- Deutscher Titel: R.O.T.O.R. - Die Killer-Maschine
- Original-Titel: R.O.T.O.R.
- Alternative Titel: Rotor - Der Killerroboter | R.O.T.O.R. Police Force | Robo Police |
- Regie: Cullen Blaine
- Land: USA
- Jahr: 1988
- Darsteller:
Richard Gesswein (Coldyron)
Margaret Trigg (Sonya)
Jayne Smith (Dr. Steele)
James Cole (Greg Hutchins)
Stan Moore (Houghtaling)
Nanette Kuczek (Penny Gayle)
Brad Overturf (Moulie)
Shawn Brown (Mokie Killion)
Michael Hunter (Buglar)
Victor Kwasnick (Grotes, als Victor Kawasnick)
Ron Baker (Glorioso)
Diana Hurd (Kipster)
Bill Blair (Statum)
Bob Lennard (Fisherman)
Janiece Stamper (Kellnerin)
Carroll Brandon Baker (R.O.T.O.R.) [?]
Vorwort
In meinem letzten Review zu ENDGAME habe ich es angedeutet, R.O.T.O.R. darf sich endlich die Ehre geben. Der Film hätte eigentlich schon mein 10. Review werden sollen, wenn er nicht auf der Zielgeraden knapp gegen FRANKENSTEIN 2000 verloren hätte. Da der Film so spektakulär ist, dass er hier einfach gewürdigt werden MUSS, kann ich einfach nicht anders, ihn trotzdem zu verhackstücken. Was daran so besonders ist? Lest selbst.
Im Jahr 1988 fühlte sich ein gewisser Cullen Blaine dazu berufen, der Welt einen neuen Cyborg-Film zu bescheren und ihr wisst ja, Cyborgs sind ja per se cool. Vor allem, wenn sie einer ihrer beiden Lieblingsbeschäftigungen nachgehen, 1. Gesetz und Ordnung aufrecht erhalten, 2. wehrlose Frauen jagen. TERMINATOR und ROBOCOP hatten unlängst Schlagzeilen gemacht (und gierige Produzenten den Zaster wittern lassen), also schuf man eine Maschine, die das Beste aus T-800 und dem wiederbelebten Alex Murphy vereint, nämlich den R.O.T.O.R. Und weil das noch nicht toll genug ist, spielt das Ganze auch noch unübersehbar in Texas. Und der Films ist 80s, VERY 80s…
Inhalt
Zu für diese Art Film gesetzlich vorgeschriebenen hässlichen Synthiemucke aus der Konservendose (die sich für atmosphärisch dicht hält, ihr werdet diesen Soundtrack lieben) tun wir nicht lange rum sondern kriegen gleich das, wofür wir bezahlt haben, nämlich eine Kamerafahrt über ein metallisches Endoskelett mit überdimensioniertem Rotfilter vor den Augen (merkt euch das, das wird später noch einmal wichtig werden). Eine Einblendung nebst Voice-over zeichnet uns ein grausiges Bild unserer modernen Welt:
„Die Schlagzeilen von heute: Mord, Vergewaltigung, Raub, Brandstiftung – die Lösung von Morgen: R.O.T.O.R.“
Ich weiß ja nicht, welche Druckwerke der Verfasser dieser Zeilen liest, klar sind bad news gleich best news, nur ganz so dramatisch stellt sich mir das zumindest nicht dar, wenn ich die Zeitung aufschlage (und „Ufo-Sekte will jetzt Hitler klonen“ steht auch nirgendwo, also scheidet die Springerpresse ebenfalls aus). Hauptsache man hat ’ne Ausrede für unseren Killerroboter namens ROTOR (ich nehme mir jetzt einfach mal die Freiheit, die Punkte wegzulassen, schreibt sich leichter und copy-pasten ist bäh, wie wir wissen). Ausgeschrieben heißt unser Blechhirn Robotic Officer Tactical Operation Research. Die ersten beiden Wörter sehe ich gerade noch ein, nur warum sollte ein Polizeiroboter ein „Research“ im Namen haben?
Ist eben das alte Spiel, irgendwer fand das Wort „rotor“ so raketenmäßig cool, dass er es unbedingt auf der Video Box verewigt sehen wollte und irgendwelche Wörter dazu sind im Notfall schnell gefunden. Wobei ich mich trotzdem frage, ob ROTOR ein so passender Name ist. Heißt das dann, dass der dauernd rotiert? Da denkt man doch mehr an Hubschrauber als an Motorcycle-Bullen (huch, hab ich jetzt was wichtiges verraten?).
Extreme Probleme brauchen extreme Lösungen, so informiert uns das Voice-over weiter: das Ziel war es, eine Maschine zu konstruieren, die Verbrechen bekämpft, „aber stattdessen geschah etwas Furchtbares“, d. h. etwas das noch furchtbarer ist als eine verbrecherjagende Maschine selbstredend. Wir hören als nächstes eine Runde ausgeflipptes Guten-Morgen-Radio mit der Verkehrsdurchsage für Dallas, wo der Schwof spielen soll. Auf den Straßen soll es demnach chaotische Zustände haben, mit fettem Stau usw. an diesem Freitag Nachmittag. Jetzt wäre es natürlich ein Ding, wenn das Stock Footage auch nur ansatzweise bestätigen würde (tut es aber nicht). Außerdem betrachten wir das ganze aus einem Hubschrauber. Ob da der gesuchte Rotor zu finden ist?
Die Radioshow hört ein Pärchen im Auto, das ein schönes Wochenende ohne Lärm und ohne Telefon (Plotpoint) am See verbringen will, man hält das typische Gezänke ab, „meistens wird von dem was du mitnimmst eine ganze Armee satt“ usw. Das Auto hält an als man einen furchtbaren Krach hört. Ein Mann kriecht hinter der Böschung hervor, beugt sich schwer angeschlagen über eine Frauenleiche, zeigt seine Dienstmarke und weist das Pärchen an, sie sollen die Polizei anrufen. Der Röchelnde wird sich als unsere Hauptperson Coldyron (in der der deutschen Fassung „-iron“, in der englischen „-eiron“ ausgesprochen) erweisen, der ungefähr so aussieht wie der uneheliche Urgroßschwippschwager 3. Grades von Thomas Gottschalk und Harrison Ford.
Die Szene gibt uns übrigens einen Vorgeschmack auf die ausgefeilte Continuity des Films, während der Fahrt war es noch taghell, als Coldyron angekrochen kam, war Sonnenunteruntergang und plötzlich ist es stockdunkel. Großmeister Ed Wood hätte das nicht besser hingekriegt.
Der Mann (Paul), der sich auf ein telefonfreies Wochenende eingestimmt hat, begibt sich zu seinem Autotelefon (argh) und lässt sich auch nicht davon beirren, dass unserem Helden Coldyron von einem Redneck die Flinte unter die Nase gehalten wird. Dieser will gesehen haben, wie Coldyron eine Polizeistreife getötet hat. Paul gibt den Bullen durch, dass hier offenbar ein Mord passiert ist (äh, und wo sind seiner Meinung nach die mordqualifizierenden Merkmale bei dieser Szenerie?) In der nächsten Szene sehen wir, wie Coldyron von einem Inspektor Glorioso (!!) Handschellen umgelegt bekommt, inzwischen ist es 19:30 (wie wir den gelegentlichen Inserts entnehmen) und wie er im Polizeiauto einen verdammt lässigen Spruch ablassen darf. Was für eine coole Sau.
Coldyron wird in das nächste Polizeirevier verbracht und erzählt uns (um 22:00 Uhr) seine Geschichte. Es soll keine offizielle Strafanhörung, sondern nur eine inoffizielle Anhörung sein. Inoffiziell. Nein offiziell. Inoffiziell. Und das wiederum ganz offiziell. Das zumindest vermeldet die Dialogfront.
Coldyron ist Captain der Polizei in Texas, wird von vielen als „menschlicher Frankenstein“ bezeichnet, noch vor zwei Tagen war er einer der führenden Forscher auf dem Gebiet der Polizeirobotik (was in der Welt des Films eine selbstverständlich existierende Einrichtung ist). Durch seine Forschung, so meint er, könnte es gelingen das Verbrechen als solches „auszurotten“ (in dieser Wortwahl) und ganz nebenbei die Straßen ein bisschen sicherer zu machen. Eine Armee von Polizeirobotern könnte das Leben von tausenden Polizisten schonen, die täglich im Kampf für Recht und Gesetz ihr Leben lassen. Aber wie soll man eine Maschine stoppen, die Amok läuft? Wie kann man die Menschheit vor sich selbst schützen? Gibt es einen Weg das Verbrechen aus der Welt zu schaffen?
Sein Gesicht ist ziemlich deformiert durch Hämatome, aus dem Grund hat man ihm für seinen linken Arm einen Verband spendiert. Sein zerrissenes Holzfällerhemd hat er aus Badass-Gründen anbehalten. Außerdem spielt er mit einem merkwürdigem Teil rum, das später noch eine wichtige Bedeutung haben wird (es ist ein Metallteil, für alle Spekulanten unter euch). Coldyron träumt von seiner rosigen Vergangenheit, letzten Donnerstag war die Welt noch in Ordnung. Letzten Donnerstag? Heute ist im Universum des Films ein Freitag und es wird eben genau der Tag beschrieben, der zu jenen Ereignissen führte, man hätte also den besagten Tag nicht viel weniger treffsicher mit „gestern“ bezeichnen können – anscheinend kennen die Macher ihr eigenes Drehbuch nicht. An besagtem Donnerstag ging am Morgen noch alles seinen normalen Gang. Wenn er da schon gewusst hätte, was passiert, wäre er gar nicht erst aufgestanden. Gute Einstellung.
Coldyron ist Rancher, wie jeder Texaner der was auf sich hält. Nach schier endlosen Establishing Shots auf sein Landhaus werfen wir einen Blick in seine Küche, wo wir so aufregende Dinge wie eine Zeitung und ein angefressener Kuchen in Großaufnahme sehen, dann noch seine Kaffeemaschine (die logischerweise schon an ist, wohlgemerkt bevor Coldyron aufgestanden ist; entweder der Kerl hält nicht viel von Aufräumen und Abwaschen oder er hat die so programmiert wie Doc Brown in der Auftaktsequenz von ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT – an die diese Szene ziemlich unangenehm erinnert – oder hier ist am Schneidetisch was durcheinander gegangen). Die zu befüllende Tasse hat einen Stier vorn drauf und die Aufschrift „Texas“, damit jeder weiß, wo wir hier sind (danke, ich hab’s begriffen, können wir jetzt weitermachen?) Der Wecker kräht (sprichwörtlich) 5 Uhr (um dann im nächsten Shot 4:50 anzuzeigen), das heißt Coldyron wirft sich zu schmierigster Country-Musik in Jeans, Holzfällerhemd und Cowboystiefel (was sonst?), wirft sich eine Pille ein, gurgelt seinen Orangensaft, nimmt sich seine Karotten aus dem Kühlschrank und zuckert sich seinen Kaffee. Sehr aufregend. Dann geht er nach draußen, in das „buttergelbe Licht der Sonne“ (Poesie!), dort steht schon seit geraumer Zeit sein Pferd und wir sehen, dass er eine Karotte frisst und das Pferd den Kaffee trinkt. Gewöhnt euch dran, die Witze in diesem Film werden auf diesem Niveau bleiben (seufz).
