Roller Blade

 
  • Deutscher Titel: Roller Blade
  • Original-Titel: Roller Blande
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  • Regie: Don G. Jackson
  • Land: USA
  • Jahr: 1985
  • Darsteller:

    Sister Sharon Cross (Suzanne Solari)
    Marshall Goodman/The Wong Ryder u.a. (Jeffrey Hutchinson)
    Hunter/Sister Fortune (Shaun M. Davidson)
    Mother Speed (Katina Garner)
    Waco/Samurai Devil (Sam Mann)
    Deputy Samuel/Dr. Saticoy (Robby Taylor)
    Little Chris (Christopher Douglas-Olen Ray)
    Helpless Victim (Erin Michael)
    „Skate or Die“ Traitor (Michael Cofield)
    Bod Sister (Michelle Bauer)


Vorwort

Abt. Retro-Reviews, die nächste.

Wieder nehmen wir uns einen Streifen vor, der, soweit ich das von hier aus überblicken kann, weltweit bislang keine DVD-Auswertung erlebt hat (ob das am Ende seine Gründe hat?), also nur in Form altersschwacher VHS-Exemplare einer Betrachtung zugeführt werden kann. Peroy, auch hier der edle Spender des Tapes, meinte wohl, mich mit Roller Blade endgültig ins Delirium katapultieren zu können, aber er konnte ja nicht ahnen, dass ich den Film schon seit Jahren suchte.

In grauer Vorzeit hatte ich nämlich, in meiner oft zitierten „heavy rental“-Phase, Roller Blade arglos in meiner Stammvideothek ausgeliehen und wurde bei Ansicht des Streifens von sämtlichen damals verfügbaren Schlägen getroffen – wie erwähnt, damals war ich noch nicht der Trashologe, der ich heute bin (ob das eine Verbesserung darstellt? Ich habe meine Zweifel) und war angesichts des Dargebotenen wie vom Donner gerührt. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich den Film seinerzeit bis zum bitteren Ende angesehen habe (dagegen spricht, dass mir der Film bei der Wiederansicht für´s Review mit fortschreitender Laufzeit immer unbekannter vorkam, während ich die erste halbe Stunde beinahe noch mitsprechen konnte) – seit ich aber dem etwas abseitigeren Film verpflichtet bin, stand Roller Blade auf meiner Such- und Wunschliste.

Wie dem Titel des Films zu entnehmen ist, scheint die Sache irgendwas mit Rollschuhlaufen zu tun zu haben – dabei darf man den Streifen aber tunlichst nicht mit Linda Blairs Roller Boogie oder dem, was die jungschen Leute heutzutage unter Rollerblades an sich verstehen, nicht verwechseln. „Rollerblades“ ist ja ein mittlerweile auch schon wieder veralteter Begriff für Inline-Skates – von denen war 1985 aber gewiß noch nicht die Rede, weswegen sämtliche Beteiligten auf völlig handelsüblichen, stinknormalen Rollschuhen der altmodischen Schule herumstaksen. Womit wir langsam beim Thema wären, Roller Blade ist also ein Rollschuhfilm (spätestens seit Prayer of the Rollerboys ein Kapitel für sich auf den einschlägigen badmovie-Seiten), noch dazu ein postapokalyptischer Rollschuhfilm. Das ist jetzt nicht unbedingt ein sich aufdrängender Zusammenhang, aber das hat einen findigen Filmemacher ja noch nie an irgendwas gehindert. Ich hab nur leider in Erinnerung, dass Donald G. Jackson nicht zu den „findigen Filmemachern“ zu zählen ist.

Ich hoffe, Ihr habt Chips und Cola griffbereit, der Doc hat so das Gefühl, es könnte heute wieder länger werden…


Inhalt

Okay, zunächst überstehen wir auf dem VPS-Tape (aaach, VPS…) diverse Grützetrailer (inklusive Tomas Milians Don Camillo und das Schlitzohr, bei dem ich meine komplette DVD-Sammlung inklusive Hartboxen verwette, dass der im Original nix mit Don Camillo zu tun hat, der aber immerhin den flotten Spruch „fick dich nicht ins Knie, das gibt hässliche Löcher“ zu bieten hat) und kommen dann zum Hauptfilm – die Eröffnungstitel riechen mächtig nach Amateurfilm (dazu gaaaaanz unten mehr), zwischen rein geschnitten dürfen wir beobachten, wie jemand mit einem, hüstel, futuristischen Schweißbrenner, der mehr danach aussieht, als hätte man einem Autopflege-Politur-Dingens den Fellbezug abmontiert, an einem Rollschuh rumschweißt, als wäre es mindestens Apollo XXIII.

Anschließend finden wir uns auf einer typisch apokalyptischen Müllhalde von Trauerlandschaft in Beton wieder, die, so versichert uns ein Insert, die „City of Lost Angels“ darstellen soll (dieser Gag war sicherlich zwei Minuten nach Gründung von Los Angeles bereits als notorisch unlustig abgestempelt), im „Second Dark Age“ (das erste ist zweifellos die Herrschaft der Bush-Administration, muwa-ha-haa. Praise me, ich baue in jedes Review gratitious Bush-Bashing ein), also offensichtlich eine wenig fröhliche Epoche. Was genau dafür verantwortlich war bzw. ist, dass die Zivilisation, so wie wir sie kennen, darniederliegt und als einzige method of transportation die Rollen an den Füßen übriggeblieben sind, verrät uns keiner. Warum auch, tut ja auch insofern nix zur Sache.

In einer umständlich-unübersichtlichen Parallelmontage werden wir Zeuge zweier Vorfälle. Ein Typ in einem Power-Rangers-Monster-Kostüm schleppt eine gefesselte Tussi auf Kufen, äh, Rollschuhen, hinter sich her. Die Tussi ist nicht irgendeine Tussi, sondern eine Nonne. Jup, skatende Nonnen, das ist das Thema unseres Films. Diese Nonnen tragen im Werkzustand eine blaue Nonnentracht mit roter Kapuze, letztere vom Schnitt eher Modell Ku-Klux-Klan als Zisterzienserinnen. Vorfall Nr. 2 – eine Kollegin der Nonne, im folgenden unsere Hauptperson, Schwester Sharon, distinguierbar an einem kleinen Kreuz-oder-sowas-ähliches-Tattoo auf der rechten Wange, beugt sich über einen blubbernden Pott mit irgendeiner ätzenden Brühe, aus der ihr ein Monster erscheint. Naja, nicht wirklich ein Monster, eher ein primitiver Knetgummi-Kopf, der sich irgendwo zwischen weggeworfener Muppet-Horrorshow-Designstudie und Hurra Deutschland-Ausschuß bewegt, sie irgendwie in den Pott zerrt, was vermutlich nicht wirklich erfreulich ist. Zum Glück für Sharon war´s nur ein Alptraum, aber das ist schlimm genug, denn der Alptraum ist einer von der visionären Sorte und sagt ihr, dass Saticoy wieder da ist, „um uns zu bestrafen!“ Während wir uns noch fragen, wer zur Hölle Saticoy eigentlich ist bzw. ob wir ein Sequel erwischt haben, dessen erster Teil uns durch die Lappen gegangen ist (Antwort: nö, der Streifen ist von ganz alleine konfus), hofft manch einer vielleicht auf einen futuristischen Nunsploiter. Wäre doch auch mal was neues.

Wo mehrere Nonnen sind, ist nach Adam Riese meist ein Nest in Klosterform. Dafür, dass wir uns angeblich in einer ziemlich finsteren Epoche befinden, ist selbiges (im realen Leben vermutlich das schmucke Gotteshaus einer kleinen kalifornischen Schäfchenherde) in äußerlich hervorragendem Zustand. Oberpinguin der Nonnengarde Rot-Blau ist eine gewisse Mutter Frieden (die Synchro ist doof. Im Original heißt die „Mother Speed“), die im Rollstuhl sitzt und ihre Untergebenen begutachtet. Zum Orden gehört auch eine Promenadenmischung von Wuff-Wuff, die, man, ha-ha, auch in eine Nonnentracht gesteckt hat (hoffentlich ist das Vieh kein Rüde, sonst seh ich da ernstliche Probleme). Die Nonnen stecken offensichtlich mit der lokalen Ordnungshüterbrigade, der „Roller Patrol“ (ächz) und derem Vorsteher Marshall Goodman (ob der jetzt von Vornamen „Marshall“ heißt oder diesen Rang bekleidet, wage ich nicht zu beurteilen. Vielleicht ist das auch eins) unter einer Kuscheldecke. Wobei auch nicht ganz klar ist, ob die die Roller Patrol nicht nur ein weltliches Anhängsel des Ordens ist, denn Mutter Frieden bittet Sharon dafür Sorge zut ragen, dass Goodman seine „monatlichen Zuwendungen“ erhält, weil er a) ´n Guter ist, b) sein Weib auf tragische Weise verloren und c) für´n Kurzen zu sorgen hat.

Dieweil, bei Bösens hinterm Sofa, bzw. in derem unaufgeräumten Quartier (halbvermoderte Lagerhallen rulen okay. Albert Pyun tät sich wie zuhause fühlen). Drei böse Schelme, namentlich die Bande des vorhin bereits gezeigten Nonnen-Abschleppers im Fantasy-Outfit, allesamt in bunte Monturen gehüllt (der Nachspann bezeichnet die drei Spinner als „Samurai Devils“, und für deren Einkleidung zeichnet niemand anderes als Steve Wang, späterer Regisseur von Guyver: Dark Hero, verantwortlich. Kein Wunder, dass die Suits irgendwie nach frühen Zoanoid-Designstudien aussehen), betrieben ein wenig Nonnenfolter. Naja, sowas ähnliches. Sie haben drei der Gotteskriegerinnen in ihrer Gewalt (darunter Michelle Bauer) und schubsen zwei der Mädels etwas herum (tja, in solchen Fällen sind Rollschuhe eher hinderlich, weil dem festen Stand abträglich) und haben das dritte Girl, Marke wasserstoffblonder Rauschgoldengel, in einen Einkaufswagen gesteckt, was, geht man nach dem Kreischpegel des Blondchens, offensichtlich außerordentlich unangenehm bis schmerzhaft ist. Don´t try this at Aldi, kids!

Mutter Frieden philosophiert über die guten alten Zeiten, in denen es noch Licht, Strom und die allgemeinen Errungenschaften der menschlichen Zivilisation gegeben habe, aber eben auch jede Menge Sünde, weswegen der Ist-Zustand von ihr und ihren Jüngerinnen ersichtlich als gottgewollte und gerechte Strafe angesehen wird.

