Samurai Cop

 
  • Deutscher Titel: Samurai Cop
  • Original-Titel: Samurai Cop
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  • Regie: Amir Shervan
  • Land: USA
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    Matt Hannon (Joe Marshall, the Samurai Cop)
    Robert Z’Dar (Yamashita)
    Jannis Farley
    Mark Frazer
    Joselito Rescober (Fujiyama)
    Dale Cummings
    Gerald Okamura (Okamura)
    Melissa Moore
    Krista Lane
    Jimmy Williams (Police Captain)


Vorwort

Abt.: Lieber schlecht klauen als noch schlechter selbst machen

Bevor wir anfangen, muss noch eben schnell gesagt werden, dass der Film aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen keine Jugendfreigabe bekommen hat. Also, liebe Kinder: Lernt für die Schule, lest mal ein gutes Buch, geht nach draußen spielen und spart euch diesen Unsinn.

Filme sind schön, und gute Filme sind noch viel schöner. Sie wissen zu unterhalten, man fiebert mit, man freut sich am Scheitern des Antagonisten und verdrückt sich ein Tränchen, wenn der Held endlich seine wahre Liebe in die Arme schließen darf. Wie viel gutes steckt doch in einem gut geschriebenen, sauber gespielten, astrein gedrehten Film… und doch gibt es immer wieder Schattenseiten. Denn einigen Leuten reicht es offenbar nicht, Filme wie jeder andere zu konsumieren. Diese Leute springen, noch während der Abspann läuft, auf und verkünden der Welt durch das geöffnete Wohnzimmerfenster: „Das kann ich auch!“ Und vergessen dabei meistens, dass sie es eigentlich nicht können.

Amir Shervan ist so einer. Gleich nach dem Ansehen von Lethal Weapon 2 machte er sich auf, schrieb ein paar Stichworte und ein paar „tolle“ Dialoge auf die Rückseite seines Einkaufszettels, nannte das Ergebnis „Samurai Cop“ und marschierte damit zu „Hollywood Royal Pictures“, einer Produktionsfirma, die damals keiner kannte und heute immer noch keiner kennt. Und weil „Samurai“ immer toll nach Martial Arts klingt, Buddy Movies immer ankommen und gerade Zeit war, engagierte man ein paar Namen, die dem gebildeten Trashologen direkt ins Auge springen (allen voran Robert Z’Dar), zerrte einen Typen namens Matt Hannon von der Sonnenbank, der zwar kein Schauspieler war, dafür aber in Unterhosen recht passabel aussah und ließ auf gut Glück eine Kamera laufen. Das Ergebnis, eine Kombination aus Dilletantismus, Rip Off und Filmschändung, liegt nun vor mir…


Inhalt

Los geht’s, wie man es irgendwie erwarten könnte, mit dem Vorspann. Dieser präsentiert uns jede Menge Namen, die kein Schwein kennt auf schwarzem Grund und einen Soundtrack, der sich nicht hinter Katakis oder R-Type verstecken muss, will sagen: Jedes NES-Spiel seinerzeit klang besser. Gottseidank dauert das nicht allzu lange und wir finden uns in Los Angeles wieder, genauer gesagt in einem Hof im Villenviertel mit Swimmingpool, wo der Gangsterchef Okamura gerade sein Leid klagt. Die „anderen Gangs“, namentlich die Japaner und die Chinesen, haben ihn und eine Truppe nämlich noch nicht für voll genommen (und das ist irgendwie jetzt schon verständlich, obwohl wir den Kerl erst drei Sekunden kennen). Okamura zitiert dann noch ein bisschen Al Capone, demzufolge es im Geschäft doch für alle genug Kohle zu verdienen gäbe und man doch allesamt Freunde sein könnte und blah. Aber Okamuras Gorilla (der übrigens einen Eintrag ins Guinnessbuch verdient hätte: Beinahe mehr Screentime als der Hauptdarsteller und dabei bis kurz vor Ende kein einziges Mal einen Namen bekommen. Ich wird ihn trotzdem schon mal Yamashita nennen, das liest sich netter als Gorilla) stellt fest, dass „Fujiyama“ der jenige mit der Entscheidungsgewalt sei. Und der wolle mit den Chinesen zwar verhandeln, aber nicht so mit den Japanern. Gut, der Film ist gerade 20 Sekunden alt und schon hab ich den Faden verloren. Ich meine, jemand Namens „Fujiyama“ gehört doch wohl nicht zur irischen Mafia, oder? Also, wer verhandelt jetzt mit wem? Die Japaner mit den Chinesen? Oder ist Fujiyama ein Teil der Truppe um Okamura, der ja auch nicht gerade sehr Kaukasisch wirkt? Aber schau’n wir mal, vielleicht lüftet sich der Schleier ja doch noch (Future-Rid sagt: Träum, weiter…). Und wenn man vom Teufel spricht, taucht er auch schon auf: Fujiyama, der aussieht wie eine japanische Version von Wolfgang Petry, komplett mit Vokuhila und Schnauzer, dafür ohne Pullover. Und der trägt auch nicht gerade zur Klärung des Sachverhaltes bei, denn er will sich mit gar keinem verbünden, haha, wär ja auch zu einfach. Stattdessen soll der Chef der Chinesen umgebracht werden und gut ist. Okamura findet das nicht gut, wird aber ermahnt: Wenn der Chef was sagt, dann musst du danach handeln. Gut, wenn’s dem Fortschritt dient… so lange die endlich die Klappe halten und sich aufs Maul hauen, ist mir alles recht.

Und so tapert man nach Chinatown, um Mr. Lee von den Chinesen ein paar Grüße aus Solingen vorbei zu schicken. Während Lee solcherarts dem Reinkarnationskreislauf beigesteuert wird, dürften die China-Boys ein bisschen Kung-Fu an den mitgebrachten Handlangern ausprobieren, bis diese sich dann doch erinnern, ein paar Knarren mitgebracht zu haben. Und gegen Kugeln hilft nun mal kein Martial Arts, es sei denn, man ist ein Ninja. Das ist gut für die Henchmen, dumm für die Chinesen und noch dümmer für den Zuschauer, denn jetzt sind alle Statisten, die auch nur im Entferntesten etwas von Kampfsport verstehen, tot… was für die Welt des Hauens und des Tretens kein großer Verlust ist, für den Film allerdings schon.

