Raumrakete X-7

 
  • Deutscher Titel: Raumrakete X-7
  • Original-Titel: Space Master X-7
  • Alternative Titel: Raumrakete X-7 - FBI im Großeinsatz |
  • Regie: Edward Bernds
  • Land: USA
  • Jahr: 1958
  • Darsteller:

    Bill Williams (John Hand), Lyn Thomas (Laura Greeling), Robert Ellis (Pvt. Mike Rattigan), Paul Frees (Dr. Charles T. Pommer), Rhonda Williams (Stewardess Archer), Joan Barry (Jean Meyers), Carol Varga (Elaine Frohman), Thomas Browne Henry (Prof. West), Thomas Wilde (Collins), Moe Howard (Retlinger), Fred Sherman (Mr. Morse)


Vorwort

Wir befinden uns im Jahre 1958 – und das Space Race hat gerade begonnen. Wie uns der omnipräsente Erzähler, der in den folgenden 70 Minuten unser stetiger Begleiter sein wird, vermittelt, haben sowohl Osten als auch Westen schon ein paar Satelliten in den Orbit geschossen, und die Yankees sind gerade dabei, ein weiteres Stück Metall in eine Umlaufbahn zu befördern, Satellit X-712 (von wegen „X7“ also. Pöh). Der „übliche Passagier“, ein unglückliches Rhesusäffchen, wird in die Kugel geschnallt, und zudem ist das Ding vollgepackt mit allem möglichem an elektronischen Meßgeräten. Allerdings unterscheidet sich die Mission in einem Punkt von den bisherigen, die Techniker und Inschenjöre haben das hehre Ziel, den Haufen Elektronikschrott nicht nur in den Weltraum zu ballern, sondern auch mehr oder weniger heil wieder zurückzubekommen. Ich nehme an, der Affe findet diesen Part des Mission Statement ausgesprochen positiv.

Aus unerfindlichen Gründen, die mir die Drehbuchautoren George Worthing Yates (FLIEGENDE UNTERTASSEN GREIFEN AN, FORMICULA, DAS GRAUEN AUS DER TIEFE) und Daniel Manwaring (DIE INVASION DER KÖRPERFRESSER, ATLANTIS, DER VERLORENE KONTINENT) sicher nicht befriedigend erklären können, wird das Projekt überwacht von FBI-Special Agent John Hand (Bill Williams, IN DER HÖLLE VON MISSOURI, TEUFELSKERLE DES OZEANS, BLEICHGESICHT JUNIOR). Ich hätte gewisses Verständnis dafür, wenn Hand ob der begreiflicherweise akuten Bedrohung durch Spionage oder Sabotage zur Wahrung der Sicherheit zugezogen worden wäre, aber so wie der Film sich spielt, ist Hand actually pretty much in charge und der Chef der ganzen Operation. Führender Eierkopf, äh, wissenschaftlicher Experte des Projekts ist der leicht exzentrische Dr. Charles T. Pommer (Paul Frees, in erster Linie voice actor und professioneller „Erzähler“, DAS LETZTE EINHORN, TOM & JERRY). Pommer hegt die völlig abgefahrene Theorie, es könnte Leben im Weltraum geben. Der Gefreite Joe Rattigan (Robert Ellis, THE BABE RUTH STORY, NIAGARA) – natürlich ist die Angelegenheit primär eine militärische Operation – scherzt über kleine grüne Männchen, aber Pommer korrigiert: Wenn es im Weltraum Leben gibt, wie er es postuliert, dann wird es in einer Form existieren, die jenseits menschlicher Vorstellungskraft liegt. That’s quite progressive for 1958. Jedenfalls nimmt wer-auch-immer-das-Geld-für-diesen-Satelliten-letztlich-rausrückt Pommer ernst genug, um ihm ein Privatexperiment zu gestatten. Ein kleiner Proben-Sammelbehälter wird in den Satelliten eingebaut, um eventuell vorhandene außerirdische Organismen einzufangen und Pommer für spätere Untersuchung überreicht werden zu können.

