Rage 2 – The Dead Matter

 
  • Deutscher Titel: Rage 2 - The Dead Matter
  • Original-Titel: The Dead Matter
  • Alternative Titel: The Dead Matter - Terror of the Undead |
  • Regie: Edward Douglas
  • Land: USA
  • Jahr: 2010
  • Darsteller:

    Andrew Divoff (Vellich), Jason Carter (McCallister), Tom Savini (Sebed), Sean Serino (Gretchen), Tom Nagel (Mike), CB Ferrari (Jill), Christopher Robichaud (Frank), Brian van Camp (Mark)


Vorwort

Vampir Vellich will mit Hilfe des magischen Amuletts „Träne des Osiris“ und einer damit kontrollierten Zombiearmee die Weltherrschaft an sich reißen. Fragwürdig, warum er damit ausgerechnet in Passau beginnt, andererseits muss man ja irgendwo anfangen. In letzter Minute gelingt es dem professionellen Vampirjäger McCallister und seinem Gehilfenfaktotum Mark, dem Vampir das skarabäusförmige Amulett zu mopsen und damit das Schlimmste zu verhindern.

Vernichtet werden kann das Amulett nur an einem mystischen Nexus irgendwo in Ohio – Vellich folgt McCallister und Mark dorthin. Es gelingt ihm, McCallister zu überwältigen und Mark zu töten, doch die geballten positiven magischen Kräfte des Ortes verhindern, dass er den Skarabäus wieder an sich bringen kann.

Justament diese heilige Stätte suchen sich Gretchen, ihr Freund Mike, die gemeinsame Wicca-Freundin Jill und deren Lebensabschnittsgefährte Frank, der für eine Pharmafirma an einer Abspeckpille arbeitet, für eine kleine Seance aus. Gretchen ist nämlich vom Unfalltod ihres geliebten Bruders Sean traumatisiert und will Kontakt mit dessen unsterblicher Seele aufnehmen. Frank findet an Ort und Stelle das Amulett und schenkt es Gretchen. Bei der pflichtschuldigst durchgezogenen Seance passiert *etwas*… aber was genau es ist, merken Gretchen und Mike erst am nächsten Tag, als der zombifizierte Mark bei ihnen im Schlafzimmer steht. Den nämlich hat der Skarabäus zurückgebracht und Gretchen kann den Untoten über das Amulett auch kontrollieren. Dieweil ein Hauszombie prinzipiell ganz lustig ist und Frank ihn am liebsten gleich in seinem Labor sezieren möchte, bringt das Gretchen begreiflicherweise auf die Idee, man bzw. sie könnte damit ihr geliebtes Bruderherz aus dem Land der Toten zurückbringen.

Vellich indes legt sich mit Sebed, dem örtlichen Obervampir an – Sebed hat sich nämlich wunderbar an die modernen Zeiten angepasst und die Rolle eines Drogenbarons angenommen. Als solcher versorgt er Vampire mit einer Droge, die z.B. immun gegen Sonnenlicht macht, dafür aber hochgradig süchtig macht. Vellich findet das höchst widerwärtig, Sebed hält seinen Rivalen seinerseits bestenfalls für ein altmodisches Relikt. Relikt oder nicht, Vellich hat die Aktivierung des Amuletts wohl bemerkt und nutzt seine parapsychischen Kräfte, um Gretchen in Seans Gestalt zu erscheinen. Wieder einmal kann McCallister in letzter Sekunde eingreifen, aber den Vampir nicht vernichten. Wenigstens kann er Gretchen überreden, ihm das Amulett zur Vernichtung auszuhändigen. Doch während in Franks Firma dieweil finstere Dinge vor sich gehen und Vellich daran geht, ersatzweise Sebeds Organisation feindlich zu übernehmen, hat niemand bemerkt, dass die Kräfte des Skarabäus direkt auf Gretchen übergegangen sind…


Inhalt

Vorangeschickt – mit The Rage, dem kleinen, halb gelungenen Funsplatterhobel von Robert Kurtzman mit Misty Mundae hat dieser Film, der in Deutschland als Sequel vertrieben wird, nicht mehr zu tun als das Kurtzman einer der zahlreichen Produzenten ist und sein FX-Workshop die Splattereffekte beigesteuert hat.

