Robin Hood: Ghosts of Sherwood

 
  • Deutscher Titel: Robin Hood: Ghosts of Sherwood
  • Original-Titel: Robin Hood: Ghosts of Sherwood
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  • Regie: Oliver Krekel
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2012
  • Darsteller:

    Martin Thon (Robin Hood)
    Ramona Kuen (Maid Marian)
    Kai Borchardt (Bruder Tuck)
    Dennnis Zachmann (Will Scarlett)
    Kane Hodder (Little John)
    Tom Savini (Sheriff von Nottingham)
    Claude-Oliver Rudolph (Guy of Gisbourne)
    Anika Neubauer (Hexe)
    Andrea Glowig (Hexen-Novizin)
    Tom Paladin Bareck (transformierter Robin Hood)
    Carolina Grigorov (transformierte Maid Marian)
    Martin Hentschel (transformierter Will Scarlett)


Vorwort

Als der DVD-Vertreiber und Möchtegern-Regisseur Oliver Krekel Robin Hood: Ghosts of Sherwood ankündigte, geriet die ganze deutsche Independent-Filmszene in Aufruhr: Da geht ein Typ hin, der seit Jahren heftig polarisiert und sich mit Crossclub oder Fog² – Revenge of the Executed nicht gerade für größere Aufgaben empfohlen hat, und dreht mit Tom Savini und Kane Hodder einen Robin-Hood-Film. Und das auch noch auf 3D.
Was folgte, waren Wochen der bitteren Auseinandersetzungen zwischen Krekel-Kritikern, Krekel-Anhängern und Krekel garselbst, in die sich auch einige der am Dreh Beteiligten einmischten (pro und contra Krekel). Höhepunkt des digitalen Kleinkriegs dürfte die verbissene Diskussion zu Peter Osterieds Kritik sein. Grandios.

Kurzfassung: Krekel hält sich für einen Star-Regisseur, einen Mega-Produzenten und für einen Meister der 3D-Technik; seine Widersacher werfen ihm Großmannssucht, Unprofessionalität oder gleich unsaubere Machenschaften vor. Ein Shitstorm halt, wie ihn die deutsche Independentszene regelmäßig hervorbringt (allerdings selten in diesem Ausmaß).

Nachdem der Film nun draußen ist und der Staub sich etwas gelegt hat, können wir das Objekt der Streitigkeiten höchstpersönlich in Augenschein nehmen. Wird Krekel uns alle mit einem Meisterwerk für die Ewigkeit überraschen? Oder ist „Robin Hood: Ghosts of Sherwood“ ein Kackfilm fünfter Handelsklasse? Bald werden wir es wissen.

Eins vorweg: Ich kann nichts zum 3D sagen (dazu später mehr), aber davon lassen wir uns nicht abhalten, gell.


Inhalt

Wir steigen ein mit einer wirr geschnittenen Teasersequenz, die sich in etwa um Folgendes dreht: Guy of Gisborne (Claude-Oliver Rudolph!), die rechte Hand des Sheriffs, schlägt mit seinen Soldaten im Wald ein Lager auf (der Warnung einer alten Frau zum Trotz). Prompt werden die Männer von Zombies, äh, Geistern massakriert.

Das war ein Vorgriff auf das Filmende, der nur da ist, damit es nicht 82 Minuten bis zum ersten Zombie dauert (upps, Spoiler). Aber ich muss zugeben, die Sequenz ist überraschend stylisch. Und der Vorspann macht ebenfalls was her.
Ehrensache: In der Sekunde, in der besagter Vorspann vorbei ist, landet der Film mit einem herzhaften Sprung bis zur Hüfte im Amateurfilm-Sumpf und wird sich bis zum Schluss nicht mehr aus diesem herauswinden. Seufz. Wir sehen also eine Gruppe von Soldaten, die sich mit einer Gruppe von Räubern eine schauderhafte Kampfchoreographie liefert. Recht so, nur schön lang draufhalten. Wir sind alle tief beeindruckt. Die Splattereffekte sind auch voll toll, sehr brav macht ihr das das.

Die Unholde gewinnen schließlich die Oberhand, aber da greift Robin Hood ein und verteilt ganz üble Fleischwunden unter den Übeltätern. Überraschenderweise ist er ein inkompetenter Tölpel am Pfeilbogen (merkt euch das, darauf kommen wir später zurück), aber ein „geschickter“ Schwertkämpfer. Die Attacke überleben am Ende nur die schöne Maid Marian und eben Robin.
Eine unbeholfene Dialogszene später wissen wir: Die Soldaten waren im Auftrag des Sheriffs von Nottingham unterwegs, um Marian nach Hause zu begleiten. Robin macht keinen Hehl daraus, dass er den Sheriff (zufälligerweise Marians Vetter) verabscheut, aber Marian beichtet ihm, dass sie ihn ebenso hasst. Schön, dann hat man ja was gemeinsam. Sie lässt sich breitschlagen, die Nacht im Lager seiner Leute zu verbringen.
Besagtes Lager ist eine Hippiekommune, die gute fünf Meter entfernt liegt, und strotzt vor glücklichen Menschen (inklusive Frauen und Kindern), die fressen, saufen und feiern, was die Leber hergibt. Ich hasse glückliche Menschen.
Marian erregt sofort die Aufmerksamkeit von Will Scarlett, Robins bestem Kumpel von der Welt. Was Robin wiederum nicht gefällt: „Ich rettete sie vor einem Pack Schurken, aber nicht zur Übergabe an einen weiteren.“ Höhö. Egal, saufen.