Die Mission verläuft außerordentlich erfolgreich – Start, Erdumkreisungen und Rückkehr erfolgen planmäßig, am Landeort kann das Bergungsteam nicht nur einen lebendigen Affen, sondern auch Pommers Probenbehälter auspacken. Als Pommer die Transportbox mit seinen Alien-Proben in die Hand gedrückt bekommt, kann der vor Aufregung kaum seinen Stuhl halten und empfiehlt sich umgehend gen seinem Haus-Privatlabor, um den Proben auf den fremdartigen Zahn zu fühlen (brillanter Wissenschaftler und Privattheorie hin oder her – welche Organisation würde einem ihrer Mitarbeiter solches Material mit einem Achselzucken und „viel Spaß damit“ einfach so nach Hause mitgeben? Ihr verdient ALLES, was in diesem Film passieren wird, ALLES!).

Rattigan ist u.a. auch der go-to-Chauffeur der Unternehmung und karrt Pommer nebst Behälter zu seinem abgelegenen Domizil. Rattigan, wissenschaftlich interessiert, würde gern Pommers Labor besichtigen, und auch wenn der Weißkittel vor Begeisterung nicht gerade aus demselben springt, lässt er sich breitschlagen. Zumindest solange, bis er auf seiner Veranda steht und bemerkt, dass in seiner Hütte Licht brennt. Schnell zieht Pommer seine Einladung zurück, Rattigan muss ohne eine persönliche Privatführung durch Pommers Labor zurück zur Basis gondeln.

Der Grund für Pommers spontane Umentscheidung ist blond, weiblich, einigermaßen attraktiv und heißt Laura Greeling (Lyn Thomas, BIG TIMBER, MÖRDER-TRIO, ALASKA PASSAGE). Pommer überrascht uns einigermaßen – Typen wie er sind in 50er-Jahre-Filmen ja normalerweise recht asexuell ausgeprägt, aber Laura ist tatsächlich ein früheres Verhältnis des Eggheads. Und deswegen ist Laura auch da – aus der Beziehung ist doch allen Ernstes ein Sohn entsprungen, und auf dem Sorgerecht für nämlichen sitzt Pommer. Vater des Jahres, der er ist, hat er den Junior aber auf ein Internat abgeschoben, und Laura, mittlerweile glücklich verheiratet, hätte den Kurzen jetzt gern wieder. Das ist nun eine Angelegenheit, mit der sich Pommer aktuell absolut nicht befassen will – klarer Fall, beim Wissenschaftler hibbelts und bibberts, endlich seinen Probenbehälter aufmachen zu können, das letzte, was er jetzt braucht, ist irgendwelches Weiberdrama mit einer längst Verflossenen. Dies sagt er Laura in etwas anderen Worten, aber Laura ist hartnäckig und richtet es sich in Pommers Wohnzimmer häuslich ein, während er grummelnd in sein Labor stapft.

Pommers Laune hebt sich merklich, als er im Probenbehälter die Bestätigung seiner Theorie findet – außerirdische Sporen, die er als Pilz identifiziert. Wenn man der Substanz Nahrung zuführt, wächst sie in erstaunlicher Geschwindigkeit. Als ob er im Drehbuch gespickt hätte, hält Pommer den Fortgang seines Experiments quasi live auf einem Tonband mit, aber ab und zu muss er seine Ausführungen unterbrechen, weil die nervige Laura wieder an die Labortür trommelt und eine umgehende Aussprache beansprucht. Das wiederum lässt Pommers Laune wieder in den Keller fallen und ihn auch einige kritische Fragen stellen – warum z.B. darf Lauras Ehemann nicht wissen, dass sie ein frühere Liebschaft hat? Und warum hat sie ihm verheimlicht, wohin sie gereist ist? Der neue Göttergatte ist zwar die Liebe ihres Lebens, aber eben auch krankhaft eifersüchtig, führt Laura aus, was Pommer zu einer weiteren Frage führt – wird der dann nicht eher säuerlich reagieren, wenn ihm Laura plötzlich einen fix und fertigen Sohn aus früherer Beziehung vor die Nase setzt? Laura hat sich ausgedacht, dem Hubby nicht zu verraten, dass der Junior ihr eigen Fleisch und Blut ist, sondern will ihn quasi rein zufällig adoptieren. Das alles überzeugt Pommer nicht, und er zieht sich auf eine Nachtschicht ins Labor zurück. Laura ist allerdings nicht loszuwerden.

