Ripper – Briefe aus der Hölle

 
  • Deutscher Titel: Ripper - Briefe aus der Hölle
  • Original-Titel: Ripper
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  • Regie: John E. Eyres
  • Land: Großbritannien/Kanada
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Molly Keller (A.J. Cook)
    Marshall Kane (Bruce Payne)
    Jason Korda (Ryan Northcott)
    Chantal Etienne (Claire Keim)
    Eddie Sackman (Derek Hamilton)
    Mary-Anne Nordstrom (Daniella Evangelista)
    Andrea Carter (Emmanuelle Vaugier)
    Marisa Tavares (Kelly Brook)
    Detective Kelso (Jürgen Prochnow)
    Aaron Kroeker (Courtenay J. Stevens)


Vorwort

Willkommen in der wunderbaren Welt von „Der Doc reviewt alles, solang der Film ihn nix kostet“. Wie Leser, die vertrauensselig genug sind, um heute nicht zum ersten Mal vorbeizusurfen, sicher längst wissen, bin ich (mehr oder weniger) dankbarer Abnehmer dessen, was andere Leute (=die Intelligenten) als filmischen Sondermüll klassifizieren, es aber nicht direkt in die Mülltonne werfen, sondern davon ausgehen, einem liebenswerten Mitmenschen wie mir durch selbstlose Zurverfügungstellung den Tag zu versau-, äh, eine Freude zu bereiten.

Unser vielgeschätzter Ex-Forumsmod Kingkojak ließ mir neulich ein Packerl mit von ihm aussortierten filmischen Kunstwerken zukommen – die geneigte Leserschaft verdankt dieser Spende bereits das Review zu Jess Francos Opus Grande Killer Barbys vs. Dracula. Ripper sieht zumindest mal schon rein von den Äußerlichkeiten betrachtet her deutlich vertrauenserweckender ein – anständiges, wenn auch nichtssagendes Cover, vertrieben von Universal, ein paar Namen in den Cast-und-Crew-Angaben, von denen man schon mal gehört hat. Und dennoch – das Lockenköpfchen wollte diesen Film offenbar nie-nie-nie wieder sehen und obwohl es noch nicht so trashmäßig abgehärtet ist wie Euer aller Lieblingsdoc, ist das schon ein gewisses Alarmzeichen.

Na gut, Ripper ist also, da spoilere ich in dieser Einleitung noch nichts dramatisches, einer dieser zahllosen neumodischen Serienkiller-slash-Slasher (haha, welch gelungenes Wortspiel) im Fahrwasser von I Know What You Screamed Last Destination (I´m killing me already). Ein originelles Konzept (gähn). Kann die Mitwirkung eines, hüstel, verdienten Routiniers wie Jürgen Prochnow (der sich mittlerweile auch für nichts mehr zu schade ist) diesen Film in die elysischen Gefilde hieven, die allem, was besser ist als Urban Legends vorbehalten sind? Wir haben unsere gelinden Zweifel. Augen zu und durch.


Inhalt

Verdammt, mein DVD-Player muss irgendwie die ersten paar Kapitel übersprungen haben… ich glaub nämlich, ich steh im Wald. In dem Wald, in dem ein junges Mädel wie üblich im Slasherfilm hysterisch durchs Gewölle rennt und von einem ungesehenen psychopathischen Killer verfolgt wird. An allen Ecken und Enden stolpert sie über die Leichen ihrer vermutlichen Freunde, die im Treibsand verbuddelt, blutüberströmt an Bäume gekreuzigt und allenthalben ziemlich tot sind (der im Treibsand zuckt zwar noch ein bissl, aber unsere mögliche zukünftige Heroin hat zuviel Schiß, um irgendwelche lebensrettenden Maßnahmen einzuleiten. Klasse, die Frau, ich mag sie jetzt schon nicht). Der Wald, in dem sich das ganze abspielt, hat die Eigenschaft, auf einer Insel zu wachsen, was im Umkehrschluß wiederum bedeutet, dass ´ne ganze Menge Wasser drum rum ist. Vor der Küste schwimmt ein Segelboot (das vermutlich den Dahingemetzelten gehört). Das Girl jumpt beherzt ins kühle Naß, krault zum Boot und scheitert dort an der Zündung des Hilfsmotors (Segelschein hat sie offenbar nicht). Liegt daran, dass die Schlüssel fehlen. Also muss sie leicht hysterisch in die Kabine hinabsteigen, die Schlüssel dort finden, sich aber von einem Geräusch im Schrank erschrecken und dort eine weitere ordentlich verstaute Leiche entdecken. Eeek!
I´m crucified, crucified, like my saviour… (Na, wer kennt das noch?)

Leiche hin, Schrank her, der Schlüssel muss ins Zündschloss. Die Mühle springt trotzdem nicht an. Aus eher unerfindlichen Gründen beamt unsere Heroin sich ans Heck und langt ins Wasser – mit dem Erfolg, dass ihr eine absaufende Gefährtin an der Patschhand hängt. Entsetzt springt sie zurück, kommt dabei an den Anlasser und sorgt dafür, dass die arme Freundin von der Schiffsschraube gehäckselt werden dürfte. Der ominöse Killer hat mittlerweile auch das Boot geentert, macht mal kurz „buuh“, bekommt aber von der reaktionsschnellen Heldin ein Fleischermesser in die Pfote gejagt und springt daher sicherheitshalber über Bord. Unsere Heldin (oder was auch immer) zieht sich in den Bugbereich und eine zusammengekrampfte Möchtegern-Fötusstellung und segelt in den Sonnenuntergang. The End. Immer diese Kurzfilme.

Halt, stopp, Kommando zurück. Jetzt kommt erst der Vorspann. Ich möchte aber jetzt schon die Filmemacher inniglich darum bitten, dass der gerade gesehene Kram nicht der Showdown war und der Rest des Films Rückblende ist. Zuzutrauen ist den Leuten ja alles. Ah, Beruhigung kann eintreten, wir spulen mal eben fünf Jahre nach vorne.

Wir befinden uns an einer Uni (oder sowas ähnlichem) – mal wieder ein völlig neues Setting, hurra. Thema der Vorlesung von Professor Kane sind „Serienkiller“ (welch Zufall. Und ich bin immer wieder erstaunt, was man in den USA alles studieren kann). Spezialgebiet von Kane ist offenbar sowas wie „Gemeinsamkeiten und Unterschiede von historischen und gegenwärtigen Serienmördern“, wobei er feststellt, dass Konsorten wie Jack the Ripper ja schon mal deswegen Glück hatten, dass es seinerzeit noch keine DNA-Tests gab. Und aus Jux und Dollerei werden von allen Studenten DNA-Proben genommen werden (ob das mal noch ´n Plotpoint wird?). Im übrigen ist Meister Cane schon deswegen eine Konifere seines Fachs, weil er ein Buch über den Rippers-Jack geschrieben und dort einen gewissen Drewitt als das mordende Monster zweifelsfrei identifiziert habe (man vergebe mir, dass ich jetzt die Ripper-Mytho- und Methodologie nicht soweit intus habe und daher nicht beurteilen kann, ob das auf irgendwelchen nachvollziehbaren Fakten beruht. Übrigens ist es lustig, sagt mir Future Doc, dass Kane sich JETZT so hinstellt, als hätte er Drewitt überführt, es aber viele viele Minuten später so formuliert, als wäre Drewitt schon seinerzeit richtigerweise identifiziert worden). Ansonsten gibt er den übrigens Schmafusi von sich: Seine Zöglinge mögen sich in die „Gedanken eines Killers“ ebenso einfühlen wie in die Opferrolle blablablasülz.
Stichwort gebührliches Verhalten im Unterricht…

Apropos Zöglinge – das ist unser völlig genretypischer Satz austauschbarer attraktiver Endteens, dessen einziges Gimmick, nämlich dass sie dem Willen der Filmemacher nach aus unterschiedlichen Ecken des Erdballs (d.h. immerhin Nordamerika/England/Frankreich) kommen und in diversen Akzenten parlieren, von der DF komplett negiert wird. Als da wären: Jason, der nicht unsympathische nette Typ, der vermutlich sowas wie die love interest unseres final girl sein wird, Eddie, den nicht wirklich sympathischen Vollidiot, den ein Film wie dieser bekanntlich braucht, Chantale, das arrogante französische Miststück, Mary-Anne, das nicht unbedingt hyperintelligente Blondchen, Marisa, die sexbesessene Schlampe, die sich selbst bei einer Antwort an den Prof zwischen den Beinen rumspielt, Andrea, die typische „keiner-weiß-was-die-eigentlich-für-ne-spezielle-Eigenschaft-hat“-Tussi, den unsicheren Stotterer Aaron, der aber ein verdächtig großes Wissen über Serienkiller und deren Psyche hat, und natürlich unsere Heldin aus dem Teaser, Molly, mittlerweile zu einem rothaarigen rebellischen Punk-Girl mutiert (natürlich ist Molly ungefähr so rebellisch wie ein Glas Milch, aber in der wunderbaren Welt des Films reicht „rotgefährbte Haare“, „auffällige Kette um den Hals“, „Tattoo am Arm“ und „Punk-T-Shirts tragen“ ja als Charakterisierung völlig aus – wobei die „Punk“-Shirts doch wieder eher aus dem Goth-Shop stammen. Pentagramme und so…).

