- Deutscher Titel: Ring 2
- Original-Titel: Ringu 2
- Regie: Hideo Nakata
- Land: Japan
- Jahr: 1999
- Darsteller:
Mai Takano (Miki Nakatani)
Masami Kurahashi (Hitomi Sato)
Kanae Sawaguchi (Kyoko Fukada)
Dr. Kawajira (Fumiyo Kohinata)
Detective Omuta (Kenjiro Ishimaru)
Okazaki (Yuurei Yanagi)
Yoichi (Rikaya Otaka)
Takashi Yamamura (Yoichi Numata)
Reiko Asakawa (Nanako Matsushima)
Ryuji Takayama (Hiroyuki Sanada)
Shizuko Yamamura (Masako)
Koichi Asakawa (Katsumi Muramatsu)
Dr. Heichiharo Ikuma (Daisuke Ban)
Sadako Yamamura (Rie Inoue)
Vorwort
Auch in Japan gilt das eherne Gesetz, was Kasse bringt, wird fortgesetzt – im Falle von Ringu war sich die Produktionsgesellschaft ob des Erfolgs des Romans und der Fernsehserie so sicher, dass das Sequel gleich back-to-back mit Ringu geschossen wurde – extrem blöderweise allerdings von einem komplett anderen Kreativteam, das lediglich einige Darsteller übernahm, und dessen Regisseur sich wohl nicht mal die Mühe machte, das Ringu-Script zu lesen oder sich darüber zu informieren. Das Resultat war vorhersehbar – Nakata erlaubte sich bei seinem Film erhebliche Freiheiten mit der literarischen Vorlage, der Schöpfer des Sequels Rasen hielt sich aber dicht an den zweiten Teil des Buches, ergo passten die beiden Teile so gut wie überhaupt nicht zusammen, obwohl sie in den selben Kulissen gedreht wurden. Aber nicht nur der inhaltliche Zusammenhang fehlte, auch sonst ist Rasen oder The Spiral, wie der internationale Titel lautet, dem Hörensagen nach eine absolute Katastrophe und floppte dementsprechend an den japanischen Kinokassen grandios. Je nachdem, welcher Version man nun glaubt, entschied sich daher die Produktionsfirma, die ursprünglichen Kreativköpfe wieder anzuheuern, um ein amtliches Sequel zu drehen oder Nakata bestand darauf, geschockt von der Qualität von Rasen, mit seinen Leuten seinen eigenen zweiten Teil zu drehen (letztere Story ist die häufiger kolportierte, die erstere die von Nakata selbst publik gemachte – allerdings ist von einem Japaner auch nicht zu erwarten, dass er seinen Arbeitgeber öffentlich in die Pfanne haut, also halte ich Version 2 immer noch für recht plausibel). Mit den Ring-Romanen von Suzuki hat Ringu 2 nicht mehr viel zu tun, Nakata und sein Stammdrehbuchschreiberling Takahashi entschieden sich für ein vollkommen eigenständiges Script, das die Ereignisse aus Ringu konsequent aus ihrer Sicht der Dinge fortschrieb. Zumindest der kommerzielle Erfolg gab Nakata recht (und wer ein erklecklich vernichtendes Review zu Rasen/The Spiral lesen will, schlage nach bei Keith Allison und Teleport City).
Inhalt
Vorgeschichte bitte ich bitte (eh, naja, mein alter Deutschpauker liest ja nicht mit und wenn doch, moin moin, Herr Kaller, und nix für ungut, ich danke immer noch für den 1er in der Abschlussprüfung, hehe) direktemang bei Ringu nachzulesen, denn Vorkenntnis ist Trumpf. Unsere Handlung setzt einige Tage nach dem Ende von Ringu ein. Der alte Zausel Yamamura wird von der ermittelnden Polizei in Form des irgendwie unleidlich wirkenden Detectives Omuta eingeladen, die aus dem Brunnen gepuhlte Sadako-Leiche zu identifizieren, was der alte Herr für relativ sinnlos erachtet, da er das Mädel eigentlich nur als Kind kennt, abgesehen davon kann man von ihm aus die Leiche sowieso verbrennen und die Asche irgendwo verstreuen. Weil die Sache aber sehr seltsam ist, kann Omuta die Angelegenheit nicht einfach abschliessen – Sadako, so ergab die Autopsie, ist maximal ein oder zwei Jahre tot – der Brunnen war aber dreissig Jahre dicht, ergo hat die Übersinnliche ein paar Jahrzehnte im Brunnenschacht überlebt (und von Luft, Liebe und Moos gelebt?) – die Leiche hatte nicht mal mehr Fingernägel, weil sie sich die an den Brunnenwänden beim Versuch des Herauskletterns abgeschabt habe!