Am nächsten Morgen ist der Pilz groß genug, um mehrere größere Glasbehälter gut zu füllen und erweist sich als glibbrig-globbernde Moddermasse mit gesundem Appetit auf Proteine. Laura ist von dieser bahnbrechenden wissenschaftlichen Entdeckung nicht begeistert und insistiert nochmals auf augenblickliche Klärung der Angelegenheit. Pommer hat die Faxen dicke, produziert einen vorbereiteten Brief aus seiner Schreibtischschublade und eröffnet seiner verblüfften Ex, dass er sowieso vor gehabt habe, dem Internat die Aushändigung des Lendensprosses binnen 6 Monaten aufzutragen. Das entsprechende Schreiben drückt er erst Laura in die Hand und dann sich selbst auf Laura. Ya see, Pommer ist immer noch geil auf die Olle (von „Liebe“ will ich in dem Zusammenhang prophylaktisch nicht reden) und wäre einer akuten Spontanbesamung nicht abgeneigt. Laura sieht sich gezwungen, ihrem Möchtegernvergewaltiger einen handlichen Briefbeschwerer über den Schädel zu ziehen. Das hinterlässt außer einer Platzwunde keine größeren Verluste bei Pommer, macht ihm aber auch klar, dass hier nun wirklich Hopfen + Malz verloren ist. Den Brief darf Laura trotzdem behalten. Laura bestellt sich ein Taxi, um in die Stadt zum Bahnhof zu dampfen. Dem Cabbie Retlinger (Moe Fuckin‘ Howard, Oberhaupt der THREE STOOGES, in einer seiner raren Non-Stooges-Rollen) drückt sie eine 20-Dollar-Note in die Hand, auf dass der Driver vergesse, sie jemals gesehen zu haben. Das wird bei Retligan nicht schwierig sein.

In der Raketenbasis sinnieren Hand und Rattigan vor sich hin. Bis sie einen panischen Anruf erhalten. Hand kann sich zuerst keinen Reim drauf machen, aber der Anrufer ist Pommer, der hysterisch vor sich hin röchelt und darauf besteht, dass die Army sich sofort auf den Weg zu seinem Haus machen und selbiges bis auf die Grundmauern niederbrennen soll. Ein kurioser Wunsch, aber berechtigt, denn der Pilz hat sich mittlerweile monströserweise über das gesamte Labor ausgebreitet und seinen Entdecker als exzellente Proteinquelle ausgemacht. Als Hand und Rattigan, der inzwischen erklärt hat, ein ehemaliger Student Pommers zu sein und deshalb so interessiert an dessen Arbeit ist, das Labor betreten, ragt aus der Glibbermasse nur noch eine einsame Hand des Wissenschaftlers. Hand realisiert, dass Pommers Tonbandaufzeichnungen von unschätzbarem Wert sind, aber das Tonbandgerät steht unerreichbar hinter dem Monsterglibber. Rattigan kommt auf die Idee, von außen, durch das Fenster, mit einem Stock das Band zu bergen, und es gelingt. Dies accomplished verschütten Hand und Rattigan das mitgebrachte Benzin und stecken die Bude entsprechend Pommers letztem Wunsch in Brand. So much for a great scientific discovery, eh, guys?

In weiser Voraussicht wird danach auch der Jeep, mit dem Rattigan und Hand zu Pommers Haus gefahren wird, abgefackelt und die handelnden Personen selbst einer reinigenden Desinfektion (zumindest nicht der reinigenden Kraft des Feuers) unterzogen. Man ist allgemein erleichtert und sicher, einer größeren Katastrophe durch den außerirdischen Killerpilz gerade noch so von der Schippe gesprungen zu sein. Pommers Aufzeichnungen bestätigen, welch großer Gefahr die Erde hier entgangen ist – der Pilz ist durch Berührung übertragbar, und schon die mikroksopisch kleinsten Spuren reichen aus, um bei entsprechender Nahrungszufuhr aus einer Spore einen Blob zu machen. Die „da ham wir aber Glück gehabt“-Stimmung wird empfindlich getrübt, als Pommers letzter Audio-Eintrag von einer Frauenstimme unterbrochen wird. Es war jemand bei Pommer, und sie hat offenhörig auch das Labor betreten! Aber wer zum Geier ist die unbekannte Person? Das einzige, was Hand aus der kurzen Aufnahme deduzieren kann ist, dass die Frau relativ jung sein muss und mit Pommer auf einer „per-du“-Basis vertraut war. Zugegeben relativ mickrig, was Anhaltspunkte angeht.

