Raging Sharks

 
  • Deutscher Titel: Raging Sharks
  • Original-Titel: Raging Sharks
  •  
  • Regie: Danny Lerner
  • Land: USA
  • Jahr: 2004
  • Darsteller:

    Corin Nemec (Dr. Mike Olsen), Vanessa Angel (Linda Olsen), Corbin Bernsen (Captain Riley), Todd Jensen (Stiles), Elise Muller (Vera), Simone Levin (Simona), Binky van Bilderbeek (Harvey), Jonas Talkington (Jonas), Emil Markov (Leo), Atanas Srebrev (Carlo), Michael P. Flannigan (Captain der Paradiso)


Vorwort

Doofe Aliens kloppen sich im Weltall – oder sind einfach nur ganz schlechte Piloten, jedenfalls rammt ein Alienschiff ein anderes mit fatalen Folgen. U.a. stürzt ein mysteriöser Zylinder auf die Erde (verglüht aber nicht), zerdeppert und versenkt ein Schiff und versenkt sich im Ozeanboden…
Fünf Jahre später – irgendwo auf dem Meeresgrund im Bermuda-Dreieck forscht die Crew des Unterseelabors „Oceana“ unspezifiziert herum – die Stimmung ist angespannt. Aufgrund akutem Kohlemangels ist das Equipment veraltet, ohne neue Computer keine Ergebnisse, aber ohne Ergebnisse kein Geld für neue Computer. Projektleiter Mike wäre aber sowieso ganz recht, wenn man nach zehn Jahren Herumwühlens im Meeresgrund langsam mal wieder auf’s Festland übersiedeln würde, schon allein zwecks Familiengründung, aber sein Eheweib Linda will davon nichts wissen.
Während Olsen nach Boston reist, um neue Mittel loszueisen, kommt es zur Katastrophe. Zwei „Oceana“-Taucher, die Reparaturarbeiten durchführen, werden von Haien gefressen, und weitere possierliche Rückenflössler nagen die Strom- und sonstigen Versorgungskabel des Labors durch. Mike wird von der bedrohlichen Lage informiert und sofort auf das US-U-Boot Roosevelt verfrachtet, um zu retten, was vielleicht nicht mehr zu retten ist. Zu seinem Leidwesen begleitet ihn aber Stiles, Bürokrat der Marine-Agentur und geistig schon dabei, Olsen wegen Vernachlässigung sämtlicher denkbaren Sicherheitsvorkehrungen zu verknacken. An der „Oceana“ angekommen, stellt sich leider heraus, dass die Roosevelt keinerlei Ausrüstung für eine Evakuierungsaktion an Bord hat – dabei drängt die Zeit, denn der „Oceana“-Crew geht der atembare Sauerstoff aus. Während die Haie aus den Stränden von Bermuda ein leckeres Menschenbuffet zaubern, begibt sich Mike – mit Stiles im Schlepptau – per Tauchgang und hart verfolgt von Haien auf die „Oceana“, um dort irgendwie eine Rettungsmöglichkeit zu improvisieren. Zunächst gilt es die Sauerstoffreserven ins Labor zu leiten, doch dass muss von außen erledigt werden und der eigentlich zuständige Bordmechaniker Harvey verweigert aufgrund akuten Unwillens, sich von Haien fressen zu lassen. Bei Mikes reichlich desaströsen Versuch, den Job selbst zu erledigen, entdeckt er einen mysteriösen Zylinder und seltsame orangefarbige Kristalle. „Oceana“-Weißkittel Jonas analysiert – die Kristalle bergen das Geheimnis kalter Kernfusion! Das weiß Stiles allerdings schon lange, den der ist mitnichten der Bürokrat, der er zu sein vorgibt, sondern vom Militärgeheimdienst. Und lästige Mitwisser kann das böse böse Militär nunmal nicht gebrauchen…


Inhalt

Zu den zahlreichen Film-Subgenres, denen ich wider besseres Wissen einfach nicht widerstehen kann, gehört der Killerhai-Film. Obwohl es nun wirklich kaum ein anderes „Horror-Tier“ gibt, zu dem schon wirklich jeder etwas gesagt hat (und die aller-aller-allermeisten davon sich das genauso gut hätten schenken können), muss ich die alle haben. ALLE. GIER! GEIFER! Selbst, wenn das Exemplar aus dem Hause Nu Image kommt, und, naja, wir kennen den Schuppen ja. Kriegs-/Actionfilme könn‘ die, aber sonst?

