- Deutscher Titel: Red Heat Conspiracy
- Original-Titel: War City 2 - Red Heat Conspiracy
- Regie: Phillip Ko
- Land: Hongkong
- Jahr: 1988
- Darsteller:
Jack Kelly (Hans Haraldser)
Beckman (Mike Abbott)
N.A. James Hsu
N.A. Siu Wah
N.A. Patrick Pardi
N.A. Rafael Martinez
N.A. Dizel Michelle
N.A. Alex Clark
N.A. Martin Gordon
N.A. Michael Blomley
Vorwort
Erstens kommt es anders als man zweitens denkt. Dafür zahl ich auch gern drei Euro ins Phrasenschwein, es stimmt halt; denn eigentlich wollte ich mir heute einen Lundgren geben – The Last Warrior disqualifizierte sich aber nach schlapp sechs Minuten durch Player-Freeze und weil ich heute nicht in der Stimmung war, mich zur Filmbetrachtung vor den PC-Monitor zu hocken (ist unbequem), wanderte der Streifen dann auf den Stapel “irgendwann mal, ohne Review”. Pech für Dolph, Glück für Joseph Lai. Aufgrund des beinahe schon inflationären Anteils an Lai-Reviews der letzten Monate wollte ich mir eigentlich die verbleibenden mir noch vorliegenden Klopper aus der IFD-Werkstatt noch ein Weilchen (vielleicht für ein Jubi-Review? Nr. 400 wirft ja auch schon langsam die Ereignisse voraus) aufheben. Aber wenn schon höhere Gewalt im Spiel ist, kann der geplagte Reviewer sich ja gleich ans Eingemachte wagen und endlich die DVD aus dem Regal holen, die schon mit ihrem kuriosen Cover glänzt. Jepp, was da rechts oben eingeblendet wird, ist tatsächlich das deutsche DVD-Cover und wer da den harten Bullen markiert, ist in der Tat C-Movie-”Held” Wings Hauser, gemein eher für seine Mitwirkung in PM-Actionheulern bekannt und nach recht gesicherten Erkenntnissen selten bis nie auf den Namen “Hans Haraldser” (was zweifellos der beste Name für einen B-Movie-Schauspieler aller Zeiten ist, einzig zu toppen vielleicht durch einen hypothetischen “Lars Landser”) hörend.
Selbstredend hat Wings Hauser mit Red Heat Conspiracy (ich überlege gerade, ob ich denjenigen, der sich für Joseph Lais Filmschmiede die Titel ausdenkt, mal gerne auf ‘n Bierchen treffen möchte oder doch lieber nicht) weniger zu tun als “Lama” Francesco Totti mit einem fairen Sportsmann (gratitious Fußball-EM-Referenz, die in zwei Wochen wieder keiner mehr verstehen wird. Ich “datiere” meine Reviews gern mal, höhö) und dürfte sich schwer wundern, sollte man ihm mal erzählen, welch Schindluder von germanischen DVD-Distributoren mit seinem kühnen Antlitz getrieben wird.
Okay, zur Technik von Joseph Lai, Godfrey Ho, Philip Ko und ihren Komplizen ist in den zahlreichen bisherigen Reviews alles gesagt worden, was es zu sagen gibt – ich mag jetzt nicht alle aufzählen, Lai hat ja mittlerweile in der badmovies.de-Ruhmeshalle seinen fixen Eintrag, dort kann alles nachgelesen werden. Dass es sich um eine weitere gefürchtete Patchwork-Filmarbeit, d.h. einen unschuldigen, harmlosen Film, der nie in seinem Leben an was Böses dachte, der von Lai und seiner Bande mit ein paar Minuten eigenem zusammenhanglosen Material geschändet und umsynchronisiert wurde, dürfte ja mittlerweile kaum mehr eine Überraschung darstellen. Einmal mehr fragen wir uns: kann’s Lais heutiger Streich mit seinen wahnsinnigsten Werken High Sky Mission und Crackdown Mission aufnehmen? Immerhin, der “renommierte” Euroninja Mike Abbott steht auch wieder auf der Besetzungsliste. Kann doch dann eigentlich gar nicht schlecht werden…
Inhalt
Okay, erst mal brauchen wir die Szene, die mit dem Rest des Films nicht wirklich was zu tun haben wird, aber unseren, räusper, Plot in Gang bringt. Also latscht ein Typ im unauffälligen Columbo-Fan-Trenchcoat mit einem Briefumschlag in der Hand zu einer Postfiliale, um dort einen Umschlag in den Briefkasten zu stopfen. Warum sein Verfolger, der Kerl mit dem häßlichsten Pullover seit Erfindung des Rollkragens (ich denke, ich werde diese geschmackliche Entgleistung mit einem Screenshot würdigen), allerdings wartet, bis Trenchcoat-Guy die vermutlich wichtige Post aufgegeben hat, wird sein Geheimnis bleiben. Anyway, Mr. Ugly Sweater bekommt Verstärkung durch zwei weitere Schurken und nimmt absolut unauffällig die Verfolgung von Trenchcoat-Guy auf. Obwohl selbiger ein Charakter in einem Joseph-Lai-Film und damit per se eigentlich gehirnamputiert sein sollte, schnallt selbst Trenchcoat-Guy, dass jemand hinter ihm her ist und gibt Fersengeld. Seine drei Häscher nehmen ebenfalls die Beine in die Hand – Trenchcoat flüchtet in einen Hauseingang und liefert sich mit seinen Verfolgern einen Kung-fu-Fight (Actionfreunde sollten sich die Szene ausschneiden, einrahmen und an die Wand hängen, denn, Future Doc teilt ein paar exklusive Informationen mit Euch, in der gekürzten 16er-Fassung, die offenbar die einzig erhältliche dieses Werks ist, wird das die erste, beste, einzige und letzte Actionszene bleiben). Die Klopperei führt unsere Kämpfer aufs Dach, wo die Bösen (einfach zu erkennen – wer zu dritt auf einen einzelnen Kerl einprügelt, ist von Haus aus evil) das Prinzip des unbewaffneten Kampfs Prinzip sein lassen und ihre Pieksemesser zücken. Trotzdem kann Trenchcoat-Guy sich die Kerle noch ein wenig vom Hals halten, bis Mr. Ugly Sweater den dicksten Revolver zieht, seit Siggi Freud über Phallussymbole dozierte und Trenchcoat-Guy, auf den Namen Johnny hörend, als Verräter des Todes sei. Johnny beteuernd winselnd seine Unschuld (Ugly-Sweater-Knarrenheinz erfreut sich des distinktiven Namens “John”. John und Johnny. Geht gut los), was ihm aber vermutlich nichts nützt (weil FSK 16).
Nun kann Joseph Lai die bewährten Hongkong-Sights-and-Sounds-Aufnahmen, gesponsort von der Tourismusbehörde, für die Opening Titles abspulen – schön, dass manche Dinge sich nie ändern, aber holla, heute gibt’s gar kein landendes Flugzeug auf dem HK-Airport? Was’n los, die Stock Footage nicht mehr gefunden?