Nachdem wir die Bösen kennen und lieben gelernt haben, schauen wir mal bei den Guten vorbei. Da hätten wir Joe, den Samurai Cop, den man in etwa so beschreiben kann: Er ist gebräunt, hat tolle lange Haare und wirkt im Allgemeinen so, als würde er gerade bei den Chippendales einen Auftritt absolvieren wollen. Dummerweise weist sein Gesichtsausdruck darauf hin, dass er eben von diesen gefeuert wurde, weil er zu blöde war, den Gürtel aufzukriegen. Und dann noch sein Partner, ein Schwarzer, namens Frank, jedenfalls könnte er so heißen. Der Name wechselt ab und zu mal. „Ich bin verantwortlich dafür, dass sie dich hier her geholt haben“. erklärt der Eddie Murphy für Fußgänger dann für den Fall, dass Joe das vergessen hat. Aber der weiß was von Kokain, also war’s wohl richtig, ihn hinzu zu ziehen. Und während die beiden tollen Kerle Richtung Einsatzziel fahren, geben sie sich alle Mühe so auszusehen wie Riggs und Murtaugh. Klappt nicht. Selbiges, also das Ziel, ist ein Mini-Van Marke A-Team. Woher Joe das weiß? Von einem Chinesenmafiosi, dessen Vorgesetzter von der „Katana-Gang“ gemeuchelt wurde. Na, wenigstens hat das Kind nun einen Namen. Und da man so ein unauffälliges Gefährt ja nicht einfach verfolgen kann, wird auch gleich ein Helikopter zur Unterstützung angefordert, geflogen vom Blondchen „Peggy“. Die Verfolgung dauert so in etwa gefühlte 20 Stunden, da man jede Menge Stock-Footage von L.A. aus der Luft hatte und das ja noch irgendwo unterbringen musste. Wenig zuträglich für die „Spannung“ ist auch das wahllos eingeschnittene Geseier unserer Hauptdarsteller, das wohl komisch sein soll, aber dieses nicht hinkriegt. Überhaupt scheint jeder in diesem Streifen ein gesteigertes Mitteilungsbedürfnis zu haben, jeder labert mit jedem, und das Stundenlang und den größten Murks. Das nervt und wir haben noch nicht mal 10 Minuten auf der Uhr. Zurück zur Observation: Wenn man dann mal den Laster in Großaufnahme sieht, dann merkt man, dass unsere guten Cops so etwa 20 Zentimeter hinter ihnen fahren… Das ist, wenn schon nicht der aufregendste, dann doch wenigstens der sinnloseste Hubschraubereinsatz aller Zeiten, die gerade im Hafen ihr Ende findet. „Behalt das Boot im Auge!“ fordert Frank dann von Peggy und das ist ja endlich mal ein durchführbarer Befehl: Es liegen ja nur eine halbe Millionen davon an den Stegen. Joe weiß dann noch was Konstruktives beizutragen: „Besser ein Brett vorm Kopf als ein Boot im Auge, was? Hast du heute Abend schon was vor?“ Ooooookay, ein Mann mit Prinzipien. Um dich herum hagelt es im Sekundentakt tote Chinesen auf den Asphalt, die Kinder in den Schulen werden von Koks nur so überschwemmt, aber Hauptsache wir machen uns was zu bumsen klar, gelle? Peggy findet das auch gar nicht witzig und bemerkt, zwar nicht schneller als der Zuschauer, aber doch schneller als unser Held, dass in dem Hafen mehr als ein Boot liegt. Jetzt könnte man natürlich alle Nicht-Kokain-Boote versenken und so, aber einfacher ist es, den Van zu beobachten, der ja nen Koffer voller Koks an Bord hat [Nee jetzt? Nen ganzen Koffer? – der Lektor] und diesen dann auf ein Boot schaffen wird und schon weiß man, welches Boot es ist. Ja genau, das ist der Plan und der kommt im Film noch jämmerlicher rüber, weil Joe diesen Geistesblitz mit einer Coolness rausscheißt, als hätte er gerade die Relativitätstheorie erfunden. Auf den gut gemeinten Ratschlag der Dame, die Ohren steif zu halten, weiß Joe nur eine Antwort: „Müssen es die Ohren sein, ich wüsste da noch was besseres.“ Und die Nachricht von Future-Rid, der mir gerade berichtet, dass Joe mit dieser Masche auch noch Erfolg haben wird, macht’s nicht besser…

Jedenfalls dauert dieser Austausch von Nichtigkeiten zum Glück nur eine endliche Zeit, denn da kommt ja tatsächlich ein Boot geschippert. Der Kofferaustausch (Bares gegen Ware, woll?) geht recht zügig von statten, da Joe es tatsächlich irgendwie geschafft hat, den Anschluss zu verlieren (das kommt dabei raus, wenn man nur ans Besamen denkt [besameeee, besame muuuuuchooooo – Latino-Lektor]) und die Gangster den Heli, der ja angeblich direkt über ihnen kreisen müsste, nicht sehen oder hören. Doch dann sind unsere Helden schon am Orte des Geschehens, Joe schleicht sich an und benutzt alte Ninja-Tarnkünste oder so (siehe Screenshot) während Zwei Gangster, die aussehen wie Riccardo Pizutti und Jesse „The Body“ Ventura alles klar zur Abfahrt machen. Und schon beginnt eine heiße Verfolgungsjagd, deren Spannung nur marginal darunter leidet, dass man niemals beide Autos auf einmal im Bild sieht und das Filmmaterial einfach doppelt so schnell laufen lässt, wodurch die im Hintergrund laufenden Menschen aussehen wie auf Speed und die Autos alle mit Schallgeschwindigkeit fahren. Zwischendurch tauscht man ein paar freundliche Schüsse aus (Frank schießt natürlich mit seiner Knarre die Gangster fröhlich aus dem Heckraum des Bullys, als gäbe es Teddybären zu gewinnen, während diese es nicht einmal hinkriegen, mit einer Pumpgun auf 3 Meter Entfernung die Windschutzscheibe zu treffen). Herzallerliebst übrigens, wie Joe bei jedem Schuss der Bösewichter zwar nicht das Lenkrad, aber doch wenigstens seinen Kopf beiseite dreht… Zwischendurch blenden wir noch mal zum Hubschrauber über und stellen fest: Er ist noch nicht abgestürzt. Einen überrollten Gangster und ein paar mickrige One-Liner später (ihr wollt ein Beispiel? Okay. Frank: „Hey Joe, rechts ist das Gaspedal.“ Joe: „Sag mir nicht, wie ich fahren soll, sag mir lieber, wohin. Bei dem Staub hier kann ich nichts sehen.“ Hey, ich hab euch gewarnt. Und das schlimmste ist: Das sollte wirklich ein Witz sein!) endet die Nerven zerfetzende Jagd dann in einem Steinbruch, der Fahrer des Wagens wird von Joe erschossen, der Wagen kracht vor die Wand und geht in Flammen auf. Das will der Film uns weismachen, in Wahrheit passiert folgendes: Joe hält die Pistole in die ungefähre Richtung des Vans, die Tonspurt knackst fünf Mal, der Fahrer lehnt sich schreiend aus dem Fenster, im nächsten Schnitt hängt er sich NOCH EINMAL schreiend aus dem Fenster (diesmal mit Blut), die Kamera wackelt und ein Pyro explodiert auf halbem Weg zwischen Lastwagen und Kamera. Wir wollen ja nix kaputtmachen. Dann rennt der Fahrer noch ein bisschen im Kreis rum und brennt, was Frank recht schnell bemerkt („Der brennt!“) und das wäre ja fast impressiv, wenn man nicht gar so deutlich den Feuerschutzanzug des Stuntman sehen würde, wie er da so langsam verreckt und dann nett stillhält, während er schlussendlich zugedeckt wird. Von der Tonspur klingen noch so lange gequälte Schreie, bis die Helden sich dann doch endlich mal bequemen, Decke und Feuerlöscher zu nehmen (Erinnert stark an die Leberentnahme aus Monty Pythons Meaning of Life). Unsere Helden gratulieren sich gegenseitig ein bisschen, während Peggy gekonnt zur Landung ansetzt… halt Moment mal. Sollte die nicht gerade eben noch das Boot verfolgen? Und das schöne Koks? Na, das ist dann nu wohl weg. Wenigstens konnte Joe ein paar Leute… nein halt, eigentlich hat er ja gar keinen umgebracht. Die Leichen gehen auf Franks Konto und der Fahrer des Vans lebt noch, wie wir bald feststellen werden. Trotzdem, wer so tolle Haare hat, der kann nur Held sein, oder wie oder was?

