- Deutscher Titel: Quatermain - Auf der Suche nach dem Schatz der Könige
- Original-Titel: King Solomon's Mines
- Regie: J. Lee Thompson
- Land: USA
- Jahr: 1985
- Darsteller:
Allan Quatermain (Richard Chamberlain)
Jesse Huston (Sharon Stone)
Colonel Bockner (Herbert Lom)
Dogati (John Rhys-Davies)
Umbopo (Ken Gampu)
Gagoola (June Buthelezi)
Scragga (Sam Williams)
Kassam (Shaike Ophir)
Dorfman (Mick Lesley)
Shack (Vincent van der Byl)
Vorwort
In den letzten Wochen hatten wir hier u.a. relativ viel Krempel von Nu Image besprochen und, wie wir alle wissen, treibt diese Produktionsschmiede ja kein anderer Gedanke um als der, sich legitimer Nachfolger der guten alten Cannon Group nennen zu dürfen. Was lag da näher, als einen Blick in die gute alte Zeit zu werfen und sich einen originalen Cannon-Heuler zu Gemüte zu führen?
Zur Geschichte der Cannon Group, die ihren Platz auf dem Olymp pleite gegangener Filmstudios durch die Schaffung der teuersten B-Filme aller Zeiten verdient hat, hab ich schon im Review zu Firewalker ausführlich ausgeführt und prinzipiell kann man mein dortiges Vorwort getrost hierher kopieren, denn auch unser heutiger Film gehört zu dem eher traurigen Triumvirat gnadenlos gefloppter Indiana Jones-Abklatsche. Anstelle des eigentlichen Cannon-Haus- und Hof-Stars Chuck Norris leisteten sich Golan und Globus aber für die sehr freie Verfilmung der klassischen Abenteuer-Romane von H. Rider Haggard einen ganz besonderen Casting-Schachzug – für die Heldenrolle wurde der damalige weltweiter Frauenschwarm Richard Chamberlain, dessen TV-Rollen in Shogun und ganz besonders natürlich Dornenvögel Millionen Frauenherzen zum Schmachten brachten (erst sprichwörtlich Jahre später rückte Chamberlain mit der bis dahin immer wieder von den weniger diskriminierenden Boulevardblättern andiskutierten Wahrheit heraus, es im echten Leben so gar nicht mit Frauen zu haben) verpflichtet. An seine Seite stellte man ein aufstrebendes junges Starlet namens Sharon Stone und fertig sollte eigentlich der Kassenschlager werden (Cannon war sich des hereinbrechenden Mammons so sicher, daß man das Sequel gleich in einem Aufwasch mitdrehte). Nun, da heutzutage für teuer Geld im MediaMarkt des Vertrauens nicht Quatermain-, sondern Indiana-Jones-DVD-Boxen verscheuert werden, können wir uns vorstellen, daß das nicht ganz so geklappt hat, wie unsere fidele Cannon-Bande sich das wünschte…
Inhalt
Irgendwo in einer finsteren Kaschemme (finster ist hinsichtlich der DVD-Präsentation ein ziemlich gutes Schlagwort) brütet ein gewisser Professor Houston über kanaanitischen Schriftzeichen auf einer antiken Karte. Einem fiesen Finsterling, der nicht nur aussieht wie John Rhys-Davies, sondern tatsächlich one and the same ist, geht die Übersetzerei nicht schnell genug von statten und, quasi als kleine Motivationshilfe, darum killt er einen der Assis des Profs (wie genau bleibt dank einiger hanebüchen ausgeführter Zensurschnitte, die uns durch den weiteren Film stets treu und zuverlässig begleiten werden, eher im Verborgenen). Wäre alles sicher sehr sehr ergreifend, wüßten wir, worum´s geht (also, die Pre-Title-Teaser-Sequenzen konnte Indy schon immer besser).
Nach der Titelsequenz (der wir schundgestählte Nu-Image-Fans mit einem debilen Grinsen auf den Lippen entnehmen, daß Avi Lerner, mitverantwortlich für jeden Nu-Image-Heuler der letzten Jahre, hier als „Production Associate“ kreditiert wird… naja, jetzt muß man sich nicht mehr wundern) befinden wir uns plötzlich bei einer Dschungelexpedition, die offenbar nicht ganz unproblematisch ist, denn das blonde weiße Girl nölt ihren ebenso weißen Führer (der aber das unwesentlich angemessenere Dschungeloutfit trägt) ein wenig an, weil der nach ihrer Meinung nicht wirklich weiß, wo´s lang geht. Das sind, ohne daß man uns das speziell näherbringt, Jesse Houston (die Tochter des Profs, nicht, daß uns so schnell einer sagt) und der legendäre Große Weiße JägerTM Allan Quatermain – es gibt Filme, die führen ihre zentralen Charaktere ein wenig, naja, einprägsamer ein. Quatermain fürchtet zurecht, daß die Expedition – von wem auch immer – verfolgt wird. Plötzlich öffnet sich der Dschungel und praktisch von einer Sekunde auf die andere stehen unsere Helden direkt vor der Tür einer blühenden und lärmenden Metropole (bzw. dem, was im Afrika des beginnenden 20. Jahrhunderts für eine solche gehalten wird – dazu sag ich nur wieder eins: „Wie bitte???“ Tongola heißt die Stadt und ist laut Quatermain „nicht berühmt für ihre Gastfreundschaft“.
Nunja, für manche mag das zutreffen, aber Oberst Bockner, treuer Diener von Kaiser und deutschem Vaterland, fühlt sich nicht ganz so unwohl dort und beschallt seinen halbwegs einheimischen (da arabisch und nicht wirklich afrikanisch) Kompagnon Dogati (John Rhys-Davies) zu dessen extremen Leidwesen per Grammophon mit Wagners Ritt der Walküren. Der Araber Dogati ist nämlich Opernverächter und hält auch sonst nicht viel von dem „knackwurstessenden Angeber“ Bockner, der sich mit einem nicht minder freundlichen „alberner Pluderhosenträger“ revanchiert. Eine echte Liebesheirat scheint diese Zusammenarbeit nicht zu sein.
