Rest Stop

 
  • Deutscher Titel: Rest Stop
  • Original-Titel: Rest Stop - Dead Ahead
  •  
  • Regie: John Shiban
  • Land: USA
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    Jamie Alexander (Nicole Carrow), Joey Mendicini (Jesse Hilts), Deanne Russo (Tracy Kress), Joseph Lawrence (Officer Michael Deacon), Curtis Taylor (Ranger), Diane Salinger (Mutter), Michael Childers (Vater), Nick Orefice (KZL-303), Gary Entin (Zwilling #1), Edmund Entin (Zwilling #2), Mikey Post (Scotty), Jennifer Cormack (Studentin)


Vorwort

Ab nach L.A. – das ist das Motto von Nicole und ihrem Boyfriend Jesse – das junge Ding will Schauspielerin werden, was aber offensichtlich nicht unbedingt auf Gegenliebe bei den Eltern trifft, weswegen heimlich, still und leise die Flucht aus dem heimischen texanischen Kuhkaff ergriffen wird. Solch lange Reisen sollten Frauen aber ganz ersichtlich besser per Flugzeug unternehmen – die typisch weibliche Blasenschwäche führt nämlich dazu, dass an jedem Gartenzaun eine Pinkelpause eingelegt werden muss. Und kurz hinter der kalifornischen Grenze, auf einer nicht in der Karte verzeichneten Nebenstraße, passiert’s denn auch. Während Nicole – die sich freilich auch zu fein ist, einfach mal in die freie Natur zu urinieren – die ekelhafteste Toilette des Universums aufsucht, verschwindet Jesse spurlos, peinlicherweise mitsamt Auto.
Da steht sie nun dumm da, die gute Nicole… das einzige andere Fahrzeug auf dem Rastplatz ist ein Wohnmobil, dessen Besatzung aber auf Nicoles Einlasswunsch nicht reagiert. Nicole muss feststellen, dass in der Gegend seit über 30 Jahren Menschen verschwinden und nachdem sie – im Anschluss an eine kurze vermeintliche Flucht mit den plötzlich ansprechbaren Wohnmobil-Besitzern, die sich allerdings als durchgeknallte religiöse Fanatiker entpuppen und sie postwendend wieder am Rastplatz abliefern – ins verlassene Ranger-Büro eingebrochen ist und über CB-Funk einen Notruf losgelassen hat, stellt sie auch bald fest, warum… ein Psychopath in einem gelben Pick-Up macht das Areal unsicher und beginnt nun auch mit ihr seine Spielchen.
Nicole flüchtet sich zurück auf die Toilette, wo sie überraschend ein weiteres Opfer des Irren trifft – Tracy, die zu Protokoll gibt, von dem Wahnsinnigen in einem ausrangierten Schulbus gefoltert worden zu sein. Nicole verspricht, Tracy Klamotten aus dem (mittlerweile minus Jesse wieder aufgetauchten) Auto zu holen, doch als sie in den Waschraum zurückkehrt, ist die junge Frau verschwunden. Dafür taucht ein Motorrad-Polizist auf, der Nicoles Story erst Glauben schenkt, als es zu spät ist und der Pick-Up-Killer ihn bereits mehrfach überfahren und aus seinen Beinen Mus gemacht hat. Nicole gelingt es, den waidwunden Cop aufs Damenklo zu schleifen und sich dort zu verschanzen, doch der Killer ist mit seinem Latein noch lange nicht am Ende…


