Sadomona – Insel der teuflischen Frauen

 
  • Deutscher Titel: Sadomona - Insel der teuflischen Frauen
  • Original-Titel: Policewomen
  • Alternative Titel: Police Women | Police Woman | The Insiders |
  • Regie: Lee Frost
  • Land: USA
  • Jahr: 1974
  • Darsteller:

    Sondra Currie (Lacy Bond)
    Tony Young (Frank Mitchell)
    Jean Bell (Pam)
    Laurie Rose (Janette)
    William Smith (Karate Teacher)
    Richard Schuyler (Pete Peterson)
    Eileen Saki (Kim)
    Steven Stewart (Fenwick)


Vorwort

Es ist mal wieder Donnerstag, und damit Zeit für die Vorbesprechung des angehenden SchleFaZ. Der schöne deutsche SADOMONA – INSEL DER TEUFLISCHEN FRAUEN erinnert mich ein wenig an Francos SADOMANIA – HÖLLE DER LUST, einen seiner schön schmierigen Frauenknastfilme mit Vorliebe für genitalen Wildwuchs. Abgekupfert kann der Titel jedoch nicht sein, da jener erst 4 Jahre später hier in die Kinos kam. Außerdem begeben wir uns hier auf die andere Seite der Medaille, die sich als glänzende Polizeimarke präsentiert – von den hinter Gittern eingepferchten Frauen zu eben denen jenigen, die sie dort hin verfrachtet haben. Dieses im Original POLICEWOMEN betitelte Werk, das sicherlich einen realistischen, einfühlsamen Blick auf die Arbeitswelt amerikanischer Polizistinnen in den 70ern wirft, stammt von niemand geringeren als Hollywoods Vorzeige-Schmierfink Lee Frost, der sich noch mit jedem Trend auszutoben wusste. Also klären wir mal im Vorfeld ab, ob sich ein Ausflug zu den Herren Kalkofe und Rütten eventuell lohnen könnte.


Inhalt

Zum Start des Films geht es aber dann doch erst einmal in den Frauenknast, zu den ganz bösen Mädchen. Hier bahnt sich nämlich ein Aufruhr an, in dessen chaotischer Ummantelung drei der feminin-aggressiven Delinquentinnen sich das Büro der Aufseher absetzen können. Doch schon als die Riots beginnen, kann sich eine Wärterin hervortun, die sich mittels von Schlägen und Tritten, die entfernt an Kampfsporttechniken erinnern, gegen viele der revoltierenden Häftlinginnen durchsetzen kann – und ihr Name ist Bond, Lacy Bond! Derweil die drei angehenden Ausbrecherinnen im Büro dort verstaute Klamotten wechseln und sich mit Ausbruchsutensilien eindecken (das riecht nach einem echten Plan), versammelt sich vor der Tür die schwer bewaffnete und vor allem männliche Verstärkung. Allerdings weisen die Rauchgranaten, die unsere flügge zu werden drohenden Gesetzesübertreterinnen ihnen vor die Füße werfen, sie in die Schranken, denn die Mädels haben natürlich vorgesorgt und Gasmasken angelegt. Doch sie haben nicht mit unserer asskickin‘ und nie aufgebenden Lacy Bond gerechnet! Die schleppt sich auf allen Vieren voran und die Treppe hoch, bis zum Dach, wo die flüchtenden Missetäterinnen ein Gitter aus der Verankerung sprengen und sich nacheinander abseilen. Die letzte von ihnen kann die nun wieder aufrecht stehende Heroine noch erwischen und außer Gefecht setzen, die anderen beiden sind da schon über alle Berge. Aber besser als gar nichts, gelle?

