Road Rip

 
  • Deutscher Titel: Road Rip
  • Original-Titel: Road Rip
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  • Regie: Marcel Walz
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    Sandra: Rabea Wyrwich
    Mel: Sabrina Brencher
    Dorety: Stefanie Bischof
    Inka: Vanessa Rodriguez
    Fr. Linus: Laura Leoni
    Ben: Chris Schulz
    Pool-Opfer: Pamela Spielmann
    Road Ripper: Andreas Voss
    Road Ripper #2: Thomas Hunner
    Rollstuhlfahrer: Ralf Samel
    Sandra als Kind: Britta Schober
    Opfer #1: Anja Böckel


Vorwort

Abt. Mein bester Freund und ich

D.h. vermutlich eher „Abt. Mein liebster Feind“, denn nach meinen Reviews zu Camp Corpses und Kadaver bin ich sicherlich unverdächtig, von Marcel Walz Weihnachtskarten zu bekommen (höchstens solche, auf denen „Die! Die! Die!“ steht).

Mit gewisser Resignation muss ich zur Kenntnis nehmen, dass ein Doppelpack Totalverrisse offensichtlich kein Hinderungsgrund ist, in der Filmwelt voranzukommen – seit „Kadaver“ hat Walz fünf fertige Projekte im Köcher und ist mittlerweile in der Szene so weit aufgestiegen, dass kein Geringerer als Olaf Ittenbach für ihn Effekte macht („La Petite Mort“) und Debbie Rochon für ihn hauptrollt („Avantgarde“) – dito auch Manoush („La Petite Mort“ UND „Avantgarde“). Gut, das ist für Normalsterbliche nun sicher nicht das, was man unter „große Karriere“ verbucht, aber es ist dann immerhin schon die Kategorie Bethmann/Schnaas und nicht mehr Taubert…

Da wir bei badmovies.de dem Puls der Zeit aber immer zwei-drei Jahre hinterherhecheln (zumindest der Doc, wenn er so in sein Regal kuckt und die zweieinhalb Meter ungesehener DVDs beäugt), sind wir freilich noch lange nicht soweit, ich konnte mich heute erst dazu überwinden, mir „Road Rip“ vorzuknöpfen, den ich auch schon vor sicher zwei Jahren erworben und dann pflichtschuldigst so ins Regal einsortiert habe, dass er mir nicht jeden Tag auffällt. Leichtsinnigerweise gab ich aber dem Kollegen manhunter (der ist also schuld) beim Jubi-Treffen die Zusage, demnächst doch mal wieder ein Vollreview anzugreifen und äußerte mich dahingehend, dass „Road Rip“ dafür ein geeigneter Kandidat sein könnte. Ich wiederhole mich: ich und meine große Klappe. Ich hätte mir heute auch die „Inglourious Basterds“-Blu-Ray zu Gemüte führen können – und das wäre anlässlich Tarantinos heutigem Geburtstag sicherlich keine gar so schlechte Idee gewesen.

Nu, jetzt ist’s auch schon zu spät. Im Endeffekt wird sich dieses Review eh auf die Frage kaprizieren: „Geht’s schlimmer als ‚Kadaver'“?


Inhalt

In den Vorspann eingeschnippelt werden einige extrem rotgefilterte Shots – die POV einer Gestalt mit einer Säge (Fuchsschwanz) in der Hand (lasst mich raten – das ist der Killer, oder?), eine junge Frau, die ob dieser Tatsache einen höchst entgeisterten Gesichtsausdruck macht, und eine weitere Gestalt, der ein Sack über den Kopf gezogen wurde, davon aber auch nicht so arg viel hat, alldieweil man ihr ein Messer (oder Schraubenzieher o.ä.) in die Plauze rammt, was auch nicht so gesund ist. Ob das ganze nun Flashback, Vorbote of things-to-come, beides zusammen oder nur ’ne Alptraumsequenz ist, bleibt noch für ein ganzes Weilchen unserer Fantasie überlassen (im Endeffekt, unterrichtet mich Future Doc, läuft’s auf „all of the above“ hinaus).

Als Teaser muss uns das auch reichen – denn weiter geht’s mit Sandra, unserer Hauptperson, die mit einer Freundin fernofoniert und über ihre anstehende Hochzeit palavert. Der ausersehene Göttergatte (von dem wir ungefähr fünf Minuten vor Toresschluss erfahren werden, dass er Ben heißt, aber für den Film tut er eh nix zur Sache) stößt zwecks ein wenig Süßholzraspelei hinzu und ist nicht ganz glücklich darüber, dass Sandys Eltern darauf bestehen, die Hochzeit in der örtlichen Lokalpostille breitzutreten. Kann man nix machen, zuckt Sandra die Schultern, das ist Familientradition, und außerdem soll Ben sich nicht so haben, sie muss ja schließlich auch alle Nase lang mit seinen Eltern ins Gebirge fahren. Was ihr, spekuliert Ben, als Spanierin (Halb-Spanierin, wie Sandra klugscheißerisch einwirft) wohl nicht so liegt (dass Spanien eine florierende Wintersportindustrie hat, stehen ja schließlich genügend 3000er auf der iberischen Halbinsel rum, ist Ben offenkundig nicht bekannt).

Bevor unsere Turteltauben sich um geographischen Kopf und Kragen reden können, fällt Sandra ein, dass sie dringend zum Einkaufen fahren muss. Kaum hat sie sich in ihr Auto gesetzt, erleidet sie einen schweren Anfall von rotgefilteter Terror-Vision im Rückspiegel. Selbige, die Vision also, erkundigt sich per Distort-o-Voice, ob unsere Sandy ihren lieben Vater vergessen habe und beansprucht eine sofortige ordnungsgemäße töchterliche Liebesbekundung. Da körperlich nicht anwesende Väter, die durch einen Vocoder sprechen, noch selten ein Anzeichen für intakte familiäre Beziehungen waren, bescheidet Sandra dieses Ansinnen energisch abschlägig: „Ich liebe dich nicht. Lass mich in Ruhe!“

Wer nun vermutet, dass Sandra möglicherweise ein matterhorngroßes Mentalproblem mit sich herumschleppt, trifft das Bull’s Eye auf den Kopf und darf sich fünf Original-badmovies.de-Gummipunkte ins Album kleben. Sie sucht nämlich nicht das nächste Schuhgeschäft, sondern ihre diensthabende Psychotante (von der wir exakt aus dem Abspann erfahren, dass sie auf den Namen Frau Linus hört) auf und lässt sich mal ordentlich durchanalysieren, denn „er ist wieder da“ (und ruft nicht an, dadamm, dadamm, dadamdadamdadamm…). Seit heute aber erst – Sandra rekapituliert ihr Zwiegespräch mit dem dachschadensbedingten Papa in aller Ausführlichkeit (ist ja auch schon lange her, ich hatte den Inhalt praktisch schon vergessen). „Ich hasse ihn“, stellt Sandra fest (während ich von der kleinen Reflekion in Psychotantes rechtem Brillenglas irritiert werde), und ersichtlich nicht nur, weil er so ’ne undeutliche Aussprache hat, sondern „für das, was er meiner Mutter und mir angetan hat“. Aus unerfindlichen Gründen ist Psychotante (der Name ist mir ehrlich lieber als „Frau Linus“) damit anscheinend nicht unzufrieden und gibt ihrer Patientin den freundlichen Rat, sich über ihre Gefühle klar zu werden. „Sie haben die Macht, ihre Gefühle und Vortellungen zu verändern oder sie verschwinden zu lassen“ (die Vulkanier haben, glaub ich, in Punkto „Gefühle verschwinden lassen“, gute Vorarbeit geleistet). „Vielleicht sollte ich sie nicht verschwinden lassen“, überlegt Sandra, „schließlich heirate ich in wenigen Wochen.“ Ich sehe an dieser Stelle nicht unbedingt den tieferen Zusammenhang von Aussage A und Aussage B, aber ich hab‘ auch noch nicht geheiratet und kann daher nicht endgültig beurteilen, ob und inwieweit Gefühle und Vorstellungen hierfür sinnvoll, notwendig oder eher lässlich sind.

