Return of the Black Mask

 
  • Deutscher Titel: Return of the Black Mask
  • Original-Titel: Shadow Mask
  • Alternative Titel: Legend of the Black Mask | Black Mask III |
  • Regie: Jimmy Lin
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Siu-Wong Fan (Fu Tien-Ming/Shadow Mask), Pei-Pei Cheng (Rote Göttin), Ritsuko Nagai (Sandy Sheung), Phillip Ko (Red Wood), Lily Chung (Red Scorpion), Gwennie Tam (Blood Eagle), Sammuel Leung (Jacky)


Vorwort

Tien-Ming, im Waisenhaus aufgewachsen, wurde von seinem reichen Onkel Iron adoptiert und als sein Nachfolger in der Rolle des örtlichen Superhelden „Black Mask“ aufgebaut. Das klappt einigermaßen gut, auch wenn Tien-Ming sich bei jeder Gelegenheit beschwert, dass Iron ein Kontrollfreak ist und dem jungen Burschen jegliche anderweitige Vergnügung verwehrt (Computerspielen, mit seinem bekloppten Freund Jacky abhängen, Billiard spielen und ähnliche aufregende Abenteuer).
Es begibt sich, dass der heiße Feger Blood Eagle, unglücklicherweise auf der Superschurkenseite zu verorten, Black Masks alte Intim- und Erzfeindin, die paranormal begabte Rote Göttin, aus dem Knast befreit. Die Göttin ist verständlicherweise rachedurstig und sähe Black Mask bevorzugt breiförmig, ist aber durch das jahrelange Atmen gesiebter Luft geschwächt und überlässt daher die Exekutive ihren Verbündeten Red Wood und Red Scorpion, die aber ein ums andere Mal schändlich versagen, selbst bei derart leichten Aufgaben wie der Entführung der Wissenschaftlerin Sandy Sheung, die ein Heilmittel gegen BSE entwickelt hat (der Göttin raffinierter Plan ist, dass Black Mask als edler Superheld, der er ist, zur Rettung schreiten wird und dabei platt gemacht werden kann. Der Haken an diesem Vorhaben ist, dass Black Mask bei aller Freundschaft nicht SO inkompetent ist wie der Göttin hirnlose Handlanger).
Wie nicht anders zu erwarten, verknallt sich Tien-Ming in die hübsche Sandy, die aber, im uralten Superhelden-Dilemma, das wohl jeder maskierte Gutmensch schon irgendwie aufdröseln musste, interessierter wäre, bei Black Mask zu landen. Und natürlich ist Iron gar nicht recht, dass Sandy und Tien-Ming ein Techtelmechtel beginnen.

Die Göttin verfällt auf Plan B und setzt die attraktive Blood Eagle in Verführungsauftrag auf Tien-Ming an. Die stellt das so an, dass sie sich zuerst an Jacky ranschmeißt (der sein Glück kaum fassen kann) und von dieser Ausgangsposition aus Tien-Ming anflirtet. Der verweigert, aber Eagle manipuliert den etwas unbedarften Jacky in die Falschvorstellung, Tien-Ming hätte Eagle empfohlen, zu seinen Gunsten Jacky in den Wind zu schießen, und zerstört so die Freundschaft. Einen Vorstellungsbesuch bei Tante Göttin später ist Jacky gehirngewaschen und der Göttin persönlicher Massagesklave.

Iron setzt Sandy unter Druck, abzureisen, damit Tien-Mings Superheldenlaufbahn nicht gefährdet ist. Tien-Ming bekommt das mit, echauffiert sich und schwört dem Herumlaufen in Maske und Cape ab. Nur dumm, dass er prompt samt Sandy von der Göttin Schergen gekidnappt wird. Iron sieht sich trotz seines schlechten Gesundheitszustands genötigt, die schwarze Maske anzulegen und kann wenigstens Tien-Ming rauspauken. Sandy wird allerdings brain-fried… Iron allerdings hat sich bei der Rettungsaktion übernommen und wird, kaum dass Tien-Ming sich am Krankenbett seines Meisters mit selbigem versöhnt hat, von Red Wood ermordet. Jetzt ist Tien-Ming natürlich stocksauer, nimmt’s persönlich, zieht den Ledersuperheldenkaftan, Cape und Maske wieder an und ist bereit, aus der Göttin und ihren Schergen Geschnetzeltes zu machen.


