- Deutscher Titel: Ripper 2
- Original-Titel: Ripper 2: Letters from Within
- Regie: Lloyd A. Simandl, Jonas Quastel
- Land: Großbritannien/Tschechische Republik
- Jahr: 2004
- Darsteller:
Molly Keller (Erin Karpluk)
Erich Goethe (Nicholas Irons)
Juliette Dureau (Mhairi Steenbock)
Lara Svetlana (Jane Peachey)
Grant Jessup (Daniel Coonan)
Roberto Edwards (Colin Lawrence)
Sally Trigg (Myfanwy Waring)
Dr. Samuel Weisser (Richard Bremmer)
Dr. Marya Hauser (Andrea Miltner)
Psychologe (Curtis Matthew)
Vorwort
Abt. Wieso komm ich auf die blöde Idee, mir diesen Film auszuleihen?
Schließlich habe ich das ausgesprochen ungefragte Sequel zu Ripper – Briefe aus der Hölle vor mir liegen (bzw. technisch gesehen schon hinter mir), und bereits der erste Ripper war nun nicht gerade ein Film, den ich auf den Olymp der verdienstvollen Superthriller hieven möchte. Wir erinnern uns – Ripper, 2001 inszeniert von John Shadowchaser Eyres vereinte ein konfuses Script, farblose bis unterforderte Akteure (darunter Jürgen Prochnow) und durchaus gelungene Optik in fast zwei Stunden bodenloser Langeweile. Nicht gerade der Stoff, aus dem die Franchises gestrickt sind.
Aus völlig unerfindlichen Gründen fühlte sich ausgerechnet Frauenknastexperte Lloyd A. Simandl, der seit er mit dem Brigitte-Nielsen-Vehikel Chained Heat 2 (hier besprochen) auf den Geschmack kam, die Welt jährlich mit zwei-drei uninspiriert runtergekurbelten Softcore-WIP-Filmen erfreut (bevorzugt dreht er dabei die selbe Story zwei bis dreimal, wenn man überhaupt davon reden will, dass seine WIP-Filme „Story“ haben), dazu berufen, die Videotheken mit einem Sequel zum angeblich „immens erfolgreichen“ Ripper (in welchem Paralleluniversum der ein Erfolg war, soll mir bitteschön jemand mal nachweisen) zu bestücken. Ehrensache, dass bis auf Co-Autor Pat Bermel weder vom Team hinter noch vor der Kamera dazu zu bewegen kam, für das vermutlich maue Budget Simandl den Gefallen zu tun, in die Tschechei zu gondeln (wo Simandl praktisch alle seine Filme dreht), inklusive der Hauptdarstellerin A.J. Cook, die sinnvollerweise auch besseres zu tun hatte.
Nun, normalerweise wäre diese ganze filmische Eskapade relativ spurlos an mir vorübergegangen, weil Ripper weder gut noch schlecht genug war, um mich ernstlich für eine etwaige Fortsetzung zu interessieren, aber manchmal schlägt das Schicksal hart, grausam und unerbittlich zu. Nein, Ripper 2 lag nicht im letzten Sponsorenpäckchen (das hätte ich nicht verdient, glaub´ ich); nö, vielmehr wollte ich gestern meiner Stammvideothek den Gefallen tun und Izo entleihen, musste feststellen, dass das Miike-Werk in seinen sämtlichen Kopien bereits verliehen war und wurde dann magnetisch vom hässlichen Cover von Ripper 2 angezogen; von meinen Videothekaren strategisch direkt aufs erste Regal am Eingang deponiert (absichtliche Kundenabschreckung?), schrie der Film förmlich „leih mich, leih mich, ich bin doof und geb ein prima Review ab!“. Tja. Was will man da machen (ersatzweise sich einen schönen Abend mit Spider oder Lady Snowblood)?
Ich habe die ernstliche Befürchtung, es wird mir wehtun (und mir im Zweifel mehr als Euch).
Inhalt
Also, los geht´s, nach einem billig und ziemlich peinlich aussehenden „Ripper“-CG-Logo (siehe Cover-Shot) starten wir in eine ziemlich gut gestaltete Titelsequenz, die mittels einiger hübsch stilisierter Bilder theoretisch die Story des ersten Teils rekapitulieren würde (theoretisch deshalb, weil jemand, der den ersten Teil nicht gesehen hat, danach genauso schlau ist wie zuvor, und Ripper 2 abgesehen von der Hauptperson nicht den geringsten Bezug auf die vergangenen Geschehnisse nimmt, Flashbacks außen vor gelassen).
Anschließend finden wir uns im fragilen Seelenleben von Molly Keller wieder – für den Fall, dass jemand Ripper nicht gesehen hat und jetzt auch nicht gerade darauf erpicht ist, schnell mein diesbezügliches Review nachzulesen: Molly ist ´ne ambitioniert-durchgeknallte Serienkillerin, die sich für die Reinkarnation von Jack the Ripper hält und nach den Ereignissen des ersten Teils in eine gut sortierte Klapse befördert wurde. Dort fantasiert sie zunächst in s/w einen Ripper-Mord anno 1888 (das viktorianische England sieht, wenn man von den Kostümen absieht, verdächtig wie eine seit hundert Jahren nicht renovierte beliebige osteuropäische Stadt aus). Während wir also eine Prostituiertenleiche sehen, um die sich schon die übliche Crowd neugieriger Gaffer versammelt hat und Mollys 19th-century-self mit blutbeschmierter Messerklinge, aber unbehelligt, am Tatort rumschlurcht und -steht (in super-slowmo, no less), sülzt uns ihr voice-over die Ohren voll: „Ich bin Jack. Ich weiß, dass es Jack war. Ich bin er und er ist ich!“ Dann erfreut sie uns noch mit ein paar Spitznamen des alten Nuttenkillers (inklusive des aus der alten Star Trek-Serie bekannten „Redjack“), ehe wir sanft in die Gegenwart umblenden und feststellen, dass Molly ihrem betreuenden Dellenkurierer in dessen Büro gegenübersitzt. Als Teaser-Sequenz war das eher… blöde.
„Es passiert schon wieder“, bindet Molly ihrem Seelenklempner auf die Nase, „ich kann nicht länger hier bleiben!“ (Da ist sie vermutlich nicht ganz Herr ihrer Lage, vermute ich). Während die Verrückte sich einbildet, über den Schreibtisch zu hüpfen und den Doktor mit seiner Büroschere blutig zu killen, nerven mich bereits jetzt die immer wieder eingefiedelten sekundenkurzen Zeitraffer-Aufnahmen (das gehört zu den Stilmitteln, die dringlichst von einer demnächst zu verabschiedenden Konvention verboten werden müssten). Molly ist sich jedenfalls sicher, dass die Medikamente ihr nicht helfen (immerhin – d.h. im Gegensatz zum Ende von Teil 1 ist sie sich mittlerweile darüber im klaren, dass sie ´nen Dachschaden hat. Einsicht, erster Schritt, Besserung usw.). Der Psychofritze stimmt zu – auch auf Schocktherapie hat Molly nicht angesprochen. Aber da gäbe es eine ganz neue Methode zur „Erhöhung der synaptischen Integration“ (schick, wieder zwei Fremdwörter im Duden gefunden und aneinandergereiht), bzw. die „Grenzen der Realität“ werden verschoben und der Fantasie des Delinquenten, äh, Patienten mehr Raum gegeben. Hm, ich weiß ehrlich gesagt auf Anhieb nicht, inwieweit es einem offensichtlich schizophrenen Paranoiker hilft, wenn seine Fantasie und damit mithin seine Wahnvorstellungen * verstärkt * werden, aber ich bin ja auch kein Püschologe. Während draußen irgendwelches vermutlich von anderen Bekloppten verstaltetes Halligalli dem Psychomedizinmann auf die Nerven geht, erklärt er, dass der entsprechende Experimentator, ein gewisser Dr. Weisser, hochgradig interessiert an Mollys Fall sei, allerdings sind seine Methoden „radikal“, weswegen er sein Behandlungszentrum auch in den ersichtlich (zumindest patienten-) rechtsfreien Raum der Tschechei verlegt hat. Dr. Marya Hauser, seine rechte Hand, ist auch da und würde Molly am liebsten gleich mitnehmen. Der Seelendoc warnt: Weissers Methoden würden in zivilisierten Ländern (ergo ungleich Osteuropa) niemals genehmigt, aber wenn Molly auf diese Weise von ihrer Klatsche geheilt zu werden wünscht, wird man das gern für sie arrangieren. Molly unterschreibt ohne zu zögern die Einwilligungserklärung (scusi, ich weiß, dass die Wege der Psychoanalyse, speziell im Verbund mit straffällig gewordenen Bekloppten, sehr seltsam sind, aber – darf eine multiple Mörderin das wirklich * selbst * entscheiden?).
Und schon reist Molly (offenbar allein, aber zumindest ohne besondere Sicherheitsmaßnahmen) mit dem Zug in die schöne Walachei, äh, Tschechei, und hat auf dem Weg dorthin ausführlich Gelegenheit, in den ersten Teil zu flashbacken (und dabei bevorzugt in den Anfang des ersten Teils, das „erste“ Massaker auf der Insel. Gute Wahl der Produzenten, da sind die besten und effektivsten Shots drin versteckt). Die Weisser-Klinik ist, wie nicht anders zu erwarten, ein riesiges mittelalterlisches Schloss. Kaum ist Molly da, wird sie schon auf den OP-Tisch gepackt und einer kleinen lustigen Gehirnoperation unterzogen (hui, da wird wirklich keine Zeit verloren. Und vielleicht hätte Molly das Kleingedruckte lesen sollen. Von Operation war eigentlich keine Rede gewesen). „Diesmal soll alles perfekt laufen“, keucht Dr. Weisser, als er ihr einen Mikrochip ins Gehirn pflanzt – ein Glück, dass Molly unter Vollnarkose steht, ansonsten würden mich diese Worte nämlich nicht gerade beruhigen. Was immer Weisser da im Brägen der Patienten herumdoktert, es scheint noch nicht so ganz ausgereift zu sein.