Molly erstellt in der Vorlesung ein „Profile“ des typischen Serienkillers – weißer, mittleres Alter, gestörtes Verhältnis zur Mutter. Kane grinst sich eins – das Profil, führt er aus, passt genau auf ihn, ist er damit automatisch ein Serienkiller? Die Klasse ist amüsiert, doch nicht ihr liebenswerter Lehrer. „Was wäre, wenn ich heute noch einen von euch töten würde?“, fragt Kane plötzlich, verriegelt die Türen und fügt in Gedanken hinzu, was denn wäre, wenn jemand die Rolle des ausgeglichenen, kontrollierten Menschen nur spielen würde, in Wirklichkeit die selben Triebe führe wie ein Serienkiller und zufällig gerade seine Medikamente abgesetzt habe. Eddie, den er sich als Opfer ausgekuckt hat, ist nervös-beunruhigt-belustig und beharrt darauf, dass Kane kein Killertyp sei. Kane dreht sich um und schlitzt einem vorbeigehenden Schüler die Kehle auf. Da sploddert Blut, da kriegt die Klasse Panik, während das Mordopfer verröchelt.

Derart graphisches Blutgesuppe in einem FSK-16-Film? Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen und tut´s deswegen auch nicht. War nur ein Witz, eine kleine vorbereitete Schauspieleinlage, mit der Kane (practical joker) seine Eleven an sein Credo erinnern will: „Vergeßt das Schubladendenken!“ Wer das vergißt, sei ein potentielles Opfer! Na, dann wollen wir uns das doch ganz doll merken!
Rebellious punk girl – yeah, I see…

Aaron, der Stotterer, weiß was, was die anderen Studenten nicht wissen – nämlich, dass Molly singuläre Überlebende eines gewissen fünf Jahre zurückliegenden Massakers ist. Das weiß er deswegen, weil er mit ihr seinerzeit auf die selbe High School gegangen ist und hofft aus unspezifizierten, höchstwahrscheinlich doch aber eher schlicht sexuell orientierten Gründen, auf dieser erquicklichen gemeinsamen Basis bei Molly landen zu können. Die lässt den Güteklassennerd aber routiniert abblitzen (nachdem sie zunächst mal alles abstreitet) und verdonnert Aaron dazu, über ihre geheimnisumwitterte Vergangenheit die Klappe zu halten.

Eddie, entfernter Augenzeuge des Geschehens, macht sich seinerseits ebenfalls Hoffnungen auf die Position des Molly-Bespringers (was finden die nur an der?), seine Anmache findet aber nur unwesentlich mehr Gegenliebe. Eher noch weniger, denn dem guten Aaron hat Molly wenigstens nicht die primären männlichen Geschlechtsmerkmale mit eisernem Klammergriff verknotet (ouch!).

Jaja, the point is made, kein Grund, darauf rumzureiten (was der Film natürlich dennoch tun wird) – Molly ist unser quintessentielles „keiner-mag-mich-und-das-ist-mir-auch-recht-weil-ich-mit-euch-eh-nix-zu-tun-haben-will“-Girl. Die große Originalität besteht darin, dass dieser Film den entsprechenden Charakter ausnahmsweise mal nicht als Goth, sondern als Punk zeichnet. Thank God for small miracles (ich kann nämlich langsam keine Goth-Outsider-Heroinen mehr sehen). Jedenfalls will es der Zufall bzw. der Drehbuchautor, dass unsere sämtlichen Protagonisten (abzüglich Aaron) sich in einer „Gruppe“ wiederfinden, die wohl im Sinne ihres Studiums gemeinschaftlich some-thing-or-other erarbeiten sollen. Molly wird von seiten ihrer Kommilitonen, speziell Chantale, die gerne sowas wie die Grande Dame der Clique wäre, deutlich klar gemacht, dass man sie eigentlich nicht dabei haben möchte, Molly wiederum macht klar, dass sie auf die Gruppe auch keinen gesteigerten Bock hat und verdeutlicht ihre „I don´t give a shit“-Attitüde durch demonstratives Rauchen entgegen Chantales klar artikulierten Wunsch. Sie stellt des weiteren klar, dass die anderen, wenn sie denn das Bedürfnis haben, gern an ihren Arbeitsresultaten teilhaben können, sie aber ihrerseits auf Teamwork keinerlei Wert legt. Dann gibt sie der Gruppe noch zwei sachdienliche Hinweise: 1. „Ihr solltet euch nicht der Anziehungskraft von Mord und Tod entziehen“ (ähh… ja… sicher doch). 2., speziell an Eddie: „Wichs nicht so viel!“ (Jaja, die Finger werden krumm, der Schwanz fällt ab, man kennt ja die üblichen Warnungen).

Mit diesen Worten zieht Molly sich auf ihre Studentenbude zurück, die sie mit (wahrhaft alptraumeinflößenden) selbstgemalten Wandgemälden (und einem Neon-Kruzifix, bekannt und beliebt aus der HP-Werbung) dekoriert hat. In der Wohnung würde ich zum Psychopathen werden.
In der Bude MUSS man ja durchdrehen…

Irgendwo findet in einer Art Disco eine Kostüm-Fete statt, und scheinbar hat der Gastgeber als Motto „Horrorfilme“ ausgegeben. Wir sehen also diverse Phantome-der-Oper, Möchtegern-Elsa-Lancasters, Typen mit Gore-T-Shirts und einen Kerl im Hasenkostüm (hm, war Donnie Darko da schon raus?) zu Möchtegern-Nine-Inch-Nails-/Marilyn-Manson-Mucke abraven. Unsere komplette Teenie-Belegschaft, inkl. Molly, obwohl die vorher eigentlich ihren Verzicht erklärt hatte, ist anwesend. Jason versucht bei Molly anzubandeln, indem er ein Gespräch über Aaron anfängt: „Er ist unheimlich!“ „Er ist unsichtbar“, korrigiert Molly und vergleicht den Stotterer mit einem japanischen Rachegeist (seufz). Auf der Toilette lässt sich Marisa von einem unbekannten Begatter besteigen. Molly erkundigt sich, für uns ziemlich überraschend, warum Jason Professor Kane nicht leiden kann (kann er nicht? Ach? Woraus erschließt sich das?). Jason macht aus seinem Herzen keine Mördergrube und findet es suspekt, dass Kane dereinst plötzlich und unerwartet seinen Lehrstuhl aufgegeben, nach fünf Jahren (hint-hint) wieder auftaucht, ein Buch veröffentelicht und weitermacht, als wäre nichts gewesen („Wir basteln uns einen Hauptverdächtigen für Dummies“).

Andrea und Chantale gehen zum Näschenpudern Richtung Pißbude und zerreißen sich dabei das Maul über die von ihnen als „Nutte“ klassifizierte Marisa. Die, haha, ihnen aus dem nächsten Lokus entgegenstolpert, wie peinlich. Marisa tut so, als hätte sie nichts gehört und bekundet, ihr sei aus unerfindlichen Gründen schlecht und sie werde nun nach Hause gehen. Wetten, dass? Nach einem kurzen Geplänkel mit Jason findet die schwankende Marisa tatsächlich den Fahrstuhl (so einen richtig-schön-rustikal-altmodischen offenen Lift mit herunterrasselndem Holz-Gitter) und fährt abwärts, während Jason probiert, Verdacht auf den angeblich in einem Phantom-Kostüm herumschlurchenden Aaron zu lenken. Höchst unerwarterweise (hihi) quittiert der Fahrstuhl ausgerechnet im 13. Stock seinen Dienst. Weil Marisa besoffen, blöde und ein Mädchen ist, hüpft sie nicht etwa aus dem Lift ins Treppenhaus (dreizehn Stiegen abwärts sind im angeheiterten Zustand ja auch lebensgefährlich), sondern beschließt irrationalerweise, die mächtig creepy (da leerstehende und spinnennetz- und rattenverseuchte) Etage zu erkunden (ich bin bereits jetzt der Ansicht: Mädel, du verdienst dein unzweifelhaft bevorstehendes blutiges Ende aus rein grundsätzlich-intellektuellen Erwägungen; und ich will gar nicht darüber nachdenken, wieso unsere Disco-Party im mindestens 14. Stock eines offensichtlich komplett verlassenen Gebäudes stattfindet).