Keine gute Tat bleibt ungesühnt, wie wir alle wissen, und so wird Lacy Bond am nächsten Tag zum Rapport bei ihrem Vorgesetzten Inspektor Martell bestellt. Doch statt Schelte für ihre halsbrecherische Aktion erwartet sie ein Spezialauftrag. Denn die kalifornische Küste wird von einer Welle des Verbrechens heimgesucht, die, oh Schreck!, von einer Gangs von Weibsens begangen wird. Nun sucht man nach einer taffen Frau, die sich dort einschleust, um die Bande von innen heraus zerschlagen zu können. Die zwei Ermittler, die den Fall derzeit untersuchen, der zurückhaltend-besonnene Lt. Frank und sein älterer, übergewichtiger Chauvi-Partner Pete Peterson, sind noch nicht so sehr von Lacys Eignung überzeugt, obwohl ihre Empfehlung durch die Ergreifung zumindest einer Flüchtigen unter Schwerstbedingungen recht ausschlagskräftig gewesen ist. Als gelernte Schließerin muss sie dazu erst noch auf die Polizei-Akademie (was, wie wir wissen, kein großes Hindernis sein dürfte). Auf dem Schießstand offenbart sich schon das Problem, dass sie zielsicher an den non-letalen Trefferzone vorbei nur den Kopfbereich der Zielscheibe unter Beschuss nimmt. Danach entpuppt sie sich noch als üble Raserin. In der Sporthalle steht die mit gut 1,60 m zierlich gewachsene Lacy schließlich vor einem fast 1,90 m großen Problem, das auf den Namen William Smith hört, der hier den Karatelehrer gibt. Der schmeißt die energische junge Frau erst einmal amüsiert über die Matte, was vor allem Peterson mit hämischen Lachen quittiert. Doch dann zeigt sie dem Macho, wo der Frosch die Locken hat. Zum Abschluss gibt es für Ms. Bond schließlich noch ein paar schöne Gimmicks aus der Q-Branch des Departements, etwa einen Schminkspiegelspiegel mit Funkgerät, doch dann heißt es: School‘s over!

Bevor es jetzt aber undercover gehen kann, führen die Kollegen sie erst einmal netterweise in den Fall ein. Seit einiger Zeit beobachtet man(n) eine junge Frau namens Susan, die im Verdacht steht, als Schmugglerin für die Bande böser Nicht-Buben tätig zu sein. Als man(n) sie (nicht sehr) unauffällig vor ihrem Haus observiert, schöpft sie aber Verdacht und ergreift die Flucht. Lacy schaltet schnell und düst im Auto hinterher. Eine wilde Verfolgungsjagd entwickelt sich, an deren Ende sich aber die einzige Spur zu der verbrecherischen Organisation junger, krimineller Frauen am Grund einer Schlucht brennend in Ruß und Rauch auflöst. Statt neue Ansätze zu eruieren, will Peterson die Schuld dafür auf Lacy schieben, die das Beweisstück durch ihre halsbrecherische Aktion in den Unfalltod getrieben habe. Dass der ganze Schlamassel aber damit angefangen hat, weil er mit Frank die Einzelheiten ihres nächsten Lunches ausdiskutieren musste, versucht er dabei nonchalant unter den Teppich zu kehren.

Derweil erfährt an anderer Stelle der Kopf der Genossenschaft gleichgeschlechtlicher Gewalttäterinnen vom Tode Susans, der auch materielle Verluste nach sich zog. Angeführt werden die verbrecherischen Feministinnen von der 70-jährigen Mama, die den Haufen mit Hilfe ihres geistig minderbemittelten Muskelberges von Sohn, Fenwick gerufen, unter Kontrolle hält. She’s not amused, da macht auch das Zählen von Bergen von Geld plötzlich nur noch halb so viel Spaß. Da gutes Personal schwer zu finden ist (also scheinbar selbst unter naiven wie merkbefreiten Bikini-Girls, die zumindest im Sommer eigentlich jeden kalifornischen Strand fluten sollten), werden zwei Frauen als Verstärkung bei ihr vorstellig, die uns bekannt vorkommen könnten – es handelt sich hierbei um die beiden Ausbrecherinnen Pam und Jeanette. Nachdem die dunkelhäutige und dem entsprechenden Klischee nach mit einer Afro-Turmfrisur ausgestattete Pam sich in einem Catfight mit der asiatisch anmutenden Kim (die natürlich Kampfsport „beherrscht“) durchsetzen kann, ist man, oder eher gesagt frau, in der Runde aufgenommen. Und ich greife hier wohl nicht zu weit vor, wenn ich kackfrech andeute, dass das für unser Undercover-Woman späteren Ärger bedeuten könnte.