Was immer Weisser auch im empfindlichen Denkstüberl von Molly herumfuhrwerkt, es löst Reaktionen aus, und zwar so heftiger Natur, dass Weisser wohl schon geistig den Nobelpreis in seinen Händen sieht. Für Molly äußert sich die Reaktion flashbackend, d.h. wir bekommen zunächst noch ein paar Schnipsel aus Teil 1 serviert, ehe wir noch weiter zurückblicken und feststellen, dass sie schon als Kind mörderisch veranlagt war (zumindest hantiert ihr 6-Jahre-Selbst mit einer Axt). Völlig unmotiviert verwandelt sich ihre Vision nun in eine Frauenfoltersequenz, von der´s mich nicht wundern würde, wenn Simandl die der Einfachheit halber aus einem seiner 387 Chained-Heat-Nachfolgefilmchen entlehnt hätte (vielleicht Medieval Fleshpots und kuckt mich nicht so komisch an, so nennt der Kerl seine Filme wirklich). Diverse Frauen schmachten in Ketten gelegt in finsteren Kerkern und werden ein bissl gefoltert und zerhackt (zumindest wird das angedeutet. Wirklich * zu sehen * gibt´s nix).
Als Molly wieder zu sich kommt, findet sie sich zu ihrer Überraschung und überschaubaren Begeisterung in einer viktorianisch eingerichteten Wohnung wieder. Draußen vor der Tür paradieren Pferdekutschen vorbei und die Passanten machen ebenfalls einen eher, äh, altmodischen Eindruck. „Nein, nicht schon wieder,“ stöhnt Molly, aber natürlich sind wir hier nicht in einem Zeitreisefilm. „Willkommen in deinem Unterbewußtsein“, begrüsst Weisser seine neue Patientin und teilt ihr mit, dass sie durch ihre „vererbten Erinnerungen“ irre. Das ganze Szenario ist nur eine Projektion ihres Unterbewußtseins, in Realität liegt sie immer noch auf dem OP-Tisch und Weisser parliert von dort aus mit ihr, wird aber ebenfalls personifiziert in ihr Unterbewußtsein projiziert (was überhaupt nicht funktionieren kann, weil Molly Weisser noch nicht GESEHEN hat, mithin also ihn also nicht akkurat in ihrem Unterbewußtsein abbilden kann). Während Molly einge weitere Women-in-Chains-Bilder durchleidet, erzählt Weisser ausgesprochen dummes Zeug über genetisch vererbte Erinnerungen (ich glaub, das funktioniert in Wahrheit etwas anders als die diversen Drehbuchautoren, die im „National Enquirer“ oder ähnlich vertrauenserweckenden Publikationen mal ´nen Artikel zum Thema gelesen haben, sich das vorstellen). Molly inspiziert die vertrauenseinfößende Sammlung in Formaldehyd eingelegter Embryos (ich glaub, die wurden im 19. Jahrhundert serienmäßig geliefert, wenn man ein „mad scientist“-Laborkit bestellt hat) und kommt zu dem nicht ganz von der Hand zu weisenden Schluss, dass die ganze Sache „krank“ sei. Weglaufen ist in solchen Fällen oftmals ein probates Mittel, also probiert Molly das auch aus. Sie wird allerdings von einer Kapuzengestalt verfolgt. „Er kommt“, kreischt sie die dümmlich kuckenden in viktorianische Kostüme gehüllten tschechischen Extras an, sieht sich plötzlich ihrem 1888er-Selbst (aus dem Teaser) gegenüber, kreischt, wacht aus ihrer Narkose/Betäubung/Hypnosaftung/whatever auf und ist hysterisch. Weissers Therapieansatz scheint mir in der Tat ein eher überdenkenswerter zu sein.
Immerhin, ich hätt´s nicht geglaubt, Marya Hauser sieht das ähnlich wie ich und würde angesichts des scheinbar auch nach ihrer Ansicht nicht unbedingt erfolgreichen Ausgangs dieser ersten „Sitzung“ von weiteren Experimenten an Molly dringlich abraten, beißt aber bei Weisser erwartungsgemäß auf unverdaulichen Granit: „Sie ist die beste Testperson, die wir je hatten!“ Auch Maryas Ratschlag, dann doch wenigstens die Dosierung (Dosierung of what?) runterzuschrauben, verhallt ungehört. „Wir machen weiter wie bisher“, beschließt und verkündet Weisser basisdiktatorisch.
Molly findet sich „auf Station“ wieder, und die „Station“ ist ein Bettentrakt, der einem Militärlazarett im Ersten Weltkrieg alle Ehre machen würde und sich schickerweise in einem rieisgen Kellergewölbe befindet. Macht alles in allem einen sehr professionellen und vertrauenserweckenden Eindruck. Weisser erklärt Molly die Grundidee seines Therapieansatzes (und erweist sich dabei als grottenschlechter Schauspieler. Hat so ungefähr Criswell-Qualität, was er abzieht). Durch die Simulation von Traumata in einer virtuellen Realität hofft er, die Gehirntätigkeit seiner Patienten positiv beeinflussen und ihre Klatschen so kurieren zu können (ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das eine brauchbare These ist… ich halte die Konfrontation der Durchgeknallten mit ihren jeweiligen Psychosen ohne „Anleitung“ für eher kontraproduktiv. Außerdem erinnert mich die Chose langsam ein wenig an Dreamscape und The Cell. Einer von den beiden Filmen war übrigens gut). Bevor Weisser sich um einen fachmännischen Kopf und studierten Kragen redet, bietet er lieber an, Molly mal das Anwesen zu zeigen und ihr während der Grand Tour auch zu verklickern, dass „die Medien und die Regierungen“ seine Arbeitsweise und seine Methoden missbilligen würden (ich kann´s verstehen) und er sich deswegen in die osteuropäische Provinz zurückgezogen hat. Ich frage mich indes, ob es eine wirklich granatenmäßige Idee ist, eine (wenn auch wohl „bessere“) Irrenanstalt mit jeder Menge frei zugänglichen Waffen wie Schwertern, Beilen und antiken Vorderladern etc. zu dekorieren (wo das hinführt, haben wir doch schon im Schloss der blauen Vögel miterlebt. Damit pustet sich die Irrenbelegschaft doch gegenseitig die Lebenslichter aus…). Weisser hat sich richtig in Fahrt geredet und träumt schon davon, mit seiner patentierten „neuralen Modifikation“ sämtliche Phobien der Menschheit zu heilen und dadurch selbiger in ein Zeitalter des ewigen Friedens und der Glückseligkeit zu verhelfen (verdammt, wieso stelle ich mir dauernd vor, Weisser müsste von Richard Lynch gespielt werden?). Der Mann setzt sich zumindest hohe Ziele.
Molly fällt allerdings ein Pferdefuß an der ganzen Chose auf – nicht unbedingt einer, den ICH ganz oben auf der Problemliste ansiedeln würde, aber mein Gott, jeder hat andere Prioritäten. Molly bemängelt jedenfalls, dass sich ein Patient in der „Traumwelt“ verlieren könnte. Kann passieren, stimmt Weisser zu, aber das macht auch nix, dann weckt man den Betreffenden halt auf (klingt logisch und praktikabel).
In einem der dreihundertzwölfadrölfzig Zimmer des Schlosses, an dem Molly und Weisser gerade vorbeidefilieren, quält ein Jüngling seine elektrische Gitarre (aha, ein „Rebell“. Müsste sich theoretisch mit Molly verstehen, auch wenn von ihrer Punk-Attitüde aus Teil 1 nichts übriggeblieben ist). Weisser stellt (über den „ohrenbetäubenden Lärm“, den der Knabe mit seiner Sechssaitigen veranstaltet) den Saitenschänder als Eric (eigentlich heißt der Erich, und zwar mit Nachnamen „Goethe“ – kill me, please – aber wie schon bei Teil 1 ignoriert die deutsche Fassung nach allen Regeln der Kunst, dass das cannon fodder internationalen Zuschnitts sein soll. Erich ist dann wohl „der Deutsche“) und einen unspezifizierten manisch-depressiven Jugendkriminellen vor (nicht ganz die gleiche Gewichtsklasse wie eine zigfache Serienmörderin, würde ich behaupten).
Beim Abendessen lernt Molly die restliche Patientenbelegschaft kennen, alle haben sie eine mentale Derangierung, die sie für die Mitwirkung an diesem Programm qualifiziert. Wir hätten: Juliette, eine Masochistin; Sally, die unter unkontrollierten Wutanfällen leidet, Roberto, den Quotenschwarzen, dessen genaue Macke mir nicht bekannt ist, aber es wird wohl was damit zu tun haben, dass er Leuten, die ihm quer kommen, gerne mal ein Schnappmesser mit 20-cm-Klinge an den Hals hält (ist auch sehr sinnig, dass er das BEHALTEN darf. OH MEIN GOTT, ist das ein blöder Film9, Grant, einen Sexualverbrecher („aber kein besonders guter“, präzisiert Sally) und die Pyromanin Lara. Und warum, bitte schön, sollte mich das Schicksal dieser hochgradig sympathischen Jungpsychopathen auch nur im entferntesten tangieren? Ich gehe ja wohl davon aus, dass ich mit der Bande irgendwie, eh, fraternisieren soll. Die können von mir aus verrotten (ausser Juliette, die darf zu mir ziehen, hihi). Weisser glänzt übrigens beim Abendessen mit Abwesenheit (ebenso eventuelles Aufsichtspersonal), so dass eigentlich nichts dagegen sprechen würde, dass sich das offiziell behämmerte Jungvolk am Brotzeittisch gegenseitig abschlachtet und dem Film damit ein vorzeitiges Ende beschert. Alas, Wunschdenken.
Stattdessen gibt Erich (ich nehm mal die offizielle Schreibweise) seinen Leidensgenossen zu bedenken, dass die Ärzte (nicht die aus Berlin) hier irgendwelchen üblen Schabernack mit ihren Gehirnen anstellen könnten (eh, ich glaub, das ist der Plan) und man deswegen auf alles gefasst sein sollte (danke für die Warnung, aber für den Zuschauer ist´s eh zu spät). Weisser und Hauser überwachen (doch immerhin) das Prozedere aus ihrer schicken flachbildbemonitorten Computerzentrale.
