Swordsman & Warlord Versus Evil

 
  • Deutscher Titel: Swordsmani & Warlord Versus Evil
  • Original-Titel: Tao no tsuki
  • Alternative Titel: Moon over Tao |
  • Regie: Keita Amemiya
  • Land: Japan
  • Jahr: 1997
  • Darsteller:

    Toshiyuki Nagashima (Suikyou), Hiroshi Abe (Hayate), Yuko Moriyama (Abira/Marien/Kuzto), Takaaki Enoki (Kakugyou), Sayaka Yoshino (Renge), Yukijiro Hotaru (Waffenverwalter)


Vorwort

Der alte Krieger Suikyou kehrt, obwohl eigentlich im Ruhestand, zu seinem früheren Dienstherrn, einem lokalen Lord, zurück. Der hat auch grad Verwendung für Suikyou, obwohl die Tatsache, dass der Samurai sich seinerzeit eher unerlaubt vom Dienst entfernt hat, gegen ihn spricht. Aber es gibt Probleme – Banditen in der Gegend verwenden Schwerter aus einem völlig unbekannten Metall, die durch harten Fels wie durch Butter schneiden. Wie jeder ordentliche Despot hängt auch der Lord der Ansicht nach, dass solche Superwaffen in anderen Händen, z.B. seinen, erheblich besser aufgehoben sind als in denen von tumben Ganoven. Allein, es fehlen Hinweis, wo die Banditen sich befinden und woher sie ihre Schwerter haben. Das wäre jetzt der Punkt, an dem Suikyou ins Spiel käme. Das, bitteschön, soll er doch herausfinden, und damit er nicht wieder stiften geht, bekommt er den jungen Samurai Hayate als Anstandswauwau an seine Seite. Da bleibt Suikyou nicht viel anderes übrig…

… zumal das alles eigentlich auch wunderbar in Suikyous Karten spielt. Denn der hat eigentlich vor, einen gewissen Tunichtgut namens Kakugyo, einen ehemaligen Priester, der sich mit bösen Mächten eingelassen hat und dadurch besondere Kräfte erhalten hat, die er nun zum Bösen einsetzt, umzubringen, und es würde den alten Samurai verdammt wundern, wenn die Superschwerter und Banditen nicht irgendwas mit Kakugyo zu tun hätten. Auf dem Weg zu Kakugyos vermutetem Versteck treffen die beiden Samurai auf die junge Honigsammlerin Renge. Renge trifft aber nicht nur auf wandernde Krieger, sondern auch auf AUSSERIRDISCHE! In der Nacht wird sie Zeugin, wie zwei seltsame Gestalten aus dem Himmel auf der Erde landen und sich mit einer dritten, ebenso in einen Raumanzug gehüllten Gestalt, kloppen. Eine der Gestalten bleibt auf der Strecke – eine junge hübsche Frau namens Kuzto, die Renge ein… Ding anvertraut, das sie nach Möglichkeit einer ihrer Gefährtinnen überreichen soll. Während Renge wenig später von Banditen überfallen und von Suikyou und Hayate gerettet wird, nehmen die beiden anderen strange invaders telepathischen Kontakt miteinander auf.

Die beiden Frauen gehören zwar dem gleichen Verein an, haben aber unterschiedliche Ziele. Abira, die Weißblonde, will eine Waffe namens Makaraga suchen, die in versiegelter Form auf der Erde liegt, und damit in ihrer Heimatwelt eine Revolution auslösen, Marien, die Dunkelhaarige, sucht eben dies zu verhindern. Weil die Banditen Renges kaputtes Schwert – altes Familienerbstück – gemopst haben, geht das Mädchen ein Zweckbündnis mit den Samurai ein und führt sie zu Kakugyos Hauptquartier. Der ist in der Tat Urheber der Superduper-Schwerter, die aus einem außerirdischen Metall, das per Meteoritenexpress auf unserer Kugel gelandet ist, geschmiedet wurden. Der Meteorit brachte aber noch etwas anderes mit – eine Art weißlichen Knautschball, von dem Kakugyo vermutet, dass er enormes Machtpotential hat – was er für seine bösen Zwecke natürlich gut gebrauchen könnte, nur weiß er nicht so genau, wie er da rankommen kann, denn von sich aus macht das Ding erst mal genau gar nix.