Am nächsten Morgen herrscht allgemeine Katerstimmung. Krekel zeigt uns einen Saufkopf, der sich den Schritt zurechtrückt, und eine dicke Trulla beim Wäscheaufhängen. Das ist spannend oder lustig oder so. Bruder Tuck, ein bärtiger Mönch mit mächtiger Wampe, hilft Marian mit einem Becher Anti-Kater-Mittel. Anschließend setzen sich die holde Maid und Robin zusammen, um ein langes, ausführliches Gespräch über die Untaten des Sheriffs von Nottingham (anscheinend hat er seine Frau betrogen), die Organisation einer antiautoritären Kommune und die Übel des Kapitalismus zu führen. Marian kriegt es irgendwann zusammenkombiniert, dass Robin Hood und seine Leute Diebe sind, aber er kann sie von ihren guten Absichten überzeugen (von den Reichen stehlen und es den Armen schenken und so).

Ihr glaubt ja gar nicht, wie elendig umständlich, geschwätzig und redundant die verdammten Dialoge sind. Ein Ausschnitt gefällig?
Robin: „In unserer Gemeinschaft, die meine Freunde und ich gegründet haben, regiert nicht die gleiche Gier, die da draußen in der Welt herrscht. Wir haben keine Veranlassung, große Festungen zu bauen, um Reichtümer zu schützen wie eure Burgen. [Unser Gold] liegt unbewacht und offen in der Höhle und ist völlig sicher. Wir wollen nichts, denn wir besitzen alles. Zusammen!“
Marian: „Ihr stellt nie eine Wache? Noch nicht mal, wenn ihr schlaft?“
Robin: „Es besteht kein Grund dazu. Geht zu eurem Zelt und seht, euer Schwert und euer Geld sind noch da. In diesem Lager der Diebe, wie ihr uns nennt, wurde noch nie etwas gestohlen.“
Marian: „Das ist in keiner Gemeinschaft möglich.“
Robin: „Nein? Aber hier geschieht’s. Wir wollen nur gemeinsam leben und den Reichtum der Wohlhabenden denen geben, die ihn verdienen: Den Armen!“
Marian: „Wieso können die Armen sich nicht selbst helfen? Wieso brauchen sie euch?“
Robin: „Eine Gemeinschaft bildet sich nicht gerecht. Menschen, die reich sind, sind in Reichtum geboren, so wie Menschen die in die Armut hineingeboren werden. Und so wiederholt es sich in Generationen. Die Armen brauchen jemanden an ihrer Seite. Gegen das System.“
Marian: „Ich muss ehrlich gestehen, auf diese Weise habe ich es noch nie betrachtet.“

Wie gesagt, mit der Predigt dieses Kommunisten-Hippie-Gesabbels nimmt Robin Marian für seine Sache ein (Stockholm-Syndrom). Sogar so sehr, dass sie ihm bereitwillig hilft, den Sheriff von Nottingham auszurauben. Ihr toller Geheimplan: Während Bruder Tuck im Hof der Sheriffs-Burg für Ablenkung sorgt, klettern Robin und sein Kumpel Will „durch den Exkrementenschacht“ ins Zimmer vom Sheriff und mit seinem Gold wieder zurück. Marian wird derweil gefesselt, um den Verdacht von sich zu lenken.
Weil das aber viel zu unkompliziert ist, zückt Will einen Zaubertrank, den er angeblich von einem gewissen Little John hat (Spoiler: Little John werden wir noch eine ganze Weile nicht sehen). Wer sechs Tropfen davon nimmt, verwandelt sich vorübergehend in eine andere Person. Das soll verhindern, dass die Männer des Sheriffs Robin und Will erkennen (Verkleidungen allein reichen nicht, behaupten jedenfalls unsere Helden). Aber Achtung: Wer neun Tropfen nimmt, verwandelt sich für immer! (Ob das noch eine Rolle spielen wird?)
Marian will ebenfalls welche schlucken. Wieso? Marian: „Mich zu fesseln, befreit mich von dem Verdacht. Aber mein Vetter ist misstrauisch wie kein zweiter. Sollte er mich doch verdächtigen und ich kann dem Schloss entfliehen, kehre ich als ich selbst zurück und erkläre die andere als Schwindlerin.“
Das macht erstaunlich wenig Sinn.

Eine ausgewalzte Verwandlungsszene später reisen unsere Helden in neuer Form nach Nottingham, tatsächlich ohne erkannt zu werden. Im Hof der Burg findet gerade ein Mittelaltermarkt mit knapp zwanzig Leuten und ein paar vereinzelten Tieren statt, die Filmmusik tut aber so, als sei das mindestens die größte Massenszene seit Erfindung des Zelluloid.
Marian wird von Guy of Gisborne empfangen. „Maid Marian. Wir fürchteten um euer Leben”, schnarcht er ihr entgegen. Claude-Oliver Rudolph könnte sein offensichtliches Desinteresse allenfalls noch deutlicher zu spüren geben, indem er der Kamera den Finger zeigt. Großes Tennis.
Jedenfalls bringt er die Maid zum Sheriff, der sich mit ihr in sein Büro setzt und sie wegen ihrer Reise ausfragt.

Inzwischen sorgt Bruder Tuck im Hof für Unruhe: Er klaut heimlich Waren von den einen Tischen und schiebt sie einem indischen Händler (!) unter, der dann von den anderen Verkäufern des Diebstahls bezichtigt wird, was in einer großen Prügelei endet. Das ist alles sehr lustig und unterhaltsam und keinesfalls eine sich ewig hinziehende Übung in Antihumor. Immerhin kriegt auch Krekel eins auf die Mütze (er spielt einen der Händler).
Antihumor hin oder her, die Krawalle locken den Sheriff nach draußen. Gelegenheit für Robin und Will, das Büro des Sheriffs durch das Plumpsklo zu entern (ja, sein Klo steht gleich neben seinem Schreibtisch). Das Gold des Sheriffs eingepackt und Marian gefesselt, verschwinden unsere Meisterdiebe wieder durch die Toilette. Bevor sie aber die Burg verlassen können, wird das Tor geschlossen. Bruder Tuck entkommt zunächst mit dem Gold, da er aber ein fetter Tollpatsch ist, holen ihn die Schergen des Sheriffs problemlos ein.