Grant hat seine Sexualstraftäterkarriere, Therapie hin oder her, noch nicht aufgegeben und möchte gern bei Sally etwas üben. Die lässt ihn aber abblitzen und empfiehlt ihm, es doch bei Molly zu versuchen, die in dem ihr vorauseilenden Ruf steht, ihren Freunden eine begrenzte Lebenserwartung zu bescheren (Sally hat wohl den ersten Film gesehen). In ihrer (überraschend geräumigen) Suite (und Molly parkt im kalten Keller? Ungerecht. Oder ein Plotpunkt) schält sie sich aus ihren Klamotten, sehr zur Freude von Grant, der tatsächlich das ungefähr 1912 vons ämtlichen Filmemachern der Welt als abgegriffen verbannte Hobby des „durchs-Schlüsselloch-spähen“ betreibt. Sally ahnt aber, was Sache ist und verscheucht ihn. Eh. Also, wenn das einer ihrer unkontrollierten Wutanfälle war, dann müsste * ich * schon längst in der Gummizelle mit Wachsmalkreide spielen. Da reg ich mich ja heftiger auf, wenn mir mal wieder der Newsreader abstürzt…
Der Rest der Blase sitzt noch am Dinnertisch und rekapituliert die von Erich aufgestellten Thesen. Während die meisten Anwesenden das „die spielen in unseren Köpfen rum“ mit einem herzlichen „Na und?“ quittieren, springt Roberto gleich wieder das Messer in der Tasche auf: „An mir spielt keiner rum!“ (Das würd ich jetzt nicht so verallgemeinern wollen…).
Sallys Schlüsselloch ist immer noch populär bei einem gewissen Spanner. Sally vermutet, dass Grant sich von ihrem Wutanfällchen sich nicht hat imprägnieren lassen (würde mich auch von nichts abhalten), doch natürlich ist der aktuelle Peeper nicht der verhinderte Sittenstrolch, sondern die Kapuzengestalt, die sich – ich wusste, das ist clever – mit einem der zahlreich verfügbaren Dekoschwerter bewaffnet at und nun auf Sally losgeht. Die nimmt die hübschen Beine in die Hand und flüchtet in die dunklen Kellergewölbe (während uns ein vööölig unauffällig digital verfremdeter exterior shot quasi zum Mitmeißeln verdeutlicht, dass wir uns momentan in der Virtualität befinden. Da kommt doch gleich richtig Spannung auf). Nach zeittotschlagendem sinnlosen Gestalke im Keller hält es Sally für eine töfte Idee, sich wieder auf ihr Zimmer zu verdrücken (merket: sie wird immer noch von der Gestalt verfolgt. Wäre sicherlich eine ganz schlechte Idee, vielleicht bei den Mitpatienten oder gar dem Klinikpersonal ein dezentes Hilfeansuchen zu lancieren). Während draußen der obligatorische Gewittersturm blitzt und donnert, klettert Sally auf den Dachvorsprung vor ihrem Fenster. Die Kapuzengestalt, die sich ihr auf den Fersen durchs Fenster zwängt, ist – Molly, und die will Sally nicht etwa killen, sondern retten, was nötig ist, denn feuchte Dachziegel können tückisch sein. Sally rutscht ab und krallt sich an der Regenrinne fest. Molly kraucht hinterher, versucht die Kollegin hochzuziehen, scheitert aber. Mit Sally geht´s abwärts – die Spitzen des Eisenzauns freuen sich die multiple Durchbohrung. Molly, die bemerkt, dass Eric von seinem Zimmer (auf der anderen Seite des Schlosshofes) zukuckt, kreischt nun ihrerseits um Hilfe, da auch sie den Halt zu verlieren droht (und das, obwohl sie sich als zusätzlichen Halt – okay, nicht wirklich beabsichtigt – einen Dachnagel durch die Flosse getrieben hat). Korrektur: nicht nur droht, weil sich die Regenrinne mysteriös dematerialisiert, lernt auch sie fliegen. Aber sie bemerkt tatsächlich, dass beim ersten Blick nach unten Sally nicht Schaschlik spielt, sondern vom nachlässigen VR-System erst beim zweiten Hinkucken auf die Spitzen projiziert wird.
Doch vor dem Aufprall kommt sie angemessen panisch auf Station wieder zu sich und muss entsetzt konstatieren, dass im Bett nebenan Sally parkt und ihr Herzfrequenzmonitor eine liebenswerte Flatline zeigt. Weisser ist von ihren emotional-hysterischen Reaktionen hocherfreut – na also, da ist doch jemand zu menschlichen Gefühlsregungen fähig (ich weiß nicht, ob das bislang schon mal in Abrede gestellt wurde. Mangelnde Emotionalität stand, glaub ich, auf dem Diagnosezettel ihres bisherigen Klatschenheilers nicht ganz oben), im übrigen sei das alles Part der Simulation und der Therapie. Sally sei mitnichten tot, sondern auf dem Heimweg nach Engeland und deswegen aus der Simulation entfernt. Molly glaubt kein Wort, sondern attackiert den Doktor mit einem Kugelschreiber (von all den Medizinmannwerkzeugen, die greifbar waren, das denkbar bedrohlichste). Weisser hat aber ein schwer erschütterbares Argument – wenn alles real gewesen wäre, müsste Mollys Pfote doch die zugezogene Verletzung aufweisen, und das tut sie nicht. It´s all rather mysterious (für Molly, nicht für den Zuschauer).
Im vertraulichen Gespräch mit Hauser muss Weisser allerdings gramgebeugt einräumen, dass das Experiment gar nicht so nach Plan verläuft – Sally hätte nicht abnippeln sollen (sie ist also, wen wundert´s, wirklich hinüber). Weisser hat keinen Blassen, warum: „Wir haben wohl irgendeine Variable nicht berücksichtigt!“ (Ungeheuer beruhigend, dass der Kerl absolut weiß, was er tut). Hauser würde, being voice of reason usw., das Experiment nun gerne abbrechen, aber ein ordentlicher mad scientist lässt sich doch von einem lumpigen Todesfall nicht aus der Ruhe bringen. Selbstredend wird weitergemacht.
Molly latscht indes ziellos durchs Schloss und erleidet ein paar Flashbacks zu Sallys tödlichem Sturz (ist ja auch schon lange her). Im Kontrollzentrum, da wird man panisch (NDW lebt, und ich meine nicht den Idioten Fler), denn die Monitore, auf denen Weisser und sein Team die Hirnströme ihrer Patienten überwachen, werden von unbekannten Interferenzen gestört. „Wo kommen die her?“, dummfragt Weisser.
Nun, das scheint ein Problem zu sein, das Weisser denjenigen überlässt, die sich damit auskennen (hoffentlich gibt´s in Prag vernünftige PC-Techniker), so dass er seine verblüfften Schäflein mit einem Ausflug in die Prager Altstadt überraschen kann. Oder anders ausgedrückt, wir kommen nun zum Sightseeing-Teil, denn für die nächsten Minuten dürfen wir uns ein paar hübsche Ansichten der schönsten Prager Sehenswürdigkeiten inkl. Hradschin usw. ansehen. Meinetwegen, ich war noch nie in Prag. Weisser beglückt seine Reisegruppe mit bevorzugt blutigen Details aus der Stadtgeschichte („jahrhundertlang haben diese Straßen Ströme aus Blut gesehen“. Als Psychologe ist mir der Kerl suspekt). Während ich darüber nachdenke, ob es wirklich eine gute Idee ist, ein Rudel offiziell Durchgeknallter inkl. mindestens einer Serienmörderin (und eines Sexualverbrechers) ohne weitere Sicherheitsmaßnahmen (Weisser ist der einzige Begleiter der Gruppe) auf ´nen lauschigen Nachmittagsausflug mitzunehmen, sehen wir weitere Postkartenansichten der tschechischen Metropole, ehe Weisser seinen Haufen in ein Museum führt. Ich bin nun trotz fehlender persönlicher Erfahrung mit Prag der felsenfesten Überzeugung, dass es in Prag eine ganze Horde pädagogisch wertvoller Museen gibt und halte daher – gemessen am geistigen Gesundheitsgrad seiner Patienten – die Entscheidung, sich ein Museum für mittelalterliche Folterinstrumente anzusehen („eine der schönsten Sammlungen“, jubiliert Weisser, den ich mittlerweile für einen seriösen Kandidaten für sein eigenes Therapieprogramm halte) für arg zweifelhaft.
Grant ist die schnieke Kollektion von Daumenschrauben und ähnlichen Accessoires für den heimischen Folterkeller zu langweilig (kein Wunder, denn die Sammlung scheint aus abgezählten zwei Exponaten zu bestehen) und macht ´nen Abgang (Herr Doktor Weisser. Ihr Sexgangster verdünnisiert sich gerade. Ist das okay? Oder anders ausgedrückt: AARGH!), um sofort – mittlerweile ist übrigens die Nacht über die Stadt hereingebrochen – zwei an der nächsten Straßenecke parkende Nutten aufzugabeln. Erich schlägt Molly, auf die er das ein oder andere Auge geworfen zu haben scheint, vor, ebenfalls nach aufregenderen Beschäftigungsmöglichkeiten Ausschau zu halten, während (in einer der wenigen wirklich witzigen Mini-Szenen des Films) Masochistin Juliette die lustigen Wehtudinger am liebsten ausprobieren würde. Molly behauptet, dass das alles „nicht real“ sei. Wenn das so ist, denkt sich Erich, kann er ihr auch einen Kuss aufschmatzen, dieweil Weisser erkennt, dass der Großteil seiner Patientenherde seine Faszination für mittelalterliches Folterknechtszubehör nicht teilt und daher den Rest des Abends zur freien Verfü- und Vergnügung ausgibt: „Wir treffen uns hier um zehn!“ Ich wiederhole mich: ARGH! Wer zum Himmeldonnerwetter hält es für eine knorke Idee, eine Handvoll Psychopathen unbeaufsichtigt durch die Stadt latschen zu lassen? Hat jemand die Einwohner von Prag gefragt, ob die´s lustig finden, dass Pyromanen, Vergewaltiger und Serienkiller durch ihre Gassen krauchen? [Ja, ich weiß. Es ist – entgegen Weissers Beteuerung – natürlich Simulation und daher für die Prager Bevölkerung ungefährlich. Trotzdem.)
Grant und seine beiden Schlampen entern eine Disco, in der scheußliche Techno-Metal-Musik gespielt wird und sich diverse Prager ekstatisch (oder ecstasy-tisch) den Wolf tanzen. Molly, tatsächlich mit Erich unterwegs, plagen unspezifizierte dunkle Vorahnungen. Erich ist dagegen locker drauf, was Molly wundert. Hat er seine gestrige „die spielen in unseren Köpfen rum“-Ansprache vergessen? Nicht wirklich, aber er ist frisch verliebt und da ist ihm alles andere wurscht. Muss Liebe schön sein.
