Ring

 
  • Deutscher Titel: Ring
  • Original-Titel: Ringu
  • Alternative Titel: Ring 1 | The Ring |
  • Regie: Hideo Nakata
  • Land: Japan
  • Jahr: 1998
  • Darsteller:

    Reiko Asakawa (Nanako Matsushima)
    Ryuji Takayama (Hiroyuki Sanada)
    Tomoko Oishi (Yuko Takeuchi)
    Mai Takano (Miki Nakatani)
    Masami Kurahashi (Hitomi Sato)
    Takashi Yamamura (Yoichi Numata)
    Yoshino (Yutaka Matsushige)
    Koichi Asakawa (Katsumi Muramatsu)
    Yoichi Asakawa (Rikaya Otaka)
    Shizuko Yamamura (Masako)
    Dr. Heihachiro Ikuma (Daisuke Ban)
    Omiya (Kiyoshi Risho)
    Okazaki (Yuurei Yanagi)
    Sadako Yamamura (Rie Inou)


Vorwort

Ja, ich geb´s mal wieder geren zu, ich bin vermutlich der letzte Mensch auf Erden, der Ringu noch nicht gesehen hat. Ich hab auch The Ring nicht gesehen (wollte eigentlich ins Kino, kam nicht dazu und hatte nun eigentlich vor, mir die geballte Ring-Power nach dem hiesigen Release des US-Remakes zu gönnen), was insofern auch wieder eine günstige Voraussetzung ist, jedenfalls bin ich nicht voreingenommen…

Nachdem mir die Freunde von DVD_Magazin jüngst Ringu 2 zwecks baldiger Besprechung zukommen liessen, sah ich mich dann doch gezwungen, den Videodealer um die Ecke aufzusuchen – schliesslich kann man schlecht ein Sequel besprechen, wenn man das Original nicht kennt (zumindest nicht bei Filmen wie diesen, die doch einen gewissen inhaltlichen Zusammenhang aufweisen). Also flugs in die Videothek marschiert, Ringu und, weil ich grad dabei war, auch Ringu 0 ausgeliehen (expect also die Sequels here soon).

Zu der Erfolgsstory von Ringu muss ich ja hoffentlich nicht viel sagen – jede einschlägige Website (bis auf diese, hehe) und jedes halbwegs auf dem laufenden agierende Magazin hat sich lang und breit über diesen ersten wirklichen Angriff der Japaner auf den internationalen Mainstream-Horror-Markt ausgelassen (im Vergleich zu Miike und anderen, eher als Garagen-Filmer einzustufenden Konsorten). Daher spar ich mir lang und breite Vorreden, Ihr kennt den Film wahrscheinlich eh besser als ich :-).


Inhalt

Zunächst mal gilt es die heutzutage scheinbar auch in Japan nunmehr übliche Teaser-Sequenz abzuarbeiten. Tomoko und Masami, zwei Mädel (bei japanischen Namen muss man das ja sicherheitshalber dazuschreiben) im Teenie-Alter, nutzen die sturmfreie Bude, nein, nicht zu Jungenbesuch, sondern zum Austausch von Gruselstories (oder urban legends, wie man will). So erzählt Masami von dem Jungen, der nach dem Ansehen eines Videotapes (nein, es war nicht Fuga, obwohl das Endresultat vermutlich aufs selbe rauskäme) und einem geheimnisvollen Anruf wie vom Anrufer angekündigt nach genau einer Woche den Löffel gereicht habe. Weia, meint Tomoko, das bewusste Tape habe sie nämlich auch gesehen! Nachdem man sich kurz darauf verständigt, dass Tomoko einen echt guten Witz gemacht habe, klingelt das Telefon und Tomoko kriegt einen leicht panischen Anfall – es war nämlich kein Joke, sondern bitterer Ernst, und das ganze sei nun genau EINE WOCHE her – zitter-beb-bibber! Alas, am Fon ist nur Tomokos Mum und richtet aus, dass sie später kommt. Masami geht erst mal aufs Klo und Tomoko schlendert in die Küche, da schaltet sich mysteriöserweise der Fernseher von selbst ein. Tomoko schaltet das Gerät wieder aus, geht zurück in die Küche, doch da ist sie nicht allein —- dramatische Negativ-Aufnahme von Tomokos schreiendem Gesicht…

Reporterin Asakawa interviewt ein paar Tage später Schulkinder (naja, Teens halt) über die grassierende urban legend mit dem Video. Auf dem ist angeblich eine Frau zu sehen, danach kommt der bewusste Anruf mit der Todesandrohung und dann tauche die Frau immer wieder im Fernsehen auf. Alles ist, wie es sich für eine ordentliche UL gehört, einem Freund eines Freundes etc. passiert. Nur ein Girl kann etwas genauer rapportieren, dass ein ihr bekanntes Pärchen nach Konsum des Videos gestorben sei.