Ein Ermittlungsansatz liegt allerdings in der Abgelegenheit von Pommers Hütte – dahin fährt kein Bus, kein Zug, kein Pony-Express, die unbekannte Person muss zwangsläufig ein Taxi benutzt haben. Und die Anzahl der Taxi-Gesellschaften in der Wüste von New Mexico oder wo immer dieser Film auch spielen mag, ist überschaubar. Das führt Hand und Rattigan, die sich persönlich für die Ergreifung der potentiellen Todbringerin verantwortlich führen, auf relativ direkten Weg zu Retlinger. Der leidet anfänglich unter wunschgemäßer bestechungsbedingter Amnesie, aber als er überhört, wie Rattigan und Hand sich über die tödliche Gefahr austauschen, die von der Mystery Lady ausgehen, ist ihm Hemd doch deutlich näher als Hose und er spuckt die Bohnen aus – eine brauchbare Beschreibung der Lady und ihrer Klamotten, sowie ihr Fahrtziel, der Bahnhof, und ihr mutmaßliches Fahrtziel, Los Angeles.

Hand und Rattigan chartern einen Düsenjäger (gibt’s Dreisitzer oder kann einer von den beiden so einen Kampfjetz fliegen) und düsenjägern damit nach L.A., wo sie ungefähr zur gleichen Zeit landen wie „El Camino“, der Wüstenexpress, im Hauptbahnhof einläuft. Laura begibt sich zum Gepäckschalter, um ihre Koffer abzuholen, wird dort aber vertröstet. Sie verkürzt sich die Wartezeit mit dem Kauf einer Tageszeitung, aber was steht da auf Seite 3? „Berühmter Wissenschaftler kommt in Feuer um“ – die Cover-Story, mit der Hand die Medien abgespeist hat. Verbunden mit der Tatsache, dass der Gepäckschalter nunmehr von einer Horde Streifenbullen belagert wird, redet Laura sich ein, dass man sie verdächtigt, Pommer ermordet zu haben und verschwindet heimlich, still und leise ohne Gepäck.

Nun, das hätte sie eh nicht wiederbekommen, denn wie Hand und Rattigan von den Bahnbeamten erfahren, hat sich der Pilz in Lauras Gepäck pudelwohl gefühlt, vermehrt wie die Pest und das gesamte Gepäckabteil erobert – ein Fall für den Flammenwerfer.

Laura irrt ziellos durch die Stadt – irgendwie müsste sie nach Hause, aber das ist 2000 Meilen weit weg auf Hawaii. Nicht mal einen Kaffee kann sie in Ruhe trinken, weil ihre Beschreibung Tagesgespräch in den Fernsehnachrichten ist und sie so manch argwöhnischen Blick auf sich zieht.

Hand hat indes Retlinger einfliegen lassen, auf dass der Taxifahrer bei der Erstellung eines amtlichen Phantombilds behilflich ist, denn so nervös Laura durch die Personenbeschreibung gemacht wurde, beschränkt sie rein faktisch den Verdächtigenkreis auf schätzungsweise ca. 100.000 im Tweedmantel rumlaufende Blondinen in L.A. Interessanterweise beschäftigt das FBI keinen herkömmlichen Phantomzeichner mit Zeichenblock und Bleistift, sondern eine Mappe transparenter Folien, auf denen jeweils die Varianten bestimmter Gesichtspartien wie Mund, Auge und Nase abgebildet sind und aus denen Retlinger das Objekt seiner Erinnerungen peu-a-peu zusammensetzt (since it’s Moe Howard, it is played for the laughs a bit). Das Endresultat sieht Laura tatsächlich einigermaßen ähnlich.

Nun haben die TV-Nachrichten sogar ein Bild, das sie senden können – und es ist sprichwörtlich das erste, was Laura sieht, nachdem sie in einem kleinen Hotel eingecheckt hat und ihr der Hotelconschärge freundlich den Fernseher auf dem Zimmer eingeschaltet hat. Die Lage ist ernst, ist Laura klar, aber ohne Gepäck kann sie nicht mal ihre Kleidung ändern. Es hilft nur eine spontane telefonische Akquiseorgie – Laura ordert Kleider, Schuhe und die notwendigen Utensilien, um sich die Haare zu färben, direkt ins Hotel. Dann wäre noch die Frage, wie zur Hölle man aus L.A. rauskommt. Immerhin ist Laura im Besitz eines Blanko-Rückflugtickets, nur einen passenden Flug müsste sie auftreiben. Bei Trans-Oriental Airways kann sie sich wenigstens einen Platz auf der Warteliste sichern.

