Return to Horror High

 
  • Deutscher Titel: Return to Horror High
  • Original-Titel: Return to Horror High
  •  
  • Regie: Bill Froehlich
  • Land: USA
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    Brendan Hughes (Steve Blake), Lori Lethin (Callie Cassidy/Susan/Sarah Walker), Richard Brestoff (Arthur Lyman), Alex Rocco (Harry Sleerik), Scott Jacoby (Josh Forbes), Andy Romano (Kastleman), Al Fann (Amos), Marvin J. McIntyre (Robbie Rice), Pepper Martin (Chief Deyner), Maureen McCormick (Officer Tyler), Philip McKeon (Richard Farley), Michael Eric Kramer (Donny Porter), George Clooney (Oliver)


Vorwort

Vor einiger Zeit metzelte sich ein Serienkiller durch die Belegschaft der Crippen High School – der Übeltäter wurde nie gefasst. Nun möchte die B-Film-Schmiede „Cosmic Pictures“ unter der Ägide ihres schmierigen Produzenten Harry Sleerik einen Film über die Morde drehen, stilecht on location und, zwecks des dokumentarischen Feelings, mit einigen damaligen „Mitwirkenden“ wie dem Schuldirektor und dem Hausmeister, besetzt. Die Produktion steht unter keinem günstigen Stern – Regisseur Josh Forbes möchte Große Relevante Kunst (TM) auf die Leinwand zaubern, Sleerik steht mehr nach einem Exploitationschlager mit mucho Blut und Titten; der arme Drehbuchautor Arthur Lyman ist nicht zu beneiden, muss er sein Script doch beinahe im Minutentakt umschreiben. Als auch noch Hauptdarsteller Oliver aufgrund eines lukrativen Serienangebots seinen Ausstieg verkündet, engagiert Sleerik vom Fleck weg den jungen Bullen Steve Blake, der eigentlich nur als technischer Berater fungieren sollte und seinerzeit selbst in die Ermittlungen involviert war. Doch Oliver gelingt es nicht einmal, das Schulgebäude zu verlassen… denn offensichtlich legt der Killer keinen gesteigerten Wert auf Ausbeutung seines stolzen Werks durch mindertalentierte Billigfilmer. Zunächst fällt kaum jemandem auf, dass die Crew dezimiert wird, denn, wie dem Filmneulig Steve erklärt wird, ist eine gewisse Personalfluktuation im Low-Budget-Bereich immer einzukalkulieren. Doch auf die Dauer kommt’s Steve und Callie, der Hauptdarstellerin des „Film“, ein wenig spanisch vor; dass so viele Crewmitglieder auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Das dynamische Duo entscheidet sich auf der Grundlage, der Killer müsse zum Filmteam gehören und wieder zuschlagen, zu privaten Ermittlungen – aber als sie über Leichen stolpern, die ihre Theorie unterstützen, scheint der geheimnisvolle Unbekannte schon das gesamte Team gemeuchelt zu haben. Steve will den Täter unbedingt auf eigene Faust dingfest machen… ob das mal gut geht?


Inhalt

Bekanntlich hat so ziemlich jede große Hollywood-Nase seine Leiche im Keller (frag nach bei Kevin Bacon, Johnny Depp etc.) und George Clooney, der hat sogar drei (und da ist „Batman & Robin“ noch gar nicht eingerechnet): „Die Rückkehr der Killertomaten“, den nie fertiggestellten „Grizzly II: Predator“ und eben unser heutiges corpus delicti, „Return to Horror High“, Geisteskind von Bill Froehlich und Mark Lisson, die als Schreiberlingsduo zuvor der Welt einige Episoden von „Agentin mit Herz“ und „MacGyver“ beschert hatten.

Im Schoß der Talentförderungsklitsche New World Pictures, deren Chefs seit Roger Cormans Zeiten immer gern bereit waren, young hopefuls mit ein paar Dollar unter die Arme zu greifen, sofern ein gewisses kommerzielles Potential erkennbar war, wagten sich Froehlich und Lisson an ihre erste gemeinsame Kino-Kollaboration, die aber gleichzeitig auch für einige Zeit ihre letzte Zusammenarbeit darstellen sollte – die Wege trennten sich und erst 1996 taten sich die beiden wieder zusammen, um einen der ungefragten „Hart aber herzlich“-TV-Movies zu schreiben (keiner von ihnen konnte allerdings eine erfolgreiche Solo-Karriere etablieren… in Froehlichs Vita sind kurze Stints aus Schreiber bzw. Produzenten von „Freddy’s Nightmares“, der unsäglichen Episoden-Horror-TV-Serie, die den absoluten Tiefpunkt des Freddy-Krueger-Franchises darstellt, und das Co-Produzententum bei „Kinder des Zorns II“ die Highlights, Lisson schrieb für „Hunter“, „Viper“ und „Mutant X“ und produzierte das auch nicht gerade sehnsüchtig antizipierte „Mighty Joe Young“-Remake mit).

