Sam und Dave – Zwei Ballermänner auf Tauchstation

 
  • Deutscher Titel: Sam und Dave - Zwei Ballermänner auf Tauchstation
  • Original-Titel: National Lampoon's Last Resort
  • Alternative Titel: Last Resort |
  • Regie: Rafal Zielinski
  • Land: USA
  • Jahr: 1994
  • Darsteller:

    Sam Carver (Corey Feldman)
    Dave Eisenhower (Corey Haim)
    Sonja Heine (Maureen Flannigan)
    Alex (Demetra Hampton)
    Hemlock (Robert Mandan)
    Rex Carver (Geoffrey Lewis)
    Irv (Milton Selzer)
    Ida (Eda Reiss Merin)
    Norm (John William Young)
    Betty (Marji Martin)
    Bob (Chris Barnes)
    Rob (Tony Longo)
    Old Hermit (Zelda Rubinstein)
    Flash (Michael Ralph)
    Young Hemlock (Patrick Labyorteaux)
    Chef (Dominick Brascia)


Vorwort

Manchmal stösst man beim Durchblättern von Katalogen auf Filme, von denen noch nie ein denkender Mensch gehört hat, die aber interessant klingen. So ging es mir vor ein paar Jahren beim Stöbern in einem Laser-Video-File-Katalog. „National Lampoon´s Last Resort“ stand da, als Hauptdarsteller Corey Haim und Corey Feldman. Kurz zuvor hatte man sich ja allgemein bei „National Lampoon´s Loaded Weapon 1“ berechtigterweise totgelacht, die „Vacation“-Serie war auch noch in guter Erinnerung, also flugs den seinerzeitigen Laserdealer kontaktet und geordert. Ein paar Tage später kam dann das Paket und beim ersten Ansehen fiel die Kinnlade immer tiefer. „Last Resort“ ist zweifellos einer der seltsamsten Filme, die ich jemals gesehen habe.

Dabei muss das ganze prinzipiell mal nach ´ner guten Idee ausgesehen haben. Corey Haim und Corey Feldman, die ja ungefähr zehnmal zusammengespielt haben, waren auf dem besten Wege, sich zu einer Art Laurel-&-Hardy-Duo des Teeniefilms zu entwickeln („License to Drive“, dt. „Daddy´s Cadillac“, mag da als bestes Beispiel dienen), und das Zusammenspannen der beiden hatte sich schon des öfteren bewährt. Mit Rafal Zielinski wurde ein weitgehend unbekannter Regisseur angeheuert, der aber zwei Jahre später mit dem kontrovers aufgenommenen Killer-Thriller „Fun“ (dt. „Fun – ein Mordsspass“) mit Amanda Plummer zu internationalem Renommee kam. Die Alarmlampen angehen müssten aber beim Producer-Duo Ashok Amritraj und Damian Lee, sonst meist im fünftklassigen Horror-Bereich ansässig (man erinnere sich mit Schrecken an „Food of the Gods 2“). Augen zu und durch.


Inhalt

Nachdem man sich durch einen psychedelisch blinkenden Vorspann gekämpft hat, lernen wir unsere Helden kennen, Möchtegern-Casanova Sam Carver und Cyberpunker Dave Eisenhower, zwei Taugenichtse par excellance, die sich in einer üblen Frittenbude in Detroit ihre Dollars erarbeiten. Der seinen Tagträumen nachgehende Sam rettet eher versehentlich eine Kundin (die ihrer Notlage durch Hochhalten von Schildern wie „Help!“ und „I´m turning blue!“ Ausdruck verleiht) vor dem Ersticken, verursacht aber dadurch auch das Elektroschocken seines Chefs nebst nachfolgender Explosion des ganzen Ladens. Fazit: Job weg (da kann man die Arbeitgeberseite verstehen). In der trauten Wohngemeinschaft (hübsche Gags des Production Designers wie gemalte Strichzeichnungen als Fensterausblicke) geht man sich anschliessend ein wenig auf den Keks, da Sam weniger an Problemlösungen wie Mietzahlung interessiert ist als am hundertausendsten Ankucken eines alten Piratenfilms mit seinem Onkel Rex Carver als „Captain Morgan“ in der Hauptrolle.

