Queen of Blood

 
  • Original-Titel: Queen of Blood
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  • Regie: Curtis Harrington
  • Land: USA
  • Jahr: 1966
  • Darsteller:

    John Saxon (Allan Brenner), Judi Meredith (Laura James), Basil Rathbone (Dr. Farraday), Dennis Hopper (Paul Grant), Florence Marly (Alien), Robert Boon (Anders Brockman), Don Eitner (Tony Barrata), Forrest J. Ackerman, Virgil Frye, Robert Porter, Terry Lee


Vorwort

Das Verwenden fremder Footage für den eigenen Film gilt gemeinhin ja als die niederste Form des Flmemachens. Dabei ist dieser Kunstgriff praktisch so alt wie die Erfindung des Kinematographen selbst, denn schon die Filmpioniere vergangener Tage konnten sich die Rechnung aufmachen, dass es einfacher – und billiger – war, Szenen, die ein Dritter gedreht hatte und gut in den eigenen Film passten, zu kaufen (oder zu klauen…) anstatt sie aufwendig selbst zu drehen.

Die Filmemacher von days of yore hatten dabei allerdings einen nicht zu unterschätzenden Vorteil – die Filme, die sie plünderten, liefen nicht alle Nase lang im Fernsehen oder standen bei jedem Trottel in VHS- oder DVD-Form im Regal – die Chancen standen also gut, unbemerkt mit den „Leihszenen“ durchzukommen. Anfang der 2000er, als Jim Wynorski das „neue Storys auf aufwendige Actionsequenzen aus Blockbustern rumfilmen“ zu einer Art Kunstform erhob, war das anders. Das geneigte Publikum erkannte, wenn eine Autoverfolgung aus „Get Carter“ zu einer solchen in einem bulgarisch basierten Seagal-DTV-Hobel mutierte oder Truck-Explosionen aus „Universal Soldier“ plötzlich einen Fred-Olen-Ray-Film zierten. Das brachte Jimbos Produktionen für Kabelsender, die was für die Nachtschleife brauchten, Hohn, Spott und schlechte Kritiken ein, aber ein Wynorski steht da drüber… Allerdings scheint dieses Geschäftsmodell mittlerweile auch tot zu sein, jedenfalls kam mir schon eine Weile kein solcher Patchwork-Film mehr unter die Pupillen.

Jedenfalls, worauf ich eigentlich hinaus will, es ist eigentlich ein altbewährtes Mittel zum Geldsparen und den eigenen Billigfilm besser und teurer aussehen lassen als er ist. Kein Wunder also, dass dieses Rezept auch von altbekannten Sparfüchsen wie Roger Corman und AIP gerne verwendet wurde. Doch dort war man trickreicher, man bediente sich an Filmen, die der gemeine Durchschnittskinogänger schlechterdings gar nicht gesehen haben *konnte* und deshalb die Schlussfolgerung, dass AIP sich solche Sequenzen nie im Leben leisten konnte oder wollte und der Kram deshalb woanders her stammen musste, nicht ziehen konnte. Man bediente sich einfach beim Kino aus der Union der sozialistischen Sowjet-Republiken. Den Sowjets war es verhältnismäßig egal, was die Yankees aus ihren Filmen machten, sofern sie das Material in harten US-Dollar bezahlten und AIP saß somit auf einem ganzen Haufen aufwendiger, technisch dem US-B-Kino um Lichtjahre überlegenen Science-fiction-Effekten und setzte sie gewinnbringend ein. Insbesondere das sowjetische SF-Epos PLANET DER STÜRME von 1962 musste als Organspender herhalten, und ergab so VOYAGE TO THE PREHISTORIC PLANET (1965) und VOYAGE TO THE PLANET OF PREHISTORIC WOMEN (1968), entgegen aller Vermutungen und Hypothesen zwei unterschiedliche Filme, der eine von Curtis Harrington, der andere von Peter Bogdanovich. Ein weiterer sowjetischer Film, an den AIP die gierigen Griffel legen konnte, war der optimistische und vor allen an technischen Innovationen interessierte BEGEGNUNG IM ALL (1963). Wieder „durfte“ Curtis Harrington die ehrenvolle Aufgabe übernehmen, aus dem 64 Minuten kurzen Sowjet-Film etwas zu basteln, was AIP auf die Drive-In-Tour schicken konnte, ohne sich wütenden Mobs enttäuschter Teenager auszusetzen.

Harrington entschied sich dafür, den grundlegende Plot quasi unverändert zu lassen und nur einen neuen dritten Akt dranzuschrauben – und natürlich die unbekannten russischen Nasen durch einen Schwung mittelmäßig großer (und für AIP finanzierbarer) US-Aktive zu ersetzen. Das Resultat ist QUEEN OF BLOOD, und manch einer, der es besser wissen sollte, wittert in diesem kleinen Nullitätenfilm einen ernstlichen Einfluss auf ALIEN. Grund genug für den Doc, eine Cheapo-UK-DVD zu erwerben und die Angelegenheit in persönlichen Augenschein zu nehmen.