Quatermain und Jesse stürzen sich ins tongalische Getümmel (excuse me, if I interrupt – wenn die Stadt „nicht für ihre Gastfreundschaft“ berühmt ist, ist es dann eine gute Idee, mit einer blonden weißen Frau einfach so durch die Straßen zu marschieren? Man sollte meinen, Blondie wird auffallen…), wo auch ausgewachsene Vogel-Strauß-Exemplare munter durch die Gassen trotten (eh?). Ein Spion petzt Dogati Quatermains Eintreffen, was den nicht freut – „er ist kein einfacher Gegner,“ warnt der Araber seinen kaiserlichen Spießgesellen. Quatermain verlangt indes Antworten von Jesse (dito der Zuschauer, der immer noch keinen Plan hat, worum´s hier eigentlich geht), denn das Mädel hat ihm so richtig nicht gesagt, was sie eigentlich hier sucht. Jesse plaudert noch nicht, sondern echauffiert sich erst über den tongalesischen Sklavenmarkt und erweckt rein aussehenstechnisch (hab ich´s doch gleich gesagt) das Interesse eines auf Einkaufsbummel befindlichen Kannibalenhäuptlings. Durch den geschickten Einsatz von Straßenhändlern und -kindern gelingt es Dogatis Schergen, unsere Helden zu trennen, Jesse zu entführen und kleopatralike in einen Teppich zu rollen. Quatermain nimmt die Verfolgung auf, dröselt aber – haha – die falsche Teppichrolle auf, während Jesse vor Dogati und Bockner ausgeschüttelt wird – leider sind Dogatis Henchmen absolute Vollidioten, Jesse wird so schwungvoll aus dem Teppich gewickelt, daß sie (fast wie bei Carry on Cleopatra das Terrassengeländer durchbricht und auf einen Obstkarren stürzt, dessen Zugtier erwartungsgemäß ob dem (bzw. der) von oben kommenden Guten durchgeht. Quatermain gelingt es heldenmäßig, den Karren zu entern und zu bremsen, geht aber erneut Jesses verlustig (das Mädel sollte man anketten). Jesse klaut sich sicherheitshalber einheimische Klamotten und findet tatsächlich, was sie gesucht hat, das „Haus der Isis“ – kein verborgener Tempel, sondern ein schlichter Antiquitäten-Krempel-Laden unter der Leitung des mächtig evil aussehenden Kasam. Warum ist Jesse hier? Weil Daddy ihr in seinem letzten Brief geschrieben hat, Kasam aufsuchen zu wollen. Kasam weiß selbstverständlich von nichts und legt der nixcheckenden Jesse ganz beiläufig ein „altägyptisches Sklavenhals- und Armband“ an, natürlich nur zu Vorführzwecken. Der hereinplatzende Quatermain und seine sicherheitshalber gezückte Elefantenflinte verhindern dümmeres. Durch Waffengewalt genötigt fällt es Kasam auch plötzlich wieder ein, daß Professor Houston tatsächlich da war und sich nach der Karte zu König Salomons Schatz erkundigt hat, mehr wisse er leider auch nicht. Quatermain glaub das keinen Meter weit und macht sich an einem altägyptischen Sarkophag zu schaffen, dessen Insasse, mumienmäßig, aber keinesfalls die versprochenen dreitausend Jahre auf dem Buckel hat, sondern höchstens ein paar Tage – es ist, wie eine Stichprobe ergibt, Houstons Assi Robert („Robert?? Man hat mich betrogen!“ entsetzt sich Kasam, der sich [keine] schauspielerischen Höchstnoten verdient). Jesse lockert die allgemeine Stimmung durch einen kleinen Amoklauf auf und zerdeppert dabei eine kleine Statue mit kanaanitischen Schriftzeichen… die Karte! Nun muß Kasam doch zugeben, daß Bockner und Dogati sich den Professor gekäscht haben – eine kurze Erörterung der Sach- und Rechtslage von Quatermain und Jesse nutzt Kasam, sich mit einem Schießprügel zu bewaffnne, was Quatermain mit einer flugs angezündeten und ins morsche Gebälk der Hütte geschleuderten Dynamitstange kontert. Kasam so abgelenkt, wollen unsere Helden unauffällig stiften gehen, latschen aber direktemang in Dogati und Bockner. Doch die umgehende Explosion Kasams (er hat das Dynamit gefunden, tät ich sagen) sorgt für erneute Verwirrung und Fluchtmöglichkeit für die Helden.
Während Bockner anordnet, Houston in sein Feldlager zu schaffen, wo er die Karte nu endlich übersetzen soll, läßt sich Quatermain dödeligerweise von einem deutschen Soldaten erwischen. „Ich darf doch rauchen,“ scheinheiligt Quatermain und zündet sich eine weitere Dynamitstange an… Schnell wird ein Laster geklaut, was eine leidlich unterhaltsame Verfolgungsjagd durch die Straßen und Märkte der Stadt ermöglicht (und die erste drive-by-Sklavenbefreiung der Filmgeschichte) kommt der Gutmenschenfraktion das Freitagsgebet der Muselmänner zupaß – die Gläubigen schmeißen sich nämlich nicht in der Moschee, sondern auf offener Straße in den Staub gen Mekka und halten so die verfolgenden Germanen auf.