Wir wechseln die Szenerie – auch Rex Carver, piratesk mit Stoffpapagei auf der Schulter, betrachtet versonnen sein Heldenepos, wird jedoch durch das Auftauchen seines alten Film-Erzfeindes Hemlock, der nie verwunden hat, dass er immer den Schurken spielen musste, empfindlich gestört. Der von seinen unterbelichteten Dummies begleitete, durch ein Kehlkopfmikro sprechende und versehentlich seinen Leguan erwürgende Hemlock verkündet Carver, dass sein Dasein als Hotelchef auf Treasure Island dem Ende entgegensteht, da Hemlock sich bei Carvers Bank eingekauft und für eine Streichung der Kredite stark gemacht habe. Eine halbe Million Dollar will Hemlock rüberschieben, wenn Carver freiwillig verkauft. Selbstverständlich lehnt unser aufrechter Filmpirat ab.

Zurück nach Detroit, wo Sam und Dave (!, das sei mal angemerkt) gerade zwangsgeräumt werden. Sam hat nämlich den Mietscheck als Merkzettel für eine Telefonnummer verwendet. Da trifft es sich gut, dass Rex Carver seinen Neffen als Tauchlehrer im Resort-Hotel auf Treasure Island anheuern will. Ein kleines magisches Rauchbömbchen von einer Pennerin versetzt Sam, Dave und die Spenderin des Zauberspielzeugs direktemang nach Treasure Island, dem Paradies der Papp-Palmen, fliegenden Buicks und Ameisenbären und Sonja Heine (!!), offizielle Inselgöttin und Rex Carvers bezahlte Sklavin – unsterbliche Liebe zwischen Sonja und Dave entflammt auf den allerersten Blick.

Mit anderen Neuankömmlingen auf Treasure Island, so einer Familie „Morgies“, sprich Captain-Morgan-Fans, erreicht man das Hotel. Rex Carver, leicht ausgeklinkt und in seiner Captain-Morgan-Rolle lebend, hält Sam und Dave dank Sams blumigen Briefschilderungen für CIA-Agenten und Navy-SEALs und daher für bestens geeignet, den angeblich irgendwo auf Treasure Island verbuddelten Schatz zu heben und damit die finanziellen Probleme des Hotels ein für allemal zu lösen. Schon allein durch die Aussicht, Sonja zu erobern, klinkt sich Dave in die Lügengeschichte ein. Sehr zum Ärger von Hemlock, der per Wanze mithört und seine Dumpfbacken-Schläger auf die vermeintlichen Agenten ansetzt. Die allerdings schaden sich erst einmal selbst und outen sich als die unfähigsten Tauchlehrer aller Zeiten. Sonja und auch Hemlock halten die Tarnung der Agenten für echt gelungen. Sam muss sich damit auseinandersetzen, dass ihm sein Onkel eröffnet, ihn über die Planke gehen zu lassen, findet er den Schatz nicht. Beim Tauchgang (grandiose Unterwasseraufnahmen – not!) wird zwar das Grab von Jimmy Hoffa und eine entzückende Meerjungfrau gefunden, die Sam umgehend einpackt (im wahrsten Sinne des Wortes), aber keinen Schatz. Zudem katapultiert sich Dave zum zweiten Mal in eine erdnahe Umlaufbahn – damit ist dann auch die schönste Tarnung endgültig aufgeflogen – Sonja stellt Sam und Dave bloss, die gramgebeugt zugeben müssen, mit dem Geheimdienst nun auch wirklich gar nichts am Hut zu halten. Während Sam die Abreise mit der Meerjungfrau im Gepäck plant, setzt bei Dave so etwas wie gesunder Menschenverstand ein, zum ersten Mal in seinem Leben. Er will dem Hotel tatsächlich helfen und studiert die Inselgeschichte.
Hemlock, der für seine Jungs auch mal gerne den Hitler gibt, greift währenddessen zu einem perfiden Mittel,

um die vermeintlichen Agenten endgültig zu beseitigen, nachdem seine Handlanger schmählich gescheitert sind – er setzt die attraktive Schauspielerin Alex auf Sam an und da trifft er natürlich genau zwischen die Beine, äh, Augen. Die kommt nämlich gleich zur Sache und will Sam „privat“ sprechen, z.B. „in deinen Hosen“. Sam ist selbstverständlich Feuer und Flamme. Alex überredet Sam, in ein obskures Vertragswerk mit Hemlock einzuwilligen, dass Rex kurzfristig 300000 Dollar einbringen würde und verspricht dafür baldigen Beischlaf. Rex muss das Vertragswerk nur unterschreiben. Dies gelingt Sam und Dave nur mit Hilfe eines Tricks, indem sie dem alten Piraten dessen Lieblingsszene, die Kapitulation seines Film-Erzfeindes Montgomery (seinerzeit von Hemlock gespielt) vorspielen. Gleichzeitig sabotieren Hemlocks Gehilfe die Insel (durch Aufstellen von „Willkommen auf dem irakischen Atombombentestgelände“ etc.), so dass die Kohle wie gerufen kommt. Alle sind glücklich, bis auf Sam, denn Alex hat sich prompt nach Unterzeichnung verdünnisiert, ohne den versprochenen Sex… womit wieder einmal bewiesen wäre, dass uns die Weiber doch immer linken, nicht wahr, Jungs?

