The Rage

 
  • Deutscher Titel: The Rage
  • Original-Titel: The Rage
  •  
  • Regie: Robert Kurtzman
  • Land: USA
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    Andrew Divoff (Dr. Viktor Vasilienko), Erin Brown (Kat), Ryan Hooks (Josh), Sean Serino (Pris), Rachel Scheer (Olivia), Anthony Clark (Jay), Christopher Allen Nelson (Larry), Reggie Bannister (Uncle Ben)


Vorwort

Irgendwo in den Wäldern des amerikanischen Mittelwestens forscht der emigrierte russische Wissenschaftler Dr. Vasilienko an einem „Wut-Virus“, der aus normalen Menschen hyperagressive fleischfressende Mutanten macht. Das macht er natürlich nicht aus purer Menschenunfreundlichkeit, sondern weil man ihm übel mitgespielt hat – Regierungen und Pharma-Konzerne haben sein Krebs-Heilmittel unterdrückt und ihn für wahnsinnig erklärt. Deswegen plant er nun, die USA mit seinem zombiefizierenden Mittelchen zu entvölkern und kurz vor Ultimo mit dem (fix und fertigen) Gegengift den selbstlosen Retter zu spielen. Dummerweise hapert’s mit der Kontrolle der Infizierten – ein Versuchsobjekt bricht aus, greift den Doktor an und flüchtet in die Wälder, wo sich ein paar Geier an dem Mutanten laben… Wenig später ist unser übliches Rudel Teenager per Wohnmobil auf dem Heimweg von einem „Rave“ (ähm) und entscheidet sich fatalerweise für eine Abkürzung direkt durch die Wälder – prompt werden sie von Zombie-Geiern (!) attackiert und dezimiert. Die letzten Überlebenden (Kat und Josh) suchen Zuflucht in einer Hütte; doch das ist ausgerechent die, wo der inzwischen selbst mutierte (dank seines Antidots aber noch halbwegs „menschliche“) Doktor, assistiert von zwei mutierten Faktotums (Faktoten? Faktoti?), weiter forscht und über ein paar neue Versuchskaninchen durchaus erfreut ist…


Inhalt

Robert Kurtzman ist dem geneigten Genrefreund ja durchaus ein Begriff – wenn auch weniger als Regisseur (obwohl der trashige Low-Budget-„Robocop“-Rip-off The Demolitionist und der vielfach fortgesetzte „Wishmaster“ auf sein Kerbholz gehen) denn als Specialeffect-Hexer und Mit-Namensgeber von KNB EFX (auch wenn die Firma, wenn ich das richtig überblicke, inzwischen nur noch von Nicotero und Berger geführt wird). Außerdem beruht die Story von „From Dusk Till Dawn“ auf einer Kurtzman-Idee. Mit „The Rage“ legt der gute Mr. Kurtzman einen für schlappe zwei Millionen Dollar realisierten Metzel-Heuler vor, der keine Sekunde lang verleugnet, Geist und Attitüde des Mitt-80er-Fun-Splatter verinnerlicht zu haben.

Deswegen macht es auch überhaupt keinen Sinn, am Drehbuch des Films herumzukritteln – ein tolles Script war sicherlich das letzte, was Kurtzman und sein Co-Writer John Bisson (eigentlich auch ein Effektkünstler aus dem KNB-Team) im Sinne hatten. Auch wenn’s die Macher mit Hand und Fuß bestreiten, schuldet die Grundidee mit dem „Wut-Virus“, der seine Opfer in blutgierige sort-of-Zombies verwandelt, einiges Danny Boyles „28 Days Later“, aber hier geht’s nicht um Kunst, sondern nur um eine halbwegs plausible Ausrede, ein paar Monster in die Prärie zu schicken und den ganzen Spaß noch mit mehr oder weniger zündenden (also meist platten, aber ab und zu doch amüsanten) Gags und ein paar launigen in-jokes zu spicken (und wie schon bei „From Dusk Till Dawn“ läuft ein Charakter mit einem „Precinct 13“-T-Shirt rum. Und nein, er überlebt auch hier nicht).