Die nächsten gut und gerne zehn Minuten sind reine Zeittoschlägerei der übelsten Sorte. Grant sind seine zwei Nutten offenbar zu langweilig, deswegen hält er im Club, in dem, bzw. in den Kellergewölben drunter (gähn) sexuelle Abartigkeiten aller Art Programm sind, nach Alternativen Ausschau. Ein blondes Gör im Donald-Duck-Matrosenanzug, das keck sein Röcklein lüpft und sein Höschen zeigt, erweckt seine Aufmerksamkeit – er folgt ihr in die tieferen Eingeweide der Unterkellerung und trifft dort auf ein sich befummelndes Lesbenpärchen (wie wir alle wissen, sind sämtliche Lesben dieser Welt Supermodels). Grant wäre gern der Belag in ihrem Liebessandwich, aber die Lezzies haben keinen Bedarf nach männlicher Mitwirkung und scheuchen ihn vom Hof. Also läuft er wieder der Matrosenschnepfe hinterher, die sich mittlerweile von einer Domina hat anketten und teilweise ausziehen lassen. Wieder regt sich bei Grant der spontane Drang, mitspielen zu wollen, aber ebenso erneut wird sein verständlicher Wunsch abschlägig beschieden. Und „abschlagen“ trifft´s ganz gut, denn die Domina brät ihm ein paar Hiebe mit der Peitsche über, bis Grant den Schwanz einzieht und weiterzieht.
Molly erleidet dieweil gar grausige Visionen – ein Passant, in den sie reinrumpelt, hat verdächtige Ähnlichkeit mit dem Polizisten aus ihrer 1888er-Wahnvorstellung. Erich landet einen false scare und schenkt ihr eine Halskette. Imposant.
Dieweil stromert Grant weiter durch die Club-Krypta und amüsiert sich über die diversen sadomasochistischen Exzesse, während eine Etage drüber die uns wohlbekannte Kapuzengestalt mit ihrem Schwert den Club entert (Türsteher Hakan müsste man haben). Grant scheint indes endlich zum Stich zu kommen – eine in rotes Gummi gewandete Domina, die mit einer Kollegin bis dato einen Sklaven bearbeitet hat, scheint einem téte-à-téte (die Akzente sind bestimmt wieder alle falsch gesetzt) aufgeschlossen gegenüberzustehen. Es kommt zum Fummeln und Grant fühlt sich bald schon von zwei Seiten verwöhnt. Bis er schnallt, dass die Hände Nr. 3 und 4, die an ihm herumtatschen, dem gummimaskenbewehrten Sexsklaven gehören. Soweit geht die Liebe dann doch nicht: „Perversling!“, kresicht Grant, sucht das Weite und findet es in den empfängnisbereiten Armen der von ihm dereinst aufgerissenen Nutten (die haben also ehrlich auf ihn gewartet? Wow. Das ist mal Kundenservice). „Und sie sagten, * ich * wäre krank“, grunzt Grant, der für einen Sexualverbrecher wohl noch nicht weit rumgekommen ist. Nun, soll ihm egal sein, denn seine gekauften Begleiterinnen sind nicht eifersüchtig, sondern tun ihren Job. Zumindest solange, bis der Herr Killer sich daran erinnert, dass wir uns a) in einem Horrorfilm befinden und er b) vor Ort ist und c) einer der Nutten mit gezieltem Schwertstreich die Rübe vom Hals dengelt (was mal wieder beweist, dass abgeschlagene Köpfe ersichtlich einer der am einfachsten zu realisierenden Effekte ist, weil den nun wirklich jeder Depp einbaut. Und ungefähr so explizit und realistisch sieht das dann auch aus). Grant macht KREISCH und flüchtet in die Kellergewölbe, wo er zu seinem Entsetzen feststellen muss, dass alle Perversinge (also Lesben, Bondage- und SM-Freaks) blutig (najaaa) hingemetzelt wurden (was völliger Blödsinn ist, weil der Film uns ja mehrfach darauf aufmerksam gemacht hat, dass der Killer von den Discodancern unbeachtet über den Tanzboden schlenderte, bis er vor Grant und seinen Nuttis stand – aber, hey, das ist virtuelle Realität, da halten wir uns nicht mit Logik auf, oder?). Grant bemüht sich, durch ein Gitter in der Decke (respektive Boden des Disco-Raumes) um Hilfe zu betteln (ist das ein Nod an den ersten Teil, wo´s ´ne ähnliche Szene gab?), was natürlich aufgrund des Lärmpegels nicht hinhaut. Hinhauen tut dafür der Killer, und zwar mit dem Schwert auf Grant. Wider Erwarten wird Grant nur verwundet und kann in die Nacht hinaustorkeln (? 1. Warum nicht tot? 2. Die Tänzer juckt das also nicht? Ok, die sind vollgepumpt mit Drogen, weiß man ja).
Am Treffpunkt warten die anderen Bekloppten auf Grant (Weisser fehlt auffällig). Irgendwie fehlt mir jetzt eine entscheidende Szene, denn plötzlich stehen sie um dessen Leiche herum (wie jetzt? Haben sie ihn gesucht und tot gefunden? Oder hat er sich schwer verletzt bis zum Treffpunkt geschleppt und dort seinen Odem ausgehaucht?). Molly flashbackt all over the place (d.h. wüste Collagen aus beiden Filmen). Erholt von diesen Rückblenden schlägt sie schleunigste Verpissung vor. Erich würde gerne, des gewaltsamen Todesfalls des Freundes wegen, auf die Polizei warten, aber Molly erläutert ungeduldig, dass keine Polizei kommen würde, weil man sich nicht mal im echten Prag, sondern nur einer virtuellen Simulation thereof aufhalten würde. Roberto versteht Bahnhof, aber da die ganze Rasselbande mirnix-dirnix zurück ins Schloss gebeamt wird, wird Molly wohl nicht falsch liegen. „Das ist immer noch Simulation,“ behauptet Molly und stellt klar, dass ihrer Ansicht nach Sally und Grant höchst real tot sind: „Wenn wir in der Simulation sterben, sterben wir auch in der Realität!“
Weisser, der sich unvermutet zuschaltet, bestätigt diese These (warum sollte er das tun, wenn er der ist, der er vorzugeben scheint?). Molly versucht sich als Debug-Spezialistin und erklärt dem Doktor, dass in seinem tollen Programm der Wurm sitzt: „Ich sehe Dinge, die nicht hierher gehören“, wie z.B. den Polizisten-Passanten. Für Weisser ist das kein Grund zur Veranlassung – das Programm verändert sich halt, was soll´s (warum sollte es ihn auch beunruhigen, dass er quasi nebenher künstliche Intelligenz erschaffen hat?). Juliette beansprucht, sofort aufgeweckt zu werden (wieso? Als Masochistin müsste sie doch voll drauf abfahren), aber Weisser sagt Nö. Molly versteigt sich nun zu der Hypothese, Weisser irgendwoher zu kennen, während Roberto, der Gewaltbereite, Nägel mit Köpfen macht und Weisser angreift. Der entpuppt sich jedoch als bloße holografische Projektion und zoomt als miese CGI-Wolke ein wneig durch den Raum.
Das alles scheint aber irgendwie nicht ganz im Sinne des Erfinders zu sein, der reale Weisser sitzt nämlich in der Überwachungszentrale und fragt sich, was zum Henker mit seinem System los ist. Das Programm hat sich nämlich selbsttätig abgeriegelt und lässt keine Eingriffe von außen mehr zu. Hauser unterbreitet zur Güte erneut den Vorschlag, das Experiment abzubrechen. Weisser wäre jetzt auch durchaus gewillt, doch ist ein Haken an der Sache – nach derzeitigem Stand der Dinge wäre das nur durch ein komplettes Herunterfahren der Anlage möglich und das würde leider Gottes die komplette Therapiegruppe hirntot zurücklassen (irgendwas ist immer und ich hab so das Gefühl, bei den meisten Mitgliedern der Gruppe macht das keinen wesentlichen Unterschied).
Molly schickt sich indes clevererweise an, den internen Popularitätswettbewerb der Therapiegruppe zu gewinnen, indem sie ihren Mitpatienten verklickert, dass die Gefahr von ihr ausgeht – irgendetwas aus ihrem Unterbewußtsein hat sich ins Programm verlagert. Für Roberto, praktisch veranlagt, vereinfacht das die Sache ungemein – Molly umbringen, Problem gelöst („es ist nichts persönliches“, vergewissert er sie sicherheitshalber). Erich ist sich aus unerfindlichen Gründen sicher, dass Molly es nicht gewesen sein kann und möchte ein diesbezügliches Veto einlegen (Lara und Juliette scheinen keine Meinung dazu zu haben). Roberto möchte zur Tat schreiten, kann aber leider die Exekution nicht durchführen, weil die Anti-Agressions-Therapie (in diesem Fall kontraproduktiv) bereits angeschlagen hat und so blutige Prophylaxemorde verhindert. Ersatzweise beschließt Roberto, „so weit wie möglich von ihr wegzukommen“, ungeachtet der auch von seine Kameraden vorgetragenen Hinweise, dass das nicht so arg viel bringt, alldieweil ja alles nur eine Computersimulation ist. Es gelingt Roberto, Lara auf seine Seite zu ziehen. Die beiden verdrücken sich.
Auf Erichs Frage hin, ob sich von den verbliebenen Gestalten (sind ja nur noch er, Molly und Juliette) sich jemand mit Computern auskennt, spielt Ripper 2 die Trumpfkarte „wir ignorieren den ersten Film jetzt mal kurz völlig“ aus. Es meldet sich nämlich nicht etwa Molly, die im ersten Teil eine Super-Hackerin mit direktem Draht zum FBI-Zentralrechner war, sondern Juliette! Wozu braucht man einen Computergenius? Nun, Erich hat sich in seinem verwirrten Denkstübchen folgendes zusammengereimt: wenn das Schloss eine 1:1-Kopie des realen Schlosses ist (warum auch immer das so sein sollte; allein schon, um Rechenleistung zu sparen, würde * ich * die Simulation von überflüssigem Tinnef so weit wie möglich entlasten), muss es theoretisch auch die Computerzentrale in der Simulation geben. Und (Tischplattenalarm) Erich glaubt (von seinen Gefährtinnen unbestritten), dass, wenn man an diesen simulierten Computern herumspielt, das auch Auswirkungen auf die realen Computer hat (BOINK-BOINK-BOINK-BOINK. Das hat zwar irgendwie was existentiell-philosophisches, aber auch was enorm BLÖDES).