Apropos Strafe. Ein Typ läuft friedlich-fröhlich einen Weg entlang und freut sich seines Lebens, aber nur solange, bis er von einer rollerskatenden Walkmanträgerin in knappem Top und kurzem Höschen gar nicht mal so unblutig abgestochen wird. „Die Strafe“, zischt sie dem Verröchelnden zu. Morde auf offener Straße und bei hellem Tageslicht werden oft dann als störend empfunden, wenn das wachsame Auge des Gesetzes weit geöffnet ist. Ein Roller-Patrol-Deputy nimmt deswegen skatenderweise die Verfolgung auf. Sieht so aus, als müsste sich die Killerin geschlagen geben, denn sie manöveriert sich in eine Sackgasse (d.h. eine laue meterhohe Umzäunung, an die jemand ein handgeschriebenes Pappschild „The Great Chasm“ [der große Abgrund] gepichelt hat). Das Rollergirl (hehe) täuscht Kapitulation vor, aber nur, um dem leichtsinnigen Deputy auf dessen Näherkommen einen rollschuhbewehrten High Kick in die Fresse zu verpassen (bzw. direkt in die Kameraperspektive, offenbar traute man filmemacherseits den Stunt-Fähigkeiten der Darsteller nicht wirklich über´n Weg). Gut, so einen Tritt stelle ich mir nun doch recht unangenehm vor, aber der Rollerpatrolist hat offenbar nicht nur Glaskinn, sondern auch Glasnasenbein, Glasjochbein und Glasschädel, er krepiert nämlich an Ort und Stelle. Dem Mädel ist das wurscht, sie beschwert sich nur darüber, dass die Batterien ihres Walkmans schon wieder zur Neige zu gehen. Tja, ist wohl gar nicht so einfach, in dieser Zeit einen Elektroladen aufzutreiben, der Qualitätsbatterien verscherbelt.

Die Samurai Devils sind immer noch feste dabei, ihre drei gefangenen Nonnen krakeelend zu piesacken, ohne dabei wirklich, naja, fies zu werden. Das killende Rollergirl rollt in eine weitere heruntergekommene Lager- oder Fabrikhalle, in der ein angehender bildender Künstler eine ganze Palette wahrhaft diabolisch wirkender Metallskulpturen ausgestellt hat. Hier findet sich auch ein Schlauch-Fernofon, das der Requisiteur vermutlich aus seinem Staubsauger gebastelt hat und an dessen anderen Ende niemand anderes als Saticoy persönlich sitzt. Und, uff, Saticoy ist TATSÄCHLICH das von Sharon geträumte Gummi-Knautschgesicht der minderqualitativen Sorte, sein Körper besteht aus einer recht unbeweglichen, vielleicht dreißig cm großen Kunststoffpuppe, deren Gliedmaßen man metallisch lackiert hat. Wirkt insgesamt ungefähr so lebendig wie eine späte Cameron-Mitchell-Performance, d.h. nicht sehr… Ist ja auch egal. Saticoy war jedenfalls der Auftraggeber des Mordes, der Geplättete war ein pöser Verräter. Und unsere flotte Rollerbiene möchte nun gefälligst den verhandelten Lohn, nämlcih einen Satz neuer Batterien für ihren Walkman, entgegennehmen. Wie nicht anders zu erwarten, ist Saticoy ein falscher Fuffzcher und hat vor die Entlohnung einen weiteren Auftrag gestellt. Das Mädel braucht nix anderes zu tun, als das Hauptquartier seiner Erzfeinde, der Rollernonnen, zu infiltrieren, deren Energiequelle, einen heiligen Kristall, zu klauen, und mit selbigem wieder zurückzukommen. Dann würde Saticoy nicht nur die Batterien rausrücken, sondern auch sein „Königreich“ mit ihr teilen (danke, passe). Girl rollt ab und muss sich so wenigstens nicht mehr anhören, wie Saticoy, der, bei der Visage kein Wunder, auch nicht mehr alle Bits im Prozessor hat, über ihren hübschen Arsch philosophiert und in Aussicht stellt, das Mädel bei Fehlschlag der Operaton „zerfleischen“ zu wollen (wie der Gnom, vor dem selbst Gartenzwerge in die Knie gehen müssen, das anstellen will, soll er mir mal verraten. Ich mein, er kann´s auch lassen).

Ich erwähnte vürhin, dass die Nonnen Gotteskriegerinnen sind. Das hab ich nicht des billigen Gags wegen geschrieben (naja, nicht ausschließlich), sondern weil da auch was wahres dran ist, der Orden gehört zu den schlagenden Verbindungen… und da muss natürlich trainiert werden und deswegen kucken wir Sharon und ihren Gespielinnen zu, wie sie mit Stöcken und Nunchakus trainieren. Weia, das sind die christlichen Kung-fu-Skater-Nonnen from Hell (und dass das Kreuz, das sie großformatig auf ihrem Wams tragen, verdächtig nach dem alten deutschen Militär-Kreuz aussieht, erwähne ich lieber gar nicht erst. Aber die ollen Templer hatten sowas ähnliches ja auch [und was hat´s ihnen gebracht? Exkommunikation und Scheiterhaufen!]). Die Samuraiteufel tun endlich etwas sinnvolles und rupfen den zwei nicht-im-Einkaufswagen-befindlichen Gefangenen die Klamotten vom Leib. Löblich.

Von solch erfreulichen Bildern direkt zu um so debileren, wir sehen nämlich erstmals den Quell der Nonnen-Energie. Der Kristall (den sehen wir noch nicht, das wird noch schlimm genug) befeuert nämlich, so rein energiemäßig, ein blaue Glaskugel mit aufgemaltem Smiley-Face! Jeppa, das Ding beten die Nonnen tatsächlich an. Ding-Dong, da geht er hin, der Restverstand… Mutter Frieden wird über die unrechtmäßige Gefangenennahme der drei Nonnen durch die Samuraiteufel informiert. Sharon, offenbar die heißblütige Kampfamazone unter den Nonnen, dürstet nach einer kompromißlosen Befreiungsaktion, aber die Oberschwester maßregelt und erinnert an die grundsätzlichen Philosophien der Nonnen: Die dürfen ihre Gegner nie verletzen, sondern nur betäuben (hm, manchmal geht das Hand in Hand), denn schließlich sei der „Kosmische Orden der Roller Blades“ die einzig verbliebene Macht des Guten in diesen harten Zeiten und nur unsere Skater-Nonnen hätten die Macht, Waffen in „Werkzeuge der Liebe“ umzufunktionieren. Ich würde jetzt schon gern wissen, ob Donald G. Jackson den Schmarrn ernst gemeint hat oder er das Script in einer LSD-umtosten Nacht in seine Schreibmaschine gehackt hat. Nach dieser strengen Erinnerung darf Sharon aber mit einer Handvoll Skaternonnen zur Befreiung schreiten.

Das ist auch langsam nötig, denn die Samurais kommen langsam zur Sache, sie zwingen ihre beiden entkleideten Gefangenen (immer noch auf Skates), einen unterhaltsamen Catfight zu bestreiten (der „Zwang“ erschließt sich mir zwar nicht direkt, alldieweil die drei Samuraiknaben nur dumm rumstehen, dreckig lachen und gelegentlich mal eins der Girls sanft schubsen, aber als ausgebildete Kampfnonnen sollten die doch mit den Jungs den Boden aufwischen können. But who am I to complain? Zwei Mädels, nackig bis auf Tanga und Rollschuhe, hauen sich, und eine davon ist Michelle Bauer? Wo ist das Popcorn?). Doch da erscheint schon die Rettungstruppe – komischerweise scheint´s nicht für Nonnentrachten für alle Mädels gereicht zu haben, denn von der ungefähr sechsköpfigen Gruppe trägt nur die Hälfte Habit, die andere Hälfte, inkl. Sharon, bevorzugt das sicher kampf-praktischere hautenge Lederoutfit. Und Wuffi ist auch mit dabei. Die Nonnen blasen zur Attacke und machen den Samuraiteufeln recht unbürokratisch den Garaus. Schlechte Verlierer, die die Kerle nun mal von Rechts wegen sind, schlitzt einer der Samurais dem Einkaufswagen-Babe in Blond noch schnell die Kehle auf. Oops!

So ein fatales Mißgeschick ist in dieser Welt aber nur eine temporäre Unpäßlichkeit, wenn man das Glück hat, eine lebendige Skaternonne an seiner Seite zu wissen. Die, in diesem speziellen Fall also Sharon, braucht nur ihr heiliges Butterfly-Messer auf die Wunde zu legen, ein paar Mal „omm“ murmeln und schon erscheint ein helles Licht, aus dem sich ein (festhalten, jetzt ist Schädelspreng-Zeit) cartoonmäßiger rosafarbiger Smiley (mäßig aufkopiert) materialisiert, und schon ist die Tote geheilt und wieder lebendig. What the hell were they smoking?

Unsere Killerrollerin skatet etwas mißmutig durch die Gegend, ihr fehlt noch so der Ansatzpunkt, wie sie´s anstellen soll, ins Nonnenkloster einzudringen. Da kommt ihr der Zufall zu Hilfe: drei Skater-Punks (das „Skater“ kann ich mir eigentlich sparen, denn hier skaten alle. Der einzige Unterschied ist, dass die meisten Rollschuhe verwenden, ein paar Outsider, wie die Punks, Skateboards) verprügeln einen Typen, wobei sie den Kerl vorsichtshalber an einen Zaun gefesselt haben. Solche schreiende Ungerechtigkeit kann unsere Killergöre nicht unkommentiert stehen lassen. „Euch mach ich doch mit auf den Rücken gefesselten Händen fertig“, kritisiert sie die Kampffähigkeiten der Punks. Eine solche sportliche Herausforderung muss sofort wahrgenommen werden, und ein Stück Seil hat man ja immer parat. Tja, war wohl nix mit dem „euch mach ich fertig“, denn die Punks verpassen der blonden Killerbiene einen Wirkungstreffer nach dem anderen, bis die ganze Tussi nur noch ein einziger skatender blauer Fleck ist. Nachdem ihr einer der Punks auch noch mit senem Brotmesser den Rücken aufgeschlitzt hat, schlägt aber ihre Stunde, sie verteilt ein paar Karate-Kicks und schon liegen die Punks k.o. am Boden. Haha, das war natürlich nur ein raffiniertes Manöver unserer Killermaid, denn jetzt hat sie überzeugende Verletzungen, um sich den Nonnen als armes, bemitleidenswertes Opfer vorzustellen, dem man ordensseitig unbedingt helfen muss. Cleveres Biest.

Gesagt, getan, schon ist sie drin im Kloster, wo Mutter Frieden sich gerade von einer ihrer Untergebenen mit einer Smiley-Spieluhr unterhalten lässt (ich erkenne eine gewisse Fixierung auf die Smiley-Symbolik). Einer armen verprügelten jungen Frau stehen die Nonnen natürlich gern hilfreich zur Seite, und das beinhaltet nicht nur einen körperlichen makeover, sondern auch eine Generalüberholung der Rollschuhe. Den Walkman allerdings akzeptiere man großherzig als kleine Aufmerksamkeit und Spende für Mutter Frieden. Naja, muss sich unser Mädel wenigstens keine Gedanken mehr um die Batterien machen. Die anstehende Heilungsprozedur, die von Sharon durchgeführt wird, macht es natürlich nötig, dass Blondes Killerskatergör aus seinen wesentlichen Klamotten fährt, Sharon legt die Klinge auf die Rückenwunde, rosa Smiley erscheint, Heilung, feddich. Killergör ist angemessen beeindruckt und wünscht sofort in die tieferen Geheimnisse des Ordens eingeweiht zu werde, was Sharon freudestrahlend (kriegt sie für neu geworbene Mitglieder ´ne Saftpresse als Prämie o.ä.?) akzeptiert. Mutter Frieden traut dem Braten nicht, Sharon ist ihr für ihren Geschmack etwas zu vertrauensselig, aber da man gewisse ethisch-theologisch-moralische Prinzipien vertrete, deren Wiedergabe selbst mir zu blöd ist, soll Sharon halt ihren Willen haben. Ihr werdet sehen, was ihr davon habt.