Und was ein echter Held ist, der darf sich auch mal amüsieren, deswegen wälzen sich Peggy und Joe gleich erstmal nackig (also FAST nackig, bis auf die Schlüpfer) über ihr Bettchen. Dazu gibt’s Geräusche und Musik wie aus einem Pornofilm, was schlecht ist, und ein paar Titten zu sehen, was gut ist. Safer Sex wird auch praktiziert, denn sie treiben es, ohne die Höschen abzustreifen.

Zurück bei den Bösen, wo der Boss gerade üble Laune hat. Denn es hat sich mittlerweile rumgesprochen, dass Joe auch „Samurai“ genannt wird, sich ganz toll mit Japan auskennt (von wegen Sprechen und Schwerterschwingen und so) und eigentlich nur hier sei, um Fujiyama eins in die Fresse zu geben, und aus irgendeinem Grund passt Fuji das mal gar nicht. Und da wir gerade dabei sind: Ist denn Yamashita kein Samurai oder wie oder was? Also gut, offensichtlich verstehen die Filmemacher unter „Samurai“ etwas anderes als der Rest der Welt, aber andererseits: Ich war ja noch nie in L.A., vielleicht kann man da wirklich keine Ampel überqueren, ohne dass einem drei Samurai über die Füße fallen. Yamashita auf jeden Fall sieht seit dem Anschiss des Chefs seine Hauptaufgabe darin, Joe zu zeigen, wo der Barthel den Most holt, aber vorher müsste man sich noch eben schnell dem Stücken Holzkohle, das die Cops vor dem Feuertod gerettet haben und das nun fröhlich im Krankenhaus vor sich hin stirbt, entledigen. Denn der arme Kerl kann zwar nicht mehr sprechen, aber Fuji will seinen Kopf trotzdem auf seinem schönen, weißen Flügel (iiiih! [Meinst du jetzt den Flügel oder den Kopf? – der Lektor]) stehen haben, damit jeder sieht, was passiert, wenn man gefangen wird und „reden könnte“. Also irgendwie… ach, lassen wir das.

In der Polizeiwache brüstet sich Joe dieweil mit ein paar Fickgeschichten, während Peggy daneben steht und das irgendwie gar nicht so lustig findet. Langsam kommen mir doch arge Bedenken [jetzt erst? – der Lektor], hätte man dem Drehbuchschreiber nicht den Unterschied zwischen Frauenschwarm und Schürzenjäger erklären sollen? Aber weil Joe gerade so richtig in Fahrt ist, erzählt er Frank noch mal eben schnell die spannende Geschichte, wie dieser (also Frank) ihn mal angerufen und irgendein Japaner Joe umbringen lassen wollte und deswegen regte der Captain sich auf… abgesehen davon, dass Joe gerade eine Story erzählt, bei der alle Anwesenden dabei gewesen sind und sich Frank darüber kaputtlacht, als ob er die Chose zum ersten Mal hören würde, ist klar, dass jetzt Klischee Nr. 327 auftauchen muss: Der Captain, der das alles gar nicht komisch findet. Dieser nennt Frank auf einmal Ryan (Joe nennt er allerdings immer noch Joe) und dann werden die beiden erstmal gehörig abgewatscht.

Oder eben auch nicht, es sei denn, das Büro des Captains ist auf einmal im Krankenhaus. Man will anscheinend doch lieber zur Befragung des Fahrers schreiten, aber der entpuppt sich als Mumie mit blutigen Streifen und scheint nicht sonderlich auskunftbereit zu sein… das Schwesternblondchen kunftet allerdings gerne aus: Lippen verbrannt, kann nicht reden, dauert, bis er wieder aufm Damm ist. Und nachdem man das durch hat, kann man (mal wieder) zu den wichtigen Dingen im Leben schreiten: Weiber angraben.

Kurzer Einschub in eigener Sache: Stellt euch vor, dass ich Dialoge der Größenordnung „Der ist mir zu klein.“ – „Er ist groß genug für dich.“ – „Ich will ihn aber größer!“ nun schon zwanzig Minuten aushalten muss und noch etwa 70 Minuten aushalten werde! Nur für euch! Aber wird einem gedankt? Nein… Egal, weiter im Text.

Frank, der nun endlich wieder Frank und nicht mehr Ryan heißt, instruiert dann noch die Wachmannschaft, GUT aufzupassen (und nicht etwa schlecht), was diese jedoch nicht davon abhält, die als Krankenschwester getarnte rothaarige Gespielin der Bösewichter einfach reinzulassen und stattdessen mit der Aushilfskraft am Schreibtisch zu flirten. Selbstredend, dass ich in dem von ihr geschobenen Wägelchen kein Mülleimer, sondern Yamashita verbirgt, der mit einem Katana, ganz samurai-like die Mumie im Bett dekapazipiert. Der solcherart abgetrennte Kopf wird dann noch hübsch eingepackt, Schleifchen drum und zurück geht’s zum Cheffe, der ja für seinen Steinway schon immer so eine Deko haben wollte (und ich Depp hielt Beethovenbüsten schon für übertrieben)… Klaro, dass die Wache (Frank hatte übrigens Verstärkung angefordert, die auch auf dem Weg ins Krankenhaus war, dummerweise irgendwo auf dem Weg jedoch verschollen sein muss…) blöde aus der Wäsche guckt, als sie nur noch Rumpf zu bewachen hat und erstmal Alarm fordert, dann wie eine aufgescheuchte Hummel durch die Gänge wetzt. Interessiert dummerweise niemanden, nicht mal der Tonmann war sich gut genug dafür, mal eben ein bisschen Sirene einzumischen. Mal wieder fragt man sich: wieso haben die Bösewichter eigentlich Verkleidungen, wenn die sich im Krankenhaus so verdächtig bewegen wie nur sonst was? Gut, die Wachmänner erfahren dann noch, dass man, wenn man Verdächtige verfolgt, besser ne Knarre im Anschlag haben will, wenn man nicht die Fresse poliert haben möchte (es ist NICHT so, als hätte die Kampfkunst Yamashitas mehr mit Karate zu tun als das, was uns Steven Seagal in seinen neueren Filmchen vorsetzt), dann sind die Bösen weg…

