Psychomaniacs

 
  • Deutscher Titel: Psychomaniacs
  • Original-Titel: Un fioggo nero per Deborah
  • Alternative Titel: Psychomaniac's | Deborah | The Torment | Black Ribbon for Deborah |
  • Regie: Marcello Andrei
  • Land: Italien
  • Jahr: 1974
  • Darsteller:

    Michael Lagrange (Bradford Dillman)
    Deborah Lagrange (Marina Malfatti)
    Hubert Hofbauer (Gig Young)
    N.A. Delia Boccardo
    N.A. Micaela Esdra
    N.A. Lucretia Love
    N.A. Adriano Amadei Migliano
    N.A. Luigi Casellato
    N.A. Vittorio Mangano
    N.A. Mario Garriba


Vorwort

Abt. Was zum Geier ist das dann?

Das war zumindest der Ausruf, den ich tätigte, als ich vor ein paar Wochen durch das „Cassetten-ohne-Hülle-1-Euro“-Körbchen in meiner Stammvideothek blätterte und neben unsterblichen Gassenhauern wie Omega Doom (demnächst) oder dem vor kurzem besprochenen Inferno unter heißer Sonne auch eine sehr suspekte Kassette namens Psychomaniacs herausfischte. War schwer genug zu identifizieren, denn der dezente drei cm breite und 1 cm hohe Aufkleber, der die singuläre Beschriftung der Kassette darstellt, war nicht mehr allerbester Form – die schwarze Schrift auf goldenem Grund kann man nur noch mit Mühe, Not & Konzentration entziffern.

Jedenfalls ließ sich den spärlichen Infos des Aufklebers entnehmen, dass es sich um Psychomaniacs und eine Veröffentlichung von „G. Marx Vilm“ (die Älteren erinnern sich – in den 80ern versuchten einige, zumeist eher dem, äh, Erwachsenenfilm zuzuordnenden Labels, für „Videofilme“ das Kunstwort „Vilm“ zu prägen). Das reichte Eurem Doc, um sich von Forumsmod Eduardo einen Euro zu pumpen und in den Erwerb des Tapes zu investieren.

Es bedurfte, ähnlich wie beim Inferno einiger Recherche, um herauszufinden, welches Schatzi ich da nun tatsächlich erworben hatte. Aber nachdem schon die ersten Credit-Einblendungen mir verrieten, dass es sich um ein italienisches Werk handelte, und noch dazu um eins, welches man sicherlich in den Bereich des phantastischen Films einsortieren kann, war ich schon mal happy. Erstens ist´s dann bestimmt recht selten, zweitens möglicherweise interessant und drittens vermutlich nicht schmoddrig – denn wenn´s ein Splatterheuler wär, wär der Film mit Sicherheit bekannter…

Immerhin spielt mit Bradford Dillman ein nicht ganz unbekannter Schauspieler mit (mich wundert, dass Eduardo mir das Tape nicht aus den Fingern gerissen hat – immerhin war Dillman zwei Jahre lang in Edis Steckenpferd-Soap Falcon Crest am Start) und mit Gig Young sogar ein Oscar-Preisträger. Das heißt zwar nichts, vor allen Dingen nicht im Kontext eines italienischen Murksfilms, aber ich nehme es zur Kenntnis… sonst weiß ich über den Film ja eh nichts…

Disclaimer: Nein, das wird kein FSK-18-Review (auch wenn die olle Kassette „ungeprüft“ ist. Wenn schon mal ein Porno-Label ´n „seriösen“ Film bringt…), aber wie gesagt – VHS-Video, ultraobskur, völlig unbekannt, keine Hülle am Start, weil ohne gekauft, daher also keine bunten Bildchen. Tut mir sehr sehr sorry.


