Reicher Hund mit Herz

 
  • Deutscher Titel: Reicher Hund mit Herz
  • Original-Titel: Bailey's Billion$
  •  
  • Regie: David Devine
  • Land: USA/Kanada
  • Jahr: 2004
  • Darsteller:

    Dean Cain (Ted Maxwell), Laurie Holden (Marge Maggs), Tim Curry (Casper), Jennifer Tilly (Dolores)


Vorwort

Die reiche Wohltäterin Pennington, die Zeit ihres Lebens Mensch und Tier dank ihres unüberschaubaren Vermögens moralisch beistehen konnte, hat hochbetagt den Löffel geworfen. Höchste Zeit, finden ihr Neffe Casper und dessen gieriger Ehebesen Dolores, denn Caspers illegale und hochdefizitäre Welpenzuchtfabrik hat schon zehn Millionen Stiftungskohle verbraten und bräuchte dringend monetären Nachschub. Unkollegialerweise vererbte die gute Tante aber den ganzen Reibach samt Stiftungsvorsitz ihrer Golden-Retriever-Töle Bailey – schlimm genug, aber zu allem Überfluss versteht es Verhaltensforscher Ted auch noch, Baileys Gekläffe in menschliches Vokabular zu übersetzen. Und so kann der Wuffwuff *tatsächlich* die Geschäfte führen. Nebenher verkuckt sich Bailey aber noch in Tessa, die Hündin der Stiftungsangestellten Marge, ihrerseits nicht nur Animal-Rights-Aktivistin, sondern auch Mutter der zwölfjährigen Sam und unter ständiger Beobachtung des Jugendamts-Ermittlers Don Donald, der nichts lieber täte, als Sam in staatliche Obhut zu überführen. Da Ted durchaus auch an Marge interessiert ist, könnte das auf ein Mensch und Tier befriedigendes Arrangement hinauslaufen, Marge hält Ted aber zutreffend für einen Trottel und hält seine „ich-kann-Hunde-verstehen“-Nummer für gequirlten Kuhdung in Dosen. Als Casper und Dolores aber, nachdem sie sich ausrechnen, bei einem vorzeitigen Ableben des Wauwaus umgehend auf der Verdächtigenliste aufzutauchen, auf den Trichter gekommen sind, ein Hundenapping plus drehbuchgemäße „Rettung“ des Hundis könnten sowohl Ted diskreditieren als auch sie an den Vorsitz der Stiftung bringen, müssen Ted, Marge, Sam und deren Freund Max alle Hebel in Bewegung setzen, um den Tag zu retten…


Inhalt

Ach ja, Weihnachten, Zeit der Liebe, Besinnung und familiärer Zusammenrottung. Und demzufolge auch die Zeit, in der uns Fernsehsender und DVD-Publisher mit familientauglicher Zelluloidware nahe treten wollen. Und was könnte mehr Spaß und Frohsinn für Kind und Kegel bringen als ein Film mit einem sprechenden Hund?
Ja, ich weiß, mir fielen auch ungefähr 10 Millionen Filmthemen ein und das sind nur die mit Tieren, aber das ist nun mal das, was uns mit „Reicher Hund mit Herz“ (stöhn) vorgesetzt wird. Und wie kaum anders zu erwarten, kann der Film maximal als abschreckendes Beispiel dienen, wie man einen solchen Film *nicht* drehen sollte.

Dabei sind die Voraussetzungen gar nicht mal so übel – der Cast ist für die Verhältnisse einer solch schnell billig hingerotzten Angelegenheit gar nicht mal so übel, die Idee zwar elendiglich abgegriffen, aber auch nicht völlig untauglich, mit ein wenig gutem Willen eine unterhaltsame Sache abgeben zu können, doch das Resultat ist selbst im Genre-Kontext eher traurig. Bei aller vermuteten Begeisterung über die inspirierte Cast-Zusammenstellung hat man nämlich in all der Hektik leider vergessen, ins Drehbuch auch nur einen einzigen Gag zu schreiben. Gratulation, das Team Marty Walsh/Heather Conkie hat es erfolgreich geschafft, eine witzlose Familienkomödie abzuliefern (okay, das ist schon anderen passiert – ich glaube, auf keinem anderen Komödien-Untergebiet gibt es so viele Rohrkrepierer wie bei den Familienkomödien. Scheint wohl die Königsdisziplin zu sein, witzige Scripts zu schreiben, über die vom Enkel bis zur Oma alle lachen können). Der Streifen bringt sogar das Kunststück fertig, sein zentrales Gimmick – den „sprechenden“ Hund – völlig zu verschwenden bzw. über weite Strecken des Films zu vergessen (sowohl das „Sprechen“-Faktum als auch die Flohtüte an sich) – weder hat Bailey, der Köter, irgendetwas geistreiches und/oder wenigstens billig witziges zu sagen noch tut der Umstand des Sprechenkönnens für den Film auch nur *irgendwas* zur Sache. Um’s betriebswirtschaftlich zu sagen – den USP (Unique Selling Point) des Films so dermaßen zu verdummbeuteln, das tut weh und versenkt natürlich jegliche Hoffnung, die man eventuell mal gehabt haben könnte. Was uns ersatzweise als „lustig“ verkauft wird, ist denn auch mager (wenn einer der besten „Gags“ des Films ist, dass Sam sich bei ihrem Freund Max beschwert, ganz speziell nicht „gegoogled“ gewünscht zu werden, hat man ungefähr das Level des Films erkannt). Da helfen dann auch die gut gemeinten, aber auch ins Leere laufenden Verweise auf Tierschutzbewegungen und -aktivisten nichts weiter.