Inhalt

Wie uns der Erzähler, der uns in Folge aber dankenswerterweise in Ruhe lassen wird, instruiert, befinden wir uns in der fernen Zukunft des Jahres 1990 (oh, ihr optimistischen Vorväter! Wie habt Ihr Euch verrechnet). Der Raumschiffverkehr zum Mond ist mittlerweile, zwanzig Jahre nach der ersten Mondlandung (immerhin, an der Stelle nur um ein Jahr vertippt), Routine, ständig bemannte Mondbasen und Raumstationen sind sichtbares Zeichen des Fortschritts einer in Forschungs- und Pioniergeist vereinten Menschheit. Leider hat man immer noch kein außerirdisches Leben gefunden (was auch ein wenig vermessen ist, wenn man genau einen [1] anderen Weltraumkörper neben dem eigenen erforscht hat) und bereitet darum Expeditionen zu den erdnächsten Planeten Mars und Venus vor, um dort mal nachzukucken, ob da wer wohnt.

Mit dieser Aufgabe ist das Internationale Raumforschungs-Institut (IIST abgekürzt) betraut, und einer seiner fähigsten Astronauten ist Allan Brenner (John Saxon, A NIGHTMARE ON ELM STREET, PRISONER OF THE LOST UNIVERSE), der sich sehr berechtigte Chancen ausrechnet, bei der ersten Mars-Mission als Pilot mit von der Partie zu sein. Das bedeutet allerdings, dass er für längere Zeit auf die angenehme Gesellschaft seiner Freundin Laura James (Judi Meredith, DARK INTRUDER, DER HERRSCHER VON CORNWALL, DIE RAUHEN REITER VON TENNESSEE) verzichten muss. Die arbeitet in der „Astro-Kommunikationsabteilung“ des IIST und ist dieser Eigenschaft entzückt, nunmehr seit einigen Tagen seltsame Signale zu empfangen, die zweifellos künstlichen Ursprungs sind – der Beweis für außerirdische Intelligenz ist praktisch erbracht, man müsste jetzt nur noch rausfinden, was genau das Gepiepe und Gerausche bedeutet. Darüber martern sich nun schon seit Tagen des IISTs mächtige Computer ihre Transistoren. Was für Allan heißt, dass er Laura zum Lunch verführen kann. Schließlich gibt’s in der Cafeteria des IIST richtiges Happa mit Fleisch, Gemüse und so was ist, so einhellige Astronautenmeinung, dem synthetischen Nahrungsmittelersatz, mit dem man sich während der Raumflüge die Wampe vollschlägt, deutlich vorzuziehen, wie auch Allans Freunde und Kollegen Paul Grant (Dennis Hopper, EASY RIDER, SUPER MARIO BROS.) und Tony Barrata (Don Eitner, KRONOS, BEGINNING OF THE END, DER DENVER-CLAN) bestätigen. Es kann jedoch kein Astronaut in Frieden fressen, wenn es seinem Chef nicht gefällt.

Naja, der Chef hat eigentlich nichts dagegen, bin ich mir sicher, aber er hat eine wichtige Ankündigung zu machen und trommelt daher die komplette Belegschaft zusammen. Dr. Farraday (Basil Rathbone, der 30er und 40er SHERLOCK HOLMES, THE BLACK SLEEP), Oberhaupt des IIST und allgemeine wissenschaftliche Universalkonifere, hat in seiner Patschhand die Übersetzung der außerirdischen Botschaft. Ist ein bisschen viel zum Vorlesen, aber Farraday möchte seinen treuen Untertanen, eh, Angestellten, zumindest einen groben Überblick verschaffen. Ja, die Botschaft ist von einer außerirdischen intelligenten Lebensform und, noch besser, die sind auf dem Weg hierher! Da wir uns, wann immer keine formatfüllende US-Nase im Bild ist, immer noch in einem sowjetischen Film befinden, in dem per Definition davon ausgegangen wird, dass außerirdische Besucher in Frieden, Freundschaft und zur gemeinsamen Auslegung von Marx und Lenin aufscheinen, ist das selbstverständlich ein Grund für allgemeinen Jubel + Begeisterung. Einzelheiten verspricht Farraday für die für den nächsten Tag angesetzte Pressekonferenz.

Da das russische Material selbstredend keine PK, sondern eine flammende Rede vor einem wissenschaftlichen Kongress, beinhaltet, verkündet Farraday seine Erkenntnisse vor ca. 250.000 begeistert applaudierenden „Journalisten“. Die Außerirdischen kämen von „außerhalb unserer Galaxis“ und schicken ihren Botschafter zur Erde, alles Friede, alles Eierkuchen, alles supi. Die allgemeine Weltbevölkerung wird über Großbildleinwände informiert, und der Nachrichtensprecher kann verkünden, dass bereits ein unbekanntes Objekt mit Kurs Erde gesichtet wurde, aber, da seien sich die Wissenschaftler, wie + warum auch immer, einig, sei noch nicht das angekündigte Schiff des Botschafters.