Lacy ihrerseits hat es sich mit Frank erst einmal irgendwo an der kalifornischen Küste gemütlich gemacht, immer wachsamen Auges suchend nach einer guten Gelegenheit, sich der diebischen Bande weiblichen Gesindels (die wir bis zu diesem Zeitpunkt bei keiner einzigen Straftat, abgesehen rücksichtslosen und zu schnellen Fahrens im Falle der nun verstorbenen Susan, beobachten durften) anzuschließen. Aber dazu müsste man erst einmal wissen, wo diese nun anzutreffen wären (die einzige Spur parkt ja inzwischen mit ihrem ausgebrannten Fahrzeug in irgendeiner Schlucht oder eben schon auf dem Schrottplatz). Wird Lacy die lokale Bedrohung der fiesen Weibsens rechtzeitig abwehren können? Wird Frank sich damit abfinden, dass seine neue Bettgefährtin nun ihn fickt, statt anders herum? Und vor allem, wird Fenwick nach dem Tode Susans jemals eine neue Liebe finden? Fragen, die es zu klären gilt…

Besprechung

Ja, die seligen 70er-Jahre! Das Jahrzehnt erfreute uns mit Schlaghosen, den Depressionen des gescheiterten Hippietums, schwer verdaulichem Krautrock der Marke Faust und natürlich dem heute unter Fans wieder angesagtem Grindhouse-Kino mit seinen mannigfaltigen Ausprägungen des Exploitationfilms. Vor allem durch den Blaxploitationfilm kamen junge, weibliche (und natürlich auch attraktive) Heldinnen wie Foxy, Coffy und Cleopatra in Mode, zudem schickte einer unserer allerliebsten Schundfilmer, Ted V. Mikels (1929-2016), ein erstes KOMMANDO DER FRAUEN (1973) in die Kinos. Da war auch die Zeit für die erste taffe Polizistin gekommen, und 1974 enterte POLICEWOMEN (eigentlich ein unsinniger Titel, falsche Rechtschreibung und es kommt eben nur EINE Polizistin vor) die nordamerikanischen Lichtspielhäuser. In Deutschland brauchte es dafür natürlich einen griffigeren Namen, der einem vom Plakat herunter in die Augen springt, um sie einem quasi herauszureißen und in die Augenhöhlen… ähm, also es brauchte das gewisse Etwas, dieses Marktschreierische, dass die Leute hierzulande in die Kinos zog und so taufte der Verleih Jugendfilm (auch ein schöner Name für einen Filmverleih, der u.a. Ruggero Deodatos berüchtigten NACKT & ZERFLEISCHT kofinanzierte) dieses emanzipatorische Wunderwerk nun in SADOMONA – INSEL DER TEUFLISCHEN FRAUEN um. Das geht dann komplett an der Sache vorbei – es gibt keine Insel des Namens „Sadomona“ (eher Catalina vor der Küste Kaliforniens) und so sehr teuflisch kommt die kriminelle Weiblichkeit hier auch nicht rüber –, aber was soll’s, es soll keinen Sinn ergeben, es soll sich verkaufen. Gleiches gilt bestimmt auch für die deutsche Synchronisation des Films, denn damals war man der festen Überzeugung, dass das Wichtigste an solchen Filmen eben der Spaßfaktor sein sollte (eine gar nicht mal so verkehrte Ansicht mMn), weswegen die Synchro-Arbeiten oftmals flapsiger und überladener mit kuriosem Straßenjargon angefüllt, als es im O-Ton der Fall war. Auch die letztjährig erschienene deutsche Uncut-DVD wirbt mit „den beliebten Synchronstimmen von EVA KINSKI, RAINER SCHÖNE, WOLFGANG HESS und NORBERT GASTELL“. Da nicht teuer, hätte ich mir diese zur Besprechung auch gerne angeeignet, wäre nicht im Eintrag der OFDb dazu nachzulesen, dass beide Tonspuren, deutsche wie englische, deutlich asynchron seien. Und das wollte ich mir nun auch nicht antun und griff daher leihweise zu einem etwas abgegriffenen US-amerikanischen Produkt, leider im schnöden Vollbild-Format.

