Qatil Chandalini

 
  • Original-Titel: Qatil Chandalini
  •  
  • Regie: Rajan Lyallpuri
  • Land: Indien
  • Jahr: 1998
  • Darsteller:

    Sudhir Dalvi, Imtiaz Khan, Parveen Khan, Anju Mahendru, Mac Mohan, Monika, Anil Nagrath, Poonam, Rajesh Sabharwal, Sudhir


Vorwort

Drei regionale Schönheitsköniginnen werden, augenscheinlich als Belohnung für ihre souveränen Leistungen in der Disziplin „schön aussehen“ (wobei die Damen nicht so attraktiv sind wie die in „Shaitani Dracula“) auf ein Fashion- und Glamour-Wochenende in einem abgelegenen Landhaus eingeladen. Der unheimliche Gärtner mit den wirren Haaren ist zwar rather creepy, dennoch aber lassen`s die Girls sich gut gehen.
Ihre Gastgeber entpuppen sich allerdings als ein Quartett gut gelaunter Perverslinge, die die Mädels offenbar zwecks zünftiger Vergewaltigung einbestellt haben. Und damit den Girls auch ordentlich die Muffe geht, orchestrieren sie Auftritte von maskierten Gruselgestalten und Schreie vom Tonband in der Nacht.

Binnen halber Filmlaufzeit gelingt es dem perversen Viererpack die drei Grazien zwangsflachzulegen und, wo man schon mal dabei ist, umzubringen. Wie-auch-immer allerdings gelingt es ein paar tiefgläubigen Shiva-Anbeterinnen, Chandalinis Leiche zu einem örtlichen Priester zu bringen, der mit den Göttern dicke genug steht, um sie zurück ins Leben zu bringen. Allerdings mit direktem Auftrag, die Morde zu rächen. Ein rivalisierender Kali-Priester (glaub ich jedenfalls), der mit den Mördern im Bunde steht, versucht, die Geister der anderen Opfer gegen Chandalini zu mobilisieren, aber da steht er natürlich auf verlorenem Posten. Halligalli bak bak puh!


Inhalt

Nach knapp 45 Minuten des immerhin 111 Minuten laufenden Streifens war ich versucht, den Hobel unter „gesehen, nicht mal gelacht, und vergessen“ abzulegen. Für einen Hindi-Horrorfilm schien der mir nicht so sehr auf Horror abzuzielen denn auf sleazige Rape-Sequenzen (so explizit die eben in Indien sein können… auch wenn mich der Film, worauf noch zu kommen sein wird, da noch ordentlich überraschte) und somit eher weltliche Thrills, was das Vergnügen für den westlichen Zuschauer nicht nur ordentlich begrenzt (sind doch die Versuche der indischen Z-Filmer, genuinen Horror zu erzeugen, Hauptgrund für Amüsemang) und zudem auch noch mit schlechtem Gewissen serviert wird, denn darf man sich über Vergewaltigungsszenen ernstlich lustig machen, auch wenn sowohl Täter als auch Opfer die Hose anbehalten?

Zudem nahm sich „Qatil Chandalini“ (was übrigens nichts anderes als „Tötet Chandalini“ bedeutet) auch noch mehrere Auszeiten für Gesangs- und Tanznummern, und in dieser Quantität (fünf on-screen gesungene Lieder plus mehrere song-untermalte Montagen) bin ich das von meinem Hindi-Horror nicht gewohnt. Aber dann passierte etwas – zunächst ein Schockerlebnis ersten Ranges. Nudity in einem indischen Film! Und zwar zunächst mal weibliche Brüste und dann komplette female nudity. Gut, mir ist klar, dass es auch in Indien eine Porno-Industrie gibt, aber im Mainstream-Film, dem ich auch Z-Horror mal im weitesten Sinne zurechne, hatte ich damit nicht ernstlich gerechnet.

Und kaum ist der Schock verkraftet, nimmt sich der Streifen zur Halbzeit auch einen ordentlichen Genre-Wechsel vor, wie ihn „From Dusk Till Dawn“ kaum schöner hingekriegt hat. Vom „Last-House-on-the-Left“-Rape-Horror schlägt der Film plötzlich einen Bogen zum mystischen Okkultismus rein hinduistischer Prägung (was mich auch deshalb wundert, weil auch die Inder, wenn sie sich an Horror wagen, gerne an christlichen Motiven orientieren) und wird zum Duell zweier magisch begabter Priester, die mit den Waffen der Frau bzw. der Waffe Frau operieren.

Das ist alles natürlich in keinster Weise gut und bietet dem Regisseur immer noch die Gelegenheit, ein paar lächerliche Karnevalsmasken vor die Kamera zu halten, und wird am Ende, wenn Chandalini Jagd auf die letzten Mörder macht, wohl auch noch beabsichtigt komisch, aber dann zumindest kurios genug, um den Zuschauer (der ja leidensfähig sein muss, hat er sich auf einen Film wie diesen eingelassen) bei der Stange zu halten.

Es ist nicht das Feuerwerk unfreiwilligen Humors, wie es „Shaitani Dracula“ darstellt, aber es hat seine Momente – wie z.B. den bösen Priester, der ständig mit einem Oberschenkelknochen herumwedelt, die Mimik der ins Bockshorn gejagenen Mörder oder die herzigen „Spezialeffekte“ für die geisterhaften Erscheinungen der ermordeten Mädchen.

Die Songs sind ganz fetzig, durchaus im traditionellen Bollywood-Ton gehalten (also noch nicht so eurodance-lastig wie es der neuere Bollywood-Majorfilm so handhabt), und der Score scheint mir erneut beherzt zusammengeklaut. Was man allerdings dringend sichten sollte, ist die erste Musikeinlage, die ungelogen „Hubba hubba“ zu heißen scheint und die wohl schlimmste Girl-Group-Choreographie seit Erfindung des Arbeitsstiefels anbietet. Eher was für den Fortgeschrittenen in Sachen Hindi-Horror, aber nicht ohne Reiz…

3/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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