Nun werden wir künstlerisch (oder meine DVD hat ’nen Hau), alldieweil wir eine kurze Phase entern, in der wir – trotz deutlich sichtbarer Lippenbewegungen der Psychotante – nur Sandras Teil der Konversation mithören dürfen (ist Walz aufgefallen, dass er an der Stelle den Film spoilert und hat daher den Ton runtergeregelt??). „Ein Teil von mir will ihn wiedersehen“, behauptet Sandra, aber, erläutert sie, das ist auch der Teil, der sich nicht daran erinnere, was Psychodaddy ihr und diversen anderen Betroffenen gar furchtbares angetan hat. Psychotante blendet sich nunmehr auch akustisch wieder ins Gespräch ein und fragt, ob Sandra ihren alten Herrn „verurteile“. Ja, klar doch, zumal Daddy ihr und ihrer Mutter kein Leid zugefügt hat (eh, ich dachte, Sandra haßt ihn „für das, was er meiner Mutter und mir angetan hat“? Okay, I get it, Sandra hat offenkundig ’ne Meisenzucht unter’m Pony, aber kann sie sich nicht ganz so deutlich widersprechen?), vielmehr habe er die beiden „auf Händen getragen“ und ihnen jeden Wunsch erfüllt. Einzige Bedingung sei gewesen, dass Sandra Papi auf dessen allfreitäglichen Ausflügen begleiten musste. Hört sich alles schwer interessant an und Zeuch.

Psychotante dirigiert Sandra zu einem günstig herumhängenden Spiegel und verklickert ihr, ganz doll stolz auf sie zu sein, wie sie das alles gemeistert habe, das hätten nur die wenigsten ihrer Patienten geschafft usw. „Sie sind stark,“ schlussfolgert Psychotante (aber langweilig, meint Doc). „Glauben Sie an das Schicksal?“, erkundigt sich die Seelenklempnerin, was Sandra nickenderweise bestätigt und das Wohlgefallen der Brillenschlange findet – denn: „Das Schicksal existiert, und wenn der richtige Moment da ist, ergreifen Sie ihn. Sie werden das Richtige tun!“ (Ich will nicht meckern, aber Psychologen, die über das „Schicksal“ räsonnieren, stehen auf meiner Vertrauenswürdigkeitsskala so ungefähr auf einer Ebene mit FDP-Politikern und Abmahnanwälten).

Egal. Sandra fährt nach Hause, erleidet einen rotgefilterten FLASH und entdeckt neben verdächtiger zukünftiger-Ehemann-Fehlmenge einen DVD-Rohling mit dem freundlich handgeschriebenen Ratschlag „spiel mich“. Gesagt, getan – und gleich trifft Sandy der Schlag, denn vom TV-Schirm glotzt ihr der gefesselte und geknebelte Ben entgegen. Während Sandra sich vermutlich seelisch darauf einstellt, der Hostelung ihres noch-nicht-Göttergatten beiwohnen zu dürfen (fetch the popcorn!), blöken weibliche Stimmen von der Tonspur und klären die Angelegenheit als gar lustiglustigpopustigen Streich auf. Sandras besteste Freundinnen (im Verlauf der nächsten Stunde oder so werden wir die noch als Dorety – in meinen Notizen Blondie#1 -, Mel – Blondie#2 – und Inka – in meinen Notizen, nein, das wäre uncharmant… sagen wir „kleidungsgrößentechnisch herausgefordert“ – kennenlernen). Die Drei von der Zankstelle wollten zwar eigentlich Sandra „entführen“, weil die aber nicht da war, haben sie ersatzweise den Kerl mitgenommen. Die Botschaft bleibt die Gleiche: auf’m Tisch liegt ein Flugticket nach Malle, bevor ernstlich geheiratet wird, möchten die Schicksen mit ihrer Lieblingsfreundin noch mal ordentlich auf die Kacke hauen („Oberbayern“, wir kommen. Warnt Michael Wendland und Die Atzen vor…). Ich halte das schon von Haus aus für eine suboptimale Idee (wegen Mallorca und so), aber ich schätze, das wird ganz andere Widrigkeiten über unserer Heldin auftürmen.

Nichtsdestotrotz sitzt die ganze Blase ein paar wild mit dem Camcorder geschossenen Einstellungen (aus Inkas Perspektive – bevor die Sache allerdings in Blair-Witch-Gefilde ausarten kann, schiebt Dorety der Handkamerafilmerei einen Riegel vor. Sie wird mir sympathisch) und einem sekundenkurzen Rotfilter-FLASH Sandras schon im Flieger und landet auf Mallorca. In einem der etwas seltsameren Anfälle von Product Placement wird unser Quartett von einem Repräsentanten der real existierenden Organisation „www.mallorca-rollstuhl.de“ (laut Website ein Reiseführer für Rollifahrer mit angeschlossener Zimmer- und Autovermittlung, wenn ich das richtig sehe. Sorgt immerhin dafür, dass man sich einen der Hauptdarsteller des Films, nämlich den Mietwagen unserer Tussen, im Internet ganz gemütlich ansehen kann – warum man allerdings auf Mallorca Mietwagen mit Weißenburger Kennzeichen herumkutschiert, kann ich spontan nicht beantworten) erwartet.

Zu meiner Überraschung haben die Mädels doch nicht vor, die Schinkenstraße rauf und runter zu latschen und in Sangriaeimer zu kotzen, sondern eine Finca gemietet. Da diese allerdings auf dem anderen Ende der Insel angesiedelt ist, muss langwierig hingefahren werden (was freilich Gelegenheit bietet, die ein oder andere Minute Laufzeit mit Mallorca-Impressions totzuschlagen. So gut war das Wetter offenbar nicht). Sandra spielt Miesmuschel – irgendwie hat sie keinen Bock auf den Trip, das Auto ist auch scheiße und wird demnächst vermutlich auseinanderfallen (das wird die edlen Spender von mallorca-rollstuhl.de sicherlich schwer begeistern) und überhaupt. Mel und Inke versuchen Sandras Spaßbremsenlaune durch enthusiastisches Rücksitz-Mitzappeln des „Ketchup Songs“ auszugleichen (da allerdings niemand die Musikrechte für einen echten Hit bezahlen wollte, hat man auf die Tonspur einfach einen generischen Rocktrack gepackt, zu dem das Gehampel der beiden Knallhühner ungefähr so gut passt wie ein von Hartz-4-Empfängern gestifteter Verdienstorden zu Guido Westerwelle).