… und Joe und Frank kriegen endlich ihren wohlverdienten Einlauf. Dem Captain passt das nämlich gar nicht, dass Joe gerade mal ne Woche hier ist und direkt jede Menge verletzter Cops und tote Zeugen im Krankenhaus rumliegen und blah blah blah. Gut, per se KANN man jetzt drüber streiten, ob Joe da persönlich dran Schuld ist, ich mein, was haben die erwartet? Dass Fujiyama denkt: „Verdammt, die haben den Samurai Cop! Ich sollte mich besser ergeben“, oder wie? Außerdem, was hat der arme Mann bisher getan? Ein Auto gelenkt, einen Verbrecher nicht getötet, ne Polizistin gebumst und ne Krankenschwester angemacht, das ist zwar nicht das, was ich mir unter „Heldenbeschäftigung“ vorstelle, aber gleich so rumschnauzen? Also mal ehrlich… Und dass der Kerl in einer Woche das nicht geschafft hat, was das Department in einem Jahr noch nicht hingekriegt hat, das passt dem Captain schon mal gar nicht. Und nach der üblichen: „Dann feuern sie mich doch!“ – „Okay, sie sind gefeuert!“ – „Geben sie ihm doch noch ne Chance.“ – „Na gut, aber nur eine.“-Geblubber geht’s wieder on the road. Gut, dass man schnell noch die Infos aufgreift, dass Mr. Fujiyama heute in der „Blauen Lagune“ mit seinen Jungs von der Katana-Gang dinieren möchte. „Hat Katana eine Bedeutung?“ will Frank dann noch wissen und für eine Sekunde denke ich mir: „Hey cool, jetzt erfahren wir, wieso die Gang sich so nennt. Immerhin hat doch nur einer von denen so einen Käsehobel dabei.“ Aber nein, die Antwort von Joe, dem Japanologen, lautet tatsächlich nur: „Es bedeutet japanisches Schwert.“ Eine Antwort, die zwar diskutabel ist, aber wir geben uns damit einfach mal zufrieden. Ach ja, dann gibt es ja da noch zwei Japan-Gangs, und alle beide haben nen Hals auf die Katanas. Ob man das wohl irgendwie ausnutzen kann? Nein, sagt Joe, bestimmt weil das zu einfach wäre. „Vielleicht schau ich mal vorbei, also halt das Bett warm“, verabschiedet sich Joe noch im besten Machostyle von Peggy, die ihm hinterher sabbert, und ab zur Lagune.

Hier wartet zwar leider nicht Brooke Shields, dafür die Katana-Jungs auf uns. Fuji versucht gerade, das Blondchen Jennifer mit ein bisschen Klunkerkram zu beeindrucken, was laut Drehbuch wohl klappt, im Film aber nicht so ganz rüberkommt, da Jennifer zwar niedlich aussieht, schauspielerisch allerdings nur mäßig talentiert ist, euphemistisch ausgedrückt. Und alles hätte so schön ruhig sein können, gäbe es da nicht Joe und Frank, die ein bisschen Stunk machen. „Sie sind also der übergeschnappte Kopf dieser ätzenden Katana-Gang?“ fragt Joe in seinem netten Ton, was Yamashita dazu verführt, aufzuspringen und Satisfaktion hier und jetzt zu fordern. Fuji schickt aber lieber seine Anwälte vor und behauptet, ein Mann sei so lange unschuldig und laberrhababer. Erwähnte ich das Kommunikationsbedürfnis der Leute hier? Ja? Gut. Die Cops sind jetzt nicht gerade die großen Redner und Denker (das wissen wir ja bereits) und so kann Joe nix anderes mehr, als Fuji zu beschimpfen, während dieser da sitzt und gemütlich zuhört.

Noch mal ein Einschub: Ich bitte um Entschuldigung, falls diese Szene jetzt so klingen würde, als wäre das eine vom Drehbuch geplante dramatische Szene. In vielen guten (!) Krimis und Actionfilmen stehen die Helden früher oder später vor einer Entscheidung, die sie nicht bewältigen können und machen einen menschlichen Fehler, der dazu dient, sie als Identifikationsfiguren ernst zu nehmen. HIER wird Joes „Sie reden einen Haufen Scheiße“ auf Fujiyamas logische und richtige (!) Ausführung, er habe das Recht auf seiner Seite, als Erfolg für den Helden gewertet. Ebenso wie der darauf folgende „Wir Amis sind die besten und ihr Japaner seid nur Scheiße“-Abgesang auf den guten Geschmack. Einschub Ende.

Joe ist so sehr Herr der Lage, dass er sogar noch Jennifer anbaggern kann und diese volle Kanne auf den Proletenscheiß von Joe abfährt. Dann gibt’s noch eine „komische“ Szene mit dem schwulen Kellner, der Joe eben auf den neuesten Stand bringt, dass Jennys Mutter der Laden gehört und der Vater sich umgebracht habe (wobei komisch hier relativ zu sehen ist. Wer bei dieser Szene lacht, der lacht auch auf Beerdigungen und wenn er sich selbst heißen Kaffee über den Schwanz gießt)…

Und da wir ja nominell in einem Actionfilm sind, kann man die Guten ja nicht einfach so davon kommen lassen. Die ersten zwei bis drei Henchmen (wie viele das sind, kann man nicht so richtig feststellen) werden noch mittels überlegener Martial Arts-Künste (oder so was ähnlichem, nix, was Joe da zeigt hat irgendwas fernöstliches an sich) gekascht, dann zieht einer irgendwo her ein Katana, das er vorher nicht dabei hatte, wird in die Schulter geschossen, dem Bösewicht mit Knarre wird mittels Schwertwurf der Arm abgetrennt… dann wird’s Yamashita zu dumm und er ballert mit seiner nie leer werdenden Uzi ins Gemenge. Überflüssig zu sagen, dass zuerst die Henchmen dran glauben müssen, die der Meinung sind, Einschüsse in den Body simuliere man am besten dadurch, dass man ein paar Mal auf der Stelle hüpft. Dann beschießen wir noch einen mit ein paar Gotcha-Kugeln und hauen (!) von innen (!!) eine Autoscheibe kaputt, während ein anderer Assistent mit einer Schleifmaschine und einem Stück Eisen außerhalb der Kamera sitzt und ein paar Funken macht, die ja genauso wie Kugeln aussehen (!!!) und die Illusion ist perfekt. Ich denke, wenn man mich irgendwann man fragt, was das lustigste an dieser Kampfszene war, dann werde ich sagen: „Der Moment, an dem Yamashita das neue Magazin fast falsch rum in die Uzi stecken wollte, dann sich fast einen abbrach um das Ding in einer Hand zu drehen und dabei aussehen wollte wie ne harte Sau.“ Schnell noch ne Granate geschmissen, denn uns kümmert es ja nicht, dass die Helden längst gut sichtbar (!!!!) hinter einem anderen Auto in Deckung gegangen sind. „Schau dir meinen Wagen an, Captain Roma macht mir den Hinter heiß, bis er schwarz ist.“ – „Hehe, er ist schwarz!“ – „Ganz genau.“ *highfive* Mit diesem Klopper verabschieden wir uns vom Orte des Geschehens… Zu Captain Roma, der gerade eben den Anwalt von Fujiyama rausschmeißt, denn was schert einen Cop schon das Gesetz?