Der Film an sich ist allerdings völlig eigenständig und das Geisteskind von Edward Douglas, der Welt, soweit sie sich für stimmungsvolle Horror-Mood-Music interessiert, vermutlich bekannter als „Midnight Syndicate“. Unter diesem Banner ist Douglas einer der weltweit führenden Anbieter von „Halloween“-Specialty-Musik und auch für diverse Horrorfilmscores verantwortlich (z.B. „Witchouse 3“ und „Dead & Rotting“). Nach seinen musikalischen Erfolgen fühlte er sich berufen, einen von ihm 1996 gedrehten (vermutlich als Amateurfilm zu klassifizierenden) Horrorfilm, „The Dead Matter“ (hübsch doppeldeutiger Titel übrigens) eben, professionell zu remaken.

Das Script, das Douglas zusammen mit Tony Demci verfasste, versucht wieder einmal, den Vampirfilm mit dem Zombiefilm zu verheiraten. Ich will nicht sagen, dass das beim besten Willen keine Liebesehe werden kann, aber ich hab meistens ein Problem bei der Verquickung dieser Genremotive. Der Vampir als klassisches „gothic horror“-Monster und der moderne Untote als Quintessenz des geist- und motivationslosem blanken Terror, das fügt sich für mich nur selten gewinnbringend zusammen. Douglas macht seine Zombies zu schlichten Handlangern des Vampirs – für die Handlung selbst sind sie, mit Ausnahme des wiedererweckten Mark, kaum bedeutsam. Das ist allerdings das grundsätzliche Problem der Story, die sich irgendwie nicht recht einigen kann und will, welchen Plot sie nun verfolgen will, welche Idee wirklich wichtig ist und welche nur in das Storykompott geworfen wurde, weil sie dem Schreberling nun mal grad einfiel und wegwerfen ja auch irgendwie doof wäre. Geht es um Vellichs vage Weltherrschaftspläne? Um den Konflikt zwischen „traditionellen“ und „modernen“ Vampiren? Um McCallisters Kreuzzug gegen das Reißzahngezücht? Um die Vereinnahmung vom Computertechnik durch die Vampire (die schaffen es tatsächlich, Opfer via Computer zu vampirisieren!) Oder doch primär um Gretchens Verlusttrauma und ihre Unfähigkeit, „closure“ zu finden?

Zwischen all diesen Subplots irrlichtert die Geschichte streckenweise ziemlich konfus hin und her – ich gebe zu, ich war nicht darauf gefasst, dass Douglas die diversen Handlungsfäden im Finale tatsächlich leidlich schlüssig zusammenführt (trotzdem ist der Sebed-Subplot völlig überflüssig. Der ist wahrscheinlich wirklich nur drin, weil man Tom Savini für ’nen Drehtag bekommen konnte. Ich verwette meinen linken großen Zeh darauf, dass Savini und Divoff nie im gleichen Raum waren). Teilweise wirkt das etwas gezwungen, aber immerhin, es wird (den obligatorischen Kicker mal beiseite gelassen) alles abgeschlossen, alle angerissenen Themenkomplexe im Showdown abgefrühstückt. Der Weg dahin ist gelegentlich holprig – wann immer Vellich für längere Phasen aus dem Blickfeld rückt und Gretchen nebst Clique übernehmen, gerät die Dramaturgie ins Stocken. Gretchens Trauma und ihr daraus resultierender Wunsch, mit Sean auf der „anderen Seite“ Kontakt aufzunehmen, mag zwar irgendwo verständlich sein, es wird jedoch zunehmend nervig (selbst als Mark als geistlose, ferngesteuerte Hülle vor ihr steht, ist ihr einziger Gedanke, Sean *auch* so zurückzubekommen) und ein wenig langatmig (zumal der Film in einem Paralleluniversum spielt, in dem Zombies ohne weiteres Aufsehen zu erregen, in einer Kneipe bedient werden; das ist natürlich humorig gemeint, aber nicht sonderlich lustig).