In Asakawas Redaktion fragt man, besonders ihr Assi Okazaki, sich allgemein, wo die Gute denn nun abgeblieben ist (laut Cops ist sie wie auch Yoichi spurlos verschwunden, was bei ihrem Arbeitgeber aber noch keiner weiss… schlechte Informationspolitik da drüben). Okazaki versucht aus Asakawas Story über das ominöse Todesvideo schlauzuwerden und entscheidet sich, diesbezüglich am Ball zu bleiben. Takano (Raikoyos Assistentin) sucht die Redaktion auf, in der Hoffnung, dort auf Asakawa zu treffen und ist emotional leicht überwältigt, als sie dort die von Asakawa anfangs des ersten Teils geführten Interviews sieht. Nachdem Takano Okazaki über Raikoyos Ableben informiert hat, fahren die beiden zu Asakawas Wohnung und entdecken dort einen mit der groben Keule zerlegten Fernseher und im Badezimmer einen Haufen zerrupftes und zerschnittenes Videoband. Takano, die zu unserer allgemeinen Überraschung ebenfalls paranormal begabt ist, hat eine Vision von Asakawa, die sich bei ihrem Vater entschuldigt: „Ich wollte Yoichi retten.“ Alles sehr mysteriös, zweifellos. Bei Okazaki fällt der Groschen, dass es ja den bewussten Yoichi geben muss und man, spürt man diesen auf, auch die Mutter finden müsse. Daneben entdeckt er auch noch Tomokos Bilder inklusive dem mit den verzerrten Gesichtern ihrer Clique. Plötzlich klingelt das Telefon, aber es ist nicht etwa Sadako dran, sondern nur die Polizei, die ausrichtet, dass Asakawas Papa tot aufgefunden wurde.
Omuta übernimmt die entsprechenden Ermittlungen – der alte Herr ist offensichtlich mit dem üblichen angstverzerrten Gesicht über den Jordan gerudert, im Haus finden sich zwei an den TV-Apparat angestöpselte Videorekorder, mit denen was kopiert wurde und eine Notiz an Asakawa, gekritzelt von ihrem Vater: „Ich habe das Video weggeworfen, mach dir keine Sorgen.“ Klarer Fall von gravierender Fehleinschätzung, möcht´ ich meinen.
Takano und Okazaki suchen Yoichi, der aber auch seit zehn Tagen nicht mehr in seiner Schule gesichtet wurde, dafür sichtet Takano aber eine schwarz-weiss-Stummfilm-Vision des Knaben. Als Okazaki sie fragt, warum sie überhaupt den Aufstand veranstaltet, gibt sie zur Auskunft, wissen zu wollen, warum Raikoyo sterben musste. Okazaki verspricht, Erkundigungen einzuziehen.
Zuhause wird Takano von Omuta aufgesucht, der sie mit Fragen nach Sadako und Shizuko behelligt, von denen Takano natürlich keinerlei Ahnung hat. Nachdem derlei Auskünfte den taffen Cop nicht wirklich befriedigen, bombardiert er das arme Mädel mit weiteren Fragen nach Asakawa, Raikoyo und deren Eskapaden im letzten Film – Takano, die ja nun wirklich keine Ahnung hat, wirft den aufdringlichen Bullen, so deutlich es einer Japanerin möglich ist, hinaus.
Im Polizeilabor basteln ein paar Laboranten eher erfolglos an der Rekonstruktion Sadakos Visage, während Takano einen Flashback in glücklichere Zeiten mit Raikoyo (rein beruflich natürlich) erlebt.