Nun, es wird alle hier Mitlesenden sicher schwer überraschen, dass Marisa, nach minutenlangem Herumstalken durch die Gänge und Räume des Unglücksstockwerks Bekanntschaft des ominösen Killers (muss ja einen geben) macht. Sie fängt sich einen Messerstich mittschiffs ein, der verblüffenderweise weder ihre Mobilität noch ihre Vokalität (hm, ist das das, was ich damit aussagen will? Will sagen, sie kann jedenfalls noch klar, deutlich und laut sprechen). Mir etwas unerklärlicherweise befindet sich Marisa auf einmal ein Stockwerk ÜBER der Disco-Party (obwohl sie mit dem Lift abwärts gefahren ist? Feiern die im Cube-Würfel?) und versucht sich durch ein günstig gelegenes Loch im Boden (bzw. der Decke, je nach Standpunkt) durch lautes Rufen Aufmerksamkeit bei den Partygängern zu verschaffen, was aufgrund der ihrer Lungenkapazität überlegenen Lautstärke der Disco-PA zu ihren persönlichen Pech im Sand verläuft. Irgendwie (so richtig mitgekriegt hab ich das auch nicht) schafft es Marisa dann, sich eine Kette um eine Laufgräte zu wickeln und einen unfreiwilligen Ketten-Bungee-Sprung aus dem Gebäude zu machen (die Kette hängt an einem Kran-Flaschenzug-Dingens, das aus dramaturgischen Gründen da oben am 14. Stock befestigt ist).
Schade, dass Marisa nicht Angela heißt, sonst könnte ich jetzt das geistreiche Wortspiel „Angie-Jumping“ als Bildunterschrift bringen und mir tagelang auf die Schulter klopfen…

Hochgradig ironischerweise hängt sie nun kopfüber direkt vor einem Fenster der Disco und versucht immer noch vergleichsweise aufgeräumt und zivilisiert für jemanden, dem man bereits schwer in den Magen gestochen hat und der nun in ultimativer Todesgefahr einem Freiflug aufs Straßenpflaster entgegensieht, Hilfe zu erhalten. Leider kriegt das natürlich niemand mit (der einzige, der sich überhaupt zu einer Reaktion hinreißen lässt, kommentiert Marisas Zappeln mit einem leicht drogig wirkenden „Geile Nummer“). Marisa lautstarkes Krakeelen („HILFÄÄ! Ich stürze gleich ab!!“ Viel Vergnügen dabei) kann sich der Killer nicht mehr länger anhören und holt den Fisch zwecks endgültiger Tranchierung ein.

… und so tropft schon bald rotes Blut auf eine (natürlich im weißen Kleid mit weißer Perücke) abrockende Tänzerin – irgendwann fällt sogar den herumhüpfenden Partyanimals auf ihren jeweiligen bewußtseinserweiternden Substanzen auf, dass die fortschreitende Einrötung des tanzenden Mädels nicht nur auf Drogen und Beleuchtung zurückzuführen ist. Und da lässt der Killer auch schon die wieder am Kran-Flaschenzug aufgehängte Marisa in dahingeschiedenem Zustand durchs Fenster in die Disse rauschen (ohne zu viel vorwegzunehmen – wie so oft in postmodernen Slasherfilmen ist der erste Kill der mit Abstand spektakulärste. Fans elaborater Todesszenarien können nun eigentlich getrost abschalten).

Im Kreise der Gruppe kann am Morgen danach die übliche Betroffenheit geheuchelt werden. Chantale und Andrea haben ein echt total schlechtes Gewissen wegen der „Nutten“-Unterstellung. Nachdem es nun ein Mitglied des Studienkreises dahingerafft hat, kommen die restlichen Studiosusse auf die grandiose Idee, ihre bescheidenen im Rahmen des Semesters erworbenen kriminologischen Fähigkeiten auf die Probe zu stellen und auf eigene Faust zu ermitteln. Andrea offeriert, den Obduktionsbericht „auszuborgen“, Jason und Chantale wollen das Internet nach vergleichbaren Morden durchsuchen (eines der Aufgabengebiete kommt mir ein wenig risikoloser als das andere vor, was etwaige disziplinarische Folgen angeht). Einzig Molly spielt mal wieder den Party Pooper, hält das für eine extrem blöde Idee und steht auf dem völlig lächerlichen Standpunkt, die Angelegenheit doch der Polizei zu überlassen. Damit macht sie sich bei ihren Kollegas nicht beliebter: „Hab ich mir schon gedacht, typisch“, sind die Reaktionen.
When the rave goes too far…

Molly fühlt sich von einer mysteriösen schwarzgekleideten Gestalt verfolgt (sieht aus wie eine Mischung aus The Crow ohne Gesichtsmaskierung und Neo) und stellt den Ominösling zur Rede. Der produziert aber kaltlächelnd eine Polizeimarke und stellt sich als Detective Kelso vor (und ist endlich unser aller Bald-Arnold-Schwarzenegger-Darsteller Jürgen Prochnow. Moin, Kaleun!). Molly kann sich spontan nicht daran erinnern, dass Kelso derjenige ist, der sie seinerzeit blutüberströmt auf dem bewußten Segelboot gefunden hat und bereits damals die im Sande verlaufenen Ermittlungen führte. „Er ist zurück,“ stellt Kelso die momentan noch durch nichts gestützte These auf, dass der damalige Killer sich zu einer spontanen, wenn auch verspäteten Zugabe durchgerungen hat. Molly fucked diskussionsunwillig off.

Dieweil manipuliert irgendein böser Schüft, dürfte wohl der Killer sein, die von den Studenten abgegebenen Blut- bzw. DNA-Proben. In einem der in diesem Film öfter vorkommenden eher unmotivierten Schauplatzwechsel steht Molly plötzlich am Tatort rum und begutachtet die großflächig (Billboard-Ausmaße) mit Blut an die Wand gepinselte Botschaft des Killers und wird von einem mit Fleischermesser bewaffneten POV-Shot beobachtet. Letzterer entpuppt sich allerdings als Kelso, der sich bemüßigt fühlt, der armen Molly die gorigen Details von Marisas Ableben auf die Nase zu binden. Neununddreißigmal erstochen, langsam hingemetzelt, und Sex hatte sie vorher auch noch (na, das fügt sich doch zusammen). Kelso macht einen leicht psychopathischen Eindruck (laufen wir auf ein „der-Bulle-ist-der-Täter“-Szenario hinaus? Ich mein, Kane ist so offensichtlich, wir * brauchen * dringend einen weiteren plausiblen Verdächtigen) und rezitiert Mollys dramatische Familiengeschichte – Mama hat sich verpißt, Papa Alki, klassische „white trash“-Jugend. „Manche Leute bekommen, was sie verdienen“, führt Kelso kryptisch aus. Molly empfiehlt dem Bullen, seinen Geisteszustand prüfen zu lassen und verbittet sich energisch das Berührern der Figüren mit den Pfoten, „oder ich schrei Vergewaltigung!“. Kelso zieht seinen ausgestreckten Greifer zurück, macht weitere undurchsichtige Anmerkungen („du kannst nicht schon wieder davonlaufen“ und zückt eine musikalische Taschenuhr, deren zarte Melodei irgendwelche emotionalen Reaktionen bei Molly auszulösen scheint (wenn das ein Plotpunkt ist, der irgendwann im weiteren Filmverlauf noch mal ´ne Rolle spielen wird, hab ich das erfolgreich ausgeblendet).

Molly zieht sich auf ihre Bude zurück und hat dort eine kleine, ähm, Episode der nervenzusammenbrechenden Art (wie gesagt, bei den Bildern wundert mich das nicht im geringsten).

Mary-Anne (die doofe Blonde, you remember) ist mit dem Auto unterwegs nach Hause, um dort ihr ob der schlimmen Nachrichten aus dem College beunruhigtes Mütterlein zu besuchen. Ihr persönliches Pech ist, dass ein gar unheimlich, da dank schwarz-verspiegelter Scheiben unsichtbarer Amateur-Schumacher mit seinem schweren Pick-up ein privates Duell-Re-Enactment auf der kurvenreichen Landstraße mit ihr durchzuspielen beabsichtigt. Da Mary-Anne wie sämtliche doofen Filmprotagonisten nicht mal probehalber auf die Idee kommt, den schubstenden Drängler durch strategisches Bremsen einfach vorbeizulassen, kann der Verkehrsrowdy sie mit ihrer Kalesche von der Straße abdrängen und auf eine Klippe zuschubsen (da sieht man mal wieder, wie präzise solche Angriffe geplant wreden müssen – ein Kilometer weiter und er müsste sich was anderes ausdenken). Justament direkt vor dem Abgrund lässt der Angreifer Mary-Annes Fahrzeug geparkt. Dumpfbacke Mary-Anne ist zu doof, sich aus ihrem Sicherheitsgurt zu befreien (Abschnallen kann Leben retten. Ihre Verkehrswacht). Der Pick-up scheint verschwunden. Doch da! RUUMS! Heftiger Aufprall am Heck – weil die Vorderachse von Mary-Annes Auto von einem Felsen blockiert wird, schleudert es die bedauernswerte Pilotin durch die Windschutzscheibe. Mit gespreizten Fingernägeln krallt sich Mary-Anne am Kühlergrill fest, rutscht ab, klammert sich an vorstehende Felsen und kreischt den „Hilfe! Ich stürze gleich ab“-Blues (ein Dauerbrenner unter den Opfern dieses Films). Dramatische Umblende in eine einsame Berghütte, in der Detective Kelso herumschnüffelt und… die übel zugerichtete Leiche (naja, viel sehen wir davon nicht) Mary-Annes entdeckt.
So sind sie die Frauen, immer mit dem Kopf durch die Wand oder die Scheibe…

