Race to Space – Mission ins Unbekannte

 
  • Deutscher Titel: Race to Space - Mission ins Unbekannte
  • Original-Titel: Race to Space
  •  
  • Regie: Sean McNamara
  • Land: USA/Deutschland
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    James Woods (William von Huber), Alex D. Linz (Billy von Huber), Annabeth Gish (Dr. McGuiness), William Atherton (Stanton), William Devane (Roger Thornhill)


Vorwort

Amerika, 1960 – die von den deutschen Raketenforschern abhängige Weltraumforschung der NASA braucht, nachdem die bösen Russen schon ihren Sputnik und den Köter Laika ins Orbit geschossen haben, dringend ein Erfolgserlebnis, sonst droht der Geldhahn abgedreht zu werden. Wilhelm von Huber bastelt eifrig an einer Trägerrakete, die endlich auch einen Amerikaner ins All bringen könnte, nur leider enden die Startversuche viel zu oft in peinlichen Abstürzen und bildhübschen, aber letztlich arg kostenintensiven Explosionen. Da aber die Regierung drängelt, man müsse innerhalb der nächsten 9 Wochen irgendwas in den Weltraum schießen, verfällt man auf den grandiosen Gedanken, einen Versuchsschimpansen in die Raumkapsel zu setzen. Womit wir bei Handlung Nr. 2 wären – von Huber hat nämlich einen kleinen Sohn namens Wilhelm, der selber lieber „Billy“ gerufen werden will und ob seiner deutschen Herkunft von den bösen Mitschülern als „sauerkrautfressender Nazi“ tituliert wird (und, zumindest was die Ernährung angeht, wohl mit einiger Berechtigung). Darunter leiden seine schulischen Leistungen, was den im tiefesten seines Herzens immer noch urdeutschen Paps ein wenig ankotzt. Freizeit ist gestrichen, statt dessen ist Lernen im Kennedy Space Center angesagt (dazu hätte man mich bestimmt nicht prügeln müssen). Naturgegeben stellen die NASA-Fazilitäten einen herausragenden Abenteuerspielplatz für einen aufgeweckten kleinen Kerl dar und als Billy eines Tages ins Affen-Trainingsprogramm der attraktiven Dokteuse McGuiness platzt und sich überraschend gut mit dem zwar hochintelligenten, aber im Umgang recht schwierigen Versuchsschimpansen Mac versteht, ist die weitere Entwicklung vorprogrammiert. Aber vor den Erfolg der NASA-Operation haben die Filmemacher den Spannungsfaktor gesetzt: ein böser Kapitalist beauftragt NASA-Manger Staunton, den Raketenstart zu sabotieren…


Inhalt

„Race to Space“ ist schwerlich in der selben Gewichtsklasse wie der definitive Film über das amerikanische Raumfahrtprogramm „Der Stoff aus dem die Helden sind“, aber das will er auch gar nicht sein – hier haben wir’s mit einem unterhaltsamen Abenteuerfilm für ein jugendlich-kindliches Publikum zu tun. Für diese Art Film bin ich trotz der günstigen Voraussetzung, selbst jahrelang Kind gewesen zu sein, eigentlich nicht gerade der Oberexperte, aber dafür war ich schon immer raumfahrtbegeistert, sollte sich also ausgleichen.

Eine ernsthafte, seriöse Aufarbeitung des Themas ist also kaum zu erwarten – als Drehbuch haben wir eine ziemlich klischeehafte Plotte, die alles abhandelt, was ein „kindgerechter“ Familienfilm heutzutage so haben muß: der kindliche Held kommt aus einem gebeutelten Zuhause (Mama tot, Papa arbeitswütig) und genießt weder den Respekt seines Erzeugers noch den seiner Mitschüler (von Freunden wollen wir mal gar nicht reden), Paps verbietet ihm alles, was Spaß macht, aber über die Filmlaufzeit muß der Vater erkennen, dass er seinen Sohnemann vernachlässigt hat und der wiederum mit dem, was ihn interessiert, entscheidend zum Gelingen des Projekts beiträgt – ist also wie in jedem x-beliebigen Familienfilm, wobei „Race to Space“ den letzten Punkt vielleicht sogar übertreibt, nicht nur, dass Max, spoiler ahead, nicht nur den Schimpansen trainiert, der letztlich in den Weltraum fliegen darf, nein, Billy darf sogar noch die Rakete reparieren und im dramatischen Showdown den Tag retten (und sich mit Astronaut Alan Shepard anfreunden und sogar dessen Jet fliegen). Gut, ich will nicht meckern, es ist ein Film für Kinder und da ist es natürlich nicht verkehrt, wenn man der Identifikationsfigur so viel Positives wie möglich zuschanzt. Das Script ist der Zielgruppe angemessen auch nicht zu komplex (dies trifft ganz besonders auf den Sabotage-Subplot zu) und kann aus Sicht des Vielsehers und Filmkenners einige Peinlichkeiten nicht vermeiden (die aber meistens mit den erwähnten Klischees zu tun haben), funktioniert aber insgesamt ganz gut. Obwohl der Streifen mit 100 Minuten Laufzeit anfänglich ein wenig zu lang wirkt (und die erste halbe Stunde sich ein wenig zieht), gewinnt er, sobald die Geschichte mal richtig ins Rollen gekommen ist, auch ordentlich an Tempo und Spannung, ohne dabei seine Zielgruppe zu überfordern (wobei das, meine persönliche Meinung sollte man ja mittlerweile kennen, eh m.E. ein vernachlässigbarer Faktor ist, die Kids, die mit MTV und VIVA aufwachsen, werden von einer raschen Schnittfolge und ein bissl Action sicher nicht in überfordert). Sean McNamara, der als Regisseur bislang halbwegs durch zwei „Casper“-Direct-to-Video-Sequels auffiel, gelingt es dabei ganz gut, Kitsch, Pathos und Patriotismus nicht überhand nehmen zu lassen (ohne die ein oder andere diesbezüglich etwas dick auftragende Szene gänzlich vermeiden zu können).