Gut, der Schnitt war wohl nix, probieren wir es bei Mr. Okamura, bei dem Jennifer im Vorzimmer sitzt. Und wer kommt da gerade richtig für nen kleinen Plausch? Natürlich unser Womanizer! Gut, Subtilität wächst nicht auf Bäumen, aber Joe versteht unter „Feingefühl“ wohl, die Frauen hinterher nach dem Namen zu fragen. Joe ist aber nicht nur hier, um verschärften Kopulationsdrang anzumelden, nein, er will die gute Jenny auch mal etwas über Fujiyama aufklären. Dieser große Wohltäter, der ihr und ihrer Mutter mit dem Restaurant so großzügig geholfen hat, ist nämlich ein gar fieses Drogenschwein, gelle? Gut, er hat Jenny das Leben gerettet und so, aber da das Geld für diese Aktion aus Drogen kommt, sei sie ihm nichts schuldig und so weiter. Da wir das jetzt geklärt haben: Wie wärs mit Essen? Sonntag würde Joe passen… blah blah blah. Wer schreibt diese Dialoge? Unendlich viele Affen an unendlich vielen Schreibmaschinen? Meine Fresse, jetzt diskutieren sie über Kirchen! Gut, diskutieren ist viel gesagt, Joe versucht, so auszusehen, als würde er wissen, was episkopal bedeutet…. [Als ob du das wüsstest. – der Lektor] Beim Rausgehen aus dem Club (ja, es wird wohl ein Club sein, nicht, dass uns da vorher jemand was von gesagt hätte) wird Joe noch schnell von ein paar Typen bespaßt, die ihm ans Leder wollen. Drei werden recht schnell kaputtiert, der vierte schafft’s wenigstens ein bisschen weiter die Straße runter, bis Joe ihn in einen nicht sehr impressiven Haltegriff nimmt und mit gut durchdachter Argumentation zur Mitarbeit bewegt: „Ein Anschlag auf einen Polizisten mit tödlicher Waffe bringt dir 15 Jahre, aber wenn du mir ihre Namen nennst, dann kann ich sie kriegen.“ Wie immer an solchen Stellen der Hinweis: Mehrmaliges Lesen hilft. „Okamura!“, röchelt der solcherarts niederargumentierte Prügelknabe und auskunftet noch schnell: „Ein dicker Mann mit Glatze!“ Ich weiß ja nicht, an wen ihr jetzt gerade denkt… aber ich würde mal sagen, der Kingpin, Marcellus Wallace und Helmut Kohl hatten bisher wahnsinnig viel Glück gehabt, dem Samurai Cop nicht über den Weg gelaufen zu sein.

Vor Okamuras Haus läuft nur wenig später eine Horde Cops (vier) auf und Joe konstatiert: „Wenn Okamura hier ist, werden wir ihn fest nehmen. Dann haben wir Beweise, dass die Katana-Gang vier Killer angeheuert hat, um einen Polizisten umzubringen.“ Das wage ich mal zu bezweifeln, denn wenn man einen Okamura festnimmt, hat man in erster Linie einen dicken Mann mit Glatze und keine Beweise, es sei denn, Okamura hat sich ein Geständnis auf die Murmel tätowieren lassen. Aber das stört unsere Heroes nicht, auch auf solche kleingeistigen Sachen wie „Durchsuchungsbefehle“ gibt man einen Scheißdreck. Frank macht sich Gedanken über sein bestes Teil, nur für den Fall, dass der Captain ihm den Hintern einheizen will, und Peggy bietet ihm freundlicherweise an, kurz vor der Audienz mit dem Chef noch mal bei ihr vorbei zu schauen. Treibt es in dieser Polizeiwache eigentlich jeder mit jedem? Frank lacht nur, also gräbt Peggy tatsächlich noch den dritten Bullen im Bunde an… okay, anscheinend treibts doch nicht jeder mit jedem, sondern nur Peggy mit allen. Das macht’s zwar nicht besser, aber sei’s drum, wir schwärmen aus. Und es stört auch gar nicht, dass Joe Frank insofern instruiert, dass er mit Peggy und dem anderen nach hinten soll, währen er selbst und Frank vorne rum marschieren. Frank ist halt so gut, da langt’s für zwei.

Im Häuschen ist Idylle angesagt, die Shotgun Jungs unten pokern gemütlich und Okamura im knappen Slip (meine Augen! Meine wundervollen Augen!) kuschelt oben mit einer leidlich attraktiven Gespielin. Aus dem geplanten Interruptus polizeilicherseits wird allerdings nur bedingt etwas, da Joe zu blöd ist, die Glasschiebetür aufzukriegen und Oki so noch genug Zeit kriegt, sich zu verdrücken. Während der „wilden“ Verfolgungsjagd werden dann noch ein paar der Wachen niedergeballert, bis es dann in einem Orangenhain (oder so) zum Showdown zwischen Okamura und Joe kommt. Während Oki gleich mal alle verschiedenen Grundstellungen einnimmt, die man aus achtundzwölfzig Kung-Fu-Hauern kennt, kann Joe derer leider nur zwei: Linke Faust hoch und rechte Faust hoch. Unnötig zu sagen, dass er mit dem Bösewicht trotz, sagen wir, eingeschränkter darstellerischer und kampfsportlerischer Kraft letztendlich den Boden aufwischt. Dieser fight spart dann auch nicht an allen Klischees: Film schneller laufen lassen, versteckte Klingen im Gürtel, sich der Verhaftung durch Waffeklauen entziehen und so doch noch erschossen werden müssen.