Was auch immer es ist, es crashlandet schon wenig später vor den Augen hunderter am Strand frolickender Badetouristen in den Ozean. Die Bergungsarbeiten müssen uns augenscheinlich nicht weiter interessieren, denn schon einen Umschnitt später berichtet Farraday (dessen offizieller Adjutant übrigens niemand geringeres ist als Forrest J. Ackerman!), dass es sich bei dem Objekt um eine Art Video-Flugschreiber der Aliens handelt, der die Reise der fremden Besucher dokumentiert. Das Bildmaterial zeigt dann auch die Startvorbereitungen der Fremden auf ihrem Heimatplaneten, den Start ihres Kugelraumschiffs (Perry Rhodan-Fans sind entzückt) und eine hektisch-undurchschaubare Sequenz, die Farraday in seiner Eigenschaft als Totaler Durchblicker zwanglos dahingehend interpretiert, dass das Raumschiff der Aliens auf dem Mars abgestürzt sei (man muss halt aufpassen, wo man hinfliegt, ne?). Es gebiete nun die oberste Menschenpflicht, dass umgehend eine Rettungsmission ausgeschickt wird, um etwaige Überlebende, die es ja wohl geben muss, weil ja irgendwer den flugfähigen DVD-Player losgeschickt hat, zu bergen.

Allerdings ist der Jungfernflug des Mars-Explorers OCEANA 1 erst für in sechs Monaten angesetzt und das ist eindeutig zu spät. Alle Arbeiten müsse beschleunigt werden, damit der Raumkübel sofort und auf der Stelle losfliegen kann. Das bedeutet allerdings auch, dass an der hierfür vorgesehenen Mannschaft Änderungen vorgenommen werden müssen. Unbedingt mit muss nach Farradays Ansicht nämlich Laura (was *genau* ihre spezielle, von niemand anderem aus der Stammcrew des Schiffs übernehmbare Aufgabe ist, verrät uns keiner, aber als Filmkenner wissen wir natürlich – im sowjetischen Material ist eine Frau an Bord, also muss notgedrungen auch in der US-Version ein Mädel zum Mars fliegen). Der Leidtragende ist ausgerechnet Allan, der nun im wahrsten Sinne des Wortes ausgebootet wird – das Gesamtgewicht der OCEANA 1 ist so auf das Mikrogramm taxiert, dass Allan leider zu fett ist und zu viel Treibstoff verbraucht. Allan trägt’s vordergründig mit Fassung, bedeutet das doch zumindest einen sicheren Sitzplatz in der OCEANA 2, und zudem wird er zukünftig mit der „berühmtesten Frau Amerikas“ liiert sein (wir müssen ja ein bisschen amerikanischen Patriotismus reinbringen, gelle?). Begleitet wird Laura von Paul Grant und dem Kommandanten der Mission, Anders Brockman (Robert Boon, THE FLYING SAUCER, SPACE PATROL, DER ZERRISSENE VORHANG). Der Start verläuft planmäßig, auch wenn Brockman nicht vergisst, uns darauf hinzuweisen, dass Laura durch die enormen Beschleunigungswerte das Bewusstsein verloren habe und wiederbelebt werden musste (wir können ja in einem amerikanischen Film aus den 60ern unmöglich eine Frau haben, die Männern in jeder Hinsicht ebenbürtig ist. Reicht ja schließlich, dass Laura nicht als Bord-Sekretärin und Kaffeekocherin der Crew angestellt ist).

Unterwegs gerät die OCEANA 1 in einen Sonnensturm, der die Instrumente des Schiffs zerstört. Ist aber auch kein großes Problem, denn weil die Sowjets ihre Schiffe anständig mit redundanten Systemen bauen, nicht wie Yankees ihre Space Shuttle, übernehmen die Not-Instrumente und führen das Schiff weitgehend unproblematisch zum Roten Planeten. Das abgestürzte Alien-Schiff wird schnell vom Orbit aus lokalisiert, die OCEANA 1 kann in Laufnähe landen. Als Frau muss Laura an Bord bleiben (okay, auch im Land der Sowjets kennt die Gleichberechtigung Grenzen), während Brockman und Grant in den Raumanzügen aussteigen. Und da muss ich tatsächlich mal einen AIP-Frankenfilm loben, denn Harrington und seine Prop-Designer haben sich wirklich Mühe gegeben, „ihre“ Raumanzüge denen aus dem russischen Film anzugleichen, sie haben die gleichen Antennen auf dem Kopf, und auf den Stirnplatten prangt die Abkürzung des IIST, wie im Originalmaterial. Kudos!

Grant darf aber auch nur bis zum Raumschiff mitstapfen und muss dann zukucken, wie der Kommandant das Fremdschiff allein erkundet. Das Innere ist angemessen fremdartig für die Augen eines schnöden Terraners, und in einem der Liegesessel des „Cockpits“ lagert ein toter Außerirdischer. Aber nur einer, und wie sich alle Beteiligten, inklusive des funkofonisch instruierten Farraday einig sind, kann das nicht alles gewesen sein, was die Fremden an Bord ihres Schiffs gepackt haben. Wir haben bereits ermittelt, dass Faraday ein Totaler Durchblicker ist, der trotz eines völligen Fehlens von Fakten, auf deren Grundlage man auch nur ins Spekulieren geraten könnte, sofort die einzig denkbare Lösung für das sich darbietende Problem auf Lager hat. Wenn keine anderen Außerirdischen, tot oder lebendig, an Bord sind, kann das nur bedeuten, dass der Rest der Crew sich mit einem Rettungsschiff vor dem finalen Aufprall abgesetzt hat. Das müsste man nun nur finden.