Inhalt

Jesus F. Christ. Ich bin gerade aus Hongkong einiges gewöhnt, aber „Return of the Black Mask“ aka „Shadow Mask“ ist ein debiler Hirnfurz größeren Ausmaßes als er mich seit langem aus der ehemaligen Kronkolonie erreicht hat. Aber der Reihe nach – selbstverständlich ist „Return of the Black Mask“, wie sich schon aus dem Originaltitel ersehen lässt, kein offizieller Bestandteil der „Black Mask“-Reihe, die auf dem Mist des legendären Tsui Hark entstanden ist und sich bislang über zwei Ausgaben schleppte (die erste, mit Jet Li, ist ja regelrecht brauchbar). Zwar vermeldet der Buschfunk, dass „Shadow Mask“ (ich bleib mal beim kürzer zu tippenden Original) mal als Prequel zum Li-„Black Mask“ gedacht gewesen wäre (und ein alternativer HK-Titel „Legend of the Black Mask“ wird auch kolportiert), ich will das aber mal nicht glauben – keiner der Beteiligten hat irgendeine Querverbindung zu Tsui Hark und dessen „Film Workshop“, die Produktionsfirma „Unbeatable Films“ müffelt nach kleiner Independent-Klitsche und hat neben diesem Film schlichtweg gar nichts auf die Reihe gebracht und Phillip Ko, Produzent und Co-Star, ist zwar ein recht gut beschäftigter Akteur in HK-Low-Budget-Heulern von der Stange, aber auch ein alter Spei von Godfrey Ho und in dessen Fahrwasser auch an einigen der hysterisch-unterhaltsam-peinlichen Patchwork-Filmchen von Joseph Lais IFD werkelnderweise beteiligt gewesen. Das spricht in der Gesamtschau der Umstände weniger für gewolltes Prequel denn vielmehr für unverschämtes Rip-off.

Was ja an sich nicht schlimm sein muss (abgesehen davon, dass es Bände über die kreativen Leistungen der Filmemacher spricht), wenn dabei wenigstens ein unterhaltsamer Radaufilm (und was erwarten wir sonst von einem Superheldenfilm aus Hongkong? Updike?) rauskommt. Kommt’s leider nicht, und das ist mehr oder minder die Schuld sämtlicher Beteiligten. Da wäre z.B. Drehbuchautor Jimmy Leung, der das Kunststück fertigbringt, zwar Motive aus allen möglichen Comic-Vorlagen zu klauen („Batman Beyond“ fällt mir, aufgrund der Beziehung Iron/Tien-Ming bzw. Bruce/Terry, zufürderst ein), diese aber in ein Script zu packen, das in ungefähr gleichen Dosen konfus und langweilig ist. Langweilig? Ein Film mit obiger Story? Ja, denn „Shadow Mask“ ist leider ungeheuer geschwätzig und verfügt immerhin über genau EINE halbwegs brauchbare Actionszene, und die kommt gleich zu Beginn (also: wer sich was Gutes tun will, schaltet ab, sobald die Rote Göttin aus dem Gefängnis befreit ist) und ist nebenher völlig chaotisch inszeniert (wofür jetzt Leung nichts kann) – es ist eine Parallelmontage: Eagle befreit die Göttin und Shadow Mask kloppt sich (irgendwo, niemand verrät es uns, und, zumindest wenn man nach den Licht verhältnissen geht, entweder Stunden später oder in einer anderen Zeitzone) mit Red Woods Goons, ohne dass wir wüssten, warum. Die weiteren sogenannten Actionszenen dauern so jeweils so ungefähr 5 bis 10 Sekunden, die nächste „größere“ Kampfszene ist Shadow Masks Kampf mit Red Wood und der kommt bei Minute 80…

Okay, damit greife ich aber schon der Regiekritik vor, ich war aber gerade noch dabei, das Script in die Pfanne zu hauen. „Shadow Mask“ hat, wie schon gesagt, zwar inhaltlich nichts mit den „Black Masks“ zu tun, spielt sich storytechnisch aber dennoch wie ein Sequel, dessen ersten Teil man irgendwie schon gesehen haben sollte, um auch nur ansatzweise durchzublicken, es sei denn, man beschränkt sich, wie’s eigentlich vernünftig ist, darauf, einfach nur bewegte bunte Bilder an sich vorbeidefilieren zu lassen, ohne selbige geistig verarbeiten zu wollen. Welche „Mythologie“ hinter der „Shadow Mask“ steckt, bleibt völlig unbeantwortet (manchmal scheint’s so zu sein, als ob die „Superkräfte“ in der Maske stecken, manchmal scheint’s reines Training zu sein, manchmal wird angedeutet, das Iron seinem Nachfolger medizinisch-technisch-wissenschaftlich nachhilft – ohne natürlich seinem Schüler reinen Wein einzuschenken), gleiches gilt für das Feindschaftsverhältnis Göttin/Mask, das Verbrechensimperium der Göttin oder deren paranormale Hypnosaft-Begabung, und überhaupt natürlich für die Frage, wie Iron an Tien-Ming herangekommen ist oder umgekehrt.

