Puppet Master 4

 
  • Deutscher Titel: Puppet Master 4
  • Original-Titel: Puppet Master 4
  • Alternative Titel: Puppet Master 4: When Bad Puppets Turn Good | Puppet Master 4: The Demon |
  • Regie: Jeff Burr
  • Land: USA
  • Jahr: 1993
  • Darsteller:

    Gordon Currie (Rick „Ritchie“ Myers), Chandra West (Susie), Ash Adams (Cameron, als Jason Adams), Teresa Hill (Lauren), Guy Rolfe (Toulon), Felton Perry (Dr. Carl Baker), Stacie Randall (Dr. Leslie Piper), Michael Shamus Wiles (Stanley), Dan Zukovic (Delivery Man)


Vorwort

Bei Biotech Industries forscht man – mit überschaubarem Erfolg – an der Entwicklung einer künstlichen Intelligenz mit dem Ziel, selbstlernende Roboter zu konstruieren. Doch nicht mal das offzielle Wunderkind Richie Myers macht große Fortschritte, wie auch Dr. Piper feststellen muss, die die Aufgabe hat, die Ergebnisse des eigenbrötlerischen Genies im Biotech-Labor zu prüfen. Eines schönen Abends wird ihr ein Paket geliefert – drin: eine rätselhafte, mysteriöse Monsterfigur. Kaum kuckt Piper nicht hin, erwacht das Vieh auch schon zum Leben und greift sie an. Abgang Dr. Piper. Und ihrem Kollegen Dr. Baker geht’s genau so. Sieht also so aus, als hätte es jemand auf die forschen Forscher abgesehen, aber wer?

Die Frage ist schnell beantwortet. Bei dem unfreundlichen Zeitgenossen handelt es sich um Sutekh, einen ägyptischen Dämon und den selbsternannten Herrscher der Vierten Dimension. Sutekh ist perma-schlecht gelaunt, aber gerade noch angepisster, weil Andre Toulon ihm vor vielen Jahren das Geheimnis seiner Macht gemopst hat. Jetzt könnte man sich fragen, warum Sutekh so sauer auf die Biotech-Forscher ist, wenn er’s doch eigentlich auf den mittlerweile, wie wir wissen, längst dahingeschiedenen Puppenspieler abgesehen hat, aber Sutekh hat den totalen Durchblicksstrudel gefrühstückt und weiß, was wir erst jetzt erfahren. Richie Myers hat sich für seine Forschungsarbeiten im Bodega-Bay-Hotel als Caretaker einquartiert (ich weiß nicht, warum ein Techno-Genius und vermutlich nicht gerade unterbezahlter Biotech-Angestellter sich noch den Zweitjob als Aushilfs-Jack-Torrence antun muss, aber ich bin auch keiner der fünf -!- Drehbuachautoren der Plotte), und das, auch das ist uns bekannt, war die letzte bekannte Wohnanschrift von Andre Toulon. Richie hat tatsächlich auch schon Blade gefunden, hält den aber für eine gewöhnliche Spielzeugpuppe und benutzt ihn nur als Maskottchen für seine Arbeiten.

Das ändert sich, als er Besuch bekommt. Eingerichtet ist er eigentlich nur auf das Erscheinen seiner Freundin Susie (ein Computer-Whizz und Technik-Geek mit süßer Freundin? What devilish tomfoolery is this?), aber die hat unangemeldet ihre beste Freundin Lauren, ihres Zeichens „psychic“ (ächz) und deren Bespringer Cameron bei sich. Was insofern ein Problem ist, als Cameron und Richie sich bestens kennen und seit gemeinsamen Uni-Tagen in herzlicher Antipathie verbunden sind (Richie hält Cameron für einen besseren Aufschneider, Camerons planetengroßes Ego fühlt sich persönlich durch die Existenz eines noch größeren Genies beleidigt). Überraschend stellen die beiden Nerds fest, dass sie beide für Biotechs KI-Projekt arbeiten – Cameron halt ein paar hierarchische Ebenen unter Richie, was Cams Laune auch nicht weiter aufhellt. Lauren fühlt sich hingegen sofort zu Blade hingezogen und verlangt zu wissen, wo der Bursche herkommt. Mehr oder weniger im Versuch, wenigstens einen der unerwünschten Gästes temporär loszuwerden, schickt Richie sie in den Lagerraum des Hotels, wo alles rumliegen sollte, was frühere Gäste mal hinterlassen haben. Tatsächlich entdeckt Lauren dort Toulons Schrankkoffer und fällt bei seinem Anblick erst mal in Ohnmacht ob einer überwältigenden Präsenz des Bösen. Cameron und Richie wollen den Koffer knacken, was sich schwer genug gestaltet – drin ist nicht nur Toulons Puppentheater und der Rest der Puppenbrigade (Pinhead, Tunneler, Six Shooter und Jester, wobei die letzteren zwei nicht viel zu tun haben werden), sondern auch die letzten zwei Phiolen von Toulons Wunderelixier und seine Aufzeichnungen. Beim Durchblättern der Tagebücher fällt bei Richie der Groschen, dass Toulon offenbar erfunden hat, wonach er so verzweifelt forscht – eine Möglichkeit, unbelebte Gegenstände zu animieren, auf dass sie sich selbst- und eigenständig verhalten. Das muss ausprobiert werden! Schnell sind die Puppen mit der grünen Substanz gedopt und ebenso schnell erwachen die Puppen zum Leben.