Das Phantombild führt für Hand und Rattigan zum Erfolg – der Hotelmanager (Fred Sherman, THE ROY ROGERS SHOW, WAGON TRAIN) identifiziert die Unbekannte als die Dame, die sich bei ihm eingemietet und ein halbes Dutzend Pakete empfangen hat. Als Hand und Rattigan das Zimmer stürmen wollen, ist Laura über alle Berge – nur ein paar Minuten zuvor hat Trans-Oriental angerufen und ihr einen Platz in der Abendmaschine bestätigt. In der Eile hat sie allerdings ihre Handtasche vergessen – und aus der glibbert der moddrige Alienschmodder. Die Gefahr ist und bleibt also akut.

Wenigstens hat der Hotelknabe auch noch mitbekommen, dass Laura mit allerlei Fluglinien telefoniert hat. Man weiß nicht, mit welcher Airline sie zu fliegen beabsichtigt, aber DASS, das ist unbestritten. Hand setzt Rattigan am Airport ab, damit der die Schalter abklappern kann. I’m not quite certain, aber… mit etwas mehr Manpower könnte diese Aufgabe doch schneller erledigt werden, oder? Wenigstens weiß Rattigan durch das im Hotelzimmer aufgefundene Haarfärbemittel, dass die Gesuchte nunmehr brünett ist, aber welche Kleider sie trägt, ist nunmehr unbekannt. Die Informationslage hat sich also nicht wesentlich gebessert. Hand wird indessen versuchen, der Identität der Flüchtigen näher auf die Spur zu kommen.

Laura hatte den Flug zunächst unter dem Tarnnamen Alice gebucht, aber unter dem hatte sie sich auch im Hotel eingemietet und daher ist dieser Name nun amtsbekannt. Daher verzichtet sie am Flugschalter, den bestätigten Platz abzurufen und bucht lieber neu unter ihrem richtigen Namen. Als Rattigan wenig später den Trans-Oriental-Schalter aufsucht, kann ihm die Schalterangestellte immerhin mitteilen, dass drei Brünette, auf die die Beschreibung vage zutrifft, an Bord der Maschine nach Honolulu sind. Rattigan entert den Flieger in der Absicht, die drei Kandidatinnen einer peinlichen Befragung zu unterziehen, aber ehe er sich’s versieht, hat man hinter ihm die Kabinentür geschlossen und hasselt ihn in einen freien Sitz, damit er sich anschnallt. Und schon hebt die Maschine ab – jetzt ist Rattigan auch noch von der Kommunikation mit Hand abgeschnitten…

Rattigan rekrutiert die Stewardess Archer (Rhonda Williams, HIGH SCHOOL HELLCATS, THE SERGEANT WAS A LADY, Voice-Part in Walt Disneys ASCHENPUTTEL), um die potentiellen Verdächtigen aus der Menge der Passagiere zu subtrahieren und unauffällig zu verhören. Nachdem er eine erste Runde Befragungen mit Laura, Elaine Frohman (Carol Varga, HÖLLENTRIP BORNEU, SECRET AGENT 009) und Jean Meyers (Joan Berry, ASSIGNMENT: UNDERWATER, THE SERGEANT WAS A LADY) per unverfänglicher Fragen wie z.B. nach dem Ausweis, durchgeführt hat, kapriziert er sich auf Jean als Hauptverdächtige, da sich die Dame ein wenig renitent bis unkooperativ gezeigt hat. Hand hat mittlerweile herausgefunden, in welchem Flieger Rattigan sich befindet und Funkverbindung aufgenommen. Die Zeit drängt – wenn Rattigan nicht bald herausfindet, wer die bewusste Person X ist, ist es für den Flattermann zu spät zum Umkehren und dann muss allen Risiken zum Trotz nach Hawaii durchgebrochen werden (warum man den Flieger nicht einfach so umkehren lässt und die Befragung in aller Ruhe in L.A. durchführt, bleibt ein weiteres Geheimnis der Drehbuchautoren). Bei der zweiten Gesprächsrunde lässt Rattigan durchblicken, worum es eigentlich geht und die Geschichte vom außerirdischen Todespilz schockt Jean ausreichend, um sie verstört zu ihrem Platz zurückkehren zu lassen. Das wiederum irritiert Laura, die sich besorgt erkundigt, was los ist und Jean erklärt in groben Zügen, was Rattigan ihr berichtet hat. Endlich fällt bei Laura der Groschen und sie stellt sich Rattigan freiwillig. Gerade noch rechtzeitig kann die Maschine umkehren – Hand hält das Landen auf einem zivilen Flugplatz ob der Aufmerksamkeit, die das zweifellos erregen würde, für eine mindergute Idee und dirigiert die Piloten (Greg Martell, MÖRDERSAURIER, Judd Holdren, ZOMBIES OF THE STRATOSPHERE, Jess Kirkpatrick, OPFER DER UNTERWELT) zum Militärflugfeld von Oxnard.