Der Cop nimmt dies zum Anlass, die restlichen Mitglieder des Studienzirkels inkl. Prof zu versammeln und zu verkünden, dass der Täter seine Opfer gekannt haben muss (wie er, speziell im Fall Mary-Anne darauf kommt, entzieht sich meinem Verständnis) und, quasi im Zirkelschluß, wenn wir schon bei Zirkeln sind, auch „die meisten von euch“ kennen müsse. „Das muß ein ziemlicher Schock für euch sein“, kommentiert Kane recht unbeteiligt, weswegen Jason (he hates Kane, remember) dem Teacher verbal an die Gurgel geht und sich laut darüber beschwert, dass Kane keine Anstalten macht, der Polizei bei den Ermittlungen zu helfen (warum sollte er auch?). Kane zeigt ernstliche Anzeichen der Nervosität, indem er Kaffee verschüttet und setzt zu seiner inkoherenten Verteidigungsrede an. Seinem Schwurbel entnehme ich prinzipiell, dass er selbst seiner Ansicht nach schon zu viel mit Serienkillern und deren verdrehter Psyche zu tun hatte und befürchtet (dies fügt sich mit seinem vorigen Gedanken-Monolog zusammen), bei einer weiteren Konfrontation die „dünne Linie zwischen Gut und Böse“ zu überschreiten bzw. zu verlieren. Das ist aber schon persönliche Interpretation meinerseits, seinem unfokussierten Gequatsche kann man seinen Punkt, den er zu machen wünscht, nicht wirklich entnehmen. Der Klasse aber scheint´s zu genügen, man geht zur Tagesordnung über und, weil Kane offenbar ein Anhänger des aktualitätsbezogenen Lehrplans ist, zur Analyse der geschehenen Bluttaten und Quervergleichen zu historischen killenden Vorbildern.

Molly stellt erstmals die These auf, dass der Killer nach dem Schema von Jack the Ripper handelt. Dafür hat sie sogar schon Schaubilder angefertigt (fleißig und vorausschauend), die belegen, dass die Stichverletzungen Marisas eine erstaunliche Übereinstimmung mit dem mutmaßlichen ersten Ripper-Opfer aufweisen. Kane lenkt weiter eifrig Verdacht auf sich, indem er ihre Theorie in den metaphorischen Mülleimer wirft – erstens sei das erste Opfer des Rippers nicht gerichtssicher als solches nachgewiesen, zweitens war der olle Jack bekanntlich chirurgisch-fachmännisch am Werk, während der potentielle Nachahmer mit roher Gewalt amtierte. Molly verteidigt sich dahingehend, dass nicht wirklich gesichert sei, dass (der von Kane „überführte“) Drewitt mit seinen ärztlichen Kenntnissen tatsächlich der Ripper gewesen ist und durchaus die Interpretation im Raum stehe, der historische Ripper habe mit Schlachtermessern gearbeitet. (Okay, wir reden über´s ausgehende 19. Jahrhundert, aber zwischen chirurgischer Feinarbeit und schlachtermäßigem „hau-rein-die-Klinge“ sollte doch ein nennenswerter und identifizierbarer Unterschied bestehen?). Und hat nicht gerade Kane die Schüler aufgefordert, nicht in Schubladen-Kategorisierungen zu denken? Niederschlag in der zweiten Runde, die Mitschüler sind angemessen begeistert und applaudieren, besonders Aaron, der ist sichtlich schwer verliebt.

Kane greift angesichts der für ihn als Professor unhaltbaren Lage, von einer Studentin ausargumentiert zu werden, zur Verbalinjurie bzw. zum Tiefschlag und spricht nonchalant das der Klasse bekanntlich nicht gegenwärtige vergangene Massaker auf der Insel und Mollys Überleben desselben an. Zutiefst verletzt blökt sie ihren Prof an: „Ich lasse es nicht wieder geschehen!“ Da muss der Killer sich jetzt aber warm anziehen, er hat es mit einer neunzehnjährigen Punkerin zu tun! Wenn der die einschlägigen Filme kennt, ahnt er, dass es ihm an den Kragen geht.
„Tschuldigung, haben Sie irgendwo meine Karriere gesehen?“ – „Nein, aber fragen Sie doch mal bei Dr. Boll nach…“

Chantale und der Rest der Gang ist von Mollys überraschend-neuer Dedication beeindruckt. Eddie allerdings wird der Boden nach zwei Leichen etwas zu heiß für weitere Ermittlungen in Eigenregie, aber Jason behauptet, nachdem sowieso jeder als Opfer in Frage kommt, könnte man auch genauso gut weiterforschen, das sei man auch den Dahingemetzelten schuldig. Sogar Molly zieht mit, „auch wenn ich euch nicht leiden kann“. Louie, this could be the beginning of a wonderful friendship. Jason versucht, Molly etwas über Kanes seltsamen verbalen Angriff auf sie aus der Nase zu ziehen, blitzt aber ab.

Molly ist nicht nur Punkerin, Überlebende eines Massakers und all-around-rebel-gal, sondern auch Superduper-Hackerin. Und als solche hat sie sich einen permanenten Zugang auf den FBI-Zentralrechner eingerichtet (ich BIN beeindruckt). Gemeinsam mit Jason analysiert sie Kanes FBI-Akte und finden heraus, dass der Professor vor einigen Jahren in Polizeidiensten von einem perversen Serienkiller (gibt´s andere?) als Geisel genommen und dabei sowohl körperliche als auch mentale Defekte erlitten hat. Jason versucht eine romantische Annäherung, aber Molly windet sich heraus.

Kelso knöpft sich auf dem Parkplatz Kane vor und wiederholt seine „gleicher-Killer-wie-vor-fünf-Jahren“-Theorie und lenkt weiter bemüht Verdacht auf den Professor, als er uns und ihm erzählt, dass Kane eins der damaligen Opfer kannte! „Tochter eines Nachbarn“, knurrt Kane gereizt. Im übrigen ist Mollys Theorie Kelso, ein offensichtlicher outside-the-box-thinker, zu geradlinig. „Ich suche nach dem Unlogischen und Abwegigen!“ (Damit dürfte er in einem Slasher/Serienkillerfilm goldrichtig liegen). Kane vertritt nach wie vor die These, dass Ripper und möglicher Nachahmer keine Verbindungen aufweisen, Kelso allerdings verweist auf Parallelen wie verteilte Hinweise wie die Blutnachricht oder ein am zweiten Tatort zurückgelassener Kapuzenmantel (der wieder einen Gedächtnis-Monolog des Professors auflöst, der sich so anhören muss, als hätte er den dort abgelegt. Der Mann ist SO verdächtig, der könnte fast wieder der Killer sein…).

Jason und Chantale tuscheln über Molly, wobei die Franzfrau spekuliert, dass die unbeliebte Kameradin ein Techtelmechtel mit dem Professor haben könnte. Molly hat zwischenzeitlich die kryptische, da als Wortschiebepuzzle angelegte blutige Nachricht des Killers als freie Reproduktion eines historischen Ripper-Briefes, dechiffriert. Die Parallelen schießen sich also weiterhin durch die Brust ins Knie, jetzt müsste man nur noch herausfinden, ob Mary-Annes Wunden mit denen des zweiten historischen Ripper-Opfers übereinstimmen. Andrea erklärt sich, qualifiziert durch unerklärten Besitz der entsprechenden Schlüssel, in die Leichenhalle zu strolchen und dies zu analysieren. Chantale entschuldigt sich bei Molly für vormalig gezeigtes ungebührliches Betragen und gibt ihr sogar den Segen, Jason zu vernaschen, da der sich (unbegreiflicherweise) in das kratzbürstige Punkgirl verliebt habe.
Der neue Film von Tom Tykwer: Molly Rennt

Andrea begibt sich also des Nächtens und allein in die Leichenhalle, um sich dort abmurksen zu lassen (eh, hab ich jetzt was verraten?). Zunächst findet sie heraus, dass die Verletzungen von Mary-Anne und Ripper-Victim tatsächlich übereinstimmen, aber kaum hat sie die entsprechenden Feststellungen auf ihr kleines Dictaphone gesprochen, beginnt das Licht zu flackern. Könnte es sein, dass Andrea nicht allein ist? (Was möchtet Ihr wetten?) Das Telefon klingelt ominös, aber außer dem Freizeichen ist niemand dran, den Andrea panisch um Hilfe ankreischen kann (selber ´ne Nummer wählen wäre vielleicht auch zu viel verlangt). Der Killer, offensichtlich wirklich ein Fan akribischer Vorbereitung, hat, um sein Opfer zu erschrecken, bereits die Wände mit diversen in Blut geskribbelten Botschaften verziert. Andrea fängt sich eine killerhändisch geschwungene Betäubungsspritze ein, empfiehlt sich vorübergehend bewußtseinstechnisch und kommt auf einem OP-/Obduktionstisch wieder zu sich.