Danach geht’s ins Hauptquartier der Bad Guys. Chef derselben ist, welch Überraschung, unser Freund Mike Abbott, der hier einen fiesen Kerl namens Beckmann (insert your own joke here) mimt (okay, eigentlich Beckman, aber die Anspielung lass ich mir doch nicht entgehen). Der ist zwar ganz zufrieden, dass das Verräterproblem Johnny aus dem Wege geräumt wäre (wüsste er, dass seine Doofmänner den Verräter vorher noch vermutlich belastendes Material postalisch aufgeben haben lassen, wäre er vermutlich etwas stinkig), aber der Kerl hat zwei Töchter und denen könnte er ja was erzählt haben. Zum Glück hat Beckman Fotos der Grazien May und Lily (es ist schön, dass Lai-Produktionen sich überhaupt keine Mühe geben, die Methoden, mit denen der “alte” Ursprungsfilm in einen Zusammenhang mit dem “neuen” Material zu bringen, zu differieren. Immer wieder sind’s [Szenen-] Fotos aus dem Urfilm, mit denen die Original-Charaktere eingeführt werden). Man muss also herausfinden, ob May und Lily etwas über die bösen Kokain-Geschäfte des Crimelords wissen. Zufälligerweise “geht” Bandenmitglied Peter mit May (eigentlich sollte er sie nur beobachten, aber die Trottelfresse hat sich, zumindest nach dem neuen Script, in May verknallt. Elegant, elegant, wie raffiniert hier die beiden Storys verwoben werden). “Aber das könnte nützlich sein”, rülpst einer von Beckmans scharfsinnigeren Untergebenen…
… und so schalten wir um in den Originalfilm, wo Peter einen Anruf erhält und angeblich von Beckman instruiert wird, May bezüglich der Koksgeschäfte auszuhorchen. Die Beziehung der Beiden kriselt allerdings ein bissl, weil Peter mal wieder (offenbar nicht zum ersten Mal) ein Date verschwitzt hat und May deswegen einen Hals schiebt. Peter versucht such durch sofortige Einleitung romantischer Massnahmen wie “Mädel auf Händen tragen, auf Couch werfen und Begattungsversuch starten” der angemessenen Gardinenpredigt zu entgehen, doch die nachfolgende Softcoreszene (mit Nippeln) findet wohl nur in der Fantasie eines der beiden Teilnehmer statt (welches dürfen wir uns aussuchen. Ich vermute, Peter bildet sich das ein, schließlich ist er der Kerl und wir denken ja immer nur an Sex). May wehrt die Zudringlichkeiten allerdings ab und bemängelt, dass Peter die Beziehung auf den Sexpart reduziert und die lästigen anderen Begleiterscheinungen trauter Zweisamkeit unter den Tisch fallen lässt. Peter schiebt’s auf die Arbeit, hat die Ausrede aber wohl schon ein paar mal zu oft gezogen, als dass er damit bei May landen könnte. Peter verspricht Wiedergutmachung. Und mir fällt währenddessen auf, dass May vorsichtig geschätzt Ende 20/Anfang 30 sein dürfte, Johnny, der angeblich ihr Vater ist, ungefähr 40 Lenze gezählt haben könnte. Hoppla, der war aber früh zeugungfähig – toll, wenn alles so nahtlos zusammenpasst, ich bin begeistert.
Peter fährt die immer noch mittelschwer angesäuerte May nach Hause, weil mit ihr sexuell nichts mehr anzustellen ist. May lebt in einer WG mit einer gewissen Vonda, die’s gerade lautstark mit ihrem respektiven Boyfriend treibt, was May nicht glücklicher stimmt. Als Vonda sich nach ihrem Date mit Peter erkundigt, erfindet May (bekanntlich können sich zwei Frauen selten bis nie die Wahrheit erzählen und schon gar nicht über ihre angeblich glücklichen Beziehungen) das Blaue vom Himmel über den Super-Tag mit ihrem Super-Lover mit Super-Essen etc. I think this woman’s got issues.
Zeit, dass wir den Helden unserer neuen Geschichte kennenlernen, den Superbullen Jack Kelly (den Namen kennen wir schon aus anderen Lai-Filmen, aber wenn Joel Schumacher in jedem Film seinen Batman austauschen kann, kann Joseph Lai das schon lange mit seinem Kelly), der supercool an einer Zigarette zieht und einen Informanten/Partner/whatever trifft, der ihm berichtet, dass Johnny ins Gras gebissen hat. “Schöne Scheiße”, stellt Kelly eloquent fest, denn man hat leider noch nicht genügend Informationen aus dem mittlerweile Verblichenen herausgequetscht, um Beckman ans Leder zu können. Aber auch die Bullen wissen von Johnnys zahlreichen Töchtern und der Möglichkeit, dass die was wissen und auf Beckmans Abschußliste stehen könnten. “Pass auf dich auf, Beckman kennt deinen Auftrag”, warnt der Informant. Schön, dass wenigstens Beckman den kennt, wir wissen ja noch nicht wirklich, worum’s geht. Jack Kelly vermutlich auch nicht. Kann er ja dann Beckman fragen.
May arbeitet als Reporterin für eine Zeitung. Ihr Chef Larry bittet sie zu sich – obwohl sie neu, jung und unerfahren ist, hält er große Stücke auf sie: “Ich habe einen Spezialauftrag für dich!” May freut sich ein Loch ins Knie und ist so begeistert, dass sie ganz vergisst, Larry zu fragen, worum’s überhaupt geht! Cheffe hält’s allerdings auch für wichtiger, mit May eine Duz-Freundschaft einzugehen, weil er ein alter Schulkumpel von Peter ist. “Ich bin jetzt dein Freund”, verkündet er ultimativ (war das ‘ne dienstliche Anweisung? Oder am Ende der “Spezialauftrag”, von dem nie wieder im weiteren Filmverlauf die Rede sein wird?).
Die offizielle altes-trifft-neues-Material-Szene fiedeln wir heute recht früh, nämlich jetzt ein. Jack Kelly ruft einen gewissen Wong an – Wong ist natürlich aus dem Originalfilm und angeblich ein Bulle, den Kelly (der übrigens kein Büro hat, sondern diesen Anruf von einer Telefonzelle aus erledigt, und warum er teilweise dabei aus Froschperspektive gezeigt wird, werde ich auch nie begreifen) darauf ansetzt, May zu beschatten, weil er ein erwiesener Frauenheld ist (so, wie Wong aussieht, möchte ich das zwar offiziell bestreiten, aber in China sind die männlichen Schönheitsideale sicher anders. It’s a cultural thing, I suppose).
Kommen wir nun zu etwas, was mir schon in machem Lai-Werk irgendwo aufgefallen ist, aber noch nie so deutlich wie in diesem – ich nenne es mal, danke für die Anregung an Kingkojak, das Lai’sche Treppen-Axiom. Das bedeutet übersetzt, sobald im neu gedrehten Material eine Treppe zu sehen ist (bevorzugt eine an freier frischer Luft, sprich, einem öffentlichen Platz, bei dem man sich nicht mit Lappalien wie Drehgenehmigung o.ä. aufhalten muss und man eben schnell in einer Stunde Szenen für drei Filme drehen kann), muss sich zwangsläufig eine Actionszene anschließen. So auch hier. Jack Kelly steht an einem Treppengeländer, sieht plötzlich einen Bad Guy und nimmt die Verfolgung auf (woher er weiß, dass der Kerl Übles im Schilde führt, bleibt sein Geheimnis). Der Schurke bekommt Verstärkung durch einen weiteren Bewaffneten und wenn wir nicht eine FSK-16-Fassung vor uns hätten, die genauso gut als FSK 12 durchgehen würde, könnten wir nun theoretisch einen Shootout sehen. Sehen wir aber nicht, nur die Resultate. Jack Kelly schießt einen der Galgenvögel an (der sich als jammerlappiges Weichei entpuppt und stöhnt und seufzt, als wäre er Darsteller in einem viertklassigen Porno), teilt genau 1 (in Worten: einen) Tritt und 1 (in Worten: einen) Punch aus und schon liegen die kriminellen Subjekte am Boden und können verhaftet werden. What a man!