Okazaki interviewt ein Schulmädchen, das eigene Erfahrungen mit dem Video hat, bzw. Leute kennt, die es haben. Erstaunlicherweise ist inzwischen verbreiteter Kenntnisstand, dass man das Video kopieren und weitergeben muss, um den Fluch zu brechen (dafür, dass das eigentlich die zentrale Pointe von Ringu war und die dortigen Schlusserkenntnisse eigentlich niemand wissen sollte, ist das wohl ein Fall von plot convenience, um die Geschichte voranzubringen). Das Girl gibt zu Protokoll, das Video nicht gesehen zu haben, nickt aber ein wenig sehr enthusiastisch-erleichtert, als Okazaki sie bittet, ihm eine Kopie des Tapes zu beschaffen.
Für Takano hat Okazaki mittlerweile herausgefunden, dass Masami (Tomokos Freundin aus dem Teaser-Teil von Ringu in einer Klapsmühle steckt, kein Wort spricht und allgemein im Schockzustand dahinvegetiert. Gemeinsam suchen sie ihren behandelnden Doktor Kajiwara auf, der entgegen der Vorwarnung der Krankenschwester aber nur zu bereit ist, über den speziellen Fall zu labern. Bevor wir aber dazu kommen, überredet eine andere Schwester Masami zu einem Ausflug aus ihrem Krankenzimmer (eher Krankenzelle, sprichwörtlich leer bis auf ein Bett), nachdem sie der Patientin versprochen hat, den auf dem Weg liegenden Fernseher Masamis Gesichtsfeld zu entziehen.
Kajiwara führt Takano und Okazaki indes ein paar Fotografien Masamis vor – wie kaum anders zu erwarten (obwohl uns der erste Film eigentlich versichert hat, dass sie das Video nicht gesehen hat) wird auch ihr Portrait von einem weissen Fleck beeinträchtigt. Da dies zufällig in Kajiwaras Forschungsgebiet passt, hat der weitere Fotos anfertigen lassen, mit grösserem Aufnahmewinkel, und in fortschreitender Totale offenbart sich der „weisse Fleck“ als Schemen einer Frauengestalt. „Gedankenfotografie,“ erklärt der Hirndoktor, als wären „Gedanken, die so stark sind, dass sie Film belichten“, die normalste Sache der Welt. Naja, ist vielleicht in Japan so. Bei Masami funktioniert das ganze sogar, wenn man ihr nur einen Film in die Hand drückt, entsprechendes Bildmaterial hat der Doc auch zur Hand – ein Schriftzeichen ist auf dem ansonsten unbelichteten Foto zu sehen – „Sadä. Sehr geheimnisvoll, sofern man den ersten Teil nicht gesehen hat.
Nachdem Takano Kajiwara angeht, weil der, obwohl respektvoller Kollege, zu dessen Beerdigung nicht erschienen ist, verlässt sie das Büro des Docs und kann somit Zeuge werden, wie sich seltsames mit Masami abspielt. Die stolpert, unter Führung der Krankenschwester, am verdeckten Fernseher vorbei, schlägt aber unerwarterweise die direkte Richtung zur Glotze ein (naja, wer den Fernseher auch nur mit einem quasi durchsichtigen Vorhang verdeckt, braucht sich nicht wundern). Und schon beginnt der Fernseher anstelle des regulären Programms für die rumlümmelnden Bekloppten Bilder aus Sadakos Todesvideo abzuspielen. Die sensitiveren der Geisteskranken reagieren darauf mit Schreikrämpfen und Anfällen. Masami kraucht auf Takano zu und vermittelt ihr eine Vision aus Tomokos Todesnacht – und die sagt uns und Takano, dass Masami Sadako leibhaftig gesehen hat… „Bitte hilf mir,“ stammelt Masami, ehe sie von den Pflegern abtransportiert wird und Takano gibt Okazaki aufgrund der Geschehnisse den durchaus klugen Rat, die Story nicht weiterzuverfolgen.
Sie selbst lässt die Sache aber nicht los, zumal ihr in einer Vision Raikoyo erscheint und mitteilt, dass was auch immer sie tun wird niemand retten werde (tolle Aussichten). Durch ihre telepathischen Fähigkeiten kann Takano tatsächlich Yoichi in einem Bahnhof aufspüren und als sie den Knaben an die Hand nimmt (Kindesentführung!), zeigt sich auch Asakawa selbst – die beiden sind also nicht aufgrund irgendwelcher übernatürlicher Mächte verschwunden, sondern schlicht aus Angst untergetaucht. Takano berichtet von ihren Erlebnissen mit Masami. Asakawa warnt sie, das Video unter keinen Umständen nochmal und weiter als bislang gesehen anzuschauen.