Doch Hemlock demonstriert Alex, was er mit der Insel vor hat – eine riesige Giftmüllfabrik soll dort entstehen. Und prompt taucht Hemlocks Anwalt auf und verkündet die frohe Botschaft. Sonja schwört Dave erst einmal wieder ab, um sich im Heul-Tempel zu verausgaben, Sam seinerseits schwört zukünftig nur noch die Wahrheit zu sagen und schenkt seinem Onkel reinen Wein ein. Der jedoch verblüfft unsere Freunde, denn der alte Herr ist durchaus im Bilde über das, was vor sich geht und beauftragt Sam und Dave, die er trotz Kenntnis ihres wahren Lebenslaufs zu sich gerufen hat, damit sie sich beweisen können, ein Schlupfloch im Vertragswerk zu finden.
Doch es gibt keins – bis Alex auftaucht. Die ist nämlich etwas erzürnt auf Hemlock, weil der ihre Gage gekürzt hat und verkündet die einzige Möglichkeit, Hemlock an der Übernahme der Insel zu hindern, man muss schlicht und einfach sein „Darlehen“ sofort zurückzahlen. Das geht nur mit Hilfe des vergrabenen Schatzes, und von dem hat Rex doch tatsächlich eine Karte. Am nächsten Morgen geht die Gruppe auf die Pirsch, minus Sam, der von Alex über die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit beansprucht wurde, plus Hemlock & Konsorten, die den Schatzsuchern immer auf den Fersen sind. Den Schlüssel zum Schatz hält die alte Einsiedlerin (Poltergeist-Exorzistin Zelda Rubinstein herself), die drei Prüfungen für die Helden bereithält, aber auch für die Fieslinge. Willkommen zur Spielshow „Three Tests of Valour“. Die erste Runde, Tag-Team-Tanzen, geht an Hemlocks Mannschaft, die zweite Runde, das Ratespiel, gewinnt der hinzugerufene Sam. Die dritte Runde, den spirituellen Test, verkörpert in Messung der Männlichkeiten, geht aufgrund der enormen Potenz von Hotelbusfahrer Flash, wieder an die guten Jungs & Mädels. Die haben aber nicht viel davon, denn Hemlock ist ein Scheissverlierer, erschiesst die Eremitin und buddelt den Schatz (der friedlich am Strand unter einem Schild „Schatz hier“ ruht) aus. Vor Öffnung der Truhe jedoch fordert Rex seinen alten Erzfeind zum Duell, allgemeine Fechtkampfhandlungen brechen aus, aus denen Hemlock als Sieger hervorgeht, bis Computerwhizz Dave Hemlocks Kehlkopfmikro manipuliert und der arme Schurke nur noch mit einer unwürdigen Piepsstimme sprechen kann, was Kapitulation bedeutet. Nun wird die Schatztruhe geöffnet, die enthält jedoch nur Filmrollen, aber die haben´s in sich, handelt es sich doch um die letzte verbliebene Kopie von „Aces of the Sky“, dem einzigen Film, in dem Hemlock den Helden spielen durfte. Übermannt von Gefühlen willigt Hemlock in den Tausch Insel gegen Film ein und veranstaltet fortan Heimkinoabende für seine Spiessgesellen, während Sam und Alex bzw. Dave und Sonja sowie Carver und Meerjungfrau einer unbeschwerten Zukunft entgegensehen, begleitet von den Klängen der Reggae-Kapelle Dread Zeppelin…The Happy End.