In einer der etwas mysteriöseren Sequenzen des Films sieht Andrea nun plötzlich Marisa und Mary-Anne in viktorianische Kostüme gehüllt (latürnich den Klamotten der historischen Opfer) von ihren Aufbahrungstischen steigen und unheilsschwangere Andeutungen machen. „Er kommt gleich“, lautet eine der eindeutigeren Ansprachen, und damit ist nix sexuelles gemeint (muss man bei Euch auf anzügliche Wortspiele lauernden Lesern ja klarstellen), sondern zum Abschlachten. Macht er denn auch, aber nicht im Bilde.

Der neuerliche Mord spricht sich schnell rum. Molly erfährt´s von Jason, der mit den restlichen bisher Überlebenden auf sie zukommt, graphische Details des Mords ausplaudert („ihre Gedärme hingen über ihre Schulter“. Modisch-kleidsam ist das auch nicht), und allgemein, wie auch die restlichen Studis, eine gewisse Aura der Feindseligkeit verbreitet. Kommt daher, dass die Kids mittlerweile ein klärendes Gespräch mit Aaron geführt haben, Mollys gruselige Vergangenheit nun kennen und über ihre diesbezügliche bisherige Schweigsamkeit gar nicht erbaut sind. An einen bloßen Zufall, dass Molly zweimal in ein massenmordendes Massaker verwickelt wird, mag nämlich keiner glauben. Da Jason seine sachlich nicht völlig unberechtigten kritischen Bemerkungen mit der ein oder anderen nicht nett gemeinten persönlichen Beleidigung untermauert, fängt er sich eine Watsch´n ein. „Ich wollte eh nie was mit euch zu tun haben“, keift Molly und kündigt auch ihrerseits die Freundschaft. Kane sieht der Auseinandersetzung mit einem verdächtig-gleichmütigen Gesichtsausdruck zu, alldieweil die Reststudenten (ergo Jason, Eddie und Chantale) beschließen, am nächsten Tag in Kanes abgelegenes Ferienhaus zu fahren und dort das weitere Vorgehen zu planen (klingt nach einer ganz prickelnden Idee. ICH habe meine Slasherfilme ja gesehen).

Molly rennt hysterisch-heulend durch die Stadt, flüchtet in ihre Bude und demoliert selbige. Ich wiederhole mich, angesichts der Dekoration war das mal fällig. Trost und Zuspruch kommt von (für uns) unerwarteter Seite – nämlich von Kane, der die aufgelöste Molly zärtlich umarmt und ihrerseits auch kein Widerstand geleistet wird. Nein. Bitte jetzt keine Liebesszene zwische den beiden, Please! Sieht aber fast so aus. „Ich brauche dich“, stöhnt Molly, zieht Kane das Hemd aus und bewundert seine eindrucksvolle Narbensammlung auf dem Rücken (verabreicht vom erwähnten perversen Psychopathen). Und jetzt wird geküsst. Yuck. Draußen wird das, unabhängig voneinander, von zwei Paar Schuhen beobachtet. Das erste gehört Jason, dem die überraschende Fraternisierung nicht wirklich recht ist, das zweite… dem geheimnisvollen Unbekannten.

Soderla. Am nächsten Tag findet sich die komplette Baggage, inklusive Molly, die wohl von Kane überredet wurde, in des Profs Landhaus im abgelegenen Finsterwald wieder (das ganze übrigens auf Empfehlung Kelsos, was ich jetzt mal rein polizeitechnisch gesehen auch nicht für die allertöfteste Idee halte. Die lahme Script-Ausrede ist, dass unsere Protagonisten sich dort solange aufhalten sollen, bis die Cops einen großen DNA-Test mit auch den Proben unserer Freunde durchgezogen haben. Hm, und was nu, wenn einer von denen der Killer ist? Irgendwo ist da ein kleiner logischer Denkfehler, sag ich mal). Ich denke mal, der Boden für den letzten Akt ist bereitet. Molly, weiterhin auf dem Jack-the-Ripper-Trip, spekuliert, dass der Killer sich vielleicht für die Inkarnation des historischen Vorbilds hält und Jason lehnt mit der These, es könnte sich vielleicht sogar um einen Nachkommen des echten Jack halten, selbst für Slasherfilmverhältnisse ziemlich weit aus dem Fenster.
Abt. Scenes I really didn´t need to see…

Kane erklärt sich zuständig für die „interesting trivia“-Abteilung. Die Initialen der Opfer entsprechen denen der historischen! Tja, und wie´s der Zufall so will, passen die Initialen der noch Lebendigen wie gemalt auf die der noch abzuarbeitenden Liste. Wenn man danach geht, wäre Eddie der nächste, Chantale die übernächste und um die Position des letzten Opfers können sich Molly und Kane und prügeln, die nämlich beide die passenden MK-Initialen aufweisen (allerdings würde ich gefühlsmäßig Kane nicht als Opfer führen, da er a) unser Hauptverdächtiger und b) keiner der Teens ist). Eddie ist ob seiner überschaubaren Lebenserwartung verständlicherweise a bit pissed und macht Jason, der als einziger keine passenden Initialen hat, durch logische Deduktion als Prime Suspect aus. Ist nicht, korrigiert Jason. Sein erster Vorname sei nämlich Michael und damit kommt auch bei ihm das mit dem MK hin. Mein Gott, gleich drei Kandidaten… Molly verdächtigt Aaron und auf dieses Stichwort hin kommt auch Kane ein wenig seltsam vor, dass der Stutter Guy vor Semesterbeginn um die Namen aller Kursteilnehmer gebeten habe. Na, bloß gut, dass Aaron nicht weiß, wo die ganze Rasselbande sich aufhält. Hüstel, macht Kane, dummerweise hat er Aaron gestattet, hier in der Hütte ein paar handwerkliche Arbeiten durchzuführen. Ortskenntnis ist also vorauszusetzen.

Man hält es nun für eine gute Idee, die Polizei zu informieren, was aber dank des obligatorischen nicht funktionierenden Telefons nicht klappt. Und das, obwohl Kane, der wohl doch den ein oder anderen Horrorfilm gesehen hat, auf Satelliten-Fon setzt. Das mächtig stürmende Gewitter hat wohl die Schüssel, etliche Kilometer entfernt auf einem Bergesgipfel aufgestellt, umgekippt (hm, wie kommt das Telefonsignal von der Schüssel zur Hütte? Per Brieftaube?). Es müsste sich also ein Freiwilliger finden, der dort mal nachsieht. Jason meldet sich (dieweil wir spitzkriegen, dass Kelso irgendwo im umliegenden Gebüsch in seinem Auto hockt und auf die sich entwickelnden Ereignisse wartet). Molly entwickelt überraschende Gefühle für Jason und mag ihn von der Mission abhalten (hey, nach Eurer eigenen Theorie ist Eddie das nächste Opfer, also ist Jason perfectly safe!). Jason empfiehlt ihr herzlos, sich für Zuspruch und Seelentrost an Kane zu halten. Eddie outet sich als Totaldrömel (oder „Pansen“, wie im Forum gerade geprägt wurde) und drängt sich als Begleitung und Geleitschutz auf (HERRGOTTMAL, DU bist das nächste Opfer, Eddie. Nicht Jason! Ist das so schwer zu kapieren?). Und weil auch Chantale die innige Beziehung zwischen Kane und Molly wohl nicht stören will, macht sie sich auch mit auf die Reise (nicht ohne Molly noch einen Seitenhieb zu verpassen, wonach deren Mitleidstour bei ihr nicht ziehe und sie sich vor allen Dingen abschminken solle, ihr Jason auszuspannen. „Du schläfst ja mit Kane!“ Wie schnell sich doch so´n Fähnlein drehen kann). Der Killer wird sich freuen, jetzt hat er drei potentielle Opfer mit den passenden Initialen zum Abschlachten im Wald. Erspart die lästige Sucherei.