Roberto und Lara möchten dieweil mit dem in der Schlossgarage geparkten SUV fliehen, was allerdings daran scheitert, dass ein böser Schelm sämtliche wichtigen Kabel im Motorraum zerschnippelt hat. Indes sitzen die anderen drei an den virtuellen Rechnern. Molly propagiert, dass man von den Rechnern aus auf die Hirnströme der Testpersonen zugreifen können muss, was Juliette für logisch erachtet, schließlich hat Weisser Molly gerettet, als die Sally hinterherstürzte (ich wil euch ja nicht beunruhigen, aber Weisser sass an den ECHTEN Rechnern und nicht nur an Simulationen). Roberto outet sich als hobbymäßiger Kfz-Mechaniker und schreitet zur Reparatur. Mir ist nicht ganz klar, warum er sich * unter * das Auto legt, obwohl der Schaden ganz ersichtlich im Motorraum angerichtet wurde, aber er wird schon wissen, was er treibt. Zumindest mal schickt er Lara weg, damit die ihm eine Lampe bringt. Ominös schleicht aber schon der Kapuzenheinz durch die Gegend. Wird wohl gleich was passieren. Vielleicht ja zur Abwechslung mal was horribles und nicht nur was erschreckend doofes.
Während Juliette vor sich hin hackt, erlebt Molly eine Vision – Weisser erscheint ihr und beschwert sich, dass ihr ihre Gefährten zu sehr ans Herz gewachsen sind (im Gegensatz zu mir): „Niemand soll zwischen uns stehen!“ Soso. Wenn mich ernstlich interessieren würde, wo das hinführt, täte ich es schon lange ahnen.
Roberto bekommt Besuch vom Kapuzenkiller, der dem unterm Auto Liegenden mit einem elektrischen Werkzeug, dessen Namen ich als Nichthandwerker nicht kenne (so´n Teil, mit dem man mit Elektropower Nägel in-was-auch-immer-man-will kloppen kann) zu guten Karten für die Besetzung der Hauptrolle der nächsten Passionsspiele verhilft, indem er durch die Handflächen an den Boden nagelt. So immobilisiert kann Roberto nur eingeschränkt Gegenmaßnahmen ergreifen – und die wären nötig, denn der Killer schickt sich an, den aufgebockten Mehrtonner wieder auf normales Straßenniveau abzusenken. Könnte unerfreulich für den sein, der drunter liegt. Zum Glück für ihn bemerkt Molly auf den virtuellen Überwachungsmonitoren, was vor sich geht, stellt einen neuen Weltrekord im 100-m-Lauf auf und rettet Robertos maues Leben, indem sie einen Reifen zwischen Boden und Karre klemmt. Der Killer hat sich zunächst mal dematerialisiert, also kann Molly beruhigt Roberto entnageln. Warum die beiden nun versuchen, durch´s selbstverständlich verschlossene Haupttor vom Klinikareal zu entkommen, verstehe ich nicht. Ich dachte, wir hätten geklärt, dass das aufgrund der VR-Natur der Simulation torfsinnig ist. Nun, das könnten unsere Freunde mit dem Killer ausdiskutieren, doch in letzter Sekunde werden Molly und Roberto in Sicherheit gebeamt. Das war Erichs bzw. Juliettes Werk, die das Programm verändert haben (? Ich denk nicht mehr drüber nach, okay?). „Das ist mein Problem“, grübelt Molly, „er ist hinter mir her!“ (Das könnten Sally, Grant und wohl auch Roberto geringfügig anders sehen. Zumindest sind Mollys Probleme auch ihre Probleme, ob ihnen das nun gefällt oder nicht).
Zur allgemeinen Klischeeerfüllung fällt nun auch noch der Strom aus. „Er liebt die Dunkelheit“, ergeht sich Molly weiter in kryptischen Andeutungen, während Erich die praktischen Probleme näher liegen – ohne virtuellen Strom auch keine virtuellen Computer. „Es muss doch auch einen virtuellen Generator geben“, knurrt Roberto, und den wollen er und Erich suchen und wieder in Gang bringen. Molly will nicht untätig abseits stehen und bietet sich freiwillig an, Juliette und Lara zu suchen.
Stichwort Lara – wo ist die Zündlerin eigentlich abgeblieben? Die hat sich in einem von der Kamera unbeobachteten Moment zu Juliette gesellt (das macht ungefähr soviel Sinn: – schließlich war Juliette zuletzt noch mit dem Computer beschäftigt und Lara auf Lampensuche. Klingt nicht besonders überzeugend, wenn man sich einredet, dass die sich dabei irgendwie getroffen haben) und tappt mit ihr durch finstere Gänge. Lara ist ein wenig hysterisch, Juliette hat die Ruhe verhältnismäßig weg und drückt der Kollegin eine Fackel in die Hand (was ich jetzt auch nicht für die obertöfteste Idee seit der Erfindung des Toastbrots halte. Pyromanin, anyone?). Juliette übernimmt nun den Part der Taschenlampensuch- und findung, aber der Handscheinwerfer versagt den Dienst. Die Masochistin will eine weitere Lampe apportieren und lässt sich vom jämmerlichen Winseln der verhinderten Brandstifterin nicht abhalten. Zwar findet Juliette einen weiteren Handstrahler, doch auch der ist von der wankelmütigen Sorte und mag nicht recht funktionieren. Der Killer greift sie an und verpaßt ihr einen Schwertstreich, aber für einen Horrorfilm-Slasherkiller ist er ´ne echte Niete und kann wieder nur verletzen. Juliette geht stiften (und hat nun wundersamerweise eine funktionierende Lampe in der Hand. Meinetwegen, wenn´s uns weiterhilft). Lara geht die Fackel aus, was ihrer angespannten Gemütslage nicht zuträglich ist. Immerhin hat sie, Pyromanen sorgen vor, zumindest ein Feuerzeug dabei, um sich heimleuchten zu lassen. Hilft ihr aber gegen den Killer, der sie größtenteils ungesehen meuchelt, auch nicht sonderlich.
Juliette hat mittlerweile einen Brunnenschacht erreicht und hält es für einen angebrachten Einfall, dort hinunterzuklettern (sind wir jetzt in der offiziellen Ringu-Gedächtnissequenz?). Der Schacht für zum Glück für sie nicht in normalen Brunnen, sondern eine Art unterirdisches Reservoirbecken (vielleicht ist´s aber auch nur der schlosseigene Pool). Auf dem Weg nach Unten verliert sie zunächst die Taschenlampe (ein extrem sinnloser Unterwassershot vermittelt uns das dramatische Eintauchen der Lampe) und dann den Halt, weil der Killer das Seil, an dem sie klettert, kappt. Aufgrund der geschilderten Beckenmäßigkeit des Reservoirs kann sie zwar an den Beckenrand kraulen, überlegt´s sich dann aber anders und taucht noch mal in den Pool, um die Lame zu bergen. Dummheit wird bestraft, der Killer (offenbar dem feuchten Element ohne Berührungsängste verbundet) killt sie (was hier als im Wasser quellendes Blut fungieren soll, sieht verdächtig nach rotgefärbter Sprudellimo aus). Molly kommt zu spät, kann aber immerhin Laras Leiche begutachten – im Programm muss immer noch ein kleiner Fehler sein, denn eine blutverschmierte Visage hat der Kadaver erst auf den zweiten Blick (ich nehme aber an, das ist kein Continuity-Goof, sondern ein subtiler Hinweis darauf, dass wir uns noch immer in der VR-Simulation befinden. Ich weiß zwar nicht, wer ernstlich anderer Ansicht sein könnte, aber für die Doofen darf man ja auch mal buchstabieren).
Okay, zwischenzeitlich war ich in den UFA-Studios und hab für ´ne Sendung, die man hier nicht nennen darf, ohne jegliche Credibility zu verspielen, nicht nennen darf, enthusiastisches Studiopublikum gemimt, und fühle mich nun gestärkt, den Rest des Reviews in Angriff zu nehmen. Ist auch nicht mehr so viel, wir nähern uns dem Finale. Ist auch gut so.
Gut, also Molly hat gerade Lara reichlich tot gefunden – und kommt plötzlich auf Station wieder zu sich, ergo in der Realität, wo ihr ein erleichterter Weisser zu erklären beabsichtigt, dass alles vorbei ist und sie in Sicherheit sei – und überdies sei alles reine Simulation ohne Auswirkungen auf die Wirklichkeit gewesen. Molly glaubt ihm nur kein Wort, schimpft ihn einen Lügner, randaliert und beamt sich irgendwie, wie auch immer, zurück in die Scheinwelt. Wo sie gleich mal Erich abschlabbert, dieweil Roberto die Waffensammlung geplündert hat und allerlei antiken Brotmesser und Primitivwummen verteilt. Der Killer lässt einen Röhrer hören und springt durch einen Spiegel. Unsere, äh, Freunde nehmen die flinken Beine in die Hand und rasen durch die Gewölbe. Erich spielt Held und ballert dem Killer probehalber ein paar blaue Bohnen vor den Latz. Molly und Roberto sind weitergehastet. Ein paar Meter weiter schnallt Molly, dass ihr Loverboy abgängig ist – Rückmarsch. Von Erich ist aber nicht mehr übrig geblieben als die Knarre. Der Rest von ihm – sowie der Killer – ist nirgendwo zu sehen.
Molly verfällt auf die Idee, die Computer zu überprüfen. Sollte Erich noch leben, müsste er über das Computersystem und den Chip im Hirn zu orten sein. Gesagt getan, und tatsächlich zeigt der virtuelle Rechner an, dass Erich sich im Keller unter dem Wohntrakt aufhalten soll. Nun ist es an Roberto (der für einen Schwarzen ziemlich lang durchgehalten hat, aber langsam neigt sich sein Glück dem Ende zu), die Heldengene auszupacken – Molly soll Erich suchen, er will den Killer aufhalten (der Schwachpunkt an diesem Plan ist, dass durchaus denkbar wäre, dass der Killer mit Erich im Keller auf Molly – und auf DIE ist er ja angeblich scharf – wartet. So gesehen.. hm, Roberto ist gar nicht mal so dumm). Der Killer allerdings beherzigt eine alte Horror-Regel – solange es noch Nebencharaktere zu killen gibt, fangen wir noch nicht mit dem Showdown auf. Also lässt er sich blicken und Roberto geht mit gezücktem Breitschwert auf ihn los. Der geheimnisvolle unbekannte Mörder macht mit Roberto kurzen Prozeß (und dabei wird der wohl miserabelste Wire-Stunt der Filmgeschichte abgearbeitet). Molly, die dem Prozedere relativ teilnahmslos zugesehen hat, kommt JETZT auf die Idee, abzuhauen (Roberto hat sich völlig umsonst geopfert, er wollte ja eigentlich ihren Abmarsch gen Keller decken. Stupid girl. Nö, stupid movie). Molly rennt in den verschneiten Schlosspark und schreit das virtuelle Universum bzw. den Killer im System an: „Was willst du von mir? Du hast mir alles genommen, was ich jemals hatte!“ (Der Killer ist vom Finanzamt?). Überdies hat sie sich selbst psychoanalysiert und ist zum Schluss gekommen, dass erstmals in ihrem Leben „du“ (gemeint ist ihre unterbewusste Killerpräsenz) nicht in ihr gegenwärtig sei und sie dies als einen erhaltenswerten Zustand betrachtet – just turn around now, you´re not welcome anymore… So leicht lässt sich eine personifizierte Psychose aber nicht abschütteln. „Wir müssen eins sein. Wir werden immer eins sein. Nichts darf zwischen uns stehen!“, flüstert eine körperlose Stimme.