Jemand anderes hat das Video allerdings angeschaut, nämlich das Mädel, das Okazaki die Kopie versprochen hat. Die reicht sie ihm und ringt ihm das mehr einfach so dahingesagte Versprechen ab, das Band innerhalb der nächsten Woche anzusehen, sonst, naja, das wissen wir ja. Okazaki vergräbt das Band in einer Schreibtischschublade (Mädel, ich befürchte, du hast dir den falschen zum Fluch-Brechen ausgesucht).
Takano freundet sich mit Yoichi und Asakawa an und spielt mit dem Kleenen, der übrigens auch jegliche Sprachausgabe verweigert, Frisbee und versucht gleichzeitig, den Knaben ein wenig mit Fragen zu bearbeiten. Immerhin schreibt er ihr auf einen Zettel die Botschaft „die Frau mit den langen Haaren“. Asakawa glaubt, dass Yoichi ihr die Schuld am Tod des Opas gibt (was ja auch nicht unberechtigt ist) – nach der Kopieraktion habe sich der Fernseher von selbst abgespielt und das Video gezeigt, was nun den alten Herrn ins Jenseits befördert hat.
Kajiwara hat ein Experiment mit Masami vor und dazu Okazaki und Takano eingeladen. Zu diesem Zweck hat er Masami an diverse fies aussehende Apparatschaften angeschlossen und erläutert seinen Zuschauern, was er vor hat. Masami werde von einer unspezifizierten Angst-Energie beherrscht und durch starke Konzentration könne sie diese Energie physisch manifestieren, was er anhand eines Wasserglases, dessen Inhalt durch Berührung von Masami molekular verändert wird, demonstriert. Kajiwara hofft, Masami durch das Experiment diese Energie vollständig entziehen und sie damit heilen zu können. Takano freaked ein wenig aus, als sie feststellt, dass Kajiwara dieses Experiment mitfilmen will, ahnt sie doch – wie wir vermuten und gleich bestätigt bekommen werden, übles. Kaum beginnt das Experiment, zeigt der Bildschirm auch schon Bilder aus dem Todesvideo – nach ein paar Momenten kollabiert Masami in ihrem Sitz und Takano zerstört geistesgegenwärtig den Bildschirm und das aufgenommene Tape (ich hoffe, sie hat ne gute Versicherung, auf Dauer kann das teuer werden).
Mittlerweile ist eine Woche vergangen, seit Okazaki die Videokopie erhalten hat und selbstverständlich hat er das Ding keines Blickes gewürdigt. Hindert ihn nicht daran, dem Mädchen, von dem er es hat und das leicht nervös anruft, einen gegenteiligen Bären aufzubinden (darf ich dich „Killer“ nennen, Oki?)
Omuta, Kajiwara und Takano halten indes Kriegsrat. Omuta hat ein Foto von Ikuma und Shizuko vom Tag des verhängnisvollen Experiments aufgetrieben, auf dem am Bildrand auch Sadako zu erahnen ist. Kajiwara erläutert noch mal seine These über die physische Manifestation von Gedanken und spekuliert, dass Sadakos Gedankenkraft durch den in dreissig Jahren im Brunnen angestauten Hass ziemlich gigantisch sein muss. Omuta bohrt bei Takano nach dem Aufenthaltsort Asakawas nach, aber noch bevor sich die Szene irgendwohin entwickelt, wird Omuta zu einem Einsatz abberufen – man hat nämlich Okazakis Video-Spendiererin tot gefunden, die mit der uns mittlerweile bestens bekannten Angstfratze abtransportiert wird. Das überredet Takano nun doch, Asakawas Versteck preiszugeben. Asakawa soll getrennt von Yoichi verhört werden, aber Takano, die mir etwas unverständlicherweise bei der Polizei nach Belieben ein- und ausgehen zu können scheint, wittert Ungemach und weist Yoichi telepathisch an, Reissaus zu nehmen. Tatsächlich flüchtet Yoichi sich zu seiner Mutter und stoppt die ihn verfolgenden Polizeibeamten mit purer Willenskraft – die Verwirrung nutzt Asakawa zur Flucht mit dem Sohnemann, verliert ihn aber bei der Überquerung einer mehrspurigen Strasse aus den Augen und gerät in eine Vision, in der sie ihrem Vater begegnet. Der verkündet ihr, Yoichi „endgültig verloren“ zu haben. Ist aber eher andersrum, denn als Asakawa in die Realität zurückkehrt, hat sie eine mehr als nur unheimliche Begegnung mit einem Truck, und wie´s im Leben nun mal meist so spielt, zieht sie bei der Kollision den kürzeren (und zum ersten und einzigen Mal fliesst im Ring-Zyklus Blut). Yoichi packt angesichts des Geschehens seine beste Darth-Vader-Imitation aus und peinigt Omuta, aber Takano kann schlimmeres verhindern (und zwischen unseren Protagonisten Okazaki und Takano stehts jetzt an verursachten Leichen 1:1 remis).
