Resident Evil: The Final Chapter

 
  • Deutscher Titel: Resident Evil: The Final Chapter
  • Original-Titel: Resident Evil: The Final Chapter
  •  
  • Regie: Paul W.S. Anderson
  • Land: Großbritannien/Frankreich/USA/Deutschland/Südafrika/Kanada/Japan/Australien
  • Jahr: 2016
  • Darsteller:

    Milla Jovovich (Alice), Ali Larter (Claire Redfield), Iain Glen (Dr. Isaacs), Shawn Roberts (Albert Wesker), Eoin Macken (Doc), Fraser James (Razor), Ruby Rose (Abigail), William Levy (Christian), Rola (Cobalt), Ever Anderson (Red Queen), Mark Simpson (James Marcus), Lee Joon-Gi (Commander Chu)


Vorwort

Zehn Jahre sind seit der Freisetzung des T-Virus vergangen – die Infektion, die die Betroffenen in mordlüsterne Untote verwandelt, hat die Erde praktisch entvölkert. Nur noch wenige tausende Überlebende kämpfen verzweifelt gegen das milliardenstarke Heer der Zombies. Alice, die unerschrockene Kämpferin ohne Vergangenheit, gehört mit anderen Hoffnungsträgern zu den ausgekuckten Opfern einer perfiden Falle von Umbrella-Chefhenchman Albert Wesker, der ein letztes Krisentreffen des „Guten“ arrangiert und die Teilnehmer ausgelöscht hat – bis auf Alice, die sich wieder einmal wie durch ein Wunder retten kann.

Kaum der Falle entronnen, wird Alice von unerwarteter Seite kontaktiert – die „Red Queen“, die künstliche Intelligenz, die Umbrellas Supercomputer im Hive steuert, nimmt Verbindung mit ihr auf und offenbart einen überraschenden Seitenwechsel. Die Red Queen ist darauf gestoßen, dass Umbrella ein Gegenmittel gegen den T-Virus entdeckt hat, dieses aber aus Gründen unter Verschluss hält. Die Programmierung der Queen verbietet ihr ein direktes Opponieren gegen Umbrella und seine Angestellten, aber Alice wird von solcherlei Dingen ja nicht behindert. Nur die Zeit drängt, denn wenn das Antivirus nicht innerhalb von 48 Stunden freigesetzt wird, war’s das mit der Menschheit, dann sind die letzten Enklaven menschlicher Zivilisation den Blutrausch der Untoten zum Opfer gefallen.

Nun hat Alice aufgrund ihres reichlichen Erfahrungsschatzes wenig Grund, der Red Queen zu vertrauen, andererseits – was bleibt ihr übrig? Die Lage ist schließlich hoffnungslos, aber nicht ernst… Also macht Alice sich im Dienst der Red Queen auf ins niedergebombte Raccoon City, wo im unterirdischen Hive nicht nur das Antivirus wartet, sondern auch Albert Wesker, mit dem Alice noch eine ganze Hühnerfarm zu rupfen hat.

Der Haken an der Geschichte – wenn die Red Queen Alice lokalisieren kann, kann das Rest-Umbrella auch und ein-zwei Hinterhalte später sitzt Alice als Gefangene in einem bis an die Zähne bewaffneten Panzertruck von Dr. Isaacs, Vorstandschef von Umbrella und amtlicher Wahnsinniger. Zwar meint Alice, Marcus bereits mal getötet zu haben, das aber, grinst Isaacs war nur ein Klon. Unser Isaacs hier ist mittlerweile jenseits von Gut und Böse und betrachtet die Auslöschung der Menschheit als religiös-göttliche Mission. Alice gelingt die Flucht und erreicht Raccoon City.

