Resident Evil: Degeneration

 
  • Deutscher Titel: Resident Evil: Degeneration
  • Original-Titel: Resident Evil: Degeneration
  • Alternative Titel: Biohazard: Degeneration |
  • Regie: Makoto Kayima
  • Land: Japan
  • Jahr: 2008
  • Darsteller:

    Sprecher (engl. Fassung): Alyson Court (Claire Redfield), Paul Mercier (Leon S. Kennedy), Laura Bailey (Angela), Roger Craig Smith (Curtis Miller), Crispin Freeman (Frederic Downing), Michael Sorich (Senator Ron Davis), Steve Blum (Greg Glenn)


Vorwort

Sieben Jahre sind vergangen, seit eine Atombombe das zombieverseuchte Raccoon City in den Orkus geblasen hat. Die Umbrella Corporation ist bankrottbedingte Geschichte, das T-Virus allerdings sorgt nach wie vor für Chaos. Während Bio-Terroristen überall auf der Erde mit dem Virus Anschläge verüben, experimentiert WilPharma, protegiert vom schmierigen US-Senator Davis, mit dem Teufelszeug, zur überschaubaren Begeisterung der Öko-Aktivisten von „Terra-Save“. Dieser Organisation hat sich auch Claire Redfield, Überlebende der Raccoon-City-Katastrophe, angeschlossen und beabsichtigt nun, gegen Senator Davis, WilPharma und deren neuesten Forschungsstandort in Harvardville zu protestieren. Am Flughafen der Stadt stolpert Claire aber geradewegs in eine Katastrophe – ein Flugzeug crasht ins Terminalgebäude, was schlimm genug wäre, doch darüber hinaus sind die Passagiere des verunglückten Flattermanns bereits zombifiziert! Ehe sie sich’s versieht, ist Claire mehr oder weniger verantwortlich für ein kleines Grüppchen Überlebender des Desasters, inklusive des Senators, und verschanzt sich mit ihren Schützlingen in der VIP-Lounge.

Das Militär riegelt den Airport ab – den Versuch, den Eingeschlossenen zu Hilfe zu eilen, leitet Leon Kennedy, ebenfalls vor Jahren in Raccoon City mit dem Zombie-Gesocks konfrontiert und mittlerweile zum dem Präsidenten direkt unterstellten Spezialagenten aufgestiegen. Mit den Marines Angela und Greg dringt er in den Flughafen ein, wo er fröhliches Wiedersehen mit Claire unter Gefechtsbedingungen feiern kann. Greg wird zombifiziert, ansonsten kann die Truppe ohne weitere Verluste entkommen.

Doch ist das nur der Anfang einer denkwürdigen Nacht – Leon spekuliert, dass die Terroristen, die auch für die Attacke auf den Flughafen zuständig waren, WilPharma, mitnichten ein fieses Nachfolgeunternehmen Umbrellas, sondern aufrechte Forscher, die an einem Impfstoff gegen das T-Virus werkeln, und damit die einzige potentielle Abwehr gegen weitere Zombie-Attacken ausschalten wollen (während sie öffentlichkeitswirksam die Offenlegung der Verstrickung der Regierung in die Umbrella-Affäre fordern). Claire und WilPharma-Chef-Forscher Downing stellen in der Tat fest, dass jemand im Forschungszentrum bereits eine Zeitbombe gelegt hat – beim Täter handelt es sich um den bei „Terra-Save“ wegen übertriebener Radikalität rausgeflogenen Curtis Miller, der Frau und Kind in Raccoon City verlor und überdies auch noch Angelas Bruder ist. Leon und Angela kommen zu spät, um die Bombenexplosion zu verhindern, aber nicht zu spät, um auf Curtis zu treffen. Der hat sich aus purer Absicht mit dem noch ekligeren G-Virus infiziert und mutiert in ein fieses, praktisch unkaputtbares Riesenmonster, gegen das Leon, Claire und Angela ums nackte Überleben kämpfen müssen…


Inhalt

Und mal wieder ein Lichtspielwerk, für das ich absolut nicht die ausgekuckte Zielgruppe bin. Denn obwohl ich die „Resident Evil“-Filme (bzw. die zwei, die ich bislang gesehen habe) durchaus als kurzweiliges Popcorn-Zombie-Action-Entertainment schätze, bin ich nun mal, wie ich schon des öfteren habe anklingen lassen, kein Gamer – und „Degeneration“ versteht sich nunmal explizit nicht als spin-off der Hollywood-Filmreihe, sondern als solches der Spiele-Serie, namentlich als eine Art Sequel zu „Resident Evil 4: Code Veronica“ mit Charakteren aus „Resident Evil“ (trotzdem ist die Angelegenheit, trotz des offiziellen Capcom-Endorsements, wohl nicht kanonisch anzusehen, sondern versteht sich als „eigenständige“ Geschichte).