Nach einer Weile sinnlosen Rumfahrens stoppt das Vehikel – zunächst scheinen sich die diversen Urlauberinnen nicht ganz einig zu sein, ob die Karre – wie von Sandra prophezeit – verreckt ist oder man sich nur – was angesichts der Tatsache, dass wir es mit vier autofahrenden Frauen zu tun haben, zumindest nicht unwahrscheinlich ist – ordnungsgemäß verfranzt hat. Das Script entscheidet sich schließlich für Variante B (die glaubwürdigere Version) – Dorety haut Inka mit der Straßenkarte, weil sie als Navigatrix glatt versagt hat, aber alles ist good natured. Nur Sandra ist weiterhin im Depri-Mode. Mel versucht herauszufinden, was mit ihr los ist. „Ich wollte nie wieder herkommen“, düstert sie (ich wüsste nicht, dass dich jemand gezwungen hat, Baby). Mel dagegen ist schlichtweg von den Socken von (den touristisch unerschlossenen Gebieten von) Malle: „Ich wär hier nie weggezogen!“ Unsensibel, wie Weibsvolk nun mal ist, schnallt Mel nicht, dass sie mit tödlicher Präzision ein Thema erwischt hat, über das Sandra ganz gewiss nicht reden möchte. Aber zum Glück haben sich Inka und Dorety inzwischen auf die weitere Route verständigt, so dass das Thema nicht weiter ausgeführt werden muss.

Sandra fantasiert auf der Weiterreise die uns bereits bekannten Szenen aus dem Vorspann plus einen ersten Blick auf die Killergestalt – ein großer Mann mit einer Totenschädel-Maske, einer Langhaar-Perücke, einem Cowboyhut und einem dazu passenden langen Mantel. Ja, es ist eine Verbesserung zum Gartenzwerg-Waldschrat aus „Camp Corpses“ und den Nasenbären aus „Kadaver“. Bei diesen schönen Bildern knackt Sandymäuschen weg und wird erst nach Einbruch der Dunkelheit von Mel geweckt. Die kunftet aus, dass Dotty und Inka nun endgültig vom rechten Wege abgekommen sind und man daher basisdemokratisch eine Übernachtung am Strand beschlossen hat. Sandras Enthusiasmus hält sich im Rahmen des kaum Meßbaren, aber bevor sie allein im Auto nächtigt, gesellt sie sich zu den anderen Girls an den Strand. „Wir haben seit vier Stunden keine Menschenseele mehr gesehen“, erklärt Mel auf die Anfrage, warum die Tussen nicht probehalber mal jemanden nach dem Weg gefragt haben (okay, Malle ist ungefähr 80 x 100 km groß. Das ist jetzt nicht gerade das australische Outback. Will sagen – nach ca. 1 Stunde IST man IRGENDWO und praktisch zwangsläufig einem besoffenen deutschen oder englischen Touri in die Hände gefallen. Wenn die blöden Hühner einfach der Küstenstraße nachfahren, sind sie in vier Stunden mindestens einmal durch Palma gekommen). Because he can klatscht Walz über die nächtliche Strandrunde einen roten Farbfilter, dieweil die Mädels feststellen, dass es kalt ist und sie Sandra erneut uncharmant ausquetschen. Unsere Heldin deckt die Karten nach wie vor nicht auf und redet nur von einem „Unfall“, der sie und ihre Mutter nach Deutschland getrieben habe, und stellt auf Inkas entsprechende Nachfrage recht endgültig fest, dass dieses Gesprächsthema für sie nunmehr ultimativ beendet ist. Wenn man nicht die schmutzige Vergangenheits-Wäsche der besten Freundin ans Licht zerren kann, fällt einer Frauenrunde ersichtlich kein Zeitvertreib ein, man haut sich auf die jeweiligen Lauschlappen.

Nun könnten sich unbelastete Zuschauer fragen, ob „Road Rip“ vielleicht in absehbarer Zeit doch noch die Kurve vom belanglosen Urlaubsvideo-/Psychodramahybriden zum Horrorfilm nimmt. Never fear, Walz is near und präsentiert – eine völlig zusammenhanglose „Schockerszene“. Ein attraktives Frauenzimmer latscht in Lingerie durch ihr Domizil, greift sich ihr Badetuch und marschiert zum Pool, legt sich an dessen Rand hin und – liest ein Buch (Nachts. Ohne Beleuchtung. Ich hoffe, es ist Blindenschrift). Während sie mit einer Hand blättert und mit der anderen im Wasser patscht, wird sie von einem plötzlich materialisierenden Böswatz (der, da zumindest das Becken selbst beleuchtet ist, eine Mikrosekunde zuvor noch nicht da war) ins Wasser gezerrt und dort brutalst gemeuchelt (er drückt sie unters Wasser oder so). Hach, das war aufregend! Speziell, wegen der stroboskopartigen Weißframes, die dazwischengeschnitten werden und dem ganzen Spiel das Ambiente einer drittklassigen Technodisco verleihen.

Da wir nach diesem konzentrierten Adrenalinschub dringend eine Atempause benötigen, schalten wir um zum Strand und zum nächsten Morgen (und zu den zahlreichen allerliebst im Bildhintergrund sichtbaren Gebäuden. Seufz). Sandra schüttelt sich des Sandmanns Geschenke aus den Augen und bedürfte dringendst des einen oder anderen Hektoliters Kaffee. Dotty kann leider nur stilles Wasser aus der Plastikpulle anbieten. Weil Dotty wie ihre Kolleginnen zu der begriffsstutzigen Sorte Doofschnalle gehört, die den Schuss nicht hören würde, feuerte man ihn mit der 45er quer durch den Gehörgang, hakt sie erneut nach, was es mit Sandys Flucht von Malle auf sich habe. Sandra führt „schlechte Erinnerungen“ an, die sie mit Malle verbinde, und lässt sich zumindest noch aus der Nase ziehen, dass ihr Erzeuger ein kriminelles Subjekt gewesen sei. Damit soll’s dann nun aber wirklich und total endgültig gut sein. Dotty gelobt entsprechendes. Indes latscht die dicke Inka erstens ins Wasser und zweitens in eine Glasscherbe. Auaauaautschi. „Oh scheiße,“ entfährt es Mel. Erst nach längerer Diskussion (weil die Girls natürlich allesamt Mimosen sind) wird Scherbe aus Fuß entfernt und, quasi als exemplarische Unterstreichung der geistigen Unterlegenheit des weiblichen Geschlechts, von Mel umgehend wieder ins Wasser geworfen, auf das die nächste doofe Nuss hineinlatsche (immerhin: Inka stellt fest, dass das eine entsetzlich blöde Aktion von Mel war, die aber nicht mehr als ein blondinenhaftes Achselzucken als Reaktion zuwege bringt). Alles nicht so schlimm, meint Sandra, aber Dipl.-Schwarzseherin Dotty warnt vor etwaigen Entzündungsfolgen (wenn der Film tatsächlich noch mal mit einer Art Bodycount anfangen wird, hoffe ich, dass Inka sich deswegen keine Gedanken machen muss). Jetzt, wo ich drüber nachdenke – das war ja schon regelrecht eine Splattersequenz…

Nach dieser weiteren aufregenden Episode versammelt sich das Viermäderlhaus zu einer weiteren Runde Kartenlesen für Anfänger. Dotty plädiert für den schnellsten Weg zur Finca (oder, wie sie sich ausdrückt: „Es ist der einzigste Weg, der der schnellste ist.“ Ja, das liegt irgendwo in der Natur der Sache), aber Sandra, der nun auf einmal eingefallen ist, dass sie ihren Freundinnen die Schönheit der örtlichen Natur näherbringen will, plädiert für die „scenic route“, auch wenn das bedeutet, dass man frühestens morgen mittag die Finca erreicht (ich will nun wirklich nicht meckern und drauf rumreiten, aber SO FUCKING GROSS IST MALLORCA NICHT. In 24 Stunden LAUFE ich von einem Ende zum anderen).