So landen unsere drei Helden im Partykeller des Sheriffs. Der fackelt nicht lange und lässt Bruder Tuck sowie Will Scarlett würgenderweise, resp. mit einem Genickdreher umbringen und … Moment mal, der Folterknecht, das ist doch Erich Amerkamp! Die Welt des Schlunzfilms ist ein Dorf.
Ähem. Tuck und Will sind also tot, aber Robin hat nicht verraten, wer ihnen half. Der Sheriff lässt ihn fürs erste im Kerker schmoren.

Als die Wirkung des Zaubertranks schließlich nachlässt, binden die Wächter Robin los, um den vermeintlichen Fremdling dem Sheriff vorzuführen. Der Dieb überlistet die beiden und entkommt über die Burgmauer, fängt sich jedoch zwei Pfeile in den Rücken ein. Ist dies das Ende von Robin Hood?

Nein, ist es nicht. Eine Hexe liest ihn im Wald auf und schleppt ihn in ihre Höhle. Besagte Hexe hat sich auf Zaubertränke spezialisiert: Für jeden Scheiß hat sie irgendein Fläschchen parat. Robin zum Beispiel hat sie dank eines Tranks der Stärke durch den Wald tragen können. Anschließend hat sie ihm den Trank der Gesundung gegeben, damit er, naja, gesund wird. Will er aber längerfristig (das heißt, für drei Jahre) am Leben bleiben, braucht er noch den Trank der Heilung. Und der wirkt nur, wenn er der Hexe seine Seele verschreibt. Nicht so geil.
Die beiden sprechen noch eine Weile über die verschiedenen Tränke, ohne dass es uns weiter interessieren müsste. Wichtig ist nur Folgendes: Es gibt anscheinend einen Trank des Nicht-Todes, der Verstorbene ins Leben zurückholt, ohne dass es sie die Seele kostet – ungeeignet für Robin, weil der noch einen Funken Leben in sich trug, als die Hexe ihn fand. Aber damit könnte man doch Tuck und Will retten!
Sofern sie seine Seele kriegt, hilft ihm die Hexe dabei, allerdings gibt es ein wichtiges Detail zu beachten: „Jemandem den Trank zu verabreichen der länger als einen Umlauf der Sonne tot war, führt zu UNHEIL! Was wieder erscheint wird niemals menschlich sein. Ich kann nicht erlauben, dass solche Kreaturen auf Erden wandeln werden.“

Robin soll die beiden aus dem Schloss holen und zur Hexe bringen, die ihnen den Trank des Nicht-Todes verabreicht, sobald sie sich von der Frische der Leichen überzeugt hat. Damit Robin das in der verbleibenden Zeit schafft, bekommt er von ihr den Trank der Stärke sowie einen Trank, der angeblich seine größte Schwäche im Kampf in seine größte Stärke verwandelt. Und so geschah es, dass Robin Hood zum besten Bogenschützen der Welt wurde. Mit einem weiteren Trank zaubert die Hexe Pfeil und Bogen herbei.

Solchermaßen aufgerüstet begibt sich Robin zur Burg, killt einen Haufen Soldaten (einer davon kommt gerade vom Scheißhaus, da lachste dich kaputt) und holt sich die Leichen von Tuck und Will. Pfeil und Bogen lässt er in der Burg zurück, wieso auch immer.
Weil die Zeit bekanntlich drängt und jede Sekunde zählt, macht Robin unterwegs Halt, um ein Pärchen Adeliger zu überfallen. Er klaut ihnen einen Schild und ein Schwert, um sich an der nächsten Brücke mit einem Schwarzen Ritter zu messen, der Zoll verlangt. Pfeil und Bogen wären jetzt sicher praktisch gewesen, was, Robin?
Dank Superstärke gewinnt unser Held die Auseinandersetzung und versenkt den Schwarzen Ritter im Fluss.
Endlich kann er die Leichen zur Hexe bringen. Ich hätte ja gedacht, dass Robin wegen des Schwarzen Ritters zu spät kommt und die Körper nicht mehr frisch genug sind, er der Hexe aber dennoch den Trank des Nicht-Todes abnimmt und diesen seinen Freunden eintröpfelt, woraufhin das angesprochene Unheil geschieht und Tuck und Will zu Zombies werden.
Aber nöööö, die Leichen sind tatsächlich nicht länger als 24 Stunden tot. Die Sache mit dem Schwarzen Ritter sollte also nur die Laufzeit strecken. Tuck und Will sind bald zurück unter den Lebenden und wohlauf.

Eine weitere ewig lange, konsequent unlustige Dialogszene später (Will und Tuck streiten über ihre Jenseitserfahrungen) ereichen unsere Helden das Lager, wo sie freundlichst empfangen werden. Unter den Weibern befindet sich auch die (zurückverwandelte) Marian, die in der Zwischenzeit dem Sheriff entfleuchte und nun Robin erleichtert in die Arme schließt.

Bisher war „Ghosts of Sherwood“ ja eine Achterbahnfahrt von Action und Humor. Bevor wir alle vor lauter Aufregung noch einen Herzinfarkt kriegen, ist es besser, der Film tritt auf die Bremse. Mit einem Musikvideo. Ich hoffe, ihr mögt viertklassige Schmalz-Balladen, denn die nächsten zwei Minuten sind für „I Could Live Like This Forever“ reserviert, eine Schnulze von Oliver Krekel höchstpersönlich. Der Hansdampf in allen Gassen hat den Song nicht nur geschrieben, sondern singt auch gleich den männlichen Part. Und das nicht einmal allzu schlecht (jedenfalls, solang er sich nicht an den hohen Tönen versucht, denn dann hört er sich an wie eine gewürgte Ente). Das alles zu Bildern von Robin und Marian beim Herumturteln. Da wird selbst der abgehärteste Kuschelrocker grün um die Nase.