In der „Säurezone“ findet ein Gerümpelsammler namens Waco (auch genannt „der Indianer“, weil er sich Drittklässler-Faschings-Kriegsbemalung ins Gesicht geschmiert hat) den Kadaver des vorhin niedergestreckten Rollerpatrolers und eignet sich diverse weiterverwertbare Ausstattungsstücke wie die coole Sonnenbrille des Coppers an. Waco wird noch wichtig werden, also behaltet den Kerl im Gedächtnis.

Was wir natürlich so dringend brauchen wie ein drittes Nasenloch oder einen FDP-Bundeskanzler ist ein Kinderdarsteller. Wir erinnern uns, Marshall Goodman hat einen Sohn. Der ist ungefähr sechs, heißt Chris, ist im richtigen Leben der Sohn von Fred Olen Ray (für die Zuverfügungstellung seines Sprößlings [der ein Jahr zuvor schon in Biohazard das Monster spielen durfte… spricht für ´ne intakte Familie, newa?] staubt Freddie übrigens einen Special-Thanks-Credit ab) und leider Gottes zu blöd zum Rollschuhlaufen. In der heimischen Wohnstube übt der Kleine zwar in Schutzkleidung, die einem NFL-Profi zur Ehre gereichen würde, legt sich aber gekonnt mehrfach auf die Schnauze (mich beeindruckt im übrigen das Set Design. Die „Wohnung“, die in der Folge auch noch das HQ der Roller Patrol spielen wird, sieht so aus, als sei sie ungefähr acht Quadratmeter groß und bestehe ausschließlich aus einer Mischung aus Eierschalenkartons und Styropor. Ich sach ma, teuer war der Film nicht…). Marshalls zweiter Deputy (und mehr scheint der nicht zu haben) gibt per Funk durch, dass er die Leiche seines Kollegen gefunden hat.

Die Killerbiene wird dieweil von Sharon schon auf die Aufnahme in den Orden vorbereitet. „Nach der Zeremonie sind wir richtige Schwestern“, stellt Sharon gewissen Nachholbedarf über genetisch-verwandschaftliche Beziehungen unter Beweis und umarmt ihre neue beste Freundin (die darf schon die Nonnentracht, aber noch nicht die rote Mütze tragen). Die Zeremonie besteht erst mal darin, dass man eine Art Parade des komplett (also acht Frau hoch) angetretenen Ordens abrollt, wobei die Nonnen dazu eine Art Rollschuh-Macarena mit abschließendem „fuck-you“-Gruß zelebrieren (sollte man mal gesehen haben), bevor die Novizin vor Mutter Frieden geführt wird, die in ihrem Rollstuhl etwas herumzappelt und vermutlich sabbert, um ihr dann ihren neuen Ordens-Namen zu verpassen: unser blondes Killergift darf sich jetzt „Schwester Fortuna“ nennen (egal was, Hauptsache, die hat endlich mal ´nen Namen…). In der Szene fällt übrigens auch herzlich auf, dass der komplette Film nachsynchronisiert wurde, denn – sogar der KÖTER wird gedubbed! Mutter Frieden drückt Fortuna noch ´nen Segen an die Backe und händigt ihr ihr heiliges Butterfly-Messer aus (das steckt die Nonne von Welt übrigens an ihren rechten Rollschuh. Ist das praktisch? Eigentlich nur, wenn man damit rechnet, öfter mal die Kleider vom Leib gefetzt zu bekommen. Ich bin impressed, die sind sehr vorausschauend in diesem Orden).

(Übrigens, schockt es Euch sehr, wenn ich verrate, dass wir bis jetzt etwa ein Viertel meiner Notizen abgearbeitet haben? Geht lieber noch mal aufs Klo und holt Euch noch was zu knabbern Ich warte auch so lange).

So, wieder da? Gut, dann weiter. Chris übt weiter unter dem milde-nachsichtig-amüsierten Auge seines Erzeugers auf seinen Rollschuhen (mittlerweile aber ohne protective gear. Das gibt Auas). Marshall warnt seinen Junior im typischen Tonfall eines Elters, der sich an seinen elf Fingern abzählen kann, dass sein Filius, kaum wendet er ihm den Rücken zu, genau das Gegenteil der eben runtergeleierten Predigt in Angriff nehmen wird, davor, ohne Rollschuhe aus dem Haus zu gehen, weil´s viel zu gefährlich sei, wenn man nur auf ordinären Füßen unterwegs sei und schon unter gar keinen Umständen dürfe er zum „Spielplatz des Teufels“. Waah! Na, zweimal dürft Ihr raten, was jetzt folgt…

Ich nehme an, Ihr seid zum gleichen Ergebnis gekommen wie Saticoy. Aus relativ unerfindlichen Gründen wünscht der Erzschuft nämlich seinen hirnamputierten Vollidioten, ein Trio derselben nennt sich unbescheiden „die drei Klugscheißer“, die Entführung des Knaben, was kein Problem darstellen sollte, da Saticoy aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle weiß, das Chris sich täglich am Spielplatz des Teufels rumtreibt. Als Belohnung für Heranschaffung des Knirpses lobt Saticoy eine Tüte Kugellager aus, die kann ein Skater natürlich immer brauchen. Waco nimmt den Auftrag an und skatet los. Übrigens schiebt Waco beharrlich und in jeder Sekunde einen Einkaufswagen vor sich her, was mich einerseits darüber spekulieren, ob ein Einkaufswagen in dieser postapokalyptischen Gesellschaft vielleicht ein immens wertvolles Statussymbol darstellt (jedenfalls sind Einkaufswagen in diesem Film echt wichtig), andererseits darüber nachdenken lässt, ob Waco den Wagen nur deswegen ständig vor sich herschiebt, weil er ohne dessen stützende Wirkung aufs Maul fliegen würde, weil er nicht wirklich rollschuhlaufen kann. Zumindest die zweite Theorie halte ich für arg wahrscheinlich.

Wie nicht anders zu erwarten, hat Chris, nachdem sein Dad sich zur Arbeit verabschiedet hat, nix besseres zu tun, als sich die Rollschuhe abzuschnallen und handelsübliche Sneaker aufzuziehen und gen Devils Playground aufzubrechen. „Erst lern ich schießen wie mein Dad und dann rollschuhlaufen wie mein Dad“, meint der Zwerg und packt die Spielzeugpistole ein. Devils Playground sieht zwar, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, nicht anders aus als die restliche trostlose Betonwüste, die man uns als postapokalyptisches Szenario verkaufen will, ist aber „off limits“ (verdeutlicht durch einen Warnhinweis in… Smileyform. Wenn jemand auf Smileys Lizenzrechte besitzt, kann er sich mit ´ner Klage gegen Donald G. Jackson wirtschaftlich gesundstoßen). Waco packt den Kurzen von hinten, stopft ihn in seinen Einkaufswagen (aha, langsam sehe ich den Sinn, die Dinger rumzuschieben), legt ´ne Plane drüber und haut dem krakeelenden Knaben mal kurz auf den Kopf, um ihn ruhigzustellen. Der Mann weiß, wie mit Kindern umzugehen ist!

Weil Waco aber trotzdem ziemlich blöd ist, karrt er den Blagen nicht direkt zu Saticoy, sondern vereinbart einen Übergabe-/Austauschtermin mit den drei Klugscheißern. Die drücken dem Indianer einen Beutel Kugellager in die Hand und verpassen Chris ´ne Augenbinde. Ehm. Vielleicht sollte man den Klugscheißern mal sagen, wo am menschlichen Kopf sich die Augen befinden, die machen aus dem armen Kind ja ´ne Mumie, der erstickt doch (und Saticoy will ihn doch lebend, auch wenn mir kein auch nur halbwegs plausiblen Grund einfallen will, wozu er den Knirps braucht…). Waco traut den Klugscheißern nicht wirklich über den Weg, sondern befürchtet vielmeher, dass er gekillt wird, sobald er ihnen den Rücken zudreht. Zwischen „befürchten“ und „entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten“ besteht offensichtlich ein empfindlicher Unterschied in der Synapsen-Verdrahtung, jedenfalls hindert sein Pessimismus Waco nicht daran, den Kerlen umgehend die Kehrseite zuzuwenden und, für soviel Doofheit verdientermaßen, von einem der Klugscheißer per Pfeil umgenietet zu werden. „Was seid ihr nur für Schweine?“, röchelt Waco und geht auch noch seiner ehrlich verdienten Kugellager verlustig. Es ist eine schlechte Welt.

Die Klugscheißer befördern Chris zu Saticoy, und der hängt den Kleinen gleich mal auf. Nicht etwa am Hals, wofür er mein Verständnis finden würde, sondern mitsamt Einkaufswagen. Diese Teile sind echt multifunktional verwendbar, das möchte man gar nicht glauben, wenn man sie bei Netto durch die Gänge schiebt. Ich überlege gerade, ob ich mir einen als Katzenkorb organisiere, koscht ja nich viel, nur ´n Euro… Noch mehr als die effektive Verwendung von Shopping Carts beeindruckt mich allerdings Saticoys hochtechnisiertes Kontrollpult mit Gummi-Hebeln aus dem Fisher-Price-Sortiment.

Im Nonnenkloster passiert auch mal wieder was. Wie wir uns erinnern, wurde Blonder Rauschgoldengel von Sharon magisch reanimiert, aber damit ist die Sache noch nicht getan. Merkt man z.B. daran, dass die Blonde noch ihre klaffende Halswunde spazierenträgt, was ich, Heilung oder nicht, für rein blutverlustsmäßig unpraktisch erachte. Aber für solche Fälle haben die Nonnen ihren magischen Jacuzi (ungefähr auf dem Level mit dem aus Dinosaur Island). Blondie und ihre zwei gleichzeitig befreiten Kolleginnen hüpfen also nackig in einen neckisch blubbernden Whirlpool-Bottich, während Sharon in Bikini (aber mit ihrer roten Zipfelmütze) daneben rumsteht und zusammenhanglose Sprüche klopft. Z.B. „Wir müssen unsere Seelen läutern, um Schwestern zu werden!“ Erstens mal käme ich mir an Fortunas Stelle ziemlich verarscht vor, weil Sharon ja ein paar Minuten vorher noch behauptet hat, dafür reiche schon die Zeremonie mit Mutter Frieden, und zweitens erübrigt sich dieser mein Einwand sofort, weil Fortuna nicht mal anwesend ist, dieser ganze Spruch also völlig neben der Sache liegt. Nicht, dass ich mich beschweren würde, dass wir jetzt ein-zwei Minuten lang drei unbekleideten Schnuckis dabei zukucken dürfen, wie sich gegenseitig ihre Verletzungen abrubbeln, ehe sie durch die Macht des rosa Smileys endgültig geheilt werden (es ist wirklich schick, dass hier etabliert wird, dass die Heilung quasi auf zwei Etappen durchgeführt werden muss, während im Restfilm fröhlich auf die einfache Methode geheilt wird, wer nicht bei drei auf dem Baum ist).