Hier stellt sich nun wieder die Schwierigkeit, dass der Mars zwar nicht so groß ist wie die Erde, aber dennoch verdammt groß und praktisch völlig unerforscht. Ein lausiges Drei-Mann-Team, das aufgrund der knallhart kalkulierten Treibstoffmenge auch nicht mal aus Spaß starten und ein paar Orbits drehen kann, kann ein vermutlich auch nicht besonders großes Rettungsvehikel nicht finden, ob sie’s nun wollen oder nicht. Was man braucht, sind Orbitalsatelliten, die man in die Marsumlaufbahn schießt, auf dass die die Oberfläche des Planeten fotografieren und analysieren. Dummerweise hat die OCEANA-Crew keine Satelliten im Handgepäck dabei. An dieser Stelle schaltet sich Allan ein –und Zeit wird’s, haben wir doch vermutet, dass ein Film nicht seinen populärsten Darsteller auf die Ersatzbank schickt, wenn er nicht noch große Pläne mit ihm hat. Die OCEANA 2 mag noch nicht startfertig sein, aber die kleinere METEOR ist es. Allan und Baratta könnten quasi stantepete starten, mit einem Rudel Satelliten im Gepäck und die im Mars-Orbit aussetzen. Spektakuläre Idee, meint Farraday, nur leider die blödeste Idee, die er je gehört hat, denn die METEOR kann gar nicht so viel Treibstoff mitnehmen, um nach der Aktion auf dem Mars zu landen oder gar zurückzufliegen. Auch daran haben Allan und Baratta gedacht – sie haben nicht vor, auf dem Mars zu landen, sondern beabsichtigen, ihr Schiff nach der Satelliten-Aussetzung auf Phobos zu parken, wo die praktisch nicht vorhandene Gravitation des kleinen Felsbrockens, den Mars sich als Trabanten eingefangen hat, einer Landung auch mit ohne Treibstoff keine Gegenargumente entgegensetzen kann. Auf Phobos werden die Astronauten dann ihre Rettungskapsel umsteigen und mit der zum Mars brettern, um sich von der OCEANA 1 heimkutschieren zu lassen.

Ich bin kein Astronaut, aber selbst mir fallen da jetzt spontan zwei logistische und logische Probleme auf. Wenn die METEOR eh zurückgelassen werden soll, warum überhaupt der Umstand mit der Landung auf Phobos? Kann man nicht vom Orbit aus in die Rettungsfähre kraxeln und sich zur Oberfläche fallen lassen? Die Antwort auf DIESE Frage lautet natürlich, dass in der russischen Footage ein Schiff auf Phobos landet, Harrington also an diesen Plotpunkt gebunden ist. Die zweite, für mich aber auch gravierndere Frage ist – wir haben etabliert, dass das Gewicht und der Treibstoffverbrauch der OCEANA 1 so exakt hingepfriemelt ist, dass die paar Pfund, die Allan mehr wiegt als Laura, die Mission existentiell gefährden. Und jetzt soll die OCEANA, die eh schon zusätzliches Gewicht einladen soll, sofern man die überlebenden Alien-Astronauten findet, auch noch die 350 Pfund zusätzliches Erd-Astronautenfleisch einladen und damit zur Erde tuckern? Die einzige vernünftige Lösung, die mir einfiele, wäre, dass alle dann fünf Astronauten plus ihre Alien-Gäste so lange auf dem Mars ausharren, bis die OCEANA 2 eine Art Shuttle-Service zur Erde einrichten kann.

Nun, Farraday hält den Vorschlag zwar für kreuzgefährlich und ein besseres Himmelfahrtskommando, aber wenn die Herren Astronauten es so haben wollen, wird er der Sache nicht im Wege stehen. Die METEOR düst also zum Mars, setzt die Satelliten ein, die fröhlich als Lichtkleckse um den Roten Planeten kreiseln und setzt dann ohne größere Schwierigkeiten auf Phobos auf. Wo sie schon mal hier sind, würden Allan und Baratta sich gerne mal umsehen, aber Laura warnt – sie haben nur 32 Minuten Zeit, um mit der Rettungsfähre zu starten, ansonsten öffnet sich ein geeignetes Landungsfenster erst wieder in einer Woche (ich bin angesichts Phobos nicht einmal acht Stunden währender Umlaufdauer und seiner Bahnhöfe von 6.000 km geneigt, das für ziemlichen Blödsinn zu halten). Die Zeit drängt, doch da erspäht Barattas Holzauge Merkwürdiges nur ein paar Schritte von der METEOR entfernt. Die Astronauten entscheiden kurzfristig, sich die Sache anzuschauen – und siehe da, sie stolpern über das Rettungsschiff der Außerirdischen und eine Überlebende (Florence Marly, KRAKATIT, DAS BOOT DER VERDAMMTEN)! Deren Gesichtsfarbe ist zwar für unsereins ungesund wirkend grünlich (bah, Kirk would bang it), aber sie scheint tatsächlich lebendig zu sein. Die Astronauten klemmen sich das weibliche Alien unter den Arm und kehren auf die METEOR zurück, eine Aktion, die wider jegliche Realität keine zehn Minuten gedauert haben soll. Laura drängelt, aber die Nachricht, das Alienbeiboot und seine Besitzerin gefunden zu haben, ist natürlich Trumpf. Aber wie üblich gibt es ein Problem – das Rettungsboot der METEOR hat beim besten Willen nur Platz für 2 Personen, da kann man auch niemanden in den Kofferraum oder ins Handschuhfach stopfen. Da die Alientante fraglos gerettet werden muss, kann nur einer der Astronauten den Trip mitmachen. Natürlich melden sich beide Herren freiwillig, so dass Allan seine Seniorität ausspielen will, aber Baratta schlägt einen sportlich-fairen Münzwurf vor. Zum Glück hat er seinen Glückskreuzer, äh, seinen amerikanischen Glücksadler, auch im Raumanzug immer dabei. Allan wählt Kopf, gewinnt und darf mit La Alien die Rettungsfähre besteigen.