Nachdem er ein paar Tage mit Marian herumgemacht hat, muss Robin mit Marian ein ernstes Wörtchen reden:
Robin: „Du verdienst jemanden, der mehr Zeit für dich hat.“
Marian: „Wovon sprichst du?“
Robin: „Jemand, mit dem du alt werden kannst.“
Marian: „Du wirst nicht mit mir alt werden?“
Robin: „Nein.”
Marian: „Du liebst mich also nicht.“
Robin: „Das tu ich doch!“
Marian: „Du verwirrst mich, Robin. Wenn du mich liebst, lass uns zusammen alt werden.“
Robin: „Das werde ich nicht können.“
Marian: „Was? Du kannst nicht alt werden?“
Robin: „Nein.“
Marian: „Was meinst du? Will jemand deinen Tod? Hör doch auf, ein Dieb zu sein! Du brauchst dich nicht ewiglich für andere opf…“

Stopp! Stopp! Abbruch! Bevor wir noch alle wegen dieses weitschweifigen Geschwafels wahnsinnig werden, hier die Kurzfassung: Er beichtet ihr, dass er einen Pakt mit der Hexe abgeschlossen und bloß drei Jahre zu leben hat. So.

Was macht also Marian? Sie schleppt Robin zur Hexe, um seine Seele zurückzufordern (als wolle sie eine Handtasche von Luise Futon umtauschen). Da sie sich wie ein patziges Miststück aufführt, die Zauberin eine „Hure des Teufels“ nennt und versucht, sie mit einem Schwert zu töten (Robin hält sie ab), hat die Hexe keine große Lust, darauf einzugehen (ich kann’s ihr nicht verdenken).
Die Verhandlungen ziehen sich eine Weile hin (seufz), schließlich einigen sich die Weiber auf Folgendes: Die Hexe kriegt den Goldschatz der Sherwood-Leute. Mit dem Geld kann sie Menschen ihre Seele abkaufen. Dafür retourniert sie Robins Seele.
Nachdem sie die Höhle der Hexe hinter sich gelassen haben, streitet sich unser Pärchen, denn Robin kann den Handel nicht mit seinem Gewissen vereinbaren: Seine Seele für die von vielen anderen? Das geht doch nicht! Marians Sicht: Wer seine Seele für Gold verkauft, hat es sowieso nicht besser verdient. So geht es eine Zeitlang hin und her (doppelseufz).

Zurück beim Lager stellen Robin und Marian fest, dass die Soldaten des Sheriffs das ganze Dorf massakriert haben, inklusive Frauen und Kindern und Bruder Tuck. Robin läuft den Unholden direkt in die Falle und wir per Pfeil erledigt.

Ich fasse zusammen: Die Wiedererweckung von Will und Tuck sowie die langwierigen Verhandlungen mit der Hexe um Robins Seele waren eine einzige große Zeitverschwendung. Vielen Dank auch, Oliver Krekel.

Marian bleibt als einzige Überlebende zurück – zusammen mit Little John! Denn jauchzet und frohlocket, nach geschlagenen 77 Minuten bekommen wir endlich Kane Hodder vor die Augen!

John trauert um seine toten Freunde (wärst du mal dagewesen, um ihnen zu helfen, gell), aber Marian weiß einen Ausweg: „Sie könnten wieder leben. Ich kenne ein Weib, das das vollbringt.“

Also zurück zur Hexe, wo Marian so diplomatisch und höflich wie immer fordert: „Den Trank des Nicht-Todes, gib ihn mir!“
Und Wunder über Wunder, die Hexe will nicht. Als Marian einfach nach dem Zeug greift, hält sie die Hexe mit einem Zauber gefangen, also schlägt ihr Little John hinterrücks den Kopf ab. Solche Kunden hat man gern.
Marian und John sacken den Trank des Nicht-Todes (sowie alle anderen Fläschchen) ein und gehen damit zurück zum Lager, um die Leute zu betröpfeln. Während sie darauf warten, dass der Trank seine Wirkung tut, legen sich Marian und John schlafen.

Natürlich wussten die beiden Arschlöcher das mit der 24-Stunden-Regel nicht. Und die Hexenhöhle liegt anscheinend mehr als einen halben Tagesmarsch vom Lager entfernt. Ergo: UNHEIL! Die Toten kehren zwar zurück, jedoch als Zombies (die aus unerfindlichen Gründen wie Schweine brüllen).

Die Zombies lassen John und Marian seltsamerweise in Ruhe, weniger Glück haben jedoch zwei Diebe, die sich mit dem Schatz von Robins Leuten davonmachen wollten (ihr wisst schon: „Alles liegt unbewacht und offen in der Höhle und ist völlig sicher“). Die Sherwood-Zombies fallen über die beiden her und kommen dabei auf den Geschmack von Menschenfleisch. Upps.

Marian und John wühlen sich durch die Fläschchen der Hexe, um irgendein Mittel gegen die Zombies zu finden. Das ist auch nötig, denn die Untoten, die eben noch wie die Rentner herumschlurften, rennen plötzlich wie die Parkour-Fanatiker durch den Wald (außerdem haben sie jetzt verrottete Fressen, während sie vorhin bloß dunkel geschminkt waren).
Auf ihrer Flucht warnen Marian und John ein paar rastende Kaufleute, die aber nicht hören wollen und dafür bei lebendigem Leib gefressen werden.
Außerdem begegnen sie mitten im Wald einer Frau, die zwischen zwei Bäume gefesselt ist (wieso auch immer). Weil Marian zu inkompetent ist, um sie zu befreien, gibt sie ihr einfach einen Zaubertrank, der ihr die Fähigkeit schenkt, Laserstrahlen aus den Augen zu feuern (kein Kommentar). Von den Zombies zerfleischt wird sie trotzdem.
Derweil testen Marian und John auch die anderen Fläschchen aus: Ein Trank, der aus Steinen Handgranaten macht, hilft schon mal. Ein anderer Trank, der Raketen losschickt, weniger: John und Marian geraten selbst unter Beschuss (Krekel lässt es sich nicht nehmen, hierfür die Pyrotechnik aufzufahren und das In-Deckung-Gehen der beiden in Zeitlupe abzufilmen – danke, das war sehr sinnvoll).