Echte Charaktere im Wortsinne sind nicht zu erkennen (Iron IST genau das kontrollsüchtige Arschloch, für das Tien-Ming ihn irgendwann mal hält, was die ganze Versöhnungsgeschichte natürlich dümmlich wirken lässt, weil es von Seiten Irons kein Entgegenkommen gibt. Tien-Ming sieht plötzlich ein, dass sein Mentor das Recht hat, sein Leben in jeder Facette zu bestimmen – und das, *obwohl* Iron Sandy bei der Göttin zurückgelassen hat – Tien-Ming selbst ist ein völlig eigenschaftsloses Vakuum, Jacky einfach nur ein comic-relief-Trottel, Sandy eine völlig belanglose love interest, und die Bösen sind schlichte Cartoon-Anime-Figuren).
Die Dialoge sind auf diese typische Asia-Weise schauderhaft, („Du hast versagt. Hahaa. Dafür musst du sterben. Ich gebe dir noch eine Chance!“), diverse Subplötchens werden völlig vergessen (die Göttin behauptet bei Sandys Gehirnwäsche, sie wolle, dass Tien-Ming von seiner Geliebten getötet wird, und wer ist beim Showdown überhaupt nicht involviert? Sandy), der „Humor“ dieser überdrehte ungenießbare HK-Low-Budget-Humor, und der Versuch, diesen Real-Pseudo-Anime im Schlussakt in eine Große Tragödie (TM) zu verwandeln (SPOILER: Am Ende des Films sind Iron, Jacky und Jackys Geliebte Eagle tot, Sandy ohne Aussicht auf Heilung lobotomisiert auf dem geistigen Niveau einer Dreijährigen, und Tien-Ming hat das Superheldendasein demoralisiert an den Nagel gehangen. Tolles Happy-End für einen Action-Comic, wa?), markiert sicherlich einen ernstzunehmenden Rekordversuch in Sachen „unpassender Stilbruch“.

Regisseur des Machwerks ist Jimmy Lin („REGISSEUR UND AWARD-GEWINNER VON FINAL EDGE“, blökt das Cover und verrät dabei nicht, dass „Final Edge“ ein nun wirklich TOTAL unbekannter HK-Film ist, der weltweit gerade mal auf einer Video-CD aus Hongkong verfügbar ist) und der ist ein erstklassiger Stümper seiner Zunft. Die (reichlichen) Passagen ohne Action filmt Lin ohne jeglichen Esprit, wobei ich ihm „immerhin“ das Stilmittel zubilligen will, dass „Shadow Mask“ sich einer räumlichen und zeitlichen Einordnung verweigert – es ist der Generische Action-Film (TM), der nur deswegen als HK-Produkt zu identifizieren ist, weil die drin rumlaufenden Pappnasen nun mal Chinesen sind. Ansonsten könnte der Streifen ohne jegliche Änderung auch in Sydney, Hamburg oder Wladiwostok spielen – für die „zeitliche“ Komponente gilt gleiches Generikum. Zwar laufen die Leute mit vergleichsweise modernen Handys rum, Tien-Mings Liebligs-Arcade-Spiel ist aber „Street Fighter II“ (wie jedes denkende Individuum spielt er natürlich Chun Li).

Potentiell Rettung liegt nur in den Action-Szenen – da versucht Lin mit ausgespruchen rumpeligen und ruckeligen Kamerafahrten a la Sam Raimi große Vorbilder zu zitieren, schlichte handwerkliche Unfähigkeit sorgt aber für fehlende Erfolgserlebnisse. Die Martial Arts selbst sind wenig aufregend – die meisten Gefechte sind eher kurz, die „größeren“ Actionszenen leiden unter ungünstigem Schnitt, nutzlosem Upspeeding und alles andere als glaubwürdigen Wire-Fu-Einlagen (und der Schlußfight Shadow Mask vs. Rote Göttin ist eine schiere Frechheit). Immerhin – der Body Count ist beträchtlich (auch wenn der Großteil des Leichenbergs bereits in den Eröffnungsgefechten aufgestapelt wird), graphisch wird’s nur selten, die FSK 16 geht durchaus in Ordnung.