Der Transfer gelingt, und auf der OCEANA 1 wird die Außerirdische, dem Vorbau und dem Lippenstift nach eindeutig ein weibliches Wesen, aus dem Raumanzug geschält (zum Glück beinhaltete die ursprüngliche Botschaft der Aliens, dass die atmosphärischen Verhältnisse auf der Erde für sie geeignet sind). Die Dame scheint freundlich genug zu sein, jedenfalls lächelt sie Brockman, Grant und Allan freundlich an. Wir ahnen allerdings einen Zickenkrieg, denn angesichts Lauras frieren der Außerirdischen Gesichtszüge förmlich ein. To their credit – Brockman und Kollegen bemerken wohl, dass die Alienette und Laura sich auf Anhieb in inniger Abneigung verbunden sind und so teilt der Commander Grant als des Logiergasts persönlichen Betreuer ein.

Technische Anmerkung: bis dato war der Plot, soweit ich das beurteilen kann, eine ziemlich originalgetreue Wiedergabe der sowjetischen Vorlage. Wir bewegen uns nun ins neue, unbekannte, amerikanische Terrain…

Etwas unglücklich ist die Situation bekanntlich für Baratta. Der latscht auf Phobos rum und sammelt Gesteinsproben, um sich für seinen anstehenden längeren Aufenthalt Beschäftigung zu verschaffen, aber er bekommt auch eine gute Nachricht. Die OCEANA 2 ist so gut wie startklar und wird ihn in ungefähr einer Woche abholen. Wenn er seine Astronautenschlabbermampfrationen einteilt, sollte es kein Problem sein, so lange durchzuhalten. Da die OCEANA 1 aber umgehend ihrerseits starten soll, ist meine vorhin erwähnte Shuttle-Theorie hinfällig und es einfach doch nur der Fall, dass Harrington den von ihm zu Filmbeginn aufgeworfenen Punkt des exakt taxierten Fluggewichts der OCEANA 1 und ihres Treibstoffverbrauchs vergessen oder wenigstens couragiert ignoriert, um seinen dritten Akt in die Pötte zu bekommen.

Die OCEANA 1 startet also und Paul Grant ist damit beschäftigt, der slightly bemused wirkenden Außerirdischen ein paar Grundlagen menschlichen Lebens beizubringen, so z.B. das Kapitel Nahrungsaufnahme. Mit Flüssigkeit klappt das einigermaßen – eine praktische Demonstration und die Aliendame hat begriffen, wie man mit einem Strohhalm an einem Wasserbecher nuckelt. Was feste Nahrung angeht, tun sich allerdings unüberbrückbare Schwierigkeiten auf. Da kann Grant noch so viel leckere Kekse vor ihren Augen knabbern, wie er will, der Versuch, ihr das Gebäck zwischen die blütenweißen Zahnreihen zu schmuggeln, bleibt zum Scheitern verurteilt. Die Außerirdische ist förmlich angewidert von dem Gedanken…

Das ist nicht das einzige, worüber sich unsere terranischen Forscher die Köpfe zerbrechen. Brockman würde nur zu gerne seinem Passagier eine Blutprobe entnehmen, aber beim Anblick der zugegeben ETWAS großformatigen Spritze, die ich eher für Einläufe als Alkoholtests empfehlen würde, gerät die Grüne in regelrechte Panik und schlägt Laura den Pieksemann aus der Hand und kaputt. Da Brockman offenbar befürchtet, die zerschlagenen Spritzen würden ihm vom Gehalt abgezogen, verzichtet er bis auf weiteres auf das Anstechen der Außerirdischen.

Nettigkeit zahlt sich in einem von US-Schreiberlingen übernommenen Universum nicht aus. Während der SLEEP-Period (herzig angezeigt von einem Leuchtschild, das Mel Brooks auf die Idee für Dottys „Sleep Mode“ in SPACEBALLS gebracht haben muss), hält Paul Grant einsam Wacht. Oder vielleicht doch nicht so einsam – die Grüne Alienfrau pirscht sich heran und hypnosaftet mit ihren stechenden Augen Paul in die totale Wehrlosigkeit. Da kann frau kraftvoll zubeißen…