Sutekh sieht das nicht gern und schickt ein Totem, bewusstes Mini-Monster, los, um alles und jeden zu töten, der mit Toulon und seinen Geheimnissen in Berührung gekommen ist. Dabei würden sich die Herrschaften im Hotel vermutlich schon mit Freuden ohne fremde Hilfe gegenseitig an die Gurgel gehen, hat Cameron doch eigene Pläne. Wenn er Toulons Geheimnis entschlüsseln würde, wäre das doch eine echte Errungenschaft… Seine Methode ist allerdings eher metaphysisch – Lauren soll bei einer Seance Kontakt mit Toulons Geist aufnehmen. Lauren erreicht zwar die Welt des Übersinnlichen, aber die Verbindung führt zu Sutekh. Das eröffnet dem dunklen Dämon eine Pforte, durch die er weitere Totems schicken kann. Toulon ist aber mit seinen Puppen, die Ritchie als neuen Meister anerkennen und ihn vor den Attacken der Totems beschützen. Aber die Blade, Pinhead und Tunneler allein können die Schlacht gegen Sutekhs Monster nicht gewinnen, dafür braucht’s Decapitron, Toulons unvollendetes Meisterwerk, doch das muss erst zum Leben erweckt werden…


Inhalt

Ich bin nicht der weltgrößte Fan des Puppet-Master-Franchise. Mag sich von jemandem, der die Reihe fast vollständig im Regal stehen hat, komisch anhören, aber wenn man nun mal Empire/Charles Band/Full Moon-Komplettist ist, muss man halt auch die Reihen verfolgen, auf die man nicht so steht wie auf „Trancers“… Die Serie macht’s einem wegen ihrer konfusen Timeline, diversen Resteverwertungen (wie dem praktisch nur aus Stock Footage bestehenden „Puppet Master: The Legacy“, der eigentlich dazu gedacht war, die Timeline mal in Ordnung zu bringen, dabei aber schändlich versagte – und in der Folge von der „Axis“-Trilogie sowieso wieder ad absurdum geführt wurde) und dem nicht-kanonischen Crossover „Puppet Master vs. Demonic Toys“ nicht einfach, und auch der schon mit Teil 3 eingeläutete tonale shift von bösen Killerpuppen zu letztendlich heroischen Figuren strotzt nicht gerade vor Schlüssigkeit. Aber was soll’s…

Nachdem der erste Puppet-Master-Film, gleichzeitig die erste Veröffentlichung unter dem damals neuen „Full Moon“-Banner zum Videothekenrenner wurde, war’s vorprogrammiert, dass die Serie zum Eckpfeiler des neuen Full-Moon-Universums werden würde. Nach Schmoellers Beitrag durfte Stop-Motion-FX-Guru David Allen beim zweiten Teil Regie führen, Nummer 3 ging an Bands Busenkumpel David DeCoteau. Für die nächste Folge wurde Jeff Burr verpflichtet, der sich nach seinem Debütfilm „From a Whisper to a Scream“ mit den zumindest wohlwollend betrachteten Sequels „Stepfather 2“ und „Leatherface: Texas Chainsaw Massacre 3“ einen Namen gemacht hatte. Leider befand sich Charlie Band damals gerade im Partitionierungswahn und so wurde „Puppet Master 4“ wie auch „Trancers 4“ und „Oblivion“ in zwei Filme aufgespalten (Jeff Burr scherzte zumindest noch, dass er nach „Stepfather 2“, „TCM 3“ und „Puppet Master 4 + 5“ wohl ein Bewerbungsschreiben für „Halloween 6“ hätte abgeben sollen). Wie auch den beiden anderen geteilten Filmen tut die künstliche Aufblähung auf zwei Abendfüller auch „Puppet Master“ nicht gut. Letztendlich passiert in allen drei erwähnten Doppel-Filmen zu wenig für zwei Streifen, trotz überschaubarer Laufzeiten.