Okay, Showdown-Schnelldurchlauf. Jason und seine Kumpels werden von einem mysteriösen schwarzen Minivan verfolgt (ohne es zu merken), zwischen Jason und Eddie kommt´s zu einem Streit, als die Karre verreckt und mitten in der Pampa liegen bleibt. Jason entschließt sich grummelig, den Restweg zur Schüssel allein und per pedes zurückzuliegen und weist den nölenden Eddie bissig auf den bereits von mir mehrfach herausgestellten Umstand hin, dass ja er der nächste ist, der ins Gras beißen wird. „Ich hoffe, du kriegst ´ne Lungenentzündung“, verdient sich Eddie nicht gerade die Goldene-Flame-Wars-Vedienstplakette am Band für die kreativste Verwünschung. Jason verpisst sich in die Wälder, Eddie versucht, die lahme Schleuder zu reparieren und wird von Chantale, die jetzt endgültig dem blöde-Tucke-Klischee verfallen ist, einem false scare zugefügt. Eddie scheucht die Schnalle zurück ins Auto, wo sie von einem POV-Shot attackiert wird und schreit, was der schwerhörige Eddie (okay, es ist Gewitter und überhaupt, aber trotzdem) nicht mitkriegt, sondern sich nur schmerzhaft wundert, warum der Motor angelassen wird, während er grade seine Pfoten drin hat (Staplerfahrer Klaus läßt grüßen). Chantale kommt aus kurzfristiger Bewußtlosigkeit wieder zu sich und hat nichts besseres zu tun, als stockvoll aufs Gaspedal zu treten und mit Eddie als unfreiwilliger, da unangenehm mit diversen integralen Motorbestandteilen verbundener Kühlerfigur gegen den nächsten Baum zu dengeln. Eddie ist hin, auch schön in Reihenfolge. Der Killer, jetzt wieder stilecht mit dem Fleischermesser bewaffnet, verpaßt Chantale eine spontane kosmetische Korrektur im Gesicht. Dem Franzenmädel gelingt aber noch mal die Fluch in ein… ausgesprochen zweckdienlich im Wald stehendes Sägewerk. Na, wo das mal wieder hinführt.
Frau am Steuer – nicht geheuer. Und dann noch Unfallflucht…

Während Kelso Eddies zermanschte Leiche entdeckt (jetzt kommt das mit den „identisch-wie-die-Ripper-Morde“ nicht mehr hin oder hat der echte Jack mal ein Opfer mit ´ner Pferdedroschke gegen eine Hauswand gequetscht?), stolpert Chantale im Sägewerk über den dort herumstreunenden Aaron(wie kommt der jetzt dahin? Woher weiß er, dass der Killer Chantale dorthin jagen wird?), der ihr versichert, nicht der Mörder zu sein, was sie ihm aber nicht glaubt und dem mit einem Tritt in die Familienjuwelen Ausdruck verleiht. Aaron stürzt auf das Säge-Förderband (mittlerweile hat der wahre Killer die Apparaturen natürlich längst eingeschaltet) und wird zerlegt. Chantale stürzt ebenfalls etwas unglücklich in gefährliche Gefilde und verliert, nachdem das kräftemäßig überlegene Sägedingens Aarons blockierenden Fuß erfolgreich abgetrennt hat, den Kopf (hey, jetzt wird der Film aber unlogisch! Aaron stand doch gar nicht auf der Todesliste! Bääh!).

Jason muss dieweil Erfolg bei der Reparatur der Schüssel gehabt haben, denn Molly kann auf ihrem Laptop die Untersuchungsergebnisse des DNA-Tests abrufen und grauenerregendes feststellen: Die Spermaspuren an Marisa stammen von… Kane und das Blut an Mary-Anne von… Jason! Nein, haben wir ein Killerduo? (Natürlich nicht, denn Kanes Nummer mit Marisa beweist ja überhaupt gar nix). Während Kane verdächtig mit Abwesenheit glänzt, trägt diese Erkenntnis natürlich nicht dazu bei, Molly Vertrauen in Jason einzuflößen, als der naß wie der berühmte begossene Pudel vor der Hüttentüre materialisiert und um einlaß bittet. Jason hat keinen Bock auf ´ne Erkältung, greift zu rude force und bahnt sich den Weg ins Trockene, wo Molly sich mit einem Schürhaken bewaffnet. Nach ein wenig gegenseitigem Gestalke poppt Jason vor Molly auf wie ein Springteufel, hat aber wenig davon, weil sie ihm den Schürhaken über die Rübe dengelt. Aus dem Nichts taucht Kane wieder auf (wo war der eigentlich die ganze Zeit?), muss sich von Molly aber auch vorhalten lassen, nicht mehr vertrauenswürdig zu sein (bloß weil er mal fremdgefickt hat? Für ´n rebellisches Punkgirl bist du ganz schön wertkonservativ, Mädel) und rennt heulend in die Wälder. Kane ruft ihr halbherzig hinterher, nimmt die Verfolgung auf und Kelso, verborgen im nächsten Gebüsch, kuckt verdutzt.
Gleich nimmt Chantale acht Pfund überflüssige Körpermasse ab…

Auch Jason rappelt sich wieder auf, trägt einen leicht wahnsinnig-derangierten Gesichtsausdruck zur Schau, greift zur nächsten Axt und stürmt ebenfalls in den Wald (jetzt wird das ganze leicht unübersichtlich. Bin gespannt, wie der Film die Kurve noch kriegen will). Molly gelingt es, Jason niederzuschlagen, bezichtigt ihn des seriellen Mordes und mag sich etwaige Erklärungen nicht anhören. Mit einem stabilen Ast wird Jason von ihr niedergeschlagen, wobei er seine Axt verliert (die vielleicht auch nicht wirklich ein pazifistisches Statement darstellt). Der geheimnisvolle Killer greift sich das herumliegende Beil und plättet Jason, vermutlich in tiefempfundener Dankbarkeit für die geleistete Vorarbeit.

Molly, die sich vom Ort des Geschehens schon wieder entfernt hat, erleidet ein paar Flashbacks ins erste Massaker, sieht plötzlich eine körperlich präsente Vision ihres jüngeren Selbst im Wald stehen (jetzt wird´s abartig, Freunde), folgt diesem zurück zur Stelle, wo sie Jason hat liegen lassen und findet eine etwas kompromittierende Situation vor. Kane, mit Axt in der Hand, über Jason gebeugt. Da kann man schon mal ein vorschnelles Urteil fällen. Kane versucht die bewährte „er-war-schon-tot-als-ich-ankam“-Nummer abzuziehen, aber Molly reimt sich zusammen, dass Kane in Phantom-Maske auf der Disco-Party war (was jetzt kein großes Geheimnis darstellt, alldieweil wir ja inzwischen wissen, dass er es dort mit Marisa getrieben hat). Kane macht sich mit dem Spruch „Du sagtest, dass du mich brauchst, aber hast dich mir dann doch nicht geöffnet“ nicht wirklich unverdächtig und wird vom plötzlich herteleportierten Kelso in völliger Übereinstimmung mit sämtlichen mir bekannten Polizeieinsatzbestimmungen (I´m being sarcastic again) von hinten mit einem Messer erdolcht.

Molly steigert sich jetzt wieder hysterisch in die Vorstellung, dass Kelso der Täter wäre, aber der zupft ein Kruzifix-an-Halskette von Kanes Körper und behauptet, ebenjenes sei der entscheidende Beweis, dass Kane auch vor fünf Jahren der Massakrierer gewesen sei, weil ein baugleiches Kruzifix neben Molly im Boot gefunden worden wäre. Unsere Heroine ist nicht wirklich beruhigt, sondern erleidet eine spontane Vision, in der sie sieht, wie SIE die Morde begangen hat…

Das wäre jetzt eigentlich ein schönes offenes Ende, aber so einfach kommen wir dem Filmemacher nicht von der Angel. Fünf Jahre später (stöhn). Aus Molly ist offenbar eine erfolgreiche Autorin geworden, die über ihre Erlebnisse einen Bestseller geschrieben hat und eine luftige Penthouse-Suite bewohnt, während Kane auf seine Hinrichtung vorbereitet wird. Molly hat aus den Namen der Opfer das Anagramm „TEACHER“ gepuzzelt (was irgendwie so rein gar nichts aussagt, ausser, das es die ganze „ich-kill-methodisch-nach-Jacks-Vorgaben“-Plotline noch dümmer erscheinen lässt). Sie verlässt ihre Wohnung… und tritt (gute Überblendung mit einem Gemälde, though) ins viktorianische Straßenleben. „Wir schreiben doch das Jahr 1888, oder?“, fragt sich Mollys Voiceover, bevor sie sich in einer „ich-bin-Jack!“-Tirade ergeht und das letzte Bild des Films uns mitteilt, dass die verwirrte Maid in einer Klapsmühle ihr Dasein fristet…
Bewertung

Ich weiß nicht, was zähflüssiger von statten geht – Ripper ansehen oder ein Review drüber schreiben. Okay, ich weiß es schon, im Zweifel das Review. Ändert nichts daran, dass Ripper sowohl in der einen als auch der anderen Form zu einer ziemlichen Geduldsprobe für den genreerprobten Allesseher ist.

Wenn Ihr tatsächlich den ganzen oben stehenden Schmonzes gelesen habt (und ausnahmsweise kann ich Euch nicht wirklich verübeln, wenn nicht), werdet Ihr schon, auch ohne die dazu gehörenden bewegten Bilder, bemerkt haben: dieser Film ist einfach blah. Stellt sich die Frage, warum ich mir dazu ein Review abgekrampft habe. Nun, ich hatte die Notizen halt gemacht und ich lasse ungern was verkommen (ich hätte natürlich mein Notizbuch zwei Tage lang unbeachtet liegen lassen , dann mein Geschreibsel nicht mehr lesen und mit einem lässigen „shrug“ zur Tagesordnung übergehen können. Wäre vermutlich die bessere idee gewesen), und außerdem wird sich Lockenkopf Kojak, der edle Spender, freuen.