Okazaki schneidet derweil seinen Beitrag zusammen und beschäftigt sich mit dem Interview mit dem mittlerweile verstorbenen Mädchen (wovon er noch nix weiss). Das Band verhält sich aber ziemlich seltsam und beim Hin- und Herspulen fällt Okazaki auf, dass sich das Mädchen an einer
Stelle, an der sie den Kopf schüttelt, für Sekundenbruchteile in eine andere Person verwandelt – natürlich in Sadako und die kommt auf Okazaki zu… ein ausgesprochen packend inszenierter Moment, der zwar nicht ganz mit der entscheidenden Stelle von Ringu mithalten kann (und Nakata verzichtete auch darauf, sich selbst zu plagiieren), aber trotzdem genuinely creepy.
Während Takano weitere Visionen von Raikoyo hat, haben die Labortechniker endlich die Gesichtsrekonstruktion Sadakos fertiggestellkt und Yamamura ist zufrieden damit (höchstwahrscheinlich wäre ihm aber auch jedes Resultat recht gewesen). Beim Versuch, den rekonstruierten Kopf zu fotografieren, kommt es zu geisterhaften Erscheinungen, die aber abgetan werden.
Takano ist zum Schluss gekommen, dass das Rätsel nur auf Oshima gelöst werden kann und besteigt mit Yoichi (mit welcher Autorität spielt sie sich eigentlich als Ersatz-Erziehungsberechtigte auf?) die Fähre, ebenfalls auf dem Weg dorthin ist Yamamura, aber mit seinem eigenen Fischkutter und dem Schädel von Sadako im Gepäck (hat er den geklaut oder haben die Bullen ihm den gegeben? Und wenn letzteres, wozu dann die Mühe mit der Reko?) Yamamura klagt Sadako an, nicht sein Leben genommen zu haben, wo er doch letzten Endes für alles verantwortlich ist (wie wir aus Ringu wissen, „verkaufte“ er die Fähigkeiten Shizukos an Ikumo und schreitet schliesslich dazu, Sadkos Überreste „wieder“ (?) dem Meer zu übergeben. Der in eine Box verpackte Kopf versinkt im Ozean…
Takano und Yoichi mieten sich auf Oshima in Yamamuras Hotel ein und Yoichi steht fasziniert vor dem Spiegel, der, wie wir auch wissen, der aus dem ominösen Video ist. Takano ringt Yoichi das Versprechen ab, seine Kräfte (woher er die hat, ist anyones guess, allerdings war auch sein Papa ja paranormal begabt) nie wieder einzusetzen. Danach unternimmt sie einen Nachtspaziergang und findet am Strand Yamamura, der zur Abwechslung mal äusserst gesprächig ist und über Shizukos Schwangerschaft erzählt – offensichtlich war die Sache ungewollt und getreu der örtlichen Tradition wollte sie das unerwünschte Kind in einer zum Kinderfriedhof umfunktionierten Höhle ablegen. „Aber am nächsten Tag hatte sie Sadako,“ düstert der alte Herr. Takanos Frage, wer zum Geier denn nun wirklich Sadakos Vater ist (Ikuma kann´s nach meinem bisherigen Kenntnisstand allein vom Zeitablauf her nicht sein), bleibt unbeantwortet…
Kajiwara erscheint unangemeldet im Hotel und Frau Yamamura gibt sich alle Mühe, ihn höflich rauszuschmeissen, aber er kommt zum rechten Zeitpunkt, denn so kann er mit Takano entsetzt ein parapsychologisches Phänomen mitansehen – nämlich eine Live-Performance der Spiegelszene aus dem Video. Shizuko und Sadako als Kind materialisieren sich in einer ausgesprochen eindrucksvollen und unheimlichen Szene. „Aber du bist tot,“ stammelt Takano, bevor sie zusammenbricht und der Spuk ein Ende nimmt. Kajiwara unternimmt einen Sofortversuch seines Wasser-Experiments und stellt fest, dass auch Yoichi von einer rätselhaften Energieform „bessessen“ ist – „er wird von einer grossen Wut beherrscht, seine Gedanken sind so stark, dass er Sadako erscheinen lässt!“ Zum Glück hat Kajiwara sein komplettes Equipment dabei und schreitet zum technischen Exorzismus – Takano erklärt sich bereit, als Hilfsmedium zu fungieren, um die Energie aus Yoichi ins Wasser, wo sie sich auflöst, zu leiten. Da der Trick mit Salzwasser nicht funktioniert und ein ausreichend grosses Wasserglas nicht vorhanden ist, behilft man sich mit dem hoteleigenen Swimmingpool.