Zeit also für die finale Konfrontation im Keller – dort tritt Molly durch eine Tür und steht plötzlich in einem prächtig ausgestatteten viktorianischen Zimmer und dem Killer gegenüber. Selbiger hat den unfairen Vorteil, in Erich, dem er ein Messer an den Hals hält, ein Druckmittel zu haben. Die Forderung der mörderischen Neurose ist klar – sofortige Wiedervereinigung („Die Mauer muss weg. Wir sind ein Killer!“, oder wie?) , dann darf Erich vielleicht weiterleben (irgendwie ist die ganze Prämisse doof, fällt mir gerade ein. Der Plot funktioniert nur, indem er Molly und ihr Unterbewusstsein künstlich aufspaltet, nur um sie dann wieder zusammenzuführen). Molly hat tatsächlich einen raffinierten Plan ausgearbeitet, um ihre Ripper-Psychose zu überlisten. Sie wiegt das Böse in Sicherheit und behauptet, zähneknirschend akzeptieren zu müssen, dass sie und die Ripper-Präsenz zusammengehören. Erich wundert sich natürlich, was das nun wieder soll. Molly entschuldigt sich dafür, dass er sich in sie verliebt hat (?) und pustet sich eine Kugel durch den Schädel. Mit ein paar Flashbacks macht sie sich auf in die nächste Welt…
In der Realität piept ihr Herzfrequenzmonitor eine reichlich monotone Flatline. Weisser und sein Team versuchen zu reanimieren (Herbert West müsste man jetzt sein), der Chefexperimentator greift sogar zur Herzmassage (aber keinen Defilibrator am Start haben. Schwaches Bild). Hilft alles nix. Molly ist hin, das muss sogar Weisser resigniert einsehen. Plötzlich machen wir einen Zeitsprung rückwärts zu Molly letztem Kurzbesuch in der Realität (nachdem sie Lara fand, wir erinnern uns – zumindest vermute ich das, da die gleiche Einstellung wiederverwendet wird) – quicklebendig springt sie vom Krankenbett, greift sich ein Skalpell (doch, sie ist lernfähig, ist ein deutlicher Fortschritt zu einem Kugelschreiber, selbst wenn´s einer von Montblanc wäre) und flippt heftigst aus. Weisser bescheinigt ihr einen Rückfall, Molly begehrt Auskunft über das Schicksal der anderen. Zu seinem größten Bedauern muss Weisser ihr mitteilen, dass die alle ins Gras gebissen haben, inklusive Erich (was nicht mal im Kontext der Simulation, und die ist schon unlogisch genug, Sinn ergibt). Gramgebeutelt lässt Molly das Skalpell fallen.
Der Film hört nicht auf, und auch nicht, uns negativ zu überraschen. Man bereite sich auf die unverschämteste Schlusspointe seit dem letzten Shalalamadingdong-Attentat auf die Synapsen ahnungsloser Zuschauer vor. Wir finden uns in einer Irrenanstalt wohl eher herkömmlichen Zuschnitts wiedre und sehen – Grant in einer Zwangsjacke, außerdem Roberto. Lara liegt mit durchgeschnittener Kehle (das ist so ziemlich die expliziteste Gore-Szene des ganzen Films) auf einer Treppe rum und Erich schleppt sich, ebenfalls mit einer ungesund wirkenden Halswunde ausgestattet, auf eine Tür zu und rüttelt daran —
— und HINTER dieser Tür spielt sich gerade die Ausgangssituation unseres ganzen Films ab: Molly, die mit ihrem Seelendoc ratscht. Der Doktor beschwert sich über den Lärm von draußen und spielt dabei nachdenklich mit einer Postkarte aus Prag, zerreißt einige Papiere und wirft sie in den vom Hausmeister hingehaltenen Mülleimer. Und der Hausmeister ist – Trommelwirbel – Weisser! „Nichts war real“, entfährt es Molly und springt quer über den Schreibtisch ihren Psychiater an (der Film wagt es, ein Usual Suspects-Ende zu bringen? Ich verhackstücke den Autor!). Le End.
Ohmeingottohmeingottohmeingottohmeingottohmeingott. Irgendwie greife ich in letzter Zeit mit den Filmen, die ich mir aussuche, immer mindestens bis zum Ellbogen in die Jauche. Okay, das ist irgendwo ja auch der Sinn dieser Seiten, aber es wäre mal wieder nett, wenn ich einen B-Film finden würde, der mir SPASS macht. Andererseits, ich bin selber schuld, ich wusste ja eigentlich vorher, dass Ripper 2 nichts anderes sein kann als gepresste Krümelkacke. Aber muss ich denn immer Recht behalten? Ich irre mich doch auch gerne mal…
Legen wir den Film also auf die Couch und analysieren ihn (auch wenn´s schwer fällt). Es stellt sich schon mal die reine Grundsatzfrage, ob Ripper, ein öder Schnarcher vor dem Herrn, nun wirklich gehalt- und wertvoll genug war, um mit einem Sequel bedacht zu werden. Klar, nichts ist heutzutage beschissen genug, um nicht fortgesetzt zu werden (sonst wären die Kinoleinwände und Videothekenregale erheblich leerer, und das wär uns auch wieder nicht recht), aber … Ripper? War das Ding am Ende wirklich erfolgreich? (Wenn, dann lag´s an Prochnow. Prochnow rockt).
Nun gut, die Wege der Filmproduzenten sind unergründlich – und wenn schon ein, ähm, Großmogul wie Lloyd A. Simandl die Rechte kaufen konnte, können die so arg teuer nicht gewesen und Ripper folgerichtig auch nicht wirklich die Lizenz zum Geldscheffeln gewesen sein, sonst hätte das die Original-Produktionsfirma sicher selbst erledigt (zwar sind zwei der Produzenten des ersten Teils wieder aufgeführt, aber das heißt ja auch nicht viel. War vermutlich ´ne vertragliche Verpflichtung, die beiden zu nennen). Stellt sich noch die andere Frage – wieso kauft man die Lizenz eines, wie gesagt alles andere als weltbewegenden, Slasherhorrors und versucht dann, daraus einen völlig blutleeren, horrorfreien Science-fiction-Thriller draus zu machen? Ich meine, hey, verdammt, die paar Leute, die nach dem Genuss von Ripper auf den Gedanken kommen konnten, eine Fortsetzung wäre vielleicht ganz nett, die erwarten bestimmt kein komplexes Verwirrspiel um diverse Realitätsebenen, sondern einen zumindest horribel gemeinten Slasher!
Das ist schon mal eines der gravierenden Missverständnisse von Ripper 2 – man betreibt knallharten Etikettenschwindel. Anstelle einer echten Fortsetzung der Jack-the-Ripper-Thematik versucht Ripper 2 eher sowas wie eine spannungsorientiertere Vanilla Sky/Open Your Eyes-Variante durchzuexerzieren. Versucht, das ist in dem Zusammenhang das Zauberwort, denn dem Autorenkollektiv (insgesamt FÜNF Autoren werden kreditiert, wobei ich meine, dass Evan Tylor und John A. Curtis, die für die „Story“ Credit abstauben, selbige hauptsächlich für die Rückgriffe auf Teil 1 „verdient“ haben) fiele natürlich im Traum nicht ein, anstelle eines sinnlos-konfusen Scripts ein intelligent-cleveres zu schreiben. Zumindest Pat Bermel * hat * aber definitiv am Script mitgeschrieben, und dann sollte man ihm schon mal eine Grußnote schicken – zumindest ihm müsste doch aufgefallen sein, dass der zentrale Charakter Molly Keller, sowieso der einzige nominale Anknüpfungspunkt an den ersten Teil, völlig anders „funktioniert“ (oder auch nicht) als in Ripper. In Rippery war Molly zwar traumatisiert, aber rebellisch, mit einer „I don´t give a fuck“-Attitüde gesegnet, die es schon fast glaubhaft machte, dass hinter dieser Fassade sich wirklich mörderische Abgründe auftun könnten. Teil 2 macht aus ihr eine Standard-08/15-Horror-Heroine, brav, anpassungsfähig, gut Freund mit jedermann, fügsam, sich darüber im klaren, dass sie ein Problem hat und willig, an der Lösung desselben mitzuarbeiten. Zu einem gewissen Teil legitimiert das Script diesen Charakter-Bruch durch den Kunstgriff, sie und ihre Psychose zu zwei verschiedenen Figuren (eben ihr selbst und der Killer-Entität) zu machen, aber bereits VOR dieser Separierung ist mir Molly zu „normal“ (gerade im Vergleich zum Schlussbild des ersten Teils, das sie als zufriedene Bewohnerin des Lalalands abbildete).