Sharon nimmt Fortuna beiseite – Mutter Frieden ist etwas unzufrieden mit der Novizin, sie spürt noch den Hass in Fortunas Herzen (tja, die ist halt auch auf der dunklen Seite der Macht). Sharon ermahnt ihre Freundin, dass eine anständige Schwester ihre Klinge nicht zum Verletzen, sondern nur zum Heilen verwendet. Überschüssige Energien werden ausschließlich auf dem „Turnierplatz“ ausgelebt. Das klingt doch schon mal ganz zünftig. Der „Turnierplatz“ ist ein Betonparkplatz, der sich nicht wesentlich (gähn) von den restlichen Betonparkplätzen unterscheidet, mit denen man uns seit ´ner Weile optisch belästigt. Sharon und Fortuna tanzen einen kurzen Ringelreihen (äh, ist das übliches Kampf-Warm-up?), ehe sie sich aus ihren Nonnentrachten schälen und zu einem kleinen Sparringsmatch antreten.

Dieweil nähert sich Gefahr, die drei Punks, mit denen Fortuna sich vorhin auseinandergesetzt hat, dürsten nach einem Rückkampf und übertreten deswegen „die heilige Grenze“ (Grenze? Was für ´ne Grenze? Und wieso heilig?), wie Deputy Samuel sich auszudrücken beliebt. Marshall entscheidet sich entschlossen, den Creeps mal auf den Zahn zu fühlen. Diese dramatische Entwicklung hat unseren begnadeten Filmemacher leider daran gehindert, den Ausgang (ganz zu schweigen vom Anfang und Mittelteil) des Trainingsfights zwischen Sharon und Fortuna zu zeigen (´ne ziemlich feige Methode, die mangelnden rollschuhläuferischen und -kämpferischen Fähigkeiten der Hauptdarsteller zu tarnen, wenn man mich fragt). Kaum hat Sharon ihrer niedergeschlagenen Kameradin wieder auf die Rollen geholfen, fallen auch schon die Punks auf. Fortuna steht kurz davor, mit den Knaben kurzen Prozeß zu machen, besinnt sich dann aber ihrer theologisch-fundierten Ausbildung, beschränkt sich auf einen leichten Punch und schlägt vor, die jugendlichen Tunichtgute den bereits anrollenden Ordnungshütern zu überlassen. „Viel gelernt du hast“, täte Sharon jetzt sagen, wäre sie Yoda.

Die Punks werden Marshall und seinem skateboardenden Gehülfen festgenommen und in den Eierschalen-Styropor-Verschlag transportiert, der das Roller-Patrol-HQ- und die Marshall-Wohnung symbolisiert (das bleibt auch wirlich beim Symbolisieren). Samuel unterbreitet den bestialisch-diabolischen Vorschlag, den Punks zur Strafe die Skateboards zu konfiszieren und sie zu Fuß nach Hause zu schicken, was (ungeachtet der Tatsache, dass es in der ganzen Stadt der verlorenen Engel abgezählte dreiundzwanzig Einwohner zu geben scheint und die Punks zur deutlichen Mehrheit de Bösewichter gehören) wohl beinahe ein Todesurteil zu sein scheint, mindestens aber unter vorsätzliche schwere Körperverletzung fällt. Den Punks schlottern daher auch kräftig die Knie und die spitzen Haare, weswegen sie mit Informationen zu handeln versuchen – sie wüssten da was über die neue Nonne. „RED!“, brüllt Marshall und packt einen Punk am Schlawittchen. Nicht, dass wir auf diesen Plotpunkt noch zurückkommen würden (übrigens ist´s schon lustig – so, wie ich das sehe, wohnt Marshall mit Sohnemann ja IM Polizei-Eierkarton, hat aber den Abgang seines Juniors noch nicht mitgekriegt. Profibulle, elender).

Unsere drei gereinigten, geläuterten und geheilten Nackedeis werden nun bei Mutter Frieden vorstellig (bzw. kniestellig), immer noch ohne Klamotten am Leib, aber mit Rollschuhen an den Latschen (man muss Prioritäten setzen) und empfangen von der Obernonne nunmehr einen Segen (man nimmt alles, was nix kostet) und ihre (wahrscheinlich gerade von der Reinigung abgeholten) wiederhergestellten Nonnenkutten. Sharon verklickert Fortuna, dass noch ein weiterer Test auf sie wartet, ehe sie nun-ganz-wirklich-und-ehrlich in den Orden aufgenommen wird (und danach kommt der „allerletzte Test“, der „allerallerletzte Test“, der „Superspezialtest“ und das können wir dann weitermachen bis zum St. Nimmerleins-Tag, keine Frage). Der ist aber jetzt wirklich ziemlich biestig, denn Fortunababy wird mit ihren worldly possessions allein gelassen und soll diese nun, zum Zeichen der endgültigen Unterwerfung unter die Ordensregeln, selbige puttmachen (schon allein darum könnte ich nie Mönch werden. Ich häng an meinem Besitz. Alter Kapitalist. Und trotzdem auch noch Kommunist, würde razor sagen :-)). Nun, Fortuna geht´s ähnlich wie mir, beim Anblick ihres Walkmans fällt ihr glatt ihr von Saticoy erteilter Auftrag zum Kristallklau wieder ein. Der innere spirituelle Frieden liegt ihr scheinbar doch ferner als Saticoys halbes Königreich, also mopst sie den Kristall (schön blöd vom Orden, dass der mehr oder weniger einfach in einer Schublade rumliegt, unbewacht, ohne Sicherungsmaßnahmen, und so, dass auch Novizinnen während des letzten Tests da rankommen) und geht stiften (der Kristall sieht übrigens verdächtig so aus, als hätte man ihn aus einem Kaugummiautomaten, allerhöchstens aber aus einem Modeschmuckladen mitgehen lassen. So´ne Art Vierteledelstein auf ´ner hässlichen Brosche). Jetzt ist bei Sharon, ob Entdeckung des Frevels, der Katzenjammer groß. „Warum hast du uns verraten?“, schluchzt sie das Luftloch, das Fortuna hinterlassen hat an, übernimmt aber zumindest ehrenvoll die persönliche Verantwortlichkeit für die Misere. Mutter Frieden, der innerlich vermutlich einer abgeht, weil sie von Anfang an Recht hatte, dass der Neuen nicht zu trauen ist, erteilt Sharon den dienstlichen Auftrag, den Klunker zu apportieren.

Sharon will gerade vom Hof skaten, da mischt sich Marshall ein und verbietet kristallbergende Maßnahmen auf Grundlage der Information (woher auch immer er die hat), dass Chris entführt wurde: „Er ging ohne Rollschuhe zum Spielplatz des Teufels!“ (Ich wiederhole mich: woher weiß er das? Saticoy hat´s ihm nicht erzählt, zumindest nicht on-screen. Marshall muss dann berechtigtes Mißtrauen in seine pädagogischen Fähigkeiten haben, wenn er aus der schlichten Abwesenheit seines Sohnes das – natürlich zutreffende, aber darum geht´s nicht – Entführungsszenario bastelt). „Das kann nur Dr. Saticoys Werk sein“, fällt Mutter Frieden glatt die Zierleiste vom Rollstuhl (ah, Saticoy ist ein Kollege von mir ;-)). Sharon schlägt vor, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen bzw. Helferlein zu spielen und im Zuge der Chris-Rettung auch gleich den Kristall wiedereinzusacken, aber Marshall verbietet es kraft seines Amtes (jetzt wäre ich schon neugierig, welche Art von Jurisdiktion Marshall über den Orden hat, wenn´s bislang doch eher so aussah, als wäre der Befehlsweg eher umgekehrt, und zum anderen, Chris hin, Kind her, was ist wichtiger? Ein nerviger Sechsjähriger oder die alleinige Kraftquelle des wohltatsspendenden Nonnenordens?). Marshall skated ab, die Nonnen kucken doof.

Mutter Frieden allerdings kommt nach zerebraler Anstrengung und der Erinnerung, dass sie ihren Platz im Rolli einem fehlgeschlagenen Attentat Saticoys verdankt, zu dem Entschluss, dass Sharon dem zornesblinden Marshall trotzdem helfen soll, Chris zu retten, aber in erster Linie den Kristall heimholen soll (endlich setzt jemand richtige Prioritäten!), denn ohne Kristall kann die Menschheit sich einsalzen lassen. Sharon gelobt, den Oschi zurückzubringen oder wenigstens beim Versuch draufzugehen. That´s commitment!

Marshall wird von Deputy Samuel per Funk unterrichtet, dass Sharon sich widerrechtlich auf den Weg gemacht hat (ein Geheimausgang wäre praktisch) und befiehlt Samuel, sich ihr in den Weg zu stellen. Sie haut ihm sanft eine auf die Nase und skated anschließend in exakt die Richtung, aus der sie gekommen ist (??). Marshall gibt seinem Depputy resignierend die Anweisung, die Nonne einfach machen zu lassen, er wird sie selbst abfangen (hm, also entweder hat Sharon einen Riesenumweg hingelegt, nur um Samuel die Visage zu polieren, oder hier hat jemand mal wieder ganz gehörigen filmischen Mist gebaut). Hinter einer dieser hübschen Käfig-Fussgängerbrücken, die Kinogänger z.B. auch aus Collateral kennen, wartet Marshall auf Sharon, wird aber ebenfalls mit einem Nasenstüber begrüßt. Die Kampfnonne findet auch Zeit, unsere Punkfreunde, die sich unglückseligerweise in der selben Gegend aufhalten, zu verprügeln. Marshall verfolgt Sharon, die beiden grabbeln sich ein bissl ab (laue Ausrede für einen Kampf, aber okay, die haben genug damit zu tun, auf den Rollschuhen stehen zu bleiben), Marshall gelingt es, der verblüfften Nonne Handschellen anzulegen. „Dr. Saticoy darf nicht provoziert werden“, erklärt er seine irrationale Vorgehensweise.

Fortuna ist mittlerweile bei Saticoy angekommen und hört dessen wirre Ramblings über die, wie wir bereits festgestellt haben, hochtechnisierte Schlauch-Sprechanlage. Der irre Schuft zeigt nun sein wahres Gesicht, und das sowohl im übertragenen als auch im bildlichen Sinne. Ersteres, als er geifert, den „Totentanz“ auszurufen, bei dem jeder sterben wird und im übrigen „nieder mit der Welt“ (hm, soviel zur Beteiligung am Königreich, was, Forty?), zweiteres, als sich herausstellt, dass Saticoy in Wahrheit ZWEI Personen ist. Der kleene „Baby Saticoy“, mit dem Gummiface und dem Puppenkörper, den wir ja schon kennen, und den großen Saticoy, der seine vermutlich hässliche Visage hinter einer rosafarbigen Wollmütze und einer Maske, Modell Mischung-aus-Gasmaske-und-Eishockey-Torwart-Gesichtsschutz von 1948, verbirgt. Also, Darth Vader ist das gerade nicht. An dieser Stelle hing ich der durchaus nicht von der Hand zu weisenden Ansicht nach, der große Saticoy würde den Baby Saticoy bauchrednerisch betätigen, aber da lag ich mal wieder völlig daneben, das sind in der Tat zwei selbständige Entitäten, was die Sache natürlich nur noch dümmer macht (ganz besonders cool ist aber Big Saticoys Ansteckbutton mit dem zerknirscht-grummligen „Smiley“-Face).