In Asakawas Redaktion weiss irgendjemand, dass die bewusste Frau angeblich ein vor zehn Jahren gestorbener Popstar sein soll (?) und Asakawa selbst recherchiert die genaueren Umstände des tatsächlichen Pärchen-Todesfalls (naja, Recherche – sie greift sich eine herumhängende Zeitung und findet just in der einen Artikel über den Fall… nennt man wohl ´nen lucky shot). Sie beauftragt einen ihrer Schergen, die Schule zu ermitteln, die die Toten besucht haben und fährt dann nach Hause, um ihren Dreikäsehoch Yoichi (AARGH! KENNY-ALARM! Und der trägt wirklich die extrem kurzen Shorts… eigentlich müsste Japan das Paradies für Pädophile sein) zu einer Beerdigung aufzupicken. Zu Grabe getragen (naja, nicht wirklich) wird Tomoko, die, wie´s der Zufall so will, Asakawas Nichte ist. So richtig weiss niemand, woran Tomoko eingegangen ist, jedenfalls wittert die Verwandschaft foul play, da eine Obduktion angesetzt wurde. Und als aus der Redaktion Asakawa ein Anruf erreicht, kommt auch bei ihr ein gewisser Verdacht auf, denn die Schule, nach der sie sich erkundigt hat, ist ausgerechnet die, die auch Tomoko besuchte. Ein paar Mitschülerinnen Tomokos geben der Journalistin auch noch auf den Weg, dass Masami sich in die looney bin zurückgezogen habe und strikt jegliches Fernsehen ablehne…

Grund genug für tiefere Recherche – es gibt tatsächlich Videomaterial über die Auffindung der beiden Toten und das zeigt die verzerrten Fratzen, mit denen die Jugendlichen in die ewigen Jagdgründe eingefahren sind – eine Todesursache wurde nie ermittelt, Asakawas Kollege spekuliert, dass etwas sie zu Tode erschreckt habe. Asakawa sucht daraufhin Tomokos Mutter (in angemessen deprimiertem Zustand) auf, findet in Tomokos Zimmer einen nicht eingelösten Fotoabholschein und erfährt von der lieben Mama, dass sie das Pech hatte, Tomoko zu finden – in ihren Schrank eingeschlossen, mit dem verzerrten „face of death“ der Angst. Asakawa holt die Bilder ab, die Tomoko plus ein paar Freunde, nämlich genau die drei, die bislang schon gestorben sind (also das Pärchen und der Junge aus Masamis Story) bei einem fröhlichen Teenie-Ausflug in den Nationalpark Izu zeigen. Die Bilder datieren vom 29.8., eine Woche vor Tomokos Tod – und eins der Bilder zeigt die Teens mit verzerrt-verwischten Gesichtern (hat der Praktikant im Fotolabor wieder mal Mist gebaut, wa). Dem kleenen Yoichi ist indes zugetragen worden, dass Tomoko sich das Todesvideo angesehen habe, Asakawa verbietet ihm, darüber zu sprechen und fährt am 13.9. (die Daten sind nicht an sich wichtig, nur für den Zeitablauf) nach Izu, wo sie die Blockhütte inspiziert, die Tomoko & Co. gemietet hatten. Mehr als ein Gästebuch ohne nähere Hinweise findet sie zunächst nicht, aber als sie den Hotelbesitzer (oder Empfangschef oder was auch immer) nach den Jugendlichen fragen will, stellt sie fest, dass der für seine Gäste eine erkleckliche Videothek unterhält (so sind sie, die Japaner, fahren in einen Naturpark und kucken sich dann dort Videos an…) und unter den harmlosen Videos auch ein auffälliges Tape ohne lustig bebilderte Box und Beschriftung rumsteht. Der Hoteltyp kann sich die Anwesenheit des Videos nicht erklären. Tomoko leiht es aus, geht zurück in die Hütte und sieht sich das Band nach einiger Überlegung an.