Jedenfalls waren die beiden Herrschaften bis dahin eindeutig für leichtgewichtigeren Stoff zuständig, also ist es nicht so überraschend, dass Froehlich und Lisson wohl beabsichtigten, dem 1987 bereits den kreativen Höhepunkt längst überschritten habenden Slasher-Genre durch einen ironischen Ansatz neues Leben einzuhauchen; wir reden hier nicht von der aufdringlichen Selbstreferenzialität, wie sie „Scream“ ins Genre einführte (und von den dortigen Nachahmern so schnell in Grund und Boden getreten wurde, dass man für einen schlichten Slasher alter Schule, der nichts anderes will, als seinen Cast kreativ dezimieren, heutzutage ja schon wieder dankbar ist), nicht von Parodie, sondern – ich will mich da jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, das alte Gedächtnis ist auch nicht mehr das, was es mal war – von zumindest einem der ersten billigen Horrorfilme, der am Set eines billigen Horrorfilms spielt und das Drehen eines billigen Horrorfilms an sich thematisiert; unter diesen Voraussetzungen ist völlig klar, dass „Return to Horror High“ sich nicht bierernst nimmt, sondern eine gewisse „tongue-in-cheek“-Attitüde pflegt. Mindestens auf Augenhöhe mit der Wichtigkeit der Slasher-Story stehen humorige Beobachtungen des Filmemachens unter verschärften (sprich: low budget) Bedingungen; da gibt’s den schleimigen, publicitysüchtigen Produzenten, der aber an jeder möglichen Ecke seine Crew um ihre sauer verdiente Kohle bescheißt, den Regisseur, der meint, dass er Kunst mit einem großen K schafft, renitente „Stars“, die wegen Nacktszenen zicken oder sich aufgrund einer lausigen Serienrolle für etwas besseres halten, Drehbuchautoren, die zwischen allen Stühlen sitzen, durchgeknallte Spezialeffekttüftler und Produktionsassistenten, die anscheinend die einzigen sind, deren Rübe überhaupt irgendwie angeschraubt wurde; das wirkt in aufgeklärten Zeiten wie diesen, in denen Filme über’s Filmemachen schon ein Genre für sich allein sind, nicht mehr ausgesprochen originell sein (und an „Living in Oblivion“ kommt in der Hinsicht vermutlich eh nichts ran), ist aber durchaus immer noch lustig (wenn man davon absieht, dass eine Produktion von der Größe der hiesigen „Film-im-Film“-Geschichte im Vergleich zu dem, was man heutzutage als legitime Filmveröffentlichung auf die Menschheit los lässt, wie James Camerons „Titanic“ wirkt).

Darüber hinaus spielen Froehlich und Lisson, nicht immer sonderlich versiert, aber immerhin, erzählerisch mit Meta-Ebenen. Wir steigen in den Film quasi am Ende ein (mit dem Beginn der Polizeiermittlungen), erleben die Story als Flashback, in deren Rahmen wiederum unsere Protagonisten Szenen der ursprünglichen Morde sehen (als vermeintlich fertig abgedrehte Footage, die allerdings gerne damit endet, dass z.B. plötzlich der Regisseur ins Bild griffelt und die Bluse der Hauptdarstellerin etwas weiter öffnet). Dieses Stilmittel wird allerdings nicht so weit ausgereizt wie möglicherweise möglich, da so spätestens zur 2/3-Marke die „aktuelle“ Slasher-Story (oder anders ausgedrückt: der ausgewalzte Showdown) übernimmt.

