Sand Sharks

 
  • Deutscher Titel: Sand Sharks
  • Original-Titel: Sand Sharks
  •  
  • Regie: Mark Atkins
  • Land: USA
  • Jahr: 2011
  • Darsteller:

    Corin Nemec (Jimmy Green), Brooke Hogan (Sandy Powers), Vanessa Evigan (Brenda Stone), Eric Scott Woods (Sheriff John Stone), Gina Holden (Amanda Gore), Edgar Allan Poe IV (Mayor Greenburg), Robert Pike Daniel (Angus McSorely), Hilary Cruz (Erin), Delplenaux Wills (Willie)


Vorwort

Das Inselstädtchen White Sands hat schon bessere Zeiten gesehen – seit eine Hai-Attacke während einer lokalen Festivität fünfzehn Menschenleben forderte, bleiben die Touristen verständlicherweise dem Ort fern. Ein verlorener Sohn der Stadt offeriert Abhilfe und wirtschaftlichen Aufschwung – Jimmy Green, der Sohn des Bürgermeisters und, was seiner Reputation nicht gut tut, Organisator der damaligen Feierlicheit, hat, geplagt von Mafia-Schulden (weswegen sein Geldgeber ihm auch die raffzähnige Anwältin Amanda angekelbt hat), schlägt vor, in der Tradition von „Burning Man“ und Co. ein alternatives Spring-Break-Teeniefestival zu organisieren, das „Sandman“-Festival. Bürgermeisterpapa Greenburg (vom jüdischen „burg“ hat Jimmy sich getrennt) sieht keine große Alternative zu Jimmys Idee.

Nicht begeistert sind Sheriff John Stone (der bei der Haiattacke Frau und Kind verloren hat) und seine Schwester-slash-Deputy Brenda – die haben nämlich gerade ein paar ungeklärte Todesfälle am Strand an der Backe. Das, was der Angreifer von den Opfern übrig gelassen hat, sieht verdächtig nach den Überresten einer zünftigen Hai-Brotzeit aus, allerdings wurden die Teile ziemlich weit weg vom Wasser gefunden. Brenda fordert einen Spezialisten an. Der erscheint in Form von Sandy Powers, und der sprechende Satz Brüste identifiziert einen gefundenen Haizahn als den eines Jungtiers! Weil in White Sands im Gegensatz zu anderen Örtchen wie Amity nicht ALLE total verblödet sind, wird der Strand gesperrt. Das findet natürlich Jimmy, der auf die Austragung des Festivals und den sich hoffentlich einstellenden Reibach aus persönlch-gesundheitlichen Gründen angewiesen ist, absolut unspaßig und mit Hilfe eines seiner Handlanger präsentiert er sogleich einen chronisch verdächtigen, toten Hai. Dumm nur, dass Sandy den angeschleppten Haikadaver als a) ausgewachsen und b) schon eine schlappe Woche hinüber identifiziert, wodurch das Tier als Täter gleich doppelt ausscheidet.

Bei nächtlichen Untersuchungen macht Sandy die entscheidende Entdeckung – was hier sein Unwesen treibt, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Sandhai; eine Spezies, die sich evolutionär so weiterentwickelt hat, dass sie in sand wie in Wasser „schwimmen“ kann. Wenig von dieser Enthüllung hat Bürgermeister Greenburg, der, gerade als er das Festival endgültig absagen will, vom Sandhai gefressen wird. Eher versehentlich sprengt gleich danach Jimmys Elektrik-Experte Sparky sich selbst samt Hai in die Luft.