Am Ende der Schlafperiode findet Brockman einen scheinbar widerrechtlich pennenden Grant, bis ihm dessen grässliche Wunde ungefähr auf Höhe der linken Pulsader auffällt. Jup, der Kerl ist hin. Zu meiner persönlichen Freude sind die restlichen Crewmitglieder aber nicht hirnamputiert und kommen sofort auf die Idee, nach der Außerirdischen zu sehen. Die schläft in ihrer Koje den Schlaf der Satten und Ungerechten, aber ihre Lippen und Zähne sind blutverschmiert. Um jetzt 2 + 2 zusammenzuzählen, brauchen Brockman, Laura und Allan keinen Bordcomputer und heben sich damit wohltuend von den meisten anderen Besatzungen alien-infestierter Raumschiffe ab. Man unterrichtet Farraday. Der ist bestürzt, aber wie Brockman warnt er vor voreiligen Schlüssen. Womöglich ist die Grünhäutige sich keiner Schuld bewusst und nicht darüber klar, dass ihre Blutschlürferei von den anwesenden Menschen kritisch beäugt wird. Die Attacke auf Grant muss also nicht zweifellos ein Zeichen bösen Willens gewesen sein. Allan knirscht merklich mit den Zähnen, ist aber, da nicht mal offizielles Besatzungsmitglied der OCEANA 1, in keiner Situation, um sich mit dem Vorschlag durchzusetzen, die Außerirdische zumindest prophylaktisch an ihre Koje zu fesseln. Das Ernährungsproblem, meint Brockman, ist keins – die OCEANA hat einen nicht unbeträchtlichen Vorrat an Blutplasma an Bord, das man dem weiblichen Grünspan ja zuführen könnte. Ein satter Außerirdischer, so die Schlussfolgerung von Farraday und Brockman, ist ein zufriedener und damit auch ein ungefährlicher Außerirdischer. Allan ist far from being convinced und kann zumindest durchsetzen, dass ständig ein Crewmitglied wach ist, um das Alien zu beobachten. Paul bekommt ein Heldenbegräbnis achter Klasse – er wird in einen Plastikbeutel eingewickelt und aus der Luftschleuse geworfen. „Ein angemessenes Grab für einen Astronauten“, doziert Brockman, dessen Sympathiepunkte bei mir langsam wackeln.

Die Blutplasmaverköstigung wird seitens der Grünen durchaus dankbar angenommen, aber ganz offensichtlich hat die Dame einen mehr als nur gesegneten Appetit, denn ehe wir uns versehen, trägt Brockman in sein Logbuch ein, dass die Plasmavorräte aufgebraucht sind und die einzige Alternative nunmehr ist, dass die Crew reihum Blut spendet. Bei allem Humanität und Menschenfreundlichkeit – vielleicht könnte Madame Alien auch mal ein paar Tage auf Diät gehen. Undank ist bekanntlich aller Laster Anfang oder so ähnlich. Als Brockman eine Wachschicht getroffen hat, glaubt er an Sehstörungen. Die Aliendame kommt auf ihn zu, verschwindet aber immer wieder, um näher an seinem Sitz-Ort zu erscheinen. Und gegen ihre Hypno-Powers ist sowieso kein Kraut gewachsen. Ein Kommandant weniger, dafür aber wieder eine selig schlummernde Außerirdische.

Das ist alles ganz furchtbar tragisch, meint Farraday, aber man ist ja jetzt schon beinahe daheim und muss jetzt deswegen auch keinen Aufstand mehr machen. Man ist sogar so nah an der Erde, dass Brockman nicht auch im All entsorgt werden muss, sondern mit nach Hause gebracht werden kann. Das wird ihm ein Trost sein. Apropos Trost. Allan ist sich ziemlich sicher, dass seine Vorgesetzten nicht mehr bei selbigem sind. Jetzt hat er was zu sagen an Bord der OCEANA 1 (da eine Frau als Chef ganz offensichtlich nicht in Frage kommt), und das heißt, die Alientante wird jetzt mit soliden Stricken an ihr Lager gefesselt. Was, da sie ja noch ihr Verdauungsschläfchen absolviert, auch problemlos gelingt.

Aber auch so ein Kommandant füllt den Magen nicht ewig – die Außerirdische wacht auf und bemerkt die Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit. Dafür hat die Tante aber ein müdes Lächeln übrig – sie stellt ihre Multifunktionsglotzer auf Hitzeblick um (!) und verbrennt ihre Fesseln. Memo an Raumschiffskonstrukteure: Rauchmelder sind ne prima Idee. Hätte die OCEANA 1 nämlich welche, hätte Allan es eher mitbekommen, dass seine Gefangene ausbricht als dann, wenn sie schon ihren Unterwerfungsblick an ihm einsetzt und hungrig ihre Hacker in sein Pulsader treibt.

Sähe also schlecht aus für unseren Helden, aber da ist ja noch Laura. Wir erhalten bestätigt, was wir schon vermutet haben – bei Weibsvolk funktioniert der Grünen Hypnose nicht, also kann Laura das Alien von seinem Opfer losreißen und in ein kleines (sehr kleines) Handgemenge verwickeln. Dabei fügt Laura ihrer Kontrahentin ein paar harmlose Kratzer zu. Die Aliendame kreischt entsetzt ob des Anblicks ihres eigenen grünen Blutes und flüchtet.

Laura verzichtet auf eine Verfolgung – runner vom Schiff kann die Olle eh nicht -, und kümmert sich erst mal um den verletzten, aber noch nicht ganz ausgesaugten Allan. Der ist indeed willig, der Sache nunmehr ein endgültiges Ende zu bereiten, aber er kommt zu spät – Allan und Laura finden die Außerirdische tot auf ihrer Koje liegend, unter sich eine grüne Blutlache. Allan zieht die einzig mögliche Schlussfolgerung: die Außerirdische war Bluter; jede noch so kleine blutende Verletzung war für sie tödlich. Was dann wohl auch ihren Durst auf Blut erklären soll (aber Nitpicker Doc reibt sich daran, dass das Blut der Außerirdischen, da grün, offensichtlich auf einer deutlich anderen chemischen Grundlage basiert als das menschliche, mithin also „inkompatibel“ und auch zu Ernährungszwecken für die Außerirdischen untauglich sein sollte).