Coldyron reitet ein Stück und übt sich im Lasso-Werfen, es ist kein gewöhnliches Lasso, sondern es ist seine ganz neue Erfindung. Hatte er vorher zum Entwurzeln von Bäumen noch so altmodischen Kram wie Dynamit oder Nitroglycerin verwendet, hat er jetzt seine hochexplosiven Sprengseile (!!!!), dann kann er neben der Erschließung von neuem Ackerland gleichzeitig sein Lassowerfen vervollkommnen. Das heißt, das Seil explodiert selbst. Wie das funktionieren soll, ist mir ein Rätsel, zum Beispiel gibt’s da das Problem mit den Enden, Coldyron’s Lösung für diese Schwierigkeit besteht darin, dass er einen Zünder anschließt (sprich er bindet ein Stück Stahlkabel mit dem Seil zusammen, aber warum brauchen explosive Seile einen Zünder?) Als er es zündet muss er feststellen, dass es nicht ganz die Sprengwirkung hat, die er gerne hätte (sprich, der Baum bleibt trotz Pyrotechnik-Effekt unverändert an seinem Platz, aber jetzt wissen wir wenigstens, wo das Budget hingegangen ist). Er gesteht sich geknickt ein, dass er doch bei Dynamit bleiben sollte (ja, ich glaub’s, können wir jetzt endlich zu Potte kommen??) Blaine gönnt uns noch weitere ultra-aufpeitschende Aufnahmen, wie sich Coldyron beim Rasieren mit seiner Freundin unterhält (Sie: „Heirate mich und ich brauche kein Geld mehr“, Er: „Zwei können nur so billig wie einer leben wenn einer hungert.“ Über diese Sätze sollten wir nachdenken). Dieser Film hält nicht viel von überhasteter Plotentwicklung.
Endlich (endlich!!!) steigt Coldyron in sein Auto und fährt Richtung sein Büro, wo wir schon zum zweiten Mal Zeuge von etwas eigenwilligen Tageszeiten werden, die ganze Zeit war es nämlich (um 5 Uhr morgens wohlgemerkt) schon taghell, dafür holt man den Sonnenaufgang jetzt während Coldyrons Fahrt nach. Um 9:00 Uhr kommt er an (die vier Stunden entsprechen tatsächlich in etwa der gefühlten Zeit auf seiner Ranch).
Nun bekommen wir zusätzlichen Background: Vor 10 Jahren hat er das Polizeirobotik-Zentrum in Dallas selbst gegründet, man hat schon große Fortschritte gemacht hat auf dem Gebiet und bald waren die echten Polizisten von unseren Spielzeugen kaum zu unterscheiden. Ich als Vorgucker kann sagen: Echt?? Wie, wann, wo? Hab ich was verpasst? Coldyron hat genau EINEN Polizeiroboter, und der ist noch nicht einmal fertig, sieht aber immerhin menschlich aus. Oder Coldyron meint Willard, den wir sehen als er das Gebäude betritt. Willard ist zwar Roboter, trägt eine Polizeimütze und blinkt blau und rot, er ist aber beim besten Willen kein Polizist, sondern, noch viel schlimmer, unsere hauptamtliche Stimmungskanone für die nächste halbe Stunde. Im Original heißt es „sometimes it’s hard to tell the boys from the toys“, das könnte Coldyron auch auf sich beziehen (im Gegensatz zu anderen suckenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Polizeirobotik) und würde damit einigermaßen Sinn machen, sofern man von Coldyrons Coolness noch nicht überzeugt sein sollte.
Unser hochoffizieller Gaudibursch Willard darf dessen ungeachtet mit unserem Putzteufel abklatschen und eine heiße Sohle bzw. Rolle aufs Parkett legen. Verdammt cool (oder auch nicht).
Coldyron teilt seinem Laborassistenten Houghtaling mit, dass er Weizenkeim-Trockenleber für sein Handballspiel braucht, super Ausdauer, versteht ihr (nicht weiter wichtig).
Willard wirft ein, dass er doch zum Teufel noch mal nicht wissen kann, wozu „Weizenleber-Trockenkeime“ gut sein sollen. Wenn das die Zukunft für die Robotertechnik sein soll, sehe ich schwarz. Gestärkt von solch aufheiternden Zeitgenossen kann endlich seine große Stunde kommen, er hält nämlich einen Vortrag vor einer Meute Wissenschaftler, selbstverständlich mit Sonnenbrille und mega-fetter Gürtelschnalle. Dort soll er sein neuestes Baby vorstellen, den ROTOR (wir kommen der Sache näher). Und da ist er auch schon zu sehen auf der Leinwand, unsere Blechmarionette.
Ein gewisser Dr. Brian (nicht Brain?) gibt sich enttäuscht, alles was Coldyron in den Jahren der Forschung zustande gebracht hat, ist eine Zinnmarionette? „Nicht ganz“, meint Coldyron, eine gewisse Wissenschaftlerin Frau Dr. Steele aus Houston hat eine „Supertechnologie“ erfunden (Coldyron, Steele, bemerkt ihr den Symbolismus?). Und das nur unter Zuhilfenahme einer „unbekannten Legierung“. Die ist sogar so unbekannt, dass Dr. Steele das Kampfchassis daraus gewerkelt hat und es mit einer „unscheinbaren Nummer“ versehen hat (???). Ein Dr. Carl fühlt Coldyron auf den Zahn: „Verfügt die molekulare Struktur über irgendwelche Vibrationen die Sie nutzen können?“ Wie die molekulare Struktur von irgendwas irgendwelche technologisch nutzbaren Vibrationen haben soll, will ich gar nicht wissen. Mit dieser etwas eigenwilligen Interpretation trifft er aber verblüffenderweise genau ins Schwarze, denn genau das ist es, was es bedeutet. Die beiden müssen in telepathischem Kontakt stehen.
Coldyron erklärt uns die Funktionsweise: Unser Zinnsoldat kann sich bewegen dadurch, dass ihm ein Grundbefehl eingegeben wurde (äh…) Und das, wie eine Frau Dr. Michael ganz erstaunt feststellt, ohne Getriebe und Motor (wenn ihr mich fragt, die Puppe die wir auf der Leinwand sehen hat zufälligerweise beides?! Offensichtlich wurde die Animation erst in der Post Production eingefügt und unsere Runde schielte beim Dreh ins Leere, das nimmt bei der Nichtsynchronität von Audio und Video noch nicht ganz solche gigantomäßigen Ausmaße an wie bei dem Hände-Plothole in FUTURE WAR, doch man befindet sich auf einem gute Weg.) Auf eine weitere (und höchst naheliegende) Zwischenfrage, ob das Ding auch Techniken von „Aerobic bis Tai Chi“ beherrscht, antwortet Coldyron ganz lässig, dass das Ding alles lernen kann, „von Karate bis Todeskämpfen“. Eine Kampfsportart, die man mit „Todeskämpfen“ bezeichnet kenne ich zumindest nicht, ich dachte, zu Todeskämpfen käme es höchstens, wenn Kämpfe bis auf Leben und Tod gehen, ohne dass das was mit dem Kampfstil zu tun haben müsste, aber was weiß ich schon („full field combat“ im Original, wie da die deutschen Übersetzer da auf Todeskämpfe kommen?)
Als Beweis zeigt uns Coldyron ein paar Bewegungen von seinem Blechkumpanen, d.h. das Ding hampelt wild und unkoordiniert durch die Gegend, verbeugt sich, wirft sich in obercoole Kampfposen und tanzt sogar ein wenig von dem besagten Aerobic (es spottet jeder Beschreibung).
Das Ding lernt selbst und kann sich erinnern und sich neue Sachen beibringen, mit „molekularem Speichern und Lernen mit Strom als Katalysator“, alles möglich gemacht „durch einen entsprechenden Induktionsbefehl“. Das soll wohl so viel heißen wie: das Metall selbst hat die Bewegungen bereits gelernt (es ist so dämlich), man braucht nur einen elektrischen Impuls, um das Ding zum Leben zu erwecken. Frankenstein lässt mal wieder grüßen. Und nicht nur das: „Die Moleküle bewegen den Roboter dorthin wo er weiß“ (ich gebe die Dialoge nur wieder). Man braucht nur einen Boden zum Stehen und einen sehr großen Hebel, aber „dieser kann die Welt bewegen“.
Nun die alles entscheidende Frage: „Wer sind wir, die so etwas erschaffen, Helden oder Verbrecher?“ Coldyron meint, bei ihrem Gehalt, sind sie wohl eher Helden, denn Helden und Verbrecher unterscheiden sich nur dadurch, wie viel Knete sie für ihr Tun absahnen. Die Weltgeschichte muss umgeschrieben werden.
„High Tech Rock’n’Roll??“ blödfragt jemand und jemand anderes stellt leicht angeödet in den Raum, ob man damit die Gesellschaft nun genau zerstören oder retten wird (ist doch eh dasselbe…) Coldyron bemüht abermals Frankstein, der sich exakt dieselbe Frage gestellt haben muss und meint, Frankenstein wollte sich den Tod zunutze machen, wir aber wollen Leben erhalten. Darüber ließe sich jetzt streiten. Will Coldyron damit sagen, dass man einen armen Menschen für das Projekt ROTOR über den Jordan geschickt hat? Oder dass der ROTOR selbst ganz oft den Tod bringen soll?
Es hilft alles nix, man müsse die Gesellschaft kontrollieren, „oder sie zerstört sich selbst“ (echt? Hätte ich uns gar nicht zugetraut!) Er schwarzmalt: „Die Menschheit ist bereit zu ihrer Ausrottung, zu ihrer Selbstzerstörung“ (!!!) [Update: Mit Trump wissen wir: Coldyron hatte Recht! Ich lobe wo ich kann.]