Aber da tat der Freude an dem Werk keinen Abbruch. Denn auch Lee Frost (1935-2007) war jemand, der den Spaß an der Sache schätzte, und so treibt er zumindest die einzelnen Szenen von SADOMONA – INSEL DER TEUFLISCHEN FRAUEN (ich bleibe einfach mal beim geil reißerischen deutschen Titel) flott und vor allem unterhaltsam voran. Das fängt schon damit an, dass er seine Heldin allen Ernstes beim Gefängnisausbruch in mehreren Einstellungen zuerst keuchend über den Flur und dann die Treppe hinauf kriechend zeigt. Das ist schon deshalb sehr lustig, weil es den Anschein hat, dass ihre Beine durch das Gas gelähmt wären, da sie diese schlaff hinter sich her zieht. Generell platziert der Regisseur in fast jeder Szene irgendwelche Unglaublichkeiten oder überzogene Klischees oder zumindest jemanden, der das Geschehen mit dummen Sprüchen kommentiert (am Anfang ist dies vorzugsweise der alternde Chauvi-Polizist Pete Peterson). Auf dem Schießstand trennt Ms. Bond rigoros den Körper der Zielscheiben mit gezielten Schüssen aus der Schrotflinte vom Kopf, bringt ihren Wagen bei der Fahrprüfung mit quietschenden Reifen keinen halben Meter vor ihren männlichen Kollegen zum Stehen und darf sich im Karate-Outfit mit niemand geringeren als William Smith messen, dem sie, nach anfänglichen, unfreiwilligen Flugeinlagen, durch einen Tritt in die Eier zur Räson bringt (anschließend präsentiert uns Frost Passagen des kurzen Kampfes tatsächlich hochgespeedet, was darauf schließen lässt, dass Hauptdarstellerin Sondra Currie nicht in der Lage war, die einstudierten Choreographien in normaler Geschwindigkeit abzuspulen). Das stimmt schön auf die Abenteuer von Lacy Bond ein, deren Nachname natürlich nicht rein zufällig gewählt ist. Sie ist die starke Heldin mit einem Augenzwinkern, und so ist auch der Vorspann, der nach dem Gefängnisausbruch platziert wurde, eine Hommage an eben die entsprechenden Einstiege in die Abenteuer eines gewissen Doppelnull-Agenten.

Doch die wahren Probleme von SADOMONA – INSEL DER TEUFLISCHEN FRAUEN als richtiger Film, zu einer guten Parodie oder einer schlichten Nummernrevue fehlen ihm eben die Gagdichte und entsprechend talentierte Darsteller, treten erst hiernach zutage. Denn das Drehbuch stolpert im Folgenden von Szene zu Szene und findet einfach keinen Zugriff zur eigentlichen Story: dem Undercover-Einsatz. Der beginnt nämlich erst nach geschlagenen 70 Minuten. Bis dahin wohnen wir der erwähnten Verfolgungsjagd bei, einigen Gesprächen unter den Polizisten wie unter den bösen Mädchen und ihrer alternden Chefin, etwas Observierungsarbeit, den Turteleien zwischen Lacy und Frank (inkl. einer Bettszene, für die sich Sondra Currie zwar nackig macht, sich dann aber alles unter dem Laken abspielt, und davor schlendern sie im Ort rum, essen Eis, fahren Boot, reiten, flirten und lachen) sowie einer Klopperei der beiden mit einigen Handlangerinnen von Mama auf einem Boot (natürlich wird er niedergeprügelt und sie muss das ausbügeln; lustig ist auch, dass Lacy und Frank sich extra für die Bootsfahrt normale Klamotten anziehen, weil es auf See zu kalt wäre, wogegen die Henchwomen von Mama immer noch im Bikini rumturnen müssen). Das ist alles recht unterhaltsam anzusehen und hier und da noch mit einigen durchaus witzigen Dialogen unterfüttert, kann aber nicht vollends davon ablenken, dass man eigentlich die ganze Zeit darauf wartet, dass endlich die Operation Undercover Bond (so nenne ich das jetzt mal) losgeht. Bis sie endlich in der Organisation ankommt, wo sie erst einmal brutal von Sohnemann Fenwick verhört wird, eine überraschende Entdeckung machen muss und mit neuer Freundin zum finalen Coup der Bande aufbricht, vergeht viel zu viel Zeit. Und das alles wird dann auch zu schnell und eher unspektakulär über die Bühne gebracht. Auch das verbrecherische Syndikat wirkt über weite Strecken eben wenig verbrecherisch – wir sehen einen Catfight, die fluchende alte Lady und wie eine der Frauen sich an den, viel Muskel mit wenig Hirn-Typen, Fenwick, der wohl heimlich mit Susan liiert war, ranschmeißt und abblitzt. Die Sache mit den beiden Ausbrecherinnen ist natürlich von vornherein klar offensichtlich, wird aber auch, husch-husch, aufgelöst, wenn es soweit ist. Frost war sich wohl durchaus bewusst, dass die ganzen Ermittlungen ziemlich auf der Stelle treten, weil ihm keine zündende Idee kam, wie er Lacy früher in die Bande einbringen und wie sie sich da die Zeit vertreiben könnte, weshalb auch in den Dialogen immer wieder darauf angespielt wird, dass man kaum einen richtigen Ansatz oder gar Plan hat. Zumindest konzentrierte er sich in SADOMONA – INSEL DER TEUFLISCHEN FRAUEN auf das, was sein Publikum mutmaßlich sehen wollte, nämlich eine Frau mit kesser Lippe und halbnackte Bikini-Schönheiten im Catfight-Modus. Und da Frost nicht bekannt dafür war, halbe Sachen zu machen, ist Lacy Bond natürlich die hellste, die schnellste und die schlagkräftiges und nahezu alle Männer erscheinen, ganz in Tradition von etwa Andy Sidaris‘ STACY – BLOND, SCHNELL UND TÖDLICH (1973) oder Jim Wynorskis Debütfilm DREI ENGEL AUF DER TODESINSEL (1985), wie hirnamputierte, gerne auch gewalttätige Idioten oder devotes Lustspielzeug. Allerdings halte ich genannte Beispiele dann doch für insgesamt gelungenere Vertreter ihrer Spezies Film.