Neue Ideen? Fehlanzeige – okay, man kann natürlich Zombie-Geier unter „originell“ verbuchen, aber die Idee an sich, Tiere als Überträger zu verwenden, ist nicht neu (obwohl die Ansteckung normalerweise nicht – ausschließlich, ähm – über „Ankotzen“ verfolgt). Auch verunstaltete Labor-Assistenten sind seit Igor selig ein mad-scientist-Genre-staple und die mad-scientist-Geschichte an sich… naja, darüber müssen wir nicht reden (wobei ich zugegeben seine „tragische“ Backstory schon ganz lustig fand). Aber wie gesagt – we’re not talkin‘ Shakespeare hier, gegen „The Rage“ wirkt ja schon „Re-Animator“ wie ’ne Tolstoi-Adaption (allerdings wäre weniger redundanter Dialog nett gewesen. Wenn eine Gestalt unter das Wohnmobil gezogen wird, kann sich ein Charakter nicht verkneifen, hilfreicherweise für die Langsameren im Publikum „er wurde unter das Wohnmobil gezogen“ zu kreischen).

Wichtiger als die vernachlässigbare, aber halt irgendwie notwendige Plotte ist Kurtzman, das „feeling“ eines old-school-Splatterfests zu emulieren. Fragt sich, ob das wirklich nötig war, weil die Innovatoren des Genres lange genug hart daran gearbeitet haben, aus dem Ghetto des „lass uns mal ein bissl rumsuppen“ auszubrechen und Splatter in gewisser Weise zu „normalisieren“ und in den Mainstream zu führen. Auf der anderen Seite heißt das ja noch lange nicht, dass es nicht einen gehörigen Batzen Spaß machen kann, mal wieder einen richtigen Fun-Splatter-Romp, der auf Anspruch und Niveau pfeift, zu sehen. Als Hommage an die lustigen 80er-Metzeleien funktioniert „The Rage“ sogar, sofern man willens ist, sich auf diesen Level zurückzubegeben. Kurtzman treibt die Geschichte flott voran – wir bekommen zunächst ein Splatter galore durch die Eröffnung mit Vasilienkos Experimenten, den Ausbruch der „Epidemie“ (via Reggie Bannister, der – logisch – einen allerdings nicht wirklich prickelnden „Phantasm“-Gag bringen darf), ehe wir den Satz cannon fodder, eh, hochsympathische Protagonisten vorstellen und nachdem wir selbigem die rudimentären Charakter-Attribute verpasst haben, geht’s dann gleich munter mit dem Splattern weiter. Einziger Anklang an den „moderneren“ Horror ist das pessimistische Ende, das der Fun-Attitüde des Films entgegenläuft.

Handwerklich allerdings ist „The Rage“ ein ziemliches Schlachtefest (im non-splattrigen Sinne). Wir bewundern die schlampigsten Rückprojektionsaufnahmen seit Colt Seavers vor der Leinwand im Studio am Lenkrad seines Pick-ups kurbelte, staunen über miserable Zombie-Geier-CGI und beißen in den Kinositz des Vordermanns, wenn wir erschüttert feststellen, dass die lausigen CGI für Nahaufnahmen durch NOCH lausigere Handpuppen (!) ersetzt werden. Digitalblut (ich weigere mich, das „CGI“ zu nennen) im Showdown trägt auch nicht gerade zum Frohsinn des Cineasten bei – es gibt Dinge, die entschuldigt auch ein mageres Budget nicht und, jetzt mal ganz ehrlich, wenn’s wirklich zwei Millionen Dollar waren, ist das ja auch nicht gerade Spielgeld – und dass die vertretenen „Stars“ so viel Kohle verlangt haben, um hier mitwirken zu dürfen, das glauben wir ja dann auch nicht (ist ja nicht so, als hätten Divoff und Bannister großartig anderes zu tun außer auf Conventions rumhängen).