Das überzeugt die Gesprächsrunde und in einem Jahr kann man die nächste Stufe der Entwicklung begutachten. Worin die bestehen soll? Gute Frage, denn so wie es aussieht, scheint der ROTOR bereits ziemlich ausgefeilt (zumindest in Coldyrons Sinn) zu sein. Coldyrons Assistent taucht auf und informiert ihn, ein wichtiges Telefonat stehe ins Haus, nicht ohne ununterbrochen die Augenbrauen hochzuziehen und sich an seiner Brille rumzufummeln. Der Typ ist wissenschaftlicher Mitarbeiter, ich hab’s begriffen.
Am Telefon ist sein wild grimassierender Boss und Divisionskommando Mr. Buglar, der sauer ist wie ein wildgewordener Stier (als ob das in Texas besonders verwunderlich wäre). Coldyron spielt den Psychologen: „Dieser Mann hat seit Wochen keinen Stuhlgang gehabt, er sollte fette Hausmannskost meiden. Er muss wohl erst 100 Jahre alt werden und zu begreifen dass Bratensoße kein Erfrischungsgetränk ist.“ Lasse ich mal unkommentiert so stehen. Um 5:00 heute Morgen ist Buglar angerufen worden (die Leute in Texas stehen früh auf) und zwar von Senator Donald D. Douglas (ich stelle eine gewisse Fixierung auf den Buchstaben „D“ fest). Buglar schenkt sich eine Cola ein (scheiß Product Placement) und teilt Coldyron mit, was der Senator denn wollte. Er wollte einen Statusbericht über Coldyrons Arbeit. Buglar: Er musste den Senator anlügen, als er sagte, dass es mit der Arbeit alles zum Besten steht und perfekt im Zeitplan liegt. Buglar weiß eigentlich gar nicht was bei Coldyron vor sich geht, wie er einräumt, aus dem Grund hat er dem Senator auch mitgeteilt, man liege sogar so gut im Zeitplan, dass man nicht mehr weit von der Vollendung stehe. Der Senator war begeistert und rechnete mit dem fertigen Produkt in 60 Tagen (!!!!).
Buglar wagte sich anzumerken, dass die Zeit selbst bei optimistischster Berechnung etwas zu knapp bemessen sein könnte (dem kann ich nur zustimmen, bisher war von mehreren Jahren die Rede, auch wenn der Bau des ROTORs schon viel weiter zu sein scheint). Da nannte ihn der Vorgesetzte „primitiver Zivilist“ und zwar, glaubt man uns erklären zu müssen, weil er ihn in Sekundenschnelle zum Zivilisten machen kann (weshalb auch sonst?). Der Senator hat überzeugende Beweggründe für sein Handeln: „Aus demselben Grund warum ein Hund sich leckt, weil er es kann!“
Buglar macht den Ernst der Lage klar: für den Senator ist der ROTOR der heilige Gral, der ihn „zum König“ machen kann (ich hoffe doch König der ganzen Welt). In sechs Monaten ist nämlich die Präsidentschaftswahl und er möchte das Ding für seinen Wahlkampf verwenden, denn der ROTOR könnte ihn bis ins Weiße Haus katapultieren (der Senator weiß aber schon, dass es in Amerika einen Vorwahlprozess gibt, die sich locker über 6 Monate oder länger hinziehen kann? Selbst wenn der Schrottkübel in 60 Tagen fertig ist, bleiben ihm nur noch vier Monate, bis dahin kann er die Pläne getrost in die Tonne kloppen). Coldyron meint, dass der Prototyp in vier Jahren vielleicht realistisch sein könnte, aber Buglar bleibt hart: Sollte er ROTOR nicht in 60 Tagen fertig sein, wandern er, Coldyron und noch sechs weitere hochrangige Politiker wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder (sicher?). Buglar tut das einzig Richtige, er will seinen widerspenstigen Frankenstein-Möchtegern feuern (klar, so geht’s bestimmt am Schnellsten mit dem Produkt), Coldyron kündigt im Gegenzug an: „Wenn Sie mich feuern, dann werde ich mehr Krach machen als zwei Skelette, die in einem Blechsarg miteinander schlafen.“ Pures Dialog-Gold. Hamlet-verdächtig. Müßig zu erwähnen, dass Coldyron als Texas-Badass natürlich kündigt bevor er gefeuert werden kann.
Coldyron geht angefressen raus aus dem Forschungszentrum, nicht ohne vorher einen Polizisten (Nathan?), der mit weit aufgerissenen Augen und einer Frisur, für die man selbst in den 80ern erschossen worden wäre, ihn irgendwie auf irgendeinen alljährlichen Test hinweisen möchte, zusammenzuschreien. Ganz zufällig trifft er noch Houghtaling, dem er die Schlüssel übergeben wird für „den heiligen Gral“, denn der ist der neue Projektleiter. Buglar ist am Telefon und will ihm alles Wichtige darüber mitteilen. Nachdem Coldyron seiner Frau Bescheid gesagt hat, wird Willard aufgeklärt, dass der Assistent nun Projektleiter ist und 60 Tage Zeit hat. 60 Tage wofür? „Fertiges Produkt.“ Willard ist sogar schlau genug anzumerken, dass 60 Tage völlig utopisch sind. Was ist wenn man es nicht schafft? Ganz einfach, dann ist Willard Projektleiter. Willard senkt geknickt den Blick und fragt, ob er denn seine Pommes noch essen dürfe. Ein Roboter, der vielleicht Projektleiter wird und der nach Pommes fragt. Was für Schenkelklopfer werden hier noch aufgefahren?
1:30 Uhr nachts befinden sich der neue Gralshüter und Willard im (reichlich primitiv ausgestatteten) Labor.
Houghtaling will unter Beweis stellen, was er von seinem Vorgänger gelernt hat und fängt beim Technobabble an („Ich kann keinen Sequenzschaltkreis ohne Impulsgeber testen“). Willard soll die Stromkreise aktivieren, was soll schon passieren: „Schließlich ist das hier doch kein billiger Science-Fiction-Film!“ Ähm doch, wenn man es recht bedenkt, ist es genau das. Und ich hasse pseudo-selbstironisches Phrasengedresche. Willard ist skeptisch, da es in diesem Raum keinen Schutz gibt (Schutz für oder gegen was?) und wird zurechtgewiesen, positiv zu denken. Willard nimmt ihn beim Wort und sagt „ich glaube wir sind positiv verrückt, wenn wir all das hier versuchen“ (der erste gute Satz in diesem Film!). Die beiden werden sich nicht einig, doch da, eine verräterische Kamerafahrt auf eine Glastür, auf der für die ganz merkbefreiten Zuschauer noch mal das Akronym ROTOR aufgedröselt wird, da wird doch nicht…
Wir schalten in einen anderen Raum, wo unser Putzmann von vorher mit einer Assistentin über Gott und die Welt sinniert. Er betont fortwährend, dass er Indianer ist oder zumindest davon abstammt bekommt jetzt auch einen Namen, nämlich Shoeboogie (klassischer Indianername wenn ihr mich fragt). Brauchen wir noch einen Beweis seiner Coolness? Er will dass sie ihre sieben Nummern rüberschiebt (offenbar hat das Girl einen gesteigerten Drang zur Kommunikation). Dass sie die nicht rausrücken will ist für ihn nur durch „weiße Arroganz“ erklärbar („noch ein Schuh, der in das Antlitz eines Indianers tritt“). Shoeboogie gefällt sich echt gut in seiner Opferrolle. Da ist es fast schon ein Glück, dass seine Ahnen bereits in die ewigen Jagdgründe eingegangen sind und sich dieses Elend nicht mehr mitansehen müssen. Die Frau bezweifelt immer noch, dass Shoeboogie Indianer ist, das veranlasst unseren Nachwuchs-Winnetou dazu, eine der besten Lines des ganzen Films zu liefern: „Schau dir diese Wangenknochen an, Baby – entweder bin ich ein Indianer oder schwul.“ Und da man durch seine hypermännliche Art das zweite ausschließen kann, wird die Wahl ein bisschen eng. Ein unwiderlegbarer Beweis, zweifellos (FULL METAL JACKET hatte nur ein Jahr vorher einen ähnlichen Dialog geliefert, nur damals waren die Texaner die Leidtragenden). Dann wird’s etwas morbide, denn Shoeboogie erzählt ihr vom „Blutadler“, ein alter Indianerbrauch, der im wesentlichen mit dem mittelalterlichen Vierteilen übereinstimmt (nicht ganz, wenn man Wikipedia folgt, erstens haben das die Wikinger erfunden und zweitens werden da die Rippen gebrochen und wie Adlerflügel nach oben geklappt, soll aber ein kleines bisschen Foreshadowing sein). Sie findet das widerlich, Shoeboogie hält es an der Stelle aber für angebracht, ihr zu sagen, wenn man einmal einen Indianer hatte, will man nie mehr aus dem Bett. Ich dachte immer, bei Schwarzen gilt das Klischee von der Megapotenz? Was würde B-Tight dazu sagen? Shoeboogie braucht nun Musik und schaltet den Strom ein, wobei wir eine Extreme-Close-up auf Shoeboogies Soundmaschine kriegen. Doch da, nichts tut sich, und das obwohl Shoeboogie (es stellt einen wirklich auf die Probe, das immer wieder schreiben zu müssen) satte $ 3,99 für die Batterie ausgegeben hat. Das wird ihn garantiert in den Ruin treiben. Kein Wunder dass es den Indianern in Amerika so schlecht geht.