Rattigan würde gern Lauras Gepäck im Gepäckabteil untersuchen, aber da kommt der außerirdische Pilz ihm zuvor und glibbert bedrohlich durch die Klappe im Kabinenboden. PANIK! Nicht nur, dass der Pilz versucht, in die Passagierkabine vorzudringen, um sich die leckeren Passagiere einzuverleiben, nein, er hat offenbar auch die Gepäckluke weggefressen und beginnt sich auf der Außenhülle der Maschine auszubreiten. Der Anblick des protoplasmischen Schmodders an den Fenstern sorgt nicht dafür, dass die Situation in der Kabine ruhiger wird. Zumal die Piloten noch eine ganz besonders schlechte Nachricht in Petto haben – der Pilz hat offenbar die Hydraulik beschädigt, das Fahrgestell lässt sich nicht ausfahren. Man wird wohl oder übel eine Bauchlandung versuchen müssen. Hand sagt zu, dass ein Schaumteppich gelegt wird (wovon bei der Landung nichts zu sehen sein wird, weil die entsprechende stock footage das nicht hergibt).

Drama! Spannung! Excitement! Well, not really. Die Notlandung klappt ohne größere Probleme, die Armee kann sich daran machen, dem fiesen Pilz den Garaus zu machen (natürlich hat der Film hier wieder das Problem, dass in der stock footage des notlandenden Fliegers weit und breit kein Pilz zu sehen ist) und die Passagiere werden in bereitstehende Busse gehasselt, um zur Desinfektion gefahren zu werden. Laura entschuldigt sich vielmals bei Rattigan und der und Hand beglückwünschen sich zu einem gut erledigten Job. THE END.


Inhalt

Man kann’s uns Filmfreunden halt nicht recht machen. Oft genug beschweren wir uns, dass Filme, die sich eines bestimmten Sujets annehmen, immer wieder die gleichen bewährten Formeln und Mechanismen verwenden, anstatt mal andere, neue Ansatzpunkte zu finden. Dann macht das mal einer und wir sind auch nicht zufrieden. Das ist quasi das vorweggenommene Fazit zu RAUMRAKETE X-7, einer Kuriosität aus dem weiten Feld billiger Science-fiction-Filme aus den Fünfzigern…

Edward Bernds, der noch im gleichen Jahr den hysterischen IN DEN KRALLEN DER VENUS, ein Feuerwerk von Camp und Comic-Farben mit Zsa Zsa Gabor auf die Leinwände der Welt abfeuerte, kommt uns hier mit einem komplett seriösen Werk, das aus der altbewährten Geschichte der außerirdischen Lebensform, die mit einer irdischen Raummission auf die Erde gelangt und Ungemach veranstaltet, kein neues CREEPING UNKNOWN, keinen neuen QUATERMASS oder FIRST MAN INTO SPACE strickt, sondern… ein semi-dokumentarisches Police Procedural.

Es liegt auf der Hand, dass sich Regal Productions erhoffte, an dem großen Fernseherfolg von DRAGNET („Polizeibericht“) zu partizipieren, eine Serie, die auf relativ unspektakuläre, aber seriöse Weise Kriminalfälle und vor allem die Methoden, mit der Detective Joe Friday sie löste, in die Wohnzimmer brachte (ein anderer Einfluss war vermutlich FORMICULA, den ja George Worthing Yates selbst ko-geschrieben hatte und sich von seinen Monsterfilmkollegen der 50er auch durch eine bemüht sachliche „matter-of-fact“-Darstellung des Kampfes gegen die atomischen Riesenameisen absetzte).