Übrigens ist nun ’ne halbe Stunde rum, und wenn wir ehrlich sind – so richtig ’nen Plot haben wir noch nicht, oder?

Sei’s drum. Sandras Vorschlag wird auf der heimlich getuschelten Grundlage, dass der Umweg und das Sightseeing Sandys fragilem Seelenleben nur gut tun könne, für gut befunden, auch wenn das eine weitere Übernachtung im Auto oder am Strand bedeutet. Man fährt also weiter. Und weiter. Plötzlich richten sich die entzündeten Augen unserer Schnepfen auf… naja, wir dürfen’s nicht sehen, aber „es müssen mindestens sechs sein“. Sexorgie am Straßenrand? Six car pile-up, everybody dead? Die Suspense bringt mich um. Inka verhindert, dass ich bis an mein Lebensende über ein ungeklärtes Mysterium nachgrübeln muss, indem sie nach einer sofortigen Pinkelpause verlangt. Sandra, die als Ortskundige das Lenkrad übernommen hat, ist zwar eigentlich dagegen, weil das Mysterium am Wegesrand weitere schlechte Erinnerungen auszulösen scheint, aber wer Frauen im Auto kennt, der weiß es – gegen eine Mädchenblase ist kein Kraut gewachsen. Inka zieht sich zur Verrichtung hinter einen herumstehenden Schuppen zurück, was nun wiederum Mel und Dotty die Chance einräumt, das Mysterium zu untersuchen. Es handelt sich um Holzkreuze, die wohl von der Kindergartenbastelgruppe El Arenal-Süd handgeklöppelt wurden, nichtsdestotrotz der Beschriftung zufolge schon seit 1985 hier rumstehen (ich kann nur für hiesige Breiten sprechen, aber wer in meiner Gegend einem verunglückten Familienmitglied o.ä. gedenken will, der bastelt dafür schon etwas stabileres als zwei übereinandergelegte Äste und ’nen Hafti mit dem Sterbedatum. Und um solche Gedenkkreuze handelt es sich hier). Jedenfalls sind die sechs Dahingegangenen allesamt eben ’85 rum, allerdings an verschiedenen Tagen, in die ewigen Jagdgründe aufgefahren. Mel und Dotty grübeln über diesem Geheimnis, aber Sandra drängt zur Weiterfahrt. Besser ist das, denn ihr imaginärer Papa schaltet sich wieder mit liebevollen Botschaften aus dem Unterbewusstsein ein: „Ohne dich wäre das alles nicht möglich gewesen!“ Das klingt… unheilvoll.. woaaah. (It’s still extremely boring, I might add). Weil Inka nicht zu Potte kommt (hähä), erlaubt sich Sandra einen leichten freak-out, „Ich halt das nicht mehr aus, es wird nie aufhören!“, jodelt sie. Das wäre nun vermutlich ungefähr die Zeile, an der ich mir als Reisegefährte Sandras langsam, aber dennoch sicher, Sorgen machen würde, nicht so unsere Grazien, die vielmehr Sandy versichern, für sie da zu sein, usw. Das werden sie noch bereuen, schätze ich (will ich zumindest HOFFEN).

Wenig später stehen die Girls an einem Aussichtspunkt und blicken über’s Meer. Hübsch hier, ist der allgemeine Tenor, und Sandra gerät regelrecht ins Filosofieren: „Mit den Jahren vergisst man die Schönheit eines Landes.“ Dotty hat ermittelt, dass man mit zwei Stunden Fahrzeit endlich zur Finca gelangen könnte (sofern ihr Blödpfeifen euch nicht noch zwölfmal verfahrt), aber Mel hat noch Appetit auf ’nen kleinen Happnpappn. Zum Glück erinnert sich Sandra „an ein kleines Lokal, das auf dem Weg liegt“ (und das nach fuffzehn, zwanzig Jahren mit Sicherheit noch genauso existiert, wie du dich dran erinnerst, wa, Schnalle? Das ist vermutlich inzwischen ein Subway). Das Lokal befindet sich in einem malerischen kleinen Ort – „20 Kilometer von hier bin ich groß geworden“, behauptet Sandra (nur leider nicht schlau. Aber man kann nicht alles haben). Mel schwärmt ob der totalen Abgeschiedenheit von Sandys Jugendwohnstatt, dass das ja total „filmisch“ sei, so wie „Nirgendwo in Afrika“. Kommt ungefähr hin, meint Sandra, Strom hatten sie nämlich auch nicht. Da fällt Mel dann doch wieder ein, lieber Stadtmensch zu sein. Haha. I laugh me dead.

Wie wir bemerken, ist Allohol immer noch die beste Methode, um aus verschlossenen Auster redselige Tratschtanten zu machen, will sagen, kaum stellt man Sandra einen Humpen Rotwein vor die Fresse, textet sie ihre Freundinnen schon mit allen schmutzigen Einzelheiten aus ihrer traumatisch-traumatisierenden Vergangenheit zu. Die Kurzfassung: ihr Dad war nicht nur ein hergelaufener Straßenhalunke, der Touris am Strand falsche Rolexe vertickt hat, nein, er war ein gar grausamer Serienmörder, der seine Opfer auf undenkbar grauenvolle Weise so lange abgemurkst hat, bis sie tot waren. Die Opfer gabelte er einfach auf der Straße auf, und Sandra war, bis zu ihrem neunten Lebensjahr, sein Lockvogel!ELF! Schließlich ahnt kein Mensch etwas Böses und steigt gern zu einem Wildfremden in die Kalesche, wenn auf dem Beifahrersitz ein kleines Mädchen den Schlaf der Gerechten ratzt. So wurde Sandischnecki zur unfreiwilligen Komplizin des Killers – Mama fand’s erst heraus, als sie widerrechtlicherweise aus berufsmäßiger Neugier den für tabu erklärten Keller des heimatlichen Gemäuers erkundete. Das entpuppte sich als eher unerfreulich, weswegen sie Koffer und Tochter packte und nach Germanien flüchtete; aus Gründen familiärer und ehepartnerlicher Loyalität brachten es aber weder Mama noch Tochter fertig, den serienmordenden Knilch bei der Polente zu verpetzen. Macht man ja auch nicht, sowas (ich bin übrigens eher nicht beeindruckt, wie Walz die komplette Leidensgeschichte per statischem close-up auf Sandra regelt). Irrsinnigerweise sind Mel und Dotty moralisch ganz auf Sandras Seite, das ist alles nicht ihre Schuld gewesen und überhaupt könne sie sich keine Vorwürfe machen blablaundsülz. Sandra teilt mit, das sie sich wünsche, ihr Vater würde sie bei der anstehenden Hochzeit zum Altar führen (!!), damit er mitbekommt, wie toll sie doch ihr Leben ohne ihn in den Griff bekommen habe (ja, sure, das ist das Normalste vonne Welt). Inka kann sich den gequirlten Dünnpfiff nicht mehr mit anhören (ich habe Verständnis) und flüchtet auf’s Damenklo, wo sie aber von Mel besucht und ziemlich zur Schnecke gemacht wird. Jetzt, wo Sandra ihr Herz so ausgeschüttet habe, müsse man ihr, ich paraphrasiere hier, mit Liebe + Zuneigung begegnen und sie nicht verurteilen. Inka verliert die ihr soeben zugebilligten Respektspunkte dadurch, ihre ablehende Haltung nicht damit zu begründen, Sandra für einen basket case zu halten, der schleunigst in eine geschlossene Anstalt verfrachtet werden sollte, sondern nur damit, „Angst“ zu haben (wovor speziell? Ich meine, bislang stellt sich das so dar, dass Sandra ’ne gravierende Psychose hat, aber akut gefährlich ist sie nicht). „Reiß dich zusammen“, blafft Mel die verängstigte Dicke an, und dann kehrt das Duo zurück an die Tafel. Jetzt entschuldigt sich Sandra unter der lausigen Ausrede, ihre Geldbörse im Auto vergessen zu haben. In Wahrheit muss sich freilich in einem Hauseingang die Augen aus dem Kopf heulen. „Sie macht uns etwas vor“, diagnostiziert dieweil Me, „sie verdrängt wieder alles, und das ist nicht gut.“