Dass das grundlegende Story-Setup doof ist, brauche ich wohl an dieser Stelle nicht auseinanderzudividieren, jeder des Lesens Mächtige wird sich das anhand obiger Schilderung selbst zurechtgelegt haben. Es ist halt traurig – mit dem Deckmantel der „virtuellen Realität“ haben doofe Autoren eine wundervolle Ausrede, in ihren Scripts auf jegliche Logik und Schlüssigkeit zu pfeifen. Denn man kann ja prima alles, was schon auf den ersten Blick idiotisch erscheint (z.B. die Tatsache, das Weisser sein Rudel Psychopathen ohne weitere Sicherung auf einen launigen „macht-was-ihr-wollt“-Trip nach Prag mitnimmt) mit einem lässigen „na und, ist doch nur in der VR“ wegwischen und hoffen, damit durchzukommen. Ich halte es daher für müßig, die (oben aufgeführten) Schwachsinnigkeiten, die der Film uns innerhalb seiner Haupthandlung (zum Plottwist komm´ ich noch) vorsetzt, hier en detail zu kommentieren – es ist sinnlos, da an der gerade angeführten Begründung jegliche Kritik abprallt. Nur soviel: mit dieser Art Storytelling könnte bei mir maximal ein Lynch oder Cronenberg durchkommen (und deren Filme sind bei aller beabsichtigten Verwirrung durchdachter und logischer als dieses Machwerk), aber keinesfalls ein Team Simandl/Quastel. Ein weiteres herbes Manko ist die Gestalt des Killers. Okay, klar, es war nicht möglich, den minimalen Kniff des ersten Teils, nämlich den klassischen Slasher mit einem whodunit-Mördersuchspiel zu verknüpfen (was den Ripper schon fast zu einem Giallo macht), aber es ist schon ein wenig billig, eine Psychose zu personifizieren, um den Hauptcharakter, der ja zumindest ambivalent ist, zur reinrassigen Heldin stilisieren zu können (mir wäre so ziemlich jeder andere storytechnische Kunstgriff lieber gewesen, sei´s dass einer der anderen Patienten der Täter ist, oder Weisser selbst). Natürlich fehlt dem Film dadurch, dass die Identität des Killers (sofern man davon überhaupt reden kann) frühzeitig offengelegt wird bzw. zumindest von einigermaßen vernunftbegabten Zuschauern locker-flockig vorhergesehen werden kann, jegliche Suspense – und da der Film, wie wir noch analysieren werden, in der dann im Normalfall notwendigerweise auszubauenden Disziplin „Horror-Schauwerte“ schmählich versagt, ist das Prozedere verdammt öde.
Was aber nun wirklich unverzeihlich ist, gerade und selbst in einem, naja, zumindest „technisch“ gesehen Slasherhorrorfilm, ist mal wieder die Charakterzeichnung. Wäre es zuviel verlangt, bitte schön, dass wir einen, nur einen einzigen sympathischen Charakter mit „likeability“ bekommen? Wer zum Henker hält es für gute Idee, Serienkiller, Pyromanen, hemmungslose Gewalttäter und Sexualstrolche zu den POSITIVEN Protagonisten eines Films zu machen? Soll ich allen Ernstes einem Vergewaltiger die Daumen halten, dass er überlebt oder zumindest erschreckt und entsetzt sein, wenn er draufgeht? Oder zielt das Script tatsächlich auf die ganz niederen Instinkte und setzt darauf, dass wir als Zuschauer uns über das Ableben diesre Bande wirklich * freuen *? Wenn das wirklich die Intention war, dann ist der Film nicht nur ärgerlich, sondern unappetitlich und ich möchte gar nicht das böse „F“-Wort (und ich meine nicht „ficken“, das schreib ich ungeniert aus) in den Raum werfen. Zumal das Script sich nicht mal die Mühe macht und mit diesen Charakteren irgendwas sinnvolles anfängt – anstatt durchgeknallten Psychopathen (informed attribute, wenn ich je eins gesehen hab), könnte sich die Rasselbande auch aus Staubsaugervertreter, Steuerberater, Konditoreifachverkäuferin, Germanistikstudentin und Schornsteinfeger zusammensetzen und es würde sich nicht das geringste am Film ändern. Man führt eine Pyromanin ein und was entwickelt sich daraus? Nichts. Man hat einen Sexgangster im Line-up, was wird daraus? Ein extrem müder Joke, der knapp zehn Minuten sinnlos aneinandermontiertes SM-Geplänkel, das einzig der Laufzeitstreckung dient, abschließt. Gleiches gilt für die masochistisch veranlagte Juliette (die darf immerhin mal kurz sehnsüchtig auf die Foltergeräte im Museum schielen). Über Erich (Goethe, ich wiederhole mich, GOETHE!) erfahren wir gleich gar nix, und das ist noch tragischer, als er die zweitwichtigste Figur, Mollys Love Interest ist. Nein, dass dieser ganze Haufen verkrachter Existenzen sich irgendwie von einem x-beliebigen Teenager-Sammelsurium eines uninspirierten Scream-Nachziehers unterscheiden würde, ist nicht festzustellen.
Das ist aber noch alles nichts gegen das Ende, den Plottwist, die große Überraschung. Ich gehöre bekanntlich zu den Menschen, die The Usual Suspects für einen außergewöhnlich genialen Film halten. Auch dieser Film negiert sich durch seinen Plottwist streng genommen selbst, aber es gibt Unterschiede zu der Unverschämtheit, die uns die hiesigen Autoren vorsetzen. Nicht nur, dass die Lügengeschichte, die Bryan Singer uns auftischt, in sich schlüssig ist, nein: sieht man The Usual Suspects ein zweites Mal in Kenntnis des Plottwists an, kann man die Puzzleteile erkennen, aus denen sich Verbals/Keyser Sozes Märchengeschichte zusammensetzt, was fast noch mehr Spaß macht als sich beim ersten Mal tierisch überraschen zu lassen (ähnliches gilt für Haute Tension, der sich aber nicht ganz so reibungslos zusammenbauen lässt). Ripper 2 gibt auf die intelligente Konstruktion einer solchen Lügenmär keinen Pfifferling – es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Geschichte sich nur in Mollys Kopf abspielt – der Film würde herzlich gern mit dem kurzen Verweis vor dem aller-allerletzten Twist die Usual Suspects-Karte spielen, indem er Mollys Co-Protagonisten als Mitpatienten aus der Klapsmühle identifiziert (wobei die Frage, wer Lara und Erich die Kehlen durchgeschnitten hat, auch nicht wirklich geklärt wird) und den Psychiater mit einer Prag-Postkarte spielen lässt, aber das zählt nicht – das hilft nicht – das ändert nichts daran, dass der Film dem Zuschauer mit einem fulminanten „KLATSCH! Verarscht! April, April!“ 80 Minuten Lebenszeit hämisch grinsend um die Ohren haut. Es kommt selten vor, dass mich ein Plottwist wütend macht (selbst die vom Shalalama halte ich maximal für doof, aber nicht wirklich gesundheitsschädlich), aber Ripper 2 hat´s geschafft. Wäre das, was sich vor diesem Twist abspielt, wenigstens sehenswert, ich wäre geneigt, Gnade walten zu lassen, aber mir 80 Minuten idiotischen Schwachsinn vorzuspielen und dann noch die Frechheit besitzen, mir ins Gesicht zu lachen und ´ne lange Nase zu drehen, anstatt mir einen vernünftigen payoff zu bieten, das ist eigentlich ein Grund, zu Simandl und seinen Autoren zu fahren und ihnen allesamt den Gummihammer überzuziehen.
Wozu der ganze Schmarrn zwei Regisseure brauchte, ist mir auch nicht ganz klar – ist ja nicht so, dass man sich mit einem 85-Minuten-Opus als Alleintäter überarbeitet. Neben Lloyd A. Simandl, über dessen illustre Karriere ich mich bereits an anderer Stelle (den Chained Heat-Reviews) ausgelassen habe – man lese sich mal die Titel seiner IMDB-Filmographie durch; Ist irgendwie ganz putzig -, und der wohl eher bei seinen Frauenknastfilmchen bleiben sollte (von mir aus darf er dort auch sehr gerne den Softcore-Anteil herunter- und den Exploitation-Anteil hochfahren), betätigt sich ein gewisser Jonas Quastel, der der Welt den Sasquatch-Horror The Untold (mit Lance „ich spiel in jedem Scheiß mit“ Henriksen) und Premunition mit Caspar van Dien bescherte (der dreht also nur mit den Größten), inszenatorisch. Immerhin präsentiert sich der Film trotz zweier Regisseure in einem recht einheitlichen und insgesamt auch anständigen Look. Obwohl ersichtlich für wenig Geld auf Video geschossen, ist die Optik, nun, nicht gerade überwältigend, aber für ein billiges DTV-Sequel genehmigungsfähig (mit der teilweise schwelgerischen Optik von Ripper kann´s, trotz des Bemühens, sie ab und an zu kopieren, allerdings nicht mithalten). Es sieht nach einem Film aus und auch wenn, vor allem in den Prag-Sightseeing-Sequenzen, machmal der Reisevideo-Look durchschimmert, gibt´s genügend stimmungsvoll-düstere Keller-Gewölbeszenen (d.h. sie könnten stimmungsvoll und düster sein, wenn sich in diesen Szenen auch etwas stimmungsvolles und düsteres abspielen würde, und nicht nur der Schmu, den uns dieser Film vorsetzt). Die optischen Highlights setzen, das ich das mal sagen werde, die immer wieder recht geschickt eingeschnittenen Flashbacks in den ersten Teil.
Von der Dramaturgie her taugt Ripper 2 natürlich gar nichts. Kann ja schon mal rein grundsätzlich, aufgrund der geschilderten Charakter-Problematik, nicht funktionieren, aber auch wenn wir, rein theoretisch, gute Charaktere hätten, würde das dem Film kaum weiterhelfen, da er völlig unspannend inszeniert ist. Ein Grund dafür: zu wenig Plot. Jo, obwohl der Film genügend Dusseligkeiten aufweist, hat er einfach nicht nicht die Substanz für einen abendfüllenden Streifen. Was dann eben zur Folge hat, dass endlos Zeit totgeschlagen werden muss – allein die Flashbacks und die sinnlose „Grant paradiert an diversen ´sexuellen Perversionen´ vorbei“-Szene machen vermutlich gut und gerne 15 Minuten aus; da bleiben noch 65 Minuten für die eigentliche Story, und die beginnen wir bestenfalls bei der Halbzeitmarke des Films, realistischer gesehen eher bei dem Mord an Grant (der an Sally ist ja gar kein richtiger Kill, weil die Schnalle ja ohne Fremdeinwirkung abstürzt; dafür ist´s wenigstens der „expliziteste“) – und der kommt nach 50 Minuten! Natürlich kommt auch danach wieder Thrill, Suspense noch echter Horror auf. Dazu komme ich noch, wenn ich mich um den Härtegrad und die Effekte sorge. Alles plätschert so vor sich hin, alles ist irgendwie unaufgeregt und ohne den Zuschauer auch nur ansatzweise am metaphorischen Kragen zu packen und mitzureißen. Das Anti-Ende setzt dem ganzen dann die Krone auf.
Lloyd A. Simandls Frauenknast-Vergangenheit (und -Gegenwart) schimmert in den gelegentlich eingestreuten „women-in-chains“-Images durch (die natürlich keinerlei Sinn ergeben, noch nicht mal in der internen, ähem, Logik des Films).
