- Original-Titel: Santo en el tesoro de Drácula
- Regie: Rene Cardona
- Land: Mexiko
- Jahr: 1969
- Darsteller:
Santo (Santo), Aldo Monti (Graf Drácula), Noelia Noel (Luisa), Roberto G. Rivera (Dr. Kur), Carlos Agosti (Dr. Sepulveda), Alberto Rojas (Perico), Pili Gonzalez (Paquita), Jorge Mondragon (Prof. Soler)
Vorwort
In den unsterblichen Worten von Clark W. Griswold: „Hallelujah, das is’n Ding!“
Wir erfahren Überraschendes – ging ich bislang davon aus, dass Santo seine Freizeit, wenn er nicht gerade Gegner im Ring vermöbelt, außerirdische Invasoren foppt oder Mad Scientists zur Strecke bringt, hauptsächlich damit verbringt, Schönheitskonkurrenzen als Preisrichter vorzustehen, lernen wir nunmehr, dass er vielmehr auch als Experimentalphysiker fungiert und so dem Eierkopf Dr. Sepulveda (Dr. Sepultura fände ich spannender) zur Hand geht. Die Herrschaften haben eine Art Zeitmaschine erfunden – nun, eigentlich keine richtige Zeitmaschine (auch wenn sie sich beim Design ersichtlich stark an Irwin Allens Erfolgsserie „Time Tunnel“ orientiert haben und das dortige Equipment für 30 Peso und zwei Tacos nachgebaut haben), sondern eine Maschine, die dem Benutzer erlaubt, in ein früheres Leben zu hüpfen. Die Benutzung ist mit der Gefahr auf irreparable Dachschäden verbunden, weswegen offenkundig basisdemokratisch beschlossen wird, dass Sepulvedas Tochter/Assistentin/angeheiratete Schwippschwägerin Luisa die erste Runde fahren darf.
Luisa wirbelt sich so ungefähr 100 Jahre zurück, ihre Erlebnisse dort können erfreulicherweise von Santo, Sepulveda und ihrem hornbrillentragenden Nerd-Gehilfentschakl über Televisor verfolgt werden. Luisa trifft zur Unzeit ein, denn ihre Ahnherrin steht akut auf der Beißliste des Grafen Alucard. Der hat sich schon einen Harem willfähriger Sklavinnen zurechtgebissen und möchte Luisa diesem hinzufügen. Zum Glück ist Professor Van Roth auf Zack – der weiß, wie man mit Vampirgezücht umgehen muss und ist in der Tat sogar schneller, die geistige Verbindung von Alucard zu Dracula herzustellen als van Helsing in „Dracula jagt Mini-Mädchen“ (der brauchte ja ein Diagramm mit Pfeilen, van Roth genügt ein Spiegel). Van Roth mag zwar durchaus wissen, womit man Vampiren auf den Reißzahn fühlt, aber er ist trotzdem zu langsam – er kann Luisas Vampirisierung nicht verhindern, aber wenigstens den Grafen in seinem Sarg und Luisa pfählen (Santo und seine Spießgesellen holen Luisa ungefähr eine halbe Sekunde, bevor der Holzpflock sich in ihr Dekolletée bohrt, zurück. Die kosten’s aus…).
Theoretisch könnte der Film jetzt vorbei sein, aber es sind erst 40 Minuten rum und Santo hat bislang nichts anderes gemacht als in einem Labor rumzustehen und ein paar Kommentare zur Lage der Nation abzugeben. Kann ja noch nicht alles sein.
Nun, Santo tat von Anfang an kund, dass die Maschine u.a. dazu genützt werden könne, Schätze aufzuspüren (oller Materialist), und via Luisas Erlebnissen weiß man jetzt ungefähr, wo man den berühmten Schatz des Grafen Dracula findet (denn wie wir alle wissen, wenn Dracula für etwas bekannt ist, dann für seinen Schatz). Santo will den Reibach selbstverständlich für edel-selbstlos-gute Zwecke verwenden, aber da gibt’s auch noch den finsteren „Mascara Negro“, einen bösen bösen Menschen, der den Schatz lieber in anderen Händen, z.B. bevorzugt in seinen, wüsste. Dass er dafür Santo ausschalten muss, ist klar, wobei der Versuch, ihn durch einen Gegner im Ring auszuknipsen, natürlich zum Scheitern verurteilt ist. Die schwarze Maske geht daher zu Plan B über, sucht Draculas Grab auf und zieht dort den Pflock aus der gräflichen Brust. Der Graf sucht in Vollendung seines seinerzeit unterbrochenen Plans die Trägerin eines bestimmten Medaillons und wer errät, dass es sich dabei um Luisa handelt, bekommt maximal drei Gummipunkte…
Inhalt
Für einen Santo-Film ist das schon ein komischer welcher – man könnte fast auf die Idee kommen, der Streifen wäre mal als herkömmlicher Vampirfilm begonnen worden und irgendwann auf halber Strecke meinte der Produzent dann, es wäre vielleicht kassenträchtiger, noch Santo reinzuholen. In der ersten Filmhälfte ist Santo wirklich bis auf ein paar Inserts, in denen er das Geschehen in Luisas Vergangenheit kommentiert, nicht präsent, die erste Prügelszene kommt nach gut 50 Minuten, das einzige Wrestling-Match etwas zehn Minuten später (ist aber dafür eins der besseren in der Santo-Ringographie). D.h., alles, was wir normalerweise aus Santo-Filmen kennen, also Prügeleien, Verfolgungsjagden, Entführungen etc., wird in knapp 30 Minuten gepresst. Allerdings ist die Auftaktphase nicht langweilig, denn in gewissem Rahmen funktioniert die Luisa-in-ihrem-früheren-Leben-Phase ganz gut als zwar billiger, aber recht stimmungsvoller kleiner Gruselfilm (inklusive Gummifledermäuse, wallenden Nachthemden und allen Zutaten, die so ein s/w-Vampirfilm braucht). Dracula ist zwar ne rechte Flachpfeife, hat aber zwei Punkte zu seiner Aufwertung: zum einen ist er ein Vampir, der laut und vernehmlich schlürft, wenn er aussaugt (klingt, wie wenn man die letzten Tropfen aus dem McDonalds-Colabecher zu bergen versucht) und zum anderen einen wunderbaren Gesichtsausdruck, als er ins Schlafzimmer der Medaillonträgerin vordringt und dort zu seinem utter dismay nicht etwa Luisa, sondern ein kleines Mädchen (Nichte oder was auch immer von Sepulveda) vorfindet, die sich das Schmuckstück gemopst hat.
Kein typischer Santo-Film, aber ein spaßiger und, wie gesagt, gelegentlich sogar recht stimmungsvoller Streifen. Thumbs up!
BOMBEN-Skala: 7
BIER-Skala: 7
Review verfasst am: 24.10.2017