Das zeigt zunächst Schneetreiben in der Antarktis, dann einen Brunnen im Wald, eine Frau im Spiegel, wild durcheinander wuselnde japanische Schriftzeichen, seltsam herumkrauchende Typen, einen Kerl am Ufer, der ein Laken über´m Kopf hat und den Arm ausstreckt, die Grossaufnahme eines Auges, und dann wieder den Brunnen, alles in einer Bildqualität, die einem neuen Madison-DVD-Release alle Ehre machen würde (unnötiger Kalauer auf Kosten dieser höchst ehrenvollen Videovertriebsorganisation). Asakawa fühlt sich sichtlich unwohl (obwohl ich grauenvolleres gesehen habe, z.B. das Halbfinale von „Deutschland sucht den Superstar“) und als dann noch das Telefon klingelt und sie die uns nicht vorgeführte Stimme am anderen Ende der Strippe tüchtig erschreckt, ist sie mit den Nerven ziemlich fertig… „eine Woche“ stammelt sie. Tja, Mädel, kannst wohl schon mal dein Testament aufsetzen.

Hilfe muss her (am 14.9.) und daher rekrutiert sie ihren Ex-Ehemann Raikoyo (so heisst der zumindest in der DF, Ryuji, wie in der OF, konnte wohl keiner der Synchronsprecher aussprechen… weil sich Raikoyo aber auch flüssiger tippt, bleib ich auch mal dabei). Der hat einen Lehrauftrag an der Uni und ist wohl latent parapsychisch begabt, auch wenn das nie ausgesprochen wird. Er nimmt Asakawas Geschichte nicht sonderlich ernst, auch nicht, als sie ihm das Foto von Tomoko & Freunden zeigt und zieht sich recht unbeeindruckt das Video rein. Scheint sich auf ihn nicht auszuwirken und´s Telefon dringelt auch nicht. Er hält es für einen harmlosen Spass und Asakawa spekuliert in Richtung auf einen Piratensender (wäre was für Videodrome).

Aber am 15.9. muss Raikoyo seine Meinung wohl ändern, als er, mitten in der Stadt auf einer Bank sitzend, eine Vision einer Frau im weissen Kleid erleidet. Zusammen mit Asakawa analysiert er das Band (nachdem sie alle Parkbesucher der fraglichen Zeit ausfindig gemacht und angerufen hat – reife Leistung, würd ich sagen, und herausgefunden hat, dass niemand ein Videoband dort verloren hat und es auch keinen Piratensender in Izu gibt), das sie für ihn kopiert hat. Bei genauerer Betrachtung mit tausendfachem Vor- und Rücklauf und Standbildern (erinnert fast an Blair Witch 2) fallen Asakawa Ungereimtheiten aus. Bei der Szene mit der Frau im Spiegel (grr, wenn ich solche Floskeln verwende, glaub ich fast, für eine Frauenzeitschrift zu schreiben) müsste beim gewählten Kamerawinkel eigentlich der Kameramann im Spiegel zu sehen sein. „Vielleicht Spezialeffekte“, vermutet Raikoyo und identifiziert einige der herumwirbelnden Schriftzeichen als das Wort „Ausbruch“. Während seine Studentin Takano kurz vorbeischaut, geht die fröhliche Videoanalyse weiter – bei der Grossaufnahme des Auges ist in selbigem ein weiteres Schriftzeichen, „Sadä, zu erkennen, das Raikoyo für eine Signatur hält: „Sie will, dass man sie erwischt.“ Die Szene mit dem seltsamen Typen am Strand enthüllt beim Rückwärtslauf eine versteckte akustische Botschaft (wir lassen auch nix aus), die in einem wenig gebräuchlichen Dialekt etwas von „Kobolden“ und „Salzwasser“ erzählt. Alles sehr rätselhaft.