Am nächsten Morgen, irgendwo im Busch, immortal dialogue to happen… Jesse: „Ich hab von dir geträumt!“ Quatermain: „Was denn?“ Jesse: „Vergiß es!“ Ich danke für diesen Beitrag. Nach ein bissl boring character stuff, dem wir zumindest entnehmen, daß Quatermain eigentlich nur wegen der Diamanten (Diamanten? Was für Diamanten? Mein erstes Wort – super, wenn man sich notwendige Exposition nicht mal, wenn man mitschreibt, so richtig zusammenreimen kann) an Bord ist. Immerhin, Quatermain hat mitgehört, wo die Deutschen den Prof hinschaffen wollen, was unseren Helden zumindest ein Ziel gibt. Um dorthin zu gelangen, bietet sich eine Zugfahrt an, also beabsichtigt Quatermain den (unter deutscher Fuchtel stehenden) Dampfzug per ausgestrecktem Daumen (und leicht auf den Schienen geparktem Lorry) anzuhalten. Wenig überraschenderweise hält der Zug selbstverständlich nicht an (warum sollte er auch?), sondern rammt den Klau-Laster einfach aus dem Weg (trigger explosion), so daß unsere dynamischen Helden (verstärkt um Quatermains einheimischen Bwana-Sidekick Umbopo, der vor solch neumodischen Dingen wie Autos oder Zügen natürlich Muffensausen par excellance hat) aufspringen müssen. Quatermain macht sich auf, den Prof zu suchen, muß aber einen Waggon, auf dem die Deutschen ein paar Soldaten und MGs deponiert haben, unterkrabbeln, wird aber entdeckt, verfolgt und in einen dramatischen Unter-dem-Waggon-Kampf verwickelt. Jesse wird´s zu langweilig – sie bzw. ihr Stuntdouble kraucht ebenfalls über die Wagendächer, marschiert aber hüftenschwingend und mit einem hingehauchten „Ich bin Oberst Bockners Verlobte“ durch die Soldatenreihen (manchmal hat es seine Vorteile, Frau zu sein, gelle). Quatermain hat sich indessen seines Kontrahenten entledigt und stürmt in den nächsten Wagen, wo er aber in ungefähr ein Dutzend Gewährläufe starrt. „Das nenn ich mal eine Spezialeinheit, wirklich auf Zack. Das war natürlich nur eine Kontrolle,“ redet sich Quatermain heraus, schnappt sich ein Jagdhorn o.ä. und bläst zur Begeisterung der Teutonen „Campton Races“ (duda-duda) – bekanntlich ein altes deutsches Volkslied aus Kaisers Zeiten (muß ja wohl…). Die brisante Situation so elegant gelöst (argh) kann Quatermain zum letzten Wagen vordringen, wo Bockner gerade Houston ein bissl verprügelt und dabei seine Reitgerte kaputt macht (was natürlich Houstons Schuld ist, gelle). Jesse ist mittlerweile ebenfalls eingetroffe und späht mit Quatermain auf das unerbauliche Schauspiel durchs Oberlicht, als ein paar Elefanten auf den Gleisen den Zugführer zu einer Notbremsung veranlassen (typisch, „ich bremse auch für Tiere“, aber nicht für Lastwagen) und diese Aktion Jesse durchs Oberlicht quasi auf Bockners Schoß stürzen läßt (ich denke zwar, daß sie rein vom physikalischen her in die genau entgegengesetzte Richtung hätte stürzen müssen, aber wir wollen mal nicht päpstlicher sein als ihrwißtschonwer). Auch Quatermain wird entdeckt und legt auf dem Waggondach, motiviert durch eifrig von unten ballernden Fieslinge eine nette Tanznummer aufs Parkett (erks), dieweil Dogati in Aussicht stellt, Jesse zu verprügeln, sollte Houston nicht langsam mal mit der Übersetzung rausrücken. Quatermain wird von einem arabischen Kleiderschrank aus Dogatis Leibgarde in einen hochdramatischen Auf-dem-Zugdach-Kampf verwickelt und vom Waggon geschmissen, aber unser Hero kann sich an einer Kette festklammern, ´ne Weile hinterherschleifen lassen, ehe es ihm gelingt, seine Stiefel auf den Schienen zu drapieren und sich, in bester Wasserskimanier, aufzurappeln und wieder an den Zug heranzuziehen (das klingt leider nicht halb so doof wie es sich ansieht).
Aus der hohlen Luft greift plötzlich ein (erstaunlich gut ausgerüsteter, d.h. mit Maschinengewehren bestückter) Trupp Eingeborener an – worauf endlich auch Umbopo, der bis dahin mit zugehaltenen Augen auf dem Dach des ersten Wagen hocktes und hoffte, die teuflische Zugfahrt sei bald vorbei, schnallt, das irgendwas nicht stimmt, nach hinten kraucht und den großen Araber entsorgt. Ein x-beliebiger deutscher Soldat mag die Gunst der Stunde nutzen und eine private S/M-Stunde mit Jesse einschieben, aber (soweit das anhand der wieder zu bewundernden Schnitte mitzuverfolgen ist), der tapfere Quatermain schießt ihm von unten die Eier ab, hängt den Waggon ab und wirft dem konsterniert vom vorletzten Wagen rüberstierenden Bockner noch ´ne Dynamitstange vor die Füße.
Houston wäre nunmehr zwar gerettet, aber er hat den Deutschen leider schon alles verraten. Sähe Quatermain relativ unkritisch, sollen die Teutonen sich halt den Schatz unter den Nagel reißen, aber so leicht kommt er dem Prof da nicht davon – der erbittet sich nämlich ultimativ aus, daß die Deutschen aufgehlaten werden, weil sie mit dem Salomons-Schatz allerhand böse Dinge anstellen bzw. zumindest kaufen könnten (das ist, zugegeben, nicht ganz so aufregend wie das mit der Bundeslade oder dem Heiligen Gral bei Indy). Da Jesse dies ihrem Paps in die Hand verspricht und Quatermain Blondie nicht alleine im Dschungel rumlaufen lassen will (recht so, die macht da nur alles kaputt), muß er widerwillig mitziehen: „Ich glaub zwar nicht an den Schatz, aber ich fange an, an dich zu glauben,“ dummbatzt unser Held.