Positiv zu bemerken ist die Detailfreude der deutsch-amerikanischen Ko-Produktion. Der Authenzitität tut sichtlich gut, dass direkt on location im Kennedy Space Center gedreht werden konnte. Sets, Bauten und Requisiten wirken aufwendig und echt; außerdem verläßt sich der Film nicht, wie die meisten seiner Genrerivalen, ausschließlich auf abgenudelte Stock Footage, sondern kommt uns auch mit recht kompetent gewerkelten visuellen Effekten, wobei man sowohl auf Modelltricks als auch CGI setzte – natürlich nicht auf einem Level mit den Blockbuster-Produktionen der großen Studios, aber auf alle Fälle anständig gelöst.

Dazu hat man auch recht kompetente und bekannte Schauspieler verpflichtet. Als deutscher Forscher von Huber versucht sich James Woods an einer Kevin-Costner-Imitation (nicht nur, daß von Huber aussieht wie das Ebenbild von Costners Jim Garrison aus „JFK“, nein, man hat ihm auch noch den gleichen Synchronsprecher verpaßt), macht seine Sache aber gut. Kinderdarsteller Alex D. Linz („Home Alone 3“) möchte ich zumindest nicht permanent an die Wand klatschen, also kann er auch nicht soo schlecht sein. William Atherton („Stirb langsam 2“) gibt seinen fiesen Staunton genau so, wie es für einen an ein jugendliches Publikum gerichteten Film nötig ist. Annabeth Gish („Akte X“), die in einem Sub-Subplot auch noch damit kämpfen muß, als Frau von der maskulinen NASA-Welt akzeptiert zu werden, agiert nicht gerade überenthusiastisch, aber akzeptabel; insgesamt also ordentlich gespielt von schon etwas besseren Schauspielern.

Bildqualität: Auch VCL kann es – einen ordentlichen Videotransfer auf die Beine stellen (manchmal möchte man daran zweifeln). Hier hat das Label sogar einen 16:9-optimierten 2.35:1-Widescreen-Transfer hinbekommen, der auf den ersten Blick kaum Wünsche offen läßt – ein klares, einwandfrei scharfes Bild, ausgezeichnete Farben, gute Kontrastwerte und praktisch zero Bildstörungen. Nur bei ganz genauem Hinsehen (oder kräftigem Zoomen) merkt man, dass die Datenkompression verbesserungsfähig ist. Aber das ist minimales Nitpicking, insgesamt ein schöner Transfer.

Tonqualität: Leider gibt’s mal wieder von VCL keinen O-Ton, dafür aber wenigstens zwei deutsche Tonspuren in Dolby 5.1 und 2.0. Beide Spuren sind sehr lebendig ausgefallen, bestechen durch absolute Rauschfreiheit und hohe Detailfreude in den Nebengeräuschen. Der 2.0-Mix verfügt über etwas mehr Power im Bass-Bereich und ist allgemein etwas lauter, dafür überzeugt der 5.1er-Ton durch eine gut gelungene Balance zwischen Soundtrack, Dialogen und Soundeffekten.

Extras: Hier ist VCL zu rüffeln – als einziges Extra werden Filmographien für McNamara, Woods und Atherton mitgeliefert, die man aber gekonnt mit unübersichtlichen Bildhintergründen und einem kaum dechiffrierbaren verwendeten Font nahezu komplett unleserlich gestaltet hat. Da muß man schon auf Knien vor der Glotze rutschen und noch die Lupe aufziehen.

Fazit: „Race to Space“ ist sicherlich kein spektakulärer Film, aber ein recht angenehm anzusehender Familien-Abenteuer-Film, den man seinen Kids bedenkenlos vorführen kann (die FSK 12 für die DVD kann ich absolut nicht nachvollziehen, ab 6 ist da voll in Ordnung) – der Film erfüllt alle Kriterien an solides juvenile entertainment: die Geschichte wird flott erzählt, ist spannend, erfüllt den Cute-Faktor durch die allerliebsten Schimpansen und liefert dazu noch die obligatorischen moralischen Werte. Und da das ganze auf technisch ansehnlichem Niveau und von guten Schauspielern dargeboten wird, können sich auch die Familien-Erwachsenen mit dem Film sicher anfreunden. Bild- und tontechnisch gibt’s an VCLs Veröffentlichung nichts auszusetzen, bedauerlich ist nur die vollständige Abwesenheit von verwendbaren Extras.

3/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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