Doch sobald Vellich ins Spiel kommt, wird’s fröhlich – das liegt, um Schauspielermanöverkritik vorzuziehen, primär an Andrew Divoff. Der gute alte Wishmaster wurde hier unter eine herrlich-falsche wasserstoffblonde Langhaarperücke gestopft und tut das, was man idealerweise tut, sofern man unter eine herrlich-falsche wasserstofblnde Lagnhaarperücke gestopft wird – overacten, bis die Schwarte kracht. Divoff hat Spaß an der Arbeit und das macht dann auch dem Zuschauer Spaß. Ehrensache, dass Divoff auch alle guten Lines hat…

Handwerklich bewegt sich „The Dead Matter“ auf passablem Indie-Niveau. Man merkt, dass der Streifen über einen längeren Zeitraum hinweg gedreht wurde (von 2007 bis 2010, wenn meine Informationen stimmen) und daher das Filmmaterial nicht immer qualitativ zusammenpasst (die Szenen in Franks Labor z.B. unterscheiden sich deutlich vom Restfilm). Die Kameraarbeit ist schwankend – besonders die Massen-Zombie-Szenen (der Auftakt in „Passau“ und das Finale) sind überraschend wirkungsvoll inszeniert (auch wenn da einige Shots deutlich den Geist Lucio Fulcis atmen, und das sollte mir ja eigentlich nicht gefallen, heeh), und bei McCallisters erstem Versuch, das Amulett zu zerstören, gelingen Douglas einige gefällige Zwischenschnitte auf „die gute Macht“, die an diesem heiligen Ort wohnt. In den etwas profaner-weltlicheren Elementen wird „The Dead Matter“ optisch leider deutlich langweiliger (mit Ausnahme zweier netter Traumsequenzen – in einer davon kommt sogar das niedliche Twilight-Creations-Brettspiel „Zombies!!“ zum Einsatz). Liegt sicher auch daran, dass die Produktion alles, was sie an Kohle zur Verfügung hatte, vermutlich in die (nicht wirklich übermäßig zahlreichen, aber dank Bob Kurtzman klaglos gearbeiteten, dabei FSK-16-tauglichen) Splatter-FX und die dosiert eingesetzten CG-Effekte gesteckt hat und nicht in die Setdekoration. Alle Sets kranken darunter, dass sie elendiglich *leer* wirken. Das mag bei Gretchens und Mikes Wohnung (die residieren in einem Industrie-Loft von den Ausmaßen einer mittleren Shopping Mall) noch angehen, das Gemäuer vollzustellen, dürfte schwierig werden, zieht sich aber auch durch in Franks Labor (wo doch etwas *mehr* herumstehen sollte als ein Computer und eine Schrankwand) und Sebeds Geschäftszentrale (wo’s praktisch nur für einen Schreibtisch gereicht hat). D.h. es gibt nicht wirklich was, wo’s sich hinzukucken lohnt, wenn der Plot gerade mal wieder Pause macht oder einen Schlenker nimmt, von dem man als Zuschauer bestenfalls hofft, dass darauf irgendwann wieder Bezug genommen wird, ohne sich darauf verlassen zu können.

Keine Einwände gibt’s gegen die Musik, die natürlich primär von Midnight Syndicate bestritten wird – was stimmungsvolle Horror-Untermalung angeht, weiß Douglas, was zu tun ist.