Der Dialekt entpuppt sich nach Recherche am 16.9. als der von der Insel Oshima, wo vor zig Jahren ein Vulkan hochgegangen sei, was an sich für japanische Verhältnisse nicht sehr spektakulär sein dürfte (wo alle Nase lang radioaktive Riesenechsen Grossstädte zu Klump hauen, ist ein ordinärer Vulkanausbruch vermutlich eher eine angenehme Abwechslung), allerdings habe eine Einheimische den Ausbruch vorhergesehen (und nicht, weil sie Seismologin oder so wäre, das wäre dann Mt. Helens). Raikoyo schlägt vor, dass er nach Oshima fährt und dort Erkundigungen einzieht, während Asakawa bei Yoichi bleiben soll, schliesslich habe sie nur noch vier Tage…

17.9. Raikoyo hat herausgefunden, dass die hellsichtige Oshima-Bewohnerin Shizuko hiess und sich vor gut vierzig Jahren in den Vulkan gestürzt habe (was als Selbstmordmethode sogar noch mehr Stil hat als ein Fallschirmabsprung ohne Fallschirm). Asakawa packt Yoichi ein und flüchtet zu ihrem eigenen alten Herrn. Des Nächstens bemerkt sie, dass ihr Junior nicht schläft, sondern – Entsetzen – vor der Glotze hängt und nicht etwa Poke´mon, sondern das Todesvideo ansieht! Auf die Nachfrage, wo er denn um Himmels Willen die Cassette herhabe, antwortet der Kurze treuherzig, Tomoko hätte es ihm gegeben und gebeten, es anzuschauen.

Drastische Entwicklungen wie diese erfordern drastische Massnahmen und so setzt sich Asakawa mit auf die Fähre und dengelt gemeinsam mit Raikoyo nach Oshima, wobei Asakawa die Überfahrt für diverse Selbstvorwürfe nutzt. Der Korrespondent von Asakawas Käseblatt auf Oshima kann etwas mehr über Shizukes Familiengeschichte erklären. Die Yamamuras waren einst recht erfolgreiche Fischer, bis zum Vorfall mit Shizuke, über die die Leute allerhand Lügen erzählt hätten. Nun unterhalten als letzte lebende Verwandte der Sohn eines Cousins nebst Frau ein Hotel, und in das mieten sich unsere Helden ein. Zuvor erfahren wir noch, dass nach Shizukos spektakulärer Vulkanprognose ein renommierter Wissenschaftler namens Dr. (oder Professor, da ist sich der Film uneins) Ikuma mit der übersinnlich Begabten experimentiert habe, es zu einem Todesfall gekommen war und der Herr Wissenschaftler mit Schimpf und Schande von allen Höfen gejagt wurde. Ausserdem gibt es Gerüchte über eine Tochter Shizukos. Im Hotel angekommen stellt sich heraus, dass in den Zimmern Spiegel wie der aus dem Video hängen und Herr Yamamura jegliche Auskunft über die damaligen Vorfälle und etwaige Shizuko-Töchter strikt verweigert.

Da sich die Spur als Sackgasse zu outen droht, bekommt Asakawa eine Krise, ist überzeugt, bald ins Gras beissen zu müssen und bittet Raikoyo, bei ihr zu sein, wenn sie stirbt. Pragmatisch und wenig einfühlsam weist Raikoyo darauf hin, dass er dann nach den bisherigen Erfahrungen verrückt werden würde (ich kann mir vorstellen, warum die Ehe nicht gehalten hat… ein Romantiker ist der gute Mann sicher nicht). Frau Yamamura reicht den beiden ein Foto von Shizuko und Dr. Ikuma, von dem ich nicht weiss, wie es unseren Helden weiterhelfen soll.