Egal: Am Schluss behelfen sich Marian und John, indem sie die Zombies mit einem Fallen-Zauber im Sherwood Forest gefangen halten. Eine Art Kraftfeld legt sich über den Wald, das die Untoten nicht durchdringen können.

Was nun? Marian hat vor, zurück nach Nottingham zu gehen, und zückt das Fläschchen mit dem Transformationstrank (denn der Sheriff kennt sie ja nur in ihrer anderen Form, gell). Little John warnt sie: Wenn sie das Zeug jetzt schluckt, wird sie sich nie mehr zurückverwandeln – denn die neun Tropfen beziehen sich nicht auf die Menge pro Sitzung, sondern auf die Gesamteinnahme.
Da fällt mir ein: Der Transformationstrank stammt ursprünglich ja von Little John selbst. Woher hatte er das Zeug? Die Hexe hat er ja nicht gekannt.
Wie dem auch sei: Marian nimmt das Opfer auf sich (wahrscheinlich, weil ihr transformiertes Ich besser aussieht als ihr originales). Sie hätte auch einfach so zurückgehen und die „andere“ Marian als Schwindlerin erklären können (wie sie es ursprünglich ja mal vorhatte), aber was soll’s.

Auf dem Weg nach Nottingham begegnen Marian und Little John dem Sheriff, der mit seinen Männern einen Ausritt macht. Zufälle gibt’s! Der Sheriff ist überrascht: „Was tut Ihr hier draußen? Wo wart Ihr? Ich suchte Euch tagelang!“
Marian: „Ich zeigte meinem neuen Gefährten hier die Gegend.“
Der Sheriff lässt sich überzeugen. Misstrauisch wie kein zweiter, was?

Marian und John schicken den Sheriff mitsamt seinen Soldaten in den Sherwood Forest, um nach gewalttätigen Trunkenbolden zu suchen. Es kommt, wie’s kommen muss: Der Sheriff wird zum Zombiefraß.

Abspann! Endlich ist der Dreck vorbei. Also, wie wir gesehen hab…

Was? Das ist gar nicht der richtige Abspann? Es geht noch weiter? WOLLT IHR MICH VERARSCHEN ODER WAS!!!

Okay, Schnelldurchlauf: Little John ist der neue Sheriff von Nottingham und bringt eine Hexen-Novizin dazu, im Kampf gegen die Zombies zu helfen. Claude-Oliver Rudolph soll ein paar Fläschchen Zaubertrank in den Sherwood Forest bringen und selbigen so schnell wie möglich verlassen. Ich nehme mal an, das soll die Toten vom Zombietum befreien oder sonst wie unschädlich machen. Sind ja nicht wichtig, solche Details.
Marian: „Möge es diesmal wirken.“ (Wird es nicht, wissen wir ja vom Anfang.)
Little John: „Wenn nicht, versuchen wir es wieder. Wir werden niemals aufgeben, denn sie geben auch niemals auf. Sollten sie je dem Wald entkommen, ist unsere ganze Welt in Gefahr.“
Marian: „Wenn wir sie nicht auslöschen können, müssen wir sie einsperren, sie gefangen halten wie die Geister in einem Verlies. Die Geister von Sherwood Forest.“
Mal abgesehen davon, dass sie den Titel falsch zitiert: Nein, das ist keine ausreichende Begründung dafür, einen Zombiefilm „Ghosts of Sherwood“ zu nennen.
Wie auch immer, endlich ist Schicht im Schacht. Hallelujah!

Ehre, wem Ehre gebührt, Oliver Krekel hat mich wirklich überrascht. Sein „Robin Hood: Ghosts of Sherwood“ ist weitaus beschissener, als ich jemals erwartet hätte.

Ich ging nie davon aus, dass „Ghosts of Sherwood“ ein guter Film sein würde (Überraschung!). Aber der Umfang der Produktion, die Trailer und das Engagement dreier Weltstars ließen vermuten, dass der Streifen einem professionellen Anspruch immerhin halbwegs gerecht werden würde. Ich war bereit, Krekel zuzugestehen, vielleicht keinen guten, aber zumindest einen richtigen Film gemacht zu haben. Und die ersten fünf Minuten sehen tatsächlich danach aus.
Aber sobald der Vorspann vorbei ist, verflüchtigen sich alle Illusionen: „Ghosts of Sherwood“ ist Amateurscheiße. Für die Verhältnisse der deutschen Szene nicht schlecht, aber eindeutig Amateurscheiße. Kein 3D der Welt täuscht darüber hinweg.

Krekel hat offensichtlich viel Geld und Aufwand in die Kameras und eben die 3D-Technik investiert, aber hier fangen auch schon die Probleme an. Was nützt es mir, tolle Kameras, aber keine Ahnung davon zu haben, wie man eine Szene filmt? Zugestanden, es gibt die eine oder andere hübsche Kamerafahrt sowie den Einsatz dynamischer Handkamera, drei- oder viermal kriegt Krekel ein schönes Bild hin. Zu einem Grossteil herrscht jedoch visuelle Langeweile vor. Kamera einfach hinstellen und die Leute davor schubsen, fertig. Nahaufnahmen? Werden überbewertet. Krekel tut viel zu oft so, als würde er ein Theaterstück abfilmen. Besonders die eh schon ausgewalzten Dialogszenen erzielen dank der tranigen Kameraführung komatöse Wirkung (das Negativ-Highlight ist sicherlich die vierminütige statische Szene mit Hodder und der Hexen-Novizin). Einschränkungen der 3D-Kameras hin oder her: Zum Anschauen ist das stinklangweilig.
Wenn Krekel versucht, seine Szenen visuell aufzupeppen, indem er die Kamera schräg hinstellt, die Froschperspektive verwendet oder die Leute plötzlich von hinten filmt (Achsensprung nennt man das wohl), sind diese Versuche so durchschaubar wie hilflos.
Es wäre womöglich hilfreich gewesen, sich erfahrene Kameraleute ins Boot zu holen, aber mit Matthias Michel und Kamil Hertwig hat der Herr Regisseur anscheinend zwei Grünschnäbel ohne nennenswerten Leistungsausweis engagiert. Ich versteh schon: Wer braucht professionelle Kameraleute, wenn er das weltbeste 3D hat? (Und damit will ich nichts gegen Michel und Hertwig gesagt haben. Ich geh mal davon aus, dass ihnen die Momente zuzuschreiben sind, die Kompetenz aufflackern lassen, während Krekel die Schuld am hässlichen Rest trägt.)