Houghtaling verzeichnet einen Impulsstrom, der in die Leitung hineinläuft. Das teilt er über Funk Willard mit, der gerade witzigerweise eine Kopie des Eerie-Magazins liest (Brüller). Houghtaling fragt sich: „Wo kommt er her?“ Willard hält eine Frage aber für noch entscheidender und fragt „viel schlimmer, wo geht er hin?“ (In die Leitung vielleicht??? Nur so ein Gedanke…)
Schnitt zu einer Tankstelle, wo sich Coldyron rumtreibt und für einen Dollar Wechselgeld sucht. Das ist alles an Motivation, die er braucht, aber anscheinend ist er nun in der Frührente und muss irgendwie die Zeit bis zu seiner Beerdigung rumkriegen. Dabei fragt er einen Typen im Auto, der ihm zu verstehen gibt, dass er sich verpissen soll. Coldyron bleibt ganz cool, er wird jetzt zu seiner Karre gehen, und das Kennzeichen an die Polizei weitergeben. Aber wenn er für einen Dollar Wechselgeld dabei hat, dann handelt er sich einen Vorsprung von 30 Sekunden aus. Davon beeindruckt zischt er ab. Wie sich gleich herausstellen wird, ist der Fahrer nicht zum Tanken hier sondern fährt das Fluchtauto für seine drei Mitstreiter, die die Tanke überfallen wollen. Coldyron nimmt sich eine Zeitung und versteckt darin seine Desert Eagle (kein Colt Single Action Army?) Dann geht er zu einem Mann der gerade telefoniert und prügelt ihn nieder (!), er vermutet ihn sicher als Drahtzieher. Dann kommt einer der Gangster aus der Tankstelle und nimmt sich eine Frau als Geisel. Mit extrem dick aufgetragenem Overacting erklärt er dem „Blondie“ (Hitlers Hund?, sorry aber das musste sein), dass er dabei zusehen darf, wie er der Dame gleich das Hirn rauspusten wird. Und was will „Blondköpfchen“ bitteschön machen, will er ihm mit seiner Zeitung eine drauf geben? Er hat mehr als eine Zeitung, meint Coldyron grinsend, entblößt seine Deagle und ballert den völlig überraschten Straftäter um, daraufhin kommt noch ein Gangster aus dem Laden und will abhauen, diesmal ist die Frau aber schneller und teilt gegen ihn Roundhouse-Kicks aus (!!), schließlich endet der Kampf damit, dass sie ihm den Fuß in den Hals drückt, während er an einer Wand steht und ihn somit erdrosselt. Meine Suspension of Disbelief fühlt sich gerade etwas überstrapaziert. Und diese Szene war verdammt sinnlos. Okay, Coldyron hat jetzt tatsächlich mal was Heldenhaftes getan und man muss ja irgendwie unterbringen, dass die Gesellschaft so böse ist, dass man unbedingt eine Armee aus Polizeirobotern braucht, um sie vor der Selbstauslöschung zu bewahren. Außerdem gibt dem notorisch Unterbeschäftingten die Gelegenheit, sich wieder der mit Polizei kurzzuschließen und sein Aussteigen zu überdenken.
Diese taucht sogleich auf (mittlerweile ist aber schon dunkel) und der Bulle, Sgt. Mango (keine Trashgranate ohne dumme Charakternamen) gibt ihm unerwartet seine Knarre zurück (eine andere als vorher) und verklickert ihm, dass sein Verhalten zwar richtig war, er nichtsdestotrotz kein normaler Streifenbulle ist. Aus dem Grund lässt er ihn tatsächlich so mir nichts dir nichts einfach gehen und sagt ihm, er soll sich lieber um sein Labor kümmern. Von Offenheit unter Kollegen hält Coldyron auch nicht viel, wenn er ihm verheimlicht, dass er aufgehört hat.
Houghtaling und Willard stellen fest, dass alle Stromreserven entladen sind. Wäre interessant darüber nachzudenken. Nur Willard will überhaupt nicht denken momentan (die Gefahr besteht bei ihm sowieso nicht), also lässt man den Fall erst mal auf sich beruhen und tut vorsichtshalber gar nichts (genau die richtige Arbeitseinstellung). Was nun folgt ist die Auferstehungssequenz von ROTOR, d. h. er erhebt seine Hand aus dem Tank (seit wann hat er eine menschliche Haut?), in dem er drin war und geht zu seinem Schließfach, wo er seine Klamotten vorfindet (das scheint alles Teil seines Grundbefehls zu sein), wobei wir wieder von schaurigem Rotfilter gequält werden (gehört sich für den Killerroboter). Der erste Mensch auf den er trifft (im wahrsten Sinne des Wortes) ist ein schwarzer Polizist, der ihn in obercoolem Ghetto-Gehabe fragt, ob er ihn auf die Liste für irgendeine Party setzen soll. ROTOR begutachtet sie einmal kritisch, um den Ghetto-Man wegzuschubsen. Der teilt seine Gedanken über dieses flegelhafte Benehmen noch mit uns: Er sollte ihm „einen Verweis geben“ (ist er in der Position dazu?), dieser „pikfeine Akademiker-Sack“ soll nur schauen, dass er Land gewinnt. Dann vollbringt ROTOR seine erste Heldentat und geht durch eine Reihe von Stühlen durch (das heißt, er latscht unbeirrt vor sich hin sodass die Stühle vor seinen tapferen Schritten weichen müssen, die Szene ist wirklich episch kann ich euch sagen), dann begibt er sich zu seinem Motorrad, das für ihn schon bereit steht, dass der Schlüssel selbstverständlich steckt, kann ich glaube ich als gegeben voraussetzen. Wieder Houghtaling und Willard, sie haben nur die Aktivierungssequenz eingegeben und an ein paar Relais rumgemurkst, weiter nichts, also macht man Feierabend. Der Bildschirm spricht aber eine andere Sprache: „R.O.T.O.R. activated“. Wir dürfen Angst bekommen.
Wir lernen nun Gregory und Sony kennen, die beiden sind verlobt und planen schon für die Flitterwochen. Sony meint, sie werde sich Arbeit suchen, sobald sie aus den selbigen zurück sind, aber Gregory ist dagegen, denn es ist einfach peinlich für Ehefrau, wenn sie arbeiten gehen muss (ist das etwa Stock Footage, das aus den 50ern liegen geblieben ist?) Außerdem hat Sony (eigentlich Sonya, aber sie wird überwiegend mit Sony angesprochen und dann brauche ich nicht so viel schreiben) bisher nur die Schulbank gedrückt und es gibt nicht viele Jobs, in denen man nichts tut außer Klassenarbeiten zu schreiben (ähm, die Schauspielerin, Margaret Trigg, war zum Drehzeitpunkt 24 Jahre alt und wirkt eigentlich sogar noch älter, was hat sie die Zeit gemacht, die seit der High School vergangen ist? Oder hat sie so viele Extrarunden gedreht?). Sie bleibt stur, sie wird arbeiten, denn es kann doch nicht ihr „Leben vorbei sein, bevor es überhaupt angefangen hat“ (die Frage bleibt dieselbe: hat sie die letzten Jahre im Koma verbracht?). Außerdem passt es Gregory, der eine solche Hochzeit nicht zum ersten Mal mitmachen wird, gar nicht in den Kram, dass sie jungfräulich in die Ehe gehen möchte, er hält dies für ein „barbarischen Brauch“ und „idiotisch“ – sie meint relativ argumentationsarm „es gehört sich so“. Das Paar harmoniert wirklich blendend. Zudem sollen das die Einstellungen sein, in denen uns Sony sympathisch werden soll, denn, das haben findige Leser vielleicht schon erahnt, sie wird unsere offizielle Sarah Connor werden für die nächste Dreiviertelstunde. Wahrscheinlich pocht sie deshalb auf ihre Jungfräulichkeit, sie hebt sich noch auf für Kyle Reese, eine richtige Kyle-Reese-Figur gibt es im Film aber leider nicht. Gregory ist angepisst ob der Reizthemen und macht ihr einen versöhnlichen Vorschlag (selbstverständlich ohne Hintergedanken): „Schlaf bei mir heute Nacht und ich helfe dir einen Job zu finden“. Zusammenhang nicht ausgeschlossen.
Sony lehnt undankbarerweise ab und man kommt ins Streiten, bei dem Gregory etwas zu stark auf Gaspedal tritt (oh-oh) und Sony will raus, da platzt Gregory endgültig der Kragen: „Raus aus dem Wagen, raus aus unserer Beziehung, raus so weit es geht.“
ROTOR hat am Straßenrand gewartet und das Verkehrsvergehen genau protokolliert und hält die beiden auf, was Sony mehr als wundert („Polizeibeamter in dieser Gegend?“ – Dir ist schon klar dass du in Texas lebst? Fast möchte man ihrem Verlobten zustimmen wenn er sagt, sie sei auf dem Niveau eines weltfremden Schulmädchens und es nicht fassen kann, dass sie nicht wenigstens auf dem sexuellen Niveau eines deutschen Schulmädchens der 70er Jahre ist). Gregory macht noch auf cool, gerade hätte er sich doch mit seiner Herzensdame unterhalten wie gut die Cops hier ihren Job machen und denkt dass $ 20 bestimmt ausreichen werden. ROTOR ist unbestechlich, zückt seine Waffe und erschießt ihn auf der Stelle (!!), selbst nach sehr strenger Gesetzesauslegung und auch in Texas dürfte das ein kleines bisschen übertrieben sein. Genießt übrigens den Effekt, es wird der blutigste sein, den dieser Film zu bieten hat. Einen Continuity-Error gibt’s an der Stelle auch noch zu bewundern: ROTOR erschießt ihn aus mehreren Metern Entfernung, als Gregory aber zu Boden geht, fällt er ihm direkt in die Arme.
ROTORs Augenmerk richtet sich auf Sony, dem folgt seine Waffe, Sony gerät in Panik und drückt geistesgegenwärtig auf die Hupe, das hat aber zur Folge, dass ROTOR durch den Lärm sich die Ohren hält und sich vor Schmerzen krümmt. Das ist idiotisch aus mehreren Gründen. Warum sollte ein Killerroboter das Hupen von Autos nicht vertragen? Er besteht doch nur aus Metall? Selbst wenn seine Gehirnströme so empfindlich sind, wie soll er sich dann im Straßenlärm zurechtfinden (sein Grundbefehl hat ihn doch extra auf Verkehrsdelikte spezialisiert)? Und wie hält er dann den Lärm seines Motorrads und seiner Knarre aus? Ist es die Frequenz, die ihn außer Gefecht setzt? Oder ist es nur das schreiberische Unvermögen der Autoren? Ich überlasse euch die Entscheidung. Mit Ach und Krach kann man vor mir aus einwenden, dass der ROTOR noch nicht fertig ist, das erklärt aber nicht die Tatsache, warum Sony dann nicht diesen Umstand viel gewinnbringender auszunutzen versucht und die Hupe im Dauerbetrieb hält. Nur dann wäre der Film jetzt schon zu Ende und das wollen wir ja nicht. Stattdessen fährt Sony ihn im Rückwärtsgang an (!) und flüchtet scheinbar über alle Berge. Mal überlegen, es war doch Greg, der zu schnell gefahren ist, was will er dann von ihr? Okay, sie hat ihn umgefahren und hat immerhin auf die Hupe gedrückt (könnte man als Strafvereitelung werten). Außerdem gibt es in Amerika ja auch das an Rechtsstaatlichkeit kaum zu übertreffende Felony-Murder-Gesetz, nach welchem man auch dann für Mord verurteilt werden kann, wenn man z. B. nur das Fluchtauto für einen anderen Raubmörder fährt.