Alles ist beruhigt und froh – vor allem Jimmy, denn es scheint, als könnte das Festival nun reibungslos vonstatten gehen…


Inhalt

Hach, der gute alte nicht totzukriegende Hai-Horror. Steven Spielberg würde sich, wäre er schon tot, vermutlich im Grabe umdrehen, rekapitulierte er, was er mit dem Weißen Hai selig damals angerichtet hat (mal ganz abgesehen vom miesen Image, das er und seine Epigonen dem armen Hai im echten Leben verpasst hat). Über die fast 40 Jahre seit „Jaws“ ist die Spielberg’sche Fischsuppe kritiklos übernommene Blaupause für das gesamte Feld des Tierhorrors geworden und so populär das Genre auch sein mag, so kreativ tot ist es doch – sonst müssten Studios wie Asylum nicht immer neue (nicht mal negativ gemeint) Debilo-Prämissen wie „2-Headed Shark Attack“ oder „Sharknado“ herauskramen, um zumindest den anspruchslosen SyFy-Kunden oder den ironischen Hipster anzusprechen. Gerade das Gebiet des Hai-Films selbst hat über die Jahre einiges mitmachen müssen – von talentlosen Italo-Kaspern über belanglose TV-Mini-Serien bis hin zur neuen Welle der gezielt für die Facebook- und Twittercrowd konzipierten Trashfeste. Wieso sollte man also annehmen, ein Werk wie „Sand Sharks“ würde da eine Ausnahme machen?

Zumal das Kreativteam nicht unbedingt Vertrauen einflösst – Cameron Larson und Joe Benkis, die Schreiberlinge, sind jenseits des Z-Movie-Tums noch nicht weiter aufgefallen (Larson hat immerhin „Jurassic Predator“ geschrieben, whatever *that* is worth) und Regisseur Mark Atkins kommt aus dem Asylum-Stall – genau genommen ist es sogar sehr überraschend, dass „Sand Sharks“ keine Asylum-Produktion ist. Das Anheuern zweier bekannter Nasen (dem ewigen Parker Lewis Corin Nemec und Hulkster-Tochter Brooke Hogan) ist ja genau deren Ding und wenn dann auch noch einer der Stammregisseure des Hauses dran arbeitet… Atkins ist sogar einer der umtriebigsten Asylum-Werkler – auf sein Kerbholz gehen u.a. Exorcism: The Possession of Gail Bowers, Snakes on a Train, 30.000 Meilen unter dem Meer, AVH: Alien vs Hunter, 2012: Doomsday, „The Terminators“, „Transmorphers: Fall of Man“, „Haunting of Winchester House“, 2012 Supernova, „Princess of Mars“, „Jack the Giant Killer“ und „Android Cop“. Was stimmt mich trotzdem vorsichtig optimistisch? Er inszenierte auch Battle of Los Angeles, den konkurrenzlos bislang besten Film aus dem Asylum-Stall. Vielleicht, ja, vielleicht…

Plottechnisch dürfen wir keine Überraschungen erwarten – es ist das übliche Szenario mit der großen Veranstaltung, die unter gar keinen Umständen nie nicht abgesagt werden darf (auch wenn die Motivation eine veränderte ist – Jimmy muss das Geld einsacken, um nicht vom rachgierigen Mafiaboss gekillt zuw erden), wir haben unseren Brody-Charakter (aufgespalten in den Sheriff und seine Schwester), wir haben den Hooper (Sandy Powers) und wir haben sogar einen Quint (auch wenn mir sicherlich niemand erklären kann, warum ein heftig Sean-Connery-imitierender alter schottischer Fischer auf einer kalifornischen Insel lebt), es gibt den „falschen Hai“ und es gibt natürlich das große Massaker zum Finale. Soweit: been there, done that, bought the T-Shirt. Der Unterschied zum gewöhnlichen Haiklopper: „Sand Sharks“ WEISS, dass er ein billiges Jaws-Rip-off ist, dass das alles schon tausendmal dagewesen ist, beschließt deswegen, einfach nur Spaß zu haben und dreht alle Regler auf ELF!!!11!. Und das Wunder: im Gegensatz zu den meisten (Tier-)Horrorfilmen, die versuchen, ihre Abgeschmacktheit durch vorgebliche Selbstironie und das Bemühen, die Chose ins Komische zu drehen, klappt das hier – „Sand Sharks“ ist tatsächlich durchgängig lustig und das, weil er lustig sein WILL.