Und selbst wenn die Kameraführung vom Feinsten wäre: Es gibt nichts, was es sich lohnen würde, ins Bild zu setzen. Ein paar schlecht verkleidete Clowns, eine heruntergekommene Burg und ein dahergelaufener Wald. Das war’s. „Ghosts of Sherwood“ unterscheidet sich optisch kaum vom durchschnittlichen Wald-und-Wiesen-Splatter; der Film ist nur unmerklich spannender anzusehen als Tauberts gottverdammtes Piratenmassaker. Diesen Strunz überhaupt abzufilmen, ist reine Ressourcenverschwendung.

Dialoge des Grauens

Dasselbe gilt fürs Drehbuch, das kaum den technischen Aufwand einer Handykamera wert wäre. Krekel und sein Drehbuchautor Seán Lee (der auch keine Erfahrungen in seinem Metier zu haben scheint) setzen ganz auf die Macht ewig ausgewalzter, unsinnig geschraubter und umständlicher Dialoge, die nicht im Ansatz so geistreich sind, die wie beiden wohl denken. Einen Teil davon findet ihr ausschnittsweise in der Inhaltsangabe, aber an dieser Stelle will ich es mir nicht nehmen lassen, eine Dialogstelle in ihrer ganzen Gänze schriftlich festzuhalten. Folgender Austausch findet statt, nachdem Robin Bruder Tuck und Will Scarlett zurück ins Leben geholt hat (überspringt den Abschnitt ruhig, wenn ihr es nicht mehr aushaltet):

Bruder Tuck: „Ich war tot und es war gut so. Du hättest mich dort lassen sollen.“
Robin: „Freu dich über die Erkenntnis. Du weißt jetzt, was dich erwartet.“
Bruder Tuck: „Das hat mich bis jetzt erwartet. Ob ich nach mehr Erdenzeit wieder dorthin gelange? Ich habe nun viel Gelegenheit, die Aussicht zu verschlechtern.“
Will: „Ich wähnte mich auch im Himmel. Dort hatte ich Frauen und Bier nach meinem Begehr.“
Bruder Tuck: „Du warst in der Hölle, Bursche. Im Himmel hättest du keine Gelüste danach.“
Will: „Ja, meine Reden: Die Hölle ist der bessere Platz.“
Bruder Tuck: „Beschwatz dich nur selber, Will.“
Robin: „Sprich, wie ist es im Himmel?“
Bruder Tuck: „Ach, mit Worten kann man es nicht beschreiben. Himmlisch! So war es.“
Robin: „Zeigte Gott kein Missfallen an all unseren Diebestaten? Er ließ dich einfach herein? Stehlen schien mir eine große Sünde.“
Bruder Tuck: „St. Peter erklärte es mir: Es ist mehr gut als schlecht. Ja, wir stahlen nicht für uns selbst. Es war zum Wohle der Armen. Es war nicht das Stehlen-Stehlen.“
Will: „Und wieso war ich nicht im Himmel?“
Bruder Tuck: „Du solltest dein Leben durchleuchten. Du tatest etwas.“
Will: „Gut, ich erschlug einst einen Mann, aber es war kein Mord-Mord.“
Bruder Tuck: „Mord ist Mord!“
Will: „Du dachtest ja auch, Stehlen ist Stehlen, und du hast dich geirrt.“
Bruder Tuck: „Ich sagte doch, unser Handeln war selbstlos. Das ist der Unterschied.“
Will: „Mein Handeln war selbstsüchtig.“
Robin: „Was geschah denn?“
Will: „Er wollte mich töten. Und ich wehrte mich dagegen. Das ist Selbstsucht, oder?“
Bruder Tuck: „Es ist nicht Selbstsucht, noch ist es Mord-Mord.“
Will: „Das will ich dir ja sagen.“
Robin: „Wieso wollte er dich töten?“
Will: „Er erwischte mich, als ich seine Frau beglückte.“
Bruder Tuck: „Oh Bursche, wenn wir das Lager erreicht haben, werden du und ich eine geraume Zeit über die zehn Gebote reden müssen. Du wirst zur Busse viel beten müssen. Ist das deine größte Untat? Dann wirst du wohl Gnade finden.“
Will: „Oh, wirklich, Tuck?“
Bruder Tuck: „Wenn du Gott versicherst, dass du Sühne im Herzen trägst und es nie wiederholen wirst, wird er dir vergeben.“
Will: „Was für gute Neuigkeiten. Was für ein netter Mann Gott ist!“
Bruder Tuck: „Ach, Gott ist kein Mann.“
Will: „Er ist kein Mann?“
Robin: „Gott ist eine Frau?“
Bruder Tuck: „Hm, nicht so ganz, Gott ist …“
Robin: „Lasst mich raten: Göttlich?“
Bruder Tuck: „Äh, ja.“
Allgemeines Lachen.