Ripper ist, und auch da erzähle ich Euch sicherlich nichts wesentlich überraschendes, ein recht lauer Aufguß der ganzen einfallslosen Scream-Nachzieher – ausmachen lassen sich selbst mit ungeübtem Auge Anklänge an I Still Know What You Did Last Summer, Urban Legends und, schon durch die gewissenhaft-penible Einhaltung der Todesreihenfolge, Final Destination (von dem manchmal aufgeführten Untertitel Letters From Hell gar nicht zu reden. Frag mich nur, an welchen Film mich der Titel erinnert… grüüüübel. Besonders dämlich, als die bewußten „Briefe“ dem Film selbst mal gerade zweieinhalb Throwaway-Lines wert sind…). Extrem blöderweise sind allerdings durch die Bank alle Vorbilder (sogar der keinerlei Blumentöpfe gewinnende Urban Legends deutlich besser als Ripper.

Das hat letztlich einen ganz einfachen Grund – und der ist, wie so oft, im Drehbuch zu finden. Uninspirierter geht´s kaum, da wird einfach an bekannten Elementen zusammengeklaut, was der Fundus hergibt. Da muss dann nicht mehr wirklich ein Sinn ´ bei rumkommen. Außerdem ist auch Ripper wieder mal ein Fall für eine Stolperfalle, in die viele Slasherfilme treten. Die Charaktere gehen einem, nasty language voraus, allesamt am Arsch vorbei. Es gibt nicht einen einzigen auch nur ansatzweise sympathischen Charakter, allesamt sind die Protagonisten typisch hohlbirnige Doofbräsen (oder Pansen, danke @xenoforge), die dem geneigten Zuschauer sicherlich nur unwesentlich stärker ans Herz wachsen werden als spontane Zahnfäule, Steuerfahnder oder die Syphilis (und das trifft auch auf die „Erwachsenen“ zu, die zwei, die wir haben, Kane und Kelso). Wie soll man sich denn „gruseln“ (und im Begleitmaterial rhabarbern die Darsteller, dass ebenjenes der gewünschte Effekt sein soll), wenn man von den ganzen Pappnasen, die auf der Leinwand rumstelzen, keinen einzigen auch nur entfernt leiden kann? Und wenn dann noch ein greifbarer, physisch präsenter Killer fehlt, den man in Ermangelung positiver Identifkation mit dem Cast anfeuern könnte (wie im beliebigen Friday-Sequel Eurer Wahl), passiert genau das, was auch in und mit Ripper passiert. Man langweilt sich. Ich werde darauf gleich noch zurückkommen, wenn ich auf die filmisch-handwerklichen Werte zu sprechen komme, aber zunächst muss ich noch ein bisschen auf dem Script rumhacken.

Das Script ist zu lang. Ich kann noch nicht mal dem Regisseur einen großen Vorwurf machen, dass der Streifen einfach nicht in die Puschen kommt, aber es liegt halt einfach schon mal am Drehbuch, dass sich richtige Spannung nicht einstellen will, keine Dramatik, kein Tempo aufkommt. Andererseits würden mir auch nicht unbedingt Szenen einfallen, die man problemlos zwecks Temposteigerung aus dem Script hätte radieren können (wäre vermutlich eh schon unmöglich gewesen, wenn die Autoren auch die Produzenten sind) – im Buch finden sich also eher kaum überflüssige Szenen, das Buch an sich und insgesamt ist einfach zu larifari, zu wenig zwingend, und da tut sich der beste Regisseur schwer. Die Story selbst ist, wie erwähnt, unimaginativ, die Einführung der Verdächtigen schwerhändig (auffälliger ging´s wirklich nur noch mit meterhohen Neon-Einblendungen „ACHTUNG! ICH BIN VERDÄCHTIG!“), die Auflösung immerhin gelinde überraschend, aber völlig an den Haaren herbeigezogen (zumal man bei allem guten Willen diesen Twist auch nicht mehr als originell bezeichnen kann. Und wie man sowas wesentlich besser löst, zeigen andere Filme, u.a. einer, der beim FFF gelaufen ist und aus Frankreich kam. Nicht, dass es noch heißt, ich spoilere wieder Filmenden ;-)).

Ansonsten fällt mir zum Drehbuch nichts großartiges ein – es hat seinen Anteil genreüblicher Dümmlichkeiten (deren größte ist sicherlich die zufällige Zusammenrottung der Ripper-Opfer-Initialenträger in einer Studiengruppe), ist diesbezüglich aber auch nicht schlimmer als seine Genrekonkurrenten, die Dialoge sind eine Ecke platter als üblich und weitgehend humor- und pointenfrei, es zündet halt einfach nicht. Der Versuch, einen zünftigen Slasher mit klassischem Whodunit-Thriller zu verbinden, geht ziemlich in die Binsen. Für einen Thriller ist die Story zu dämlich, für einen Slasher fehlt einfach der greifbare Killer. Man könnte also sagen, dass es sich bei dieser kanadisch-britischen Produktion um einen Giallo handelt… Es hätte sicher nicht geschadet, wenn Pat Bermels (der nicht wirklich, eh, gutes in seiner Vita stehen hat und für den Ripper das zweite Drehbuch darstellte) Script einem professionellen Rewrite unterzogen worden wäre, der das gesamte Ding von A bis Z etwas gestrafft und mit likeable charaters ausgestatet hätte. So aber, wir kommen wieder zurück auf das Wesentliche, ist´s Langeweile.

Langeweile, allerdings und zugegeben, auf optisch hochklassigem Niveau. Was man nicht unbedingt erwarten konnte und musste, wenn man einen Mann wie John Eyres auf dem Regiestuhl weiß. Der bescherte der Welt nämlich so großartige und vor allem durch ihre grandiose Optik (Ironie-Tags nach eigenem Gutdünken einsetzen bitte) bestechende Werke wie Monolith, die ersten drei Shadowchaser-Reißer und Octopus. Ich weiß nicht, wieviel Ripper gekostet hat, aber ich denke mal, es dürfte die mit Abstand teuerste Produktion sein, die Eyres bislang stemmen musste oder durfte und, rein von einem handwerklichen Standpunkt her betrachtet, kann man ihm eine reife Leistung bescheinigen.

Eyres legt sein Hauptaugenmerk auf eine sehr düstere, kalte Atmosphäre – es gibt nur ein absolutes Minimum an bei hellem Tageslicht spielenden Szenen, ansonsten dominieren kalte, abweisende, dabei aber auf Hochglanz-Ästhetik getrimmte Nacht- und Gewitter-/Regenszenarien. In einem Satz: Optisch ist Ripper sicher einer der einerseits ästhetischten, aber auch düstersten Scream-Epigonen. Das verdeutlicht auch den „Spagat“, den Eyres mit dem Film einzugehen versucht – einerseits sich eben stilistisch durchaus an die neue Welle des Slasherfilms anzuhängen, andererseits dem Film aber einen klassischen „gothic horror“-Touch zu verleihen. Ein nicht uninteressantes visuelles Konzept, das aber letztlich unbefriedigend bleibt, weil letzten Endes das berühmte „nix halbes und nix ganzes“ dabei rauskommt. Der ganze Aufbau der „Spannungs“- und „Schockszenen“ und deren Umsetzung sind so zwar auf einem beeindruckenden visuellen Niveau, bleiben aber kalt, steril und „uninvolving“ – der Zuschauer wird weniger in die Szenarien „hineingerissen“ als dass er mehr oder weniger (eher weniger) passiver Beobachter bleibt, den die Charaktere, denen schlimme Dinge zustoßen, völlig egal bleiben. Eyres gelingt es nicht, die Schwächen des Drehbuchs durch eine wirklich zupackende, zwingende Inszenierung zu kaschieren. Es sieht alles richtig gut aus, aber es lässt den Zuschauer (mich zumindest) kalt (besonders schönes Beispiel dafür ist der Kill an Marisa, sowieso der einzige, der wirklich ausführlich zelebriert wird, dazu gleich noch mehr). Die mit Abstand am besten inszenierte Szene ist ironischerweise der Teaser – da hat man zwar als Zuschauer keinen Blassen, was eigentlich vor sich geht, aber da gelingt es Eyres, durch teilweise inspirierte Kameraführung und effektiven Schnitt ein paar passable Schocks zu setzen.

Insgesamt kann man Eyres´ Regieleistung als ambitioniert, aber (auch dank der Grundschwächen des Scripts) letztlich gescheitert bezeichnen – ebenso wie dem Drehbuch fehlt es der Inszenierung am notwendigen Schwung – etwas weniger Augenmerk auf visuelle Glanzlichter, dafür etwas mehr Drive, das wäre der richtige Weg gewesen, aber, wie schon erwähnt, ein ziemlich tiefgreifender Rewrite des Scripts wäre dafür wohl Grundbedingung gewesen.