Der hinsichtlich Story-Aufhänger und Erzählstruktur gezeigte Einfallsreichtum reichte dann aber leider nicht mehr für die eigentliche Slasher-Geschichte, die sich gleich in mehrfacher Hinsicht ins Knie schießt – von der Motivation des Killers ist (vor seinem entsprechenden Geständnis) nicht mal eine Andeutung zu hören oder sehen, was aus unserem final couple wird, bleibt völlig offen (es sei denn, ich hab beim Blinzeln was verpasst) und der große Hook, Catch und Twist der Story ist zwar, ähempt, ansatzweise originell, aber ausgesprochen dämlich. Ich SPOILERE jetzt nach Herzenslust, wer sich den Spaß also erhalten will, sollte den nächsten Absatz tunlichst meiden.

Wie im Schluss-Twist enthüllt wird, waren die Morde am Filmteam nur auf Geheiß des Produzenten vorgetäuscht, der sich – nachdem er via Steves und Callies Verdacht auf den Trichter kam, wer der Mörder ist – davon einen Publicity-Schub für den Film versprach. Special-FX-Guru Robbie erledigte die blutigen Einzelheiten. Soweit, so gut, aber – warum hat dann niemand Steve und Callie eingeweiht? Und, warum, zum Geier, setzt man elaborate ausgetüftelte Todesfallen (wie die Fußschlinge und den Riesenpropeller) auf, wenn NIEMAND den eigentlichen „Tötungsvorgang“ mitbekommen kann, der ganze Aufwand also völlig unnötig ist? Es würde dann ja völlig reichen, entsprechende „Leichen“ zu präparieren (jau, der Film deutet an, dass Robbie selbst ein kleiner Psychopath ist, aber trotzdem ist es sinnlos). Die „Opfer“, die ohne Zeugen in solche Fallen stapfen, sehen * im Kontext * der Geschichte nicht so aus, als wüssten sie, das alles nur Spaß ist (und für die Aussage, dass alle Morde getürkt sind, würde ich aus meiner Patschhand, wie man so schön sagt, kein Grillstück machen). Und finden die ersten Morde (an Oliver z.B.) nicht statt, bevor Steve überhaupt ein Teil des Teams ist? Gut, wir könnten jetzt natürlich wieder eine Meta-Ebene bemühen und postulieren, dass der dümmliche Twist von „Return to Horror High“ nichts anderes ist als ein ironischer Kommentar auf die dümmlichen Twists handelsüblicher Slasher, aber das hieße, glaube ich, den Machern mehr Grips zuzubilligen als sich ziemt (SPOILERENDE).

Die Identität des Killers hat der geübte Zuschauer (auch, wenn der Film verzweifelt einen „false identity“-“Twist“ zusätzlich aus dem Ärmel schüttelt) schnell raus; keine Frage, hier wurde seitens der Autoren mehr Hirnschmalz darauf verschwendet, set-up, Background und Szenerie des Low-Budget-Shoots darzustellen als ein nachvollziehbares Mördersuchspiel auf die Beine zu stellen (und wenn wir einkalkulieren, dass die meisten Slasher eben keine Ausrede dafür haben, warum ihre Auflösung doof ist, steht „Return to Horror High“ schon wieder ganz gut da).

Vom Filmhandwerk her reißt der Streifen keine Bäume aus – Froehlich bemüht sich um gelegentliche visuelle Gags, aber über weite Strecken ist das optisch biedere 08/15-80er-Jahre-Slasher-Klasse, vielleicht eher etwas langweiliger als der Durchschnitts-„Friday“-Epigone. Potentiell atmosphärische Sequenzen werden gerne mal durch einen vermeintlichen Gag negiert; es ist die Krux des Filmes, das er sich letztlich nicht entscheiden *will*, ob er nun hauptsächlich seine ironischen-humoristischen Stärken ausspielen will oder sich vielleicht doch in erster Linie als Horrorfilm versteht – das raubt Szenen, die durchaus „creepy“ sein könnten (der Showdown im „Klassenzimmer“ mit einem ganzen Schwung mumifizierter Leichen an erster Stelle) die Wirkung (besonders ob des gespoilerten Twists). Kameraarbeit und Schnitt suhlen sich also bestenfalls im Genre-Mittelmaß, rechtes Tempo will auch nicht aufkommen – schon allein aufgrund der drei Handlungsebenen (Film-im-Film-Handlung, genereller Story-Flashback, Cops) entwickelt sich kein wirklicher „flow“, da droht der Streifen in eine Nummernrevue zu zerfallen (Maureen McCormick rettet den Cop-Handlungsstrang im Alleingang), der Spannung ist’s auch nicht sonderlich zuträglich. Als Ausgleich gibt’s dafür ein paar schön käsige 80er-Jahre-Pop-Nummern zum Abgewöhnen.