Klaro, dass bei Fujis zu Hause jetzt dicke Luft ist. Der große Mafiosi ist ja nicht durch eine Lotterie so groß geworden, also folgert er messerscharf, dass von allen Feinden im Revier Captain Roma derjenige welcher ist, den es zu überzeugen (oder zu kaufen) gilt. Okay, kaufen fällt raus, weil der einer der guten ist und umbringen ist auch nicht, weil dann fällt der Verdacht sofort auf die Katanas (übrigens verabschiedet sich der Plot, irgendwas mit Roma zu machen, hier auf Nimmerwiedersehen). Yamashita hat allerdings sofort die rettende Idee: Jungs von außerhalb sollen es sein, die die Cops kalt machen, dann kommt niemand auf den Trichter, die Katanas könnten was damit zu tun haben… Ja klar, gut gedacht. Fuji findet die Idee nicht ganz so prall, aber wenn’s nur darum ginge, den Samurai ein bisschen zu „kitzeln“, dann sind New Yorker genau das richtige schwafel laber sülz.

Einschub Nummer drei: Kennt jemand noch das alte Spiel aus Grundschultagen? Jemand schreibt ein Wort auf einen Zettel, der nächste dann ein zweites, der dritte dann logischerweise ein drittes und so weiter. Am Schluss werden dann die Worte hintereinander vorgelesen und es kommen so ulkige Sätze raus wie „Der Doc plätschert wirr im Eisfach“ und alle lachen. Genau so werden hier anscheinend Dialoge geschrieben. Einer fängt irgendwie an, der zweite errät, was der erste Geschrieben haben könnte und wenn sich ein oder zwei Worte gleichen, dann landet das ganze im Drehbuch. Egal, weiter im Text.

Die New Yorker sind eine Bande von Farbigen, die sich erstmal daran machen, Joe ein bisschen zu erschießen (haut nicht hin). Soviel also zum Thema „nicht töten“. Warum Joe dabei allerdings über Häuserdächer klettern muss, das weiß dann doch nur der heilige Geist, aber das wird schon seine Richtigkeit haben.

Kurz darauf hat Joe sich in Schale (Schlips und Kragen) geworfen und fängt Jenny, die gerade aus der Kirche kommt, gleich mal am Ausgang ab. Ein bisschen Geflirte oder so (mehr „oder so“ als Geflirte, erwähnte ich, dass Joe größtenteils Scheiße labert?) und eine tolle „List“ später ist Jenny mit Joe bei ihm zu Hause und das passt Fujiyama nun gar nicht, der gleich mal Joes Kopf fordert. Dumm nur, dass der Typ, der zu Jennys Bewachung abgestellt war, nur mitgekriegt hat, dass selbige mit Joe von dannen zog, nicht aber, wohin. Da wird der arme Kerl aufm Klavier noch ein bisschen länger einsam sein, was? Während Joe erstmal Jenny zum Essen und dann zum Ausziehen verführt, fragen die Katanas sich höflich, aber bestimmt durch sein Kollegium durch. Dass dabei die eine oder andere Ehefrau draufgeht, der eine oder andere Cop durchbohrt wird und Peggy dadurch gefoltert wird, indem ihr das heiße Fett aus ihrer Bratpfanne auf den nackten Bauch gekippt wird (jedenfalls SOLL es heißes Fett sein, es qualmt und raucht zwar nicht und sieht auch eher aus wie Wasser, aber mir ist mittlerweile alles egal), stört Joes traute Zweisamkeit natürlich nicht. Frank widersetzt sich der Befragung übrigens durch das zügige Entleiben der beiden Besucher in seiner Bude und versucht vergeblich, Joe telefonisch zu erreichen… aber der bumst gerade, ist also nicht zu erreichen. Und wir dürfen zugucken. Toll.

Nu hat der Samurai allerdings ein erschwertes Problem, denn Peggy hat die schätzungsweise zwei Liter Bratenfett nicht so ganz cool hingenommen wie erwartet und den bösen Männern glatt Samurais Adresse verraten und die machen sich auch glatt auf den Weg zu ihm. Das weiß auch Frank, der justament den guten Samurai Joe doch noch ans Phone bekommt. Wenigstens pünktlich genug, um Joe noch zu warnen, denn Flucht ist keine Option mehr: Sie sind da! Das riecht nach Showdown… hoffentlich. Es findet der übliche Austausch von Kugeln unter Freunden und der mittlerweile schon lieb gewonnene Austausch von Dialogzeilen statt, dann haut Joe doch tatsächlich noch einmal ab. Scheiße.

Jenny schneit gleich mal bei ihrer Mom rein und lässt sich von ihr schon mal gar nicht ans Bein pinkeln… Fujiyama war nämlich mit Geburtstagsgeschenken da und war ziemlich stinkig. „Das ist mir egal, ich liebe ihn nämlich nicht!“ moppert Jenny rum. Das mag ja richtig sein, aber muss man jemanden lieben, um Präsente entgegen zu nehmen? Gerade, als sie dann ihrer Erzeugerin unter die Nase reibt, dass sie einen anderen liebt, schaut Fujiyama doch noch mal rein und scheint sich nicht darüber zu freuen…

Und der Captain regt sich mal wieder auf, denn die beiden haben ja nicht einen einzigen lebendig gefangen. Gut, der eine da auf dem Parkplatz, der alle wichtigen Hinweise geliefert hat und so, aber der zählt offenbar nicht mehr. Und Schlitzaugen blabla und wenn ihr sie schon nicht lebendig bekommen könnt, dann bringt sie wenigstens um! Ja aber hallo, wie jetzt bitte? Pustet man sie weg, ist das nicht richtig, lässt man sie leben, erstrecht nicht? Vorgesetzte… also, bevor der Captain es sich noch einmal anders überlegt, schnell weg und alle töten. Und wo? Na, irgendwo halt.