In der Hauptrolle des Tien-Ming feiern wir ein Wiedersehen mit niemand geringerem als Riki-Oh Siu-Wong Fan (Story of Ricky, The, außerdem zu sehen in „Mega Cop“ und neuerdings in der „Ip Man“-Serie), der sich allerdings charismafrei als eine Art Sparausgabe von Takeshi Kaneshiro (ohne dessen, hüstel, „Attraktivität“ zu erreichen) durchs Geschehen holzt.
Altmeisterin Pei-Pei Cheng („Come Drink With Me“, „The Girl with the Thunderbolt Kick“ und natürlich Jade Fox in „Tiger & Dragon“) müht sich als Rote Göttin redlich, durch schiere seriöse Präsenz zu punkten, scheitert aber an ihren lächerlichen (nicht im positiven Sinne…) Dialogen.
Ritsuko Nagai ist als Sandy viel zu blass und uninteressant, um als knuddelige Helden-love-interest zu funktionieren, Sammuel Leung („Human Pork Chop“, „Raped by an Angel 5“) nervt als comic-relief-Hirni Jacky (den er als eine Art unlustige Ausgabe der Deppenfiguren, die Tsui Hark früher gerne spielte, z.B. in „Mad Mission“ oder „RoboForce“, anlegt) ohne Ende.
Spaß macht ausschließlich Gewennie Tam („Naked Poison“) als Blood Eagle in ihren zahlreichen kuriosen Kostümen und mit ihren ständigen Haarfarbenwechseln (sie sieht überdies ziemlich yummy aus).
Phillip Ko schlägt mit seinem nervigen Über-Overacting sogar noch Leung Debil-Performance k.o.
Der mir nicht überlieferte Darsteller des Iron versucht, den kompletten Film mit einem Gesichtsausdruck („mittelschwere Verärgerung“) zu absolvieren.

Bildqualität: Kudos, WGF/Schröder Media hat mal wieder eine DVD eines einigermaßen aktuellen (Baujahr 2001) Films hinbekommen, die aussieht wie eine Videocassette von 1986. 4:3-Vollbildtransfer, grobkörnig, verschmutzt, gelegentlich vermastered, unscharf, kontrastarm… ich vermute da ja fast einen VCD-Transfer. Sieht jedenfalls leider ziemlich ranzig aus.

Tonqualität: Deutscher Ton wird in Dolby 2.0 geboten, Mandarin-O-Ton (ohne zuschaltbare Untertitel) ebenfalls in Dolby 2.0 (allerdings als kantonesische Tonspur getarnt). Die deutsche Synchronisation ist schauderhaft, was Sprecherqualität und -motivation angeht, sorgt aber zumindest für ein wenig Unterhaltung, weil offenbar niemand es für nötig hielt, mal über’s Synchronbuch drüberzukucken – Folge: alle Charaktere reden von „Black Mask“, außer Blood Eagle, die ihn konsequent als „Shadow Mask“ bezeichnet. Hihi.

Extras: Eine Trailershow.

Fazit: Low-Budget-Hongkong-Kram ist zwar oft und gern handwerklich bedenklich und inhaltlich absoluter Dünnpfiff, rettet sich aber meist über gnadenloses Tempo und furiose Martial-Arts- oder anderweitige Action-Sequenzen. „Shadow Mask“ belässt es bei der handwerklichen Bedenklichkeit und der intellektuellen Hohlheit, ohne die ausgleichenden Elemente Tempo und Action auszuspielen. Eineinhalb vernünftige Actionszenen (von denen eine eben auch noch durch den Schnitt behindert wird) und ein unverdauliches Konglomerat sämtlicher Superhelden-Origin-und-„coming-of-age“-Geschichten im Gewand einer real-life-Anime-/Manga-Verfilmung mit überwiegend überforderten, nervenden oder von Drehbuch und Regie schmählich im Stich gelassenen Akteuren lassen den Rezensenten, der sich seelisch durchaus auf 90 Minuten hirnloses Entertainment vorbereitet hatte, verzweifeln. Das ist Hongkong-Billigkino, wie es keiner braucht. Empfehlung: nicht mit der billigen Kopie zufriedengeben, sondern zum Original-„Black Mask“ greifen.

1/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
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