Sony fährt nun ziellos vor sich hin, ihre Selbstgespräche dabei geben weiteren Aufschluss über die Komplexität ihres Gemüts: „Warum hat er das gemacht? […] Da kann etwas nicht stimmen“, nein Mädel, alles in bester Ordnung. „Ich muss anrufen und alles erzählen.“ Dann hält sie auf freier Strecke (!) an und bemerkt irgendetwas im Rückspiegel. Es ist natürlich ein Polizist auf einem Motorrad, aber anstatt dass Sony nun die Chance ergrieft und Vollgas gibt sucht sie nach ihrer Brieftasche (!!!) und tut dann völlig überrascht, als ROTOR ihr in die Scheibe fasst, wobei es aus der Sicht des Vollstreckers eine gute Idee wäre, mal nach UNTEN zu greifen, wo Sony sich tatsächlich hingekauert hat. Abgesehen davon, warum nimmt er nicht seine Pistole? Ganz einfach, weil der Film dann nicht mal eine Stunde dauern würde (als er vorher von Sony angefahren wurde, hatte er sie definitiv noch). Sony versucht loszufahren, er hängt sich am Auto fest, sie kann ihn aber abschütteln und verschwinden.
Sie hält an und sucht sich ein Telefon. Sie meint „hier ist ein Mord passiert und jemand versucht auch mich umzubringen, ein Polizist auf einem Motorrad“, ich weiß nicht ob ich das so formulieren würde. Erstens impliziert sie mit dieser unspezifischen Aussage, dass der „Mord“ dann von einer anderen Person begangen wurde und zweitens hält sie ROTOR ja immer noch für einen Polizisten, ob man das dann als Durchschnittsbürger ohne weiteres Mord nennen würde? Und drittens ist nicht irgendwer erschossen worden sondern ihr Verlobter. Das wäre doch ein nicht ganz unwesentliches Detail, das man ansprechen könnte?
Die Polizei: „Können Sie den Polizisten auf dem Motorrad identifizieren?“ Wie sie das machen soll ist mir zu hoch, aber Sony überrascht uns mit exquisitem Insiderwissen: „Nein, ich meine ja, er bringt hier jeden um.“ Perfekte Identifikation. Und ROTOR hat bisher genau EINE Person umgebracht, die ständige Wiederholung, dass er ein amoklaufender Massenmörder ist, macht es nicht wahrer. Die Polizei rät ihr, sie soll bleiben wo sie ist, wobei sogar sie so schlau ist, zu kapieren, dass das dem sicheren Tod gleichkäme. Da sie nicht hierbleiben kann, fährt sie auf der nächsten Bundesstraße los, wobei sie angibt in welche Richtung (immerhin), die Polizei wird ihr entgegenkommen. Nun taucht auch ROTOR dort auf und weiß genau, dass Sony hier war, seine Technik namens „Sensor Recall“ erlaubt es ihm, das zu sehen, was gerade hier passiert ist (!!), das heißt er sieht auf seinem Display noch die flüchtende Sony. Warum aber nur gerade dieses Ereignis und nicht Tausende andere, die hier genauso passiert sind? Ganz einfach, weil das Skript es so haben will! Inzwischen hat man Gregorys Leiche gefunden, glücklicherweise hat ROTOR seine Visitenkarte in der Hand des (noch atmenden) Toten hinterlassen (ein Schild mit der Aufschrift ‚“R.O.T.O.R.“, das ihm Gregory runtergerissen haben muss), die Ermittler geben die Information in den Computer ein und kommen damit auf Coldyron als Verantwortlichen und rufen ihn sofort an. Coldyron macht sich auf den Weg ins Labor und schaut sich den Bildschirm an (wie ist er ins Labor reingekommen, er hat den Schlüssel doch an Houghtaling übergeben?) und sieht, was mit seiner Schöpfung los ist. Dann tippt er ein bisschen rum, um rauszufinden, was Sache ist, u. a. will er wissen, was ROTORs Mission ist. Womit er uns das größte Plothole des ganzen Films liefert, denn er ist plötzlich völlig überrascht, als er liest „to judge and to execute“. Du Vollidiot hast das Ding doch GEBAUT, außerdem steht das sogar auf ROTORs Motorrad. Wobei ich schon einmal anmerken möchte, dass der Befehl verdammt unspezifisch ist. Folgt aus „to judge and to execute“ tatsächlich Temposünder abzuknallen? Okay, wir sind in Texas, da ist der Unterschied zwischen „Recht vollstrecken“ und „augenblicklich abknallen“ wahrscheinlich nur ein begrifflicher.
Coldyron ruft „Projektleiter Willard“ an (ich hab’s befürchtet… wobei Houghtaling doch eigentlich gar keinen Grund hatte, zu gehen?) Er fragt ihn, was sie gemacht haben, Willard meint, die Energiereserven sind entladen, ohne dass jemand wüsste, wie und wo. Coldyron macht ihm klar, dass der ROTOR draußen ist und freiwillig nicht wieder heimkommen wird. Nun möchte Willard die Gelegenheit nutzen und von seinem Posten zurücktreten. Gut für uns, denn damit verabschiedet dieser hassenswerte Schrotthaufen sich endlich aus dem Film (vermisst ihr ihn schon?) Coldyron ruft sofort Buglar an, nun habe sich sein Traum erfüllt – 59 Tage zu früh! Nicht ohne eine gewisse Häme macht er ihm klar, dass wegen seinem großkotzigen Verhalten nun eine Killermaschine draußen Amok läuft, das soll man erst mal der Öffentlichkeit erklären, z. B. könnte man auch dem Senator sagen, ROTOR hätte eine Gruppe Nonnen überfahren, um einen Fußgänger für das Überqueren einer roten Ampel zu bestrafen (was, wenn man es genau nimmt, nicht viel anders ist als das was ROTOR tatsächlich getan hat). ROTOR war noch nicht fertig, seine Gehirnströme waren noch nicht ausgereift, er konnte noch nicht denken, er konnte einen Grundbefehl nicht ändern. Äh? Wieso sollte man den ändern (können)? Außerdem hätte dieser Grundbefehl erst in 50 Jahren (!) in Kraft treten sollen. Nebenbei sehen wir noch Buglars Spielzeug, ein Mini-Roboter, dem Willard nachempfunden sein könnte. Das Ding fällt von der Tischkante, sprich, geht über die Klippe. Ob uns das eine Metapher für irgendwas anderes sein soll?
Sony hat sich inzwischen in ein Café/Restaurant verirrt und bestellt sich einen Kaffee (bloß nichts überstürzen), wieder befindet sie sich nicht in Sicherheit, denn der Sensor Recall weist der Kampfmaschine des Todes den Weg. Er bricht in die Küche ein, wo der Koch (mit witzigen Hasenzähnchen) sauer über diesen ungebetenen Besuch sofort mit dem Messer auf ihn losgeht (!), ein Zensurschnitt (s. u.) verhindert, dass wir sehen, wie ROTOR ihn auf eine unnachahmlich bescheuerte Weise mit dem Gesicht auf die Herdplatte drückt und sich somit von ihm entledigt.
Nun steht er da – ganz groß und im Gegenlicht steht ROTOR in der Türe und hat es nur auf auf Sony abgesehen. Diese ausweglose Lage für Sony wird durch den glücklichen Zufall aufgelöst, dass drei Rednecks auftauchen, die sich ROTOR in den Weg stellen und ihn gleich angreifen. Hm, auch wenn bisher noch bei weitem nicht so viele Verbrechen wie angekündigt passiert sind, zu Polizisten sind die Leute in diesem Film exakt so brutal zu Polizisten, wie Coldyron das schwarzgemalt hat, das heißt zumindest zu ROTOR, den aber jeder für nen stinknormalen Cop halten muss. Fragt sich halt, ob eine solche Welt es dann überhaupt noch wert ist, gerettet zu werden *hier „Und es leben nur noch die Idioten“-Spruch einfügen*. Die ersten beiden („regelst du hier den Verkehr?“) kann ROTOR schnell fertig machen, der dritte reißt sich sein Unterhemd runter und präsentiert seinen Stahlbody (aua), die Metzelmaschine packt ihn aber einfach am Arm, drückt nach unten und schickt ihn mit ein paar Schlägen auf die Matte.
Dort angekommen wird er noch von ROTOR im wahrsten Sinne des Wortes überrannt. Verdammt harter Bursche. Was aber den Plot noch mehr in Frage stellt, denn warum tötet er nicht die Angreifer? oder hätte das darstellen sollen, dass er sie tötet? Ist das was Sony gemacht schlimmer, sodass er alles daran setzen müsste, sie weiter zu verfolgen?
Sony versteckt sich bei einem Typen in einem Schrankenhäuschen, ROTOR kann man nicht viel vormachen, der sieht wieder alles über Sensor Recall, reißt den Typen raus und macht wieder denselben Fehler, wie vorher am Auto, d.h. wieder bringt er es nicht fertig, auch nur ansatzweise in die Richtung zu greifen, wo Sony sich versteckt hält. Plötzlich taucht ein Truck auf, der Fahrer steigt aus, Rotor zielt gleich auf ihn, der zieht seinerseits sein Gewehr (die Leute scheinen wirklich auf Bullen nicht gut zu sprechen sein in dieser Gegend), beide schießen sich gegenseitig an, da taucht plötzlich Coldyron auf, der vorher die Direktive ausgegeben hat, nichts zu machen was er nicht anordnet. Er hat schnell wieder zu alter Form gefunden.
ROTOR ist durch den Schusswechsel zu Boden gegangen, kann sich aber relativ schnell regenerieren (was auch immer). Sony drückt auf die Hupe des Trucks, das gibt Coldyron Gelegenheit sich mit ihm 1-on-1 zu prügeln (!), wobei die Killermaschine nicht die Überlegenheit zeigen kann, auf die man vielleicht gewettet hätte. Coldyron hält ROTOR den Schlüssel vor die Nase, das heißt, das Metallteil, das wir vorher schon gesehen haben (ihr erinnert euch). Es ist nicht irgendein Schlüssel sondern der „Deaktivierungsschlüssel“, wie wir später hören werden. Das veranlasst beide, sich ganz langsam wieder zu ihren jeweiligen Gefährten zurückzuschleichen (bitte die Kämpfe nicht in so einem atemberaubendem Tempo inszenieren, mein armes Herz hält das nicht aus). Coldyron zückt seine Wumme und schießt auf den fahrenden ROTOR bzw. sein Motorrad. In völliger Verkennung der Sachlage gibt er Sony per Funk durch, dass ROTOR kampfunfähig ist, oder zumindest sein Bike – weder das eine noch das andere wird uns auch nur ansatzweise optisch vermittelt, im Gegenteil, ROTOR hat schon längst wieder Verfolgung aufgenommen Richtung Sony. Coldyron macht Sony die missliche Lage klar, dass sie als „Köder“ dienen soll. Denn „solange er hinter Ihnen her ist, kann er keine Massenmorde begehen“. Das wird sie bestimmt beruhigen. Und warum eigentlich nicht? Kleiner Drive-by vielleicht?.