Wenig Einwände habe ich gegen den Versuch Burrs und der, wie gesagt, fünf Autoren (von denen nur aus Doug Aarniokoski etwas wurde – der ist mittlerweile ganz erfolgreicher TV-Produzent und schraubte u.a. an „Limitless“ und „Sleepy Hollow“), eine neue, mystischere Dimension in den Puppet-Master-Kanon einzubringen – auch und gerade vor dem Hintergrund, dass Full Moon (lange vor Marvel) versuchte, ein shared cinematic universe zu etablieren, in dem Charaktere aus einem Franchise ins nächste steigen konnten. Da ein wenig „kosmische Mythologie“ einzubringen, war sicher nicht der ganz verkehrte Gedanke (weswegen wohl auch der legendäre Jack Kirby ein paar Ideen für Full Moon entwickelte). Natürlich widerspricht Sutekhs Behauptung, Toulon habe das Geheimnis seiner Magie gestohlen, dem bis dato Etablierten, aber bei diesem Franchise darf man das nicht so eng sehen – praktisch jeder Film der Reihe retconned irgendeinen Aspekt der bisherigen Historie. Was mich mehr ärgert, sind die Inkonsistenzen innerhalb des PM4-Scripts. Wieso geht Sutekh auf die Biotech-Forscher los? Die haben nichts mit Toulon am Hut, es besteht keine „magische“ interdimensionale Verbindung zwischen ihnen und Sutehks Reich (was man für das Bodega-Bay-Hotel immerhin noch ob Toulons dortigem Wirken als gegeben akzeptieren kann), und die Forschungsarbeiten der Firma kratzen, wenn man drüber nachdenkt, nur rudimentär an Sutekhs „geheimer Macht“. Zudem muss man vor einem Höllendämon, dessen Machtmittel sich in genau drei (in Worten: drei) Minions erschöpfen, sich nun auch nicht pausenlos vor respektvoller Fürchternis in die Bux machen (zumal die Totems auch, wie sich erweist, für höllische Dämonenmonster lächerlich einfach zu besiegen sind). Die Stakes sind also nicht sonderlich hoch (und, auch in Folge des überschaubaren Casts, der body count mit ebenfalls „drei“ ausgesprochen konservativ), es wird also eher so mittelmäßig spannend. Der vermeintliche Hook „bad puppets turn good“ tut letztlich auch nicht viel zur Sache, weil die Puppen in Teil 3 ja auch schon relativ eindeutig die „Guten“ waren (klar, gegen Nazis ist by default auch Jack the Ripper der „Gute“) – problematischer ist da eher schon der Charakterschwenk von Andre Toulon von Teil 2 zu 4 vom klaren Schurken des Films zum sorta-kinda-Helden (und geradezu albern wird’s, wenn Decapitrons Kopf in Toulons Visage morpht und zurück. Das ist „Magie“, von deren Sorte bislang in der Serie – und auch danach – nicht die Rede war).

Auch die neuen Protagonisten sind nicht gerade echte Hinkucker – aus der Charakterdynamik speziell zwischen Richie, Cameron und Lauren hätte man schon einiges machen können (Susie ist ein reiner tag-along-Charakter ohne eigenes Profil), aber da sich die Autoren dafür entschieden, diese drei Gestalten zu bloßen Karikaturen zu machen (Richie, der Totalnerd, Cameron, das Arschloch, und Lauren, die Klischee-„Hexe“ im Gypsy-Gewand), kann man deren ganzes Interplay kaum ernst nehmen, zumal auch die Dialoge kaum einmal zünden, geistreich oder wenigstens witzig sind. Durch die künstliche Zweiteilung muss Burr natürlich auch einiges an Zeit totschlagen (z.B. mit den Lasergefechten, die Richie erst mit seinen Robotern und dann mit Toulons Puppen als Forschungs-Spiel führt, oder einer schier endlosen Sequenz, in der Cameron und Richie an Toulons Koffer herumkloppen). Der Streifen ist nach der durchaus passablen Auftaktsequenz im Biotech-Labor eh nicht sonderlich flink auf den Füßen, da fällt jede Auszeit, die sich Burr nehmen muss, damit er den Streifen irgendwie auf 80 Minuten Bruttolaufzeit hieven kann, natürlich doppelt auf.

