der trashige Adios Companeros. Sartana – Töten war sein täglich Brot ist sicher kein episches Abenteuer im Sergio-Leone-Stil und auch kein politischer Kommentar wie Il Grande Silencio, aber zumindest ein professionell gedrehter Film, der seine Ansehbarkeit nicht nur aus „guck-ma-wie-blöd-das-ist“-Trashwerten zieht.

Am ehesten meckern kann man sicherlich noch beim Script, und doch wieder nicht, denn einiges, was auf den ersten Blick recht unlogisch erscheint, dürfte der schon angesprochenen Tatsache geschuldet sein, dass die deutschen Kinoverleiher anno dunnemals ihr Publikum nicht mit von ihnen als unnötig betrachteten Handlungsszenen belästigen wollten (ich hab ja für manche Schnitte, naja, nicht wirklich Verständnis, aber kann sie teilweise nachvollziehen. Warum man aber für das Verständnis eines Films essentielle Handlungselemente aus einem Film schnippelt – nur, damit er kürzer wird und man in den Bumskinos mehr Vorstellungen unterbringen kann? – werde ich nie begreifen [wollen]) und sämtliche vorliegenden Video-, TV- und DVD-Veröffentlichungen ausschließlich auf der deutschen Kinofassung basieren (soviel im übrigen gleich mal an dieser Stelle zur neuen Edition aus dem Hause Best mit dem reißerischen Zusatz „The Uncut Edition“. Wenn man der OFDB glauben darf, und ich hab diesbezüglich keinen Grund, da mißtraurisch zu sein, beinhalten sämtliche drei vorliegende Best-DVD-Fassungen, FSK 16, FSK 18 und KJ-Uncut-Version exakt das identische Filmmaterial, nur in jeweils anderem Packaging. Wundert eigentlich auch nur einen einzigen Mitarbeiter/Geschfü von Best, warum ihr Laden so einen schlechten Ruf im Lande genießt?). Es ist also durchaus davon auszugehen, dass einiges bis alles, was bei mir erst mal grobes Unverständnis auslöste (das Auftauchen mancher Charaktere an bestimmten Orten, unerklärliche Handlungssprünge und Wissen, dass sich manch Charakter eigentlich nur durch en gutes Medium aneeignet haben kann), in den fehlenden Minuten finden würde. Versuchen wir also, den Film bzw. sein Script nicht anhand der deutschen Fassung zu richten und reden uns ein, dass die wirklich ungeschnittene Fassung das, was die DF nicht begreiflich machen kann, erklärt. In dem Fall haben wir es sicher nicht mit einer literaturnobelpreisverdächtigen Plotte, aber zumindest einer recht cleveren Story zu tun. Klar, die Geschichte ist kein raffiniert gesponnener Thriller, aber im Vergleich zu gerade Adios Companeros wird schon deutlich, dass man es hier mit einer innerhalb der Genrekonventionen plausiblen und halbwegs (siehe oben, Schnittaspekte) schlüssigen Story zu tun hat. Die Unterschiede zeigen sich auch ganz deutlich in der Zeichnung des zentralen Charakters – während in Companeros Held „Macho“ mehr oder minder eine Torfnase, deren Motive sich von Minute zu Minute zu ändern schienen (und der Plottwist, aus ihn am Ende einen Gesetzeshüter zu machen, schon sehr, na, wie sagt der Anglophile, „out of left field“ kam) und der Zuschauer nach dem Ende vermutlich achselzuckend den Fernseher ausschaltet und denkt „tja, und nu?“, haben wir mit Sartana einen klassischen einzelgängerischen Antihelden, der zwar ersichtlich keine Probleme damit hat, bei ein oder anderen Gesetz (vor allem dem „du sollst nicht töten“-Paragaph) ein bis mehrere Augen zuzudrücken, aber dennoch nach einem gewissen nachvollziehbaren Moralkodex handelt (um noch mal den Vergleich zu ziehen: ob Macho in Companeros aus Rache, Geldgier oder Pflichtbewußtsein handelt, scheint sich alle Nase lang zu ändern, Sartana hier macht von Anfang an deutlich, dass es ihm durchaus sowohl um die Kohle als auch seinen guten schlechten Ruf geht, was ihn zu einem deutlich stimmigeren Charakter macht).