Dort stößt sie auf eine alte Bekannte – Claire Redfield, die in einem zerstörten Hochhaus ein Refugium für die wenigen Überlebenden der Apokalypse eingerichtet hat. Das bedeutet unerhoffte Verbündete, auch wenn Alices Ankunft und ihre unbürokratische Übernahme des Anführerpostens nicht auf ungeteilte Gegenliebe stößt. Ihre Expertise ist aber dringend notwendig, denn Isaacs und seine Trucks sind im Anmarsch und im Schlepptau haben sie eine Armee zigtausender Untoter, gegen die die schlecht ausgerüsteten Überlebenden praktisch schutzlos ausgeliefert sind. Die einzige Hoffnung, die bleibt: in den letzten wenigen Stunden den Hive entern und das Antivirus freisetzen.

Mit einer kleinen Schar Getreuer dringt Alice in den Hive ein und erfährt dort von der Red Queen Unfassbares: die Freisetzung des T-Virus war mitnichten ein Unfall, sondern von Umbrella von langer Hand geplant, um eine neue Welt, ausschließlich bevölkert von Vertretern der Umbrella-Führungsriege, zu begründen – und außerdem befindet sich in ihrer kleinen Streitschar ein Umbrella-Informant…


Inhalt

All good things come to an end.
Ich weiß, dass ich gerade im weiten Feld derer, die mehr oder weniger intelligent über Film zu quatschen versuchen, eine Mindermeinung vertrete, aber ich bin ein Riesenfan der „Resident Evil“-Filmreihe. Gegen Capcom-Fans und diejenigen, die glauben, dass „Film“ grundsätzlich gewisse Zugeständnisse an traditionelle Konventionen wie „Narrativ“, „cause and effect“, „Charakter-Entwicklung“ und ähnlichen überschätzten Tinnef machen muss, hat man da natürlich einen schweren Stand. Die erste Gruppe ignoriere ich mit einem lässigen „mir sind die der Reihe zugrundeliegenden Computer- und Konsolenspiele grad wurscht“. Ich hab nie eins gespielt, und daher ist es mir vollkommen Salami, ob die Handlung im Kontext der Spiele keinen Sinn macht, die Figuren out-of-character agieren oder die Filmemacher (bzw. prinzipiell Paul W.S. Anderson) schlicht nicht kapiert haben, was „Resident Evil“s Appeal in Game-Form ausmacht. Ich kann das Filmfranchise völlig losgelöst von seinem Spiele-Widerpart betrachten.

Der zweiten Gruppe ist schwieriger beizukommen, weil ich mich ihr ansonsten ja durchaus auch zugehörig fühle. Da muss ich mich einfach auf den Punkt zurückziehen, dass ich für die „Resident Evil“-Reihe eine unangebrachte Ausnahme mache – wenn’s darum geht, dass Milla Jovovich Zillionen Untote und nur unwesentlich weniger Umbrella-Schergen niedermetzelt und dabei affengeil aussieht, sind mir Filmtheorie und künstlerischer Anspruch nur unwesentlich weniger egal als die „Werktreue“ zu den Games.

Sicherlich – der praktisch völlige Verzicht der Reihe auf einen tieferen dramatischen und dramaturgischen Zusammenhang, auf interne Logik und auf Charaktere, die tiefsinner angelegt sind als „böser Umbrella-Goon“ oder „Untoten-Fodder der Woche“ (mit Ausnahme von Alice), und die Konzentration auf gut aussehende, überkandidelte Action-Set-Pieces und FX, sind – da gehe ich konform mit dem Mainstream – ein direkter Faustschlag in die Fresse des ordentlichen narrativen Erzählkinos, aber eben einer, den das ordentliche narrative Erzählkino auch mal verkraften kann und vielleicht da und dort auch nötig hat. Man muss ja deswegen nicht gleich ins Extrem gehen und zum Michael-Bay-Fan werden.