Richard Bands Score recycled altbekannte Themen munter dudelnd vor sich hin und geht irgendwann mal dezent auf den Keks. Die Special FX sind so-so. Die von Dave Allen überwachten Puppentricks sind immer noch durchaus sehenswert, auch wenn der Reiz des Neuen im vierten Teil einer Serie natürlich schon weitgehend verflogen ist. Das „heavy lifting“ geht primär an Tunneler und Pinhead, Decapitron als Neuzugang im Pantheon (eigentlich mal für eine weggeworfene stand-alone-Film-Idee konzipiert) ist weder vom Design noch seinen Fähgikeiten her ein echter Gewinn, wobei seine „Erweckungsszene“ als direkte Reminenszenz an die Schöfpungsszene von James Whales „Frankenstein“ für sich allein genommen einen der Höhepunkte des Films darstellt. Burr, seine Autoren und die FX-Künstler können da aber nicht wirklich was drauf setzen. Wie üblich in der Serie ist der Streifen nicht sonderlich brutal oder blutig – Puppet Master war immer sparsam mit dem Gore, und die garstigsten FX müssen daher auch nicht die menschlichen Opfer, sondern die Totems aushalten (possierliche Viecher, allerdings, und klar auf potentielle Replika-Verkäufe ausgelegt). Sutekh, eine lebensgroße Stabpuppe, ist ein recht beeindruckendes Stück old-school-practical-effect.

Ein Detriment zum Gelingen des Films ist zweifellos auch der recht schwache Cast. Gordon Currie („Freitag, der 13., Teil 8“, „Überleben!“, „Left Behind“) ist eine ausgesprochen trübe Funzel, dem man keine Facette seines Charakters abkaufen kann (und der auch keine sonderlich große emotionale Bandbreite unter Beweis stellt). Chandra West („NYPD Blue“, „White Noise“) ist nett anzusehen, fällt darstellerisch nicht negativ auf, hat aber auch nicht gerade viel zu spielen. Ash Adams („Nightmare – Mörderische Träume“, „Ryan’s Hope“) versucht an der Arschkrampen-Rolle des Cameron wenigstens ein wenig Spaß zu haben, dreht dafür aber auch wieder nicht genug auf. Teresa Hill (später immerhin „Nemesis“ in „Hercules“ und eine Weile in der Endlos-Soap „Springfield Story“ tätig) müht sich redlich mit ihrem Pseudo-Wicca-Hexen-Part, aber da das Script ihr letztlich auch wenig mehr zubilligt außer an jeder erdenklichen Stelle in Ohnmacht zu fallen, kann sie sich auch nicht gerade auszeichnen. Stacie Randall, zur gleichen Zeit im Lande Orpheus in „Trancers 4/5“ unterwegs und später noch in „From Dusk Till Dawn 2“ aufgetaucht, macht als Dr. Piper noch den besten Eindruck, wird halt aber schon nach fünf Minuten abgemurkst…

Der HD-Remaster von 88 Films ist für meinen Geschmack etwas überfiltert (und das HD-Transfers „altmodischen“ Effekten wie Führdrähten nicht unbedingt gut tun, wissen wir auch), der Ton ist okay (man kann zwischen dem Original-Stereotrack und einem 6-Kanal-Upmi wählen), als Extra gibt’s nen Audiokommentar von Jeff Burr und die originale „Video Zone“ des ursprünglichen VHS/Laserdisc-Releases.

„Puppet Master 4“ ist trotz des eigentlich einsteigerfreundlichen „Neustarts“, der keine Kenntnisse der ersten drei Teile voraussetzt, nicht der Film, mit dem ich Neulinge vom PM-Franchise überzeugen möchte („Puppet Master III“ halte ich nach wie vor für den besten Film und auch „neulingszugänglich“). Die bestenfalls mittelprächtigen darstellerischen Leistungen und das letztlich ob der aufoktroyierten Zweiteilung maue und höhepunktarme Script sind zu große Hürde für die immer noch ansehnlichen Puppentricks. Sicher immer noch besser als einige der nachfolgenden Serienbeiträge, aber auch schon eher was für die Komplettisten.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


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