Zum Glück für unsere Helden unterhalten die Deutschen gleich ein paar Meter weiter ein Flugfeld (das nennt man praktische Zufälle), wo Quatermain und Jesse unter Zuhilfenahme eines erklecklichen Haufens KOMEDY, über den Schreiber dieser Zeilen den guten alten Mantel der Barmherzigkeit ausbreitet, einen kaiserlichen Doppeldecker klauen (es endet natürlich damit, daß Jesse am Steuerknüppel sitzt und Quatermain draußen an der Tragfläche hängt). Immerhin führt das zu einer der wirklich witzigen Szenen des Films – ein deutscher Pilot, der zur Verfolgung angesetzt ist, mißinterpretiert Jesses „Flugkünste“, die darin bestehen, daß sie sich beide Hände vor die Augen schlägt und das Flugzeug ansonsten stur gradaus fliegen läßt, als frechen Versuch des guten alten „wer zuerst ausweicht, hat verloren“-Spiels… Wie der deutsche Rivale allerdings entsorgt wird, ist weniger lustig, als die Autoren sich das dachten: der Deutsche unterfliegt das Flugzeug unserer Helden und dabei steigt der immer noch außen am Flügel hängende Quatermain dem Piloten ein paar Mal auf´n Kopp, was diesen ins Land der Träume und konsequent durch nachfolgenden Absturz ins Land der Über-den-Jordan-Gegangenen schickt (tja, mit Helmpflicht wär das nicht passiert).
Endlich hat sich Quatermain ans Steuer gehangelt und schon überfliegt man Bockners und Dogatis Expedition, die wieder mal vom Walkürenflug (dank Bockners mitgebrachtem transportablen Grammophon) beschallt wird (ne zweite Scheibe scheint Bockner nicht zu haben). Ein paar Tiefflugübungen und Bombenabwürfe später sind die Deutschen und Araber ihrer einheimischen Träger verlustig gegangen („nur vor Elefanten haben sie noch mehr Angst,“ grinst Dogati, und was wird lustigerweise sofort passieren: die flüchtenden Träger geraten direkt an eine Elefantenherde… mit zu erwartenden Folgen), aber das Heldenflugzeug waidwund. In Ermangelung einer Landebahn müssen Quatermain und Jesse abspringen, aber das an gar nicht so ungelegener Stelle, nur ein paar Meilen entfernt vom „Busen der Sheba“, den Zwillingsbergen, die angeblich den salomonischen Schatz beherbergen sollen (wir wären beeindruckter, hätten wir das vielleicht schon vorher gewußt). Viel haben unsere Freunde nicht von dieser Feststellung, denn stantepete sind sie umringt von einer nicht wirklich freundlich aussehenden Schar gut bespeerter Eingeborener… und deren Chef kommt uns irgendwie bekannt vor…
Wundert uns auch nicht, denn es ist der Kannibalenhäuptling aus Tongola und er hat unsere Freunde zum Fressen gern… es folgt die Szene, an die sich vermutlich alle erinnern, die den Film jemals bei einer seiner zahlreichen TV-Ausstrahlungen (oder gar im Kino, tum-di-tumm) gesehen haben – der Riesenkochtopf! Jupp, die Kannibalen befördern Quatermain und Jesse in einen vielleicht vier Meter hohen und drei Meter durchmessenden (und erstaunlicherweise in Totalen und „Innen-Unterwasseraufnahmen“ viel viel größer wirkenden als wenn wir Q & J von oben drin rumschwimmen sehen) Pott, in dem schon allerlei Möhren, geschnittene Zwiebeln und sonstiges gesundes Gemüse rumplantscht (you see, auch der Kannibale von Welt achtet auf ausgewogene, gesunde Kost, deswegen haben die vermutlich auch so strahlend weiße Zähne). Quatermain hat einen Plan – durch gezieltes Hin- und Hertauchen und Poltern gegen die Topf-Wand will er den Pott aus dem Gleichgewicht bringen (was uns in den schon angesprochenen Genuß der vermutlich ersten und einzigen Kochtopf-Unterwasseraufnahmen bringt). Das Herumgeruckel des Potts stört die Kannibalen herzlich wenig (der Häuptling findet es sogar ziemlich belustigend), bis der Plan gelingt und der Topf umkippt und mit ungefähr 80 Sachen den nächstbesten Hügel runterrollt (und dabei immer wieder fröhlich aufditscht… stabiles Gerät, muß ich sagen). Memo an Kannibalen: Opfer beim nächsten Mal zur Roulade einpacken oder wenigstens vor´m Kochen k.o. hauen.
Ich könnte nun wieder bezweifeln, daß die ausgedehnte Kotzmaschinentour, die schätzungsweise ungefähr so magen- und kreislauffreundlich ist wie der Zentrifugentest des Astronautentrainings, in dieser Hinsicht untrainierte Nieten wie unsere Helden bis auf leichtes Schwindelgefühl vollkommen unversehrt läßt, aber so isses nu mal. Muß aber nicht lange so bleiben, denn zum Mißvergnügen unserer Freunde sucht sich ein Löwenrudel den gestrandeten Pott als idealen Fleck zum „hier hauen wir uns mal in die Sonne“-Faulenzen aus. Quatermain macht aus der Not eine Tugend und macht sich an Jesse ran (unfair, wo die doch schwindelmäßig angeschlagen ist…).
Auch das schönste Schäfer- bzw. Löwenbändigerstündchen hat mal ein Ende und zwar, weil die Löwen von Artilleriefeuer aufgeschreckt werden, denn die Deutschen lassen den Kolonialherren raushängen und richten gerade ein zünftiges Massaker unter den Kannibalen an (was niemanden, auch nicht die Helden, empfindlich stört). Quatermain und Jesse machen sich wieder auf den Weg gen Shebatitten und werden plötzlich und unerwartet in die Baumeswipfel gehoben. Wobei wir beim nächsten „oh-mein-Gott-ist-das-blöd“-Element des Streifens währen, den Baummenschen – ein Stamm von Schatz-Beschützern, die sich wegen der allgemeinen Schlechtigkeit der Welt (die sich offenbar auch schon in den hinterletzten afrikanischen Busch rumgesprochen hat) in die Bäume zurückgezogen haben, dort mit dem Kopf nach unten leben und hoffen, so die Welt verändern zu können (so zumindest vermittelt uns Quatermain die passende Legende). Aus medizinischer Hinsicht würde ich mal sagen… das Leben dieser Typen sollte relativ kurz sein, hab mir sagen lassen, das ist ungesund, so den ganzen Tag mit´m Kopp nach unten hängen (Beweis: Australier). Auf jeden Fall sind die Baumhänger aus unerfindlichen Gründen scheißfreundlich zu unseren Helden, waschen ihre Klamotten und drücken Jesse eine diamantbesetzte Tiara aufs Haupt. Aber auch diese Idylle wird wieder durch die diabolischen Deutschen gestört, die in den Wald eindringen – die sie in die Bäume hievenden Baummenschen sorgen für Verwirrung und dazu, daß die tumben Teutonen sich bevorzugt gegenseitig totschießen.