Yoichi projiziert zum Start des Experiments auch pflichtschuldigst Bilder seiner Eltern, weigert sich aber, tiefer in sein Unterbewusstsein vorzudringen. Kajiwara provoziert ihn, seinen Hass auf Takano zu lenken: „Sie ist schuld am Tod deiner Mutter!“ (Was vollkommen korrekt ist, das muss man noch nicht mal eng sehen…). Das funktioniert, auf den Überwachungsmonitoren spielt sich das Video ab und im Swimmingpool materialisieren sich allerhand Geister und die Kiste mit Sadakos sterblichen Überresten, die Yamamura doch im Meer versenkt hatte. Yamamura nimmt das als Zeichen und marschiert, „nimm mich“-proklamierend, in den Pool, wo sich die Kiste auch schon bedrohlich öffnet… Das Experiment gerät leicht ausser Kontrolle – Yoichis Energie drängt Kajiwara, unglückseligerweise mit elektrischem Equipment beladen, das noch dazu angeschlossen ist, in den Pool – death by electrocution. Kurzschluss, lights out, Konfusion und plötzlich finden sich Takano und Yoichi an der Wand des bewussten Brunnens klammernd wieder…
Wie schon bei Ringu, sei auch hier das Ende nur über eine gepflegte Fussnote verraten…
Vieles, was ich in Bezug auf Stilistik, Struktur und allgemein im Ringu-Review aufgeführt habe, könnte ich jetzt bedenkenlos wiederholen – man merkt, dass das selbe Team am Werke war, der Streifen spielt sich tatsächlich als eine konsequente Fortführung des Themas mit nur wenigen Versuchen, neue Ideen einzubringen – angesichts des Rasen-Fiaskos eine verständliche, wenngleich wenig risikofreudige Entscheidung (ich kann mich immer noch nicht ganz entscheiden, was ich besser finde – eine Serie komplett in der Hand eines Kreativteams oder Austausch desselben mit jedem neuen Installment, beide Thesen haben etwas für sich. Puristen mögen der ersten Variante zuneigen, aber ich wage zu behaupten, ohne die vollkommen unterschiedlichen Gewichtungen, die z.B. die Schöpfer der diversen Alien-Sequels setzten, würde dieses Franchise nicht seine immer noch ausstrahlende Faszination erhalten – und das gilt besonders für den Fincher-Teil 3…).
Ironischer- oder vielleicht wenig überraschenderweise hakt Ringu 2 dann auch ausgerechnet dort, wo Hideo Nakata und sein Team etwas neues ausprobieren – an der Verquickung traditioneller übernatürlicher Elemente mit solchen aus dem wissenschaftlich-technischem Bereich sind schon andere Leute gescheitert (so z.B. die m.E. missglückte Hell House-Verfilmung von John Hough), da mag sich einfach nicht recht zusammenfügen, was nicht zusammengehört. Auf mich macht das oft den Eindruck eines fast schon verzweifelten Versuchs, rational erklären zu wollen, was man nicht erklären kann, muss und sollte.