Ausgehend von seiner überragend dämlichen Prämisse der landgängigen Haie greift der Streifen nicht nur auf alle Genre-Klischees zurück, sondern zelebriert sie. Das fängt schon damit an, dass der Film sich quasi als sein eigenes Sequel spielt (ständig wird auf die Haiattacke von vor ein paar Jahren Bezug genommen, aber der Film „gönnt“ uns nicht mal einen Flashback), geht weiter über die Charakter-Konstruktionen (Jimmy ist der Sohn des Bürgermeisters, der Ex von Brenda und verantwortlich für den Tod der Familie ihres Bruders, des Sheriffs), die Nebenfiguren (Jimmys über Leichen gehende Praktikantin Erin und seine fiese Anwältin Amanda), setzt sich fort über unerwartete Anflüge von „common sense“ (im Gegensatz zu den meisten Jaws-RIp-offs bemühen sich – bis auf den eigensinnigen Jimmy – alle Figuren, das Richtige zu tun), Zitate und In-Jokes auf andere Haifilme (Sandy erklärt dem Sheriff, dass der Hai prähistorisch zu sein scheint. Sheriff: „You mean it’s a… DINOSHARK?“ Sandy: „Don’t get Roger Corman on me.“; der Abgang des Bürgermeisters ist eine direkte Kopie von Samuel L. Jacksons Ende aus „Deep Blue Sea“, und der Hai, den Jimmy als „Täter“ präsentiert, entpuppt sich als tierischer Darsteller aus „Shark Attack 3D“ ; und dass das ganze Konzept „Tremors“ und „Blood Beach“ einiges schuldet, liegt ja auf der Hand) und endet nicht bei der hilariösesten ich-gesteh-der-verröchelnden-Flamme-in-letzter-Minute-meine-ewige-Liebe-Sequenz (Jimmy und die vom Hai halbierte Brenda… wenn Jimmy unter Tränen und Liebesgeständnissen versucht, Brendas heraussploddernde Gedärme wieder in sie hineinzustopfen, ist das bei allem blood’n’gore ein echter Lachschlager und wird auch so gespielt).

Und sogar die Dialoge – normalerweise bei dieser Sorte Film gerne die, die Fußnägel aufkräuseln und spontanen Milzbrand verursachen – sind spritzig, pointiert und lustig, speziell wenn sich Jimmy eins seiner zahlreichen Wortgefechte mit praktisch allen anderen Charakteren liefert.

Dadurch, dass das üblichen Gedöns zwischen den Hai-Angriffen wider die Natur tatsächlich hochgradig funny und unterhaltsam ist, hält Atkins das Tempo hoch, ohne alle Nase lang auf sein Monster zurückgreifen zu müssen. Denn das ist (natürlich) einer der Schwachpunkte des Films. Obwohl „Sand Sharks“ so aussieht, als hätte er etwas mehr gekostet als der typische Asylum-Hobel, ist er natürlich sehr sehr preiswert und das wirkt sich, wie wir alle wissen, auf die Qualität der CGI aus. Die ist ziemlich unterirdisch und deswegen hält Aktins klugerweise Totalansichten des/der Hai/e soweit wie möglich zurück, beschränkt sich auf sekundenkurze Auftritte der Kreaturen, wenn sie ein Opfer fressen und ansonsten, wie sich das gehört, auf bedrohliche Rückenflossen, die in diesem Fall halt durch den Sandstrand anstatt des Meeres kreuzen. Ebenfalls ein Zeichen mickrigen Budgets (aber in diesem Fall auch durchaus als ironische Brechung tauglich) ist das GROSSE SANDMAN-FESTIVAL, das sich als ein von vielleicht achtzig Besuchern heimgesuchter viertklassiger Strandrave entpuppt. Da wünscht man sich fast, das Festival könnte ungestört ablaufen und Jimmy danach vom Mafiapaten im Meer versenkt werden, weil das Ding nicht mehr als ein paar hundert Dollar eingespielt haben kann…