Am nächsten Morgen latschen unsere Helden an den Strand. Raikoyo macht sich an Herrn Yamamura heran, der, nachdem ersterer das vollständige Zitat aus dem Video, „Die Kobolde vertrauen dir, wenn du das salzige Wasser verstehst“, zum besten gibt, ein wenig aufgeschlossener wird und ein weig über Shizuko erzählt. Als Raikoyo aber aufbringt, dass Shizuko telepathisch begabt gewesen sei, wird der alte Herr ärgerlich. Hat er wohl allen Grund dazu, denn Raikoyo wirft ihm vor, des Geldes wegen mit Dr. Ikuma Kontakt aufgenommen zu haben, um die Talente der Dame in bare Münze umzusetzen. Yamamura will weglaufen, fällt aber hin. Raikoyo will ihm aufhelfen, gerät aber, als er den Knaben berührt, in eine schwarz-weiss-Vision des fatalen Experiments (und Asakawa teilt diese Vision). Mit den üblichen Mitteln der Parapsychologie (Shizuko soll Schriftzeichen „raten“) bemüht sich Ikuma, eine skeptische Journalistenmeute von den Fähigkeiten seines Schützlings zu überzeugen, vergeblich, denn die Pressefritzen bezichtigen ihn des Betrugs. Ein besonders aufsässiger Schreiberling fällt nach heftigen Anschuldigungen tot, mit einer Entsetzensfratze, um. Shizuko schreit auf: „Sadako, das warst du!“ und tatsächlich steht neben der provisorischen Bühne ein kleines Mädchen, die bewusste Tochter, laut Yamamura ein „Monster“ und „berührt“ innerhalb der Vision Asakawa am Arm, was zu deutlich sichtbaren Klauen-Spuren am realen Unterarm unserer Heldin führt. Asakawa klappt verständlicherweise zusammen.

Nach dem bewussten Vorfall seien Ikuma und Sadako spurlos verschwunden und Raikoyo bezweifelt, dass Sadako noch lebt: „Der Film ist nicht von dieser Welt. Er ist ein Ausdruck ihres Hasses. Sie verflucht die Menschheit!“ Dramatisch, dramatisch. Zu allem Überfluss nähert sich ein Taifun der Insel, der Fährbetrieb ist eingestellt und die einheimischen Fischer weigern sich aus Vernunftsgründen, die Rückreisewilligen über das grosse Wasser zu schippern. Asakawa hat eine Erleuchtung: Nur in Izu klingelt das Telefon nach Video-Konsum – das muss etwas zu bedeuten haben. Zu allgemeiner Überraschung bietet sich Yamamura an, Asakawa und Raikoyo überzusetzen. Raikoyo denkt über die Izu-Connection nach und vermutet, dass Sadako dort, wo jetzt die Hütte steht, starb und sie vielleicht Ikumas Tochter war. Jedenfalls will er ihr Grab öffnen (erst mal finden vor Lachen, und was dann? Ein Exorzismus?)

20.9. – wenn´s blöd läuft, Asakawas letzter Tag auf Erden. Nach einem kurzen Kontrollanruf bei Yoichi bricht man nach Izu auf und macht sich daran, Sadakos letzte Ruhestätte zu finden. Zum Glück für unsere Helden ist die Hütte ein Pfahlbau, d.h. man kann relativ problemlos unter die Hütte krauchen und dort den Brunnen aus dem Video finden, verschlossen mit einem schweren Betondeckel. Asakawa bekommt eine Vision und wird „Zeugin“, wie Ikuma selbst Sadako in den Brunnen schubst. Raikoyo klettert in den Brunnen und entdeckt Spuren, dass Sadako ihren unfreiwilligen Brunnen-Jump überlebt und noch versucht habe, wieder herauszuklettern. Der Brunnen führt noch ungefähr eineinhalb Meter Wasser, aber daran hat Raikoyo gedacht – mit zwei Eimern beginnen unsere Helden, das Wasser abzuschöpfen (also, nix für ungut, aber ich glaub, das könnte *etwas länger* dauern. Wenn ihr schon vorbereitet wart, warum habt ihr nicht gleich ´ne kleine Elektropumpe gekauft? – Und ob die Idee, dass Raikoyo unten die Eimer füllt und Asakawa sie hochzieht, nun der Weisheit letzter Schluss ist, weiss ich auch nicht, anderswo würde das doch mehr Sinn machen – Raikoyo als starker Hengst könnte doch sicher beide Eimer gleichzeitig hochziehen). Stunde um Stunde schöpfen die beiden Wasser und draussen wird´s langsam dunkel… Asakawas letzte Minuten brechen an und als das Mädel endlich erschöpft zusammenklappt, kommt auch Raikoyo auf den genialen Gedanken, einen Rollentausch vorzunehmen. Asakawa taucht in den Brunnen ab und beginnt eher halbherzig mit der Schöpferei (man kann´s zu einem gewissen Grad verstehen…) und schreit vielmehr nach Sadako. Tatsächlich hat sie plötzlich einen Haufen Haare (?) in der Hand und ein Arm packt ihre Hand. Und Sadako kommt an die Wasseroberfläche (gelungener creepy moment) – Ihre Matte kommt durchaus dem nah, wenn man ein paar Jahrzehnte nicht mehr zum Friseur gegagen ist. Asakawa streicht die Haare beiseite (die gleich abfallen) und entblösst so den nackten Totenschädel darunter. Sie umarmt und herzt den Kadaver und hat eigentlich auch allen Grund dazu, denn die Deadline ist vorbei und sie noch am Leben…

Tja, und wie´s weitergeht, verrate ich aufgrund meiner neuen Spoiler-Policy bei aktuelleren Filmen erst weiter unten.