Inhalt

„Rest Stop“ ist die erste Veröffentlichung der neuen Home-Video-Produktionsschmiede „Raw Feed“, mit der sich die großen Warner-Brüder auch ihren Teil vom lukrativen Hardcore-Horror-Kuchen sichern wollen – die zahlungskräftige Gore- und Splatter-Klientel soll ihre sauer verdiente Kohle ja wohl nicht nur Independent-Emporkömmlingen wie Lion’s Gate in den Rachen werfen. Die dankbare Aufgabe, dieses neue Label zu etablieren, fiel John Shiban zu, der sich seine Genre-Meriten bislang im TV verdient hatte. Er begann seine Karriere als Story Editor und späterer Stammschreiberling bei der „Akte X“, schrieb den Spin-off „The Lone Gunmen“, wechselte ins Produzentenfach und betreute in dieser Funktion nicht nur „Akte X“, sondern auch „Enterprise“ und „Threat Matrix“ und stellte mit „Supernatural“ seine erste leidlich erfolgreiche eigene Serie auf die Beine (Future Doc: Da kann man mal sehen, wie sehr man sich irren kann, hihi). Theoretisch also jemand, der ungefähr wissen müsste, wie’s geht, aber vielleicht nicht unbedingt die erste Wahl, wenn man sich überlegt, wem man ein paar Millionen Dollar für einen Gore-Hammer, der auf dem DVD-Sektor Kasse machen soll, in die Hand drücken sollte. Denn, ohne das jetzt mal werten zu wollen, darum geht’s hier letztlich – „Rest Stop“ wurde ausdrücklich damit beworben, „zu schrecklich für Kinos“ zu sein (und nicht im Sinne von „schrecklich schlecht“, will ich zumindest mal annehmen), die in den USA ohne MPAA-Rating vertickerte DVD-Fassung (im Kabelfernsehen läuft der Spaß deutlich kürzer) war dann den hiesigen Hütern des Jugendschutzes selbst für ein JK-Gutachten zu heftig.

Das – leider – beinahe zu erwartende Resultat bei dieser Herangehensweise ist, dass „Rest Stop“ ein ausgesprochen blöder Film ist, der versucht (und ich betone hierbei ausdrücklich das Wörtchen „versucht“) sich über seine blutigen Exzesse zu definieren und hofft, aus diesem kühnen Grunde ohne ein stringentes Drehbuch durchzukommen. Dabei sollte mittlerweile auch dem dümmsten Produzenten klar sein, dass NUR Gore und Splatter nicht funktioniert, sonst wäre Olaf Ittenbach heute Multimillionär.

Das Problem bei „Rest Stop“ ist nicht mal, dass der Streifen kein Script, keine Story hätte – in dem verzweifelten Unterfangen, sich nach Möglichkeit an JEDE gottverdammte einigermaßen aktuelle Horror-Vogue anzuhängen, packt Shiban ungefähr fünf in seinen Film, mit der logischen Folge, dass nichts, aber auch wirklich gar nichts davon Sinn ergibt (zumindest nicht aus dem Film heraus selbst. Shiban ist einer von den Idioten, die es für wahnwitzig clever halten, dass man sich als Zuschauer die Zusammenhänge aus dem DVD-Bonusmaterial selbst erarbeiten muss. Meister, da bist du schief gewickelt… das täte ich maximal bei Filmen, von denen ich annehme, dass sich dieser Aufwand lohnt). Ich muss zugeben, dass sich einiges von dem, was ich in der Folge schreiben werde, auch erst im Zuge meiner kurzen Recherchen im Nachhinein ermittelt habe (und dies keineswegs *stimmen* muss, sondern Interpretationen sind, die Menschen, die mehr Zeit haben als ich und sich auch über solche Schwachsinnsfilme Gedanken machen, einigermaßen befriedigend erläutern konnten… möglicherweise ergibt sich ein wenig mehr Klarheit durch das mittlerweile erschienene Sequel „Rest Stop: Don’t Look Back“, aber erwartet bloß nicht, dass ich mich umgehend auf die Suche nach dem mache, nur um durch den ersten Film durchzusteigen).