Mangels Alternativen willigt sie ein. Coldyron schickt sie nun auf eine besondere Odyssee, d.h. sie soll nun einfach mal drauflos fahren – wenn wir der Zeitlinie des Films folgen wird sie nun ca. 10 Stunden ziellos in der Gegend umhergurken – wohlgemerkt während eine (zumindest laut Skirpt) technologisch und waffentechnisch überlegene Killermaschine ihr auf den Fersen ist. Zuletzt soll man sich an einer Fischerhütte treffen. Sony kennt den Treffpunkt nicht, aber die dafür die Straße, die daran vorbeiführt. Das klingt nach dem besten Plan, den sich je ein Mensch ausgedacht hat.
Coldyron fordert nun Verstärkung an. Bei der Vermittlung fordert er nach Dr. Steele in „Houston, Texas“, warum man das in Texas extra spezifizieren muss, ist mir zu hoch. Er spricht ihr auf den Anrufbeantworter: „Wir kennen uns nicht, aber ich brauche Sie.“ Dafür dass sich die beiden nicht kennen, haben sie schon ziemlich lange an demselben Projekt zusammengearbeitet.
Nun beginnt der nächste Tag und ROTOR steuert ein wenig planlos durch eine Autowerkstatt. Dort stört ihn vor allem die Musik, weshalb er einfach das Radio kaputt haut. Dann nimmt er zwei Kabelenden und versetzt sich selbst einen nicht unwesentlichen Stromschlag – was entweder seine Reserven wieder auflädt oder eine neue Lernstunde einläuten soll, wird uns an der Stelle nicht gesagt, jedenfalls ist das tricktechnisch damit gelöst, dass der Film an der entscheidenden Stellen einfach negativ wird (den Effekt hatte sogar schon Phil Tucker 1953 bei ROBOT MONSTER im Gepäck, noch im neuen Jahrtausend setzte man bei TIME SHIFT auf diesen genialen Effekt). Der Mechaniker, der gerade ein Auto repariert, bricht in Panik aus, läuft nach draußen und springt vor Schreck auf einen fahrenden Pick-up auf (sportlich!).
Stock Footage von einem Flugzeug, das kann nur bedeuten, Dr. Steele ist gelandet und nun sehen wir sie in voller Lebensgröße, Betonung liegt auf Größe, sie ist nämlich nicht nur Wissenschaftlerin sondern auch Bodybuilderin (!), ein Zusammenhang, der sich aus ihrer Sicht zwingend aufzudrängen scheint. Man fährt zum Hotel (wohlgemerkt, während Sony immer noch ziellos durch die Gegend fährt und von ROTOR verfolgt wird, der sie umbringen möchte). Inzwischen ergeben sich wieder Dialoge der Extraklasse, die eigentlich komplett zitierwürdig wären, diesmal sogar mit philosophischem Touch, Steele meint, dass das nicht sein kann mit dem menschlichen Irren, und jetzt muss sie ihn auch noch ausschalten, außerdem war bisher alles, was sie bisher erfunden hat, unzerstörbar (ob damit auch ihre ihre grauenhafte Frisur einbezogen ist?). Coldyron zeigt ihr den Schlüssel. Steele: „Der Schlüssel? Ach kommen Sie…“ winkt sie ab. Wie soll man den ROTOR denn sonst ausschalten, wenn nicht mit dem Schlüssel? Coldyron: „Können wir ihn unschädlich machen?“ – Steele: „Sie haben den Schlüssel!“ Wie denn jetzt, bringt der nun was oder nicht? Ich blicke da nicht durch. Wobei ich mich sowieso frage, wie das überhaupt funktionieren soll, ist ja nicht so, dass ROTOR mal so eben stillhalten wird, um sich per Schlüssel deaktivieren zu lassen.
Dann im Hotel angekommen noch etwas tiefsinniges Sinnieren. Steele: „Man sollte die Wirklichkeit nicht zu sehr herausfordern“, Coldyron: „Haben wir Gott gespielt?“ (die Frage hat man auch noch NIE gehört in irgendeinem Film). Coldyron zitiert den englischen Aufklärer John Milton: „Hab ich die Schöpfer je gebeten mich aus dem Lehm zu formen, mich aus dem Dunkel zu formen, ist es nun seine Schuld oder unsere dass er so geworden ist?“ Das rührt tatsächlich an einem interessanten Problem in der Religionsphilosophie, nämlich: ist der Schöpfer als Kreator der Welt dann nicht eigentlich auch verantwortlich für alles, was die Geschöpfe so treiben, also auch für die Boshaftigkeit der Seelen? Das mag beim Menschen eine Frage sein, über die man sicher lange diskutieren kann. Hier ist die Faktenlage etwas eindeutiger, da nich nicht erkennen kann, dass ROTOR ein ähnliches, selbsttätiges Bewusstsein hat wie z.B. Skynet sondern nur das tut, was man ihm als Grundbefehl eingegeben hat, fällt es natürlich in Coldyrons Verantwortung, also was soll das Gesülze? Nur etwas Poesie hat noch keinem Z-Actioner schlecht getan.
Back on the streets führt Coldyron dieses Problem sogar aus (ROTOR ist „ein Wille ohne eine Seele“) und a propos Grundbefehl.
Der ROTOR ist nun da, 25 Jahre zu früh. Vorher haben wir aber gehört, er folgt einem Grundbefehl, der erst in 50 Jahren in Kraft hätte treten sollen. Dann hätte man doch erst recht Zeit gehabt, ihm den Grundbefehl zu geben? Wobei ich weiter drauf rumreiten muss, der aktuelle Grundbefehl ist verdammt unspezifisch, wie hätte dann der eigentliche Grundbefehl für die ersten 25 Jahre in ROTORs Dienstzeit ausgesehen?
Steele entwickelt inzwischen sogar eine NOCH bessere Idee, wie man ihn stoppen kann, Coldyron muss einfach nur die Parallelen zwischen ihm und ROTOR entdecken. Coldyrons Versagen ist sein Versagen, Coldyrons Schwächen sind seine Schwächen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was sie uns damit sagen will. Coldyron geht es genauso, Steele meint einfach, sie hofft, dass er den tieferen Sinn der Worte nie wird herausfinden müssen (keine haltbare Position). Coldyron ist nämlich nur das Gehirn, Steele die Muskelkraft (bevor Steele aufgetaucht ist, hätte man eher auf das Gegenteil schließen können, sie hat das Know-how bereit gestellt und er war der Tuff guy fürs Grobe). „Ich weiß“, meint Coldyron. Zum Glück kann man sich die Suche nach ihm durch modernste technische Hilfsmittel erleichtern, nämlich einen Oszillographen, der uns ROTORs Position eindeutig mitteilen soll (einer der besten Lacher des Films). Zum Schlüssel und wie man ihn an der passenden Stelle platzieren soll fällt Steele ein, dass lieber Coldyron den Part übernehmen soll: „Wenn ich so nahe an ihn rankomme, dann würde ich wohl kaum das Schlüsselloch suchen“ (sondern das Pimmelloch? Kinder, das habt ihr jetzt nicht gehört!). Jetzt erst (!!!) erzählt Coldyron Steele, was Sony überhaupt mit der ganzen Geschichte zu tun hat.
ROTOR baut inzwischen ohne erkennbaren Grund einen Unfall mit seinem Motorrad (schön, wenn er in puncto Fahrsicherheit mit so gutem Beispiel vorangeht) und Sony hält an, da ihr Ziel sehr nahe ist. Sie meint ganz kritisch: ROTOR ist hier, warum fehlt Coldyron denn bitte bloß noch? Bevor ihr fragt, ROTOR wird es tatsächlich schaffen, den Treffpunkt zu erreichen. Coldyron und Steele kommen an, Steele fragt nach einem indianischen Fährtensucher wegen der rotorischen Fußspuren (einen indianischen Potenzbolzen hätte ich ihr nennen können), Coldyron hat in seiner Kindheit selbst jeden Sommer im Indianer-Reservat verbracht, somit kann man sich die Suche sparen.
Steele liefert eine weitere Kostprobe von Blaines Dialogkunst: „Ich bin wie ein Friedhof, ich nehme jeden Körper.“ Die Männer in ihrem Fitness-Studio werden sich die Finger ablecken.
ROTOR bedroht Sony auf einem Boot und packt erst jetzt seine fieseste Line aus:
„Ich bin R.O.T.O.R. – Sie sind schuldig!“
Er verliert bei der Gelegenheit jegliche Rundumsicht und kann von Coldyron aus dem Hinterhalt problemlos niedergeschossen werden, nur ROTOR wäre nicht ROTOR wenn er sich nicht wieder hochboxen würde, Steele springt zu ihm ins Boot und die beiden liefern sich ein härteres Wrestlingmatch als Undertaker, Bret Hart, Rick Martel etc. es jemals hinbekommen hätten.
Coldyron führt die hinkende Sony zum Auto, dann greift er wieder selbst ins Geschehen ein, wird aber von ROTOR gestellt, der ihm seine Knarre unter die Nase hält. Coldyron duckt sich, ROTOR schießt unbeeindruckt davon erst ca. drei Sekunden später eindrucksvoll ins Leere (ROTOR hat wirklich die Reaktion einer Schlaftablette im Wachkoma). Nun bindet Sony ein Seil am Auto fest, natürlich nicht irgendein Seil sondern Coldyron Sprengteufel, und nun wird’s ganz bescheuert: Steele hat sich wieder an ROTOR festgekrallt und reißt ihm die Haut auf der Brust auf (??), die offensichtlich aus grünem Schleim besteht (???), dazu noch mal Negativwerden des Films (soll wohl das Äquivalent der Energieblitze sein, wenn der T-800 dem Abnippeln nahe ist). ROTORs Haut schließt sich wieder und er umarmt Steele so fest, dass sie die Besinnung verliert (und nicht mehr aufsteht, da hat sie sich wohl ein wenig überschätzt mit ihrer Muskelkraft).
JETZT ERST kommt Sony auf die glorreiche Idee, die Hupe (leider nur des Autos) sprechen zu lassen. Coldyron nimmt sich sein Sprengseil zur Hand und bindet eine Schlinge daraus, die er ROTOR vor die Füße wirft, in die dieser gedankenverloren hineintritt (ich gebe nur wieder). Coldyron knüpft noch mehr Schlingen die er alle an den Extremitäten seiner Kreation befestigt (aus EINEM Seil, das am anderen Ende am Auto montiert ist, darüber hinaus fliegen die Schlingen aus den unterschiedlichsten Richtungen ins Bild), die Schlinge um seinen Hals kann er noch abschütteln, aber die anderen… Das ist wohl der Blutadler, von dem Shoeboogie vorher gesprochen hat. Coldyron nimmt nun die Beine in die Hand, denn die „Struktur des R.O.T.O.R.s“ bringt die Kabel zur Explosion (???), was die Frage aufwirft, ob dann nicht auch das Auto in die Luft fliegen müsste, denn diesmal spielt der Draht von vorher keine Rolle. Den ROTOR zerfetzt es mit Karacho (den ROTOR zerfetzt es, die Seile bleiben fabrikneu wie eh und je) und das war’s fürs erste mit unserer Geschichte.