Ihr habt´s gemerkt, das Review ist etwas kürzer als die letzten in dieser Zeit, was zwei Gründe hat – erstens hab ich mir gelobt, bei aktuelleren und vor allem auf die Schlusspointe hin konstruierten Filmen nicht mehr soo viel zu verraten, zweitens, und das ist der etwas markigere Grund – viel mehr zu schreiben gibt´s eigentlich nicht, denn so arg viel passieren tut in Ringu nicht.

Ich hatte mir fest vorgenommen, Ringu gut zu finden – es gibt ja kaum jemanden, der den Film nicht in den höchsten Tönen lobt, als Wiedergeburt des klassischen splattereffektfreien unter die Haut gehenden Gruselfilms abfeiert (der von mir ansonsten eigentlich durchaus geschätzte Kollege Allison von Teleport_City versteigt sich sogar zu Vergleichen mit dem von mir heiliggesprochenen The Haunting, Original von 1963 versteht sich). In diese Lobeshymnen mag und kann ich letztendlich nicht einstimmen.

Mag sein, dass unsereins von viel zu vielen splatter- und visual-FX-lastigen Horrorreissern inzwischen ein wenig abgestumpft ist, wenn´s um leisen Horror geht, andererseits jagt mir der angesprochene The Haunting immer noch die Gänsehaut auf den Rücken, also kann das allein nicht der Grund sein, warum Ringu bei mir nicht so recht zünden will. Die Idee, die hinter dem Film steckt, will ich nicht schönreden – da haben wir mal wirklich ein originelles Horror-Konzept, noch dazu ein zeitgemässes, aber irgendwie… entwickelt sich nichts rechtes draus. Den Grossteil der Handlung verbringen die Protagonisten damit, mehr oder minder interessanten Hinweisen, Spuren oder Verdachtsmomenten zu folgen (was mich rein von der Struktur und einzelnen Elementen her an den kürzlich besprochenen Ibero-Horror The_Nameless erinnert, der stilistisch, jetzt wo ich Ringu gesehen habe, wohl das ein oder andere hier ausgeborgt hat, aber trotzdem IMHO einen eigenständigen und packenderen Film darstellt), ohne dass sich wirklich bedeutungsvolle Dinge ereignen. Der Auftakt mit der Teaser-Sequenz ist recht gut geraten, danach aber schliesst sich eine Weile recht heftigen Leerlaufs an (nicht mal die Entdeckung des bewussten Videotapes wird zu einer grossen Szene, zumal das Video selbst für mich nicht wahrhaft erschreckend wirkt) – so richtig zu Potte kommt die Story erst mit der Enthüllung Sadakos als „Monster“ in der Vision des Ikuma-Experiments, aber da ist der Film auch schon fast zu 3/4 vorbei. Danach wird der Film auch als Horrorfilm effektiver – die Szenen im Brunnenschacht sind verdammt gut, da hier auch die Beleuchtung für Akzente sorgt und die letzten zehn Minuten des Films sind, absolut zugegebenermassen, Hammer. Es ist selten, wenn mir ein aktueller Film tatsächlich auf Anhieb einen kalten Schauer über den ganzen Körper verpasst und bei DER Szene des Films (spoiler-Leser wissen Bescheid), war mir wirklich für einen Moment, als hätte mir einer mit der groben Kelle übergebraten (und dass sich die Gänsehaut auch jetzt noch einstellt, wo ich bloss an die Szene denke, ist ein grösseres Kompliment an den Regisseur, als ich es in Worten ausdrücken könnte).