Der Film soll ja auch eine Komödie sein, gell. Lacht ihr schon? Lacht schon! Da, ein indischer Verkäufer auf einem mittelalterlichen Markt! Da, Robin und Will beschmieren sich mit Tom Savinis Kacke! Da, Robin Hood killt einen scheißenden Wächter! JETZT LACHT DOCH ENDLICH!
Fast möchte ich sagen, dass die Dialoge besser wären, hätten Krekel und Lee nicht versucht, witzig zu sein, aber „ernste“ Momente wie Robins feurige Kampfrede wider den Kapitalismus sind ja genau so unerträglich.

Der Plot an sich ist ebenfalls ein Schuss in den Ofen und voll mit unnötigem Ballast. Die Sache mit dem Transformationstrank? Verkompliziert bloß alles unnötig. Der schwarze Ritter auf der Brücke? Pures Zeitschinden. Das langwierige Feilschen um Robins Seele? Obsolet, als Robin kurz darauf zum zweiten Mal erschossen wird.
Dafür erfahren wir nie, woher Little John den Transformationstrank überhaupt hat, oder wofür genau die Hexe die ganzen Seelen braucht.

Zombies und Schauspieler

Interessant an dem ganzen Stuss ist einzig die Grundidee, die Robin-Hood-Geschichte mit dem Zombie-Genre zu verbinden, und selbst das versaubeutelt Krekel bar jeder Hoffnung. Dass er am Schluss eine Viertelstunde Zombie-Action draufsetzt, lenkt nämlich nicht davon ab, dass sein Film zum größten Teil dieselbe Robin-Hood-Story erzählt, die wir schon unzählige Male gesehen haben. Halt in rotzübel. Mensch, selbst Ridley Scott fiel mehr zur Figur ein als Krekel und seinen Komplizen.

Außerdem hatte Scott mit Russell Crowe einen Hauptdarsteller, der Charisma und schauspielerisches Können mitbringt (seinem Bäuchlein zum Trotz). Etwas, das man von Martin Thon nicht behaupten kann. Der Hänfling bestreitet seine ganze Rolle mit einem Dreitagebart, zwei Gesten und einem einzigen Gesichtsausdruck (vom Zombie-Schielen mal abgesehen).
Ramona Kuen als Maid Marian hingegen hat nicht mehr zu bieten als blonde Haare und einen leeren Gesichtsausdruck.
Tom Paladin Bareck und Carolina Grigorov als ihre transformierten Gegenstücke sind kaum besser (soweit man das ob ihres kurzen Einsatzes beurteilen kann).

Wohlgemerkt: Es ist nicht meine Absicht, fies zu den Darstellern zu sein. Die können ja nichts dafür, dass Krekel es für eine gute Idee hielt, die Hauptrollen seines Filmes mit blutigen Laien zu besetzen. Und selbst das müsste nicht unbedingt schlimm sein, denn ein guter Regisseur kann auch aus Laien gute Leistungen herausholen. Ein schlechter Regisseur hingegen gibt seinen deutschen Laiendarstellern englische Dialoge, um sie endgültig zu überfordern. („Ghosts of Sherwood“ drehte Krekel vollständig auf Englisch.)
Immerhin hatte Krekel Verstand genug, für die Nachsynchronisation professionelle Sprecher zu buchen. Das nimmt dem schauspielerischen Unvermögen wenigstens ein bisschen die Spitze.

Unter den restlichen Nasen finden wir weitere Total-Laien wie Dennis Zachmann (Will Scarlett) oder Anika Neubauer (Hexe) und ein paar bekannte Gesichter. Den Bruder Tuck zum Beispiel spielt Kai Borchardt, der eine Hauptrolle in „Star Tresh – The De-Generation“ inne hatte, einer legendären Megatrash-Serie und Star-Trek-Verarsche, die ebenso unterirdisch miserabel wie hysterisch komisch ist. Es ist schön zu wissen, dass er noch am Leben ist.
Prashant Prabhakar, Darsteller des indischen Händlers, ist übrigens in unzähligen deutschen Produktionen von „Wüstenblume“ über „Stromberg“ bis „Agent Ranjid rettet die Welt“ aufgetreten. Böse Zungen behaupten, dass das weniger mit seinem Talent als mit seinem Inder-Sein zu tun hat.

Aber wen interessieren schon irgendwelche Berufs-Inder, eigentlich seit ihr ja wegen Hodder, Savini und Rudolph hier.
Claude-Oliver Rudolph („Das Boot“, „The World Is Not Enough”, „Cargo“) können wir schnell abgehaken: Er hält seine Nase für vielleicht zwei Minuten vor die Kamera und wirkt gelangweilt. Nominell spielt er Guy of Gisborne, aber es ist nicht so, als würde die Rolle groß ausgearbeitet.
Tom Savini, verdienter Effektemagier („Dawn of the Dead“), Regisseur („Night of the Living Dead“-Remake) und Schauspieler („From Dusk Till Dawn“), kommt hingegen schon auf fünf bis zehn Minuten. Viel zu tun hat er in der kurzen Zeit nicht, aber es ist so sympathisch wie fast immer. Dennoch ist ein bisschen blöd für einen Robin-Hood-Film, wenn man den Sheriff von Nottingham (und damit den Hauptbösewicht) kaum zu Gesicht kriegt.
Kane Hodder, vierfacher Jason-Voorhees-Darsteller (von Friday the 13th Part VII: The New Blood bis Jason X), hat tatsächlich so etwas wie eine Nebenrolle (auch wenn er erst nach 80 Minuten dazukommt). Er bringt körperliche Präsenz mit, aber es hat schon seine Gründe, weswegen er berühmt für eine Rolle ist, für die er stets eine Maske trug.

Um noch einmal auf die Zombies zurückzukommen: Die Splattereffekte bewegen sich hier ebenso im üblichen Rahmen des Amateurfilms wie alles andere. Ein bisschen Kunstblut, zwei Köpfungen, ein paar Körperteile, eine Puppe, die von einer Burgzinne geworfen wird. Das Zombie-Make-up beschränkt sich auf dunkle Schminke, Konfitüre im Gesicht und vereinzelte Gummimasken. Das lockt heutzutage niemanden mehr hinterm Ofen hervor, da kann man sich genauso gut die familienfreundliche FSK-12-Version kaufen.
Ich bin übrigens immer noch sauer, weil mir der Titel Geister versprochen hat.