May ist zwischenzeitlich mit Hausfriedensbruch beschäftigt. Da ihr nämlich auf Klingeln, Klopfen und Zurufen an einer Wohnungstüre niemand auftut, lässt sie sich selbst ein (begünstigt dadurch, dass der Wohnungsinhaber sich nicht mit Blödeleien wie Abschließen aufhält) und findet sich in einem Fotostudio wieder. Dies gehört Mr. Jimmy Wong, der auf der Couch ein Zimmer weiter seinen gewaltigen Rausch ausschläft (ein wahrhaft vorbildlicher Undercover-Polizist, echt, aber, Ehre wem Ehre gebührt, im Originalfilm weiß er ja nix von seiner Polizeibeschäftigung und ist eben *nur* ein Fotograf). May blökt, einen Fotografen zu brauchen und Wong, der seine Beschattungsaufgabe (von der er, wie gesagt, im Original nichts weiß, ich hoffe, Ihr seid mit mir, so rein handlungsmäßig) offensichtlich vergessen hat, murmelt nur aus den Kissen, dass sie gefälligst morgen oder gar nicht wiederkommen soll. May aber will JETZT und SOFORT bedient werden (Fußaufstampf!) oder – sie geht woanders hin! Welch Drohung! Welch Drama! Mit einem “Scheißweiber, gönnen einem keine Pause” rappelt sich Wong frustriert auf, um dem Befehl seiner Kundin/Partnerin (keine Ahnung, ob Wong gemäß Script gedungener Pressefotograf oder freiberuflicher Paparazzi sein soll).
Dieweil, im Hauptquartier der Bösen (das die gewohnt Lai-typischen Ausmaße einer Hundehütte für Zwergpinscher aufweist – also, Drogenlord in HK zu sein, scheint sich nicht wirklich zu lohnen). Wie üblich in den Lai-Verhackstückungen dienen diese kurzen Zwischenspiele immer dem selben Zweck: der Oberbösmann wird über das Scheitern des letzten Mordanschlags auf den Helden informiert, schick seinen nächsten Henchmen in der Rangfolge los, einen neuen Anlauf zu unternehmen und beauftragt einen zweiten Untergebenen,etwas anderes Handlungsförderliches in die Wege zu leiten (dieser Vorgang kann sich im Filmverlauf vier- bis fünfmal wiederholen). Im Klartext dieses Films: Beckman erfährt, dass der Anschlag auf Kelly (so man das Anschlag nennen kann, da die Aktivität eigentlich von Kelly ausging) fehlschlug, schickt seinen nächsten Schläger Chao los, um Kelly zu tilten und beauftragt seinen Rechte-Hand-Mann Freddy, Lily, Johnnys zweite (und Lieblings-) Tochter zu entführen. Chao bindet sich gleich mal sein Kamikazestirnband um (leider steht nicht “Ninja” oder wenigstens “Volldepp” drauf) und lädt seine Really Big Gun durch.
May holt ihren trotz allem irgendwie geliebten Peter von der Arbeit ab (zu seiner Tarnexistenz als gefährlicher Krimineller scheint ein Job als Elektriker o.ä. zu gehören. Nein, ich fang doch nicht bei den Drogensyndikaten an. Scheißjob) und fährt mit ihm ins Grüne, um gepflegt auf einer Waldeslichtung zu poppen. Doch die Pflicht ruft – Peters Pieper (und ich meine seinen Pager, klarstellenderweis) sorgt für einen Coitus Interruptus. Angeblich ist es Beckman, der Peter zu einem Meeting ruft (das zumindest filmhalber nie stattfindet, aus naheliegenden Gründen). May ist nicht wirklich glücklich und Peter wiederholt sich: “Ich mach’s wieder gut!” Das hat er nun schon zweimal gesagt und glauben tu ich’s trotzdem nicht.
Nun nimmt der Film eine überraschende dramatische Wendung – nö, er wird nicht etwa spannend, interessant oder gut gemacht, sondern er verblüfft mit der Einführung von Lily. Die ist nämlich nicht mit Perwoll gewaschen (äh, aus dem “Originalfilm”), sondern ein echter “neuer” Charakter und kann sich daher unproblematisch mit Jack treffen. Lily ist leider Gottes nicht gerade ein attraktiver Feger und vermutlich NOCH älter als May (die würde ich nu wirklich allenfalls als Johnnys ältere Schwester durchgehen lassen) und abgesehen davon unkooperativ. Ob Johnny ein krimineller Schlingel war, ist ihr wurscht, denn er war “uns ein guter Vater” (so gut, dass er nu wegen seiner kriminellen Verwicklungen hinüber ist). Auch die von Jack Kelly angeführte “Gefahr”, in der sie schwebe, lässt Lily kalt, aber sie nimmt immerhin seine Visitenkarte an sich (möchte nur wissen, was da drauf steht, da er ja bekanntlich seine Telefonate über Münzfernsprecher abwickelt). Kaum ist Lily aus Jacks Blickfeld gewackelt, wird sie auch schon mit vorgehaltener Waffe von Freddy in ein bereitstehendes Fluchtauto gehasselt (woher Freddy nun wieder wissen konnte, wo Jack und Lily sich treffen – und dass überhaupt -, ist eine weitere Frage, die bis zum Hitzetod des Universums ihrer Beantwortung harren wird).
Jack latscht darauf hin mal wieder eine Treppe runter – das kann gemäß oben erklärtem Lai-Treppen-Axiom nur bedeuten—, Genau, Chao stürzt sich mit gezückter MPi auf Jack. Freundlicherweise wartet Chao mit der entschiedenen Feuereröffnung, bis Jack hinter seinem Auto in Deckung gegangen und seine eigene MPi aus dem Kofferraum geholt hat. Dann jagen sich die beiden Kontrahenten durch die nahegelegenen Wälder (die einzig weitere gangbare Alternative für Lai-Actionszenen – irgendwo in der Pampa, wo Fuchs & Hase sich Gute Nacht sagen) und schießen sinnlos durch die Gegend, wobei sich Chao eine Kugel in den Arm einfängt (auch das bleibt aufgrund der FSK-16-Verschnippelung allerdings zum Zwischen-den-Zeilen-Lesen übrig).
Peter möchte May besuchen, findet in ihrer Wohnung aber nur Vonda vor, die sich wundert, weil sie davon ausging, dass May mit Peter um die Häuser zieht. Ein nachdenklicher Peter macht sich vom Acker (das ist alles sehr, sehr, äh, spannend, gelle?)
Lily wird indes Beckman vorgeführt und will wissen, was der Kerl eigentlich von ihr will (könnte sie sich zusammenreimen, wenn sie 2+2 zusammenzählt und sich an das erinnert, was Jack ihr erklärt hat). Beckman verblüfft uns, Lily und vermutlich auch seine Lohnschergen mit der Feststellung: “Nichts! Wir wollen dich nur festhalten, bis Gras über die Sache gewachsen ist!” Äh? Bittehallo? Ich denke, es ging darum, herauszufinden, was Johnnys Töchter über seinen Verrat und die Drogengeschäfte wissen. Und jetzt soll Lily nur aus dem Verkehr gezogen werden? Warum? Was soll das Beckman bringen? Da müsste er sich ja bis zum St. Nimmerleinstag gefangen halten, sonst hält sie doch nichts davon ab, drei Sekunden nach ihrer Freilassung den nächstbesten Schutzmann anzustupfen und was von Entführung, Freiheitsberaubung usw. zu brabbeln. Chao rapportiert seinen Fehlschlag (s.o.) und Beckman schickt den nächsten Killer los (s.o.). Außerdem beauftragt er Freddy (s.o.), bei Peter ein wenig Druck bezüglich May zu machen (wenn sich der Herr mal einig wäre, was er nun mit den vermeintlichen Schwestern will? Informationen auspressen oder aus dem Verkehr ziehen?).