Nun ist mir klar, dass eine Familienkomödie, weil sie ja so etwas wie den größten gemeinsamen Nenner anzusprechen versucht, keine Tempogranate und kein Timing-Feuerwerk sein kann, aber ich bin mir relativ sicher, dass auch jüngere Familienmitglieder aufgrund der Transusigkeit, mit der Regisseur David Devine (in seinem Heimatland Kanada mit einer Reihe TV-Bildungsdramen für die jüngere Generation über wichtige historische Gestalten wie Einstein oder Galilei mehr oder weniger aufgefallen) die eh schon lahme Plotte über die müden 89 Minuten wuchtet. Dass man auch Filme, die sich an ein kindliches Publikum richten kann, durchaus ein wenig spannend oder wenigstens flott gestalten kann, ist Meister Devine leider entgangen. Frei an Höhepunkten oder Spannungelementen (selbst die so gedachten, wie das „dramatische“ Finale, in dem Ted unter Zeitdruck, weil die Bösen gerade vor Gericht das Testament anfechten, Marge, die Kinder und Bailey retten muss, spulen sich selten aktionslos ab) plätschert das Geschehen vor sich hin, bis es irgendwann mal mit dem obligatorischen Doppel-Happy-End aufhört (and a good thing, too). Auch an visuellen Gags gibt’s nicht viel, ein bissl halbseidene Hunde-POV am Anfang (die auch schnell vergessen wird) und ein übertriebener Slapstick-„Witz“ für Jennifer Tilly, dann ist auch schon Ende.

Wer angesichts der Thematik dann wenigstens sehenswerte Tierdressuren erwartet, liegt auch daneben. Da lob ich mir die alten Lassie-Filme, die taten wesentlich mit ihrem Thema und für ihre Zielgruppen.

Schade ist das hauptsächlich für das sympathische (oder eben angemessen-schmierig-böse) Darstellerensemble. Dean Cain („Apokalypse Eis“, „Boa“, „Lois & Clark“), schauspielerisches Talent hin oder her fraglos einer DER Sympathiebolzen im heutigen B-Film-Gewerbe, ist zwar damit gestraft, mit bzw. gegen einen Hund zu spielen (was bekanntlich selten bis nie gut geht… frag nach bei Chuck Norris), spielt aber dennoch seinen ganzen Charme aus und hätte bessere Dialoge verdient. Laurie Holden, immerhin sowas wie eine semi-regelmäßige „Akte X“-Akteurin, hat wenig zu tun (und der Subplot um den fiesen Jugendamtsschergen entwickelt sich auch nicht wirklich irgendwohin). Tim Curry („Rocky Horror Picture Show“, „3 Engel für Charlie“) und Jennifer Tilly („Chucky’s Braut“, „Bound – Gefesselt“) – das ist nun wirklich tragisch; die beiden sind als streitsüchtiges und fieses Bösmannspärchen nun wirklich top-besetzt und spielen auch um ihr Leben, aber das Material, das sie zur Verfügung haben, gibt nicht wirklich Lacher her. Da können sich nun wirklich hochgradig begabte Schauspieler und Komödianten wie Curry und die Tilly mühen bis zum Gehtnichtmehr, es kommt schlussendlich nicht wirklich was ‚bei rum. Kann doch eigentlich nicht so schwer sein, für dieses Duo gute Jokes zu schreiben… Jon Lovitz als Sprecher des Hundes (in der Originalfassung; in der deutschen Synchro spricht die Synchronstimme von John Cleese, was die Sache auch nicht lustiger macht) kann auch nichts retten – auch eine vergebene Chance, denn Lovitz („National Lampoon’s Loaded Weapon“, „Mom and Dad Save the World“) hat durchaus Talent auf dem Gebiet des Wortwitzes.

Bildqualität: Kein Einwand gegen die optische Präsentation – der anamorphe 1.85:1-Widescreen-Transfer ist blitzsauber, überzeugt in allen Disziplinen wie Kanten- und Detailschärfe, Kontrast und Kompression. Keine Ausfälle.

Tonqualität: Das übliche Dreigestirn an Sunfilm-Tonspuren – deutsche Synchronfassung in dts und Dolby Digital 5.1, O-Ton in Dolby Digital 5.1. Auch hier keine Klagen, auch wenn die Tonspuren natürlich nicht vor unüberwindliche Aufgaben gestellt werden.

Extras: Mehr als der Trailer (und die obligate Trailershow) findet sich nicht.

Fazit: Eins immerhin kann ich „Reicher Hund mit Herz“ attestieren – es ist ein gänzlich „unoffensiver Film“, den besorgte Eltern, die sich Gedanken um schlechte mediale Einflüsse machen, ihren Sprösslingen risikolos vorsetzen können. Schlimmstenfalls langweilen sich die lieben Kleinen gemeinschaftlich mit ihren Erzeugern zu Tode; es gibt keine „unpassenden“ Gags, keine sexuellen Referenzen etc., aber halt insgesamt wenig Witz. Wir raten ab – das Thema „Tier erbt viel Kohle und böser Alternativerbe will an den Zaster ran“ ist schon x-mal besser und witziger abgegrast worden (vgl. „Aristocats“). Und wenn’s denn unbedingt Familienspaß mit Hunden sein soll, empfehle ich Disneys „101 Dalmatiner“. Nur wirklich tragisch anzusehen, wie Curry und Tilly, zwei Darsteller, die’s wirklich besser verdient haben, alles geben für einen Film, der’s *nicht* verdient hat.

2/5
(c) 2006 Dr. Acula


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