Zumindest haben sie Fantasie (sie ist in diesem Falle Schreiberling Les Weldon, der auch die Nu-Image-van-Damme-Vehikel Replicant und The Order schrob und mit „Sharks in Venice“ später NOCH einen Killerhaifilm zu schreiben glauben musste) – es gibt nicht so arg viele Killerhaistreifen, die mit einer Kollision zweier außerirdischer Raumschiffe im Erdorbit anfangen… Schon eine sehr, äh, gewagte Einstiegsszene (vor allem, weil die gerammten Aliens so dumm sind… merken erst, dass was nicht stimmt, als das andere, vermutlich feindliche, Raumschiff schon in ihrem drin steckt. Sensoren, anyone?), und sicherlich ist das abgestürzte außerirdische Artefakt schon eine ausgesprochen abgefahrene Idee, um die Haie „böse“ werden zu lassen (und ausgesprochen idiotisch natürlich – sollte man zunächst noch annehmen, die Haie drehen durch, weil sie durch die Strahlung des Kaltfusionsreaktors mutieren o.ä., behauptet der Film in Form seines Protagonisten später unwiderspruchen, die Haie würden den Zylinder „schützen“. Erklärt natürlich, warum sie damit erstens fünf Jahre warten und zweitens halb Bermuda entvölkern, das ein paar hundert Meilen vom Absturzort entfernt sein dürfte). Gut, es ist wenigstens was anderes als die üblichen Genmodifizierungen (zumal der Film ansonsten eh ein wenig versucht, die „Deep Blue Sea“-Richtung einzuschlagen, ehe er zum Schlussakt völlig vergisst, dass er ein Killerhaistreifen ist), giftmüllbedingten Mutationen oder Familienvendettas, die sonst dafür herhalten müssen.

Wie schon kurz angedeutet, orientiert sich „Raging Sharks“ dann plottechnisch grob an „Deep Blue Sea“ (ersatzweise auch mal gern „The Abyss“ oder „Deep Star Six“, wenn’s in den Kram passt), d.h. (wenig) Freud‘ und viel Leid an Bord einer Unterseestation mit den üblichen Spannungen zwischen genervten Crewmitgliedern und den ebenso üblich scheinbar unüberwindlich auftürmenden Hindernissen, die vor einer erfolgreichen Rettung stehen (konsequenterweise müssen wir uns dann sogar selber ausmalen, WIE die letzten Überlebenden nun genau der implodierenden Station entkommen. Verraten tut’s uns keiner). Sonderlich denkwürdiges tut sich nicht, der einzige echte Storytwist (Stiles ist gar kein verstaubter Bürokrat, sondern knallharter Gemeinagent) riecht selbst unter Wasser zwanzig Meilen gegen die Strömung und sorgt dafür, dass die titelgebenden Haie in der letzten halben Stunde überhaupt keine Rolle mehr spielen, sondern wir uns da ins Terrain eines reinrassigen Actionfilms aufhalten, in dem ein böser Killersmann zwei unschuldige Helden bedrängt (mehr sind da nicht mehr übrig).

Mangelnde Originalität wird aber in diesem Fall mühelos durch gesteigerte Doofheit ausgeglichen, weswegen ich einige der gröbsten inhaltlichen Schwachmatigkeiten kurz stichpunktartig aufzählen möchte:

– Die Zeitabläufe sind teilweise hysterisch unglaubhaft. In der Zeit, die vergeht, bis der Befehl des Versorgungschiffs-Kapitän, einen Taucher nach unten zu schicken, ausgeführt wird, kommt Mike von Boston an Bord des U-Boots, das schon auf halbem Wege ins Bermuda-Dreieck ist! Lange Befehlswege an Bord der „Paradiso“, scheinbar (offene Befehlsverweigerung kommt da später noch hinzu).
– Die US-Marine schickt ein U-Boot auf Rettungsmission, ohne dass man notwendigstes Unterwasser-Bergungsequipment mitnimmt? Was sollen die dort tun? Warten, bis einer von außen an’s Schott klopft (was, übrigens, letztlich genau das ist, was die letzten Überlebenden tun)?
– Man kann unter Wasser laut und deutlich schreien!
– Da wird etabliert, dass die Funkkommunikation zur „Oceana“ abgerissen ist, und wenig später quasseln Roosevelt-Captain und Linda munter über Funk? Hä?
– Die Roosevelt wird, awfully convenient, für den entscheidenen Part des Films durch ein Feuer an Bord lahmgelegt.
– Auf die Idee, mit dem Mini-U-Boot oder dem „Submersible“ (einer Art offenem Unterwasser-Jeep) von „Oceana“ zur Roosevelt zu kommen, kommt kein Schwein. Gut, der verräterische Harvey (der den obligatorischen feige-Sau-flieht-alleine-Versuch übernimmt) geht dabei drauf, als es IHM einfällt… (und selbst wenn man aus unerfindlichen Gründen mit dem Mini-U-Boot nicht zur Oberfläche durchdringen kann, warum auch immer, in dem Ding gibt’s SAUERSTOFF. Da kann man sich zur Not mal ’ne halbe Stunde reinhocken, denn eine längere Zeitspanne gibt’s nach Drehbuch nicht zu überbrücken).
– Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Charakter, der ein Foto seines kleinen Jungen, der „morgen Geburtstag hat“, rumzeigt, überlebt? Naja, wenn man schon keinen Neger dabei hat, ne…
– Leo, der Gehilfe Harveys, macht nach Harveys Abgang Mike schwere Vorwürfe. Und dann? Bringt er Weißkittel Jonas um… warum?
– Der Plot um den Militärgeheimdienst ergibt keinen Sinn. Der Geheimdienst WEISS, dass das Ding im Meer ein Kaltfusionsreaktor ist, aber er wusste nicht, wo er ist, bis die „Oceana“ ihn, wie auch immer, aktiviert hat? Woher wisst ihr Klappspaten dann, WAS DAS FÜR EIN DING IST?
– Wenn ich jemanden, der mich umbringen will und nebenher bestens ausgebildeter Supereinzelkämpfer ist, ausschalten will und dazu eine günstige Gelegenheit habe, wo steche ich dann hin? Klar, in die Schulter.
– (SPOILER) Zum guten Schluss kommen die Aliens (nach fünf friggin‘ Jahren) zurück und holen sich ihren Reaktor wieder. Ich will grad mal eben noch glauben, dass die sich insoweit „tarnen“ können, dass die Roosevelt unter Wasser das nicht mitkriegt, aber die Paradiso? Die müssten merken, dass ihnen ein außerirdisches Raumschiff quasi auf dem Kopf sitzt?

Doof, ne?

Mindestens ebenso schwer wiegt aber, und da bin ich von Nu Image schon enttäuscht, denn bei allem angebrachten Disrespekt hielt ich den Laden für einen halbwegs professionellen Schuppen, dass „Raging Sharks“, inszeniert von Danny Lerner, der sich aber normalerweise von Regiearbeiten fern hält und sich aufs Schreiben und Produzieren beschränkt, ausgesprochen schlampig hand-gewerkelt ist. Massiven Stock-Footage-Einsatz bin ich von Nu Image gewohnt, da hält sich mein grundsätzliches Grummeln in Grenzen (ein Großteil der Hai-Aufnahmen stammt aus dem Archiv, natürlich auch viel U-Boot-, Schiffs- oder Hubschrauberfootage). Aber es schleichen sich viele Flüchtigkeits- und „ist-doch-scheißegal“-Fehler ein, die ich in dieser Massierung nicht gewohnt bin. Da wird als Bild eines abtauchenden Hais schon mal Archivfootage eines Orca (!) verwendet, da passt die Stock Footage des U-Boots nicht mit dem lausigen CGI-Modell zusammen, da ist ein Laborbericht, den sich Mike durchfunken lässt, nichts anderes als eine ausgedruckte HTML-Datei (!), da feuert das U-Boot einen Torpedo ab und auf dem Bildschirm auf der Brücke sieht man klar und deutlich ZWEI, da sieht man überdeutlich die Rigs für die zu zündenden Pyro-Effekte, und, mein absoluter Liebling – da landet drehbuchgemäß ein Coast-Guard-Wasserflugzeug (welche Zuständigkeit auch immer die US-Küstenwache mitten im Bermuda-Dreieck haben sollte) neben der Paradiso, und was zeigt uns die stock footage nicht mal sonderlich getarnt im Hintergrund? Begrünte hügelige Küste mit Siedlungen… Himmel Hilf! Das würde ich noch nicht mal bei Jim Wynorski tolerieren, und *der* gibt sich mehr Mühe!

Zumindest treibt Lerner die Geschichte recht energisch voran, überwindet sogar eine sich androhende Schwächephase im Mittelakt – man merkt halt nur auch an der Inszenierung, wie sehr sich Weldon zum Showdown hin in eine Sackgasse schrieb und Lerner nicht die inszenatorischen Mittel hat, außer durch simples Mogeln da wieder rauszukommen. Kameraführung und Schnitt sind zweckmäßig, die Bauten okay (d.h. man kann sogar halbwegs glauben, dass es sich um eine Unterseebasis bzw. ein U-Boot handelt), ziemlich schändlich sind aber die Modelltricks und CGIs (das schließt auch die Weltraum-/Raumschiff-FX ein).