Scheint so, denn bei der Rückkehr an den Kneipentisch ist Sandra super-cheerful total gut drauf und willig, zur Essensbestellung zu schreiten. Ich wäre jetzt nicht ernstlich böse, könnte langsam etwas PASSIEREN, verdammich, der Film geht 70 Minuten und über 40 sind schon rum…

Nu, auch wenn Sandys gute Laune klar erkennbar aufgesetzt und hingeschummelt ist, gemeinsames Saufen verbindet halt doch, alles ist peace, fun, pancakes und mindestens zwei von den vier Haubitzen sind abgefüllt genug, um Chauffeurdienste für die Weiterfahrt zur Finca zu verweigern. Per Ausschlussverfahren wird Dotty zur Fahrerin erklärt. Schlechte Entscheidung, denn dieweil die drei anderen Damen gemütlich schnarchen, erwachen in Dorety die Samariterinnengene – ein Pannenfahrzeug steht am Straßenrand und Dotty fährt brav rechts ran. Was will die tun? Ihre Strumpfhose als Keilriemenersatz offerieren? Ich meine… Frauen, Autotechnik… wo ist da das verbindende Glied?

Sie hätte halt doch einfach per Handy das mallorcinische Äquivalent eines Gelben Engels herbeirufen und nicht persönlich nachschauen sollen. Besitzer der vermeintlich gestrandeten Rostschüssel ist niemand anderes als der Große Böse Killer (und damit freilich auch Sandras Papa), der dann auch auf sie losgeht, sie attackiert, chloroformiert und in den Kofferraum seiner Kalesche verfrachtet. Die anderen Mädels haben einen gesunden Schlaf, Dottys Schreie sind ihnen durch die Bank entgangen. Sandra ist die erste, die merkt, das was nicht stimmt, schließt geistesgegenwärtig ihre Freundinnen im Auto ein und geht persönlich auf die Pirsch. Die Sache entwickelt sich recht unübersichtlich, aber das Ende vom Lied ist vorhersehbar… unsere vier Damen vom Grill finden sich in unterschiedlichem Zustand im Folterkeller von Papa Schlumpf, äh, Papa Sandra, wieder. Da kommen dann auch die Bondagefreunde auf ihre Kosten (aber die Mädels bleiben bekleidet. Zu 75 % ist das Schummel).

Mit Inka will der Killer anfangen – verständlich, den größten Brocken schafft man gern gleich zu Beginn der fröhlichen Metzelstunde beiseite. Als Freund und Pionier experimentieller Herzoperationen greift er zum Skalpell, ritzt zwischen Inkas Brüsten durch und extrahiert (für die Verhältnisse eines deutschen Spläddafilmers immer noch sehr dezent) die Pumpe. Warum speziell er dies tut, ist mir unklar, brauchen kann er das Organ wohl nicht, es wandert unzeremoniell in einen Mülleimer. Eine hin, drei im Sinn, doch vor dem nächsten Kill muss der Mördersmann noch seine expressiv-künstlerische Ader befriedigen und schwoft zum eingeschalteten Radio eine kleine Runde auf Tänzersfüßen durch’s Kellergewölbe, hin zu Dotty, die er von ihren Ketten befreit, aber nur, um die Halb-Bewußtlose erst als Tanzpartnerin zu missbrauchen und dann zwecks weiterer Verarbeitung auf einen Tisch zu schnallen. Neben der Herzexplantation befasst sich unser medizinisch interessierter Freund offensichtlich auch mit Gynäkologie, taucht zwischen Dottys Beine (Dotty ist übrigens züchtig mit einem Laken bedeckt. Also macht Euch keine Hoffnungen) und extrahiert ein paar Meter Innereien der undefinierbaren Art. Was immer das für Zeuch war, die Entfernung ist jedenfalls tödlich. *shrug*

Nun möchte der Killer sich mit Mel befassen. Die allerdings hat allerdings (trotz Fesseln und Knebeln) aufgepaßt, verpasst dem Killer einen Tritt und geht stiften. Es gelingt ihr tatsächlich die Flucht aus dem Haus und durch die Gartentür, und nach Abstreifen des Knebels kann sie sogar einige Hilfeschreie von sich geben, doch wie jeder vernünftige Filmkiller ist unser Skullface auf Zack, holt Mel ein und perforiert ihre Bauchdecke mit einem Messer. Ende Mel. Nicht schlecht, erst tut sich 45 Minuten praktisch gar nix und werden drei Schnepfen in acht Minuten abgemurkst. Da wird Kommissar Strichmann sicher nicht blaß for Neid, aber das war jetzt zumindest mal flott.

Ein Opfer hätte unser Killer aber noch auf Halde – Sandra, die er augenscheinlich nicht als seinen eigenen Lendensproß identifiziert hat. Dass die Blagen in 15 Jahren aber auch so wachsen. Womit unser Mördersmann aber nicht gerechnet hat, ist die erstaunliche Effektivität der mallorcinischen Polizei. Obwohl nach Filmlogik bestenfalls drei-vier Minuten verstrichen sein können, klopft selbige schon an die Tür und begehrt Einlass (was ich an der nun folgenden Sequenz überhaupt nicht kapiere ist, dass sie OHNE TON läuft und die Dialoge – von off-screen, da die Kamera auf der verzweifelten Sandra ruht – per Untertitel eingeblendet werden. Äh, hat da jemand das Reinloopen spanischsprachiger Dialoge vergessen, ist das Kunst oder einfach nur ein FU an den Zuschauer?). Na gut, lesen wir halt ein Stück Film. Die Polizei wurde aufgrund Mels Hilfeschreie alarmiert, möchte rein, Killer will sie nicht reinlassen, es gibt ein Handgemenge ungewissen Ausgangs und dann ruft ein Cop Verstärkung und entdeckt Sandra als Überlebende. Was mit dem Killer passiert ist… who knows? Who cares? Ich nicht so wirklich, vor allem, weil noch ’ne Viertelstunde Film übrig ist und ich nach „Kadaver“ von Marcel Walz rein strukturell das Schrecklichste erwarte.