Inhalt

Au fein, wir gehen in den Zirkus, wir gehen in den Zirkus. Zumindest das Pärchen, das wohl die zentrale Position im nachfolgenden Lichtspiel einnehmen wird. Er ist ein blasser 08/15-Typ, sie ein rothaariges Mia-Farrow-Imitat (alles klar, wir werden also Rosemaries Baby rippen, oder? (Kam da ein Zirkus vor? – Der Lektor) (bäääh – der Autor)). Er heißt Michael, sie Deborah oder kurz und liebevoll Debbie und/oder Debra, was der Film uns noch ´ne ganze Weile nicht verraten wird, aber ich schreib lieber Namen als Umschreibungen. Es handelt sich um ein eher nachrangiges Zirkusunternehmen (das Zelt ist nicht gerade P.T.-Barnum-verdächtig, dito die Leistungen der herausgestellten Artisten). Der Ringmaster bittet um Applaus für die kreuzgefährliche Trapeznummer der „Flying Birds“ (hm, das ist auch nicht gerade der aller-allereinfallsreichste Name für eine Trapeztruppe), natürlich ohne Netz, doppelten Boden oder sonstige sicherheitstechnische Kinkerlitzchen. Debbie entgleisen prophylaktisch die Gesichtszüge und ihr interner Monolog verrät uns auch, warum – sie ist sich felsenfest sicher, dass einer der Artisten abstürzen wird…

Pardauz. Da ist es schon passiert. Bei einer eher lächerlichen Flugeinlage (für die sich ein Zirkusartist, der was auf sich hält, in sämtliche vorhandenen Böden schämen würde) greift der „fliegende Vogel“ daneben und küsst ziemlich energisch den Staub in der Manege. Bei aller Liebe und mit Respekt vor dem Entsetzen des Publikums, soweit es sich um Debbie handelt – das waren vielleicht drei-vier Meter Höhe und er ist noch nicht mal besonders „doof“ aufgeschlagen; wenn der mehr als ein gebrochenes Bein davongetragen hat, ist er Darwin-Award-Kandidat… Debbie allerdings ist geschüttelt und gerührt, weil ihre Vorhersage eingetroffen ist und kann das gar nicht fassen. Schreck!

Diese Sequenz ist nach Willen der Filmemacher ergreifend genug, um als Pre-Title-Teaser durchzugehen, jetzt also Vorspann, in dem, weil so was bekanntlich spannend und unheimlich ist, einige Szenen negativ gezeigt werden (by default creepy and stuff, haben wir aus Robot Monster und Crackdown Mission gelernt).

Also zurück zum Film. Debbie kommt, sämtliche Hände voller frisch eingekauftem Spielzeug (bunte Bälle etc.), nach Hause. Direkt neben der heimatlichen Villa (hoch über einer italienischen Klein- oder Vorstadt) residiert eine Ballettschule und deren fünf-sechsjährige Elevinnen findet Debbie zu reizend, weshalb sie sich auch Zeit nimmt, mit einer der Gören ein wenig herumzuschäkern. Zuhause amüsiert sich Debbie mit dem Schäferhund Igor – die Frau-Hund-Beziehung scheint nicht nur mir, sondern auch ihrem Ehemann Michael etwas zu weit zu gehen (wenn Frau und Tier neben- und aufeinander auf dem Fußboden rumrollen und sich mit dem mitgebrachten Spielzeug beschäftigen, hätte ich da wirklich auch Bedenken). Michael findet, dass seine Olle schräg drauf is, aber Debbie, die in dem Köter offensichtlich ein Ersatz-Kind o.ä. sieht, behauptet, das alles tippi-toppi ist.

Debbie scheint keiner geregelten Tätigkeit nachgehen zu müssen, hat aber ein Hobby (neben Herumalbern mit Hunden), die Bildhauerei, sie fertigt Masken. Michael möchte zur Feier des Tages, was auch immer gerade ansteht, ein Tässchen Schampus inhalieren, aber Debbie lehnt ab: „Der Arzt hat´s mir verboten!“ Charmeur Michael platz ob dieser Offenbarung die Hutschnur – erstens soll sich Debbie mal gefälligst einen anderen Quacksalber anlachen (vermutlich bevorzugt einen, der es Michael erlaubt, sie abzufüllen) und zweitens bei der Gelegenheit auch gleich mal aufhören, künstlerisch Rodin zu kopieren, schließlich sei sie talentiert. Debbie reagiert mit der einzig möglichen weiblichen Reaktion – sie flüchtet heulend ins Schlafzimmer. Ich glaub, das ist ´ne glückliche Ehe.