Sicherheitshalber für den ganzen Rest des Reviews eine SPOILER-Warnung – ich werde wahrscheinlich relativ frisch, fromm, fröhlich, frank und frei alles ausplaudern, was Shiban sich als Überraschungen ausgedacht hat. Was möchte unser Writer/Director also alles in seinen Film stopfen? Highway-Slasher a la The Hitcher, durchgeknallte Spinner-Familien a la House of 1000 Corpses, J-Horror-inspirierten Geistermumpitz und, weil das ist ja erst recht angesagt, und ob’s zum Restfilm passt oder nicht, darauf ist ja eh ein dicker Haufen draufgesetzt, Folterporn. Dass diese Elemente teilweise rein grundsätzlich inkompatibel sind, speziell der übernatürliche Quatsch, sollte eigentlich spätestens im Pre-Production-Stadium mal jemandem aufgefallen sein – aber das ist die Krux, wenn man nicht nur Autor und Regisseur, sondern auch noch Produzent der Chose ist… wer will einem da schon reinreden und sagen, „du, Meister, das GEHT so nicht“?

Der Reihe nach – die erste halbe Stunde von „Rest Stop“ ist ziemlich gut, da darf man noch auf ein, wenn schon nicht sonderlich originelles, aber zumindest fetziges und einigermaßen interessantes Derivat aus Spielbergs „Duell“ und dem „Hitcher“ hoffen – nach sage und schreibe doch schon 29 Minuten geht der Streifen dann aber krachen, genauer gesagt, ab der „Flucht“ Nicoles mit der religious-nutcase-Familie mit ihrem degenerierten Inzucht-Mutanten (geht nicht ohne) im Extra-Abteil. Schon hier deutet sich an, dass Shiban keine Idee und/oder keine Lust hatte, eine schlüssige Story abzuliefern, und einfach jedes Genre-Motiv, das in den letzten Jahren mal ein bisschen Kasse gemacht hat, zu samplen, ohne auch nur einen einzigen eigenen Geistesblitz einzubauen, und – weil Publikumsverarschung seit „Lost“ ja wieder in ist – sich um jegliche Auflösung zu drücken. So, wie man sich das im Fandom wohl zusammenreimt, ist „Rest Stop“ nach eigenem Selbstverständnis hauptsächlich eine Geistergeschichte – Tracy, die Spinner-Familie, der Cop, der wiederauftauchende Jesse und der Pick-up-Killer selbst sind angeblich Geister. Warum? Fragt doch mich nicht… und fragt mich auch nicht, wie man einem Geist das Gehirn rausschießen oder ihn zu Tode prügeln kann, das sind Fragen, auf die John Shiban eine Antwort hat oder – höchstwahrscheinlich – auch nicht. Was sind die Motivationen, was ist die dahinterstehende Mythologie? Niemand erklärt es uns. Und selbst, wenn wir mal als gottgegeben hinnehmen, dass die „Geisterhaftigkeit“ dem Shibanschen Willen entspricht, addiert sich das trotzalledem nicht zu einem sinnvollen Ganzen auf, auch und gerade nicht wegen der im Abspann versteckten „Bonusszene“. Wer ist nun eigentlich das „Böse“, der Antagonist in diesem Film? Wer ist der Auslöser? Der Pick-up-Fahrer? Kann’s ja wohl nicht sein, wenn auch er ein Geist ist und ich für die „Bonusszene“ eine von zwei sich mir aufdrängenden Interpretationen wähle (wir sehen nämlich in jener, wie die Nutcase-Familie bzw. deren Vater eine Leiche verbuddelt – das kann nach dem, was wir im Film gesehen haben, *entweder* Jesse *oder* der Killer sein. Letztere Variante würde dann die Familie zu den Haupt-Bösen machen – was allerdings dann natürlich sinnlos machen würde, dass auch sie Geister sind -, erstere würde implizieren, dass Familie und Killer Komplizen sind).
Dieser heftige Schlenker ins Übernatürliche macht „Rest Stop“ restlos kaputt – aus einem potentiell passablen DTV-Reißer wird ein einzigartiger Schwachfug, in dem Shiban einfach alles machen kann, was er will, weil er durch diesen „Kunstgriff“ an keinerlei interne Logik, keine Dramaturgie mehr gebunden ist und irgendwelche (bevorzugt ekligen) Bilder hinklatschen kann, schließlich fehlt es seinen Spukgestalten an jeglichem etablierten Verhaltensmuster – wir wissen nicht mal, WER die Geister sind, was sie wollen und warum (das ist dann schon ’ne andere Baustelle als Ringu, dessen Geist wenigstens ein klar definiertes Ziel hatte). Und allein für den kruden Gedanken, eine übernatürliche Spukgeschichte dann mit Torture-Porn-Elementen zu garnieren, in denen nackte Opfer mit Teppichmessern und Bohrmaschinen traktiert werden, sollte man Shiban dringend eine klatschen – sollte ich Torture-Porn sehen wollen, will ich darin keine Geister, sollte ich Geister sehen wollen (wovon ob des Marketings des Films nicht auszugehen ist), dann brauch ich da um Himmels Willen keine Foltereinlagen, die hier nämlich schlicht und ergreifend das sind, was sie im Idealfall eines Horrorfilms nämlich nicht sein sollten: rein selbstzweckhaft.