Das heißt im Umkehrschluss, dass es für den Filmverlauf eigentlich völlig egal ist, ob Laura nun die Sporen eines außerirdischen Killerpilzes mit sich herumträgt, irgendwie mit einem gefährlichen Virus infiziert hat oder auch nur unwissentlich eine Bombe mit sich herumträgt. Der Pilz ist ein klassischer McGuffin, der nur dazu da ist, um die Handlung in Gang zu setzen, Brot und Butter des Films ist die man- bzw. womanhunt, die das FBI in Form von John Hand betreibt, um Laura habhaft zu werden.

In gewissem Rahmen funktioniert das sogar ganz gut – es ist in der Tat recht erfrischend, Behördenvertretern zuzusehen, wenn sie im Angesicht einer drohenden Katastrophe bemüht sind, die richtigen Maßnahmen einzuleiten, um eine Panik zu vermeiden, ihre Ermittlungsarbeit zu beobachten, und sogar der omnipräsente Erzähler macht einigen Sinn, um aus der Sicht des allwissenden Hindsight-20/20-Kommentators Zusammenhänge herzustellen, Ereignisse einzuordnen, Abläufe zu sortieren, allgemein den halbdokumentarischen Anspruch zu legitimieren.

Der Haken an der Geschichte ist, dass sie, also die Geschichte, nicht sonderlich aufregend ist. Laura „versteckt“ sich im Hotel, verändert ihr Aussehen, Rattigan und Hand kommen anhand einiger Zeugenaussagen auf ihre Spur, und mit dem tatsächlichen Grund der Fahndung konfrontiert, ist Laura einsichtig und das Missverständnis löst sich auf. Schon klar, warum Yates und Manwaring für den Schlussakt noch einen Schlenker in frühes Katastrophenfilm-Territorium a la ZERO HOUR (dessen deutsche Adaption FLUG IN GEFAHR ja zu den große TV-Klassikern gehört) nehmen (in den 50ern war es in diesem noch jungen Genre üblich, die Katastrophe eben nicht eintreten zu lassen, sondern in letzter Sekunde abzuwenden), um zumindest etwas Drama, etwas Spannung in die Plotte zu injizieren.

Das alles wird von Bernds sehr seriös und ernst inszeniert – einigermaßen überraschend für einen Regisseur, der mit Comedy-Shorts angefangen hat und dann zum Stammregisseur der Bowery Boys wurde, als diese Truppe endgültig ihre Jugenddrama-Tage hinter sich gelassen hatte und zu einer berufsjugendlichen Comedy-Troupé mutiert war. Alles ist in einem sehr sachlichen, nüchternen Stil vorgetragen.

Was allerdings nun wieder einen empfindlichen Nachteil dieses Formats offenbart. Wer seinen Film bewusst ernsthaft und mit dokumentarischem Ansatz angelegt, muss damit leben, dass grober Unfug dem Betrachter wesentlich heftiger ins Auge springt als wenn der ganze Grundton des Films schon aussagt, dass man den Kram nicht wirklich ernst nehmen sollte… Und groben Unfug hat der Film dann schon zu bieten – den Umstand, dass Pommer sein außerirdischen Problem ohne jegliche Sicherheitsmaßnahmen einfach mit nach Hause nehmen kann, dass der Pilz uns als fleischfressendes Monstrum eingeführt wird, aber, nachdem er Pommer intus hat, alles Mögliche tut, nur nicht irgendwelche Menschen anzugreifen (das ist eigentlich mein Hauptkritikpunkt – der Pilz lebt von Proteinen, aber Laura, eine Proteinquelle, wenn’s eine leckere gibt, kann einen ganzen Tag lang mutmaßlich von Pilzsporen bedeckt rumlaufen, ohne dass der Organismus auch nur mit einem Fühler zuckt, aber kaum sperrt man eine Spore in einen Koffer, in dem wohl eher nicht saftige Steaks transportiert werden, sondern Nylonstrümpfe und BHs, kommt’s zu explosionsartigem Wachstum), völlig ignoriert wird, dass Laura auf ihrer Odyssee durch L.A. sprichwörtlich tausende Locations und Menschen mit dem Pilz bestäubt haben kann, und natürlich dass eine potentiell die Existenz der gesamten Menschheit bedrohende Gefahr von exakt zwei Männern, von denen einer gerade mal den Rang eines fuckin‘ Gefreiten in der Armee innehat, bekämpft wird…

