Raumpatroullie Orion – Rücksturz ins Kino

 
  • Original-Titel: Raumpatroullie Orion - Rücksturz ins Kino
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  • Regie: Michael Braun, Theo Mezger
  • Land: BR Deutschland
  • Jahr: 1966/2003
  • Darsteller:

    Dietmar Schönherr, Eva Pflug, Wolfgang Völz, Claus Holm, F.G. Backhaus, Ursula Lillig, Benno Sterzenbach, Friedrich Joloff, Hans Cossy, Charlotte Kerr, Thomas Reiner, Elke Heidenreich, Ben Becker (Erzähler)


Vorwort

Ach ja… Raumschiff Orion, welch nostalgische Erinnerung meiner Jugend… ich glaub, es war so um 1976/77 rum, als ich die Serie erstmals sah und ich wurde umgehend zum glühenden Fan, der, wie so viele davon träumt, daß es eines Tages eine Fortsetzung der phantastischen Abenteuer der Orion geben würde. Tja, für eine richtige Weiterführung der Geschichte hat’s nicht gereicht, aber immerhin konnte sich die damals wie heute produzierende Bavaria Film endlich dazu durchringen, den Orionauten Kinofutter zu spendieren. „Rücksturz ins Kino“ ist eine 83-minütige „Readers-Digest“-Fassung der siebenstündigen Serie, aufgepeppt mit ein paar aufgemöbelten digitalen Effekten und einigen zusätzlichen Sequenzen mit Elke Heidenreich.