Hauptdarstellerin Sondra Currie gibt sich jedenfalls größte Mühe, ihrer taffen Figur mit ihrem berühmten Nachnamen einigermaßen gerecht zu werden, auch wenn dies gerade bei den Kampfsporteinlagen eindeutig nicht gelingt. Dafür bringt sie lächelnd und mit einem flotten Spruch bewaffnet ihre männlichen Kollegen immer wieder mal in Verlegenheit. Davor und danach tingelte sie als Nebendarstellerin durch die üblichen US-Serien, passenderweise auch MIT MAKE-UP UND PISTOLEN, und spielte in den 2000ern in allen drei HANGOVER-Filmen mit (ich hab nur den ersten gesehen und kann mich, abseits von Mike Tyson und dem Tiger, an eigentlich fast gar nichts mehr davon erinnern). Ihren Kollegen und Love Interest Frank gibt Tony Young zwischen cool und distanziert bis schlicht gelangweilt und griesgrämig. Das ist etwas schade, eine bessere Chemie hätte der Bildschirmromanze wahrscheinlich etwas mehr Dynamik gebracht. Lustigerweise heirateten die beiden zwei Jahre später im echten Leben. Die große Liebe hätte ich hier auf der Leinwand nicht prognostiziert. Young stand schon für Lee Frost bei CHROM UND HEISSES LEDER (zusammen mit William Smith und Schmusesänger Marvin Gaye) vor der Kamera, hatte kleiner werdende Nebenrollen in John Flynns guten, aber eher ziellosen Gangsterfilm REVOLTE IN DER UNTERWELT (1973), GUYANA – KULT DER VERDAMMTEN (1979) um das Jonestown-Massaker und TUFF TURF (1985, und btw. einer der geilsten Filmtitel der 80er). Dick Schuyler gibt als Quatschkopf Pete Peterson den altmodischen Chauvi vom Dienst und darf blöde Kommentare geben oder doof aus der Wäsche gucken, was gut klappt und für einige Schmunzler sorgt. Er hat wenige andere Filme gedreht und ist darin nicht groß aufgefallen, war aber auch am Dreh zu Lee Frosts THE BLACK GESTAPO (1975) beteiligt. Besonders markant ist noch der Auftritt von William Smith (1933-2021), der seinen Bitpart als Karatelehrer souverän meistert. Erst wirft er die Heldin gut gelaunt durch die Gegend, um sich dann von ihr, schlecht choreographiert, verprügeln zu lassen, wonach er über eine geplatzte Lippe und einen herausgeschlagenen Zahn jammern darf. Smith hab ich sowieso immer gerne gesehen, auch wenn er meist nur kleinere Parts als Bösewicht in B-Filmen und TV-Serien gespielt hat. Seine beste Zeit hatte er wohl, als die Bikerfilme im Trend lagen, von denen er einige drehte, neben Frosts bereits erwähnten (und eher vernachlässigenswerten) CHROM UND HEISSES LEDER (1971) u.a. C.C. AND COMPANY (1970) mit Football-Star Joe Namath und RUN, ANGEL, RUN! (1969) von Jack Starrett. In SEVEN – DIE SUPERPROFIS (1979) von Andy Sidaris und FAST COMPANY (1979) von David Cronenberg durfte er auch mal den Guten geben.