Freddy scheint Peter so zu bearbeiten, dass der von seinem Fünf-Kilo-Handy (Baujahr 198x) in der Redaktion anruft und May zu einem Treffen auf dem Parkplatz bittet. Die beiden fahren in einen Steinbruch (?), wo Peter nun gerne ein paar Dinge wissen würde. Erstens, wo sie gestern abend war, und zweitens, warum sie nicht über ihren Vater reden will (was unser erstes Wort ist, da er sie bislang danach ja nicht gefragt hat). Ersteres war geschäftlich, kunftet May aus, zweiteres geht Peter nix an. Und dann möchte sie schon ihrerseits wissen, warum das Peter so brennend interessiert. Das kann er leider nicht erklären (würde ihm auch schwerfallen). “Du belügst mich”, keift May (neinnein, streng genommen verschweigt er dir nur was), was Peter richtigerweise so interpretiert, dass May im nicht mehr vertraut. “Kann ich DIR vertrauen?” kontert er daher scharf und verbindet das wieder mit Mays Weigerung, über ihre Vergangenheit und ihren Dad zu palavern. Soll sie ihn anrufen, wenn sie sich’s anders überlegt hat, meint er, düst ab und lässt May auf dem Steinbruch, irgendwo im Nirgendwo, einfach so stehen. Also, ehrlich gesagt, Kumpel – ich glaub nicht, dass das Mädel jemals wieder was von dir wissen will… (ich, wäre ich jetzt mal Frau, jedenfalls hätte Peter an dieser Stelle amtlich in den Wind geschossen, und zwar dermaßen…).
Was brauchen wir an dieser Stelle unbedingt? Genau, neue Charaktere. Und deswegen stellen wir nun einen Typen mit hoher Stirn, aber leidlich ansehnlichem blonden Besen, vor, der von letzterem, also seiner Frau, einen Briefumschlag in die Hand gedrückt bekommt. Jawoll, wir erinnern uns tatsächlich daran, dass Johnny vor seinem unzeitigen Ableben ein Brieflein aufgegeben hat. Der Typ mit viel wenig Haaren ist angeblich ein guter Freund Johnnys und hat deswegen von diesem ein Diktiergerät samt Cassette und Voice-Botschaft sowie ein Notizbüchlein (das sieht mehr aus wie das Adreßverzeichnis einer vierzehnjährigen Wendy-Leserin als das Notizbuch eines knallharten Kriminellen) erhalten. Die Botschaft beginnt mit dem üblichen “wenn du das hörst, bin ich tot”-Gesülze (hm, er hat die Cassette aber selbst noch aufgegeben. Prophet, elender!) und erklärt dann, dass sich im Notizbuch alle Lieferanten und Drogenkunden Beckmans finden. Beckmans Plastikfabrik (ach, so was hat der?) sei nur Tarnung (und noch mal: ach?). Freund und Kumpel möge sich doch bitte um die lieben Töchter kümmern und die Informationen an Jack Kelly weiterleiten (eh? Warum hat Johnny sie dann nicht GLEICH Jack geschickt? Im Zweifel könnte der doch auch als Bulle die Töchter besser schützen! Mann, ist das wieder doof heute!).
Peter sucht einmal mehr Mays WG auf und findet nur Vonda vor. May zieht nämlich mal wieder um die Häuser und kommt später sternhagelvoll, blau wie ein Veilchen und breit wie die sprichwörtliche Strandhaubitze nach Hause (und ich dachte immer, Frauen saufen zivilisierter… Aber dann erinnere ich mich wieder an Hollywood: Life in the Streets). May lallt und torkelt durch ihre Wohnung, stellt aber irgendwie durch den ihren Brägen umnebelnden Alloholdunst fest, dass Peter sie erwartet. “Du bist betrunken”, erkennt Peter messerscharf (wie hat er *das* nu wieder rausgefunden? Hat er sie blasen lassen? Haha, ich bin so komisch heute wieder) und findet, dass das ein starkes Stück ist und entschieden zu weit gehe (hm, damals war Hongkong doch noch ein freies Land, wo jeder sich besaufen konnte, wie er wollte! Für anno 2004 möchte ich da meine Hand nicht mehr ins Feuer legen). May lallt zutreffend, dass es Peter einen feuchten Schmutz angehe, wenn sie einen über’n Durst trinke. Peter allerdings will Antworten: wo und mit wem ist sie unterwegs gewesen? “Ich war eingeladen”, spielt May die Eingeschnappte, aber als Peter spekuliert, dass sie vielleicht einen Anderen TM haben könne, platzt es aus ihr heraus. Jawoll, sie hat einen anderen Kerl am Start, einen Fotografen, der “mich aufgebaut hat, nach dem du mich im Steinbruch hast sitzen lassen!” (Ich hab’s dir gesagt, Peter, das war nicht produktiv für die Beziehung). May ist jetzt voll in Fahrt und macht Peter zur Schnecke, er habe sie wie eine Hure behandelt, nur mißbraucht und nur ein Idiot würde sich das gefallen lassen. “Ich weiß, dass du das nicht so meinst”, rhabarbert Peter (was bringt ihn auf das schmale Brett? Ich kenn die beiden ja nicht wirklich gut, aber ich bin geneigt, IHR zuzustimmen) und verlangt Name und Adresse des Rivalen. May vermutet, dass Peter aus ihm Kleinholz machen will, verweigert die Aussage und schmeißt ihn raus.
Eine Treppe! Eine Treppe! Jack Kelly steht da mit seinem Partner/Assistenten/Informanten/whatever Bill rum und labert dummes Zeug, wird aber von Beckmans Killerkommando unter Feuer genommen. Was von seiten der Filmemacher als Schusswechsel eingeplant war, werden wir wieder einmal nie erfahren (FSK 16! Da kann man ja unmöglich einen Schuss zeigen!). So sehen wir als Zuschauer nur verwirrt den verwundet am Boden liegenden Bill (“es geht schon”) und den fliehenden, aber auch angeschossenen Attentäter. Ich würde ganz gerne mal die Action *sehen*, danke.
Statt dessen weiter im Text im ergreifenden Liebesdrama. Peter trifft einen gewissen Mr. Li, angeblich den Repräsentanten einer Kundin von Beckman, die nun ihren Geschäftspartner Peter persönlich kennen lernen möchte. Die Kundin ist Linda Simms und das, was man in einem billigen Hongkong-Film vermutlich für eine “classy lady” hält. Peter ist auf den ersten Blick bis über beide (ihre) Ohren verliebt und auch Miss Simms flirtet heftig und lädt den Kerl gleich mal auf ein gepflegtes Happahappa ein. May und Jimmy Wong haben dieweil andere Fische zu frittieren – er macht künstlerische Aktfotos von ihr (eh?). Dabei werden sie allerdings von Larry gestört, der sie sofort und dringend unbedingt sprechen muss. Nicht, dass wir erfahren würden, was er ihr denn wichtiges zu sagen hat. Wozu auch?
Beckman ist dieweilen stinkig auf seine inkompetenten Untergebenen: “Ihr sollt nicht irgendwelche Leute umlegen, sondern Jack Kelly!” (Die Line ist schon einen fullquote wert). Und Freddy, der soll gefälligst Lex Burns ranschaffen! Genauso wie wir fragt sich Freddy, wer zur Hölle Lex Burns denn nun schon wieder sein soll. Mr. Allwissend, äh, Beckman, spielt den Erklärbär – er ist der beste Freund Johnnys (und damit vermutlich der Hohestirnträger von vorhin) – man müsste rausfinden, was er weiß. Das mit May brauche man dann nicht weiter verfolgen (hä? Ich dachte, das wäre der, äh, Plot!), Lily sollte man nur noch ein wenig unter Verschluß halten (wenn das nicht der inkonsequenteste Gangster der jüngeren Kinogeschichte ist, will ich Karl Hodenfuchs heißen).
Linda fährt dieweil Peter spazieren und in die Pampa, um ihm dort an die Wäsche zu gehen: “Ich will dich JETZT!”, stöhnt sie ihn an.
Jack sitzt in seiner erstaunlich schwul ausgestatteten Wohnung (hm, ein 8-qm-Abteil mit rosa Plüschkissen und seltsamen Postern an den Wänden. Möchte wissen, in wessen Privatwohnung das nu wieder gedreht wurde) und empfängt, nach einem kurzen bedeutungslosen Telefonat mit Jimmy Wong, dort Lex Burns (tja, Kollege Beckman, etwas spät geschaltet. Aber wenn deine Blödmänner Johnny gekillt hätten, ehe er den Brief aufgegeben hat, wäre das alles nicht passiert), der ihm das Notizbuch in die Hand drückt.
Jimmy Wong und May sorgen anschließend für leckere Komedypopomedy. Zwecks Fotosession karrt er sie nämlich aufs Land und stellt sie in eine Kuhherde (hm, erotische Fotos mit Kühen? Wird das der “Die erotischten Melkerinnen”-Kalender?). May sagt “Mäh!” und Jimmy “Muh!” (nein, ehrlich!), Jimmy latscht in einen Kuhfladen und fällt lang hin (Gipfel der Komik!), worüber sich unsere Turteltauben scheckig lachen, rollig werden und sich leidenschaftlich abschlabbern.
Auch anderweitig wird beigeschlafen, nämlich bei Linda und Peter – nach einer Runde Wasserski, die auch ein bissl Zeit killt -, aber Linda schnallt durchaus (Frauen sind halt doch kleine Sensibelchen), dass Peter irgendwie nicht völlig bei der Sache ist bzw. nicht unbedingt vorrangig bei der Verrichtung an sie denkt.
Lex Burns erlebt indes die höflichsten Entführer der Welt, die ihn nämlich eine Minute vor Tatvollzug auf dem Handy (auch hier: handliches Gewichtheberformat) anrufen und ihn von eben ihrem Vorhaben unterrichten. Hilft Nicht-Sexy-Lexy allerdings auch nicht weiter.
May und Jimmy sind indes offiziell so Herz & Seele, dass sie ihm zum Geburtstag (den er selbst vergessen hat – da würd’ mir nu wieder nie passieren) ein gar schickes Jeanshemd schenkt (Woolworth, 2,98 EUR, tät ich schätzen). Jimmy hat auch ein Geschenk für sie (aber sie hat doch gar nicht?) – eine Halskette plus einen Heiratsantrag. “Das könnte überraschend für dich kommen”, gibt Jimmy zu (man kann’s mit dem Beschützerauftrag ja auch *leicht* übertreiben). Jimmy ist ehrlich genug, zuzugeben, dass er schon mal kurz und erfolglos verheiratet war, es habe aber nicht funktioniert, weil seine Ex irgendeinen wunden Punkt in der Vergangenheit gehabt habe, über den sie nicht habe reden wollen (welch Zufall). Die überfahrene May verspricht, es sich wohlwollend zu überlegen und sucht stantepete und stehenden Fußes Jimmys Ex auf (wie sie die aufgetrieben hat, müssen wir gottseidank nicht wissen). Ex-Frau spielt Labertasche – “ich glaub, es lag an seinem Job als Polizist, dass es nicht funktioniert hat!”. May spielt verständlicherweise Schwalberl-wanns-blitzt (sprich: guckt wie ein Fahrrad ob dieser ihr völlig neuen Eröffnung). Davon solle sich May aber nicht abschrecken lassen, weil Jimmy ein ganz fantastischer Mann sei (soso) und schließlich wolle May ja nicht wie sie (die Ex) den Rest ihres Lebens allein und vereinsamt verbringen, was nämlich ziemlich hart sei (das Singleleben hat aber auch seine Vorzüge, sag ich mal, und was hindert die Exe eigentlich daran, sich wieder auf dem Markt anzubieten? Gar so grottig sieht sie ja auch nicht aus, und selbst wenn, nix, was die berühmte braune Papiertüte über’n Kopf nicht beheben könnte).
Wir blenden ein: eine Treppe. Ausnahmsweise aber nicht für Jack, sondern für Lex, der von Beckmans Schergen selbige hochgejagt wird, bis er an deren Ende auf den Obermogul selbst trifft, der (schön runterschubsbar, wenn man mich fragt), wie der Prophet selbst an einer die Skyline von Hongkong überblickenden Felskante steht. Lex ist idiotischerweise mutig und blökt frei heraus, dass Johnny ihm *alles* erzählt habe (was ich jetzt, ehrlich gesagt, in seiner Situation nicht wirklich tun würde, aber ich bin auch nicht suizidär veranlagt). Beckman schießt ihn persönlich aus kurzer Distanz tot bzw. würde dies in der ungeschnittenen Fassung tun. “Wir sollten schleunigst verschwinden”, geistesblitzt Beckman, aber vorher würde er es doch noch gern sehen, wenn Jack Kelly endlich unter die Erde gebracht werden würde. Ein gewisser Joe wird ausgelost, den nächsten Anschlag auf Jacks kostbares Leben auszuführen.
Jimmy und May gehen spazieren. May lässt durchblicken, dass sie seinen Antrag akzeptiert, weist aber darauf hin, dass sie früher ein “Verhältnis” hatte (hm, ein “Verhältnis” hat man doch NEBEN einer Beziehung und nicht ALS eine Beziehung? Aber vielleicht bin ich ja zu liberal) und sie denke noch oft an den Kerl. Jimmy geht erwartungsgemäß auf wie der sprichwörtliche Hefeteig: “Warum erfahre ich das erst jetzt?” (Weil’s ihn eigentlich nicht wirklich was angeht? Ist auch nicht so, dass er bis jetzt im Zölibat gelebt hat). “Es ist nicht wichtig”, verteidigt sich May, was Jimmy natürlich wieder anders sieht. May zieht ihre Trumpfkarte – “Ich weiß, dass du Polizist bist!” Nun glotzt Jimmy doof. “Deine Ex hat’s mir erzählt!” (Jimmy macht sich wohl grad ein Memo, seiner Ex ein paar deutliche Takte zu erzählen).
Dieweil trifft Peter frustriert Vonda, die in einer Imbißbude bedient und macht einen so traurigen Eindruck, dass Vonda kapiert, worum’s ihm geht. Er liebt seine May halt immer noch (hat eigentlich vorhin nicht so sehr den Eindruck gemacht).
May, auf dem besten Weg zur Hardcore-Alkoholikerin, hat sich, wo, wie und warum auch immer, abfüllen lassen und wird von ihrem Chef Larry in ein Hotelzimmer verbracht. Nicht unbedingt aus böser Absicht, auch wenn der arme Kerl mächtig ins Schwitzen gerät, als er das bewußtlose Mädel ins Bett packt und so verführerisch auf der Matratze liegen sieht (es gibt aber m.E. erfreulichere Dinge als es mit besoffenen Frauen zu treiben. Sach ich einfach ma’). Mit Müh und Not kann Larry sich beherrschen.
Eine Treppe! Eine Treppe! (Das wird der reinste Treppenwitz hier. Haha, ich lach mich über mich selbst tot). Superbulle Jack Kelly spurtet solche Treppen gerne mal zum Spaß und als Training hoch (und wir erkennen: der fetzige Superbulle von Welt verzichtet auf Socken und steckt die Käsequanten, wie weiland Don Johnson, barfuß in die Gucci-Imitate). Ein paar Liegestütze am Geländer schließen sich an, doch es kann der coolste Cop nicht in Frieden trainieren, wenn es den bösen Schuften nicht gefällt. Wieder einmal wird Jack unter Feuer genommen. Wieder einmal sehen wir dank der Zensur nicht das geringste von der vermutlich folgenden Actionszene. Wer, was, warum, wie passiert? I don’t know. Es findet einfach nicht statt. Schätze aber mal, Jack hat’s überlebt.
May kommt zu ihrem Erstaunen im Hotelzimmer zu sich, wo sie von Larry angerufen wird, der ihr ein paar schwarze Löcher im Gedächtnis füllt (keine allerdings, die für uns irgendwie interessant, hörenswert oder wenigstens erhellend wären). Wo sie ihren Scheffe schon mal am Apparat hat, unterbreitet sie ihm gleich ihre mündliche Kündigung, weil sie mal “allein” sein muss. Larry versucht ihr das mit der bekannten und beliebten “mach doch mal ein paar Tage frei”-Masche auszureden, aber May ist hart wie Kruppstahl und kündigt den Versand ihrer schriftlichen Kündigung per Einschreiben an.
Wieder zurück in ihren eigenen vier Wänden wird sie von Peter besucht, der von Larry (alte Kumpel, you remember) von ihrer Kündigung erfahren hat. Es gelingt ihm tatsächlich, May zu einem klärenden Gespräch im nächstbesten Park zu überreden. Peter will wissen, warum May sich so komisch verhält und steht allen Ernstes auf dem Standpunkt, es sei nicht seine Schuld (also, ich bin vielleicht nicht der allergrößte Frauenversteher der Welt, aber siehe ein paar Bildschirmseiten weiter oben – wem seine denn dann??). Trotzdem will er sich prophylaktisch entschuldigen, aber dafür ist es nach Mays Ansicht zu spät. Torfnase Peter gibt zu, zwar mit Linda im Bett gewesen zu sein, aber “meine Gefühle gehören dir!” (Genau das hören Frauen an dieser Stelle immer sehr gerne). Er will noch mal “von vorn anfangen”, aber May sagt ihm klipp und klar, dass er sich das in die Haare schmieren kann. Großes Drama.
May latscht zurück in ihre Wohnung, wo Jimmy auf sie wartet und sich seinerseits für sein doofes Verhalten entschuldigen will. May ist aber gerade so schön in Fahrt und macht auch noch gleich mit ihm Schluss. Jimmy lässt sich aber nicht abspeisen und packt die Heul- und “Es-tut-mir-alles-so-leid-und-ich-liebe-dich-doch”-Masche aus. “Die Vergangenheit darf unsere Leben nicht zerstören, das verstehe ich jetzt. Vertrau mir. Wir fangen noch mal von vorn an!” Argh. Schattenparker, auch der.
Peter ist bei Linda und sieht ziemlich bedrückt aus. Auf entsprechende Anfrage seiner temporären Beischlafgefährtin erklärt er ihr, dass es “vorbei” ist. Mein Gott, da wird man ja depressiv, alle Beziehungen gehen ein. “Ich liebe dich nicht”, blafaselt Peter, “wir bleiben Geschäftspartner”. Da kommt er bei Linda aber gerade an die richtige. “Aber ich liebe dich”, schmachtet sie ihn an (wenn’s nicht auf Gegenseitigkeit beruht, wird ihr das auch nicht viel helfen). Peter zieht die “Mach es nicht noch schwerer für mich”-Karte, wird aber von Lindas “Verlass mich nicht! Heul! Schnief!”-Karte gestochen. Alas, der Mann hat eine felsenfeste Entscheidung getroffen. Da setzt Linda ein fieses Grinsen auf. “Beckman wird nicht froh sein, das zu hören!” (Eh? Und warum sollte er? Beckman hat das Verhältnis doch nicht eingefädelt und es gibt überhaupt keinen Hinweis darauf, dass er weiß, was sein vermeintlicher Untergebener Peter mit Linda getrieben hat!). “Erpressung?” fragt Peter sicherheitshalber nach (ich weiß ja auch nicht, was Linda damit will), zückt ein dickes fettes Bündel Geldscheine, nur um es wieder einzustecken und mit einem “Ich hab keine Angst vor euch!” energisch die Tür von außen zuzumachen. Ein wahrer Held!
Zurück zu Jack Kelly, unserem sogenannten Helden. Der steht an einer Uferpromenade rum (was los? Sind euch die Treppen ausgegangen) und bekommt von seinem Chief einen neuen Partner zugeteilt (haben die eigentlich wirklich keine Polizeireviere in Hongkong, dass das alles auf offener Straße passieren muss?) – Danny Lee (was ich für eine gelinde Frechheit halte). Der Auftrag, den unsere tough cops erhalten: Beckman finden und festnehmen (nein!), denn dessen Strafregister habe sich mittlerweile auf ein solides “Lebenslänglich” (“wenn er Glück hat”, wie der Policechief sinnvollerweise hinzufügt) summiert und das kann man nun doch nicht so stehen lassen. Der Chief vermutet auch, dass Beckman in Sachen rätselhaftes Verschwinden von Lily (ach, das haben die Bullen also auch schon mitgekriegt?) seine dreckigen Griffel im Spiel hat. Aber Obacht geben, warnt der Oberbulle, Beckman weiß vermutlich von der Mission (ach? Ach? Ach?).
Peter gibt nicht auf und hat sich mit Vondas Hilfe erneut in Mays Wohnung eingelassen (der Freundin würde ich jetzt doch auch mal was vor die Kauleiste geben). “Ich MUSS dich haben”, trompetet Peter in der Sorte Tonfall, die eindeutig klar macht, wie er die Sachlage in Punkto “Wer entscheidet Partnerschaftsfragen in letzter Instanz” sieht und wie es Frauen, ich wiederhole mich, sicher immer gerne hören. “Damit du mich wie ein Spielzeug behandeln kannst”, zeigt May ihm den verbalen Vogel. “Ich habe mich verändert”, behauptet Peter, ohne dass wir dafür auch nur den geringsten Anhaltspunkt hätten, “ich bin frei! Ich liebe dich!” May verdient sich meine volle Sympathie dadurch, ihm den ganzen Schmu keinen Meter weit zu glauben. “Es ist der Fotograf”, schäumt Peter, “er ist scharf auf dich, aber du gehörst MIR!” (Ich frage mich die ganze Zeit, ob Peter dem Zuschauer eigentlich in irgendeiner Form sympathisch sein sollte??). May gibt ihm deutlich zu verstehen, dass er sich doch bitte schleunigst verpissen möge und verleiht dieser sanften Aufforderung durch eine gezielte Ohrfeige Nachdruck. Peter erinnert sich an biblische Grundsätze und hält die andere Wange hin, was May sich nicht zweimal sagen lässt. Der hinterhältige Schuft Peter ergreift allerdings die Gelegenheit und May, um ihr ungefragt seine Zunge in den Mund zu stecken, was sie sich nach anfänglicher Gegenwehr auch gefallen lässt. Diesen dramaturgisch passenden Zeitpunkt sucht sich niemand anderes als Jimmy aus, um mit einem Geschenk in der Hand auch noch mal auf Knien um Verzeihung zu rutschen. Dass er angesichts der heiklen Kuss-Szene nicht in offene Begeisterung ausbricht, ist verständlich. Wir nähern uns also dem dramatischen Höhepunkt unserer Geschichte – ta-da-da-tamm: May muss sich entscheiden, wen von den beiden sie nun haben will (mein ehrlicher Rat: schick sie beide in die Wüste). Auch heute wieder unser beliebtes Televoting. Für wen wird sich May entscheiden? Sende JIMMY oder PETER an die beliebte Kurzwahlnummer Nullachtfuffzehn für nur 39,98 EUR pro SMS (gut, ich recycle meine Witze, aber es ist ja auch nicht so, dass der Film originell wäre). Ich warte solange.
Okay, alle abgestimmt? Gut, dann freut Euch – Ihr liegt nämlich ALLE daneben. Hähä. Denn May verblüfft ihre beiden Lover mit einem herzigen: “Ich liebe euch beide!” (“und daaabeiiiiii liebe ich euch beideeeeeeee” schniefte schon Andrea Jürgens ins Mikrofon. Was für die Älteren). Peter und Jimmy sind naturgemäß ein wenig ratlos, wie mit dieser Situation umzugehen ist. “Ich brauche euch beide”, bekräftigt die selbstsüchtige (darauf läuft das ja wohl moralisch hinaus) May, “ich kann auf keinen verzichten!” Wie wir Sackträger ja aus eigener Erfahrung wissen, teilen wir eher ungern (frag nach bei Michael Mittermaier). “Du Hexe! Du Hure!” übertreibt Jimmy allerdings maßlos. “Dann bin ich halt eine Hure”, schreit May und rupft sich die Bluse vom Leib (Brüste bleiben allerdings schamhaft verdeckt, indem künstlerisch ein Zweig einer im Bildvordergrund stehenden Blumenvase die heiklen Stellen bedeckt. Frag mich allerdings wieso, ist ja jetzt auch wieder nicht so, als hätten wir Mays Brüste nicht schon gesehen. Die spinnen in Hongkong). Heulend verschanzt sich May in ihrem Schlafzimmer und lässt die Männer blöde Visagen schneidend stehen.
Im Bad Guy-Hauptquartier klopfen die expendable henchmen Karten. Gut, dass wir drüber gesprochen haben.
May verlässt die Stadt, um ein neues Leben anzufangen. Vonda wünscht ihr alles Gute (blöde Kuh, irgendwie ist die ja auch an dem ganzen Schlamassel schuld) und May trabt sehr symbolisch eine endlos lange gerade Allee hinunter. Womit dieser Handlungsteil und damit der Originalfilm abgefrühstückt wurde (in dem, just for the record, mit keiner Silbe auf Mays angebliche Schwester Lily eingegangen wird. Nicht, dass ich das ernsthaft erwartet hätte…).
Fehlt also noch der Showdown des Nebenkriegsschauplatzes Beckman. Das Hauptquartier der Schufte ist ersichtlich der selbe Mini-Bunker, der schon in War City Platoon (dürfte es gewesen sein) als triumphal-luxuriöser Hideout der Ganoven diente (wie schon gesagt: Hundehütte für Zwergpinscher). Zwei der Bösen sehen mal nach Lily, die gefesselt in einem kleinen Schuppen nebenan hockt und den sich nach ihrer Befindlichkeit erkundigenden höflichen Wärter sehr undamenhaft als “blöden Arsch” tituliert. Danny Lee und Jack Kelly, das dynamischte aller Duos, pirscht sich durchs Gewölle an. Trifft sich für unsere Zwei-Mann-Anti-Verbrechensarmee natürlich günstig, dass die Herren Gangster durch ihr Kartenspiel (das offenbar wirklich länger dauert, denn in der letzten Kartenklopf-Szene war es finstere Nacht, und jetzt herrscht heller Tag) heftig abgelenkt sind und nicht merken, dass die Bullen mit mehr oder weniger elaboraten Mitteln das Dach der Hütte erklimmen und von dort aus das Feuer auf die Fiesling eröffnen. Der Shootout dauert ob der Zensurkürzungen ungefähr drei Sekunden, am Ende sind alle Bösen tot (inklusive Beckman, der einen sehr erschossenen Eindruck macht), die Geisel befreit und Danny und Jack klopfen sich gegenseitig auf die Schultern: “Das war eine starke Leistung!” (Selbst wenn ich es gesehen hätte, würde ich es kaum glauben). Und damit ist dann auch schon Schluss.
Jedes Mal, wenn man glaubt, Joseph Lai könnte einen nicht mehr schocken… Ich hatte ja schon davon gehört, dass Lai für seine Filmverhackstückungen nicht unbedingt immer passende Genreware hernimmt, aber das war nun der erste von mir persönlich in Augenschein genommene Beispielfall, in dem Meister Lai und seine Komplizen (anders kann man das wirklich nicht mehr nennen, und, ja, es sind die üblichen Verdächtigen mit Philip Ko und Godfrey Ho, der hier als “production supervisor” kreditiert wird) nicht einen Actionfilm oder einen Gangsterthriller als Grundlage für ihre, hüstel, freie Bearbeitung hergenommen haben, sondern ein schnödes Liebesdrama. In seiner Originalfassung dürfte die Plotte um May, Peter und Jimmy ein echter tearjerker gewesen sein, der GZSZ-Fans Begeisterungstränen über die Wangen träufeln lassen dürfte, da wird betrogen, nicht verziehen, Affären eingegangen, sich geliebt und gehasst, dass sich die Balken biegen. Und in keiner einzigen Sekunde verschwendet dort jemand den Gedanken an einen Kung-fu-Kampf oder einen Schusswechsel (ich hab eigentlich wirklich nur noch auf die große Cantopop-Nummer gewartet, wurde da aber bitter enttäuscht). In der Haupthandlung gibt’s also wirklich nur reinen Herzschmerz, der nur über extremste und selbst für Lai-Verhältnisse ziemlich bescheuerte Klimmzüge mit der “Actionhandlung” des neu dazu gedrehten Materials in Verbindung gebracht werden konnte (der Klimmzug ist im Klartext die Behauptung der Neufassung, Peter stünde auf Beckmans Lohnliste, um May zu überwachen und auszuhorchen). Konsequenterweise (in der seltenen Einsicht, dass das kaum vernünftig oder nur halbwegs unvernünftig zu realisieren gewesen wäre) verzichtet der Streifen auch weitgehend auf Interaktion der Handlungsstränge (lediglich einmal “telefoniert” Jack Kelly mit Jimmy und das konnte relativ problemlos, im Kontext eines solchen kannibalisierten Machwerks, aneinandergeschnitten werden, weil man in diesem Fall ja keine Locations anpassen musste (eine Disziplin, in der die Lai-Bande sowieso saugt, wie man anhand der zahlreichen hier gewürdigten Beispiele belegen kann).
Das Liebesdrama selbst ist, soweit es von unseren Freunden von IFD umsynchronisiert und auf Spur gebracht wurde, kaum erbaulich. Keiner der Charaktere kommt als besonders sympathisch rüber: Peter ist ein Kotzbrocken, der seine Freundin wirklich nur als Sexobjekt zu betrachten scheint, das ihm allzeit zur Verfügung stehen müsste, wenn’s ihm passt; Jimmy ist eine Nervensäge, dessen Ausbruch, als May ihm ihr frühere “Verhältnis” beichtet, in keinerlei Relation zu dem “Geständnis” steht; Linda hat sowieso außer reiche und geile Tussi keine Charakterzüge und May, tja, aus der wird man nicht so recht schlau. Was ist nun eigentlich der wunde Punkt ihrer Vergangenheit? Klar, in der “Neufassung” ist es die Gangsterlaufbahn ihres Vaters, aber rechten Sinn ergibt das trotzdem nicht (eh, was fasele ich hier schon wieder von “Sinn” einerseits und “A Joseph Lai/Betty Chan Production” andererseits?). Ist sie nun einfach selbstsüchtig, naiv oder nur blöde? Nein, richtig ans Herz wächst einem von der ganzen Bande keiner und am Ende ist man regelrecht enttäuscht, dass keiner der drei überhaupt so etwas wie eine Konsequenz ausbaden muss (abgesehen davon, dass sie sich nicht kriegen, aber DASS die drei sich letztendlich kriegen und zusammenraufen müssen, wäre IMHO die angemessenste Strafe gewesen). Alle scheinen ihrer Wege zu gehen, so dass ich mich als Zuschauer schon frage: “So what? Und was war jetzt der, hm, Punkt an der Geschichte?” Wenn wenigstens Peter Jimmy umgebracht hätte oder umgekehrt oder beide May oder May beide, das wäre zumindest eine Story gewesen und nicht nur eine Ausrede zum Totschlagen von gut 60 Minuten.