„Deutschland, zwei Wochen später“. Ich ahnte es. Sandra steht auf’m Friedhof rum und versucht trauernd-nachdenklich auszusehen. Ihre Psychotante steht ihr bei und bekundet ihr Mitgefühl. Sandra versinkt gerade in Schuldgefühlen und Selbstmitleid: „Das Schicksal geht manchmal eigenartige Wege, nicht wahr?“, kommt sie auf Psychotantes von mir schon kritisch begutachteten Schwurbel zurück und gibt zu Protokoll, geahnt zu haben, dass in Spanien gar schlimme Dinge passieren würden. Psychotante behauptet, ohne rot zu werden, dass „Sie für sich die richtige Entscheidung getroffen haben“. Klar, und wegen dieser richtigen Entscheidung liegen ihre drei besten Freundinnen jetzt auch 2 m tief unter der Erde. „Vielleicht wollte ich es auch“, kryptisiert Sandra. „Vielleicht wollten Sie ihn wieder sehen“, stichelt Psychotante im Wespennest, denn… dass der Killer ihr Vater war, scheint sich zu Sandra entweder noch nicht durchgesprochen zu haben oder sie verdrängt es. „Ich weiß nicht, wovon sie reden“, blockt Sandra und jetzt platzt selbst der gemütlichsten Püschologin der Kragen. Vater hin, Vater her, Sandra soll nun endlich zu den Bullen marschieren und denen reinen Wein einschenken (womit wohl durch die Blume geklärt wäre, dass Killerdad sich bei der Razzia wohl entkörperlicht hat oder anderweitig auf eine andere Astralebene entkommen ist. Festgenommen wurde er nicht, verletzt oder getötet auch nicht, bleibt also nur die „vanish-into-thin-air“-Alternative, wenn wir den, hüstel, Dialogen der entsprechenden Szene folgen wollen). Immerhin, pointed Psychotante out, hat der liebe Vater Sandras Freundeskreis empfindlich ausgedünnt und hat zumindest die Absicht angedeutet, auch Sandra selbst zu verhackstücken. Blut ist trotzdem dicker als Wasser – „Sie verstehen nicht, ich kann nicht zur Polizei gehen“, greint Sandra und ich versteh’s leider auch nicht. Richtig erklären tut’s uns auch keiner. „Er wird weitermachen“, schimpft Psychotante, „wollen Sie das?“ Offensichtlich schon. Jeder braucht schließlich einen praktizierenden Serienmörder in der Familie. Besser noch zwei.

Auch Ben (you remember him?) müht sich vergeblich, seine Flamme zu trösten. Tage vergehen, bis Sandra ihr Schatzi mit dem Ansinnen überrascht, die Hochzeit zu verschieben. Ben wird davon auf dem völlig falschen Fuß erwischt (obwohl das ausnahmsweise mal ein Punkt ist, bei dem ich Sandra moralisch-psychisch beipflichte), ihre Ausrede, dass man ob der drei toten Freundinnen ja sowieso die Tischordnung ändern müsse, verdient nun allerdings bestenfalls eine Tracht Prügel. Abgesehen davon fliege sie am Montag sowieso zurück nach Spanien – „Ich muss erst eine Sache abschließen, bevor ich eine neue anfangen kann.“ Das würde Ben ja vielleicht sogar noch einsehen, aber dann würde er schon mitwollen. Dies wird von Sandra aber rundwegs abgelehnt. Some things a woman has to do alone. Dann nimmt sie ein Bad und flashbackt ihre Freundinnen.

Zurück auf Malle – mehr szenische Landschaftsimpressionen inklusive Shot-Recycling, ein nachdenklicher Blick mit Zigarette vom vorhin schon gezeigten Aussichtspunkt, und dann geht’s zu Papas Hideout, der nicht etwa von der Polizei abgesperrt worden wäre (weil wir in einem Paralleluniversum sind, in dem ein solcher Tatort nicht komplett umgepflügt wird). Sie streicht ziellos durch’s Gemäuer, bis sie – haha, welch Überraschung – von Papa k.o. geschlagen wird. In seiner Werkstatt (nicht im Keller) kommt sie wieder zu sich, an ein Rohr gekettet o.ä. Nice touch: lernfähig, wie unser Killer ist, hat er ihr mit Superkleber den Mund zugelötet. Hähä. Der liebevolle Vater selbst naht per POV mit der Säge. Irgendwie gelingt es ihr, sich zu befreien und ins nächtliche Gewölle zu türmen, verfolgt vom sägenwedelnden Killer. Der holt sie ein und, SPLOT, SPLOT, SPLOT, SPLOT, verwandelt seine Tochter (weiß er nu, dass sie es ist oder nicht? Mir doch egal) in Haschee, wovon wir allerdings dank der eingeschränkten Sichtverhältnisse bei Nacht nichts sehen dürfen (nur des Killers Silhouette). Damit wäre dann auch Sandra tot, und dieser Film nicht nur vorbei, sondern auch… pointless.

Also, Walz zum Dritten (für mich). Ehrlich gesagt – ich bin sehr unschlüssig, was ich mit „Road Rip“ anfangen soll. Einerseits bemerke ich, durchaus positiv gestimmt, dass der Maestro entgegen meiner ursprünglichen Erwartung doch so etwas wie eine „künstlerische“ (ähem) Weiterentwicklung anstrebt. „Camp Corpses“ war, wir erinnern uns, die fünftausendölfzigste „wir-spielen-Freitag-der-13.-im-Wald“-Plörre aus deutschen Amateurlanden, „Kadaver“ war… naja, war schlicht gar nix, einfach nur ein doofer Mistfilm, der sich irgendwo von Goresudelei zu Goresudelei hangeln wollte und selbst dabei kläglich scheiterte. Als ich seinerzeit den ersten „Road Rip“-Trailer sah, befürchtete ich ernstlich, Walz würde sich nun ins Fahrwasser von Eli Roth begeben und die Welt mit deutschem Homemade-Torture Porn beglücken, aber weit gefehlt – vielmehr versucht Walz, die plakativen Horror- und Gore-Elemente herunterzuschrauben und sowas ähnliches wie einen psychologischen Thriller auf die Beine zu stellen.

Ansinnen ehrenhaft, Ausführung mangelhaft, ist aber letztlich zu konstatieren; ich erwähnte es des öfteren, bei deutschen Indie-Filmern scheitert’s gar nicht mal so oft an handwerklichen Unzulänglichkeiten, sondern beim Drehbuchschreiben, und für einen psychologischen Thriller ist ein gutes Script noch mal bedeutend wichtiger als beim x-ten Slasher-Aufguss von der Stange.