Sonderlich hart ist der Film trotz eines reichhaltigen Bodycounts nicht – die Haiattacken beschränken sich meist darauf, dass weit aufgerissene Pappmache-Haimäuler einen armen Statisten in die Mangel nehmen und dann halt die Kunstblutpumpe angeworfen wird. Prosthetics oder Make-ups – Fehlanzeige, einzig ein wenig Hai-Gore dürfen wir bewundern. Und für die Aliens hätte man sich etwas mehr einfallen lassen können als plumpe „Alien“- und „Predator“-Klone, wenn man sich schon die Mühe macht, Ganzkörpersuits zu entwerfen.

Großes Schauspielerkino sieht anders aus, aber Corin Nemec, der ewige „Parker Lewis“, der komischerweise nie die Karriere gemacht hat, die ich ihm eigentlich zugetraut hätte (und nein, eine Staffel „Stargate SG-1“ zählt nicht), hält sich ganz wacker. Er ist zwar ungefähr so glaubwürdig wie die Chance der SPD, im Herbst den Bundeskanzler zu stellen, aber zumindest ist er motiviert.
Corbin Bernsen, heutigen TV-Zuschauern hauptsächlich aus „Psych“ bekannt, spielt so etwas wie einen Navy-Kommisskopp im Schlaf.
Die Damenwelt leidet unter dem Umstand, dass ich die beiden wesentlichen Darstellerinen nicht für hübsch halte. Vanessa Angel („G-Men from Hell“, „Puppet Master vs. Demonic Toys“) hat sich die Lippen bis auf Ballongröße aufpumpen lassen und Simone Levin, die in Sumuru noch als taffe Kampfamazone durchging, wird wohl zwischenzeitlich nur noch vom Botox zusammengehalten – shudder. Lediglich Elise Muller („Beach Babes from Beyond“, „SharkMan“, „Vampire Lesbian Kickboxers“ (!)) weiß optisch zu gefallen. Darstellerisch ist zufälligerweise auch Muller als einzige erträglich.
Nu-Image-Stammakteur Todd Jensen (Operation Delta Force, Operation Delta Force II: Mayday, Operation Delta Force 5: Random Fire, „Sabretooth“, „The Mangler“) agiert als fieser Geheimagent hölzern und vergessenswürdig, hat aber das Glück, dass wie bei Nu Image üblich noch zahlreiche bulgarische Chargen herumlaufen, die zwischen „kann nicht spielen“ und „lassen die H-Milch im Kühlschrank versauern“ variieren.

Bildqualität: Überraschenderweise hat sich Warner Home Video des Streifens angenommen (bzw. sich irgendwie blöderweise andrehen lassen). D.h. wir bekommen zumindest einen annehmbaren 1.78:1-Widescreen-Transfer (anamorph) mit leicht überdurchschnittlichen Schärfe- und Kontrastwerten und frei von Verschmutzungen oder Defekten.

Tonqualität: Wahlweise deutscher oder englischer O-Ton in Dolby Digital 5.1. Die Originaltonspur ist sehr sauber abgemischt, kristallklar und von ausgezeichneter Sprachqualität, nur insgesamt ein wenig drucklos, das ginge an den entsprechenden Stellen schon etwas lauter. Deutsche Untertitel werden sowohl in „normaler“ Version sowie in solcher für Hörgeschädigte geboten.

Extras: Nur der Trailer.

Fazit: Man kann „Raging Sharks“ zumindest nicht vorwerfen, dass er genau wie alle anderen Killerhaifilme wäre – es ist ein Killerhaifilm mit effin‘ ALIENS!ELF! Abgesehen von dieser rein grundsätzlichen Empfehlung (hüstel) bringt der Streifen für eine zünftige Trash-Runde (aber auch nur für diese) geballte schreiberische und inszenatorische Inkompetenz und/oder Schlampigkeit mit. Das bringt schon die ein oder Maß Frohsinn, wenn man für den unbeabsichtigt verunglückten Nonsens ein Faible hat und traurig ist, dass die Italiener keine Killerkrokodile oder sonstiges boshaftes Gezücht auf die Menschheit loslegen – auf alle Fälle ist „Raging Sharks“ wesentlich unterhaltsamer als der grottenübellangweilige „The Bay: Hai-Alarm“ (zu dem mir trotz mehrstündiger Denkarbeit, über Wochen und Monate verteilt, nicht mal genügend Substantielles für ein Kurzreview einfallen will, außer: „OC California mit Haien in untergeordneten Rollen“). Bei amazon.de wird der Streifen des öfteren Mal in der Ultra-Budget-Range für 3 Euronen verhökert – da kann man zugreifen; objektiv ist der Heuler abenteuerlich schlecht, aber zumindest nie langweilig und/oder öde… Die Bewertung rechnet den Trash-Bonus heftigst mit ein.

3/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
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