Sanctuary

 
  • Deutscher Titel: Sanctuary
  • Original-Titel: Sanctuary
  •  
  • Regie: Tibor Takacs
  • Land: USA
  • Jahr: 1997
  • Darsteller:

    Mark Dacascos (Luke), Kylie Travis (Rachel), Jaimz Woolvett (Grace), Alan Scarfe (Dyson), Nigel Bennett (Macguire), Monika Schnarre (Colette), John Freedom Henry (Lou)


Vorwort

Der junge Priester Luke bekommt unerwarteten Besuch aus seiner finsteren Vergangenheit – das plötzliche Auftauchen von Rachel mit einer Warnung im Gepäck erinnert den Gottesmann an gemeinsame Zeiten, als er einst im Auftrag einer ultrageheimen Kommandoeinheit unter der Fuchtel seines Ersatzvaters Dyson zusammen mit einigen anderen von Kindesbeinen an zu gnadenlosen Killern trainierten Waisen Attentate und ähnlich lustigen Zeitvertrieb trieb, an den sich die CIA nicht traute; jedenfalls so lange, bis Luke bemerkte, dass die Motive Dysons nicht gar so patriotisch-uneigennützig waren wie gedacht und die vermeintliche Vaterfigur kein Problem damit hat, seine „Kinder“ dem persönlichen Machterhalt zuliebe zu opfern. Luke setzte sich in die scheinbare Sicherheit der Kirche ab, doch ein Zeitungsfoto hat Dyson und seine dynamische Killertruppe auf Lukes Spur gebracht – nicht nur aus bloßem Rachedurst, sondern auch, weil Luke im Besitz einer Cassette is, an der Dyson ein herausragendes Interesse hat…


Inhalt

Ich hab’s an dieser Stelle, so meine ich mich zu einnern, schon mindestens einmal erwähnt. Tibor Takacs war mal, lang, lang ist’s er, einer der aufstrebenden jungen Genre-Regisseure, in die ich gewisse Hoffnungen gesetzt hatte; seine beiden „The Gate“-Filme und vor allem der fulminante „I, Madman“ (dt.: „Hardcover“) zählten durchaus zu den positiven Erscheinungen im Low-Budget-/Independent-Horrorbereich der späten 80er/frühen 90er Jahre, aber irgendwie gelang es dem Ungarn nicht, die auch durchaus wohlwollend aufgenommenen Streifen in eine brauchbare Regiekarriere umzumünzen. Ehe er sich’s, versah, drehte Takacs Episoden für die Erotik-Serie „Red Shoe Diaries“ und hielt sich damit über Wasser, für die bodenlose Sitcom „Sabrina“ Episoden und TV-Specials zu drehen. Mittlerweile hat Takacs bei den Freunden von Nu Image Asyl gefunden und für die bewährte DTV-Schotter-Schmiede einen Tierhorror- und einen Katastrophenfilm abgedreht. Zwischen seinen diversen TV-Commitments fand Takaczs zwischen 1995 und 1998 Zeit, eine Handvoll Actionfilme mit „Crying Freeman“-Star Mark Dacascos abzudrehen und zu diesem Pantheon schnell in Vergessenheit geratener Heuler gehört auch „Sanctuary“.

Es ist allerdings eine Binsenweisheit, dass talentierte Horror-Regisseure nicht automatisch auch veritable Action-Filmemacher sind, und das belegt Takacs hier einmal mehr. Obwohl „Sanctuary“ eine nicht unbedingt originelle, aber auch nicht ganz schlechte Grundidee hat sowohl die geheime Behörde, die im weitesten Sinne im Regierungsauftrag schmutzige Jobs verrichtet, ist nicht neu, aber immer wieder recht gern gesehen; genauso wenig wie der „Aussteiger“, der sich eine neue Identität zugelegt hat), ist die Plotte, nüchtern betrachtet, recht vorhersehbar – Takacs und sein Scriptwriter Michael Stokes („Iron Eagle IV“) lösen das Problem, indem sie den Film per Flashbacks quasi mit zwei Parallel-Plots ausstatten (ganz abgesehen davon, dass der ganze Film an sich aus Flashback-Perspektive erzählt ist und mit einem finalen „Plottwist“ aufwartet, der Meister Shalalamadingdong dumm vorkommen würde); wir erleben als Zuschauer als gleichberechtigte Erzählstränge einerseits mit, wie Luke von Dyson und seinen Leuten verfolgt wird, andererseits Lukes Ausbildung, diverse Einsätze und die Geschehnisse, die zu seinem Ausstieg führten. Obwohl ich bekanntermaßen kein Freund der Flashback-Erzählweise bin, ist das in diesem Fall die einzige Möglichkeit, aus der Geschichte richtig Spannung zu schöpfen, da so Hintergründe und Motivationen der Schurken so lange wie möglich dunkel bleiben (die Auflösung ist aber ziemlich lahm). aus dem Gimmick, dass Luke als neue Identität das Priesterornat gewählt hat, macht der Film relativ wenig; es ist eigentlich nicht mehr als eine recht belanglose Ausrede, um dem Charakter das moralische Dilemma, wieder töten zu müssen, aufzuerlegen (wäre also vollkommen egal, ob er nun christlicher Priester, Zen-Buddhist oder indianischer Naturreligionsanhänger geworden wäre). Linear betrachtet verläuft der Plot in recht geradlinigen Bahnen, ohne große Überraschungsmomente (aber durchaus einige Dummheiten – Luke hat vor drei Jahren seiner Organisation lebwohl gesagt, aber seine Computer-Passwörter etc. funktionieren noch? Die sind aber auch doof!)