Das Problem ist nicht die Grundprämisse – unfreiwillige Komplizien ihres serienkillenden Vaters wird von der Vergangenheit eingeholt, daraus lässt sich schon einiges machen, einen fähigen Schreiber vorausgesetzt. „Road Rip“ entwickelt aus dieser Idee aber schlichtweg nichts; die Psychologie der Hauptfigur ist extremst wacklig und praktisch in jeder einzelnen Sekunde auf andere Weise unglaubwürdig (das Hin und Her zwischen „ich-halt-das-nicht-aus“ und „hui,-lasst-uns-bei-meiner-alten-Bude-an-der-Haustür-vorbeifahren-weil’s-da-so-schön-ist“ nervt zunehmend. Schon klar, dass Sandra labil ist, aber doch bitte nicht keine Stimmungsschwankungen im Sekundentakt), die Figuren haben keine greifbare Motivation, ihre Handlungsweisen sind unverständlich (z.B. eben das penetrante Nachhaken der Freundinnen, obwohl Sandra mehrfach deutlich gemacht hat, zu ihrer Vergangenheit nichts sagen zu wollen; genauso natürlich – sogar noch schlimmer – Sandras unbegründete Weigerung, selbst nach Abschlachtung ihrer Freundinnen, zur Polizei zu gehen). Nichts wirkt wirklich vorbereitet, die Enthüllungen aus Sandras Vergangenheit und ihr „Leiden“ unter den traumatischen Erlebnissen entwickeln sich nicht schlüssig aus der Geschichte, kommen daher aufgesetzt und gezwungen rüber; Sandras innerer Konflikt ist in keiner Sekunde auch nur ansatzweise glaubwürdig.

Sicherlich spielt da auch mit rein, dass die Akteure für Indie-Verhältnisse zwar leidlich gut amtieren, aber doch deutlich damit überfordert sind, eine Story, die weniger auf plakative Horroreffekte als vielmehr auf den subtilen psychologischen Nervenkitzel zu setzen versucht, adäquat darzustellen. Sandras Kampf mit ihrer mörderischen Vergangenheit äußert sich nicht in echter Seelenpein denn eher milder Verstimmung. Dass der Killer selbst wieder einmal komplett „personality-free“ ist (aber wenigstens etwas stimmungsvoller gewandet ist), wundert mich bei Walz‘ Vorgeschichte nicht. Klar könnte man entschuldigend anbringen, dass der Serienmörder durchaus beabsichtigt nur eine Randerscheinung der Geschichte ist, die sich eben verstärkt um seine Tochter dreht (wobei der Film sich letztlich auch um die Beantwortung der Frage, ob der Killer tatsächlich Sandras Dad ist, drückt), dennoch wäre ein bisschen metaphorisches Fleisch auf die Rippen seiner Motivation nett gewesen.

Immerhin – das Script ist bei weitem nicht so reich an kapitalen Böcken, wie sie „Camp Corpses“ und „Kadaver“ zuhauf schossen. Eine schwere Magenverstimmung bereitet mir nach wie vor der Gedanke, man könne sich auf Mallorca (ich weiß, dass es da auch stillere, abgeschiedene Ecken gibt) SO abartig verfahren, dass man stundenlang auf keinerlei Zivilisation trifft. Recht drollig ist auch der völlig zusammenhanglose Mord an dem namenlosen Pool-Opfer (der auch nicht in den dargestellten modus operandi des Killers passt) und ersichtlich nur deswegen eingebaut wurde, weil sonst bis Minute 45 in dem Film nun sowas von überhaupt rein gar nix passieren würde – und selbst mit diesem Kill fällt’s schwer, bei der Stange zu bleiben (ich brauchte dann auch drei Anläufe bis zur vollständigen Sichtung eines 70-Minuten-Films. Passiert mir nicht so oft).

Denn das gravierende Manko von „Road Rip“ ist, psychologische Frag- und/oder Glaubwürdigkeit hin oder her, dass der Streifen schlicht und ergreifend langweilig ist. Viel zu lange ergeht sich der Streifen in nahezu endlosen banalen und völlig uninteressanten Sequenzen wie dem viel zu langen Ausflug zur Psychotante, des sinnlosen Herumfahrens auf Malle oder der bedeutungslosen Inka-latscht-in-eine-Scherbe-Episode. Der Unterhaltungswert bisheriger Walz-Werke entsprang, je nach Sichtweise, der hysterischen Trashigkeit („Camp Corpses“) oder des bloßen Herumschmodderns („Kadaver“), wenn nun aber weder das eine noch das andere geboten wird, stellt sich Ödnis ein – wenn Walz dann nach 45 Minuten kurz die Handbremse los lässt und in acht Minuten drei seiner Hauptdarsteller umbringt, ist das nicht nur zu spät, um dem Film noch Fahrt zu verleihen (zumal das Ableben der Schnepfen uns, da denke ich wenigstens spreche ich nicht nur für mich allein, nicht sonderlich nahe geht), sondern gestaltet sich dank der beiden halbseidenen Gore-Effekte nun auch noch unpassend, weil solch drastische Effekte nicht zum Ton der bisherigen Geschichte passen (auf der anderen Seite verstehe ich natürlich, dass man als Indie-Filmer für seine vermutete Zielgruppe wenigstens alibihalber noch ein paar Goreschübe einbauen muss, auch wenn man eigentlich die Psycho-Schiene fahren will). Danach ergibt sich der Streifen für die restlichen 20 Minuten wieder konsequent der langweiligen Banalität und verweigert dann auch noch einen richtigen pay-off (weder bekommt der Killer seine come-uppance noch bleibt dem Zuschauer die Genugtuung, dass Sandra wenigstens *sichtbar* tranchiert wird). Wie schon bei „Kadaver“ zeigt sich, dass Walz echte Schwierigkeiten mit einer einigermaßen passablen Struktur hat – er setzt seine „Höhepunkte“ zu früh und kann im Finale dann nichts mehr draufsetzen, weder dramaturgisch noch filmisch noch wenigstens in Punkto Gore.

Filmtechnisch-handwerklich scheint mir „Road Rip“ trotz des erweiterten „Scopes“ durch den Location-Dreh auf Malle beinahe eher ein Rückschritt zu sein; ich mag mich ob des mittlerweile eingetretenen Zeitablaufs seit „Kadaver“-Sichtung (und ich bin jetzt nicht motiviert genug, den noch mal stichprobenartig durchzukucken) täuschen, aber für meinen Geschmack ist „Road Rip“ wieder statischer, auch optisch langweiliger als sein Vorgänger (exemplarisch soll mal die Szene genannt werden, in der Sandra ihren Freundinnen die Wahrheit über ihren Vater erzählt. Das ist die Kamera sicher zwei-drei Minuten fix auf Sandra gerichtet, ohne mal vielleicht einen reaction shot einzuschieben, einfach nur der Auflockerung halber – oder um, welch gewagter Gedanke, mal die Reaktionen der Freundinnen zu zeigen). Als Gegengewicht zu diesen langatmigen Einstellungen dient die völlig unübersichtliche Nacht-Sequenz, in der die vier Girls vom Killer entführt werden – auszumachen, was da wie und warum mit wem in welcher Reihenfolge geschieht, ist da nahezu unmöglich.

Lediglich zwei Passagen haben mir wirklich gefallen: trotz ihrer dramaturgischen Sinnlosigkeit der mit den Strobo-Weißblenden zerhackte Kill an dem Pool-Opfer (freilich ist das mehr Schein als Sein, aber als Hallowech-Effekt nicht ganz daneben, außerdem übertüncht dieses Stakkato einigermaßen, dass die Szene selbst nicht sensationell aufregend ist), und die Schluss-Sequenz, sprich der Mord an Sandra – auch hier ist die *dramaturgische* Entscheidung eher bedenklich, weil wir als Zuschauer schon irgendwo verdient hätten, etwas mehr zu sehen als eine Schattengestalt, die irgendwie SPLOT-Geräusche verursacht, rein optisch/technisch ist die Szene allerdings recht gut gelöst.

