Repeaters

 
  • Deutscher Titel: Repeaters - Tödliche Zeitschleife
  • Original-Titel: Repeaters
  •  
  • Regie: Carl Bessai
  • Land: Kanada
  • Jahr: 2010
  • Darsteller:

    Dustin Milligan (Kyle Halsted), Amanda Crew (Sonia Logan), Richard de Klerk (Michael Weeks), Benjamin Ratner (Bob Simpson), Teach Grant (Rafe Bouchard), Alexia Fast (Charlotte Halsted)


Vorwort

Kyle, Sonia und Michael sind Teenager auf Entzug und fristen ihr Dasein in einer Drogenrehaeinrichtung. An ihrem ersten „Freigangstag“ versuchen sie sich ihren Problemen zu stellen, doch ohne Erfolg – Kyles Schwester Charlotte legt keinerlei Wert auf ein klärendes Gespräch, Sonia bringt es nicht über sich, ihren todkranken Vater im Krankenhaus zu besuchen und Mikes Ausflug zum eingeknastelten Vater bringt ihm nur Morddrohungen ein. Als Sonia später am Tag informiert wird, dass ihr Vater gestorben ist, ist der Tag endgültig gelaufen. Da trifft’s sich günstig, dass ein nächtlicher Sturm und drei dazu passende Stromschläge dafür sorgen, dass das Trio den gleichen Tag noch mal in Angriff nehmen darf… Erstaunlich schnell arrangieren sich die Teens mit der Situation, verbessern ihre „Vortags“-Ausbeute aber nur unwesentlich. Auch der Versuch, einen ihnen bekannt gewordenen Selbstmord zu verhindern, scheitert. Und der Tag wiederholt sich auf’s Neue…

Der Groschen fällt: Leben ohne Konsequenzen! Besonders Mike hält die Zeitschleife für ein Geschenk, das er zu nutzen beabsichtigt und zunächst ziehen Sonia und Kyle enthusiastisch mit. Ohne Angst vor den Folgen haben zu müssen, können Supermärkte überfallen, ins Haus ihres Therapieleiters eingebrochen (und selbiger als Pädobär enttarnt) und allgemeiner Schabernack getrieben werden – nicht mal der Tod ist noch eine feste Größe. Während Mike die Dauerwiederholung des Tages genießt, kommen Sonia und Kyle zunehmend Zweifel, erst recht, als Kyle feststellt, dass Charlotte mittlerweile beim gleichen Dealer verkehrt wie er selbst und drauf und dran ist, seine Fehler zu wiederholen. Kyle droht, die Kontrolle über sich zu verlieren, kann sich aber noch beherrschen – auch weil er mittlerweile ernstlich mit Sonia anbandelt, die ihm gesteht, ihren Vater deswegen nicht besuchen zu können, weil er sie einst missbrauchte. Bei Mikey sieht die Sache ganz anders aus – der hat die vergleichsweise harmlosen Scherze hinter sich gelassen und sich zum mordenden und vergewaltigenden Vollzeitpsychopathen gewandelt. Dass Kyle und Sonia ihn am Übeltun hindern wollen, gefällt ihm gar nicht…


Inhalt

Jaja, bringen wir’s hinter uns, und täglich grüßt das Murmeltier. Zeitschleifenfilme müssen sich grundsätzlich diesem Vergleich stellen, und ja, im Gegensatz zu 12:01 trifft er dieses Mal sogar einigermaßen ins Schwarze, denn wie beim Bill-Murray-Comedy-Vehikel geht’s in „Repeaters“ (ein hübsch doppeldeutiger Titel, denn unsere Helden wiederholen ja nicht nur den Tag, sondern sind als „repeat offenders“ im Rehab-Programm) nicht um das „technische“ Wie & Warum, sondern – hier halt im Gewand eines Dramas – um die psychologischen Auswirkungen, wenn man in einem Loop gefangen ist.

Arne Olsen (für den dieser Film nach bisherigen Drehbucharbeiten für „Red Scorpion“, „Ein Cop und ein Halber“ – urgh -, „Charlie – ein himmlischer Held“ oder „Power Rangers – der Film“ mit Abstand das anspruchsvollste ist, was er in seiner Karriere bislang zu Papier gebracht hat) und Carl Bessai („Normal“, „Mothers & Daughters“, „Severed“; durchaus ein Spezialist für Stoffe mit komplexen Beziehungskonstrukten und Charakteren in extremen psychologischen Situationen) begehen aber nicht den Fehler, lediglich das Murmeltier-Konzept auf „ernst“ zu trimmen, sondern lösen sich, so weit das bei einem timeloop-Film eben geht, vom bekannten Vorbild. Zum einen legt das Script nicht sehr viel Wert auf die ständige Wiederholung und leichte Variation der ewig gleichen Situationen – die Figuren schnallen schnell, wohin der Hase läuft (die haben den „Groundhog Day“ vermutlich auch zwanzigmal im Fernsehen gesehen… schön wäre es, wenn sie’s mal erwähnt hätten ;-)) – die einzige Situation, die in der Hinsicht „gemolken“ wird, ist die am Frühstückstisch in der Reha-Klinik. Zum anderen kommt natürlich durch den Kniff, dass nicht eine Person, sondern gleich drei in der Zeitschleife gefangen sind, eine ganz andere Dynamik in die Story. Die Charaktere haben Ansprechpartner, können ihr Dilemma diskutieren, Pläne schmieden und – wichtig – eben auch innerhalb der Gruppe Konflikte entwickeln. Dadurch ist der Film nicht mehr so strukturell abhängig von seinem Zeitschleifen-Gimmick und kann aktiv mit den Figuren arbeiten.