Auch ansonsten wirkt das Script auf mich nicht ganz glücklich – die Story von Ringu war trotz einiger Brüche noch relativ straight und nachvollziehbar, Ringu 2 dagegen wirkt manchmal konfus und widersprüchlich (es ist ja nicht soo tragisch, wenn Ringu 2 dem Original aufgrund geänderter Erkenntnisstandlage widersprechen würde, aber hier verheddert sich das Script gelegentlich in eigenen Widersprüchen, die unaufgeklärt bleiben – so z.B. Yamamuras Behauptung, er hätte Sadako „wieder“ dem Ozean übergeben, aber vielleicht hab ich ja auch nur irgendwas nicht kapiert, kann ja vorkommen).
Problematisch ist auch ein wenig der – notwendige – Wechsel der Protagonisten. Während Nakatani ganz gut damit fährt, zum Zentralcharakter der Story zu werden (immerhin war sie aus Rasen gewohnt, von Nebenfigur zu Hauptakteurin zu werden), gibt Okazakis Charakter (der im ersten Teil noch weniger zu tun hatte als Takano) nicht viel mehr her als einen ziemlich selbstsüchtigen Jerk. Und aus der selbstbewussten Asakawa vom Ende des ersten Teils ist nicht viel mehr als ein blasses, unsicheres Abziehbild ihrer selbst geworden.
Ring 2 – franz. DVD-Cover
Besser gelöst als im Vorgänger ist dagegen die Struktur – Nakata konzentriert sich nicht mehr so augenfällig auf einen einzigen Höhepunkt hin, sondern verteilt seine Scares, seine Schockszenen etwas grossflächiger über den Film. Und obwohl natürlich keine dieser Szenen dem Showdown von Ringu auch nur entfernt das Wasser reichen kann, so verfügt Ringu 2 doch wenigstens über eine Handvoll von Schreckszenen, beginnend mit dem Vorfall mit Masami im Hospital, über den Doppel-Scare von Asakawas Tod und Sadakos Attacke auf Okazaki, die grandiose und vielleicht beste Szene im Yamamura-Hotel mit den Spiegeln und natürlich den Showdown, der im Vergleich zu Ringu aber ein wenig schwach ausgefallen ist, gerade das Ende erreicht nicht die Intensität des Vorgängers, vom überflüssigen Sequel-Aufhänger mal ganz abgesehen. Insgesamt verleiht die bessere Verteilung der Scares dem Film ein etwas flotteres Tempo und eine insgesamt etwas bedrohlichere Atmosphäre, auch wenn der Grundgedanke von Ringu, nämlich eben die Geschichte des Videos, im Sequel mehr zum Beiwerk, zum McGuffin für eine emotionale Spukgeschichte wird. Visuell behält Nakata die Marschrichtung von Ringu experimentefrei bei und auch der wieder sehr passende, sparsam instrumentiert-minimalistische Soundtrack von Kenji Kawai überzeugt erneut.
Schauspielerisch liegt der Streifen in etwa auf einem Level mit Ringu – wobei ein erfahrener Akteur wie Hiroyuki Sanada, der rollenbedingt zum Statisten degradiert ist, an vielen Ecken und Enden fehlt. Miki Nakatani macht ihre Sache sehr gut, aber einige andere Hauptrollen könnten für meinen Geschmack etwas überzeugender besetzt sein – Kenjiro Ishimarus Omuta ist da ein hübsches Beispiel dafür.
Letztendlich stand Hideo Nakata vor einem grossen Problem – wie macht man ein Sequel zu einem Film, der auf einen einzigen grossen Überraschungsmoment ausgelegt ist und der schlicht nicht reproduzierbar ist? Ich will nicht sagen, dass Nakata vor dem Problem kapitulieren musste – Ringu 2 hat seine echten gruseligen Momente und mag rein strukturell her vielleicht sogar der bessere Film sein, aber die Schwächen des Drehbuchs und eben der nicht zu vernachlässigende Fakt, dass der Film nichts mit der Schlüsselszene aus Ringu vergleichbares aufweisen kann, verhindern letztendlich den durchschlagenden Erfolg.
Ein grosses Sonderlob geht an den deutschen DVD-Vertrieb anolis/e-m-s – die Bildqualität der bislang von mir gesichteten beiden Ringu-DVDs sucht zweifellos ihresgleichen, das ist verdammt nahe an der perfekten Umsetzung. Der Ton ist erneut zweckmässig-unspektakulär und an Extras hat man sich dann leider nicht überschlagen. Neben Trailern und einer Fotogalerie konzentriert sich das Bonusmaterial auf Regisseur Nakata. Eine ausführliche Biographie nebst Interview auf Texttafeln wird ebenso geboten wie ein hiervon unterschiedliches Videointerview von ca. 23 Minuten Dauern, in dessen Verlauf sich Nakata zunächst als etwas zähflüssiger Gesprächspartner anbietet, aber nach und nach auftaucht und doch ein paar interessante Statements zum besten gibt. Wer will, kann sich den Hauptfilm auch im japanischen Originalton reinziehen.