Nuja. Nun ist „Resident Evil“ bei aller Freundschaft nicht gar so komplex wie das „Final Fantasy“-Franchise, das ja auch schon seinen eigenen CGI-Animationsfilm (ach, erwähnte ich das noch nicht? Es ist ein CGI-Animationsfilm), „Advent Children“, bekommen hat (und das ohne intensive Vorkenntnis der Game-Geschichte allenfalls als impressives, aber völlig unverständliches Grafikdemo durchging) – sprich, es ist möglich, „Degeneration“ auch als RE-Franchise-Unbelasteter zu kucken und zu kapieren: ein kurzer Prolog informiert uns eh über die wesentlichen Ereignisse um Raccoon City und bringt uns auf den aktuellen Stand, und wer zumindest einen der Realfilme mit Milla gesehen hat, wird auch mit Termini wie „Raccoon City“, „Umbrella Corporation“ und „T-Virus“ zumindest soviel anfangen können, als dass er ungefähr weiß, wohin der Hase läuft.

Die Story, verfasst von Shotaro Suga, der auch das Script zu Casshern verbrach und ansonsten überwiegend im TV-Anime-Bereich tätig ist (u.a. schrieb er „Ghost in the Shell: Solid State Security“), in der Folge von „Degeneration“ am Resident-Evil-Spiel „The Darkside Chronicles“ mitschreiben durfte, ist für Japan-Kram-Verhältnisse ziemlich straightforward, wie es sich für den Film zu einer Survival-Horror-Egoshooter-Spielserie gehört. Im ersten Akt befassen wir uns ausschließlich mit der Situation auf dem zombiebelagerten Flughaften und dem Ausbruch aus ebenjenem, Hier gelingt Suga sehr gut der Spagat zwischen rudimentärer Exposition, d.h. wir erfahren, wer die wesentlichen Protagonisten sind (mit Ausnahme von Downing, der erst zum zweiten Akt dazustößt) und wie sie miteinander verflochten sind, und purem reduzierten Survival-Horror – und auch Regisseur Kayima (spezieller Assistant Director bei Avalon und Spezial-Effekt-Regisseur bei der Heisei-„Gamera“- und der Millennium-„Godzilla“-Serie) beweist hier ein sehr geschicktes Händchen, sowohl klassisches visuelles Storytelling als auch Game-Feeling zu vermitteln, immer wieder schiebt er kurze, knackige videospielartige Kameraeinstellungen ein, ohne sich einer reinrassigen Egoshooter-Sequenz bedienen zu müssen.

Der zweite Akt nimmt dann, nach dem adrenalin- und bleigetränkten Eröffnungsdrittel, das Tempo heraus, um die Hintergründe des Antagonisten zu klären, ein paar Charakterbeziehungen zu vertiefen, das für „Resident Evil“ übliche Regierungs- und Wirtschaftsverschwörungsgedöns auszubauen und – natürlich – den ausschweifenden Showdown vorzubereiten, der dann auch programmgemäß den kompletten Schlussakt ausmacht; interessanterweise erreicht diese finale Auseinandersetzung nicht die Intensität der Airport-Sequenz, obwohl sie ebenfalls temporeich ordentlich hart geführt wird – es mag daran liegen, dass das vom Script offenbar gewünschte pathoserfüllte Melodrama (aufgrund des Kampfes Schwester gegen Bruder) nicht so zündet wie erhofft (weil sowohl Curtis als auch Angela letztlich Nebenfiguren sind – im Umkehrschluss fällt Claire im Schlussakt beinahe komplett durch den Rost; sie hat eine nennenswerte Aktion und was die in der Filmlogik bringen *soll* und letztlich tatsächlich bringt, ist eines der größeren Geheimnisse des Streifens), zum anderen, weil die japanische Marotte, auch noch in JEDEN Genrefilm auf Teufel komm raus noch ein schleimiges Monsterbiest einzubauen, den, harrrch-hüstel, „realistischen“ Aspekt konterkariert. Ich will jetzt nicht unbedingt behaupten, dass Zombieattacken alltäglich passieren und per se *glaubhaft* sind (allerdings begegnen mir tagtäglich genug Leute, denen man glauben kann, dass sie dringend BRRRAIIINS brauchen), aber die Bedrohung durch frischfleischgierige Untote ist irgendwie greifbarer, „näher“ als ein Monstermutant a la Hulk mit Riesenauge und einer gigantischen Hummerschere, sprich, der Eröffnungsakt „Zombies am Flughafen“ ist, soweit ein CGI-Animationsfilm überhaupt dazu in der Lage ist, emotional „involvierender“, weil „vorstellbarer“, als der vergleichsweise abstrakte, comichaft übersteigerte Kampf gegen ein eitrig-schleimiges Mutantenmonster.