Unsere Helden pilgern zum nächsten Eingeborenenstamm (per Baummenschen-Expreß: „So muß sich Tarzan gefühlt haben“, kalauert Quatermain und ich bezweifle, daß das in Haggards Vorlage steht), der aber wieder einer von der unerfreulichen Sorte ist (merkt man schon daran, daß sich dieses Völkchen eine Krokodilsgrube im Kral hält) und Quatermain und Jesse gefangen nimmt. Eine alte Vettel von Königin zitiert ihren Dorfschamanen herbei, der ein paar mal um die Gefangenen rumhüpft und krakeelt, was offensichtlich zum Anlaß genommen wird, Quatermain von ein paar Mucki-Bwanas an den Füßen über der Krokogrube aufzuhängen und langsam abzulassen… „Bringt ihn nicht um, ich liebe ihn,“ kreischt Jesse in Überschätzung der Fremdsprachenkenntnisse der Natives. Plötzlich taucht Umbopo an der Spitze eines Heeres auf und verkündet zu allgemeiner Überraschung (und seltsamerweise u.a. auf Englisch), der rechtmäßige Herrscher des Stammes zu sein. Die daraufhin eintretende Verwirrung nutzt Quatermain, um sich irgendwie zu befreien und ein paar der Muskelneger aufs Haupt zu hauen. Als wäre die Lage nicht schon unübersichtlich genug, greifen jetzt auch noch die Deutschen mit heftigem Mörserfeuer an und schießen das Dorf systematisch zu Klump. Die böse Königin, Gagoola von Namen, verzieht sich mit ihrer Leibgarde und Jesse in einen Geheimgang, Quatermain hinterher. Bockner läßt seine Truppen auf direktem Weg gen Sheba-Berge ziehen, verliert aber einen Teil seiner Belegschaft durch ein paar heimtückische (gähn) Booby Traps, so daß Dogati vorschlägt, doch lieber Quatermain zu folgen.
Okay, wir bereiten uns auf den Showdown vor. Umbopa, der sich dankenswerterweise in der Gegend auskennt, lotst Quatermain durch das die Berge umgebende Sumpfgebiet, in das die Deutschen natürlich volle Kanne reinlatschen – Verlust: u.a. 1 Grammophon, 1 Richard-Wagner-Platte plus 1 selbiges tragender Soldat („alluha akbar“, kommentiert Kunstbanause Dogati). Im Inneren des Berges blubbert vulkanische Lava. Gagoola will Jesse nicht gerade da reinwerfen, aber ihr zumindest eine vulkanisch erhitzte Krone aufs blonde Haupthaar pflanzen, was ersichtlich ebenfalls wehtut, aber in Punkto Spektakularität mit Kate Capshaws Lava-Besichtigung aus Tempel des Todes auch nicht ganz mithalten kann. Bockner, nicht nur kaiserlicher Soldat, sondern auch Mathematiker, hat mittlerweile berechnet, daß Diamanten geteilt durch eins mehr ergibt als geteilt durch zwei und schießt Dogati über´n Haufen. Quatermain und Umbopo retten mal eben Jesse vor ihrem gräßlichen Schicksal. Umbopo führt den Freunden die auf Eis gelegte Ur-Königin Sheba im tiefgefrorenen Zustand vor – angeblich (ich mag dieser Ansicht nicht recht folgen) ist Sheba Jesses Ebenbild (bzw. umgekehrt), weswegen Gagoola Jesse für eine Reinkarnation und damit Thronrivalin hält und sie deswegen zu plätten sucht. Von mir aus.
Bockner hat ein wenig dazugelernt und schickt einzelne Kundschafter in die unterbergischen Gänge. Gut so, denn so kann ein namenloser Statist von einer etwas unmotiviert auftauchenden Riesenspinne (eh??, und btw, Shelob bzw. Kankra isses grade nicht) gefressen werden anstelle eines eventuell noch spätere Verwendung findenden Hauptcharakters. Der Schnitt wird an dieser Stelle rather confusing, das Bild ist inzwischen eh so dunkel, daß man kaum mehr was erkennen kann, aber irgendwann stehen Quatermain und Jesse wohl in der Schatzkammer und sind ob des dortigen Reichtums schier aus dem Häuschen, man packt sich die Taschen voll. Da Bockner den Rest seiner Truppe an weitere booby traps verloren hat, marschiert er indes allein durch die Katakomben und brüllt dummes Zeug wie „Quatermain, sind sie tot?“ (who wrote that shit?). Gagoola ist dieweil nicht dumm und sperrt Quatermain und Jesse in der Schatzkammer ein – nicht nur das, auch die Decke kommt runter (auch Star Wars-müllpressenverdächtig isses nicht), was Quatermain routiniert mit einer Eichentruhe abstützt (okay, Eiche ist stabil, aber ob eine einmalein Meter große Eichenkiste eine zigtausendtonnen schwere Felsdecke ernstlich aufhält, wage ich mal wieder ganz locker zu bezweifeln). Okay, das hilft auch nix, wenn der betreffende Raum – wie jetzt – auch noch geflutet wird (und damit Jesse was zu kreischen hat, schwimmt auch allerhand Viechzeug wie Ekelschlangen drin rum… das täte Schlangenfan Indy sicher auch freuen…). Im Angesicht des nahenden Todes hält Jesse die Zeit für ein paar klärende Worte angebracht: „Ich muß dir dringend was sagen… ich hab grad ´nen Käfer verschluckt!“ „Na, hoffentlich hat er geschmeckt,“ wisecracked Quatermain, aber natürlich war das nicht das, was Jesse auf dem Herzen hatte… „Ich LIEBE dich!“ Diese Eröffnung ist offenbar zuviel für die Architektur, es macht KRACH, irgendeine Wand stürzt ein und das Wasser fließt ab, unsere Helden werden hinfortgespült. Bockner kann happily in die Schatzkammer strollen und sich die Taschen füllen, doch da steht plötzlich Dogati vor ihm und klopft, Mord im Sinn, böse grinsend auf die von ihm getragene kugelsichere Weste (gab´s sowas um diese Zeit? Ich mein, Eastwood hat sich mal ´n Blech unter den Poncho geklemmt, aber so richtige Westen??). Jedenfalls ist Dogati verständlicherweise stinkstiefelig und befiehlt – in Ermangelung einer Tragetasche – Bockner, eine Fuhre Diamanten zu fressen („die hol ich mir später schon wieder“). Inzwischen jagt Umbopo Gagoola durch die Gänge, aber die alte Hexe stürzt sich lieber in die Lava, was einen Selbstzerstörungsmechanismus auszulösen scheint, jedenfalls fällt Dogati und Bockner in der Schatzkammer die Decke auf den Kopf, d.h. hauptsächlich Dogati und Bockner schießt geistesgegenwärtig so lange auf die eh schon herunterkommende Decke, bis Dogati kompletti unter Felsbrocken begraben ist.