Dreharbeiten des Schreckens

Kollege G geht stärker auf die Hintergründe des Filmdrehs ein und hat dazu sogar mit einigen der Beteiligten gesprochen. Seine Ergebnisse könnt ihr in seinen Artikel zum Film nachlesen. Er hat aber auch Krekel Raum gegeben, sich zu verteidigen. Auf jeden Fall hört es sich nicht so an, als sei die Produktion eitel Sonnenschein und Harmonie gewesen.

Play it again, Olli

Gibt es den GAR nichts Gutes an „Ghosts of Sherwood“? Die Filmmusik vielleicht. Michael Donner, der sein unbestreitbar vorhandenes Talent inzwischen für beinahe jeden zweiten deutschen Amateurfilm verschleudert, hat hier einige pompöse Kompositionen beigesteuert, die einen besseren Film verdient hätten.
Dennoch möchte ich anmerken, dass er ein bisschen zum billigen Synthie-Gedudel tendiert und sich sein Soundtrack eben NICHT „in der ‚Herr der Ringe’-Liga“ bewegt, wie Kino.de fantasiert.

Krekels große Liebesballade „I Could Live Like This Forever“ hat einen gewissen Kuriositätenwert, aber man muss schon einen starken Magen für unterirdisches Geschnulze mitbringen. (Das wär doch was für Kollege Diamond Bentley.)

DVD

Ich mag Covertexte, die in abenteuerlichem Deutsch verfasst sind. Der zu „Ghosts of Sherwood“ fängt wackelig an und geht zum Schluss hin völlig aus dem Leim:

Als Robin Hood der jungen Maid Marian im Sherwood Forest das Leben vor einer Bande Marodeuren rettet, lässt sich die wehrhafte Lady zum Dank in sein Lager führen. Dort überzeugt sie der unerschrockene Dieb wortreich von seiner anarchistischen Weltsicht und erfährt von ihr einen entscheidenden Tipp, ihren verhassten Cousin, den Sheriff von Nottingham, um dessen Tafelsilber zu erleichtern. Doch leider misslingt der Plan und Robin muß, um seine treuen Gefärten zu retten, einen Pakt mit dem Teufel eingehen. Es erwachen untote Kreaturen, denen nicht nur nach Gold sondern auch nach Menschenfleisch gelüstet. Bewaffnet mit Zaubertränken beginnt nun ein Wettlauf mit dem Tod um den Sherwood Forest noch vor Sonnenuntergang zu verlassen.
Film Legenden wie Tom Savini, Kane Hodder und Claude-Oliver Rudolph sowie die hoffnungsvollen Newcomer Martin Thon und Ramona Kuen liefern sich in dieser, in echtem 3D gedrehten Action-Horror-Komödie, eine atemberaubende Jagd durch den Sherwood Forest. Regisseur Oliver Krekel gelang ein Mix aus Mantel- & Degen-Film der gekonnt die Brücke zum Fantasy-Film schlägt. „Harry Potter-Magie trifft Die 3 Musketiere“

Den Hauptfilm kriegt man auf Deutsch oder Englisch. Beide Versionen sind nachsynchronisiert, also klar verständlich. Wäre bei der Musik nicht ab und zu ein Rauschen zu vernehmen, könnte man dem Ton eine sehr gute Note ausstellen.
Das Bild ist durchgehend unscharf und verrauscht, besonders in dunklen Szenen (wo Farbflecken hinzukommen). Kommt wohl von der Konvertierung des 3D-Materials in 2D. Mangelhaft.

Bonus-Material:

Trailer (auf Englisch und Deutsch)
„Hinter den Kulissen“ (ca. 7 min): Aufnahmen von den Dreharbeiten. Nicht gerade rasend spannend (aber die Leute scheinen wenigstens Spaß beim Dreh gehabt zu haben).
„Pleiten, Pech und Pannen“ (ca. 10 min): Outtakes, Bloopers, Versprecher und so.
„Impressionen der Premiere“ (ca. 10 min): Halt das, wonach es klingt. Highlight: Der Leopardenmuster-Anzug von Claude-Oliver Rudolph.

Drei Dimensionen für die Tonne

Die „Anaglyphe 3D – DVD“ (der Unterschied zwischen Gedankenstrich und Bindestrich ist doch wirklich nicht so kompliziert, verdammt!) ist keinen Schuss Pulver wert und im Grunde völlig unguckbar. Unter anaglyphem 3D versteht man das klassische 3D-Verfahren mit den cyan-roten Brillen. Das resultierende Bild ist unscharf und flimmernd, Farben sind kaum wahrzunehmen (außer Rot und Cyan halt).

Kommt hinzu, dass die Brillen in Kleinkindergröße mitgeliefert werden. Hätte ich Lust, mir den Film in der Version anzusehen, müsste ich mir die Brille entweder die ganze Zeit vors Gesicht halten oder mir das Ding mit Schnur oder Klebeband am Kopf festmachen. Toll. Krekel hätte sich den Blödsinn besser verkniffen und einen Haufen Geld gespart.
Anscheinend gibt es auch eine 3D-Blu-ray (neben einer Blu-ray-Version mit anaglyphem 3D), aber die werd ich mir nicht extra besorgen.

So kann ich also nicht beurteilen, ob Krekels 3D-Technologie wirklich so turboaffengeil ist, wie er behauptet. In dieser Version schaut sie jedenfalls völlig beschissen aus. Und selbst wenn der Film unter den richtigen Umständen ein 3D zustande kriegt, das sogar James Cameron feuchte Träume bringt, würde das nichts daran ändern, dass „Robin Hood: Ghosts of Sherwood“ Amateurscheiße ist. Ende und aus.

© 2013 Gregor Schenker (Manhunter)


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 2


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