Technisch lässt Kayima nicht viel anbrennen – ganz im Gegenteil, einige Kamerafahrten und -schwenks sind nahezu atemberaubend, die Hintergründe sind nicht *ganz* fotorealistisch, lassen also noch die Erkenntnis, dass wir uns im Animationsbereich befinden, zu, die Charaktere entsprechend eindeutig der neueren japanischen Schule, sind aber – erstaunlich, da der Streifen, warum auch immer, im aufwendigen motion-capture-Verfahren gedreht wurde – immer noch etwas hüftsteif (speziell, was die männlichen Figuren, und ganz speziell, was Downing angeht) und ein wenig zu glatt, um „echt“ zu wirken (Zemeckis‘ motion-capture-Orgie „Beowulf“ war, egal, wie man den Film jetzt selbst werten möchte, da deutlich realistischer), das transportiert noch zu wenig echte, glaubwürdige Emotion (auch wenn ich über den Daumen gepeilt schon feststellen möchte, dass die Freunde aus Nippon seit „Advent Children“ in der Hinsicht wieder ein Stück weiter gekommen sind).

Die Action jedenfalls ist fulminant, schnell, mitreißend – da fällt dann auch kaum auf, dass „Degeneration“ zwar einen recht eindrucksvollen Bodycount aufbaut, aber – speziell nach „Ende“ des Flughafen-Kapitels an Horror-/Splatter-/Goreeinlagen spart. Der Streifen definiert sich eindeutig als Actionfilm mit leichtem Horroreinschlag als umgekehrt (was ja durchaus stimmig mit der Positionierung der Games ist) – ein paar blutige Zombie-Bisse und die schleimige Curtis-Transformation sind die „härtesten“ Effekte. Dafür gibt’s einiges an Explosionen (und wir erkennen: mittlerweile sind die Pixeltüftler soweit, halbwegs glaubwürdige CGI-Flammen zu bewerkstelligen).

Sprachtechnisch wird’s Gamer freuen, dass Claire und Leon in der Originalfassung (für die deutsche Fassung verbürge ich mich nicht) von ihren aktuellen Sprechern der Spiele, Alyson Court bzw. Paul Mercier, gevoiced werden (auf Stunt-voice-casting wurde also verzichtet), verwirrend mag sich allenfalls auswirken, dass Roger Craig Smith, der hier den bösen Curtis Miller spricht, in den Games zuletzt ausgerechnet in der Rolle von Claires Bruder Chris tätig war. Im Übrigen rekrutiert sich der voice-cast aus routinierten und vielbeschäftigten Profis auf diesem Spezialgebiet – dass bei einer Übersetzung vom Japanischen ins Englische Lippensynchronizität nicht unbedingt alleroberste Priorität hat, dürfte sich verstehen.

Bildqualität: Sony bringt den Streifen in makellosem anamorphen 1.85:1-Widescreen; Animation, Backgrounds und Kameraarbeit kommen gut zur Geltung; insgesamt ist der Streifen, da überwiegend nächtlich spielend, auf der eher dunklen Seite, der Kontrast ist aber kein Problem.

Tonqualität: Deutscher, englischer und … Ton, jeweils in Dolby 5.1, plus diverse Untertitelspuren, wie’s bei Major-Veröffentlichungen guter Brauch ist. Der englische Track ist ausgezeichnet verständlich und rumpelt bei Bedarf auch mit ordentlich Power aus den Boxen.

Extras: Ein ausführliches Making-of, das auch auf die Verbindungen zur Spiele-Serie eingeht, „character profiles“, ein „fake interview“ mit dem motion-capture-Darsteller des Leon, sowie Trailer für den Film als auch das nächste Game der Serie („Resident Evil 5“).

Fazit: Mit „Degeneration“ gelingt den japanischen Filmemachern das Kunststück, mit dem sie bei „Advent Children“ noch recht schmählich scheiterten – der Film funktioniert sowohl als Ergänzung/Erweiterung des Game-Kanons (wie ich mittlerweile herausfinden konnte, ist „Degeneration“ explizit „Resident Evil 4.5“ und damit kanonisch) als auch als locker wegkonsumierbarer stand-alone-Actionfilm, für den tiefere Kenntnis der Materie nicht notwendig ist. Gebraucht hat’s das sicher nicht und den Freunden der Realfilmen wird’s sicher nicht die Milla ersetzen, aber als CGI-Animationsshowcase und Gutzi für RE-Fans und solche, die’s noch werden wollen, nicht zu verachten. Allerdings – irgendwie „seelenlos“ sind diese CGI-Filme immer noch…

3/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
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