Um ehrlich zu sein, als mir im Filmverlauf langsam dünkte, dass eine logische Auflösung der ganzen Chose nicht mehr kommen würde, hoffte und/oder befürchtete ich, dass Shiban zur Aufdröselung noch den High Tension-Twist bemühen würde (was, auch wenn der im Gegensatz zum Aja-Film hier in keiner Weise vorbereitet worden wäre, immer noch eine *bessere* Alternative gewesen wäre)… sei’s drum, die Art und Weise, für die unser Maestro sich hier entschieden hat, lässt den Film jedenfalls mit einem ganzen Rudel von Logikproblemen zurück.

Von der technischen-inszenatorischen Seite her kann man Shiban zumindest bescheinigen, dass der Streifen für sein schätzungsweise sehr niedriges Budget recht gut aussieht. Mark Vargo, der aus der Visual-Effects-Ecke kommt (in dieser Funktion war er u.a. bei ILM tätig und werkelte an Gassenhauern wie „Fright Night“, „Ghostbusters II“, „Outbreak“ oder „Waterworld“) und sich auch als second-unit-Regisseur betätigt (z.B. bei „Deep Impact“, „Garfield“ und „Ring 2“), schwingt eine recht elegante Kamera. Die Optik ist also weniger ein Problem des Films, vielmehr die Tatsache, dass Shiban nicht weiß, wann er eine Szene beenden oder einfach mal ausblenden sollte. Einige Sequenzen, die mit etwas mehr Gespür für Timing effektiv sein könnten, ruiniert er durch Aufblähen – so ist die Szene, in der Nicole sich mit der Nutcase-Familie auseinandersetzt, viel zu lang (der Punkt ist schnell gemacht, dann müsste eigentlich nur die Pointe gesetzt werden), ebenso die emotional gar nicht mal die falschen Knöpfe drückende Szene, in der Nicole auf dessen Wunsch den schwer verletzten Cop erschießen soll (um ihm ein schlimmeres Schicksal zu ersparen) – das zieht Shiban so elendiglich in die Länge, bis es einfach keine Wirkung mehr entfalten kann und der Zuschauer nur noch mit einem genervten „jetzt schieß endlich, du blöde Sumpfkuh“ vor der Glotze hockt (es hilft der Szene natürlich auch nicht weiter, dass die Sympathieverteilung in dieser Situation genau falsch rum ist… der Cop ist die wohl sympathischte Figur des Films und Nicole tut über den ganzen Filmverlauf hin nicht viel dafür, dass sie uns ans Herz wächst).
Wären diese Schönheitsfehler nicht, hätte „Rest Stop“ wenigstens solides Pacing zu bieten, im Gegensatz zu production values. Gut, der titelgebende Rest Stop bzw. seine Dillerbude sehen angemessen siffig aus (aber ist das nicht schon furchtbar unrealistisch? Welches Frauenzimmer, das was auf sich hält, pinkelt lieber in eine stinkende, klebende, vollgeschissene Schüssel als mal kurz hinter’n Busch?), aber sonderlich reizvoll als Location für, naja, geschätzte 60-70 Prozent des Films ist das halt dann doch wieder nicht. Zwei Pyro-Effekte und ein Auto-Crash repräsentieren ansonsten den betriebenen Aufwand (was freilich für Studios den Reiz an DTV-Horror ausmacht – er ist billig zu machen und spielt dank der Allesseher-Mentalität der meisten Horrorfans seine Kosten schnell wieder ein).