Wie gesagt, das Finale des Films ist grossartig, nur leider sind diese Schlussminuten letztendlich die einzigen, die mich wirklich in eine richtige Horror-Stimmung versetzt haben. Was sich davor abspielt, ist nicht wirklich erschreckend und, auch wenn ich mich dazu sicherlich in Widerspruch zum Grossteil der Reviewergemeinde – und vielleicht auch Leserschaft – setze, auch nicht sonderlich atmosphärisch. Es will halt zumindest bei mir nicht die Stimmung aufkommen, die mich nun wirklich gespannt wie den sprichwörtlichen Flitzebogen dasitzen lässt, was nun als nächstes passiert, über weite Strecken lässt mich der Film einfach kalt, was auch ein wenig an den Charakteren liegen mag – während Asakawa ziemlich gut beschrieben ist, kommt mir Raikoyo einfach ein wenig zu kalt, zu abweisend vor – wenn man seine offensichtlich vorhandenen paraphysischen Fähigkeiten etwas mehr zur Geltung hätte kommen lassen (man muss sie ja nicht explizit ansprechen, das tut der Film nur einmal, als er Asakawa berichtet, beim ersten Ansehen des Videos eine Art Präsenz gespürt zu haben), würde ich den Charakter wohl glaubhafter finden. Darstellerisch lösen die Schauspieler ihre Aufgabe durchaus gut, wobei ich mir nähere Anmerkungen mal erspare – die wenigsten werden mit den Namen grossartig was anfangen können, lediglich Sanada ist ein Routinier, der schon mit Sonny Chiba und Konsorten seit den 70ern Actionfilme drehte. Darstellerische Ausfälle gibt´s keine, ich hätte gut ohne „Kenny“ Yoichi leben können und Rie Inue als Sadako hat schon eine aussergewöhnliche Screenpräsenz (wobei einfache, aber effektive inszenatorische Mittel wie Rückwärtsfilmen, um eigentümliche, ausserweltliche Bewegungen zu erzeugen, in Verbund mit ihren eh schon theatralischen kabuki-Theater-Bewegungen, höchste Wirkung entfalten).

Kompetent ist auch die musikalische Untermalung, die durchaus die richtige Dosierung aufweist – mal hält sich die Musik komplett aus eine Szene, mal gibt es einige „eerie“ Geräusche, mal volleren Sound, gut angepasst an den Bedarf der jeweiligen Szene. Schön, dass es auch mal einen Horrorfilm gibt, der seine Scares nicht durch das volle Schnätteratängtäng eines plärrenden Soundtracks tötet, wobei an dieser Stelle auch angemerkt sein soll, dass Ringu angenehmerwiese auch nahezu völlig auf das laue Stilmittel von jump- und false scares (a la Katapult-Katze TM oder das ach so gruselige Hand-auf-die-Schulter-legen) verzichtet.

Für Splatterfreunde ist Ringu eh nix – blutige Effekte gibt´s absolut zip-nada-riente, was dem Film aber letztendlich nicht zum Schaden gereicht. Was ihm nun wirklich schadet, ist einfach die Tatsache, dass der Streifen sein bedächtiges Tempo nicht konsequent genug dazu nutzt, Atmosphäre und Spannung aufzubauen und sich, ähnlich wie The Nameless zu sehr auf sein überzeugendes Ende kapriziert und auf die nachhaltige Wirkung desselben verlässt. Das ist eine Rechnung, die zumindest bei mir nicht aufgeht, da ich mich schon frage, wozu ich mich durch 80 Minuten kämpfe, von denen 60 streng genommen weder zur eigentlichen Handlung noch zur Charakterisierung noch zur Atmosphäre wesentliches beitragen. Ich hab einfach ein wenig mehr Thrill erwartet, aber das ist zugegeben beim Grundgedanken der Story schwer machbar – ich denke, Ringu ist ein Thema, das letztendlich in Romanform, dem ursprünglichen Format, besser funktioniert als die visuelle Umsetzung (was natürlich niemanden abhielt… neben Ringu und dem US-Ring gibt´s noch eine japanische TV-Miniserie und eine koreanische Variante namens Ring Virus).