Jetzt halten wir einen Moment inne und denken an den Anfang zurück: Warum war Sony dort bitteschön tot?? Hier hat sie außer einer Fußverletzung nichts schlimmeres davongetragen, das Auto, in dem sie sitzt, hätte nach der „Logik“ des Films zwar explodieren oder zumindest schwer beschädigt werden müssen, nur davon gibt uns der Film nicht den leisesten Anhaltspunkt. Und von wo aus will der Redneck mit der Flinte die ganze Szene beobachtet haben?
Bleibt uns nur noch der Epilog. Coldyron befindet sich im Verhör, wo wir eine Close-up auf den Deaktivierungsschlüssel zu sehen bekommen (und jetzt denken wir noch mal ganz scharf darüber nach, ob der im Showdown auch nur irgendwie die allergerinste Rolle gespielt hat). Da man gegen Coldyron offenbar nichts in der Hand hat, lässt man ihn gehen. Die Freiheit kann er nur kurz genießen, denn aus dem Hinterhalt taucht Buglar auf und schießt ihn nieder mit den Worten „im Dienst der Gerechtigkeit“ (??!!). Er benachrichtigt seinen Neffen, seinen einzigen Erben (auch hier planzt man sich per „Veronkelung“ fort), der seine ganze Erbschaft abkassiert. Dazu gehören nicht nur ein paar grüne Scheine sondern auch das Tagebuch seines Onkels, mit den neuesten Einträgen zum ROTOR-Zwischenfall (!!! – wann soll er denn bitte die geschrieben haben?), um uns noch das philosophische Schlusswort Coldyrons mit auf die Reise zu nehmen: „… dass die höchste Qualität der Rechtsgewalt auf menschlicher Gnade basiert.“ Ob er damit in Texas auf hörende Ohren stoßen wird? Bildtechnisch wird uns währenddessen übrigens der Cliffhanger für ein (niemals gedrehtes) Sequel präsentiert, der „R.O.T.O.R II“, sogar mit neuem Design, aber das ist so grandios, das spoilere ich euch nicht, holt euch das Tape und schaut euch den Streifen selber an, Leute!
Analyse
ROTOR-Roboter ist so allein, ROTOR will nie mehr so einsam sein, er sucht eine Roboter-Braut mit silbergrauen… *sing*
Huch! Ich war ja direkt in Gedanken versunken. Man sehe es mir nach. Habt ihr denn tatsächlich erwartet dass ich euch diesen Kalauer ersparen werde?
Also der Film… Mann, ROTOR ist nun wirklich ein erlesenes Dummdumm-Geschoss, das so tief in 80er-Jahre-Klischees watet, dass man richtig froh ist, das Jahrzehnt persönlich nur aus der Knirpsensicht erlebt zu haben (dafür dann die 90er umso intensiver; ob das eine Verbesserung darstellt?). Ich habe es schon angesprochen und komme gerne noch mal darauf zurück, der Film klaut mehr als schamlos bei TERMINATOR und ROBOCOP, hat aber natürlich nicht den Funken der Inspiration oder die Coolness der Filme. Warum nicht? Versuchen wir es mal.
Das Set-up entspricht dem von ROBOCOP, ein unbesiegbarer Polizeiroboter soll für Recht und Ordnung sorgen, doch beim (genialen) Vorbild von Verhoeven passiert die Wandlung erst mitten im Film und wird alles andere als selbstverständlich vorausgesetzt, aber ich hab vergessen, man muss ja noch rechtzeitig die Kurve kriegen, TERMINATOR zu kopieren, was in dem Moment beginnt, als Sony auftaucht und er ihren Freund tötet. Mit welchen Schwächen das wiederum behaftet ist, habe ich schon angedeutet: Warum verfolgt er Sony überhaupt so unerbittlich? Es gäbe doch sicher genug andere Verkehrssünder, denen er genauso hinterherjagen könnte. Andere Rezensenten behaupten, sie habe gar nichts gemacht, das stimmt so direkt nicht, beim Zurücksetzen fährt sie ihn an, trotzdem hat er es VORHER schon auf sie abgesehen und spätestens als die Leute im Restaurant auf ihn losgehen fragt man sich doch, was an Sony bitteschön so wichtig ist. Sarah Connor war eben die „Inspiration“, eine Zeitreisegeschichte wollte man dann aber doch nicht einbauen, dann hätte man Coldyron als Erbauer opfern müssen. Alles bleibt in der Gegenwart angesiedelt (spricht jedenfalls nichts dagegen), die Roboter sind auch das einzige Futuristische im Film (die „Sprengseile“ zähle ich nicht), sonst gibt sich der Streifen verdammt bodenständig in seinem Texas-Ambiente.
Beim verhoevenschen Vorbild (der übrigens auch in Dallas gedreht wurde) war die Stadt in der Hand eines einzigen großen Konzerns, auch die Polizei war privatisiert. Man kann zwar dem Film nicht vorwerfen, ein anderes Setup zu beackern, nur ist eben der Background, sofern wir denn einen kriegen, verdammt uninteressant. Eine lebendige Filmwelt sieht anders aus. Coldyron muss auch an gewaltigem Verfolgungswahn leiden, wenn er meint, dass hier die Menschheit in einem Pfuhl des Verbrechens versinkt. Das einzige Verbrechen das passiert (abgesehen davon, dass fast alle Leute ROTOR angreifen) ist der Überfall der Tankstelle. Bei Robocop passiert wesentlich mehr, und dort ist die Verbrechensbekämpfung eigentlich nicht das Ziel sondern nur ein Vorwand für andere schmierige Machenschaften, hier ist es der Dreh- und Angelpunkt. Die Tatsache, dass wir übermenschliche Polizisten brauchen, die Recht sprechen und vollstrecken, wird im Film letzttlich nicht hinterfragt, höchstens die Ausführung. Der Film ist da inkonstistent, wenn man es genau nimmt, tut ROTOR genau das, was Coldyron will, es trifft höchstens die Falschen. Insgesamt vertritt der Film eine rechtskonservativ-amerikanische Ideologie, die auch von Gewaltenteilung nicht viel hält, die man nicht teilen muss (die Ideologie, nicht die Gewalten), auch wenn er manchmal so tut. Coldyrons Geschwafel von Moral ist letztlich nur vorgeschoben und, es mag zwar nur ein Detail sein, ist mir aber dennoch aufgefallen, Coldyron schwärmt einerseits davon, wie gerne er als Kind Indianerreservats besucht hat, andererseits zerfließt der Indianer im Film in seiner Rolle als Opfer des weißen Rassismus, was wiederum Klischees bedient (nach dem Motto „was haben die Indianer denn, wir haben sie doch alle lieb“). Dass Shoeboogie als Megastecher präsentiert wird, schraubt den Kackefaktor zusätzlich in die Höhe, wenn Mango nicht schwarz wäre, würde sich direkt der Verdacht des „Quotennegers“ aufdrängen…
Die Figur Robocop hatte auch eine – huch – tragische Tiefe, indem Robocop sich an seine Ermordung, seine Kollegin und seine Familie erinnert. ROTOR hat nicht die geringste tragische Dimension, er hat noch nicht einmal irgendeinen nennenswerten Hintergrund. Nicht nur dass wir nicht erfahren, warum er schon seine menschliche Haut übergezogen hat (immerhin steht er nach dem Skript auf einer sehr niedrigen Stufe seiner Entwicklung), wo die menschliche Haut herkommt und wem sie nachempfunden ist, bleibt im Dunkeln. Klar, anhand der Rotzbremse und der Porno-Brille ist unserer Phantasie Tür und Tor geöffnet. Bei TERMINATOR wird immerhin angedeutet, dass die Maschinen sich mit dem Aussehen der Cyborgs etwas gedacht haben und Arnie wirkt auch heute noch verdammt bedrohlich. Bedrohlich ist an ROTOR gar nichts. Ganz im Gegenteil, einen lächerlicheren Cyborg habe ich noch nicht gesehen, er wirkt auch überhaupt nicht stark. Dabei war gerade doch (aus meiner Sicht zumindest) eines der faszinierendsten Dinge am Terminator, dass er menschlich aussieht aber übermenschliche Stärke freisetzt (ohne ein klassischer Superheld oder Superschurke zu sein).
Dazu kommen auch noch ROTORs Nicht-Fähigkeiten, wie er seine Hand ins Leere streckt oder seine Schnarch-Reflexe. Ausnahme ist das „Sensor Recall“, zu dem ich mich oben geäußert habe. Die Idee mag zwar Logikprobleme aufwerfen, hat aber definitiv irgendwas, das nehme ich aber gleich wieder zurück für die Geschichte mit seiner Überempfindlichkeit gegen Hupen (Autohupen ihr Säue) und Musik (und gerade Shoeboogies Musik hat ihn letztendlich zum Leben erweckt). Das steht aber symptomatisch für die Blödheit aller Charaktere, denn Sony weiß um die Schwäche und nutzt dass natürlich in keinster Weise gewinnbringend aus. Wobei auch Coldyron das nicht tut, aber was will man dem schon zutrauen, der wundert sich doch sogar, wenn ROTOR den Befehl „to judge and to execute“ ausführt. Das was wir im Showdown verglichen mit kurz vor Ende sehen, deckt sich in keinster Weise, somit komme ich zu dem Schluss, dass die Szenen mit den Schlüssel vielleicht schon vorher gedreht wurden und der Showdown eigentlich hätte anders aussehen sollen, nur wollte man eben doch noch einen fetten Knalleffekt am Ende haben.
Die Zeitlinie in diesem Film ist völlig vermurkst, das geht damit los, dass ROTOR zwar schon einen Grundbefehl (von denen es offensichtlich mehrere gibt) eingegeben hat, der aber erst in 50 Jahren Jahren hätte aktiviert werden sollen. Damit ist der ROTOR 25 Jahre zu früh dran, und das, obwohl der Prototyp in vier Jahren realistisch ist. Ähm, ein voll funktionsfähiger Roboter schon mit menschlicher Haut, einem Grundbefehl (der sowohl seine Körperfunktionen als auch sein primäres Einsatzziel bestimmen soll), einer Mission und kompletter Ausrüstung ist kein Prototyp? Auch die Tag-/Nacht-Problematiken habe ich schon verwiesen, eine exakte Timeline des unübersichtlichen Geschehens findet ihr bei Jabootu.