Schade – ich muß darauf herumreiten, tut mir leid – dass die DF um einiges an Handlung erleichtert ist. Ich stelle mir vor, dass die ungeschnittene Fassung auch handlungsmäßig recht flüssig dahinrollt, während die bearbeitete deutsche Fassung doch im Erzählstil ein ums andere Mal etwas rumpelig ausfällt und dem Zuschauer den ein oder anderen „WTF?“-Moment beschert (vor allem, was Bens plötzliches Auftauchen in Poker Falls angeht). Erfreulich allerdings, dass der Streifen sich vergleichsweise ernst nimmt; auch die deutsche Fassung verzichtet auf blöde Sprüche und dumme Witze, es gibt Humor, aber der steht im Hintergrund und passt sich größtenteils recht gut in die Szenerie ein.

Entworfen wurde das Script übrigens von dem Triumvirat Tito Carpi, Enzo Dell´Aquila und Ernesto Gastaldi, die alle drei durchaus auch anderen Skalps am Gürtel baumeln haben. Carpi schrieb in den 60er Jahren zahllose Western und verlegte sich nach dem Abflauen auf andere gewinnbringende Genres. Aus seiner Feder stammen die Bücher zu Deodatos Ultimo Mondo Cannibale, Castellaris Nouvi Barbari (aka „Warriors of the Wasteland“, „The New Barbarians“), Escape from the Bronx und Anthony M. Dawsons Alien from the Deep, aber auch der vergleichsweise intelligente Actionthrillre Tuareg. Dell´Aquila, der unter dem coolen Pseudonym Vincent Eagle auch als Regisseur aktiv war, war auf Western spezialisiert und übertrat die Genregrenzen nur selten, z.B. mit dem Kriegsdrama Red Roses for the Führer. Ernesto Gastaldi schrieb in den 60ern und frühen 70ern zahllose Western und Italo-Agentenfilme (wie Killer´s Carnival, der allein wegen seines deutschen Titels Gern hab ich die Frau´n gekillt eine gewisse Reputation besitzt). Später zeichnete er für die Drehbücher des ultralangweligen Möchtegern-Airport-Verschnitts Concorde Affaire, Sergio Martinos After the Fall of New York und den in gewissen Kreisen legendären Atomic Cyborg (ebenfalls von Martion inszeniert und auch als Return of Terminator bekannt) verantwortlich. Muss man sich ja schon fast verwundert die Augen reiben, dass die geistigen Väter so mancher Trashgranate eine relativ akzeptable Westernstory erdenken konnten, wenngleich man sich natürlich auch fragen kann, ob´s dafür wirklich drei Autoren gebraucht hat.

Die Regieanweisungen erteilte Giuliano Carnimeo, der sich oft und gern anglizistisch als Anthony Ascott (aber auch als Jules Harrison) kreditieren liess. Während des großen Spaghettiwesternbooms inszenierte er einen ganzen Stapel Sartana- und Django-Filme und liess letztmals so richtig – zumindest in Trashkreisen – 1983 mit dem besonders frechen Mad Max-Imitat Exterminators of the Year 3000 (beliebt in Alemannia als The Executor und einer der Filme, die ich UNBEDINGT mal besprechen muss) aufhorchen. Im hier vorliegenden Film bewältigt er seine inszenatorischen Aufgaben recht souverän und lässt kaum Langeweile aufkommen. Mehrere Punkte stehen ihm dabei hilfreich zur Seite: die recht guten Production Values (gerade im Vergleich mit einer Ultra-Billigproduktion wie Adios Companeros – die Kulissen wirken nicht unbedingt echt, aber zumindest halbwegs plausibel, die Landschaftsaufnahmen (in denen Carnimeo wohlwissend auch nicht zu sehr schwelgt) sind vielleicht (d.h. auf gar keinen Fall) so, wie der authentische wilde Westen aussah, aber zumindest so, wie ihn der geneigte Europäer, der zu viele Karl-May-Filme gesehen hat, ihn sich „authentisch“ vorstellt. Die Kameraführung von Giovanni Bergamini ist ausgezeichnet. Der Mann, der später unsterbliche Klassiker (ähempt) wie Cannibal Ferox oder Killer Crocodile II fotografierte, sorgt für einige bemerkenswerte Einstellungen (und zeigt, dass er als D.O.P. ein oder zwei Ligen über D´Amato steht). Carnimeo selbst sorgt für ein solides, abwechslungsreiches Pacing, die beiden Action-Set-Pieces, der Überfall zu Beginn und Sartanas großer Shoot-out in Poker Falls, sind ziemlich rasant inszeniert (dabei allerdings ziemlich unblutig. Es wird zwar fleißig gestorben, aber nicht gerade explizit). Dass der eigentliche Showdown etwas unübersichtlich gestaltet (und vor allen Dingen in der DF extrem dunkel) ist, trübt das positive Gesamtbild, obwohl auch dort ein paar Ideen (ob gut oder schlecht will ich mal dahingestellt sein lassen) für Abwechslung sorgen.