Wer die Reihe dramaturgisch kritisiert, muss sich auch damit auseinandersetzen, dass die Reihe eigentlich nicht aus in sich abgeschlossenen Einzelgeschichten besteht, die durch einen übergreifenden Arc verknüpft sind, sondern more or less EIN Film sind, der nunmehr in sechs handhabbare Teile aufgespalten wurden – der Flow der Reihe, der beinahe nahtlose Übergang von einem Film zum nächsten, macht es eigentlich sinnlos, ein Einzelkapitel für sich selbst zu sehen und zu besprechen. Es ist *eine* Story (ein Ausreißer ist da höchstens Teil 5, „Retribution“, der quasi einen side quest mimt, um im Gamejargon zu bleiben) und als solche muss man sie betrachten und werten.

Dass die Serie mit ihrem sechsten Teil nun ihren Abschluss findet, um dem sicherlich unvermeidlichen Reboot Platz zu machen, ist aus meiner Sicht hochgradig bedauerlich, da ich oft genug zu Protokoll gegeben habe, dass man von mir aus „Resident Evil“-Filme mit Milla bis zum Hitzetod des Universums drehen kann und ich zuverlässig Kunde sein werde, aber, natürlich, auch Milla wird nicht jünger, hat mittlerweile Familie und mag vielleicht nicht auf alle Zeiten die blutende Zielscheibe im zerrissenen Top für alles, was untot ist oder eine Maschinenpistole trägt, spielen. Obschon Alice freilich der Charakter ist, für den Milla ganz offensichtlich geboren wurde. Arnie = Terminator, Sly = Rocky Balboa, Milla = Alice. Ganz einfache Mathematik.

Zum guten Schluss zieht die Serie den Bogen zurück zu ihrem Ausgangspunkt – es geht zurück nach Raccoon City, wo die ganze Malaise ihren Anfang nahm, und in den Hive, in die Zeit, als auch die Filmfassung des Franchise noch seine Wurzeln im Survival-Horror nicht verleugnete. Bis wir dahin kommen, erlaubt sich Anderson ungeahntes Storytelling. Waren die Motive der Umbrella Corporation fünf Filme lang weitgehend rätselhaft (wie will man an der Vernichtung der Menschheit Geld verdienen? Und selbst wenn das gelänge, was hätte man davon?), so erhält die Hintergrundgeschichte jetzt tatsächlich mal Fleisch auf die Rippen – wir bekommen die Umstände der Entdeckung des T-Virus ebenso serviert wie die Entscheidungen des Umbrella-Vorstands (zumindest des offen kriminell-wahnsinnigen Teils desselben), die mutwillig zur globalen Katastrophe führen und – zwangsläufig – auch (nicht ganz so überraschende) Enthüllungen über Alice, ihre fehlende Vergangenheit und ihre Verbindung zu Umbrella und dem T-Virus. Das erhebt „The Final Chapter“s Drehbuch nun nicht in den Rang erhabener Literatur, sorgt aber dafür, dass der Film sich im Vergleich zu seinen Vorgängern *etwas* ruhiger spielt, nicht ausschließlich auf Action-set pieces, neue Monsterarten und kreative Möglichkeiten, selbigen die Lebenslichter auszublasen setzt, sondern da und dort eine Verschnaufpause nimmt, um – nicht unbedingt elegant – da und dort einen Expositionsblock zu bringen, der die Geschehnisse der letzten fünf Filme in einen inhaltlichen Kontext setzt (inklusive auch kurzer Flashbacks, die die Bezeichnung „flash“ ob ihrer sekundenkurzen Stakkato-Einblendung auch verdienen, insbesondere in den ersten Film).