Womit wir nahtlos beim Horrorgehalt und den Effekten des Films angekommen wären. „Uncut FSK 16“ ist spätestens seit Wrong Turn (okay, der ist neuer, aber ich hab ihn eher gesehen, so shut up) nicht mehr gleichbedeutend mit „da kann kaum Splädda drin sein“, aber Ripper versteht sich (wie auch wiederum das Bonusmaterial aussagt) weniger als Horrorfilm denn als „Thriller“ (dass das aus erwähnten Gründen aber auch nicht hinhaut, haben wir ja schon geklärt). Freunde raffinierter Todes- und Killszenarien kommen daher ebensowenig auf ihre Kosten wie die Gorehounds. Den blutigsten Effekt gibt´s bereits im Teaser (mit dem oder der Gekreuzigten) zu bewundern, danach macht sich der Film eh nur noch für Marisa die Mühe, den Kill ausführlich durchzuexerzieren. Die weiteren Kills finden entweder komplett im Off statt (Mary-Anne) oder erfreuen uns durch das bewährte Stilmittel des „Wegblendens-bevor´s-am-Ende-noch-interessant-werden-könnte“ (praktisch alle weiteren). Blutrünstige FX-Sudeleien sind unter solchen Bedingungen nicht zu erwarten. Was an Make-ups oder Prosthetics, meist nur sekundenkurz, zu sehen ist, hält zumindest ein gesundes professionelles Niveau.

Musikalisch gibt´s die genreübliche Mischung aus einem wenig memorablen orchestralen Score und belanglosem Alternative-Rock (von unbekannten Interpreten).

Die Darsteller haben´s in einem Film wie diesem natürlich schwer – wenn sie Figuren zu spielen haben, die man als Zuschauer einfach nicht leiden kann, obwohl man soll, kann man sich als Akteur den Wolf spielen und es wird nichts bringen. Der vielfältig horrorerprobte Cast von Ripper macht da keine Ausnahme. A.J. Cook (The Virgin Suicides, Wishmaster 3, Final Destination 2) kann ihrem rebellischen Punkgirl-Charakter in keiner Sekunde Leben einhauchen. Man merkt einfach, dass das eine Rolle ist, die ihr nicht liegt, dass sie von ihr eine „charakterliche Umstellung“ verlangt, die in ihrer jetzigen Karrierephase einfach noch nicht möglich ist, über ihre darstellerische Kapazität hinausgeht. Sie schafft es nicht, dem absichtlich eher sperrig gehaltenen Charakter der Anti-Heldin Seiten abzugewinnen, die sie a) glaubhaft und real, bzw b) likeable machen. Nö, da kommt emotional einfach nichts rüber.

Womit sie in guter Gesellschaft mit der Restbelegschaft ist. Ryan Nothcott (dessen größter Auftritt vermutlich die Rolle des Carl Wilson in dem TV-Movie The Beach Boys: An American Family sein dürfte, wo er immerhin schon mal auf Emmanuelle Vaugier traf) als Jason bringt seine Rolle als eigentlich programmierter „sympathischer-Typ-der-auf-die-Heldin-steht-und-eigentlich-auch-umgekehrt“ ebenso wenig auf den Punkt wie Derek Hamilton (Firestorm, Disturbing Behaviour, Nightstalker) seinen Arsch-vom-Dienst-Charakter (eigentlich in einem Slasherfilm ein No-Brainer, aber auch denn kann man sichtlich versauen). Die Damenwelt fährt nicht wesentlich besser – Claire Keim (Der König tanzt) macht aus ihrer französischen Bitch auch nichts vernünftiges (die Charaktere sind, wie man sieht, zwar allesamt nicht „likeable“, aber die, die man so richtig hassen soll, sind einfach auch zu nichtssagend, und ihre entsprechenden Darsteller tun auch nichts, um das zu korrigieren). Daniella Evangelista (ungeheuer beliebt aus Mangler 2 und auch in Wishmaster 3 aktiv) ist eh keine besondere darstellerische Leuchte und hat hier auch mangels Screentime kaum Gelegenheit, das Gegenteil zu belegen. Emmanuelle Vaugier (Wishmaster 3 [War das ein Klassentreffen? Nein, der Djinn-Film kam NACH Ripper], House of the Dead 2) und Kelly Brook haben weder scriptbedingte Möglichkeit noch, so wie´s aussieht, die thespische Fähigkeit, sich auszuzeichnen.

Die beiden Erwachsenen scheinen vor Drehstart eine Wette abgeschlossen zu haben, wer von ihnen den Film mit den wenigsten Gesichtsmuskelbewegungen durchziehen kann. Zwei derart „phoned-in“ Performances wie die von Bruce Payne (der erfreute uns ja erst kürzlich in Aurora: Operation Intercept, außerdem in Dungeons & Dragons, Highlander: Endgame, Warlock III) und Jürgen Prochnow (der versucht´s mit der alten Karloff-Masche und „schierer Präsenz“, aber dafür fehlt dem alten Narbengesicht halt dann doch etwas die Ausstrahlung) zum Preis von einer, Respekt. Besonders an den Kaleun geht aber doch mal der ernst und nett gemeinte Rat: Vielleicht sollte man nicht ALLES spielen, was einem angeboten wird. So teuer kann selbst die Miete in Beverly Hills oder wo immer Du wohnst, nicht sein…

Nicht mosern kann man hinsichtlich der RC2-DVD-Veröffentlichung von Universal. Der Film wird in feinem anamorphen Widescreen (1.85:1) präsentiert, besticht durch vor allem sehr guten Kontrast (dank der vorherrschenden Dunkelheit hier noch wichtiger als sonst), gute Detail- und Kantenschärfe und einer im guten Durchschnittsbereich liegenden Kompression. Dass der Print verschmutzungs- und störungsfrei ist, sollte sich bei einer zeitnahen Veröffentlichung (Film von 2001, DVD von 2002. So weit hinke ich also hinterher…) von selbst verstehen.

In Punkto Ton wählt der Kunde zwischen deutschem und englischen Ton in Dolby 5.1. Da aus lizenzrechtlichen Gründen der englische O-Ton mit nicht ausblendbaren deutschen Subs versehen ist und es mich immer irritiert, wenn die Untertitel in einer anderen Sprache sind als die Dialoge (sofern ich beide Sprachen verstehe. Kommt also nur bei der Kombination Deutsch/Englisch vor :-)), hab ich mich ausnahmsweise mit der deutschen Fassung angefreundet. Die Synchronisation ist angemessen, aber nicht herausragend, die Sprachqualität gut, Soundeffekte und Musik gut eingemischt. Kann man hören.

Recht beeindruckend ist für einen Film dieser Kragenweite die Zusatzausstattung. Neben einem Audiokommentar von John Eyres (nicht angetestet) finden sich drei deleted scenes (im Rohschnittzustand, ohne Musik), die sich allerdings im Endeffekt dreimal die gleiche deleted scene aus unterschiedlichen Kameraperspektiven entpuppen (und eine nichtssagende Szene aus dem „Epilog“ ist´s obendrein), ein gutes halbes Dutzend Videointerviews mit den jugendlichen Hauptdarstellern (auf der seeehr euphorischen Seite), deutscher und englischer Trailer, eine Fotogalerie und die übliche Trailershow. Die auf dem Cover vermerkten Outtakes hab ich nicht gefunden.

Famous Last Words: Ripper mag irgendwo tief im Innern eine halbe gute Idee haben (auch wenn Copycat-Killer auch keine bahnbrechend neue Erfindung sind und auch der Rest der Plotte fröhlich im Zitatenschatz der modernen Slasher-Geschichte wildert), krankt aber an einem irgendwie, hm, lustlos heruntergerotzten Drehbuch, dessen Verbesserung dringlich nötig gewesen wäre. Weil sich das aber keiner getraut hat, entwickelt sich Ripper zu 109 Minuten zwar gut aussehender, aber doch arger Langeweile (ich brauchte drei Anläufe, um den Film durchzustehen, und das gewiß nicht, wie die Darsteller sich das im Interview-Begleitmaterial erträumen, weil er so schrecklich spannend und aufregend ist). Als Showcase für die technisch-handwerklichen Fähigkeiten von John Eyres, auch mit (vermutlich) größer budgetierter Ware umzugehen als es seine Nu-Image-B-Hobel andeuteten, mag Ripper tauglich sein, aber wenn´s darum geht, sich einen spannenden „Nu Horror“-Filmabend zu machen, würde ich jeden beliebigen Scream-Teil, beide Last Summer-Filme und sogar den ersten Urban Legends vorziehen. Und gerade letzteres Statement bedeutet schon einiges… Für die-hard-ich-muss-jeden-Slasherfilm-sehen-Fans only. I was bored. Mightily (und trotzdem – es GIBT ein Sequel!!!).

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 3


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