Nun, auch an einer toten Außerirdischen kann man herumexperimentieren, also war die ganze Operation kein völliger Schuss in den Ofen für Team Rocket (Grant und Brockman könnten das anders sehen, aber ihre Verstimmung auch nur im Rahmen einer Séance mitteilen). Allan und Laura sehen der Landung auf der Erde entgegen. Aber was entdeckt Laura da in einem Kühlschrank? Eine ganze Palette ekelhaften Glibberzeugs, das aussieht wie etwas zwischen explodierten Geleefrüchten und obskurem japanischen Sushi-Gericht. Allan blickt durch – das können nur Alien-Eier sein, und das bedeutet, dass der Besuch der Grünen nun wirklich kein Freundschaftsbesuch mit einem kleinen blutschlürfenden Mistverständnis war. Offenbar war die Grüne eine Königin, nicht speziell royal gemeint, sondern im Sinne eines Insektenvolkes, und die Erde war der ausgekuckte neue Brutplatz. Allan würde die Eier am liebsten sofort in seine Bestandteile zerkloppen, aber Laura hält ihn davon ab – Farraday wird dem Kram doch mit Freuden untersuchen wollen und als verantwortungsbewusster Eierkopf schon aufpassen, dass dabei und dadurch nix schlimmes passiert. Einmal mehr ist Allan nicht hundertprozentig von dieser Aussage überzeugt, lässt sich aber breitschlagen, die Entscheidung dem Chef zu überlassen. Kaum gelandet, macht Allan einen Schrank auf und findet dort noch MEHR Alien-Eier. Das ganze Schiff, räsonniert er, ist versucht und muss zerlegt werden, damit keine Alien-Restbestände übersehen werden.

Farraday kommt mit seiner Entourage an Bord und ist ob der überraschenden Kunde von der Alien-Brut schlichtweg begeistert. Allan unkt seine Unkereien, aber seine Bedenken werden von Farraday weggewischt. Der potentielle Segen für die Wissenschaft schlägt eventuelle Risiken mühelos k.o. Allan brummt ein „ich hab euch gewarnt“ in seinen nicht vorhandenen Bart – von nun an soll das ein Problem Anderer Leute sein, er hat ja immerhin Laura…

QUEEN OF BLOOD ist, da dürften wir uns mal wieder weitgehend einig sein, kein sonderlich „guter“ Film, aber durchaus ein interessanter, da er seiner sowjetischen Vorlage über 2/3 seiner 78-Minuten-Laufzeit relativ treu folgt und keine komplett neue, eigene Geschichte zu erzählen versucht, die irgendwie um die zu integrierenden Effekt-Sequenzen gestrickt wird, sondern statt dessen auf Basis der ursprünglichen Geschichte (die höchstwahrscheinlich mit der Rettung der überlebenden Außerirdischen endet) weiterfabuliert und damit einen beinahe schon seriösen Versuch unternimmt, die im Allgemeinen optimistisch-fortschrittsgläubige sowjetische SF-Vision mit der eher pessimistischen „watch the sky“-Mentalität und Angst vor dem Fremdartigen des amerikanischen SF-Kinos zu kombinieren.

Diese eigentlich grundverschiedenen Ansätze harmonieren erstaunlich gut, da Harrington mit der positiven Mentalität der sowjetischen Fiktion ganz gut zurechtkommt und sie passabel in seine eigene Story überträgt – auch nachdem die Alien-Queen mit ihrem blutsaugenden Umtrieb beginnt, sehen die Protagonisten (abzüglich des Skeptikers Allan) immer noch die Chance auf eine vernünftige Kommunikation mit der Fremden, halten es für möglich, dass ihre Handlungen schlicht auf dem Missverständnis basieren, dass sie ihren eigenen „Lebensstil“ fortführt, ohne zu realisieren, dass der mit dem der Menschen einfach nicht kompatibel ist, und man sie mit Blutplasma in einem dozilen, handhabbaren Zustand halten kann. Das Fremde ist also auch in Harringtons Version der Geschichte nicht von Anfang an der „Feind“, den es zu vernichten gilt, auch wenn Allan, der dem Frieden und der Theorie, dass es möglich sein müsste, mit den Aliens eine gemeinsame Kommunikationsbasis zu entwickeln, am Ende mit seiner Skepsis richtig liegt (auch wenn bis zum Schluss die These im Raum steht, dass die Fremden nicht „evil for evil’s sake“ sind, sondern einfach im Überlebenskampf stecken).

Harrington ist auch für die Kombination des sowjetischen Materials mit den neu gedrehten Szenen zu loben. Ich habe schon erwähnt, dass Harrington unerwartet sorgfältig seine Props, seine Kostüme denen der russischen Produktion angleicht. Klar, wenn man aufpasst wieder sprichwörtliche Schießhund, bemerkt man da und dort kleine Abweichungen in Details, aber überwiegend sorgt Harrington für einen sehr einheitlichen, runden Look. Dem hilft auch, dass Harrington Interiors der russischen Raumschiffe konsequent gestrichen und durch eigene Sets ersetzt hat, so dass auch hier kein visueller Bruch aufkommen kann. Für das mutmaßlich extrem geringe Budget sind die neu gebauten Sets akzeptabel – wird niemand mit einer Großproduktion verwechseln, aber es erfüllt den Zweck. Die russischen Tricks sind okay – sie sind bei weitem nicht so gut wie die großartigen Effekte von PLANET DER STÜRME, die wahrscheinlich die besten Weltraum-FX waren, bis Kubrick mit 2001 rüberkam; sicher deutlich besser als das, was eine AIP-Produktion aus eigener Kraft zu stemmen in der Lage gewesen wäre, aber eben schon eine Liga unter PLANET DER STÜRME, auch wenn besonders bei den Innenansichten des Alien-Schiffs einige pfiffige Details auffallen.