Von der inszenatorischen Seite ist schon zu bemerken, dass Takacs nicht gerade der geborene Action-Director ist – die Action-Szenen (von denen man sich durchaus ein paar mehr gewünscht hätte; zumal der Film auch Mark Dacascos‘ durchaus beeindruckende Martial-Arts-Fähigkeiten zu selten einsetzt) sind bestenfalls routiniert, aber kaum spektakulär (fotografiert wurde der Streifen übrigens vom genre-erfahrenen Albert-Pyun-Hauskamermann George Mooradian, was man auch als Statement an sich sehen könnte – ein bisschen Pyun-Atmosphäre kommt übrigens bei einem zentralen Action-Set-Piece auf, wenn eine in futuristische Uniformen gehüllte Spezialeinheit ein Obdachlosen-Camp aufmischt). Das Tempo des Films ist nicht überwältigend, aber auch nicht langweilig, richtige Rasanz stellt sich allerdings nicht ein (zumal die am besten inszenierte Szene, ein nicht ganz nach Plan verlaufendes Attentat der Geheimorganisation, recht früh in einer der Flashback-Sequenzen verschossen wird). Einige Anleihen, die beim HK-Bloodshed-Actionfilm genommen werden, wollen nicht recht zünden. Die Stunts sind nett, hauen aber nicht wirklich vom Hocker, die pyrotechnischen Spielereien wirken insgesamt etwas schmalbrüstig (da rummst und bummst es bei Konkurrenzprodukten gleichen Datums von PM oder Nu Image schon wesentlich großvolumiger; zumal einige CGI-Effekte arg offenkundig sind). Die FSK-18-Freigabe verdient sich der Streifen durch einige recht rüde-knackige Einschüsse.

Mark Dacascos zieht sich anständig aus der Affäre – Dacascos, der von seinem endgültigen internationalen Durchbruch auf breiter Ebene („Crying Freeman“ ist ja trotz aller Popularität im Genre doch eher noch ein Insider-Tip) mit der „The Crow“-TV-Serie und „Der Pakt der Wölfe“ noch etwas entfernt war, bemüht sich um schauspielerische Wirkung, ist aber in seinen dramatischen Szenen nicht immer überzeugend (d.h. er liegt so ungefähr auf dem Level von Dean Cain). Seine Co-Stars sind immerhin einigermaßen namhafte Leute – Kyle Travis („Retroactive“) hat als Rachel leider viel zu wenig zu tun (und geizt auch mit optischen Reizen… gemein), Jaimz Woolvett („The Dark“, „Going Back“) gibt einen hübsch durchgeknallten Psychopathen ab, als fieser Geheimbehördenchef Dyson macht Alan Scarfe („Der stählerne Adler II“, „John Woo’s The Thief“, „Seven Days“) eine angemessen schurkige Figur. Als zwielichtigen CIA-Chef begrüssen wir Nigel Bennett („Apokalypse Eis“, „Phase IV“) in einer perfekt auf ihn zugeschnittenen Rolle.

Bildqualität: Wir haben’s hier mit einer VCL-Scheibe von 2001 zu tun, da wissen wir ungefähr, was auf uns zukommt – ein 4:3-Transfer, mit dem man sicherlich keinen High-End-Technikguru beeindrucken kann. Immerhin kann’s VCL auch wesentlich schlimmer – Detail- und Kantenschärfe liegen im zufriedenstellenden Bereich, der Kontrast könnte besser sein, die Kompression ist okay. Allerdings trüben einige lässliche Bildstörungen aus dem Mastering-Bereich den Gesamteindruck. Insgesamt, besonders, wenn wir den Qualitätslevel von VCL im Blickfeld halten, knapp durchschnittlich.

Tonqualität: Die enzige Tonspur bietet deutsche Akustik im Dolby 5.1-Mix, zweckmäßig, ohne besonders zu überzeugen. Die Sprachqualität ist gut, die Musik sehr unauffällig, die Soundeffekte ohne große Durchschlagskraft. Auch hier insgesamt ein „geht so“.

Extras: VCL macht es sich des öfteren zur Aufgabe, auszuloten, mit wie wenig Ausstattung man eine DVD veröffentlichen kann, um trotzdem noch einen middle-budget-Preis anzupeilen. „Sanctuary“ beinhaltet den Hauptfilm mit einem Audiotrack und sonst gar nix – das „Hauptmenü“ (mit seinen Punkten „Film starten“ und „Kapitelwahl“) startet daher vorsichtshalber erst nach dem Film. Klassische Null-Lösung.

Fazit: „Sanctuary“ ist, summa summarum, ein recht durchschnittlicher Actionfilm. Mit 100 Minuten Laufzeit ist der Streifen vielleicht eine Ecke zu lang geraten, und die Tatsache, dass Takacs kein typischer Action-Regisseur ist, schlichtweg nicht in seinem Element ist, lässt sich nicht verleugnen. Dank seiner recht guten und gut aufgelegten Besetzung (auch wenn ich mir für Mark Dacascos die ein oder andere große Actionszene mehr gewünscht hätte) entwickelt sich der Film dennoch recht kurzweilig, auch wenn die Action, wie angedeutet, durchaus etwas spektakulärer hätte ausfallen können. Nu Image- oder PM-Produkte aus gleicher Ära liefern da durchaus „more bang for the buck“. Kurz und knapp: Genre-Durchschnitt.

2/5
(c) 2005 Dr. Acula


mm
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