„National Lampoon“ ist bekanntlich neben „MAD“ das zweite grosse Satiremagazin in den Staaten, spielte aber immer schon in der zweiten Liga, nur in der Filmbranche waren die Lampooner mit den oben erwähnten Beispielen und dem frühen Belushi-Vehikel „Animal House“ schon immer aktiver. „Last Resort“ allerdings blieb nicht nur ein Kinostart weitgehend, sondern auch jegliche Popularität ausgiebig erspart. Nicht mal der Maltin Movie Guide kennt den Streifen und über den grossen Teich kam er schon gar nicht, in der (fast) allwissenden Internet Movie Database hat er sich unter den schlechtesten Filmen aller Zeiten immerhin auf Platz 100 verewigt – kann man irgendwie auch verstehen, irgendwie… overall ist „Last Resort“ ziemlich anstrengend, da von einem Plot so richtig nicht die Rede sein kann, und sich das ganze Dargebotene schnell in einzelne mehr oder weniger amüsanten Episoden auflöst, grösstenteils eher zusammenhanglos präsentiert. Es herrschte wohl allgemein die Meinung vor, die beiden Coreys (sympathisch wie immer) werden´s schon richten. Beide bemühen sich auch nach Kräften, aber alleine schaffen sie´s dann doch nicht. Das mag daran liegen, dass die weibliche Fraktion der Darstellerriege zwar durch die Bank formidabel aussieht, ihr aber nicht viel ferner liegt als Schauspielern, besonders Demetra Hampton. Geoffrey Lewis und Robert Mandan sind auch eher ermüdend, wenngleich man sich bei Mandan wenigstens die Mühe gemacht hat, ihm einen running gag zu widmen, in jeder Einspielung aus seinem Schurkenhauptquartier gibt er einen anderen Übeltäter zum besten, von Hitler über Bond-Fiesling bis zu Graf Dracula persönlich. Dabei schleichen sich allerdings einige unnötige Geschmacklosigkeiten ein, die in den harmlosen Comedy-Spass so gar nicht passen wollen, neben der hierzulande immer auffälligen Nazi-Thematisierung gibt´s einen Hauch von Folter und das Aussaugen einer Frau per Halskanüle (natürlich nicht splattrig) – genauso wie es irgendwie nicht in den Film passt, dass Mandan die Rubinstein einfach abknallt. Nette Hintergrundgags wie das bewusst billige Production Design oder Seitenhiebe auf „Trekkies“ und einige witzige Dialoge (Sam: „I think therefore I am.“ – Sonja: „No, you´re not.“) werten den Amüsemang-Faktor aber wieder auf. Weitere Indizien für die Intention des Film sind das gelegentliche Direkt-in-die-Kamera-sprechen und Bezugnahmen auf den Soundtrack. Trotzdem, ein richtiger Film wird irgendwie nicht draus, es gibt einige wirklich überraschende Lacher, aber auch Längen, die „klassischen Filmausschnitte“ hätte man etwas origineller (und authentischer) gestalten können, wenngleich das Acting in diesen Schwarz-weiss-Schnipseln wirklich beabsichtigt grottenschlecht ist.

Technische Mankos lassen sich nicht ausmachen – alles, was man irgendwie als Goof bezeichnen könnte (Bauten, Tricks, Kostüme etc.) ist völlig beabsichtigt, etwa wie im legendären ersten Killertomaten-Film („Attack of the Killer Tomatoes“, irgendwann auch hier) – wer sich also auf „Last Resort“ einlassen will, darf unter keinen Umständen irgendwie ernsthaft an den Streifen herangehen (man kann ja bekanntlich auch an eine Komödie ernsthaft rangehen, oder will das jemand hier bezweifeln?). Ein bisschen Neigung zum Sadomasochismus muss vorhanden sein, und die Fähigkeit, sich auf ein derart beabsichtigtes niedriges Niveau herabzubegeben, dann kann man mit dem Filmchen allerdings durchaus seinen Spass haben, so langweilig wie mancher auf Spannung getrimmte Horror-Trash ist´s auf keinen Fall, der Film ist halt nur reichlich eigen und sicher nicht jedermann´s Sache, wer eine Parodie a la „Loaded Weapon“ oder „Spy Hard“ erwartet, wird bitter enttäuscht werden, aber wem die Killertomaten gefallen haben, der sollte an „Last Resort“ seine Freude haben können. Als Partyfilm durchaus nicht ungeeignet, mit hörbarem Reggae-Soundtrack. Die grösste Überraschung daran bleibt allerdings, dass Regisseur Rafal Zielinksi, der sich sicher nicht für grössere Aufgaben empfahl, zwei Jahre später der oben angesprochenen Schocker „Fun“ gelang, Torheit schützt vor Lernfähigkeit offenbar nicht…

(c) 2000 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 6


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments