
- Deutscher Titel: Reason to Die
- Original-Titel: Reason to Die
- Regie: Tim Spring
- Land: USA/Südafrika
- Jahr: 1990
- Darsteller:
Wings Hauser (Elliott Canner)
Arnold Vosloo (Wesley Wilson)
Anneline Kriel (Lena Wallace)
Vorwort
Abt. Midnight Movies mit Jorge #011 – Wings Hauser Classic
Unsere Wings Hauser Retrospektive steuert, nach nunmehr drei Jahren, langsam, aber sicher, auf die Zielgerade zu. Dass es so lange dauert, liegt zum Teil daran, dass wir jetzt nicht unbedingt wochenlang Filme mit/von derselben Person sehen wollen. Das nutzt sich irgendwann auch ab, macht einfach keinen Spaß. Und der sollte dabei immer im Vordergrund stehen. Manchmal ist es dann auch schlichtweg so, dass einige der anvisierten Filme einfach kaum aufzutreiben sind. Im Fall von REASON TO DIE sah ich mich jetzt sogar gezwungen, die deutsche VHS aufzutreiben und zwecks gemeinsamer Sichtung zu digitalisieren (wofür ich neben der Kassette auch noch einen neuen Videograbber brauchte). Ihr seht, wir scheuen keine Kosten und Mühen, um nicht nur uns, sondern ab & an hoffentlich dann auch euch mal zu unterhalten. Btw. könnt ihr euch auch demnächst auch auf eine Auseinandersetzung zwischen Jorge und mir über einige der Filme in Audioform, sprich eines Podcasts, freuen. Aber erst einmal beschäftigen wir uns hier mit dem vorliegenden Werk aus der Filmographie des großen Hausers.
Inhalt
Kopfgeldjäger Canner hat sie noch alle gekriegt. Er kennt die Straßen New Yorks wie kein zweiter und erwischt seine Beute stets auf dem falschen Fuß. Doch als der Gewaltverbrecher Wilson nach Entlassung aus der Untersuchungshaft abtaucht, ist es für Canner nicht nur ein Auftrag, sondern eine persönliche Angelegenheit. Denn er hat den Psychopathen mit unbändigen Hass auf Prostituierte schon einmal eingesackt. Es erleichtert die Suche nicht gerade, dass Wilson sich dank plastischer Chirurgie ein neues Antlitz verpassen lässt und danach alle Mitwisser ermordet. Doch Canner kann seine Spur aufnehmen, die ihm vom Big Apple nach Südafrika führt, wo sich Wilson unerkannt ein neues Jagdgebiet suchen will. Die Journalistin Lena kann Canner noch knapp vor dem Übergriff des Killers bewahren, der sich dann wieder auf Prostituierte verlegt. Nach einem weiteren persönlichen Verlust will Canner aufs Ganze gehen und schleppt Lena, die als einzige Wilsons neues Antlitz identifizieren kann, durch die Stadt, mit dem Plan im Hinterkopf, die schöne Blondine zur Not auch als Köder zu benutzen…
What’s the Deal?
Wings Hauser vs. Arnold Vosloo – auch wenn wir nicht darauf gewartet haben, hätte ich behauptet, auf das Duell hätten wir nur gewartet. Denn Südafrikaner Vosloo hat sich später in den 90ern mit Filmen wie HARTE ZIELE und DIE MUMIE einen Ruf als überzeugender Fiesling erarbeitet. Da passt es ja nur zu gut, wenn er sich da schon mal am B-Helden Hauser probieren darf. Tatsächlich dominiert Vosloo, mit debil-durchgeknalltem Grinsen in der Visage, in seinen Szenen den Streifen, auch oder vielleicht gerade weil ihm das Skript schon fast comiceske Züge angedeihen lässt. Viel weiter probiert sich REASON TO DIE auch nicht daran, mehr als ein Action-Krimi der B-Klasse zu sein (was eh schon knapp wird), und das ist auch gut so. Wir haben Wings vs. Nemesis Vosloo auf der einen, Wings + Love Interest Anneline Kriel, bekannt durch den Martial-Arts-Klopper FIGHTER GANG, auf der anderen. Es gibt zwar noch Untertöne wie einen alten Kumpel, dessen Ziehsohn Wings hilft und dabei über die Klinge springt, aber das wird mal schnell abgefrühstückt. Genauso wie kleinere Reibereien des US-Cops mit der örtlichen Polizei. Lieber macht der Streifen Tempo und bietet einige, meist eher unspektakuläre Action Set Pieces wie Verfolgungsjagden und Schießereien, sowie die sadistischen Morde Wilsons.
Besonders lustig
– Der Wechsel von den Staaten nach Südafrika geschieht derart unauffällig und schnell (okay, es gibt kurz ’ne Texttafel), dass wir ihn anfangs gar nicht bemerkt hatten; erst als der Schauplatz aus der City in die weniger glamourösen Suburbs von Kapstadt wechselte, fiel das wirklich ins Auge.