Inhalt

Sollte es tatsächlich jemanden geben, der die letzten vierzig Jahre auf einer einsamen Insel verbracht hat – darum geht’s: Um das Jahr 3000 herum hat die Menschheit diverse Kolonien im Weltall errichtet. Der Raumkreuzerkommandant McLane wird mit seiner ihm treu ergebenden Mannschaft wegen zahlreicher eigenmächtiger Eskapaden zur Raumpatrouille strafversetzt und darf darüber hinaus noch als Aufpasser die Sicherheitsdienst-Agentin Tamara Jagellovsk an Bord begrüßen, die zukünftigen Extratouren der ORION und ihrer Crew einen Riegel vorschieben soll. Gleich der erste Routineeinsatz hat aber weitreichende Folgen – die ORION-Crew entdeckt, daß die Außenbasis MZ4 von außerirdischen Invasoren besetzt wurde, den „Frogs“ (reizende Differenz zur Serie: wo in der Serie der Name der Frogs einer Laune der ORIONauten entsprang, ist’s im Film die Abkürzung für, festhalten, „Fremde Raumverbände Ohne Galaktische Seriennummer“. Gröhl!). Die Frogs sind schlimme Finger, das sind keine E.T.s (wie schon die schwedischen Elektropopper S.P.O.C.K grammatikalisch zweifelhaft feststellten: „All E.T.s aren’t nice“) – sie versuchen, die Erde mit einer gelenkten Supernova (da’s mit der Wissenschaft in ORION nie zum besten stand, abwechselnd mal ein Planet und ein Stern) zu vernichten. Mit Müh, Not und der Opferung ihres Raumschiffs gelingt es den ORIONauten, die Supernova zu vernichten, aber die Frogs haben schon den nächsten Plan parat… sie bemächtigen sich des Sicherheitsdienstchefs Oberst Villa, unterziehen ihn einer Gehirnwäsche, schicken ihn auf die Erde zurück und lassen ihn von dort aus die Invasion der Erde vorbereiten. Allein McLane wittert Ungemach…
Wie eingefleischten Serienkennern sicherlich auffällt, konzentriert sich der Kinofilm aus Zeitgründen auf die Abenteuer um die Frogs, namentlich die Folgen I. Angriff aus dem All, II. Planet außer Kurs und VII. Invasion – einerseits verständlich, andererseits schade, weil zwei der besten, wenn nicht die besten Orion-Episoden, III. Hüter des Gesetzes und V. Der Kampf um die Sonne völlig unter den Tisch fallen. (ebenso auch Folge IV. Deserteure, während die Geschehnisse in VI. Die Raumfalle zumindest angesprochen werden). Die Patchwork-Arbeit, aus sieben Stunden TV-Serie knapp eineinhalb Stunden koherenten Film zu machen, ist manchmal etwas rumpelig ausgefallen (und mir als altem Fan blieb manchmal etwas schleierhaft, wie’s die ein oder andere Szene in den Endcut geschafft hat, andere, m.E. bedeutendere Sequenzen aber nicht) und um die größten logischen Probleme und Plotholes, die sich naturgemäß auftun, zu überwinden, bedient man sich des Kunstgriffs der neu gedrehten Szenen mit Elke Heidenreich, die als „Sternenschau“-Nachrichtensprecherin „Helma Krap“ den Zuschauer über wesentliche, nicht im Bild gezeigte Ereignisse auf dem laufenden hält (textlich scheint man sich bei der „Sternenschau“ aber an der guten alten „Aktuellen Kamera“ des DDR-Fernsehens orientiert zu haben, naja, paßt irgendwie zur „Good Bye Lenin“-Ostalgie) – obwohl für den ein oder anderen Lacher gut, hätte ich auf diese Einschübe verzichten können, aber für ORION-Newbies sind diese Erläuterungen durchaus wichtig. Was die Effektseite angeht, widerstanden die Produzenten der Neufassung dankenswerterweise der Versuchung, zu viel zu überarbeiten – die schlichten (man könnte despektierlich auch „primitiven“ sagen, und würde dabei nicht so weit neben der Sache liegen) Tricks der mittlerweile schlappe 37 Jahre alten Serie blieben größtenteils erhalten, lediglich in einigen kurzen Weltraum-„Action“-Sequenzen mit den Frogs wurde digital etwas nachgeholfen, aber es bleibt unauffällig und dem Stil der Serie treu (lediglich ein ziemlich aufdringliches Product Placement für „TV Spielfilm“ stört mich Puristen ein wenig, aber der dazugehörige „Werbespot“ ist klasse). Peter Thomas, der Schöpfer der unvergessenden Musik, überarbeitete seinen klassischen Soundtrack ebenfalls – bis auf den Song über den Abspann allerdings – ohne modernistische Anbiederungen.
Ideologisch kann die Serie dem humanitären Approach von Star Trek nicht das Wasser reichen (aber faschistoide Züge möchte ich im Gegensatz zu einigen zeitgenössischen Kritikern der Serie nicht unterstellen, absolut nicht), aber sie und somit auch der Kinofilm bieten – ungeachtet der nicht immer überzeugenden darstellerischen Leistungen – absolut kurzweilige Unterhaltung, wobei der Kultfaktor angesichts des fröhliche Urständ feiernden Bügeleisens oder der Badezimmerarmaturen, die das Innenleben der ORION zieren, gar nicht hoch genug anzusiedeln ist. Daher nur die dringende Aufforderung: ab ins Kino des Vertrauens und die Zeitreise in die 60er Jahre antreten, denn wann sieht man schon noch einen richtig alten Schwarz-Weiß-Film im Erstaufführungskino und noch dazu im klassischen 4:3-Bildformat – Kult allenthalben (und nicht zu früh gehen, am Ende des Nachspanns sind ein paar witzige Gags versteckt). ORION lebt (und ich sehe mich beinahe gemüßigt, meinem fast zehn Jahre alten Episode Guide, der auf zahlreichen Websites zu finden ist – talk ‚bout early fame -, ein Addendum hinzuzufügen. Kann aber auch gern jemand anders übernehmen

-)).

Ich kann’s als alter Fan nicht oft genug sagen: REINGEHEN! REINGEHEN! REINGEHEN!!


mm
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