Wir sind jetzt übrigens bei der Hälfte meiner Notizen angekommen. Benachrichtigt meine nächsten Angehörigen. Oder Eure.

Saticoy beansprucht die Herausgabe des Kristalls und Fortuna wirft ihm etwas vor die Füsse. Aber halt nur „etwas“ und nicht den Kristall, weswegen der Bösmann aus seiner Sicht begreiflicherweise ein wenig aufgebracht und ungehalten reagiert und von Zeter, Mordio und Verrat kreischt. Seine inkompetenten Gefolgsleute (alle drei, die bekannten Klugscheißer) erweisen sich leider als nicht wirklich in der Lage, die Flüchtende aufzuhalten. Saticoy sieht sich zu einem Angebot an seine Henchmen veranlasst, das die schwerlich ablehnen können – die Göre killen und den Kristall bringen, dafür Saticoys gesamtes Vermögen kassieren (das muss man, wenn seine Pläne funktionieren, wohl recht flott auf den Kopf hauen), oder im Versagensfall im Säurebad landen. „Du Teufel“, fällt auch da einem der Klugscheißer ein, aber die verbale Opposition bleibt folgenlos.

Fortuna hockt dieweil am Strand und reflektiert nachdenklich die bisherigen Ereignisse (inklusive Flashbacks auf ihre glücklichen Zeiten mit Sharon. Waren auch immerhin ein paar Stunden, wenn ich die interne Timeline des Streifens halbwegs richtig interpretiere). Es kann jedoch die frömmste Doppelverräterin nicht in Frieden reflektieren, wenn es den gedungenen Schergen des Fiesmanns nicht gefällt. Drei Knalltüten greifen Fortuna an und wir kommen in den Genuss eines beinahe nicht völlig unfähig aussehenden Kung-fu-Kampfes. „Das war für Saticoy“, belfert Fortuna, als sie einem der Angreifer in die Weichteile tritt (äh, teilt man Schläge nicht eigentlich „für“ seine Freunde und nicht für seine Feinde aus? Ihr wißt schon, wie ich das meine. Wenn X vom Bösmann Z zu Tode gefoltert wird, sagt Y beim Kampf mit Bösmann Q doch auch: „Das war für X“ und nicht „Das war für Z!“. Dumme Tussi). Die Eloquenz der bösen Angreifer hält sich in Grenzen: „Diese Mistfliege!“ Welch fiese Beleidigung! Welch tödlicher Affront!

Während langsam die Nacht über die Stadt der verlorenen Engel hereinbricht, rollt Marshall immer noch durch die Säurezone und weiß offenbar nicht wirklich, wo er hin will (alle anderen sind in der Zeit ja mehrfach vom Saticoy-HQ zum Kloster, zum Strand, wohin auch immer, hin- und hergerollt), ist aber nun langsam in Sichtweite des Bösen Bunkers, nahe am Großen Abgrund (der wird noch zum Plotpunkt!); dieweil erfreut sich Sharon der ungeplanten Gastfreundschaft des Roller-Patrol-Eierkartonreviers und fleht den dahingehend aber eher unbeeindruckten Samuel an, sie doch freizulassen (man hat ihr nicht mal die Handschellen abgenommen. Man könnte meinen, die Beziehungen zwischen Rollerblade-Orden und Roller Patrol könnten einen leichten Dämpfer nehmen).

Gut, wir sind bei diesem Film ja schon über so manchen gepflegten Irrsinn gestolpert, aber jetzt geht´s damit erst richtig los. Der Nonnenwauwau stolpert nämlich über Wacos Leiche und… HEILT ihn (rosa Smiley). Bitte?? Die Flohtüte kann auch heilen? Ich glaub, mir springt der Draht aus der Mütze. Waco sortiert seine Knochen und kommt angesichts der Wunderheilung zu der Erkenntnis, sein Leben nunmehr ändern zu wollen. Das äußert sich zunächst mal darin, dass er rachedurstig seinen Mördern an die Wäsche will (wooah, The Crow soooo ripped this movie). Bei einem vermummten Typen, der auf seiner Mundharmonika mehr schlecht als recht Country-Weisen spielt (um ehrlich zu sein – schlimmeres Mundharmonikaspiel hab ich nur bei der Live-Version des Arrogant-Worms-Standards „Car Full of Pain“ vernommen und da war das reine Absicht) und vom Abspann „The Wong Ryder“ genannt wird (ich lach dann morgen), erkundigt sich Waco nach dem Verbleib der drei Klugscheißer (hm, er sollte eigentlich doch wissen, dass die vermutlich irgendwo in der Gegend des Saticoy-HQs rumeiern müssten) und wird in die Richtung einer x-beliebigen leeren Lagerhallte verwiessen. Dort hausen zwar drei Vollidioten, aber nicht DIE drei Vollidioten, sondern die Punks! Dieser kleine bedauerliche Irrtum hat für Waco recht unschöne Folgen, denn er wird nach Strich und Faden verdroschen.

„Ich bin ein Märtyrer“, stöhnt Waco nach verabreichter Tracht Prügel und greift sich das vom von Fortuna gekillten Deputy erbeutete Funkgerät, um eine herzerweichende Abschiedsbotschaft in den Äther zu blasen (das ganze wird noch viel lustiger, wenn man sich vor Augen hält, dass Waco von „Alf“ Tommi Piper synchronisiert wird, und zwar in seiner 1-A-Alf-Stimme). Waco unterbreitet der geneigten Zuhörerschaft ein Universalgeständnis, insbesondere aber auch bezüglich der Chris-Entführung: „Was schlimmeres ist bestimmt noch keinem eingefallen“, überschätzt Waco jetzt mal ganz realistisch betrachtet die Schwere dieses sicherlich nicht besonders nachahmenswerten, aber nun auch nicht gerade Genozid-verdächtigen Verbrechens (abgesehen davon ist es nicht ihm, sondern Saticoy eingefallen. Er war ja nur das Exekutivorgan), bezeichnet Saticoy als das allerletzte Stinktier der Müllhalde (tsk-tsk, welch böse Worte) und verbleibt mit dem frommen Wunsch, im Falle einer weiteren Chance (wie viele willst du denn noch?), Saticoy und seine Gesellen zu finden und ihnen die Schädel einzuschlagen. Dann verscheidet er erneut. Wäre ich jetzt böse, würde ich sagen, diese Episode hat Donald G. Jackson nur eingebaut, um ein paar Minuten Laufzeit und großes Melodrama einzubauen. Aber ich bin ja erstens nicht böse und zweitens tät´ ich mich irren tun.

Der blöde Köter führt Sharon (die, wie wir uns düster erinnern, eine Szene vorher noch in Handschellen im Polizeirevier rumhockte) zu Wacos Leiche, was eine sofortige Re-Reanimation notwendig macht. Der Kerl ist nicht totzukriegen… wobei ich mich jetzt schon frage, woher die Nonnen (und der Wuff) die notwendige Energie für die Heilungen hernehmen, wo die doch angeblich dem Kristall entspringt, und der ist ja nicht mehr in ihrem Besitz? Stupid Movie (ach?).

Waco hat, wieder wiederbelebt, nichts besseres zu tun, als sofort wieder zu den Punks zu marschieren (eigentlich müsste er doch wissen, dass er da falsch ist), sich erneut verprügeln zu lassen und nach der Abreibung zu stöhnen: „Das war incht so schlim wie beim ersten Mal, die werden langsam müde!“ Wneigstens kratzt er nicht sofort zum dritten Mal ab. Statt dessen sucht er den Wong Ryder auf und beschwert sich über die Untauglichkeit der erteilten Informationen. „Ach, du meinst die Klugscheißer,“ fällt es dem wie Fussel aus dem um die Rübe gewickelten Handtuch, da soll Waco doch mal in die-und-die-Richtung rollen. Das war, eh, witzig, oder wie jetzt?

Das dynamisch-diabolische Duo Saticoy treibt dieweil allerhand schelmischen Schabernack mit einer in Alufolie gewickelten Frau. Ich präzisiere – Baby Saticoy treibt Schabernack, er reißt dem Mädel die Folie vom Körper – drunter ist die natürlich nackend – und nuckelt an ihren Brüsten rum. Saticoy, der Große, beschäftigt sich lieber mit seinem „Satiskop“ und glotzt damit Richtung Objekt seiner Begierde. Ja, wir nähern uns tatsächlich, doch schon auf Seite 11 dieses Reviews, dem, was wir in Ermangelung eines zutreffenderen Wortes „Plot“ nennen können. Auf der anderen Seite des „Großen Abgrunds“, far away so close sozusagen, steht nämlich die Waffenfabrik „Mecca Co.“, und die dort gebunkerten Knallfrösche, Wummen und sonstigen Scherzartikel täte der böse Saticoy gern haben, und damit die Welt zu vernichten bzw. zum „Gott der Müllhalde“ zu werden (manche Leute haben echt niedrige Ansprüche. Und vor allem, was denn nu, alles vernichten oder alles beherrschen? Da ist ein Unterschied!). Sein Plan besteht darin, mit seinem „Schiff“ (dazu kommen wir noch) den Abgrund zu überjumpen, den passenden „Säuretreibstoff“ hat er schon parat, nur um den zu zünden, da reicht kein Streichholz und kein Zippo nicht, dafür braucht er den Kristall (es-ist-so-dämlich). Ehrensache, dass Saticoy den Plan auf seiner Schiefertafel skizziert hat wie weiland Wile E. Coyote seine nie funktionierenden Roadrunner-Fallen (und zwar wirklich genau so, mit Strichmännchen und Pfeilen). Dies ist einer der Filme, die man nur mit einem Motorradhelm betrachten sollte, von wegen der berühmten Stirn-Tischplatte-Gleichung. Dann trennt Big Saticoy operativ Baby Saticoy von den Titten der Alu-Maid. „Mein Gehirn verrutscht“, beschwert sich Baby S. ob der etwas rüden Methode (als ob da was zum Verrutschen wäre…).