Gut, freilich könnten die Filmemacher jetzt sagen, „hey, das ist bewußter Trash, das ist Camp, pure Absicht“. Naja, aber schlichte Schlamperei muss auch in einem campy-fun-splatter nicht sein (schließlich hat Kurtzman bei aller Liebe bessere Bedingungen als ein Ed Wood). Mir persönlich ist Trash ja durchaus lieb und teuer, aber in erster Linie will „The Rage“ ja old-school-80er-Fun-Splatter sein und der war in seinen besten Fällen eben nicht trashig; Stuart Gordon, Sam Raimi & Co. gaben sich im Rahmen ihrer jeweiligen (auch monetären) Möglichkeiten Mühe, Kurtzman… eher nicht.

Nun, wie gesagt, ob man als Zuschauer nun persönlich angefressen ist ob solch billiger und schlampiger Machart oder ob’s sogar zum Sehvergnügen beiträgt, das ist sicherlich Geschmacksfrage. Ich fand’s unfreiwillig lustig, aber wen so etwas aus Prinzip stört, sollte gewarnt sein.

Gesplattert wird natürlich heftig, auf technisch eher bedenklichem Niveau (die meisten Gore- und Splattereinlagen sind durchschaubar, aber eben auch eher auf den Lacher als auf den Ekel oder das Entsetzen hin gestrickt); dennoch hätte ich Kurtzman mit seiner Expertise zugetraut, auch unter ultra-low-budget-Bedingungen überzeugendere Effektarbeit leisten zu können. Übrigens werden, für Kinderhasser, auch zwei Kurze verhackstückt (allerdings off-screen).

Neben einem nicht sonderlich memorablen orchestralen Score steuert die Slipknot-Imitatoren-Kapelle „Mushroomhead“ ein paar Songs bei (auch eine „live-performance“, lustigerweise auf einem „Rave“).

Im Cast haben wir den „Wishmaster“-Djinn Andrew Divoff als mad scientist. Wie sagt man so schön auf Englisch, „he hams it up“ und zwar „big time“. Das kann man mögen, muss man aber nicht. „Das Böse“-Reggie Bannister absolviert einen Gastauftritt (hauptsächlich des „Phantasm“-Gags wieder), ohne großartigen Eindruck zu hinterlassen (Bannister ist halt weder großartiger Schauspieler noch ein sonderlich interessanter „Typ“). Die Teenies sind größtenteils unbeschriebene Blätter – Ryan Hooks macht einen recht sympathischen Eindruck, Rachel Scheer und Sean Sirino sehen ansehnlich genug aus (aber niemand macht sich nackig… tsk. Es gibt zwar eine Sexszene, aber die ist „nur“ setup für einen mit der Haupthandlung nicht verbundenen Monster-Kill und wird ohne Beteiligung eines wesentlichen Darstellers durchgeführt). Feuchter Geek-Traum ist aber fraglos die Besetzung der weiblichen Hauptrolle mit Misty Mundae (oder bürgerlich Erin Brown). Das Softsex-Starlet hatte bereits in Lucky McKees „Masters of Horror“-Folge „Sick Girl“ überzeugt und klargestellt, dass sie nicht nur den von mir bereits hinlänglich enthusiastisch abgefeierten „girl-next-door“-Approch hat, sondern durchaus auch * spielen * kann. Ob ihr Rollen wie die in „The Rage“, die ihr nicht viel mehr abverlangen, als süß auszusehen, hysterisch zu kreischen und rumzurennen (ja, im Showdown darf sie auch austeilen), weiterhelfen, bleibt abzuwarten. Wünschen würde ich es ihr (und der Film nimmt immerhin mit einer Line Bezug auf Lord of the G-Strings – The Femaleship of the String, und ist damit per se cool.).

Summa summarum – „The Rage“ ist kein großer Film, nicht mal ein besonders toller Horror- oder Splatterfilm; der Streifen ist, was er ist – eine absolut anspruchslose, blutige Splatter-Comedy im 80er-Jahre-Stil. Ob das heute noch zeitgemäß ist? Wohl weniger. Macht’s in geeigneter Laune Spaß? Auf alle Fälle… aber man muss über technische Schwächen hinwegsehen können (oder sich zusätzlich drüber amüsieren) und einfach den „spirit“ der altmodischen Heuler mögen.

3/5

(c) 2008 Dr. Acula


mm
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