Von dem weiteren wissenschaftlichen Blödsinn will ich gar nicht anfangen, von dem philosophischen Dünnpfiff auch nicht.
Technisch behilft man sich recht primitiver Mittel, ganz mies ist dabei das Design von Willard (unser Comic Relief in diesem ansonsten ernstgemeinten Film), ansonsten gibt es nicht viel, was in dem Film wirklich Geld gekostet haben könnte. Höchstens noch das ROTOR-Modell, dessen durchschaubaren Stop-motion-Effekte ins Auge stechen. Größere Drehgenehmigungen dürfte man sich auch nicht kosten haben lassen, für die Panorama-Shot über Dallas hilft man sich mit Stock Footage. Einigermaßen glaubwürdig finde ich das Foyer des Forschungszentrums, ganz primitiv ist das Design des Labors, was wirklich jeder Beschreibung spottet ist der Oszillograph und das Negativwerden des Films. Interessant wäre es, das Budget des Streifens zu erfahren, Robocop koste ca. 13 Millionen Dollar, Terminator gerade mal die Hälfte, und das war schon verdammt Low Budget (da sieht man mal wieder, was ein guter Regisseur auch aus begrenzten Mitteln auf die Beine stellen kann). Da sind schon mal die 20 Dollar von Gregory. Aber sonst?
Kommen wir zu den Schauspielern.
Richard Gesswein (Coldyron) lieferte hier seine einzige Filmrolle ab. Er müht sich sichtlich ab, den knallharten Tuff guy aus Sexas äh Texas zu geben. Das könnte theoretisch funktionieren, wenn er mit dieser Attitüde nicht Amok laufen würde und auch nur einen Funken darstellerisches Talent mitbringen würde. Er war auch als Produzent tätig.
Margaret Trigg genießt das Second-Top-Billing, agiert unbeholfen, passt aber einigermaßen in die Rolle als panisches Opfers und verschont uns modetechnisch noch halbwegs mit dem, was die 80er sonst zu bieten hatte. Es hilft ihr wenig, dass ihr so dumme Dialoge in den Mund gelegt werden. Sie hatte noch in den 90ern Auftritte in TV-Serien und spielte die Barbie-Rolle in DREAM HOUSE. 2003 starb sie im Alter von 39 Jahren.
Jayne Smith als Dr. Steele hat ansonsten nur noch einen Film in ihrer Vita, den SciFi/Sex-Trasher FLESH GORDON 2 – SCHADE DER GALAXIS (entsprechend den Filmflausen als „Kackmensch“, auch ’ne Karriere). Abgesehen davon, dass ich auf Bodybuilderinnen nun nicht unbedingt abfahre, ist sie auch eine grausige Darstellerin und ihre Outfits und ihre Frisur sind echt der Abschuss.
James Cole trat auf als Gregory und ich lag richtig als ich mir dachte, dass er mir bekannt vorkommt, denn er hat auch eine kleine Rolle bei KEVIN ALLEIN IN NEW YORK mit Macaulay Culkin. Zuvor war er schon Seriendarsteller gewesen. Letztes Jahr ist er gestorben.
Stan Moore (Houghtaling) war hier auch als Stuntman unterwegs (und das, wo er hier als der älteste im ganzen Cast wirkt) und hatte noch drei weitere Filmrollen.
Michael Hunter als Buglar war kurioserweise tatsächlich bei ROBOCOP als Darsteller verpflichtet (als „Peter the homeowner“). Hier jedenfalls bringt er ein so dermaßen übertriebenes Overacting, dass das Minenspiel von Creedence direkt dezent wirkt. Gut, ich übertreibe jetzt, Creedence ist natürlich unschlagbar, aber ich glaube ihr wisst was ich meine.
Last but not least R.O.T.O.R. Gemäß den Anfangscredits haben wir es zu tun mit Carrol Brandon Baker (Carroll als Männername diesmal), die Imdb macht gleich zwei verschiedene Leute draus: Carroll Brandon, er hat nur diesen Film in seiner Vita, und Baker (nur Baker, sonst nix, so ähnlich wie McLovin), der noch Assistant Production Coordinator bei HARVEST von Stuart Burkin gewesen sein soll. Ich habe nichts bemerkt, dass es sich um zwei verschiedene Leute handeln soll, auch einer Imdb muss man nicht immer alles kritiklos glauben.
Wer auch immer ROTOR nun gerade darstellt, er tut vor allem eins: blöd aussehen (ohne jemandem zu nahe treten zu wollen) und schauriges Acting präsentieren. Regisseur Cullen Blaine war kein völliger Neuling im Geschäft, unter dem Namen Cullen Houghtaling (wie der Laborassistent) drehte er schon drei Kurzfilme, nachher drehte er noch fürs Fernsehen, auch bei der Kinderserie HEY ARNOLD! saß er bei mindestens einer Folge am Regiestuhl. Ansonsten war er noch Storyboardzeichner bei einen Haufen Serien am Start, u. a. GARFIELD, ANIMANIACS, KARATE KID, NINJA TURTLES, ALVIN & DIE CHIPMUNKS und GHOSTBUSTERS. Das scheint eher sein Metier gewesen zu sein als die Regiearbeit, denn hier beweist er sich als ziemlich talentfrei, hier war er übrigens als Produzent tätig, das zumindest noch einigermaßen professionell. Der größte Witz ist sein Credit für die „Original Story Idea“ dafür sollte man ihn eigentlich mit Arnie und Peter Weller in Oktagon sperren und den Schlüssel wegwerfen.
Diese oberniegelnagelneue Idee wurde dann von Budd Lewis zu einem Drehbuch verarbeitet, der war zudem als Ko-Produzent und Production Designer beschäftigt. Auch er war Storyboardzeichner für verschiedene Serien, wenn auch nicht ganz so prominent wie Cullen Blaine. Am prominentesten immerhin noch DIE SCHLÜMPFE. Er schrieb noch ein weiteres Drehbuch für den Film DRAGONFIGHT von Warren A. Stevens und mit Robert Z’Dar (MANIAC COP, FUTURE WAR, SAMURAI COP).
Produktionsfirma war neben WestWind Pictures, die neben ROTOR nur zwei andere Filmen im neuen Jahrtausend gedreht hat, Manson International.
Nun ist Charles Manson sicher nicht die einzige Person in Amerika, die diesen Familiennamen trägt, trotzdem darf man sich fragen, ob der Name so glücklich gewählt ist. Die Firma schien sich bevorzugt im Z-Bereich zu bewegen. Dass zwei Produktionsfirmen beteiligt waren bestätigt meinen Eindruck, dass der Film „on the fly“ geändert wurde und so uneinheitlich wirkt (siehe das Ende).
Ich würde gerne noch was zur DVD sagen – wenn es denn eine gäbe. Leider hat sich in keinen Winkel der Welt eine ebensolche verirrt, damit gibt es den Streifen nur auf VHS, ich habe die beiden Auflagen von Highlight. Das rührt daher, dass ich den Film zunächt auf Verdacht mal mitgekauft habe, und dann auf FSK 18 aufrüsten wollte. Die beiden unterscheiden sich leider nur dadurch, dass beim Einleger das FSK18-Siegel durch ein FSK16 überklebt wurde (auf dem Tape und im Vorspann findet sich FSK16). Wie das abhauen soll, ist mir vollkommen unbegreiflich, denn der Film ist indiziert und ich habe mir beide Fassungen angesehen, die sind gleich. Zuerst dachte ich an eine Fehlpressung. Was auch immer. Hat den Vorteil dass man mit der 16er ebenso gut bedient ist und die entsprechend einfacher zu beschaffen ist. Das gilt aber nicht für das 16er-Tape von Arcade, das noch stärker cut sein muss, wenn man der Ofdb glaubt. Die behauptet aber auch, dass der Film 1989 gedreht wurde, was nicht stimmen kann, da er bereits 1988 (Video-)Premiere hatte. Gekürzt sind isgesamt ALLE deutschen Fassungen, mindestens eine Szene fehlt auch bei Highlight, wo ROTOR den Koch auf die Herdplatte drückt. Mehr Glück hat man vielleicht mit ausländischen Fassungen, das australische Tape geistert oft zu halbwegs erschwinglichen Preisen über eBay.
Wie mir der Doc mitgeteilt hat, war mal eine Laserdisc angekündigt (ich weiß jetzt nicht von welchem Label), die hat er auch vorbestellt, die wurde aber dann gecancelled. Kann nur daran liegen dass der Doc der einzige Vorbesteller gewesen ist. Hart ist der Film übrigens so oder so nicht, die einzige blutige Szene ist Gregorys Erschießung, die Indizierung kann nur an der allgemeinen Thematik liegen.
Fazit: ROTOR ist ein völlig schwachsinniger Film, der bei viel besseren Genrevorbildern klaut, aber wenig überraschend nicht mal ansatzweise die Klasse der beiden erreicht. Der Film ist nicht ganz so dreist, direkt Szenen 1:1 nachzudrehen wie LADY TERMINATOR, das war’s aber schon an Originalität. Einem spaßigen Filmerlebnis steht das natürlich keineswegs im Wege, denn der Film bietet wirklich Lacher am laufenden Band, ob jetzt Dialoge, Schauspieler, die Löcher in der Handlung, die Charaktere und das metertiefe Waten in 80er-Jahre-Klischees. Ich lehne mich jetzt mal so weit aus dem Fenster um zu sagen, dass der Film einfach unbedingt in jede Trash-Sammlung, die was auf sich hält, gehört. Der Film ist GROSS, sehr GROSS. Er kann zwar unterm Strich noch nicht ganz mit der trashigen Göttlichkeit von TROLL 2 mithalten, aber das ändert gar nix, das Ding ist ein Pflichtkauf und fertig. In der Buttom-100 taucht er zwar wegen zu wenig Bewertungen nicht auf, wäre aber auf Platz 47 (Stand August 2011), gerade noch 0.1 Punkte besser als ATOR 2, aber ganz so krass ist es auch wieder nicht, der D’Amato-Ultratrasher ist dann vom technischen Standpunkt aus doch wieder uneinholbar, beim Schwchsinnsfaktor sieht es natürlich wieder anders aus. Oder um es mit den ungefähren Worten von Somethingweirdo.de zu sagen: Ihr steht auf völlig bescheuerte Filme? Bevorzugt aus den 80er Jahren? Ihr sucht dringend noch nach einer Trashgranate für die nächste Party? Ihr könnt alle die Fragen mit einem freudigen „ja“ beantworten? Ja? Dann braucht ihr: R.O.T.O.R. – DIE KILLER-MASCHINE!
(c) 2011 Diamond Bentley
BOMBEN-Skala: 8
BIER-Skala: 8
Review verfasst am: 28.12.2011