Wie bereits vermutet ist für das Heranschaffen der von Frauchen für Hundespielsachen verjuxbaren Penunze der Herr des Haushalts verantwortlich. Der ist Professor einer undefinierbaren Fachrichtung und schafft an einer Unität. Was mich jetzt ehrlich gesagt wiederum an der Gerechtigkeit der Welt usw. zweifeln lässt, denn wenn ein einfacher Universitätsprofessor sich ´ne mehrstöckige Luxusvilla mit Garten leisten kann, möchte ich gar nicht wissen, was der am Ende in der freien Wirtschaft verdienen könnte… Debbie mag ihren Gatten im Labor besuchen, hält sich aber im Hintergrund, als sie bemerkt, dass Michael mit seiner Assistentin Elena plaudert (über einen offenen Atomreaktor gebeugt, natürlich ohne gröbere Schutzkleidung als eine auch nur phasenweise aufgesetzte Gasmaske. Huzzah!). Debbie spekuliert goldrichtig, dass das Objekt des Gesprächs nur ausschnittsweise der Reaktor, dafür hauptsächlich sie ist und lauscht über die Labor-Gegensprechanlage. Michael erzählt Elena gerade freimütig, dass er´s mit seinem Besen nicht leicht hat: „Sie bildet sich ein, krank zu sein!“ Elena vermutet, dass er seine Holde trotzdem noch liebe und Debbie macht sich irgendwie angefressen vom Acker und stürmt zu einem Frusteinkauf in die einschlägigen Boutiquen. Zumindest hat sie in der nächsten Szene wieder mal einige Pakete unter´m Arm…

Michael erwartet sie schon unter der Dusche – es ist nämlich Jubiläumstag (was Debbie natürlich völlig vergessen hat. Wenn das unsereins passiert wäre…): heute vor genau 8 Jahren „habe ich zum ersten Mal mein sauer verdientes Geld in dich investiert“, führt Michael auf. Das trieft jetzt auch nicht gerade vor purer herzerwärmender Romantik. Debbie reagiert entsprechend unromantisiert („du hast ein Gedächtnis wie ein Elefant“), wird aber trotzdem mit unter die Brause gezogen. Michael steht nach heißem ungezügelten Sex, seinem Eheweib – eher nicht. Sie reißt sich los, krakeelt, heult und rennt wieder mal ins Schlafzimmer. Michael nimmt´s ungehalten auf: „So kann´s nicht weitergehen“, schreit er seine Angetraute an und verrät uns damit, dass diese Verweigerung offenbar keine Premierenveranstaltung war. Er beschuldigt sie, ihrer beider Leben zu zerstören und drängt sie, doch den Realitäten ins Auge zu sehen. Wenn wir jetzt noch wüssten, welchen? Debbie flennt jedenfalls nur, also muss Michael weiter erklären: „Hunderttausend Paare haben auch keine Kinder und sind trotzdem glücklich!“ Aha, daher weht der Wind.

Und in der Tat. Debbie hat den Kinderwunsch. „Ich werde eines Tages ein Baby haben, ich weiß es“, greint sie. Offenbar kalkuliert sie aber mit der unbefleckten Empfängnis, oder es hat ihr noch keiner gesagt, dass, äh, Sex nun mal ein integraler Bestandteil einer etwaigen Schwangerschaft ist. Oder, in „imbecile terms“, die mir hier angebracht scheinen: Wenn nix ficki-ficki, dann nix Baby-Baby (Wie schaffst du das nur, solche Sachen immer so auf den Punkt zu bringen… – der Lektor) (jahrelanges Training – der Autor)!

Gut, zur Ehrenrettung Debbies sei´s verraten – sie ist keine Radikalkatholin, sondern tatsächlich aus körperlichen Gründen nicht in der Lage, Kinder zu bekommen. Ihr Vertrauensarzt, Dr. Vajda (den sein Praxisschild eher suspekt als „specialisti“ für nichts, eh, spezielles ausweist: „Dr. Vajda, specialisti“. Kompletter Text des Schilds), kennt die Gründe: Ihr Uterus ist verformt und die Eileiter blockiert, beim besten Willen ist da mit Kindern nichts zu machen (und selbst wenn – ich sehe irgendwie immer noch nicht den Zusammenhang zwischen „nicht schwanger werden können“ und „keinen Sex haben wollen“). In deutlichen Worten gibt Vajda seiner Patientin zu verstehen, dass „nur ein Wunder“ ihr helfen könnte und sie sich von den „Wahnvorstellungen“, ein Baby bekommen zu wollen, doch tunlichst verabschieden solle. Ganz die feine englische ist das auch nicht, aber – bei der Schnalle hilft scheinbar nur die grobe Kelle. Na ja, manch eine(r) ist schwer von Begriff.