Selbstverständlich (soll ich das mal mit SPOILER-Warnung versehen? Es ist zwar recht offensichtlich, aber ich bin mal so frei) ist der Clou, der Schlüssel zum Ausbruch aus der Zeitschleife, dass die Helden mit ihrer Vergangenheit ins Reine kommen müssen – Kyle muss die Aussprache mit seiner Schwester führen und sie vor dem Abgleiten in den Drogensumpf bewahren, Sonia und Mike müssen mit ihren jeweiligen Vätern „closure“ finden; das mag nicht sonderlich originell sein, aber es funktioniert; und durch die „Aufspaltung“ einer zentralen Figur in drei wichtige Charaktere können Olsen und Bessai unterschiedliche psychologische Reaktionen untersuchen – für Sonia wird die Beziehung zu Kyle zum Schlüssel, ihre Konflikte mit dem Vater aufzuarbeiten, Kyle muss lernen, dass Agression nicht zum Erfolg führt und er versuchen muss, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten, und Mike dient als abschreckendes Gegenbeispiel, eingeführt als nicht unsympathischer Loser, der den neuen Lifestyle des völlig zügel- und folgenlosen „do what thou wilt“ voll verinnerlicht.

Über weite Strecken erreicht Bessai ein „Donnie Darko light“-Feeling – das Alter der Protagonisten, die Kombination von dramatischen, komischen und romantischen Momenten sowie der SF-/Mystery-Aspekt (für den der Film selbst nur die nicht wirklich wichtige Pseudoerklärung des Stromschlags anbietet – „Repeaters“ unterfällt nicht dem sich-zu-Tode-erklären-Ansatzes des DD-Director’s Cut), das müsste die Klientel, die Richard Kellys Kultstreifen schätzt, goutieren können. Bessai fehlt vielleicht das Händchen für den ein oder anderen *wirklich* memorablen Shot, das Gespür für genialen Musikeinsatz und, blame the script, die Dialoge von „Repeaters“ können nicht mit den Gemmen aus „Donnie Darko“ mithalten, aber es ist ein zumindest ehrenhafter Versuch; jedenfalls bis zum Schlussakt, in dem „Repeaters“, wenn Mike zum ordnungsgemäßen Amoklauf ansetzt, für meinen Geschmack etwas zu sehr auf plakative Gewaltausbrüche setzt und die behutsame Charakterentwicklung zugunsten eines vergleichsweise konventionellen Thrillerfinales opfert (die gelungene und fiese Schlusspointe wollen wir aber nicht unterschlagen).

Darstellerisch wird solide Durchschnittskost geboten – Dustin Milligan („The Butterfly Effect 2“, „Shark Night 3D“, „Slither“) und Amanda Crew („Final Destination 3“, „She’s the Man“) spielen sich nicht gerade um Kopf und Kragen, sie bleiben einigermaßen farblos, durchaus sympathisch, aber auch nicht so, dass man mit schweißnassen Händen um ihr Schicksal mitfiebert. Richard de Klerk („Part of the Game“, „Bang, bang, du bist tot“) holt aus seiner Rolle einiges raus, sowohl den traurigen Loser als auch den far-out-Psychopathen bringt er, stellenweise richtig packend, auf den Punkt. Dank seiner Intensität versenkt sich „Repeaters“ auch im, im Vergleich zum Restfilm oberflächlichen, Finale nicht. Für Nebendarsteller bietet sich wenig Raum zur Entfaltung. Alexia Fast (Fido, „4400“) ist mir ein wenig zu… künstlich, zu unnatürlich, Benjamin Ratner („Leslie Nielsen ist Sehr verdächtig“, „American Dragons – Blutige Entscheidung“) hat seine Momente, das Script weiß mit seiner Figur aber weniger anzufangen als möglich wäre (wenn man den Darko-Vergleich erneut ziehen möchte, hätte man aus ihm den „Repeaters“-Patrick-Swayze-Charakter machen können).

Fazit: Interessante kanadische Variante des Murmeltier-Themas, die sich stärker für character drama als den Mystery-Aspekt interessiert, sich aber im Schlussakt für meine Begriffe zu stark den Mainstream-Konventionen unterwirft; durchaus reizvolle Ansätze und insgesamt eine gefällige Stimmung, es bleibt aber der Verdacht, dass aus der Thematik und der Herangehensweise mehr, tiefschürfenderes hätte gewonnen werden können.

tl’dr-Version: „Groundhog Day“ meets „Donnie Darko“

3/5

(c) 2011 Dr. Acula


mm
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