Naturgemäß kommt es zu gewissen Meinungsverschiedenheiten zwischen dem bösen Priester und unseren Helden, nicht zuletzt deswegen, weil Kakugyo Suikyous alten Kumpel und früheren Emissär des Lords, Iteyaku, zu Sakeschalen hat verarbeiten lassen, und natürlich auch, weil er Hayate und Renge umbringen lassen will. Es kommt zum Kampf, in den auch Marien eingreift, und in dessen Verlauf Kakugyo erfährt, dass Blut die Knautschkugel aktiviert – bzw. das Siegel bricht, mit dem Makaraga eingeschlossen wurde. Makaraga ist ein Monster, und das wächst schnell, mit roter Lebenssuppe gefüttert, zu riesiger Größe heran. Eine happige Aufgabe für die Helden, und Marien beißt im Kampf auch in den Staub. Es wird wohl an Renge, die von Kotsta die Berufung geerbt hat, das „Tao“, das ominöse Dingens, dass Makaraga wieder versiegeln kann, und sich praktisch gesehen als eine Art supermagische Stimmgabel versteht, und auch Abira, die feststellen muss, dass es einen verdammt guten Grund hatte, warum ihr Volk das Monster weggesperrt hat, hängen bleiben…


Inhalt

Seien wir mal wieder ehrlich – wenn uns beim Ramsch-DVD-Dealer unseres Vertrauens ein Titel wie „Samurai & Warlord Versus Evil“ entgegenspringt, müssen wir das Ding doch haben – ein solch holpriger Titel verspricht doch gute Laune pur, da muss man sich gar nicht unbedingt daran erinnern, wer Keita Amemiya ist, dessen Name vom Publisher tatsächlich recht groß herausgestellt wird. Im Original hat der Film natürlich einen anderen Titel, der sich mit „Moon over Tao“ übersetzen lässt, aber nur eingeschränkt mehr Sinn ergibt. Und Keita Ameyima? Nun, der Herr ist nicht nur so ziemlich allein verantwortlich für fast alles, was in Sachen „Kamen Rider“ seit Ende der 80er über Fernsehschirme flimmert, sondern landete 1991 einen Überraschungscoup auf dem Videosektor mit dem semikultisch verehrten „Zeiram“ (und seinem drei Jahre später folgenden Sequel). Also jemand, der sich einerseits in der guten alten tokusatsu/Super Sentai-Tradition sieht, andererseits auch kein Problem damit hat, hemmungslos herumzusplattern. Zum besseren Enjoyment eines Films wie „Samurai & Warlord Versus Evil“ sollte man sich vielleicht aber gar nicht erst daran erinnern, wer Ameyima ist und was er so sonst treibt…

… denn dann zünden die Überraschungen natürlich besser. Der Film beginnt als durchaus typischer Samurai-Actionfilm mit ein wenig Fantasy-Einschlag, etwas, was man aus dem japanischen Genrekino durchaus gewohnt ist – wir haben einen machthungrigen Lord, der die neue Waffe haben will, den loyalen Jung-Samurai, den verdienten alten Krieger, der mehr gesehen hat, als er je wollte, und dann noch ein Teenie-Girl, das etwas unerwarterweise im Mittelalter-Äquivalent von Hot Pants herumrennt und uns schon ein erstes Indiz liefert, dass wir’s nicht gerade mit einem Kurosawa-Remake zu tun haben werden. Und auch Suikyou ist mehr als es den Anschein hat – er beherrscht die Kunst der Kalligraphie-Magie. Der dämonische Kakugyo ist dann das nächste Puzzleteil, und spätestens wenn die außerirdischen oder extra-dimensionalen Besucher in der Nacht wie Tiefseetaucher aus einer Wasserwelt „abgeseilt“ werden (sogar ihre Helme sind mit Wasser – oder zumindest einer Flüssigkeit – gefüllt), ist endgültig klar, dass Amemiya Traditionen des Samurai-Genres nur verwendet, um mit ihnen zu spielen. Anything goes ist die Devise – Takashi Miike wäre begeistert…