Kurz zur von mir getesteten DVD von anolis/e-m-s. Der 1.78:1-Widescreen-Transfer ist erlesen und makellos, der Ton, von mir faulerweise nur über den Stereofernseher und nicht über die Anlage gejagt, gut genug, ohne dass der Streifen die volle Bandbreite an Effekten und Geräuschen ausleben würde. Als Extras gibt´s eine ganze Kollektion von Trailern aus diversen Länder (inklusive für den US-Ring und den ersten Teil eines Hörbuchs einer Ring-inspirierten Kurzgeschichte (die auf Ring 0 fortgesetzt wird). Also, letzte Worte: Ich tu´s äusserst ungern, aber ich muss es einfach aussprechen – summa summarum war ich von Ringu ein wenig enttäuscht – ja, es stimmt, das Finale ist einer der effektivsten und wirklich angsteinflössendsten Horrormomente des jüngeren Horrorkinos (man muss da wohl wirklich bis The Haunting oder Rosemarys Baby zurückgehen, um ähnlich wirkungsvolle Szenen zu finden), aber für einen abendfüllenden Spielfilm ist mir das insgesamt doch ein bisschen zu wenig – klar, der Konsument wird sich sicher über Jahre hinweg an diesen Schluss erinnern und vielleicht verklären, was vorher an Leerlauf zu bemängeln ist. Dennoch glaube ich, das man aus dem Stoff mehr hätte machen können (mal sehen, was die US-Fritzen daraus machten) – Ringu ist beileibe kein schlechter Film, Gott bewahre, aber leider auch meiner Ansicht nach nicht DAS Ereignis, zu dem der Film mancherorts hochgehyped wird (die finalen zehn Minuten verdienen alleine zwei der unten stehenden Biere). So, und jetzt könnt ihr mich kreuzigen (und mir vielleicht auch erklären, warum die ganze Chose nu „Ring“ heisst?).

(c) 2003 Dr. Acula

Später fährt die Polizei auf und sichert, was zu sichern ist. Asakawa fragt sich, wie Ikuma nur seine eigene Tochter töten könnte. „Vielleicht war sie nicht seine Tochter. Vielleicht war ihr Erzeuger nicht von dieser Welt“ (Hm, Rosemary´s Baby?). Auf jeden Fall sind die beiden erst mal happy und Raikoyo verabschiedet sich umgehend, um sich seiner vernachlässigten Arbeit zu widmen. Der 21.9. bricht an und Raikoyo bastelt an seinem Aufsatz für die Uni, als sich plötzlich das TV-Gerät einschlatet und das ominöse Video zeigt, aber eine extended version (uncut? hehe). Und in der kraucht Sadako aus dem Brunnen und kommt auf die Kamera zu. Raikoyo panikt, da auch das Telefon zu beginnen beginnt. Und dann, zugegeben jagt mir diese Szene immer noch Schauer über den Rücken, kriecht Sadako aus dem Fernseher! Raikoyo hat keine Chance mehr – ein Blick in Sadakos von ihrer Haarpracht halb verdecktes Auge lässt ihn zusammenkauern und – in Form der Negativ-Blende wie im Teaser – sterben.

Asakawa spürt instinktiv, dass mit ihrem Ex was nicht stimmt und eilt zu ihm, doch da steht schon ein Polizist vor der Tür und informiert sie, die Leiche sei bereits abtransportiert. Sie stürmt in seine Wohnung und rupft das Band aus dem Videorekorder und fragt sich, warum zum Teufel sie noch lebt und er nun nicht mehr. Was hat sie getan, was er nicht tat (vielleicht mal abgesehen davon, mit einer verwesten Leiche zu schmusen, wie es Jörg Buttgereit gefallen könnte)? Der Groschen fällt spät, aber er fällt – es bedarf zwar eines Hinweises in Form einer Vision des Bettlakenkopfverhüllers, der auf Raikoyos Tasche zeigt, in der die Kopie des Bandes liegt. Jo, sie hat das Tape kopiert, weitergegeben und damit den Fluch gebrochen! Was im Umkehrschluss bedeutet, dass Yoichi immer noch in Todesgefahr schwebt. Kurzentschlossen packt sie Cassette und Raikoyos Videogerät in ihr Auto und macht sich auf den Weg, wobei uns lustigerweise Audio-Flashbacks zu Dialogstellen, die wir noch nie im Leben gehört haben, vorgespielt werden und die auf die Kettenbrief-Eigenschaften des Videos anspielen (fast so wie beim Infra Superman, das mit den Flashbacks auf nie gesehene Szenen, mein ich). Der 22.9. bricht an und Asakawa ist unterwegs zu Yoichi… ENDE.


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 6


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