Auf der Minus-Seite sind dann allerdings die rätselhaften Ton-Entscheidungen zu vermerken, also die Dialogsequenz bei der Psychotante, in der deren Dialoge teilweise ausgeblendet werden, und natürlich die off-screen-gehaltene Polizeirazzia, deren Text uns ausschließlich als Untertitel dargeboten wird. Während ich für die erstgenannte Stelle mit Müh und Not mir noch die ein oder andere psychologische Rechtfertigung aus den Rippen leiern könnte (in Form von „Sandra blendet die Psychologin mental für sich aus“), gibt’s für die zweite keine Entschuldigung – das ist einfach dämlich. Entweder der Text ist wichtig genug, um ihn als Zuschauer auch hören zu dürfen, oder er ist es nicht. Selbst wenn diese ganze Razzia, was nicht undenkbar wäre, erst „nachträglich“ ins Script gefummelt wurde, wäre es ja nicht zu viel verlangt gewesen, da schnell mal zwei Sprecher anzuheuern und sie den Text auf Band nuscheln zu lassen.

Immerhin hat Marcel Walz seinen Weiß-/Rotblenden-Fetisch weitgehend überwunden – eine Szene darf jetzt auch mal ohne Blende beendet werden (nur bei den diversen Visions-Einsprengseln darf natürlich ein passendes WHOOSH-Geräusch nicht fehlen). In einigen Passagen setzt Walz auf massiven Farbfiltereinsatz (rot oder braune, erdfarbige Töne), wobei mir kein rechtes Konzept dahinter zu stehen scheint.

Obwohl der Score von Indie-Musikpapst Michael Donner stammt, kann ich nicht mal den loben – von den mittlerweile zahlreichen mir bekannten Donner-Scores ist das der unmemorabelste und langweiligste, den ich bislang zu hören bekam. Schade, denn bislang konnte man sich auf Donners Qualitäten blind bzw. taub verlassen.

Gore- und Splatterfans sitzen, wie schon gesagt, auch nicht in der ersten Reihe. Zwei Gore-Effekte unterschiedlicher Güte sind zu bewundern. Die Herz-Entfernung, die dabei auch nicht übermäßig explizit ausgefallen ist (speziell, wenn wir die fröhlichen Gedärm- und Innereien-Wühlereien, für die deutsche Indie-Filmer so anfällig sind, ins Kalkül ziehen), ist technisch schlicht, aber nicht uneffektiv ausgefallen, die vaginale Gedärm-Extraktion (oder was auch immer der Killer unter dem Laken zwischen Dottys Beinen so treiben mag) hinterlässt einen eher lächerlichen Eindruck. Mel wird relativ unblutig durch Messerstich abserviert, in der Vision/Flashbacksequenz bekommt ein namenloses Opfer (unter Farbfilterverfremdlung) etwas in den Kopf gerammt, was auch vergleichsweise harmlos erscheint, und, wie gesagt, im Finale sehen wir eh genau nichts. Könnte man fast mit FSK 16 durchwinken.

Es klang auch schon an, die Darsteller sind, obwohl für meine Begriffe auch in der Indie-Szene eher unbeschriebene Blätter, akzeptabel. Sabrina Brencher (Mel) war immerhin schon in „Kadaver“ mit dabei, für Rabea Wyrwich, Stefanie Bischof und Vanessa Rodriguez überliefert mir die OFDb keine weiteren (glaubwürdigen) Treffer.
Wyrwich ist sichtlich etwas damit überfordert, den Film, der nun mal zentral auf ihren Charakter zugeschnitten ist, im Alleingang zu stemmen, aber obwohl uns die Story selbst nicht viel Anlass dafür gibt, schafft sie es, ihre Rolle noch einigermaßen sympathisch zu gestalten. Sabrina Brencher und Vanessa Rodriguez bieten solides deutsches Indie-Niveau, Stefanie Bischof fand ich einen Tack besser, ohne das wirklich begründen zu können.
Laura Leoni ist als Psychologin Fr. Linus erheblich weniger glaubwürdig als die Steuererklärung von Klaus Zumwinkel, Chris Schulz hat als Ben nichts zu tun, Pamela Spielmann, das Opfer vom Pool, ist zumindest ein netter Hingucker.

Bildqualität: Maximum Uncut vertickt „Road Rip“ im schmalen Digipak. Der Film präsentiert sich in 4:3-Letterbox (2.35:1). Der Look ist okay, wirkt deutlich kinematischer als der übliche videogedrehte Amateurschmodder. Schärfe und Kontrast bewegen sich im solide durchschnittlichen Bereich, Defekte, Masteringfehler, Verschmutzungen sind nicht zu verorten. Anamorph wäre mir die Sache trotzdem deutlich lieber gewesen.

Tonqualität: Der deutsche Ton in Dolby 2.0 ist akzeptabel – die alte Indie-Krankheit des unverständlichen Dialogtons ist hier nicht zu beanstanden, abgesehen von den offensichtlich gewollten Ausnahmen ist alles, was man verstehen soll, tatsächlich gut zu verstehen. Der Score könnte etwas kraftvoller beigemischt sein.

Extras: Ein kurzes, knapp 10-minütiges Promo-Making-of, das so tut, als wäre „Road Rip“ ein richtiger FILM, der Trailer, sowie eine MUP-Trailershow, die fünf Filme vorstellt, von denen ich interessanterweise keinen einzigen sehen möchte (einen aber schon gesehen habe9, aber der ich zumindest entnommen habe, dass Michael Donner nicht nur komponiert, sondern auch Mitglied einer eigenen Filmcrew (Outtake Films) zu sein scheint. Wieder was gelernt.

Fazit: Über „Camp Corpses“ konnte man sich totlachen, über „Kadaver“ konnte man sich totärgern. „Road Rip“ erkundet eine neue Facette des Walz’schen Schaffens – über diesen Film kann man sich eigentlich nur zu Tode langweilen. Er ist weder ein Trashfeuerwerk unfreiwilliger Komik noch ein schmerzhaftes Ärgernis, leider aber im Umkehrschluss noch lange kein sehenswerter Film. Ich anerkenne das Bemühen, durch die Hervorhebung von psychologischen Elementen aus dem üblichen 08/15-Slasher-Einerlei des deutschen Indie-Horrorfilms auszubrechen, aber, wie man so schön sagt, „the road to Hell is paved with good intentions“, ein guter Vorsatz alleine reicht halt nicht aus, wenn’s an der schreiberischen Klasse fehlt, und das ist nach wie vor das Hauptdefizit bei Walz (wie bei den meisten seiner Kollegen…). Ich werfe einmal mehr die Gebetsmühle an – es gibt, das kann ich beschwören, genügend passable Autoren in Deutschland, die auch für einen chronisch geldarmen Indie-Film ein Drehbuch beisteuern würden. Man müsste sie nur mal fragen und nicht immer krampfhaft alles selbst machen wollen.

„Road Rip“ jedenfalls ist als psychologischer Thriller ein Versager und auch die Gorehounds, die angesichts des Trailers auf abgefeimten Folterporn hofften, dürften sich ob der nicht mal zehn Minuten echten „Horrors“ ein wenig verhohnepiepelt vorgekommen sein. Mich hat „Road Rip“ einfach nur übel gelangweilt, aber, ich kenn mich doch, wenn mir wieder ein Walzwerk vor die Flinte läuft, werde ich mich wieder nicht beherrschen können.

(c) 2010 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 2


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