Was eine etwaige Verwandschaft bzw. Großvaterschaft zu und für ALIEN angeht, bleibt davon bei näherer Betrachtung kaum etwas übrig, es sei denn, man will grundsätzlich jeden „alien-on-a-spaceship“-Creature-Fetzer automatisch als ALIEN-Ahnherr sehen. Was ich durchaus vermute ist, dass Harrington PLANET DER VAMPIRE gesehen hat (oder die AIP-Granden ihm nahelegten, sich das Ding mal als Inspiration anzusehen), der ja in den USA von AIP vertrieben wurde und zumindest für seinen Horror-Part den ein oder anderen Storybeat aufnahm, aber er tut dies eher matter-of-factly, ohne Bavas Sinn für effektvolle Schatten- und Beleuchtungsspielereien und das grandios-überzogene Pop-Art-Comic-Design des italienischen Films. Die Idee der Alien-Eier kann man womöglich als einen kleinen Einfluss auf ALIEN oder allgemein das Genre des Alien-Creature-Films betrachten, aber damit erschöpfen sich Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten. Halt, na, eine gibt’s dann doch noch, und das wäre die „starke Frauenrolle“. Sicher zuallererst der Tatsache geschuldet, dass der sowjetische Film, wo das Thema Gleichberechtigung und Chancengleichheit für Frauen ganz einfach ideologisches Programm war, eine solche beinhaltete und Harrington notgedrungen dieses Konstrukt übernehmen musste – und Laura James einerseits erfreulich un-sexistisch behandelt wird, aber andererseits über weite Strecken nicht viel zu tun hat -, lässt er es am Ende „die Frau“ sein, die den entscheidenden Schlag gegen die Bedrohung führt und das Alien, wenn auch nicht unbedingt absichtlich, tötet. Das ist schon recht progressiv für den US-SF-B-Film, der um diese Zeit ansonsten immer noch damit zufrieden war, die Quotenfrau als optisches Beiwerk, etwas, was der Held in den Arm nehmen und trösten konnte, und Kaffeebringerin für die wichtigen Männer darzustellen.

Der Score von Ronald Stein (INVASION OF THE SAUCER MEN, GESANDTER DES GRAUENS) ist aus stock music zusammengestellt und mit ein paar elektronischen Soundeffekten aufgepeppt und schwankt zwischen adäquat und nervig.

Schauspielerisch lassen die top-gebillten Aktiven nichts anbrennen. Basil Rathbone, das alte Schlachtross, geht die Rolle des Farraday genauso ernsthaft an wie seinen Sherlock Holmes drei Jahrzehnte zuvor, und John Saxon, der sich damit trösten mag, dass er später noch in wesentlich schlimmeren Filmen auftreten musste, wirft sein nicht unbeträchtliches Charisma in die Waagschale. Babyface Dennis Hopper kann sich nicht sonderlich in Szene setzen, und Judi Meredith bleibt relativ blass. Die im heutigen Tschechien geborene Florence Marly war Ende der 30er eine recht große Nummer im anspruchsvollen französischen Kino, fand sich aber nach ihrem Umzug nach Hollywood in den späten 40ern umgehend als Kommunistin auf der schwarzen Liste wieder und musste sich mit C-Filmen, Ausflügen nach Mexiko und kleineren Fernsehauftritten über Wasser halten. QUEEN OF BLOOD ist wohl noch einer ihrer, hust, bedeutenderen Filmauftritte, den sie auch, obwohl komplett ohne Dialoge, ganz eindrucksvoll mit Mimik und Blicken gestaltet.

Mir liegt die britische DVD von Stax Entertainment vor, die einen soliden 4:3-Print mit ordentlichem Mono-Ton bietet. Die Disc ist bare-bones, aber dafür auch relativ billig zu haben. Wer mehr Geld ausgeben will, kann sich auch eine US-Blu-Ray von Kino Lorber besorgen, das halte aber sogar ich für dezent übertrieben.

QUEEN OF BLOOD ist, ich wiederhole mich, sicher eher interessant denn gut, und am ehesten von Interesse für Freunde des randständigen SF-Films – dramaturgisch-strukturell ist es wohl der „beste“ Versuch, aus sowjetischen Tricksequenzen einen US-Film zu basteln, da auch die darstellerischen Leistungen durchaus okay sind. Man erwarte keinen edge-of-the-seat-SF-Thriller, QUEEN OF BLOOD spielt sich eher bedächtig und konzentriert seinen „Horror-Part“ auf die letzten 20 Minuten; dass Harrington das Kunststück gelingt, den russischen Plot und seine Horror-Geschichte recht kompetent zu verbinden, ist aber schon ein kleines Kompliment wert.

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


mm
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