– Dummerchen Lena kehrt nach dem Angriff Wilsons, bei dem u.a. ihre Tür putte gegangen ist, natürlich wieder nach Hause zurück, wohin sonst? Naja, zumindest bietet es einen guten Grund dafür, Canner hierhin auf ein Schäferstündchen einzuladen, damit er auf sie aufpasst.
– Kollege Zufall I – nachdem sich Canner und Lena zusammengetan haben, müssen sie nicht wirklich lange nach Wilson suchen, denn er marschiert in Begleitung einer Prostituierten einfach mal am Cafe vorbei, in dem sich die beiden gerade besprechen.
– Klar, Wilson hat sich das Gesicht operieren lassen, aber das Canner nach der ersten Begegnung mit dem neuen Gesicht es sich nicht gleich einprägen konnte und bei der Polizei von Kapstadt sich niemand durchringen kann, eine neue Phantomzeichnung anzufertigen (stattdessen werden alte Fotos gereicht), geht mir echt nicht in die Birne.
– Das geht soweit, dass Canner nun Lena zwingt, mit ihm durch die Stadt zu fahren, um Wilson zu suchen, worauf sie sich den Spaß macht, auf irgendeinen Passanten zu zeigen, den Canner dann stellt und mit der Waffe bedroht, nur um dann von ihr ausgelacht zu werden.
– Als auch die Polizei von Kapstadt nach Wilson fahndet, verlegt man sich darauf, Vorort-Kneipen zu überwachen; an sich gute Idee, nur dass eben keiner weiß, wie er aussieht.
– Kollege Zufall II – Natürlich marschiert Wilson gerade aus der ersten Kneipe, die auch Canner aufsucht, heraus, während die Polizei gerade zu einer Razzia ansetzt, schnappt sich inmitten des Kuddelmuddels eine Waffe und eine Geisel und liefert sich dann mit Canner eine wilde Verfolgungsjagd.
– unschön: auch wenn der Film fast vollständig in Südafrika gedreht wurde, merkt man, dass damals noch Apartheid angesagt war – zu behaupten, Farbige wären hier unterrepräsentierte, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts.
Was gibt’s sonst noch zu sagen?
An Tim Spring ist wohl kein großer Action-Regisseur verloren gegangen, genauso kein Krimi-Fachmann. Zumindest bekommen wir hier einige gelungen atmosphärische Aufnahmen der City Kapstadts vor die Linse gesetzt, wenn Wilson „ins Milieu eintaucht“ hat der Film mit seine besten Momente. Ansonsten ist er nur durch ein paar Martial-Arts-Filme, sagen wir mal, auffällig geworden, auch wenn hier davon nichts durchscheint. Vosloo als Wilson ist schon ’ne kleine Schau, da kann man sich nicht beschweren. Bei der Beziehung zwischen Canner und Lena kommt der Film oftmals ins Stottern, weil das Skript irgendwie nicht so richtig weiß, worauf das hinauslaufen soll – einmal sind sie ein Herz und eine Seele, im nächsten Moment zicken sie sich an. Da ist die Freundschaft (und, nach dem Tod des Jungen, der Bruch derselben) zu seinem alten Kumpel schon weit besser nachvollziehbar, die steht aber eben auch nicht im Fokus.
Wo oder wie kann ich mit dem Dreck mein Aug‘ beschmutzen?
Die mir einzig bekannte Möglichkeit, REASON TO DIE zu sichten, ist tatsächlich die deusche VHS von USA Video (Kostenpunkt: 10-15 €), die zumindest ungeschnitten sein sollte. In Nordamerika ist er auch nur auf VHS erschienen und andere Medien dazu sind mir bisher nicht untergekommen.
Was vom Tage übrig bleibt
Als Fan von Hauser oder Vosloo kann man hier jetzt nicht großartig was verkehrt machen, auch wenn REASON TO DIE inszenatorisch und erzählerisch rumpelt und stolpert, aber glücklicherweise nicht fällt. Wings begibt sich wieder auf den dünnen Pfad, wechselhaft charmant oder ein Arschloch zu sein, während Vosloo diabolisch und meist wortlos dreinstieren darf; bei Anneline Kriel reicht es nun nicht zu mehr als hübschem Beiwerk. Der Film ist keine ausgemachte Spannungskanone, auch die Action gestaltet sich weniger mitreißend, als man es erhoffen durfte, dafür sind die zahlreichen Morde Wilsons wenig zimperlich, der Body Count hoch, wie auch die Atmosphäre über weite Strecken angemessen schmandig rüberkommt. Aus dem Südafrika-Setting hätte Tim Spring allerdings gerne noch mehr Kapital schlagen dürfen, im Endeffekt ist es Jacke wie Hose, in welcher Großstadt in welchem Land der Film nun spielt. Ist jetzt keine absolute Glotzempfehlung, kann man sich aber durchaus mal geben.
BOMBEN-Skala: 5
BIER-Skala: 5
Review verfasst am: 10.05.2025