In Sachen Splatter und Gore ist zumindest die KJ-freigegebene Version eher sparsam (die ungeprüfte X-Rated-Hartbox-Version läuft knapp fünf Minuten länger, allerdings bei NTSC-Geschwindigkeit, faktisch fehlen der KJ-Version 61 Sekunden, und die hauptsächlich aus einer Szene) und von mittelprächtiger technischer Kompetenz.

George Clooney wird zwar an zweiter Stelle in den Credits gelistet, was aber darauf beruht, dass die Credits in strikter alphabetischer Reihung vorgehen. Clooneys Rolle ist unwesentlich (er hat’s als erster hinter sich) und deutet wahrhaftig nicht an, dass der Herr noch zu höheren Weihen berufen sein würde, aber es ist zumindest recht denkwürdig, den graumelierten Bürstenschnittträger hier mit einer essentiell scheußlichen 80er-Vokuhila rumlaufen zu sehen… Brendan Hughes („Sundown: Dämmerung der Vampire“, „Howling VI“, „To Die For“ und die schnucklige Lori Lethin („Die Welle“, „The Day After“, „Brokedown Palace“) geben ein sympathisches final couple ab (auch wenn Hughes etwas lebhafter agieren könnte). Scott Jacoby („To Die For“, „Son of Darkness: To Die For II“, The Supernaturals) hat als Regisseur Forbes seinen Spaß (und einen perveren Schnauzer), die Routiniers Vince Edwards (Space Raiders, „The Killing“), Andy Romano (regular in den „Beach-Party“-Filmen der 60er) und Pepper Martin („Walking Tall“, „Die Kampfmaschine“) geben nette Gaststars ab. Richard Brestoff („NAM“, „Real Men“, „Car Wash“) ist mir als leidgeprüfter Autor etwas zu irritierend. Die Highlights im Cast setzen eindeutig Maureen McCormick („The Brady Bunch“) als blutgeile Polizistin (!) und Alex Rocco („Der Pate“, „Entity“, „Auf dem Highway ist wieder die Hölle los“, „Smokin‘ Aces“) als scham- und skrupelloser B-Film-Producer aus dem Bilderbuch. Allein den beiden hätte ich 90 Minuten klaglos zusehen können…

Bildqualität: Mir liegt hier die KJ-Fassung aus dem Hause Carol Media vor (identisch mit allen anderen Best-Entertainment-Fassungen, auch solchen, die sich „SPECIAL UNCUT VERSION“ schimpfen) mit den entsprechenden Kürzungen vor. Der Vollbildtransfer ist angemessen miserabel, grobkörnig, von unterdurchschnittlicher Schärfe und bestenfalls mittelprächtigem Kontrast. Die Kompression ist erträglich, ebenso die Defekt-/Verschmutzungsquote.

Tonqualität: Ausschließlich deutscher Ton im Dolby-5.1-Upmix. Die Synchro itself ist erträglich, die Klangqualität bestenfalls für Grabbeltischpreisprodukte noch tolerabel.

Extras: Trailershow.

Fazit: „Return to Horror High“ ist einer jener End-80er-Slasher, die weniger ob ihrer filmischen Klasse als vielmehr ihres historischen Kuriositätenwerts einen Blick wert sind. Wie man sich so ein schlappes Jahrzehnt vor „Scream“ einen ironisch-witzigen Slasher vorgestellt hat, ist speziell unter Berücksichtigung des Film-im-Film-Gimmicks nicht gänzlich uninteressant, aber die Idee ist hier eindeutig besser als die Ausführung – da nämlich muss man konstatieren, dass der humoristische Ansatz dazu führt, dass der Streifen weder als Komödie (obwohl er in der Hinsicht besser ist bzw. wäre) und schon gar nicht als Horrorfilm wirklich funktioniert (wegen der extrem idiotischen Auflösung und einem nicht minder unintelligentem Doppeltwist-Kicker zum endgültigen Abschluss). Ergo – kein „Kultslasher“, kein Totalausfall, sondern ein nett gemeinter, aber letztlich gescheiterter Versuch, einem schon vor über 20 Jahren totgelaufenen Subgenre einen kleinen Energieschub zu verpassen. Und, naja, George Clooney macht halt auch mit…

2/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
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