Lee Frost (1935-2007) exploitete damals so ziemlich alles, was nicht bis drei auf dem Baum war – er blacksploitete (THE BLACK GESTAPO), er sexploitete (seinen SLAVES IN CAGES hab ich, natürlich per Google-Suche, letzt erst auf einer bekannten Fick-Schnipsel-Plattform mit einem kleinen, niedlichen Haustier im Namen gefunden; zwar wohl nur eine miese VHS-Kopie, aber immerhin), er naziploitete (LOVE CAMP 7), er bikerploitete (der schon mehrfach erwähnte CHROM UND HEISSES LEDER, der allerdings zu seinen zahmsten Werken zählt, vielleicht auch aufgrund der Tatsache, das mit Marvin Gaye ein populärer Sänger beteiligt war, dessen Image nicht zu stark angekratzt werden sollte) und er machte auch in WiP (CHAIN GANG WOMEN) und Mondo (MONDO BIZARRO). Als umtriebiger Filmemacher für verschiedene Produktionsfirmen und Genres war Frost häufig unter Pseudonymen unterwegs. Gerade in den 60er-Jahren, als er sehr produktiv war, konnte ein Name schnell durch ebensolche „Schundprodukte“, wie er sie fabrizierte, besudelt werden. Bekannt ist er hierzulande wohl am meisten mit dem Sex-Western HEISSE SPOREN (1968) und dem kruden SF-Film DAS DING MIT DEN ZWEI KÖPFEN (1972), von denen einer zu Oscar-Gewinner Ray Milland gehörte. Mit seinem stetigen Mitstreiter Wes Bishop schrieb er auch das Drehbuch zum Semi-Klassiker VIER IM RASENDEN SARG (1975) mit Peter Fonda und Warren Oates.

Eine Empfehlung für eine Veröffentlichung von SADOMONA – INSEL DER TEUFLISCHEN FRAUEN kann ich nur schwerlich, oder eher gar nicht aussprechen. Die deutsche DVD ist ungekürzt (fürs Kino wurde der Film seinerzeit um 10 Minuten gestrafft und war von 1983-2008 sogar die üblichen 25 Jahre indiziert), hat aber wohl, wie schon erwähnt, das Problem, dass der Ton nicht synchron läuft. Die alte US-DVD ist auch nicht das wahre, auch wenn Bild (abgesehen vom beschnittenen Vollbild) und Ton halbwegs in Ordnung sind. Eine neuere Ausgabe von BFI (auch Code 1) ist scheinbar kaum noch zu bekommen. Aber vielleicht verirrt sich der Film, hoffentlich mit synchron anliegender, deutscher Tonspur, nach der Ausstrahlung in die Mediathek von SchleFaZ, wo man dann ggf. die Passagen zwischendrin überspringen kann.

Fazit

Insgesamt nicht gut, aber doch irgendwie liebenswert, jedenfalls wenn man auf diese Art Film kann. SADOMONA – INSEL DER TEUFLISCHEN FRAUEN krankt an diversen Stellen, wirft aber zur Genüge genau das in den Ring, was der geneigte Zuschauer sehen möchte. Da sind eine kohärente Geschichte, ein durchgehender Spannungsaufbau und passable schauspielerische Leistungen auch eh zweitrangig, bzw. die Absenz derer zeitweise dem Vergnügen sogar zuträglich. Und mal ganz ehrlich, wenn man einen Film von Lee Frost in den Player wirft, dann weiß man eigentlich, worauf man sich einlässt. Der Mann war zwar kein kompletter Stümper und konnte durchaus, wenn er wollte (also nicht viel, aber eben grundlegendes), ließ es dafür aber auch oft genug an einer gewissen Sorgfalt mangeln, was auch mal den geringen finanziellen Mitteln und damit einhergehenden straffen Drehplan geschuldet sein dürfte. Hier gibt es einiges, was einen dazu verleitet, nicht angespannt auf dem Sessel hin und her zu rutschen: Wir haben eine sympathische Heldin mit zugkräftigem Namen, einige kuriose Action-Szenen wechselnder Qualität (von ganz schlecht bis halbwegs okay), wir haben eine kleine, aber lachhafte Liebesgeschichte, eine passende Antagonistin mit jeder Menge Bikini-Mädchen, die jederzeit zu einem Catfight bereit sind. Zu sagen, ich hätte mich köstlich amüsiert, wäre nun zu viel des Guten, aber streckenweise bringt SADOMONA – INSEL DER TEUFLISCHEN FRAUEN doch ziemlichen Spaß. Und ich bin mir sicher, dass der in der deutschen Synchronfassung noch spaßiger ausfällt.


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


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