Getreu den traditionellen Werten von IFD-Produktionen ist die “alte” Geschichte der neuen natürlich trotzdem noch um Lichtjahre überlegen – zumal sich langsam, aber sicher, ein doch eher ermüdendes Muster in den IFD-Filmen abzeichnet (ach? Blitzmerker!) – die “neuen” Szenen kann man wirklich auf zwei Grundtypen reduzieren: die oben auch schon geschilderte “Oberfiesling bekommt Nachricht von fehlgeschlagenen Anschlag x auf Person y, setzt Person z auf Person y an und beauftragt Person v, eine weitere Person/eine Informaton/whatever zu beschaffen”- und die “Treppe unter freiem Himmel=Actionszene mit dem Helden”-Typen (letztere das bekannte Lai-Treppen-Axiom, während ich für ersteres das Kürzel Crimelord-Delegation-Gesetz vorschlage). Diese Szenen werden vom Typ her abwechselnd alle fünf bis zehn Minuten in die “Handlung” eingestreut. Optional darf der Held noch ein wenig Blech labern und der ein oder andere Nebendarsteller ins Gras beißen. Die Opening Scene um Johnny und sein Ableben dürfte aus wiederum ganz anderen Film stammen (und ist demzufolge die einzige, in der etwas ansehnliches Kung-fu, leider zu wenig und auch nicht soooooo toll, geboten wird). Production Values in den “neuen” Szenen sind absolute Fehlanzeige und die “Action” selbst wurde von der deutschen Filmzensur komplett aus dem Streifen entfernt (dürfte sich insgesamt auf ein rundes Viertelstündchen aufsummieren. Ob Best davon auch eine “Special Uncut Edition” aufgelegt hat?). Ein Indiz dafür, wie armselig die Produktion ist, sind die obskuren Kamerawinkel in einigen der “neuen” Szenen, denen wir entnehmen, dass in den Privatwohnungen u.ä., wo gefilmt wurde, nicht mal Platz war, das Kameraequipment (und ich nehme an, dass da jetzt nicht kilometerweise Dollys gelegt werden sollten) unterzubringen…
Die Regie will ich unter diesen Gesichtspunkten nicht bewerten – natürlich sieht’s schäbig aus, was Philip Ko an neuen Szenen bewerkstelligt hat, aber ohne die Action gesehen zu haben, will ich ihn nicht richten (obwohl ich aus anderen Ko/Lai/Ho-Produktionen durchaus eine Idee habe, wie die Action aussieht, und, wie ich an anderer Stelle bestimmt schon ausgeführt habe, Jet Li oder Jackie Chan machen sich deswegen sicher nicht in den Kaftan). Der Originalfilm, den ich mich zumindest vom filmtechnisch-handwerklichen Standpunkt aus zu beurteilen traue, ist dröge, tempoarm und optisch langweilig – die einzige Szene, die ein wenig Schwung bringt, ist die trotzdem vollkommen deplaziert-unlustige Comedy-Szene auf der Kuhweide, aber das ist zumindest eine Idee, keine gute, I admit, aber eine Idee. Und in Filmen wie diesem nehme ich auch schlechte Ideen.
Schauspielerschelte halte ich auch mal wieder kurz – von den Darstellern im Originalfilm hatte ja keiner Ahnung, was die IFD-Verbrecher mal aus ihren Leistungen machen würden, also soll man da auch nicht den Stab brechen – die Handlung des Originalfilms und die der IFD-Bearbeitung sind ja nur in einem gewissen Rahmen deckungsgleich, von daher ist nicht fair zu beurteilen, wie die Schauspieler ihren Job machen. Das, was wir sehen, ist ja letztlich nicht “ihr” Job. Also befassen wir uns nur mit den beiden “Hauptdarstellern” der neuen Szene. Mike Abbott, verdienter Euroninja aus zahlreichen Lai’schen Machwerken der 80er, sitzt, wie schon in War City Platoon (ich könnte mir jetzt echt vorstellen, dass die “back to back” geschossen wurden, zumal Red Heat Conspiracy sich auch mit dem Titelzusatz War City 2 vorstellt), meist nur hinter ienem Schreibtisch oder sonst wo sicher und bewegungsneutral auf einem Stuhl. Was er im Showdown macht, wird uns aufgrund der Zensurschnitte bis zum Ausgraben einer Uncut-Fassung verborgen bleiben, aber irgendwie – this guy grows on me. Er hat was debil-sympathisches an sich, ich find den Typen enfach knuffig. Hans Haraldser ist zweifellos der größte Actiondarsteller der Welt – gegen den kannste Arnie, Steven, Jean-Claude, Dolph, Michael, Sly und wie sie alle heißen locker in die Tonne treten. Phänomenale Screenpräsenz, unglaubliche mimische Ausdruckskraft, souverän in allen Lebens- und Schauspiellagen. Hans Haraldser – mein neuer Actiongott – give me more!. (Hm. Ich hoffe, die Leserschaft weiß inzwischen *wirklich*, wann ich ironisch bin).
Die DVD von Best ist nicht nur übel beschnitten, wie schon ungefähr achtundsiebzigmal im Laufe dieses Reviews erwähnt, sondern auch sonst von der bewährt-beschissenen Qualität, wie sie Lai-Produktionen auf Disc gemeinhin aufweisen und irgendwie auch verdient haben – solche Filme kann man nicht in 2.35:1-Scope mit Dolby 5.1-Sound und zehnfach digital überarbeitetem Print geniessen. Da braucht man genau das, was man von Best bekommt – einen gülligen Vollbildtransfer von höchst schwankender Qualität (was natürlich wieder an den zusammengestöpselten Quellmaterialien liegt), voller Verschmutzungen, unscharf, verwaschen, verrauscht und in den letzten zwanzig Minuten auch noch fröhlich hüpfend – da hat man wohl mal wieder von einem nicht ordentlich spurlage-eingestellten Videoband von 1988 auf DVD gemastered. Der Transfer ist also schlichtweg grauenerregend und ungefähr on par mit dem von Crackdown Mission (anders ausgedrückt: ich liebe es…).
Der Ton schimpft sich mal wieder Dolby 5.1 (ha! Das ich nicht lache), ist ausschließlich auf deutsch und genauso matschig-verrauscht, wie der masochistisch veranlagte Lai-Fan sich das wünscht. Bemerkenswert ist an dieser Stelle noch der völlig neben der Kappe liegende Soundtrack, der gerne mal fröhliche Steeldrum-Musik einfiedelt, wenn’s gar nicht passt. Gibt’s eigentlich irgendwo Best-of-Lai-Soundtrack-CDs zu kaufen?
Die Extras bestehen aus der bewährten und beliebten Trailershow mit Dune, Emerald Forest und The Fog (wenn ich mein Sammelalbum dieser Trailer an Best schicke, bekomme ich dann eine Trailer-DVD umsonst?)
Fazit: Red Heat Conspiracy ist mit Abstand der bislang dümmste von mir gesehene Lai-Film. Das liegt an der drögen Liebesgeschichte, die den Großteil der Handlung bestreitet (gerade fällt mir auf, dass die Fotos auf dem DVD-Backcover mit Sicherheit nicht aus diesem Film stammen. Aber wenn schon Wings Hauser vorn drauf ist, ist ja auch völlig wurscht, wer hinten drauf ist) und an der übel um alle Action erleichterten zensierten 16er-Fassung. Für Lai-Komplettisten natürlich unverzichtbar, da die Kombination schon irgendwie wieder pervers genug ist, um mit ein paar Promille durchaus lustig zu sein, aber eine ungeschnittene Fassung, in der die Shootouts enthalten sind, wäre mir in diesem Falle wirklich lieber (bei Crackdown Mission ziehe ich ja aufgrund des höheren Kopfpatsch-Faktors die Kurzfassung fast vor). Letztlich also wieder mal ein objektiver Griff in die allertiefste Gülle – und auch subjektiv nur für Hardcore-Lai-Geniesser, denen Filme wie War City Platoon oder Savage Temptation schon zu sehr nach richtigem FILM aussahen, goutierbar. Ein weiterer Film aus Bizarroland, gleich hinter Hongkong links…
BOMBEN-Skala: 9
BIER-Skala: 4
Review verfasst am: 01.06.2004