Das bedeutet natürlich nicht, dass „The Final Chapter“ nun langweilig wäre und in Sachen Action nichts mehr neues einfiele. Auch dieser Teil der Serie verfügt über sehenswerte und ruppige Actionsequenzen (auch wenn’s nicht der splattrigste Serienbeitrag ist und daher auch mit einer 16er-Freigabe durch den TÜV kam), die mit einigen Mätzchen wie einem „predictive combat system“, mit dem Isaacs operiert, ein paar neuen Monstertypen und neuen (und alten!) Fallensystemen im Hive für allerlei spektakulären Lebensverlust sorgen. Wie üblich in der Serie wird ein Rudel neuer Figuren eingeführt, das keine andere Aufgabe hat außer dekorativ zu sterben, damit die Hauptfiguren ungeschoren bleiben können, aber das ist man mittlerweile ja aus dem Franchise gewohnt. Dass Anderson trotzdem noch so tut, als würden uns diese Tode irgendwie emotional berühren, ist rührend naiv, wo wir doch bestenfalls Wetten abgeschlossen haben, wie viele Minuten Figur X ab ihrer Präsentation noch weiter atmen wird…

Auch wenn Anderson im Finale nicht mehr viel mehr anderes einfällt als sich kräftig bei „RoboCop“ zu bedienen, um sich aus der Sackgasse, in die er sich manöveriert hat, rauszuschreiben, fällt das nicht besonders ins Gewicht, zumal der Film trotz aller Schwächen einen letztlich befriedigenden arc für Alice zum Abschluss bringt. Und, naja nochmal, wer kuckt sich „Resident Evil“ wegen der denkwürdigen Plotte an? „The Final Chapter“ bietet in der bekannten Tradition der Serie wieder einiges an super-spektakulären Bildern (auch in 2D), die nach möglichst großer Projektionsfläche schreien. Vielleicht markiert die Serie und damit auch ihr Schlussakt nicht den Sieg des puren Visuellen über den Narrativ, aber meinetwegen darf es immer wieder mal einen solchen Bilderrausch geben, der dann auch im Gegensatz zu beispielsweise Zack Snyders „Sucker Punch“ nicht auch noch total hulledoof ist, sondern zumindest rudimentär eine Story bedient.

Die FX sind absolut auf der Höhe (und in mancher Hinsicht besser die als des xmal teureren „Wonder Woman“), der Score wuchtig.

Milla Jovovich ist als Alice eh mein Babe, da werde ich den Teufel tun und irgendwas kritisieren. Ari Larter („Final Destination“, „Obsessed“) feiert ihren dritten Serienauftritt als Claire Redfield – sie hat nicht viel zu tun, aber das Wiedersehen macht Freude. Shawn Roberts sieht in seinem dritten Auftritt als Albert Wesker wirklich aus wie ein CGI-Charakter – und auch Iain Glen („Game of Thrones“) kehrt nach neun Jahren Pause ins „Resident Evil“-Universum zurück und darf overacten, bis die Schwarte kracht. Als Gast-„Stars“ fungieren u.a. das australische Model Ruby Rose („xXx: The Return of Xander Cage“), ihre japanische Kollegin Rola, die Männermodels Eoin Macken („Merlin“) und William Levy, sowie der südkoreanische actor-slash-model-slash-K-Pop-Star Lee Joon-gi.

Die Constantin-Blu-Ray verfügt über erwartungsgemäß tolles Bild, sauberen und lauten Ton und ein paar Making-of-Featurettes für den kleinen Hunger zwischendurch.

Ich bleibe dabei – „Resident Evil“ as conceived bei Paul W.S. Anderson macht Spaß. Ich kann Gamer verstehen, die ob der Verarbeitung ihres geliebten Franchise im Viereck kotzen, aber es ist mir andererseits herzlich egal, wenn für mich unterhaltsame Filme `bei rumkommen. Und heidewitzka, was hatte ich in den letzten fünfzehn Jahren Spaß. Ich werde der Reihe nachtrauern – der unausweichliche Reboot wird mich, fürchte ich, kaum so amüsieren. In diesem Sinne – wer die ersten fünf Filme geliebt hat, wird auch mit diesem seine Freude haben, wer bislang keinen Spaß an der Reihe hatte, kann sich diesen auch getrost schenken (your loss, my gain…).

© 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 8


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