Kamera und Schnitt sind für die Preisklasse des Films in Ordnung, ebenso der Score von Mario Salvucci („Silent Night, Zombie Night“). Sein FSK-16-Siegel verdient sich „Sand Sharks“ nicht nur durch Hai-Innereien en gros, sondern auch einige abgerissene Gliedmaßen und die schon kurz erwähnte völlig überdrehte Ultra-Gore-Sequenz um Brenda…

Zu den Darsteller. Corin Nemec ist einer der Burschen, bei denen ich nie begriffen habe, warum’s nicht für die große Karriere gereicht hat. Vom Kult um „Parker Lewis“ scheint sich Nemec nie wirklich erholt zu haben. Gut, Rollen in Megaflops wie „Tucker“ und „Starfire“ muss man erst mal überwinden, aber die Zeit nach Parker Lewis wird Nemec größtenteils als ein verlorenes Jahrzehnt sehen, bis er wenigstens noch für zwei Staffeln bei „Stargate SG-1“ anheuern konnte (und sich wenig später in Raging Sharks schon mit renitenten Fischen herumplagte). In „Sand Sharks“ hat Nemec aber ganz offensichtlich die Zeit seines Lebens, chargiert, grimassiert und kaut Szenerie, als gäb’s kein Morgen. Eine der ganz ganz großen B-Movie-Performances – und ein Wahnsinnskontrast zu Anti-Schauspielerin Brooke Hogan (wie schon gesagt, Hulk Hogans Tochter, der er ganz gerne irgendeine Art von Karriere basteln möchte; seinem nichtsnutzigen, Leute zu Krüppel fahrenden Sohn Nick hat er immerhin auch eine Komparsenrolle zuschanzen können), die mit Anlauf Tara Reid in Alone in the Dark vom Thron der Unglaubwürdigsten-Wissenschaftlerin-Ever schubst. Wie Brooke sich durch biologischen Technobabble kämpft, der zugegeben auch größeren Geistern alles abverlangen würde, ist schon wieder sehenswert (allerdings muss der Chauvi in mir denjenigen Recht geben, die sagen, dass sich bei Brookes Gesichtszügen leider der Vater durchgesetzt hat). Vanessa Evigan („Weihnachten in Handschellen“, „Das sexte Semester“) und Eric Scott Woods („Jonah Hex“, „Avalanche Sharks“) als „straight men“ (bzw. „women“) für den herumkaspernden Nemec sind solide, Edgar Allan Poe IV (den hatten wir hier schon mit www.sex.com, wo ich mich auch schon darüber ausgelassen habe, wie der Herr zu dem berühmten Namen kommt) erinnert mich ein wenig an Sam Lloyd in „Scrubs“. An Gina Holden („FInal Destination 3“, „Saw 3D“, „Harper’s Island“) und speziell Hilary Cruz („Freelancers“) verteile ich meinen Goldenen Evil-Bitches-Award. Asylum-Stammkraft Robert Pike Daniel („Street Racers“, Death Race 3000) grummelt und brummelt sich schottisch durch seinen Quint-Part.

Bildqualität: Splendid bringt uns den Streifen auf BluRay näher. Der 1.78:1-Widescreen-Transfer ist tadellos, wie sich das für einen aktuellen Release auch der Holzklasse gehört.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton in DTS 5.1. Da ich bekanntlich bei der Art Film den deutschen Synchros nicht traue, blieb ich beim O-Ton, der adäquat ist. Optionale deutsche Untertitel sind vorhanden.

Extras: Nur eine ausgiebige Trailershow.

Fazit: Surprise surprise – „Sand Sharks“ ist genau das, was „Sharknado“ gerne sein wollte (und so deutlich verfehlte), ein wirklich durchgängig lustiger Tierhorrorfilm, der die Klischees nicht nur gelangweilt abarbeitet, sondern MIT ihnen arbeitet, mit ihnen spielt, und dessen beabsichtigte Gags größtenteils zünden. Ein kurzweiliger Monsterspaß, den ich aus ganzem B-Film-Fan-Herzen weiterempfehle – ein Partykracher vor dem Herrn!

4/5
(c) 2014 Dr. Acula


mm
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