Unsere drei Helden sind indes wiedervereint und Umbopo führt gen Ausgang (über eine Takeshis-Castle-mäßige Prüfung, ein kleiner unterirdischer Fluß ist über ein paar Steine zu überqueren, aber ein paar von den vermeintlichen Tritthilfen sind böse Falle, man kennt das ja). Bockner allerdings hat was gegen den freien Abzug der Helden und fordert zumindest die eingesackten Diamanten. Quatermain legt – raffiniert wie er ist – die Klunker so auf einen der Steine, daß Bockner zur Bergung derselben (schön blöd, der Idiot, ich hätt´ sie mir ja bringen lassen) auf einen der Fallensteine stapft, ins Wasser stürzt und von einem prompt auftauchenden Riesenmonster von Fischkopf (oder was auch immer) gefressen wird (wie funktioniert das – kriegt das Vieh ´nen Anruf aufs Handy, wenn jemand die Falle auslöst? Ich mein, wenn ich ein menschenfressendes Ungeheuer in meinem secret lair hab, brauch ich doch keine Fallen mehr…). Quatermain und Jesse wollen die verbliebenen Juwelen einsacken, aber Umbopo verbietet es – „sie gehören dem Berg“. Materiell desinteressierter Mystiker, elender. Alles bricht zusammen und Quatermain wird von seinen Freunden abgeschnitten. Dafür hat er andere Gesellschaft, den nicht totzukriegenden Dogati (ob den seine kugelsichere Weste auch vor tonnenschweren Felsbrocken schützt? Scheint fast so). Man liefert sich inmitten miserabelst overimposed „Spezialeffekte“, die einem James-Bond-Film von 1963 nicht zur Ehre gereichen würden, einen Zweikampf, den Quatermain gewinnt, indem er Dogati irgendwie anzündet, worauf der sich brennend in die Lava stürzt. Zur Überquerung des Lavastroms gen frische Luft erfindte Quatermain noch schnell den Stabhochsprung und ist gerettet, während die unterirdische Anlage (und damit der ganze schöne Schatz) in einem Meer von mehr gruseligen „Effekten“ versinkt und explodiert.
Wrap-up. Umbopo richtet sich auf seine zukünftigen Tage als König des Stammes ein (jaja, ist echt prima, König zu sein) und wirft seinen alten Kumpel nebst Freundin höflich, aber bestimmt aus dem (erstaunlicherweise wieder reparierten) Dorf und Quatermain und Jesse überrraschen sich gegenseitig mit für den jeweils anderen herausgeschmuggelten Riesenklunkern (ich weiß nicht, ob ich das sprichwörtlich einen Meter jenseites des Dorftores und damit direkt vor den Augen der vielleicht in der Hinsicht etwas nachtragenden Berg-Wächter tun würde) und können sich endlich und abschließend um den Hals fallen und abschmatzen… Ende (für´s erste).
Ich könnte eigentlich die Sache abkürzen und auf einen Großteil meiner Ausführungen zu Firewalker verweisen, aber, Ihr kennt mich ja mittlerweile, so einfach mach ich´s mir (und Euch) nicht. Auch King Solomon´s Mines krankt an vielen Faktoren, die auch das Chuck-Norris-Vehikel relativ ungenießbar machten – hauptsächlich ein völliges Unverständnis für das, was das so offensichtlich nachgeäffte Vorbild Indiana Jones funktionieren ließ; anstelle einer mitreißenden Story gibt´s eine recht banale Geschichte, die aus allerhand Abenteuerschinken zusammengeklaut ist, ohne sich zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen, anstelle elaborierter und spannender cliffhanger-Situationen gibt´s eine Nummernrevue einfallsloser, langweiliger und größtenteils technisch schlecht gelöster Pseudo-Aufreger und anstelle des zündenden Dialog- und Situationswitzes der Spielberg/Lucas-Filme Holzhammer-Komik mit Kalauer-Garantie. Bevor wir zur Einzelanalyse übergehen, schicke ich aber noch voran, daß Quatermain im Endeffekt doch mehr richtig macht (bzw. weniger falsch) als Firewalker – aber auch nicht sooo viel…
Dabei sind die Voraussetzungen gar nicht mal so ungünstig, denn Haggards literarischer Hero Quatermain zählt zu den vor allem im angelsächsischen Sprachraum ultrabeliebten Abenteuer-Protagonisten – Haggard hatte aber seit jeher das Pech, daß seine Werke zwar oft und gern, aber meistens von rechten Nixblickern ohne Budget und Talent inszeniert wurden. Vor allem sein früher Fantasy-Roman She wurde x-mal verfilmt, aber selten (vielleicht mit Ausnahme eines Hammer-Versuchs) geglückt (eine besonders freche „Adaption“ von 1985 verlegte das ganze Treiben sogar nach Post-Doomsday). Auch Quatermain selbst fuhr nicht viel besser und so reiht sich Richard Chamberlain in eine wenig ruhmvolle Galerie von Quatermain-Darstellern ein… exemplarisch seinen John Colicos („Balthar“ aus Krampfstern Beknacktika in der kanadischen Variante König Salomons Schatz, der mit dem Souffle und den Dinosauriern), Thomas Ian Griffith (in einer relativ neumodischen B-Version) und natürlich Sean Connery (League of the Extraordinary Gentlemen, nicht, daß ich was gegen Sean hätte, aber in LXG fährt keine der klassischen „Helden“gestalten ja so richtig gut und dem guten Quatermain geht´s da nicht besser als Dr. Jekyll…) erwähnt.
Die Probleme beginnen schon mal damit, daß wie fast alle Quatermain-Verfilmer vor und nach ihnen die Cannon-Jungs die klassische Vorlage updaten „mußten“ – um dem Genossen Indiana Jones aber nicht zu nahe zu treten, beließ man es bei einem Zeitsprung in die 1910er, und so müssen anstelle fieser Nazis eben Kaiser Wilhelm und seine Jungs als Feindbild herhalten. Gut, auch unsere Uropas haben sich als Kolonialherren in Afrika und anderswo sicher nicht gerade mit Ruhm bekleckert (siehe Herero-Aufstände in Namibia), aber zum ultimativen Bösen taugen die Pickelhaubenträger halt nicht wirklich – zumal das Script sich auch nicht wirklich darüber ausläßt, was die bösen Deutschen denn nun eigentlich vor haben (im Endeffekt wollen sie genau das selbe wie Quatermain, nämlich den Schatz, und was bei dem in Ordnung ist, muß bei den Deutschen natürlich per se böse sein) – ein richtiges greifbares Ziel, wie bei Indy eben die Bundeslade oder der Gral fehlt, was die ganze Angelegenheit dann natürlich relativ belanglos werden läßt.
Wo das Script des weiteren stark zu rügen ist, ist die Abteilung „Struktur“ – der Film ist so selbstverliebt in seine vermeintliche nonstop-Action-Revue, daß wir als geneigte Zuschauer kaum etwas vom eigentlichen Plot mitbekommen, geschweige denn etwas von den Charakteren. Die Figuren werden einfach in den Film hineingeschmissen, ohne daß wir eine Einführung, ein wenig Background oder nur einfach einen kurzen Hinweis bekommen, wer was warum und überhaupt ist und/oder will (wäre z.B. vielleicht nicht verkehrt gewesen, Dogati etwas Hintergrund zu geben – wer ist er, warum arbeitet er mit den Deutschen zusammen und was verbindet ihn mit Quatermain? Potentiell interessanter Stuff, der aber totalemente unter den Tisch fällt). Gerade in der Anlaufphase des Films kommt es einem oft so vor, als hätte man eine um wesentliche Handlungselemente gekürzte Spielfilmausgabe einer mindestens sechsteiligen Miniserie zu tun – man wird als Zuschauer einfach im Stich gelassen, das ganze ist sehr patchwork-artig angeordnet und läßt den Zuschauer zu oft im Regen stehen, was nun eigentlich gerade Sache ist – sozusagen mal wieder Mitrate-Zeit. Zumindest sorgt diese Art der Strukturierung dafür, daß das Treiben nicht wirklich langweilig wird, es passiert fast immer was (die kurze und erstaunlich blöde Sequenz bei den Baummenschen ist so ziemlich die einzige Stelle, die man als „Leerlauf“ betrachten könnte), aber das, was tatsächlich passiert, ist nicht immer (genau genommen sogar recht selten) wirklich interessant (warum, verrate ich Euch im nächsten Absatz…). Bliebe noch der Humor zu erwähnen… die Kalauer-Synchronisation (ich möchte nicht beschwören, wie die Gags im Original klingen, aber ich vermute, etwas besser) ist wahrlich kein Ruhmesblatt (typischer 80er-Jahre-Humor der unlustigeren Sorte), aber zumindest nicht ganz so totaldebil wie bei Firewalker. So richtig lachen mußte ich zwar nie, aber ein paar von Quatermains Sprüchen sind nicht ganz ohne, der Anteil an Rohrkrepierern ist ziemlich groß (Co-Autor Gene Quintano scriptete später ein paar Folgen von Police Academy und inszenierte National Lampoon´s Loaded Weapon 1, und das macht klar, daß der originale Humor vielleicht, aber nicht unbedingt besser war als der der DF).
Ein ganz großes Manko von Quatermain, vom einfallslosen Drehbuch abgesehen, sind allerdings die erstaunlichen technischen Schwächen, die Regieroutinier J. Lee Thompson (der zwar einerseits Klassiker wie Guns of Navarone, aber eben auch Firewalker und etliche Cannon-Bronson-Klopper verantwortete) – vielleicht aus Budgetgründen – nicht korrigieren konnte oder wollte – die zahlreichen Action-Szenen sind einfach schlampig gearbeitet, Stuntdoubles sind stets deutlich zu erkennen, die Rückprojektionen, wenn einer der nominellen Stars tatsächlich ins Geschehen „eingreift“, katastrophal und auf dem technischen Niveau der 50er Jahre (wie soll da Spannung aufkommen, wenn selbst ein Fünfjähriger mühelos erkennt, daß Quatermain nicht in echt über der Krokogrube hängt, sondern nur vor einer Rückprojektion?). Die beiden Monster (die´s bei Haggard sicher auch nicht gegeben hat) sind technisch von der schlicht-einfältigen Sorte (d.h. besser, als wenn´s Italiener gemacht hätten, aber auch für 1985 sicher nicht auf Hollywood-Standard) und über die sogenannten „visuellen“ Effekte beim vulkanisch-explosiven Showdown (lächerlich übergeblendeten Feuerwerks-Explosionen) sollte man nicht sprechen. Das ist schon verdammt amateurhaft für einen Film, der angetreten war, um in der Indiana-Jones-Liga mitzuspielen.
Das einzige, was ansatzweise dazu geeignet ist, in der Indy-Liga wirklich mitzuspielen, ist der Score meines Lieblingsfilmkomponisten Jerry Goldsmith. Der gute Jerry hat sich sicher nicht die Seele aus dem Leib komponiert, aber selbst ein durchschnittlicher Goldsmith-Score ist halt majestätischer als 99 % von dem, was sich Komponisten wie Rosenman, Elmer Bernstein (oder auch ein unmotivierter John Williams) aus´n Rippen schneiden.
Über wen ich – erstaunlicherweise, gelle – gar nicht mal so böse Worte verlieren möchte, das ist Richard Chamberlain. Der einstige Frauenschwarm ist eigentlich gar nicht mal so schlecht besetzt – optisch kommt er dem Idealbild von Quatermain (und das ist halt ungefähr ein Sean Connery um die 40 mit Vollbart) ziemlich nahe. Würde der Film ihm die Möglichkeit geben, weniger als verhinderter Komiker vor Rückprojektionen herumzuturnen und statt dessen ein wenig mehr physische Präsenz und schauspielerisches Vermögen zu zeigen, hätte das mit Chamberlain als Quatermain sogar ganz gut klappen können (auch wenn viele den Mann wegen der Dornenvögel in eine Schmalz-Schublade stecken wollen, ein so schlechter Schauspieler ist er nicht).
Sharon Stone gibt als ständig zu rettenden damsel in distress das optische Beiwerk und die obligatorische love interest ab. Stone ist easy on the eye, wie man so schön sagt (obwohl sie kaum Haut zeigt), deutet aber nicht an, schauspielerisch zu Größerem berufen zu sein (und, wenn wir ehrlich sind, Basic Instinct hin oder her – eine tolle Schauspielerin war, ist und wird Sharon Stone nie sein). Irgendwann fällt den Autoren auch nichts mehr rechtes ein, was man mit ihrer Figur anstellen könnte (im Showdown hat sie nicht mehr viel zu tun).
Als Gegenspieler der Guten versuchen sich Herbert Lom, der Welt hauptsächlich als mit Inspektor Clouseau gestrafter Dreyfus aus den Pink Panther-Filmen (oder aus „Hexen bis aufs Blut gequält“), und John Rhys-Davies, den wir ja auch aus Raiders of the Lost Ark kennen und schätzen (und aus einigen Erwähnungen auf dieser Site natürlich auch – von Gimli und Herr der Ringe will ich nicht reden, das ist ja nun wirklich Allgemeinbildung). Während Loms Versuche, einen typsichen deutschen Pickelhaubenträger der Kaiserzeit zu persifilieren, nicht wirklich zünden wollen, zählt JRD zu den Akteuren, die auch bei einer weniger ambitionierten Leistung wie dieser einen schwächeren Film deutlich aufwerten können. Klar, das Script gibt ihm kaum was auf den Weg außer „Araber“ und „Wagner-Verächter“ und seine neun Leben im Finale bleiben reichlich rätselhaft, aber zumindest ist er hier, im Gegensatz zu Firewalker, wo sein Auftritt reine Verschwendung war, ein zentraler Charakter – und es macht halt einfach meistens bis immer Spaß, JRD bei der Arbeit zuzusehen.
Die DVD aus dem Hause MCP ist genau das, was man sich von diesem Label vorstellt. Anspruchslos bis zur Selbstaufgabe… als Print hat man einen 2.35:1-Widescreen-Print hergenommen, wer in seinem früheren Leben vermutlich einer Fernsehausstrahlung gedient hat und ihn einfach (non-anamorph, versteht sich) auf 4:3-Format gezogen. Wer einen „herkömmlichen“ Glotzapparat hat, wird das nicht fuchsen, aber auf 16:9-Equipment möchte ich mir das nicht ansehen. Der Print ist, wie könnte es anders sein, ziemlich grob verrauscht, hat einiges an Verschmutzungen, leichten Hängern, Nachziehern, Pump-Effekten und sonstigen Störungen und ist an sich schon durch die Zensurschnitte verunstaltet. Das dat Ding nicht wirklich kantenscharf ist, dürfte klar sein, aber ganz besonders heftig sind die Punkte Helligkeit und Kontrast. Das Bild ist nun wirklich so dunkel und kontrastarm, daß ich meinem Fernseher sowohl zehn Helligkeits- als auch zehn Kontraststufen zusätzlich aufoktroyieren mußte, damit in dunklen Szenen (und der ganze Showdown ist, dem Bergesinnerern sei dank, verdammt finster) überhaupt irgendwas erkennen konnte. Fazit: ein grausames Bild, das auch durch einen günstigen Preis nicht zu rechtfertigen ist.
Der Ton ist, ebenfalls MCP-typisch, schlichter Stereo-Ton ohne Surround-Aufmotzungen, von einem leichten Grundrauschen geplagt, aber ansonsten zumindest relativ genießbar. Als Extra gibt´s nur ´ne MCP-Trailershow.
Fazit: King Solomon´s Mines, der erste von Cannons zwei Quatermain-Schinken, ist im Endeffekt ein wenig genießbarer als das hauseigene Konkurrenzprodukt Firewalker – der Humor ist etwas besser, es tut sich einfach mehr und letztendlich ist das ganze wesentlich besser gespielt (und auch vor interessanterer Kulisse, da on location in Zimbabwe gedreht) als das Norris-Vehikel. Im Vergleich zu Indiana Jones allerdings kann Quatermain nur einpacken – in keiner, aber absolut in keiner Hinsicht kommt das Cannon-Werk an den Titanen des modernen Abenteuerfilms heran. Als anspruchsloses Gemüt kann man sich an einem verregneten Nachmittag zwar mal vor die Glotze hocken und Chamberlain und Stone durch den Dschungel staksen sehen, aber extra nachts dafür aufstehen würd ich nicht (und für Trash-Verhältnisse stinkt der ganze Streifen dann doch etwas zu sehr nach Kompetenz, wenn Ihr versteht, was ich meine). Die deutsche DVD von MCP ist dazu noch von der Bildqualität her total für die Tonne – wer mag, kann sich demnächst in USA eine neue RC1-DVD anschaffen (aber wer will das schon?).
(c) 2004 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 6
BIER-Skala: 4
Review verfasst am: 01.06.2004