Da „schleicht“ man von Baum zu Baum, erschießt ein paar Typen, die da plötzlich rumstehen (manche sogar zweimal, weil’s so lustig ist, je nach dem, worauf der Cutter gerade Lust hat), wurstet sich noch ein bisschen durchs Gemäuer und dann… ja dann ist es endlich so weit! Fujiyama und Joe haben ihren Staredown. Dass Fuji Jennifer eine Puste an den Kopf hält, trübt das harmonische Gesamtbild zwar, aber das ist Fuji egal. Er will nämlich gar keinen Ärger mit der Polizei, sondern nur zurück nach Japan. Das erfordert natürlich eine sofortige Diskussion, denn Frank ist der Meinung, Fuji würde Joe in der Sekunde, in der er unbewaffnet ist, über den Haufen ballern, Fuji meint, er will das nicht und so weiter blah blah blah. Klar, dass Joe auf die Scheißidee eingeht, seine Waffe wegzuwerfen, ebenso klar, dass Fuji sich nicht an sein Wort gebunden fühlt. Noch klarer, dass er zuerst Frank abschießt, damit Jenny noch Zeit hat, ihm in den Arm zu fallen und (Überraschung!) Frank die Ehre hat, Fuji umzupusten. Kugelsichere Weste, you know? Doch vor das Happy End hat der liebe Gott Yamashita gestellt, und der muss jetzt erstmal fachgerecht entsorgt werden. Ein paar Henchmen werden noch schnell abserviert, mit den peinlichsten Sterbeszenen seit der Erfindung des Tonfilms, Joe pustet noch nebenbei Yamashitas rothaarige Freundin in den Orkus, dann verwandelt Yamashitas Schrotgewehr sich in einen Revolver und wieder zurück und so weiter und so fort. Irgendwann hat dann keine Munition mehr und die beiden Samurai stehen sich doch noch gegenüber, wie es üblich ist. Krieger gegen Krieger, Schwert gegen Schwert, Können gegen Können… jedenfalls so ähnlich. Sieht alles irgendwie albern aus, was die beiden da treiben. Zwischendurch sind die Schwerter mal weg und es sieht noch alberner aus, wenn man sich mit bloßen Händen verdrischt. Und RICHTIG albern wird es dann, wenn so ziemlich der einzige Move von Joe, der leidlich etwas mit Kampfkunst zu tun hat, gleich dreimal wiederholt werden muss, und zwar so, als wäre es dreimal ein vollkommen neuer Move. Das ganze endet damit, dass Joe dem guten Yamashita den Kopf verdreht. Also nicht so, wie ihr das jetzt gerade denkt, sondern so, bis es deutlich hörbar knackt und Yamashita den Regeln des Actionfilms nach eigentlich tot sein müsste. Isser aber nicht (Genickbrüche sind halt nicht mehr das, was sie mal waren). Yamashita gibt sich geschlagen und beruft sich auf den Bushido, wonach Joe ihn nun zu töten habe, damit er seine Ehre bewahrt. Joe ist der gleichen Meinung, zumindest so lange, bis Frank ihn daran erinnert, dass er doch ein Cop sei. Also lässt er Yamashita einfach liegen. Großartig. Nun müsste Yamashita eigentlich ein Messer ziehen und noch einmal Joe angreifen, damit er doch noch umgebracht werden darf, aber Yamashita hat andere Pläne: Mit dem Messer entleibt er sich selbst, so ganz Seppuko like. Und DAS findet Joe auf einmal in Ordnung, der Mann müsse ja seine Ehre bewahren und so. Kann bitte ein einziges Mal auch nur einer hier für eine Sekunde seine Meinung nicht um 180 Grad wenden, bitte? Aber dafür ist es wohl zu spät, alle Bösen sind tot und Joe und Jenny tummeln sich am Strand und knutschen und machen all das, was Mann und Frau so zusammen tun. Ende.

Tja, das war er, der Samurai Cop. Eigentlich könnte man das traurige Kapitel jetzt schließen, denn was gibt es zu dem Film zu sagen, außer, dass da mal eben schnell jemand noch ein Stück vom Kuchen abhaben wollte? Samurai Cop ist schlicht und ergreifend ein Haufen gequirlte Nilpferdscheiße, zusammengeklaut aus allen größeren und kleineren Action und Martial-Arts-Klischees, die es so gibt. Ganz besonders fällt natürlich die Lethal Weapon 2-Abzocke ins Auge, die „Wir knüppeln reihenweise Polizisten nieder“-Masche ist doch, um es vornehm auszudrücken, leidlich vom Gibson/Glover-Vehikel inspiriert. Ich will eigentlich gar nicht mehr dazu sagen… aber ihr wollt es lesen? Na gut, mal schau’n.

Was sich hier dem Auge des Betrachters bietet, ist Schauspielkunst auf allerhöchstem Niveau. Matt Hannon ist ein Charaktermime, der seinesgleichen sucht, mit der Ausdruckskraft eines deNiro, dem Charme eines Clooney, dem Body eines Schwarzeneggers und der Gewandtheit eines Jackie Chan in jungen Jahren. Um mit Borat zu sprechen: NOT! Wahrscheinlich ist es unfair, mehr als „er hat sich irgendwie vielleicht bemüht“ zu sagen, aber eine derart talentfreie Zone ist mir selten untergekommen. Seine Bemühungen, Karate zu machen, erinnern hier und da an das, was wir auf dem Schulhof praktiziert haben, nachdem wir zu viel „International Karate“ auf dem C64 gespielt haben. Und ich war ein sehr unsportliches Kind, glaubt das mal. Dementsprechend ist er auch nach diesem Debakel sang und klanglos untergetaucht und jobbt irgendwo in Kalifornien als Pizzabote oder Burgerwender… wir können ihm nur alles Gute von ganzem Herzen wünschen. Oder die Pest an den Sack, je nach Gefühlslage, ich tendiere zu letzterem.

Zwischen all den Kleinstnamen tummeln sich, oh Wunder, Namen, die man wenigstens schon mal gehört haben könnte! Allen voran Schwabbelchen Robert Z’Dar, den Leute, denen es vor nichts graust, immerhin aus den ersten drei „Maniac Cop“-Heulern kennen könnten. Daneben wurstete er sich auch durch so Zeugs wie „Cherry 2000“, „Beastmaster 2“ und wahrscheinlich durch einen Unfall durch das Stallone/Russell Vehikel „Tango & Cash“. Sein Yamashita macht nicht viel, außer rumzustehen, ab und zu ein bisschen zu grummeln und sich selbst und die gesamte kämpfende Zunft Asiens im Final Fight gehörig zu blamieren. Macht euch mal den Spaß und schaut euch in der Imdb an, wie der arme Junge heute aussieht, ihr werdet angenehm überrascht sein. Gerald Okamura (mit dem innovativen und schwer originellen Rollennamen Okamura) dürfte aus „The Octagon“, wo er von Chuck Norris verdroschen wurde, aus Mortal Kombat, wo ihm das gleiche mit Robin Shou passierte, oder aus Big Trouble in little China, wo Kurt Russell den Part des Verkloppers übernahm, bekannt sein. Angeblich betreibt der Kerl sein den 50er Jahren Kampfsport, was man ihm jedenfalls bei Samurai Cop nur schwerlich ansieht. Aber das schiebe ich nicht ihm in die Schuhe, wie sähe das denn aus, wenn der nominelle Held von jedem dahergelaufenen Penner in den Schatten gestellt wird? Jimmy Williams versaute sich sein Leben damit, in Flicks wie „Hollywood Chainsaw Hookers“ und „Terminal Force“ für Fred Olen Ray den Affen zu machen [toll, und über seine Rolle als Reporter in „Raging Bull“ sagt wieder mal keiner was… – der Lektor] und macht als Captain Roma eine fast schon passable Figur. Zwar ist seine Art, sagen wir mal, leidlich von Steve Kahan aus Lethal Weapon angelehnt, aber er tut wenigstens so, als sei er mehr als nur ein Stichwortgeber. Über den Rest der Truppe, allen voran dem Typen, der Frank gespielt hat (ich kann nicht so richtig nachvollziehen, welcher Name jetzt zu ihm gehört), diesem Hanswurst, bei dem es nicht mal für einen Eddie Murphy-Verschnitt gereicht hat, breiten wir mal einfach den Mantel des Schweigens, sonst werd ich noch ausfallend.