Der Cast setzt sich, wie bei Indie-Projekten ja einigermaßen üblich, aus zwei-drei bekannten Namen und einer Fuhre mehr oder minder ambitionierter Halbprofis zusammen. Zu Divoff hab ich mich oben ja schon ausgelassen – sein Vellich macht Laune, jede seiner Szenen bringt Fun. Tom Savini ist in seinen zwei-drei Szenen sein übliches charmantes Selbst – *gebraucht* hat’s seine Beteiligung sicher nicht, aber es freut mich immer, wenn ich Savini sehe, also no harm done. Name actor Nr. 3 ist Jason Carter als McCallister, der sich mehrere Jahre als Ranger Marcus Cole auf der Raumstation „Babylon 5“ rumtrieb, seitdem aber nicht wirklich bemerkenswerte Rollen zu verzeichnen hat (seine „größten“ Post-B5-Credits sind Stints in Videospielen zu „Herr der Ringe“ und James Bond. Immerhin durfte er er letzteren in „Rogue Agent“ sprechen). An „The Dead Matter“ lässt er etwaigen Karrierefrust nicht aus – ist ’ne recht couragierte Performance. Der Rest des Casts kann und muss hauptsächlich darauf setzen, ’ne sympathische Ausstrahlung in die Waagschale werfen zu können. Sean Serino (schon in Kurtzmans „Rage“ aktiv) schafft es *beinahe*, durch ihre Natürlichkeit den streckenweise nervigen Charakter zum Leben zu erwecken, Tom Nagel („bekannt“ aus einigen frühen Asylum-Klopfern wie The Beast of Bray Road, Dracula’s Curse oder „Pirates of Treasure Island“) ist als ihr Freund Mike leider etwas zu farblos, wohingegen ich CB Ferrari („Ballistica“) ganz okay fand (es hilft auch, dass ihr Wicca-Charakter erfreulich gegen das Klischee ausgerichtet ist – es ist *sie*, die am lautesten trommelt, dass Gretchen ihre Experimente mit dem Skarabäus schleunigst beenden sollte, weil sie widernatürlich seien). Christopher Robichaud wirkt überwiegend unglaubwürdig (im Sinne von: man glaubt nicht, dass er mit Gretchen oder Jill abhängen würde), Donna Williams ist eine ziemlich scharfe Vampirbraut.

Bildqualität: Der anamorphe 1.78:1-Transfer der mir vorliegenden US-DVD im Midnight-Syndicate-Eigenvertrieb ist entsprechend dem unterschiedlich „guten“ Ausgangsmaterial ebenfalls etwas schwankend – einige Passagen sind recht grobkörnig-grieselig. Für eine preiswerte Indie-Produktion ist das allerdings tragbar.

Tonqualität: Englischer Ton in Dolby 5.1. Kein Ausbund an Brillanz oder Dynamik, aber brauchbar.

Extras: Mir liegt die 3-Disc-Deluxe-Edition vor. Die beinhaltet neben Interviews und einem „Bild-im-Bild-Modus“-Storyboard- und Konzeptvergleich, Making-of-Dokumentation sowie zwei Midnight Syndicate-Musikvideos die Soundtrack-CD sowie eine Midnight-Syndicate-Best-of-CD. Die kann man immer brauchen…

Fazit: Ich hab mich oben vielleicht negativer angehört als ich dem Film tatsächlich gegenüber eingestellt bin. Bei allen dramaturgischen Schwächen und dem Umstand, dass er sich vielleicht etwas zu viel Plot auflädt, um ihn in einem Low-Budget-Indie-Film wirklich befriedigend darzustellen, ist „The Dead Matter“ ein ziemlich charmanter Grusler, der erfreulich un-ironisch daherkommt, einige wirklich schön gemachte, stimmungsvolle Szenen zu bieten weiß und mit einem gut aufgelegten Hauptdarsteller punktet. Das ist jetzt nicht die Neuerfindung des Vampirhorrors (wobei jeder Vampirfilm, der die Burschen wieder zu Monstern anstatt zu Mädchenschwärmen macht, hochwillkommen ist), aber gerade im Hinblick auf Halloween keine schlechte Wahl für Abendunterhaltung mit Blutpopcorn und -punsch…

3/5
(c) 2013 Dr. Acula


mm
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