Eigentlich hab ich mein Fazit ja schon zwei Absätze weiter oben abgegeben – Ringu 2 krankt von Haus aus daran, dass Ring nicht wirklich ein Sequel nötig hatte – man konnte eigentlich nur verlieren, wenn man versucht, das Mystery um Sadako weiter aufzuklären und dabei auf seine beiden Hauptfiguren praktisch komplett verzichten muss. Was gegen Ringu 2 spricht, ist also das etwas konfuse Script und die mangelhafte Ausarbeitung bzw. darstellerische Umsetzung einiger Charaktere sowie die schlichte Unwiederholbarkeit von echten Überraschungsmomenten. Für den Film hingegen spricht sein etwas flotteres Tempo und die grössere Anzahl von – allerdings nicht so eindrucksvollen – Schockeffekten. Letztendlich würde ich Ringu und Ringu 2 auf etwa einem Niveau ansiedeln – was der eine Film besser macht, bleibt er in einem anderen Bereich schuldig und so gleicht sich das in etwa aus. Oder, um´s kurz und bündig, wie´s meine Art ist (har-har), zu sagen: wem Ringu gefallen hat, wird auch am zweiten Teil seine Freude haben, genauso wie diejenigen, die dem ersten Teil nichts abgewinnen konnten, auch um das Sequel einen Bogen machen sollten.
(c) 2003 Dr. Acula
Eine körperlose Stimme erzählt von den Kobolden und Yoichi, dem langsam klar wird, dass er der Schlüssel zum ganzen ist, reisst sich von Takano los und lässt sich ins Wasser fallen. Takano springt hinterher, um den Knirps zu retten. Plötzlich wird von oben ein Seil heruntergelassen und Raikoyos Geist erscheint aus der Dunkelheit und reicht Takano den Kurzen. „Übertrage deine Angst an deinen Vater,“ bittet er seinen Junior (denn ohne Angst kann Sadako sich nicht in über Gedanken physisch manifestieren). Der Kleene will erst nicht, mag er seinem Papa wohl nicht schaden, aber Raikoyo setzt sich durch. „Klettert rauf und schaut nicht zurück!“ empfiehlt er Takano und Yoichi. Natürlich kann Takano sich bei der fröhlichen Seilklettertour nicht beherrschen – zwar erstarrt sie nicht wie einst Lots Weib zur Salzstange, aber sie sieht, wie Sadako sich manifestiert (hm, mit Raikoyos Widerstandskräften scheint´s nicht mehr zum besten zu stehen, jetzt wo er tot ist) und an der blossen Wand auf allen Vieren hochklettert (laut dem Regisseur eine Remineszenz an D´Amatos Man Eater), das Seil packt und schliesslich Takano direkt ins Auge stiert. Der Satz, den sie Takano ins Gesicht nuschelt, ist ziemlich bis total unverständlich – ich musste die IMDB zurate ziehen, wo dieser Satz glücklicherweise als Zitat aufgeführt ist; im englischen lautet er: „Why are you the only one saved?“). Dann lässt Sadako los und stürzt sich ins Unglück bzw. ins brackige Wasser des Brunnens und Yoichi und Takano tauchen im Pool auf. „Hast du noch Angst?“ fragt Takano. „Nö, und du?“ „Ein bisschen“…
In Okazakis Redaktion ist dessen plötzlicher Rückzug in die Klapsmühle seines Vertrauens Gesprächsthema und beim Ausräumen seines Schreibtisches fällt den Kollegen die verschlossene Schublade auf, während im Krankenhaus Okazaki von einer Schwester fotografiert wird – mit dem zu erwartenden Resultat. Als er allein in seiner Zelle hockt, erscheint hinter ihm, in grobkörniger TV-Auflösung und kichernd, Sadako…
BOMBEN-Skala: 4
BIER-Skala: 6
Review verfasst am: 01.08.2003