Die musikalische Untermalung soll, hab ich mir sage lassen, ein ziemlich dreister Rip-off des Exorzisten-Scores sein (man vergebe mir, ich hab den ollen Exorcist mindestens zwei Ewigkeiten nicht mehr gesehen und kann mich nicht mal an das Theme erinnern. Forgive me) und trägt an allen Ecken und Enden zu dick auf. Die „Songs“ im Dancefloor-Schuppen sind von auserlesener Scheußlichkeit (ich mag ja schon Marilyn Manson – musikalisch – nicht, aber gegen diese Gülle ist der Mann mindestens Beethoven, Sven Väth und Led Zeppelin in einem, um mal ein paar unterschiedliche Stilrichtungen zu nennen).
Nun also zu den Effekten und dem Härtegrad. Äh. Gehen wir streng nach Vorschrift und dem „Blutgehalt“, dann ist die KJ-Freigabe für den Krempel einer der größten Witze, den sich die FSK in den letzten Jahren erlaubt hat. Graphische Gewalt gibt´s in dem Film überhaupt fast gar keine (halt, stopp, ich hab gelogen, als Roberto an den Garagenboden genagelt wird, gibt´s ein ganz kleines bissi Splädda, aber das bewegt sich im Sekundenbruchteilsbereich, und die effektiv blutigste Szene ist Mollys eingebildeter Scherenmord am Psychologen gleich zu Beginn). Die restlichen Morde finden offscreen statt oder sind unblutig (was natürlich ein „Plotpoint“ ist, da es sich um virtuelle Morde handelt). Das „gorehaltigste“ sind die Halswunden Erichs und Laras im „Twistende“, ein halbseidener Aufreger ist die am Zaun aufgespießte Sally, aber auch das erledigt sich ohne jeglichen Blutverlust und ist ein reiner „Ergebnisshot“. Die mangelnde Jugendfreigabe muss daher in der eher zynisch-düsteren Grundstimmung, der Zeichnung der Protagonisten als Unsympathen und Gewaltverbrecher, die „alle müssen sterben“-Mentalität und nicht zuletzt die unmotivierten SM-Einlagen begründet sein. Nun gut, Ripper 2 ist so blöd, dass ich es grundsätzlich begrüße, wenn der Zuschauerkreis künstlich reduziert wird. Die Virtual-Reality-Effekte sind so offensichtlich gestaltet, dass es entweder Absicht ist, damit auch der dümmste Zuschauer merkt, wann VR angesagt ist und wann Realität oder man kann´s nicht besser.
Selbstverständlich kann sich eine kleine Produktion wie Ripper 2 die immense Starpower des Vorgängerfilms nicht leisten – nicht mal einen internationalen Superstar wie A.J. Cook, die Heroin des ersten Films. Sie wird ersetzt durch Erin Karpluk, die zwar eine gewisse optische Ähnlichkeit mitbringt, aber vom Typ her völlig anders ist. Da auch das Script Molly Keller ja völlig anders zeichnet als jenes von Ripper, muss man sich schon fragen, warum man sich überhaupt die Mühe gegeben hat, ein wenig Sequel-Credibility zu bewahren und den Charakter wenigstens namentlich zu übernehmen. Ehrlicher wär´s gewesen, wenn man eine komplett neue Story (äh, das hat man ja…) mit komplett neuer Protagonistin erfunden hätte. Karpluk müht sich redlich, aber da ihr Character bland ist und sie als hauptsächlich im TV tätige Jungschauspielerin (Taken, Battlestar Galactica, Carrie, 10.5) einfach (noch?) nicht die darstellerische Reife mitbringt, eine Rolle von sich aus mit Leben zu erfüllen, bleibt auch ihre Vorstellung zumeist unemotional und irgendwie leer. Hysterisch sein kann sie aber ganz gut und eine gewisse likeability geht ihr nicht ab. Besseres Script bräuchte sie halt…
Nicholas Irons mimt Erich. Der hat ja nun wirklich das Problem, dass er GAR KEINEN Charakter hat, den er spielen könnte. Selbst im nicht gerade mit oscar-verdächtigen Performances überhäuften Feld der „Freund des final girl in einem Slasher“ bekleckert sich Irons nicht mit Ruhm. Auch er agiert nichtssagend, nicht aufdringlich schlecht, aber auch ohne Wiedererkennungswert. Seine bisher größten filmischen Weitwürfe sind der Actionthriller Soul Assassins (die Sorte B-Krempel, in dem die großartige Rena Owen ihr Talent vergeuden muss) und der Vampirheuler Vlad.
Mhairi Steenbock debütierte in der kritiker- und publikumsseitig enthusiastisch aufgenommenen schwedisch-dänischen Komödie Wilbur wants to kill himself und sucht seither den Anschlusserfolg. Ripper 2 dürfte ihr mit der doofen Rolle der Masochistin Juliette (es lässt schon tief blicken, dass „Masochismus“ im Kontext dieses Films auf eine Stufe mit Serienmord, Vergewaltigung und Brandstiftung gestell wird) kaum weiterhelfen. Immerhin hat sie eine kleine gute Szene. Jane Peachey (Lara), die man in der Thrillerkomödie You are Dead und im Videospiel The Getaway: Black Monday bewundern kann, hat eine Nullitätenrolle zu bewältigen. Ihren Charakter könnte man wirklich problemlos aus dem Script streichen, sie hat nichts vernünftiges zu sagen, nichts vernünftiges zu tun, überhaupt keine Anwesenheitsberechtigung. Und Peachey spielt die Rolle dann auch angemessen, ehm, zurückhaltend. Man merkt kaum, dass sie im Film ist.
Daniel Coonan bemüht sich zumindest, mit seiner Rolle als Grant ein wenig Spaß zu haben (immerhin hat er, rein praktisch gesehen, insofern den größten Spaß, als er als einziger mit ein paar nackten und halbnackten Mädels spielen darf). In Brian Leprechaun 4 Trenchard-Smiths TV-Movie Britannic erlebte er den Untergang des Schwesterschiffs der „Titanic“. Colin Lawrence (Roberto), für den (wie eigentlich für alle) ebenfalls gilt, dass er wenig hat, womit er seinen Charakter, seine Rolle definieren kann und daher notgedrungen in übliches Slasher-Cannon-fodder-Fahrwasser abdriftet, war 2003 in kleiner Rolle auch in House of the Dead am Start. Ansonsten absolviert Lawrence Mini-Mini-Auftritte in Blockbustern wie X-Men 2, The 6th Day oder dem kommenden Fantastic Four.
Myfanwy Waring (das hört sich irgendwie walisisch an) zeigt als einzige, eh, legitime Darstellerlin ein wenig Haut und hat wenigstens den spektakulärsten Tod (die Zaunaufspießung), aber vorher ungefähr 2 Minuten Screentime und daher wenig Gelegenheit, sich ins Gedächtnis des Zuschauers zu spielen. Momentan agiert sie in der seit über 20 Jahre laufenden britischen Polizeiserie The Bill. „Dr. Hauser“ Andrea Miltner heißt eigentlich Andrea Miltnerova (und ist daher wohl eher der tschechischen Fraktion zuzuordnen), hatte kleine Rollen in Blade II, EuroTrip und Hellboy und darf hier die „voice or reason“ eindruckslos zum Besten geben.
Richard Bremmer als Dr. Weisser ist das, was in diesem Film einer „Schurkengestalt“ am nächsten kommt, obgleich er, logisch, nicht wirklich böse, sondern lediglich ein extrem von der Richtigkeit seines Handelns überzeugter positiv-fanatischer Wissenschaftler ist. Für einen Mimen mit Willen zum kontrollierten Overacting sicher eine dankbare Rolle, aber Bremmer ist mir für einen klassischen „mad scientist“ einfach zu wenig mad, dafür aber zu fad. Bremmer absolvierte kleine Aufrtitte in Half Past Dead, Shanghai Knights und, voice-only, in Harry Potter and the Sorcerer´s Stone. Da wünscht man sich einen Richard Lynch herbei (von einem Klaus Kinski kann man nur träumen).
Universal, das Major-Label, das unbegreiflicherweise darauf besteht, diesen Schmarrn auch noch selbst herauszubringen und nich an ein auf derartige Gülle spezialisiertes Budget-Label weiterzulizenzieren, hat sich mit de DVD-Umsetzung keine große Mühe gegeben. Okay, ein brauchbarer, gelegentlich etwas mehr Kontrast verdienenender anamorpher 1.85:1-Widescreen-Transfer wird mitgeliefert (insgesamt unspektakulär, aber eben erträglich), neben der deutschen Synchro gibt´s O-Ton (aber ohne Untertitel; die deutsche Fassung verbockt, wie schon beim ersten Film, den „Clou“ des Films, dass sich die Protagonistengruppe drehbuchgemäß aus aller Herren Länder zusammensetzt), aber an „Bonus“ gibt´s grad mal drei Trailer und einen Werbeclip für die Universal-Website. Nicht, dass es mich nach dreistündigen Making-of und Interviews mit jedem Nebendarsteller gedürstet hätte, aber es zeigt schon die Wertschätzung, die der Titel beim Publisher genießt, nämlich gar keine (meine Videothek hat den Schmarrn aber tatsächlich in acht Kopien im Regal stehen… das Zeug muss am Ende wirklich gut laufen).
Letzte Worte: Ripper 2 ist eine bodenlos-doofe Unverschämtheit von Möchtegern-SF-Thriller im Gewand eines Slasherfilms; ein Film, der es fertig bringt, das nun nicht gerade hehre Andenken von Ripper durch seine Dummheit zu besudeln – der erste Teil war wenigstens nur langweilig, das Pseudo-Sequel ist zwar AUCH langweilig, aber zudem noch offensiv hirnrissig und zieht selbst hartgesottenen Allessehern durch sein wirklich unverschämtes „Arschkarten“-Ende die Zähne. Von einem sowieso schon verdammt dünne Bretter bohrenden Billig-DTV-Sequel muss ich mich als anständiger Zuschauer nicht auch noch verhohnepiepeln lassen. Speziell an die Horrorfans, die sich von der Behauptung, der Film sei die Fortsetzung eines Horrorfilms, verlocken lassen könnten, ergeht daher die Warnung (die aber der Rest der Menschheit durchaus auch beherzigen sollte): Finger weg von dem Dreck, der sich seine Gnadenwertung wirklich nur durch die Tatsache verdient, dass er nach FILM aussieht und es einiges gibt, was handwerklich erheblich ungenießbarer ist.
(c) 2005 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 7
BIER-Skala: 3
Review verfasst am: 01.03.2005