Und natürlich dürfen wir auch nicht vergessen, dass der ganze Plot nur in Gang kommt, weil Laura, Dreh- und Angelpunkt der ganzen Malaise, entsetzlich dämlich ist – von ihrem ganzen Plan zur Rückgewinnung des Sohnemanns (allein die dortigen Idiotien aufzudröseln, würde vermutlich eine DIN-A-4-Seite füllen, aber ich hab jetzt keine Lust dazu), ihrer sinnfreien Bestechung des Taxifahrers, der Schlussfolgerung, wegen Mordes gesucht zu werden etc. pp. Würde Laura mal für fünf Minuten ihren Verstand einschalten (ah, sorry, ich vergaß, sie ist blond), die ganze Nummer würde sich in Windeseile in Wohlgefallen auflösen. Aber Behnds war nie ein Experte für glaubwürdige und intelligente Frauenfiguren, teeheehee…

Spezialeffekttechnisch gibt’s jetzt nicht großartig was zu meckern – ja, natürlich ist die Ausstattung der tollen Weltraummissionszentrale jedem CB-Funker, der was auf sich hält, unterlegen, aber die eingekaufte stock footage für Raketenstart und Satellitentechnik ist für 1958 absolut brauchbar, und während der Alien-Pilz sicher kein Meisterwerk der FX-Kunst ist, ist er mit schlichten Mitteln effektiv gestaltet (ob es nun beklebte Folie ist oder beklebte Luftballons, in die Luft rein- und abgepumpt wird, um das Pulsieren des Pilzes darzustellen, es ist technisch äußerst simpel, aber es funktioniert – auch, weil die s/w-Fotografie dazu geeignet ist, solche Tricks zu tarnen).

Schauspielerisch ist das halbwegs in Ordnung – Bill Williams und Robert Ellis sind als die Ermittler okay und haben auch genügend Chemie, um sich vorstellen zu können, dass die beiden in einer potentiellen TV-Serie regelmäßig gemeinsam Fälle lösen könnten, Paul Frees ist als Pommer auch ganz brauchbar, und Lyn Thomas laboriert ja primär am Charakter und weniger an ihrer Schauspielkunst, für ein B-Movie ist das im Rahmen. Bemerkenswert ist sicher die Mitwirkung von Ober-Stooge Moe Howard (ohne seinen Topfschnitt kaum zu erkennen), der auch für ein wenig angedeuteten comic relief sorgen darf, ohne dass das zu aufdringlich wird, und wie schnell ein einstiger „Superheld“ wie Judd Holdren, Anfang der Dekade noch als Commander Cody und CAPTAIN VIDEO Serial-Star, in einen absoluten nothing-bit-part in einem nothing-B-Movie abgestiegen ist, ist zumindest eine bedauernd angehobene Augenbraue wert.

Die DVD kommt aus dem Hause anolis und das bürgt für eine gewisse Qualität. Als Master durfte eine deutsche 35-mm-Kopie (der Streifen kam 1961 in die hiesigen Kinos) herhalten – die Bildqualität ist nicht überragend, aber ausreichend, der deutsche Ton zweckmäßig. Als Extra hat anolis einen Three-Stooges-Short, DISORDER IN THE COURT, auf die Scheibe gepackt (sicherlich, weil der als einer der wenigen Stooges-Shorts im Public Domain liegt – aber leider nur in englischer Fassung, obwohl für den eine deutsche Fassung existiert). Ich halte das für keinen der besten Stooges-Kurzfilme, befinde mich dabei wohl aber in einer Minderheit (Curlys „take your hat off“-Bit ist allerdings classic). Darüber hinaus gibt’s einen Audiokommentar der guten Kollegen Ingo Strecker und Christian Keßler, Bildergalerie, Filmprogrammreproduktion sowie ein Booklet.

RAUMRAKETE X-7 ist kein Burner – dem Film fehlt es doch ein wenig an inhaltlicher Substanz, an Spannungsaufbau, um selbst über die knapp 70 Minuten Laufzeit zu kommen, aber die ungewöhnliche Erzählperspektive sollte den Freund der 50er-SciFi zumindest für eine Sichtung, der Neugier halber, locken…

(c) 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


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