Tatsächlich funktioniert der wüste Mix aus Schwertkampf-Martial Arts, Dark Fantasy und Science fiction länger, als er es dürfte – die drei primären Handlungsebenen, der Quest der Samurai, das Machtstreben das Priesters und der Konflikt der außerirdischen Besucherinnen, laufen schön zusammen und steuern uhrwerkmäßig auf die große finale Eskalation, die Befreiung des Makaraga, zu. Das ist alles sehr fantasievoll, einfallsreich und teilweise wunderschön gefilmt – so manchen Frame des Films möchte man sich ausdrucken und auf Fototapete ziehen. Dass die Story nicht alle Fragen beantwortet (woher genau kommen die außerirdischen Mädchen, wieso ist Abira so auf Krawall gebürstet, wie kommt Suikyou zu seiner Kalligraphie-Magie u.a.) macht nichts, passt eher in die unwirklich-märchenhafte Atmosphäre des Films. Leider, und das ist das große „leider“ hält die bewusste Eskalation nicht das, was das set-up verspricht. Gut, man muss sich bei Ameyima wahrscheinlich nicht wundern, dass wir uns im dritten Akt in die Gefilde eines schnöden Monster-Movies verabschieden; nun mag ich ein schnödes Monster-Movie wie jedder andere auch, aber nach dem gleichermaßen zwingenden wie behutsamen Aufbau erwartet man etwas mehr als eine recht tumbe Metzelei, die in Blutfontänen ertrinkt und in abgerissenen Gliedmaßen badet. Doch selbst das wäre noch verzeihlich gewesen, wenn das Monster dann wenigstens… naja… *gut* wäre. Schon bei „Zeiram“ hielt ich das eigentliche Monster-Design für einen Schwachpunkt des Films, und es spricht vielleicht nicht so sehr für Ameyima, dass ich beim ersten Blick auf das hiesige Monster an „Zeiram“ dachte, obwohl es a) dem dortigen Vieh nicht wirklich ähnlich sieht und ich b) ehrlich gesagt vor und während der Betrachtung den Urheber des Films nicht wirklich auf dem Schirm hatte. Der Makraga ist nach dem Willen Ameyimas eine Art Mischung aus Skorpion, Drache, Spinne, Unpaarhufer undefinierten Zuschnitts und personifizierter Hässlichkeit. Kurz gesagt – ich bin mit dem Monster-Design nicht sonderlich glücklich, etwas, hm, mythologisch-epischeres hätte mir da besser gefallen. Und auch die Umsetzung kann nicht überzeugen. Ameyima bedient sich einer Mischung aus praktischen Effekten für Nah- und Teilaufnahmen und CGI für die „großen“ FX-Shots, in denen das ganze Monster zu sehen ist. Während die practical FX zwar aus ästhetischer Sicht nicht hübsch sind, aber zumindest vernünftig gearbeitet sind, ist die CGI… naja… sicher muss man das Baujahr 1997 berücksichtigen, aber es sieht einfach nicht gut aus, die ganze Kombination Design/Animation/Compositing schafft es nie, das Monster glaubhaft werden zu lassen, es als Teil dieser Märchenwelt akzeptabel zu machen. Mit reinen praktischen, animatronischen oder gar man-in-suit-Effekten hätte Ameyima die Schwächen des Designs kaschieren können (zumindest für mich, since I’m a sucker for old school FX work), alas, es hat nicht sollen sein.

Die Kampfchoreographie der Schwertgefechte ist eher „basic“, was aber auch durchaus der japanischen Schule entspricht, die stärker auf Effektivität und kurze Ausbrüche roher blutiger Gewalt ausgerichtet ist als das Schwert-Ballett der HK-Schule. Blutig ist die Sache auf alle Fälle. Einen Sonderpunkt gibt’s für den exzellenten Score von Shinji Kinoshita, Hirokazu Ohta und Koichi Ota.

Schauspielerisch ist das durchaus okay – der routinierte Toshiyuki Nagashima („Godzilla against Mechagodzilla 2002“, „Godzilla, der Urgigant“, „Gamera – Attack of the Legion“, „Gonin“) bringt den altgedienten Samuraikämpen ebenso auf den Punkt wie Hiroshi Abe („Godzilla 2000“, „Rampo“) den jungen loyalen Hayate. Sayaka Yoshino („After Life“) entstammt sicherlich den berühmten japanischen Klonlabors für Ultra-Cuties (vgl. Ueta, Aya; Fukada, Kyoko), und Takaaki Enoki („Ultraman Orb“) beweist als Kakugyo, das man wahnsinnige Bedrohlichkeit auch mit Understatement erfolgreich darstellen kann. Sonderlob muss natürlich an Yuko Moriyama („Zeiram 1/2“) verteilt werden, die alle drei Alien-Babes spielt (was ich erst mitbekommen habe, als ich die Credits in der IMDb gelesen habe) und alle drei mit einer distinkten Persönlichkeit (und Frisur…) spielt.

Die DVD von Pasadena/Infopictures ist nicht hochklassig (1.85:1 Widescreen anamorph), bringt für Puristen aber immerhin die japanische Originalfassung mit.

So schlagen einmal wieder zwei Herzen in meiner Brust – ich mag es, wenn Filme einen zynischen alten Sack, der glaubt, schon alles gesehen zu haben, noch überraschen können, und das tut „Samurai & Warlord Versus Evil“ mehr als einmal, ich wünschte mir nur auch, der Streifen würde sich am Ende nicht Monsterfilmklischees ergeben (und die dann auch noch mit eher nich so dollen CGI zelebrieren). Sagen wir’s mal so – ich hatte mit dem Film am Ende mehr Spaß als mit „Zeiram“ (dessen Kultanhängerschaft ich zwar durchaus verstehen kann, mich ihr aber nicht anschließen will), aber es hätte eben besser sein können, mit einem besseren Schlussakt und überzeugenderen Effekten. Allerdings sollten Asia-Fans mit einem Hang zum Ungewöhnlichen durchaus mal reinschauen…

(c) 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 6


mm
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