Nun haben schlechte Schauspieler es ja bekanntlich selten genug alleine geschafft, einen Film zu versauen. Die Technik hat ihrerseits genug damit zu tun gehabt, den letzten Rest Anspruch aus dem Film zu pressen wie den Saft aus einer überreifen Orange, bis nur noch klebriges Fruchtfleisch übrig war. Man kann am Endprodukt zwar erahnen, dass die Grundidee für das Drehbuch vielleicht gar nicht mal so übel gewesen sein könnte, aber durch die ewig lang ausgewalzten Dialoge, die alles sind, nur nicht unterhaltsam oder gar komisch, kommt zu keiner Zeit etwas auf, was man als Unterhaltung werten will. Zu den unkomischen Witzen kommt die gewissenhaft gepflegte Tradition des Plotholes. Wir erinnern uns: Die Bösewichter wollten am Anfang mit irgendwelchen Gangs verhandeln, dann aber doch nicht, dann waren die Gangs wichtig, dann doch wieder nicht. Dann war es für etwa 10 Sekunden ungeheuer wichtig, den Polizei-Captain zur Mitarbeit zu bewegen, dann wieder war das das falscheste, was man machen konnte. Ob das alles nur an der deutschen Fassung liegt oder schon im Original so hirnerweichend war, kann ich leider nicht feststellen, denn MiB spendiert uns nur den deutschen Ton. Und dass dieser nicht über das Niveau eines Hinterhofpornos hinausgeht, das wurde ja bereits dargebracht. Und auf die Debilität der gesprochenen Sätze… da komm ich gleich noch drauf zu sprechen.

Dazu kommt, dass die Herren Autoren schlicht und ergreifend nicht verstanden haben, wie man gewisse Effekte erzielt. Wenn ein Mel Gibson immer mal wieder zwischendurch von Frauen angeflirtet wird oder nur Blicke zugeworfen bekommt, dann versteht der Zuschauer: Aha, dieser Mann ist attraktiv und die Frauen mögen ihn. Wenn ein Matt Hannon ständig eine andere Frau auf die übelste Art und Weise angräbt (zu seinem Repertoire zählen Perlen der Spontaneität wie „Bist du öfter hier?“ oder „Willst du mit mir ausgehen?“) dann wirkt er vielleicht wie ein notgeiler Zuchthengst, aber nicht wie jemand, den man auch nur für eine Sekunde ernst nehmen kann, wenn es um Frauen geht. Und die Tatsache, dass der Samurai Cop mit dieser Masche auch noch landet… nein, ich will da gar nicht drüber nachdenken.

Seine Bemühungen fruchten, wie im Review selbst schon angesprochen, in zwei größer angelegten Rammelszenen, die von der Qualität ebenso gut im Nachprogramm auf Sat1 oder VOX laufen könnten. Peinliches Synthiegedudel, Gestöhne und ein bisschen geschlabber, aber nichts, was einen Seemann erschüttern könnte. Einzig die rothaarige Bösewichtin wälzt sich mit Yamashita nackig im Bett und man erhascht sogar einmal kurz den Blick auf Schamhaar. Das sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt und dient maximal dazu, zu diskutieren, inwiefern Nacktheit und „Gut sein“ diametral sein könnten. Erotik ist und bleibt etwas anderes. Alles, was in diesem Film mit Sex zu tun hat, ist hochgradig überflüssig.

Samurai Cop versteht sich als Action-, respektive Martial Arts-Film. Man kann ihm zugestehen: Action gibt es satt, die Frage ist aber, wie so oft, die jenige nach der Ausführung. Autojagden werden größtenteils dadurch gelöst, dass man erst stundenlang das eine Auto filmt, dann stundenlang das andere Auto, und die dann so lange abwechselnd schneitet und auf doppelter Geschwindigkeit abspielen lässt, bis die Illusion einer spannenden Jagd nahezu perfekt ist. Dieser Trick mit dem schneller laufen lassen wird auch gerne in den Prügelsequenzen angewendet, und da muss man sich ja mal echt fragen: Gabs denn keinen anderen Typen, den man von der nächst besten Sonnenbank zerren konnte? Hannon hat gar nichts, aber auch rein gar nichts drauf, was in Richtung Kampfsport gehen würde. Die paar Aktionen, die er zeigt, sind seltsame Griffe, und es sieht jedes Mal so aus, als würde er sich selbst eher die Arme dabei brechen als seinem Gegner. Dementsprechend muss sich Gerald Okamura, der ja doch einiges auf dem Kasten hat, bei seinem Kampf Mano a Mano zurückhalten. Robert Z’Dar muss es zum Glück nicht, denn das der nicht viel besser ist als Hannon glaub ich sofort. Hannon kann übrigens nicht nur nicht austeilen, ihm geht auch vollkommen das Talent für das ab, was im Wrestling „Selling the move“ genannt wird. Sprich: Die glaubwürdige Umsetzung eines Treffers.

Kommen wir zu den berühmten letzten Worten: Samurai Cop ist Schund, der sich aus tausend Quellen bedient, diese schamlos auswildert und sich nicht einmal die Mühe gibt, das zu verbergen. Ganz vorne weg wird Lethal Weapon abgekupfert, bis hin zu der Dreistigkeit, dass ein ganzer Plotpunkt nahezu unverändert übernommen wurde. Maniac Cop ist allgegenwärtig, sogar das Cover ist ein gnadenloser Diebstahl ohne Sinn und Verstand (weder Joe noch Frank trägt jemals eine Uniform). Die deutsche Syncho wurde mit einer Begeisterung vor die Wand gefahren, die einfach nur Angst macht, Technik, Schauspielkunst und alles andere sind erbärmlich. Tja, und genau das alles macht Samurai Cop zu einem perfekten Film für Trash-Partys. In gepflegter Runde mit Alkoholika nach Wahl und der richtigen Einstellung kommen die Dialogperlen so richtig zur Geltung, wenn Joe zu Frank sagt: „Frank, Peggy und Preston gehen vorne herum, du kommst mit mir nach hinten“, oder der Captain unsterbliches zu bieten hat, wie: „Ihr habt es noch immer nicht geschafft einen der Japaner lebend zu fassen. Also wenn ihr sie schon nicht lebendig bekommen könnt, dann bringt sie wenigstens um!“

Ich habe lange über die Bierwertung nachgedacht. Dass neun Bomben für die furchtbare Umsetzung gerade gut genug sind (wäre die Synchro auch nur einen deut besser, hätten es auch acht getan), war klar. Das Bier ist wirklich schwierig… wie gesagt: In der richtigen Runde kann der durchaus durch unfreiwillige Komik bestechen. Aber gut, ich habe seinerzeit auch Street Trash nicht unter Partytauglichkeit bewertet und so muss der Fairness halber auch Samurai Cop bluten. Zwei Biere für diesen grenzdebilen Bockmist.

(c) 2007 Ascalon


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 2


mm
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