Auf der Positiv-Seite ist der gefällige Score von Bear McCreary („EurekA“, „Battlestar Galactica“, „Terminator: The Sarah Connor Chronicles“) nebst der hübschen alternativen Pop- und Americana-Songs zu vermelden.

Kommen wir zum Hauptanliegen des Streifens, dem Gore. Technisch ist das, was Jamie Kelman („Epic Movie“, „X-Men Origins: Wolverine“, „Star Trek XI“) vorlegt, aller Ehren wert (naja, die Bohrmaschinen-Effekte sind nicht sonderlich überzeugend), und ordentlich ruppig, aber eben ausschließlich reiner Selbstzweck. Speziell die Folterporn-Sequenzen (in denen, wen wundert’s, die meisten Gore-Einlagen stattfinden) sind in keiner Weise von der Handlung gedeckt oder von irgendwelcher Relevanz für den Plot (weswegen sie auch als Flashback-Erzählung bzw. Videobotschaft des Killers eingestreut werden müssen) – klarer Fall, das ist Folterporn, weil Folterporn in ist, und nicht, weil der Film es nötig hätte (wie schon gesagt: Braucht ein Geisterfilm Szenen, in denen in Beine gebohrt wird?), oder kurz gesagt, ein Bilderbuchbeispiel für diejenigen, die torture porn die Existenzberechtigung rundweg absprechen (ich bin kein Freund von Folterfilmen, aber ich sehe zumindest die Möglichkeit, dass es Filme gibt, für die Foltersequenzen storytechnisch wichtig sind), weil’s nichts anderes ist als Ekel-Gore um des Ekel-Gores Willen. Außerhalb dieser Passagen (und das sind doch immerhin zwei) hält sich der Streifen vergleichsweise „zurück“ – Nicole wird graphisch ein Finger abgebissen, dem Cop die Beine zermanscht und anschließend das Hirn rausgeschossen, Tracy fehlen auch ein paar Finger, außerdem darf sie literweise Blut kotzen. Nicht das, was ich beim Kaffeekränzchen mit Oma und Opa vorführen würde, und auch nicht bei Mäxchens achtem Kindergeburtstag, aber nichts noch nie Dagewesenes, Unvergleichbares (ich schätze daher mal stark, dass die Juristenkommission sich – in diesem Fall völlig zu Recht – hauptsächlich an den bereits ausführlich kritisierten torture-porn-Szenen aufgehangen hat. Die Kollegen von Schnittberichte.com wissen da vermutlich mehr, aber ich bin zu faul, nachzukucken).

Die Darsteller, bestenfalls aus der zweiten Liga Hollywoods, tun, was in ihren Kräften steht. Jaimie Alexander (aktiv in den Serien „Watch Over Me“ an der Seite von Casper van Dien und Catherine Oxenberg und neuerdings „Kyle XY“) schreckt wenigstens nicht vor einer Nacktszene zurück und hat in ein-zwei Momenten Anflüge des patentierten und von mir geschätzten Sandra-Bullock-Charmes, aber eben nicht durchgängig. Sie agiert nicht *schlecht*, aber auch nicht wirklich überzeugend, nur selten gelingt es ihr, den Schrecken der Situation angemessen zu verkörpern. Sie verzichtete übrigens dankend darauf, ihre Rolle im Sequel wieder aufzugreifen. Congrats. Nicht so Joey Mendicino (also muss es doch mit den Geistern zugehen) als Jesse, der so etwas wie den Jeremy Sisto für Arme gibt, wobei mir das Original dann doch deutlich lieber ist.
Joseph Lawrence, einstmaliger Kinderstar („Blossom“) und Genre-Freunden aus Urban Legends: Final Cut oder Do You Wanna Know a Secret? bekannt, macht seinen Job als am-langwierigsten-sterbender-Polizist-ever ziemlich gut und vermittelt manchmal sogar echte Emotion und Sympathie.
Diane Salinger („Power Rangers“, „Creature“) und Michael Childers („Southern Justice“) geben ein hübsch durchgeknalltes Freak-Paar ab, Deanna Russo („Knight Rider“-Neuauflage) muss nur hinter einem Gitter kauern und leidend aussehen.