Marshall skated IMMER NOCH sinnlos in der Gegend herum und trifft dabei auf Waco, der zumindest ein Ziel vor Augen hat (und obskures Zeug stammelt, wonach der „Engel der Gnade“ ihm eine weitere Chance gegeben hat. Na, hoffentlich verbaselt der sie nicht genauso sinnlos wie die letzte, die ihm der „Köter der Gnade“ geschenkt hat). Gemeinsame Feinde verbinden. Allerdings steht Marshall immer noch auf dem Standpunkt, die Sache allein regeln zu müssen, was dem zwar geheilten, aber noch mittelschwer angeschlagenen (er ist ja nach der zweiten Heilung nochmal vertrommen worden) Waco ganz recht ist: „Ich wollte eh mal kurz ausruhen!“ Man verbleibt so, dass Marshall Waco über Funk ruft, sobald er gebraucht wird. Das tut er dann auch schon gut und gerne fünf Sekunden später. Der arme Waco konnte sich gerade mal hinsetzen…

Auch Sharon skated durch die Nacht (im Hintergrund sehen wir übrigens die hell erleuchtete Skyline von Los Angeles, was dem ganzen Brimborium um die niedergegangene Zivilisation natürlich ein ganz klein wenig die Glaubwürdigkeit raubt). Marshall wird angesichts der bevorstehenden Infiltration des Saticoy-Territoriums ganz warum ums Herz: „Möge der Himmel unseren heiligen Kreuzzug beschützen!“ Waco liefert als Kommentar den besten Lacher des Films: „So banal kann man´s natürlich auch ausdrücken!“ (kommt ganz besonders gut rüber dank der Alf-Stimme). Wenn schon alle ziemlich hirnlos durch die Gegend rollen, kann das auch Fortuna. Die ist also auch noch im Spiel, muss ja auch, die hat ja immer noch den Kristall. Bei Saticoy bewundern wir kurz das Hitler-Comic-Graffiti an der Wand.

Fortuna scheint sich endlich darüber klar geworden zu sein, auf welcher Seite sie steht und skated (wohl) in Richtung Saticoy-HQ, doch da stellt sich ihr der Wong Ryder in den Weg und will sie mit seiner Waffensammlung imprägnieren. Smith & Wesson, Luger, Uzi, hat er alles am Start (und zwar unter seinem Hemd, wo wohl ´ne Menge Platz ist. Sicherheitshalber zeigt man uns ihn dabei aber nur von hinten, denn für ein paar Replicas der entsprechenden Schießeisen hatte diese Produktion verständlicherweise keinen Cent übrig). Fortuna ist nur mäßig beeindruckt, verprügelt den Wong Ryder, erinnert sich aber rehctzeitig an ihren Nonnen-Eid „nur betäuben, nicht verletzen“ und lässt den K.O.-Gegangenen liegen. Der spielt auf seiner Mundharmonika einen Blues (oder das, was er dafür hält).

Alle Wege führen zum Saticoy-Bunker. Sharon und Fortuna treffen sich, was insofern etwas unpraktisch ist, als man ja nicht wirklich im Frieden voneinander geschieden ist und Sharon ob Fortunas frechem Kristallklau nicht gerade bestens auf Forty zu sprechen ist. Deren Beteuerungen, dass sie´s sich anders überlegt hat, schenkt Sharon keinen Glauben. Marshall ruft dieweil seinen Deputy, der sich gerade vom Niederschlag erholt, mit dem sich Sharon befreit haben muss (wie erwähnt, wir haben das ja nicht gesehen, aber nett, dass man wenigstens kurz andeutet, was passiert sein könnte). Von Chris ist weit und breit nichts zu sehen, also lässt sich Marshall durch die lächerlichste Fussschlingenfalle der Welt aufs Maul legen und von den Klugscheißern gefangennehmen (recht so, sonst würde das nie was). Die Klugscheißer sind kommunikativ veranlagt und teilen bereitwillig mit, dass Saticoy den kleinen Bengel über einem Bottich Z-904 hat aufhängen lassen, und was schon so heißt, kann nicht gerade Mineralwasser aus der Vittel-Quelle sein. Die Klugscheißer sind der Ansicht, dass diese unheilvolle Information dazu angetan sein müsste, dass „Warzenschwein“ Marshall seine Fresse hält (warum auch immer).

Sharon und Fortuna kloppen sich indes. Fortuna versucht zwar nach wie vor, ihrer Schwester begreiflich zu machen, dass sie nicht die Böse ist, aber Sharon dürstet es nach simpler Rache, weil Forty ihrer Ansicht nach auf den dunklen Pfad abgebogen sei. Fortuna gewinnt den Kampf und kann nun moralisierend predigen, dass Sharon ja nicht ihren heiligen Eid (nicht verletzen usw.) brechen solle und bitet ansonsten um Vergebung. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich und Sharon bedankt sich noch artig dafür, dass Fortuna ihr ordentlich was vor´n Latz geballert hat: „Ich stand kurz vor dem Abgrund!“ (Jetzt sind wir schon einen Schritt weiter). Während Marshall sich aus seinen lächerlichen Fesseln befreit, legt der Bogenschütze unter den Klugscheißern auf die wieder Herz-und-eine-Seele-seienden Nonnenschwestern an. Waco, der sich plötzlich mitsamt seinem Einkaufswagen materialisert, kann den Schützen zwar schubsen, aber einen Pfeil bringt der trotzdem ins Ziel. Und zwar geradewegs in Fortuna, die sofort und auf der Stelle krepiert. „Wäääh“, heult Sharon und fragt sich, warum zum Geier es verboten ist, eine Schwester zweimal zu heilen (? Gute Frage. Steht wohl so im Drehbuch. Schon Scheiße, wenn man Nonne ist, als Normalsterblicher kann man ja wohl geheilt werden, so oft man will. Wo ist da der Incentive, ins Kloster zu gehen?). Weil sie so mit dem Rumheulen über die schreiende Ungerechtigkeit dieser Welt beschäftigt ist, lässt sich Sharon bei der Gelegenheit gleich noch den Kristall abnehmen. Wie Lord Helmchen sagte: Evil always wins, ´cause Good is too stupid. Da ist was dran.

Marshall kommt, being a copper, zu spät, um gewinnbringend zur Situation beizutragen, ist jetzt aber immerhin soweit, dass er Sharons Hilfe, Chris plus Kristall zu retten, akzeptiert. Die Saticoys streiten sich dieweil, wer den Piloten spielen darf, jetzt, wo der Kristall in ihrem Besitz ist.

Marshall und Sharon schleichen sich über Dachbalken in das Hauptquartier des Schurken (es ist gar nicht so einfach, mit Rollschuhen auf schmalen Balken zu balancieren. Ich könnte mir vorstellen, dass es erheblich einfacher wäre, wenn man die mal für fünf Minuten abschnallen täte. Aber dann wär ja das Gimmick des Films im Eimer). So ganz hat Marshall den Sinn hinter dem Teamwork-Gedanken aber noch nicht erfasst, er beansprucht nämlich weiterhin, seinen Sohnemann allein zu retten, Sharon soll dieweil warten. Macht die natürlich nicht (und auch Leitern runterklettern ist mit Rollerskates keine gar so simple Übung). Marshall wird in einen Kampf mit einem der Thug verwickelt, der in eine Art Wrestling-Brawl degeneriert (der Kampf, nicht der Thug, newa). Waco, der sich zwischenzeitlich ein wenig am Bogenschützen abreagiert hat, wendet sich seinen alten Freunden, den Punks zu: „Dieses Mal mach ich euch alle!“ (So geht der mit seinen heiligen neuen Chancen um. Seufz). Marshall macht mit seinem Gegner den Helicopter Spin in, haut ihn auf den Boden und würgt ihn: „Wo ist mein Sohn?“ Wird er wohl nie erfahren, weil er den armen Henchman nicht nur würgt, sondern auch ER-würgt. Verhörmethoden üben wir noch mal, gell, Marshi? Waco, abgesehen davon, dass er eigentlich eine irrelevante Nebenfigur ist, für alles zuständig, was irgendwie so aussieht, als könnte es zu einem Happy-End beitragen, entdeckt Saticoys Säuretreibstofflager und deutet an, wozu man einen Einkaufswagen noch benutzen kann, nämlich als Ablenkungsmanöver. Der herrenlose Wagen irritiert dort Wache stehenden Klugscheißer tatsächlich ausreichend, dass Waco sich anschleichen und den Depotbewacher killen kann. Nicht, dass das ernsthafte handlungstechnische Konsequenzen hätte.

Marshall entdeckt dieweil das Säurebad – drüber hängt, wie versprochen, auf einem Brett liegend, etwas Kindergroßes in Aluverpackung (scheint gerade im Drugstore im Ausverkauf gewesen zu sein, das Aluzeuchs). Bevor er allerdings rettende Aktivitäten entfalten kann, wird er vom letzten Klugscheißer angegriffen und in einen Kampf verwickelt. Der ist aber so grandios-phantastisch, dass dem Komponisten glatt die dramatische (und übrigens ziemlich furchtbare) Musik ausgeht. Marshall taucht den Gegner armvoran ins Säurebad, was uns den zweiten blutigen (naja, sagen wir lieber „schmoddrigen“) Effekt des Films beschert, nämlich einen qualmend-kokelnden verätzten Armstumpf. Menschenfreund, der er ist, entscheidet Marshall für den Zwangsamputierten, dass das Leben mit nur einer Greifextremität nicht lebenswert ist und schubst ihn ganz ins Säurebecken. Wer zuletzt lacht, lacht aber nicht unbedingt immer am besten, aber zumindest am fiestesten, und das ist Saticoy. Der zupft mal kurz an einem seiner Gummipröppelhebel und schon plumpst das Alupaket ins Säurebad. Dumm gelaufen.

Sharon ist mittlerweile auch endlich eingetroffen, skated von hinten an die Saticoys an ihrem „Kontrollpult“ heran ,hält ihr heiliges Butterflymesser dem kleinen Saticoy an die Rübe und eignet sich den Kristall an. Big Saticoy mag sich allerdings die Stunde seines anstehenden Triumphs natürlich nicht verderben lassen und schüttet einen Zahnputzbecher Säure auf die Nonne. Das hat die für den Zuschauer erfreuliche Folge, dass Sharon zwar nichts ernstliches passiert, sie sich aber schleunigst aus ihrem Gewand schälen muss und den Rest des Films nur mit einem Slip bekleidet bestreiten wird (Jackson weiß, was Machos wollen). Weil unsere Helden allein nix auf die Reihe kriegen, stürmt Waco ins Areal und schießt mal probehalber auf Baby Saticoy, wobei er sich aber auch irgendwie (muss ich zu notieren vergessen haben) eine tödliche Verletzung enhandelt. Das fetzt den Gnom zwar vom Stengel, hindert aber Big Saticoy nicht daran, der noch mit Strippen okkupierten Sharon den Kristall wieder abzuknöpfen und sich durch ein liebevoll mit einem Grummel-Smiley dekoriertes Schott in Richtung seines „Schiffs“ abzusetzen. Sharon schleudert dem Schurken ein paar düstere Prophezeihungen hinterher, während Baby Saticoy heimtückisch versucht, ihr die Schnürsenkel am Rollschuh aufzudröseln (damit sie drüberstolpert und sich ganz doll wehtut, zweifellos). Sharon verpasst dem Zwerg einen Tritt. „Baby, du hast mir die Nüsse zerquetscht“, stöhnt der kleine Saticoy (der hat´s auch nicht leicht, Hirn verrutscht, Nüsse zerquetscht, der tut mir fast schon leid). Sharon wendet sich Waco zu, der mal wieder stirbt, diesmal aber wohl endgültig, denn mit Heilen ist nix, wie Sharon bedauernd erklärt, nicht, weil auch auf Waco die „Dreimaldabeigewesen-nichtwiederwählen“-Regel zutrifft, sondern schlicht, weil ihre Heile-Heile-Segen-Klinge keinen Saft mehr hat (aha, jetzt also doch Energieverlust dank Kristallklau). Waco nimmt´s sportlich: „Ich sterbe lieber anständig als dreckig zu leben“. Damit ist er hin. Wurde auch Zeit. Immerhin – ist das ein Rekord, in einem Film dreimal zu sterben?

Sharon lässt Waco liegen, zupft eine Plastikplane hoch und findet darunter den zwar gefesselt- und geknebelten, nichtsdestotrotz aber quicklebendigen Chris (und ich frage mich immer noch, welchen Zweck die Entführung des Kurzen hatte? Ich trau Saticoy eigentlich nicht die prophetische Gabe zu, erkannt zu haben, dass Marshall in diesem Fall die Nonnen an einer zivilrechtlichen Verfolgung des Kristalldiebstahls hindern würde). Marshall, der mucho depressiv am Säurebad rumsitzt und ansonsten für den Showdown überhaupt nicht mehr zu gebrauchen wäre, ist begeistert. Hurra.

Ändert aber nicht wirklich was an der Tatsache, dass Saticoy, der Große, noch mit dem Kristall unterwegs ist und sich gerade einen halben Liter Säurefusel für sein „Schiff“ zapft und mit der Macht von Grayskull, äh, tschuljung, des Kristalls zündet. Wobei wir jetzt schon mal kurz darauf auf das „Schiff“ zurückkommen müssen. Ein „Schiff“ stell ich mir doch anders vor (und um Donald G. Jackson einen Funken Anstand zuzubilligen – das „Schiff“ macht die Synchro draus, im Original heißt das Ding „Thruster“). Think Raketenschlitten aus The Empire Strikes Back aus Sperrmüll, and you get the picture. Ne TÜV-Plakette kriegt das Ding jedenfalls nicht. Baby Saticoy, verrutschtes Gehirn hin, zerquetschte Nüsse her, krabbelt seinem großen Bruder (oder-was-auch-immer, über die Ursprünge und Details dieser symbiotischen Beziehung will ich nicht wirklich nachdenken), hat aber das persönliche Pech, direkt in Schußlinie des Feuerstrahls des Triebwerks zu krauchen und wird abgefackelt. Keine Solidarität mehr unter den Schurken.

Saticoy hat sich tatsächlich sogar eine Rampe gebaut, um über den „großen Graben“ (der sicher gut und gern hundert Meter breit ist und mindestens bis zum Erdmittelpunkt herabreicht) zu springen. Sharon stellt sich heldenhaft direkt vor die Rampe, bereit, ihr armseliges Leben der größeren Sache zu opfern (wie ihr bzw. den Nonnen das den Kristall zurückbringt, dürfte ihr Geheimnis bleiben). Saticoy hat seinen Thruster aber mit Offensivbewaffnung ausgerüstet, i.e. einer Rakete. Die richtigt zwar keinen großen körperlichen Schaden an, schubst die nackte Nonne aber aus dem Weg. Sharon schleudert ihr heiliges Butterfly und nagelt, gut gezielt ist halb gewonnen, damit Saticoys Hand an einem der Kontrollhebel fest (o.ä., it´s rather unübersichtlich). Dadurch verliert Saticoy nicht nur die Kontrolle über sein gemeingefährliches Fluggerät, sondern auch den Halt und stürzt, mittels extrem schäbiger Rückprojektionseffekte, die selbst deutsche Amateurfilmer besser hinbekommen würden, in den Abgrund. Der Thruster selbst fliegt weiter über den Abgrund und schlägt in der Waffenfabrik ein, die dekorativ in die Luft fliegt. Ka-ba-da-BOOM! Damit, so halten wir uns vor die Glotzer, ist aber auch der Kristall perdü. Naja, Schwund gibt´s überall.

„Jetzt erst erkenne ich die wahre Macht des Kristalls“, gibt Sharon angesichts des (pyrotechnisch nicht wirklich beeindruckenden) Feuerwerks ungefragt und kryptisch zu Protokoll. Und was hast du nu davon, Babe?

Fortuna bekommt im Nonnenkloster ein Heldenbegräbnis, d.h. man hat sie in vollem Habit aufgebrezelt aufgebahrt, einen hübschen Smileyorden posthum an die Brust getackert, und verbrennt sie. Sharon greint wie ein Heulschlund. Mutter Frieden segnet alle Überlebenden (was nu aber ohne den Kristall aus der Zivilisation, dem Nonnenorden und der Welt an sich wird, darauf geht niemand auch nur mit einer Silbe ein), wir blenden noch mal die Szene ein, in der Sharon mit ihrer Nonnenkampftruppe cool über eine Kuppe fährt, und dann spielt sich auch schon der Abspann ab, über den eine gewisse Staci Alexander einen himmlisch-schräg-fussnägelaufkräuselnden üblen 80er-Jahre-Popsong namens „Saviour“ blökt…

„Wir hoffen, dass sie sich gut unterhalten haben“. Hm, VPS, ich fürchte, bei 99,9999 % der Konsumenten dieses Films bleibt´s bei der Hoffnung (get this thing out on DVD! Now!).

1985, in Kalifornien. Sitzen Donald G. Jackson und Ron Amick zusammen, kucken gerade Mad Max im Kabelfernsehen und schalten in den Werbepausen auf Rollerderby um. Jackson schiebt sich ein LSD-Plättchen unter die Zunge und schiebt Amick den Bong rüber: „Weissu, Alder, was man machen müsste? Ein postapokraflip… postsackozafix… postapokalippischen Äkschnfilm. Aber, like totally auf Rollerskates!“ Sagt Amick: „Krass, Alder, like totally. Ich hab Sonntag Zeit!“

Äh. Anders kann ich mir die Entstehung dieses Films nicht vorstellen. Donald G. Jackson, der praktisch seine komplette filmische (ähem) Karriere (hüstel) auf diesem Film und dem von vielen Leuten als recht witzig eingestuften (und von mir leider noch nicht gesehenen) Roddy-Piper-Klopper Hell Comes To Frogtown aufgebaut hat (Roller Blade folgten unwahrscheinlicherweise tatsächlich nicht weniger als vier [!] Sequels, Frogtown brachte es immerhin auf drei Fortsetzungen), kann (bzw. könnte, er verstarb 2003, nicht, wie man jetzt vielleich politisch unkorrekt vermuten könnte, an einer Überdosis Crack, sondern an Leukämie) mir mit Sicherheit nicht erzählen, dass er im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte Roller Blade für eine ernsthaft-gute Filmidee hielt (und apropos „ernsthaft“, wenn man nicht das ganze Setting an sich als Parodie auffassen will, muss man den Streifen als ziemlich bis tod-ernst gemeint verstehen. Intentional humor findet sich da kaum).

Unter die Leute gebracht hat den Streifen das umtriebige B-Movie-Studio New World Pictures, das zu ungefähr dieser Zeit eigentlich damit beschäftigt war, etwas, hüstel, anspruchsvollere Filme mit größerem Budget zu realisieren (z.B. Fritz Kiersch´ Kinder des Zorns, der ja durchaus ein siebenstelliges Dollar-Budget zur Verfügung hatte). Bei Roller Blade übernahme New World allerdings wohl nur den Vertrieb. Auf die Beine gestellt wurde der Film nämlich nach allem, was man so hört, von Jackson mehr oder weniger in Eigenregie (Ron Amick übernimmt quasi alle wesentlichen weiteren Stabfunktionen und wurde deswegen von mir in obige erfundene Anekdote eingearbeitet), bei einem Budget von (aaaachtung) sage und schreibe FÜNF-TAUSEND-DOLLAR (according eines Interviews, das sich mal im Web fand, mittlerweile aber verschütt´ gegangen ist). Na, da könnt Ihr Euch doch sicher vorstellen, wie Roller Blade aussieht.

Billig ist gar kein Ausdruck… ein Großteil des 5-Riesen-Budgets muss für die vielleicht fünf Minuten benutzten Samurai-Devils-Kostüme von Steve Wang draufgegangen sein (wobei ich da mal lustig ins Blaue spekuliere, dass die nicht originär für diesen Film entstanden sind, sondern bei Wang einfach nur ausgeliehen wurden), ansonsten gibt´s, vielleicht noch von den Nonnentrachten abgesehen, nichts im Film, was so aussieht, als könnte es mehr als dreiundvierzig Cent in der Anschaffung gekostet haben (okay, da wären noch die Metallskulpturen in Saticoys Vorgarten, aber der Künstler war bestimmt ein Freund des Hauses und freute sich über vermeintliche Gratis-Promotion). Wenn man sich für seinen postapokalyptischen Endzeitfilm nicht mal mehr leisten kann, in die Wüste zu fahren (wo man sowas nun mal dreht, basta), sondern Sonntagnachmittag auf leeren Parkplätzen und in stillgelegten Fabrikhallen dreht (die Graffiti bis auf die Smileys hat man vermutlich auch nicht speziell für den Film an die Wände gesprüht, und da rechne ich sogar den Adolf ein), kann das einfach nicht, eh, überzeugend aussehen – es reicht ja noch nicht mal für ein Autowrack (obwohl sogar das Videocover von solchen murmelt). Zwar bemüht sich die Kameraführung die teilweise arg klaustrophobische Einstellungen, nein, nicht etwa Stimmung zu erzeugen, sondern einfach auszublenden, dass keine zwei Kilometer weiter das blühende Großstadtleben von Los Angeles tobt (in den Nachtszenen liess sich das schwerlich vermeiden), aber Endzeitatmosphäre kommt da freilich nie auf.

Wunderbar billig, da würde sogar Ed Wood die Wodkaflasche aus der Hand fallen, ist der Polizei-/Marshall-Wohnung-„Set“ (in dem darf sich die Kamera auch keinen Zentimeter bewegen, weil man sonst merken würde, das links und rechts des Kameraausschnitts Setende ist), und die Kirchengemeinde, die Jackson leichtfertigerweise erlaubt hat, außer- und innerhalb ihres Gotteshauses zu drehen, dürfte vermutlich nach Ansicht des Werkes diverse Bannflüche über den Filmemacher verhängt haben (es sei denn, es war die Kirche des Heiligen Ed Wood, die gibt´s ja wirklich).

Auf dem Niveau des Set Designs liegen dann auch die, ahempt, Spezialeffekte. Die zwei Gore-Effekte sind für das Sparschwein-Budget des Films gar nicht mal SO übel ausgefallen (der Film ist aber deutlich weniger „sleazig“ und exploitationmässig, als seine ersten zehn Minuten mit seinen angedeuteten „Folter“-Einlagen andeuten mögen), aber der Verstand tiltet natürlich schon bei der Handpuppe aus, die Baby Saticoy darstellen soll (sofern der gerade was zu sagen hat und die Knetgummigesichtszüge bewegt werden müssen; in anderen Einstellungen ist Baby Saticoy einfach eine unbewegliche Spielzeugpuppe, die wohl mit irgendwelchen Drähten an der Kamera vorbeigezogen wird. Stop Motion ist das sicher nicht :-)). Der Sperrmüll-Raketenschlitten sieht vom Design her gar nicht mal ganz verkehrt aus (d.h. ungefähr so, wie man sich so ein Ding zusammenbauen würde, wenn man nur Schrott als Material zur Verfügung hat), wenn das Teil allerdings in Action ist, wird´s aufgrund der mangelnden Kompetenz der Tricktechniker (wen wundert´s) relativ peinlich (und ganz besonders peinlich wird´s bei Saticoys Sturz in den „Großen Abgrund“, das hat nicht mal mehr ambitioniertes Amateurniveau).