Die Filmmusik von Elsio Mancuso ist größtenteils sehr passend und hörenswert, nur das „lustige“ Theme für Klaus Kinski ging mir mit zunehmender Laufzeit leicht auf den Keks.

Stichwort Kinski, kommen wir zu den Schauspielern. In der Titelrolle sehen wir Gianni „John“ Garko, der in den hektischen Jahren des Italo-Western-Booms satte sieben Mal den Sartana spielte (unser heutiger Film stellt seinen zweiten Auftritt in der Rolle vor), plus einmal Django. Wenn man kurz rekapituliert, dass es nach grober Recherche sechzehn „offizielle“ Sartana-Filme gibt (d.h. solche, die auch in ihrem Originaltitel „Sartana“ stehen haben), kann man davon ausgehen, dass Garko die Rolle nicht unwesentlich geprägt und zu „seiner“ gemacht hat (kurze Ergänzung der Recherche: in der Tat spielte nur „Jeff Cameron“, den wir aus Companeros noch in unguter Erinnerung haben, als einziger anderer Akteur den Sartana mehrmals, nämlich genau zweimal). Dennoch ist mir Garko insgesamt ein klein wenig zu uncharismatisch für die Rolle (kann auch an der Synchro liegen), manchmal erledigt er seinen Job etwas zu, hm, „matter-of-factly“, ohne die für eine solche Rolle m.E. nötige „bigger-than-life“-Attitüde (vgl. Franco Nero als Django). Dennoch steht Garko schon deutlich über den Leistungen von „Jeff Cameron“ & Co. aus dem nun schon inflationär in Bezug genommenen Adios Companeros – yet I couldn´t help but wonder, was ein Akteur wie Terence Hill mit der Rolle angestellt hätte. Garko ist übrigens immer noch vielbeschäftigter TV-Schauspieler in Italien und war neben seinen zahllosen Westernrollen auch in Lamberto Bavas Monster Shark, der deutschen Schwachmatigkeit Graf Dracula beißt jetzt auch in Oberbayern (hauptrollenderweise als Obervampir) und Genosse Don Camillo an der Seite von Fernandel und Gino Cervi zu sehen.

Seinen Gegenspieler Baxter Red gibt Frank Wolff, ein gebürtiger Amerikaner, der seine ersten darstellerischen Sporen bei Roger Corman verdiente (Auftritte in Beast from Haunted Cave und Wasp Woman), schnell nach Europa wechselte und das übliche Assortment an Eurotrash-Agentenfetzern, Western und Sandalenfilmen drehte. Seinen wohl bemerkenswertesten Auftritt feierte er in einer tragenden Rolle in Corbuccis legendärem Il Grande Silenzio. Später musste er sich allerdings in Deppenfilmen wie Als die Frauen noch Schwänze hatten verdingen. Ob ihn dies 1971 zum Selbstmord trieb, da möchte ich mal nicht spekulieren… Wolffs Baxter Red ist ein vergleichsweise zurückgenommener und zurückhaltend gespielter Schurke, was vielleicht auch ein kleiner Schwachpunkt des Films, dem es an einer zentralen Nemesis, an einem wirklich verachtenswerten Oberschuft, vielleicht fehlt, sein könnte.

Gordon Mitchell als Deguello (oder Deguejo, so listet´s zumindest die IMDB, wobei ich Deguello lustiger finde und das Wort aber auch akustisch so verstehe) ist sträflich unterbeschäftigt und mehr „Special Guest Star“ als wirklich integral zur Story gehörender Charakter. Schade, diesen Konflikt Deguello/Sartana hätte man stärker ausarbeiten können.

Als Fisher (Fetente) gibt´s ein Wiedersehen mit dem bewährten Drei Supermänner-Akteur Sal Borghese.