Bildqualität: Mir liegt die US-DVD von Warner vor (die seltsamerweise trotz RC1-Hinweises klaglos auf meinem nicht-codefreien DVR lief… nicht, dass ich mich beschweren möchte). Wie sich das für einen aktuellen Major-Release gehört, ist die Bildqualität top, der anamorphe Widescreen-Transfer (ca. 1.85:1) nicht zu beanstanden – gute Schärfe, guter Kontrast, unauffällige Kompression.

Tonqualität: Der Dolby Digital 5.1-Audiotrack ist gleichfalls nicht zu bemängeln, ausgezeichnete Sprachqualität, rauschfrei, kein Feuerwerk an Effekten oder Dynamik, aber angenehm abgemischt. Untertitel werden erfreulicherweise (ist ja bei US-Discs nicht selbstverständlich) auf Englisch, Französisch und Spanisch mitgeliefert.

Extras: Nicht wirklich viel… drei alternative Enden werden präsentiert (ich meine, das Ende, für das man sich letztlich entschieden hat, ist nicht sehr gut, aber zwei von den drei Alternativen gehen wirklich *gar nicht*), dazu gibt’s unter der Rubrik „on the bus“ ausgiebige Bilder aus den Folter-Sequenzen (macht wenigstens klar, welche Zielgruppe man vor Augen hat) und als „Scotty’s Blog Exposure“ ein paar „Videoaufnahmen“ des entstellten Nutcase-Gnoms, die in Verbindung mit der Bonussequenz im Abspann die Sachlage im Film deutlicher machen sollen (bäh). Dazu gibt’s noch den Trailer.

Fazit: Kennt jemand Maria Newborn? Das ist eine Redakteurin von „Fangoria TV“ – die lässt sich auf dem „Rest Stop“-Cover mit folgenden (übersetzten) Worten zitieren: „Rest Stop ist quälend realistisch – im Stile der Originalversion von ‚Spurlos'“. Möchte noch jemand mit mir in die Staaten fahren und Miss Newborn eine bis zwölf schallern? „Spurlos“, einen wirklich quälend-effektiven Psychothriller, der OHNE JEGLICHE EFFEKTE auskommt, mit einer Folterporn-slash-Slasher-slash-Geistergeschichte zu vergleichen, die Gore einbaut, nur damit Gore drin ist, kann nur jemand, dessen Gehirn operabel vollständig entfernt wurde (ich hab ja versprochen, ich würde in Zukunft öfter mal andere Rezensenten beleidigen…).
„Rest Stop“ ist Müll – nach einer vielversprechenden ersten halben Stunde ergibt sich der Streifen der geballten Sinnlosigkeit, gepaart mit selbstzweckhafter Gewalt; Wasser auf die Mühlen derjenigen, die in Horrorfilmen eh Teufelszeug sehen und sie am liebsten öffentlich verbrennen würden. Wenn Raw Feeds weitere Ergüsse von ähnlicher „Qualität“ sind, kann Warner diese Dependance gerne wieder einstampfen und das Drehen billiger DTV-Fetzer denjenigen überlassen, die etwas davon verstehen. Thumbs down, und zwar deutlich.

1/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments