Puppet Master 5

 
  • Deutscher Titel: Puppet Master 5
  • Original-Titel: Puppet Master 5
  • Alternative Titel: Puppet Master 5: The Final Chapter |
  • Regie: Jeff Burr
  • Land: USA
  • Jahr: 1994
  • Darsteller:

    Gordon Currie (Rick Myers), Chandra West (Susie), Teresa Hill (Lauren), Ian Ogilvy (Dr. Jennings), Nicholas Guest (Hendy), Willard Pugh (Jason), Duane Whitaker (Scott), Guy Rolfe (Toulon), Diane McBain (Anwältin), Ron O’Neal (Detective), Clu Gulager, Kaz Garas, Chuck Williams


Vorwort

Kudos an die Autoren (ich werde sonst keinen an sie vergeben), sie starten den Film, wie eigentlich jedes Horror-Sequel beginnen müsste – mit dem Hauptdarsteller in Polizeigewahrsam und unter erheblichem Erklärungsnotstand. Die Geschichte von den mörderlischen Killerdämonen aus der vierten Dimension kommt begreiflicherweise bei den Cops eher so mittelgut an, zumal Rick ja Robotik betreibt und es so aussieht, als wäre Dr. Piper in ihrem Labor von einem kleinen Roboter erlegt worden. Worauf Rick sich zum Glück verlassen kann, ist die gut gefüllte Kriegskasse von Biotech, die ihn in Person von Dr. Jennings aus dem Knast freikauft. Aber auch Jennings ist Rick gegenüber nicht so wahnsinnig beeindruckt von dessen Gruselgeschichte.

Dieweil Lauren im Hospital im Koma vor sich hin siecht, Susie sich nach wie vor fragt, was sie eigentlich in diesen Filmen zu tun hat, Jennings mit seinen Brötchengeber von Omega (zwischen den Filmen von der Projektbezeichnung zum Biotech beherrschenden Konzern mutiert) über Ricks Theorien debattiert und Genie Rick selbst unter Alpträumen leidet, sinnt Sutekh auf blutige Rache, auch wenn der ägyptische Oberdämonenfuzzi seit dem letzten Film auch vergessen hat, was er eigentlich will – wollte er in Teil 4 Toulon und alle mit ihm Assozierten wegen Geheimnisdiebstahls umbringen, ist er jetzt scharf auf Toulons Geheimnis, um es seinem eigenen Machtfundus hinzuzuführen. Yeah, the writers simply didn’t give a crap. Mittlerweile aber all seiner Minions verlustig gegangen, muss Sutekh sich mit seinem letzten Totem schon selbst in unsere Dimension beamen.

Und so trifft sich alles mehr oder minder zufällig im Bodega-Bay-Hotel – Jennings, der mit einigen gedungenen Kriminalschergen Ricks Forschungsergebnisse klauen will, Rick mit Blade im Schlepptau, der die anderen zurückgelassenen Puppen finden will, und Sutekh in Totemform und mordslustig drauf. Das beendet eigentlich den Part, den wir mit Fug und Recht als „Handlung“ bezeichnen können- für den Rest des Films wird durch Hotelkorridore gekraucht, sich durch die Bank irrational verhalten und die Decapitron-Erweckungsszene aus dem vierten Teil noch mal nachgespielt, weil der Bursche neu aufgeladen werden muss, um den Sutekh-Totem zu bezwingen. Dazu sendet Lauren aus ihrem Koma übersinnliche Signale in Ricks Computer, die dem auch nicht sonderlich weiterhelfen. Es wird jedenfalls darauf hinauslaufen, dass Toulons Puppen es regeln müssen – insbesondere Decapitron, der uns heute auch mal seinen dritten Kopf zeigt. Glück für unsere Helden: Sutekhs Macht ist in unserer Dimension deutlich eingeschränkt, also haben sie eine realistische Chance…


Inhalt

Oh wei. Teil 4 des unendlichen Puppet-Master-Franchise war ja schon nicht der Riesenbringer, aber der fünfte Teil… nun, es reicht wohl eigentlich, wenn man Jeff Burr zitiert, der ohne weiteres zugibt, dass „Puppet Master 5“ sich mit jeder Minute Laufzeit weiter ins Land des komplett unverständlichen Nonsens verabschiedet. Es mag wohl auch daran gelegen haben, dass mehrere Autorenteams das ursprünglich für einen (verhältnismäßig groß budgetierten und für’s Kino gedachten) Film gedachten Script aufblähen mussten, um irgendwie genug Stoff für zwei abendfüllende DTV-Filme aus der Materie zu quetschen, aber das sich back-to-back vom gleichen Team geschossene (und vom gleichen Team geschriebene) Filme alle Nase lang gegenseitig widersprechen, sollte nun auch in Low-Budget-Land, wo die Drehzeiten kurz und die Drehbücher notwendiges Übel, weil man ja irgend*was* filmen muss, nicht passieren.

Das Script ist jedenfalls eine totale Katastrophe, weitgehend sinnfrei und nach dem gelungenen Eröffnungszug, Rick erst mal hinter schwedische Gardinen zu befördern, auf dass er irgendwie die Leichen in seinem Umfeld erkläre, so ziemlich ohne einzige funktionierende Idee. Anstatt dass die „stakes“ in der direkten Fortsetzung erhöht werden, sind sie erheblich niedriger – Sutekh ist in seiner Totem-Form, auch wenn die im Vergleich zu seinen Minions optisch ein wenig aufgemotzt ist, auch nicht gefährlicher als die Monster aus dem vierten Teil, und eben auch nur alleine tätig. Deswegen muss das Buch dann allerhand Klimmzüge anstellen, um mit Jennings noch einen secondary villain einzuführen, dessen Motivation hanebüchen ist, der wann immer man mal grad nicht hinkuckt die Seiten wechselt und dessen Verhalten auf jeden Fall keine Sekunde lang Sinn ergibt. Seine diversen Sidekicks sind bloßes Kanonenfutter, damit Sutekh, der sich ja kaum an unsere Hauptfiguren wagen kann, überhaupt jemanden killen kann und so zumindest einen Hauch von Bedrohlichkeit vorgaukeln darf. Susie ist ein weiteres Mal ein völlig überflüssiger Charakter ohne eigenständige Profilzüge – warum sie im Bodega-Bay-Hotel auftaucht, ist eine Frage, auf die das Autorenkollektiv sicher auch keine Antwort hat, einen dramaturgischen Sinn hat ihre Anwesenheit jedenfalls nicht, sie tut nichts, was auch nur ansatzweise von irgendwelcher Konsequenz für die Story wäre. Laurens psychischer Link zu Ricks Computer ist wahrscheinlich nur im Film, weil den Autoren einfiel, dass sie den Charakter versehentlich hatten überleben lassen und jetzt zwangsläufig irgendwie noch in der Story verarbeiten mussten (vielleicht ist diese ganze Koma-Geschichte ja auch eine „Hommage“ an die australische Ultra-Gurke „Patrick“, die aus mir völlig unerfindlichen Gründen ja Ozploitation-Klassiker-Status besitzt).

Zumindest ist „Puppet Master 5“ etwas flotter auf den Strümpfen unterwegs als der direkte Vorgänger – nicht, weil er ernstlich mehr Plot hätte, den er in 80 Minuten Laufzeit packen kann, sondern weil’s einfach ein paar Schauplatzwechsel mehr gibt, das Ensemble größer ist und dadurch einfach das Potential genutzt werden kann, die Figuren etwas stärker durchzumischen. Das bessere Pacing täuscht halt ein bisschen darüber hinweg, dass die Geschichte völlig Banane ist. Leider sind die Kills erneut wenig aufregend (zumal ja nur der böse Sutekh töten darf, die Toulon-Puppen müssen ja „gut“ bleiben) – sie erschöpfen sich daher in Gesichtskratzereien, an denen das Opfer nach ein wenig Herumbalgerei im besten Zuni-Doll-Style überraschend verscheidet, gefolgt vom Lebenskraft-Absaugen durch den Dämon, was ein paar cheesy optical FX ermöglicht. Gore und Splatter sind mal wieder Fehlanzeige (und ihr wisst ja aus eigener Erfahrung, wenn ich nach etwas mehr Splatter und Eingeweiden lechze, kann der Rest des Films wirklich nicht prall sein). Der Score, für den Richard Band nicht mal mehr selbst Hand anlegte, sondern nur einem Gehülfen seine bisherigen Puppet-Master-Kompositionen in die Hand drückte und „viel Spaß beim Adaptieren und Editieren“ wünschte, nervt nunmehr schon beachtlich – das Puppet-Master-Theme ist sicherlich nicht Richards größte Tat, und der Score besteht nun mal zu 80 % daraus…

Wo der Streifen zumindest mit ein paar Pfunden wuchern kann, ist die Besetzung – nicht in den Hauptrollen, natürlich. Gordon Currie und Chandra West sind die gleichen Schnarchnasen wie in Teil 4 und deuten beide wahrlich nicht an, dass sie zukünftig keine Mega-Karrieren hinjlegen sollten, aber zumindest gut beschäftigt bleiben. Teresa Hill hat den Traumjob, im Bett zu liegen, sich einmal panisch aufzurichten und dafür Geld zu bekommen. Nein, die Pfunde sind die diversen semiprominenten Nasen, die Jeff Burr durch persönliche Bekanntschaft oder schieres Fantum zu Gast- und Kleinauftritten bewegen konnte. Den sorta-bösen Dr. Jennings gibt Ian Ogilvy, den wir natürlich aus Michael Reeves‘ „Im Banne des Dr. Montserrat“ und – besonders – „Witchfinder General“ kennen. Jeff Burr, der viele dieser namhaften Leute von seinem Independent-Film „Eddie Presley“ mitgebracht hatte, gibt zu Protokoll, dass Ogilvy nun wirklich keine Ahnung hatte, was genau er da spielen sollte, aber die Sache als „good sport“ professionell durchzog. Als Jennings‘ geheimnisvolle Bosse fungieren Kaz Garas, den wir hier aus der britischen Krimiserie „Spezialauftrag“ kennen, Burr aber aus seinem Lieblingsfilm „The Last Safari“ kannte und unbedingt dabei haben wollte, sowie der Veteran Clu Gulager („I’m Gonna Git You Sucka“, „The Hidden“, „Return of the Living Dead“), den die Erfahrung, zehn Takes für einen simplen Gang zum Aufzug unter Äußerung sinnfreien Cybertechnobabbles nach Burrs Erinnerung zum vorübergehenden Retirement trieb. Als Jennings‘ Handlanger sind Duane Whitaker (Star von „Eddie Presley“), Nicholas Guest (ein Bekannter Burrs aus Studentenfilmtagen, zu sehen u.a. in „Schöne Bescherung“ als geplagter Griswold-Nachbar Todd, „Die Glücksritter“ oder „Nemesis“) und Willard Pugh („Die Farbe Lila“, „RoboCop 2“, „The Hills Have Eyes“ zu sehen. Ricks Anwältin mimt Diane McBain (an der Seite von Elvis in „Sag niemals ja“, auch zu sehen in der alten „Batman“-Serie, „Thunder Alley“ und „Die Satans-Engel von Nevada“) – wie Burr sich amüsiert erinnert, war sie vom Low-Budget-Catering der Produktion ganz besonders entsetzt. Bonus-Nerd-Punkte verdient sich Burr dafür, mit einem selbst geschriebenen Fanbrief „Superfly“ Ron O’Neal zur Übernahme der kleinen Rolle des ermittelnden Police Detectives überredet zu haben. Der gute Ron dürfte ganz dankbar gewesen zu sein, in einer Karrierephase, in der er außer Nostalgia-Cameos als Superfly mal wieder eine halbwegs seriöse Rolle spielen zu dürfen, auch wenn nur ein Ein-Tages-Job in einem Low-Budget-Horror_Sequel war.

Die UK-Blu von 88 Films ist wieder etwas überfiltert, aber nicht ganz so auffällig wie bei Teil 4. Akustisch steht der O-Ton im Original-Stereomix oder 6-Kanal-Upmix zur Verfügung, neben dem Audiokommentar von Jeff Burr und der Original-„Video Zone“ gibt’s noch ein gut vierzigminütiges Videointerview mit Jeff Burr, das als „Making of“ firmiert, anlässlich des DVD-Releases aufgenommen wurde und durchaus informativ und unterhaltsam ist.

Summa summarum: „Puppet Master 5“ mag etwas flotter und damit „gefühlt“ unterhaltsamer sein als der recht lahme vierte Teil, ist aber exorbitant dümmer und ergibt sich zum Ende hin dem völlig sinnfreien Kuddelmuddel. Die charmanten Vorstellungen der etwas bekannteren Nasen wie Ogilvy, Guest oder O’Neal sorgen für etwas Spaß, insgesamt ist’s aber ein lesser entry im Serien-Kanon, zumal die ganze Rick-Myers-Storyline im Serienverlauf nicht weiter verfolgt werden sollte. „Amusing“ in a „spot-the-’star'“-way, but not much of a film.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 6


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