Natürlich muss ich ein paar Worte zu Klaus Kinski verlieren. Im Gegensatz zu vielen (den meisten?) seiner Rollen gibt Kinski (die IMDB nennt seinen Charakter Holden, was auch nicht das ist, was ich in der DF höre) mal ausnahmsweise nicht den Psychopathen, sondern den comic-relief-Charakter. Er agiert hier vergleichswiese mit gebremstem Schaum, also ohne grandiose over-the-top-Einlagen, mit sparsamerer Mimik und Gestik, erzielt aber auch mit diesen (selbstauferlegten?) Beschränkungen große Wirkung (ein ausgezeichneter Schauspieler liefert halt immer gute Leistungen ab).

Wie ganz oben erwähnt, gibt´s Sartana – Töten war sein täglich Brot in drei inhaltlich wohl identischen Auflagen von Best Entertainment. Meine Wenigkeit hat hier die als „The Uncut Version“ annoncierte Fassung, die zumidest mal ein für Best-Verhältnisse hübsches Coverartwork aufweist. Im Gegensatz zur Coverangabe wird der Film nicht in Vollbild, sondern 2.35:1-Widescreen präsentiert (ob im 16:9-Format, hab ich nicht speziell überprüft, aber wohl eher nicht. Na gut, ich schau mal nach… jo, 4:3, bätsch, early adopters…). Die Bildqualität ist dabei für Best relativ gut: schöne Farben, zufriedenstellende Detail- und Kantenschärfe und akzeptable Kompression. Gelegentlich stellen sich vertikale Laufstreifen ein, was insofern schade ist, als es sein deutsches Master ohne derartige Schäden geben muss (wenn man in einschlägigen Foren nachschlägt, muss es wohl eine qualitiativ bessere TV-Ausstrahlung gegeben haben) und in dunklen Szenen würde ich mir etwas mehr Kontrast (damit man überhaupt was sehen kann) schön wünschen. Insgesamt würde ich mich, auch angesichts des recht günstigen Anschaffungspreises, zu einem knapp zufriedenstellend als Gesamtnote hinreißen lassen.

Wesentlich weniger zufriedenstellend ist der Ton, den Best als Dolby Digital 5.1 verkauft (ha!). Dialogfreie Passagen sind relativ rauschfrei, sobald allerdings die deutsche Synchro zuschlägt, hat die Herrlichkeit ihr Ende. Über weite Strecken ist das ganze noch genießbar, allerdings gibt es immer wieder Stellen, bei denen das Rauschen überhand nimmt und die Dialoge sehr dumpf erklingen. Die wechselnde Tonqualität gestaltet sich ganz allgemein recht nervig.

Die Ausstattung ist lachhaft – unter „Geschichte des Western“ verbergen sich die gleichen drei Texttafeln wie bei Adios Companeros (und wohl allen anderen Italowestern aus der Best-Reihe), die Trailershow haut uns mal wieder zwei altbekannte Trailer um die Ohren und die Menüs sind selten häßlich und unbrauchbar gestaltet, da mit vollkommen unleserlicher Schrift gestaltet. Bäh.

Fazit: Sartana – Töten war sein täglich Brot ist ein sicherlich nicht unter die großen Genre-Klassiker einzuordnender, aber recht unterhaltsamer, aktionsreicher und ausgesprochen professionell inszenierter Spaghettiwestern der angenehm konsumierbaren Sorte. Der Streifen punktet durch die solide Regiearbeit, die teilweise wirklich schöne Kameraführung und eine vergleichsweise schlüssige und interessante Story. Die Actionszenen dürften jeden Genrefreund zufriedenstellen (auch wenn sie für den ein oder anderen sicher expliziter ausfällen hätten können, aber wir reden vom Jahr 1969, wollen wir mal nicht vergessen), die darstellerischen Leistungen sind durch die Bank akzeptabel, wenngleich in der ein oder anderen Nuance leicht verbesserungsfähig. Für die Best-DVD-Veröffentlichung spricht eigentlich hauptsächlich der recht günstige Preis, mit der Bildqualität kann man durchaus leben, auch wenn´s besser gehen würde, der Ton gereicht dem Medium allerdings schon zur Schande. Eine wirklich ungeschnittene VÖ wäre allerdings zu begrüßen.


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


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