Die Actionszenen sind nicht wirklich zahlreich und machen vor allen Dingen nicht wirklich etwas aus dem eigentlich integralen und einzigen Twist der Geschichte, dass sich eben alles auf Rollschuhen abspielt – halsbrecherische Skate-Stunts sind nicht zu erwarten (da bot diese komische TV-Gameshow, die DSF vor einigen Jahren mal versendete, und deren Titel ich wie üblich vergessen habe – war halt American Gladiators on Rollerblades; solchen Schmafusi gab´s ja auch am Strand und auf Ei -, schon mehr „skating action“), weil ersichtlich ein Großteil des Ensembles schon damit genug beschäftigt war, überhaupt auf Rollschuhen zu stehen, geschweige denn zu laufen, noch geschweige-denner dabei auch noch zu kämpfen etc. (besonders hübsches Beispiel dafür ist der Trainingskampf zwischen Sharon und Fortune, den man gar nicht erst zeigt…). Hat schon seine Gründe, warum einige Charaktere (nicht nur Waco) Einkaufswägen vor sich her schieben (aber auf jeden Fall dürfte Roller Blade der Film sein, der Einkaufswägen sozusagen ins kollektive Bewusstsein der Zuschauerschaft projiziert. Die Szene, in der blonder Rauschgoldengel kreischend zusammengefaltet im Einkaufswagen hockt, hab ich NIE vergessen).

Ihr merkt schon, da ich nicht mit der Drehbuchkritik angefangen habe, wie sonst, kann Euer Lieblings-Doc nur zu der Erkenntnis kommen, dass er diesen Film auch geliebt hätte, wenn er eine reine zusammenhanglose Aneinanderreihung von blöden Szenen wäre (äh, und das unterscheidet sich vom Ist-Zustand jetzt genau wie? – Der Setzer). Es ist hirnrissig, blöde, dämlich, bescheuert. Und macht einer gewissen Klientel, die im Minimum aus einer Person steht und dieses Review in die Tastatur hackt, unbändigen Spaß. Es ist diese schon nicht mehr in Worte zu kleidende allgemeine Unfähigkeit der Beteiligten, auch nur ansatzweise etwas zu bewerkstelligen, was nach FILM im Sinne von „wir erzählen eine Geschichte“ aussieht, die die gesteigerte Faszination von Roller Blade ausmacht. Das, und natürlich die Tatsache, dass es jede Menge nackter Frauen zu sehen gibt, die auch allesamt nicht gerade unattraktiv sind. Ähem.

Donald G. Jackson ist selbstverfreilich kein Regisseur (noch nicht mal ´n schlechter, wenn ich nach diesem Film gehe), der Film hat keinerlei Dramaturgie, keinerlei Spannung, kein Tempo (im Sinne von „die Handlung vorantreibend“), aber es passiert eigentlich immer was doof-debiles, über das man wahlweise hysterisch kichern oder in frustriertes Wehklagen ausbrechen kann, d.h. von Langeweile kann keine Rede sein. Der gruseligste Bestandteil des Films ist zweifellos seine eklige Musik, die aber auch schon wieder auf eine perverse Art und Weise wie die Faust aufs Auge passt (und „Saviour“ will ich als MP3!).

Dass die Plotte selbst nur jemandem eingefallen sein kann, der einen ordentlichen Sockenschuss sein Eigen nennt, dürfte sich ja aus der umfangreichen Inhaltsangabe ergeben haben. Wer in der Story einen tieferen (bzw. überhaupt einen) Sinn sucht, dürfte verzweifeln. Sowas wie „Plot“ stellt sich eigentlich erst in der letzten halben Stunde vor, wenn endlich mal klar wird, was Saticoy eigentlich will (es erklärt trotzdem nicht wirklich, warum er z.B. Chris hat entführen lassen und warum wir Waco zweimal aus Jux und Dollerei mit den Punks kämpfen lassen müssen). Die Verbindung von hanebüchenen mystizistischen, umpf, theologischen und, würg, philosophischen Versatzstücken mit einer rein auf die Darbietung diverser nackter Tatsachen gezielten Inszenierung kann bei ernsthaften Filmkritikern ohne Zweifel zu lebensbedrohlichen Gallenkoliken führen. Das wirklich „erschreckende“ an diesem Film und seiner Story ist schlicht und ergreifend die schon erwähnte Tatsache, dass er auf eine unbegreifliche, nicht nachvollziehbare Weise ernst gemeint ist. Es gibt nur wenig beabsichtigten Humor (dafür um so mehr unfreiwilligen), die ganze „Waffen als Werkzeuge der Liebe“-Tour scheint mir weniger parodistischen Ursprungs zu sein als eine völlig zugekokst-weggedrogte Flower-Power-Summer-of-Love-Philosophie zu vertreten und auch alle Schauspieler (soweit man die Leute so nennen kann) gehen mit einer sichtlichen Ernsthaftigkeit an das Unterfangen, als ginge es darum, Macbeth zu spielen.

Wie man das in dieser „seriösen“ Form durchziehen kann, wo auch jede klitzekleine Idee „ich bin doofer Trash“ schreit, ist mir ein Rätsel und kann eigentlich auch nur durch Drogenkonsum erklärt werden.

Wenn man kein Geld hat, hat man natürlich auch kein Geld für Schauspieler. Deswegen müssen viele der Nasen, die bei Donald G. Jacksons Roller Blade ihre Zinken vor die Kamera halten, auch mehr als eine Rolle übernehmen. Suzanne Solari braucht nur eine Rolle zu spielen, die der Schwester Sharon, und ist damit schon überfordert genug (zumal ihr, wie so einigen im Cast, schon allein einige grundlegende rollschuhläuferische Fähigkeiten abzugehen scheinen). Solari griff die Rolle im ersten Sequel Roller Blade Warriors: Taken by Force nochmals auf und dürfte ihren publikumswirksamsten Auftritt (ächz) als namenlose Komparsin in Class of Nuke´ Em High 2 absolviert haben (wer also selbst bei Troma nur Statistenrollen abkriegt… nuff said). Jeff Hutchinson, der das Schauspielern als Marshall Goodman größtenteils seinem tollen Stetson überlässt, ist da schon wesentlich beschäftigter, er mimt nämlich auch den „Wong Ryder“, einen der „Samuraiteufel“ und übernahm in der Nachsynchronisation noch zwei weitere Rollen. Auch bei ihm reichte es außerhalb von Donald G. Jacksons kleiner Welt (die ihn auch in Hell Comes to Frogtown und Roller Blade Warriors: Taken by Force führte) zu keinen bedeutungsvollen Rollen. Shaun M. Davidson, neben Michelle Bauer sicher das optische Highlight des Streifens (Schwester Fortuna), spielt etwas besser als die meisten ihrer Ensemblekollegen und kann auch einigermaßen skaten, war aber dennoch nur noch in einem mir völlig unbekannten 94er-Thriller namens Deadly Eyes aktiv. Als Mutter Frieden bzw. Mother Speed „brilliert“ Katina Garner, sowas ähnliches wie eine Z-Movie-Scream-Queen, die Genre-Buffs aus Mark Death Row Gameshow Pirros Polish Vampire in Burbank, Cannibal Hookers oder Fred Olen Rays unsterblichem Ägypten-Quatsch The Tomb kennen könnten. Sam Mann, der neben der Rolle des Waco auch noch einen der Samuraiteufel spielt, kann Trashologen der fortgeschrittenen Sorte aus der Gurke Hard Rock Zombies ein Begriff sein. Er hat in diesem Film den gar nicht hoch genug zu bewertenden Vorteil, von Tommi Piper auf Deutsch synchronisiert zu werden, was allein schon für elysische Verzückungen beim bereits delirierend sabbernden Trashlunatic sorgt.

Michelle Bauers Gefährtinnen in der Catfight- und Jacuzi-Szene sind übrigens verdiente Porno-Aktricen, Barbara Peckinpaugh und Lisa Marie (die in ihrer adult film career ein anderes Pseudonym verwendet, das mir gerade entfallen ist, hüstel).

Roller Blade ist derzeit, und eine Schande ist es, weltweit OOP und sowieso nur auf VHS-Video erhältlich gewesen. Warum bringt der derzeitige Rechteinhaber (weiß der Geier, was aus dem New-World-Lizenzstock geworden ist) den nicht auf DVD? Auf Video soll das Ding angeblich ein ziemlicher Renner gewesen sein (naja, sonst wären die vier Fortsetzungen kaum zu rechtfertigen) und ebenso angeblich eine Million Dollar eingespielt haben (da rechne man mal das Verhältnis Produktionskosten-Einspielergebnis und sinke baß erstaunt in den Sessel zurück. Das nenn ich mal profitabel). In Deutschland gab´s, as mentioned before, eine VPS-Leihkassette, die qualitativ durchaus in Ordnung geht (Vollbild, aber der Film war ja nie was anderes) – die würde manches deutsche Grützelabel bedenkenlos als DVD-Master hernehmen (und ich würd´s vermutlich ebenso bedenkenlos kaufen, doof, wie ich bin).

Also, Schlußwort: Roller Blade ist ein hysterisch-debiler Schwachmatenfilm obersten Kalibers, der sogar diverse italienische Anschläge auf den empfindlichen Brägen des Zuschauers auf der nach unten offenen Larry-Ludman-Skala um Lichtjahre übertrifft. Man braucht zweifelsohne einen ganz besonders erlesen guten schlechten Geschmack, um Roller Blade den Unterhaltungswert abzugewinnen, den ich dem Streifen attestieren will; das ist schon kein gewöhnlicher Trash mehr, das ist something else, das ist nicht mehr „so bad it´s good“, das ist „so bad it´s extraordinarily, mindblowingly, unbelievably B.A.D.“ – unvorbereiteten Gemütern kann man den Film sicher nicht vorsetzen, will man nicht spontane Selbstentzündungen oder ähnliche Harakiri-Aktionen des Publikums provozieren. Hell, ICH kam aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus, und ich kannte den Film schon vorher… Roller Blade, und damit komme ich nun wirklich zu meinem letzten Worten (ich hatte heute eigentlich noch was anderes vor, und eigentlich auch schon gestern…), ist nicht der gewöhnliche dahergelaufene Trashfilm zum Nebenherkonsumieren, der ist streng genommen eine Kategorie für sich. Mir fällt nichts vergleichbares ein, was aus einem absurden Grundkonzept (Mad Max auf Rollschuhen mit Nonnne) einen derart eigentlich unkonsumierbaren Schwachfug strickt (ich will die Sequels haben!), auf jegliche sinnvolle Dramaturgie, angebrachte Ironie oder überhaupt jeden Sinn und Verstand pfeift und MIR dennoch so viel Freude bereitet. Be very much aware: ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass ich der einzige Mensch auf Gottes Erdboden bin, der Roller Blade spaßig findet, so enter at your own risk – if you dare…

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 7


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