Die offene Ansprache veranlasst Debbie, dreimal dürft Ihr raten, heulend nach Hause zu latschen und sich zwecks allgemeinen Geflenne im Schlafzimmer einzusperren. Michael, der in der Hoffnung auf ´nen bunten Abend Elena mitgebracht hat, kann seine Laborassistentin nur wieder nach Hause schicken, dieweil Debbie bei schwerer klassischer Musik über die Ungerechtigkeiten des Lebens sinniert. Michael steuert zielstrebig die Hausbar an, schenkt sich Hochprozentiges ein und entschuldigt sich für seinen gestrigen Ausfall (!!! IDIOT! Tschuldigung, aber das musste mal gesagt werden. (Nur immer raus damit. – der Lektor) Das entwickelt sich bedenklich in Richtung „Frauenfilm“. Und das ist in diesem Fall nicht als Kompliment zu sehen). Debbie ist hochgradig fasziniert von der klassischen Mucke und lässt sich von Michael die Hintergrundgeschichte der Symphonie erklären – demnach geht´s bei der Nummer um ein Mädchen, das ohne Liebe aufwuchs, aber in seinen Träumen auf einem weißen Pferd reitet, eines Tages einen Magier trifft, der ihre Träume wahr usw. usf. Also das Zeug, mit dem man eine maximal neunjährige Wendy-Leserin beeindrucken kann. Und Debbie. I get it, alles schwer symbolisch für Debbies Ringen mit der Realität. Michael hat aber nicht nur Geschichten aus Frau Holles Märchenstunde, sondern eine Einladung auf Lager. Ein gewisser Hofbauer nebst Gemahlin haben zum Feste geladen, und zwar genau jetzt. Kann Michael verstehen, mit der Nervensäge als Frau plant man wahrscheinlich schlecht langfristig.

Nix also wie hin zu Hofbauers. Auch das sind erkennbar Vertreter der finanziell nicht benachteiligten Klasse. Hofbauer erzählt irgendwelches dummes Zeug über sich und seine Frau, typisches Partyblabla, bis Michael zur Sache kommt – die Sache ist in dem Fall ein Experiment, und damit wir langsam die Kurve in Richtung eines übernatürlichen Thrillers bekommen, ein parapsychologisches welches (X-Files-Theme pfeif… – der Lektor). Michael spielt die Rolle des skeptischen Naturwissenschaftlers, Hofbauer ist der progressive „es-gibt-mehr-Dinge-zwischen-Himmel-und-Erde“-Typ mit dem Faible für das Übersinnliche. Sein grandioses Experiment hält bestimmt jede wissenschaftliche Abklopfung aus – er lässt sich die Augen verbinden, dieweil ein zufällig ausgesuchter Partygast aus seiner Bibliothek ein Buch aussuchen soll. Dessen Titel sollen sich die restlichen Gäste merken, sich auf die Zimmer des Hauses verteilen, das Licht ausmachen und sich darauf konzentrieren. Hofbauer will so den gesuchten Titel paranormal ermitteln. Yowza. Das ist zweifellos eins der weniger eindrucksvollen ESP-Experimente und auch wirklich nur maximal als dezent lustiger Partyscherz brauchbar. Besonders tragisch ist, dass Hofbauer den Versuch allen Ernstes als „Séance“ bezeichnet (eh, Herr Drehbuchautor und/oder Übersetzer… was ´ne „Séance“ ist, schlagen wir doch bitte noch mal im Fremdwörterduden nach, ja? Danke). Seine Gäste nehmen die Angelegenheit auch angemessenerweise nicht ernst, sind nur, zumindest was eine ältere Lady angeht, enttäuscht, dass die Sache nicht mit dem Entfernen der Klamotten verbunden ist, und, in Person eines älteren Herrn, angefressen, dass er aufgrund der Licht-aus-Devise seinen Dinnerteller nicht mehr findet. Alles streng wissenschaftlich.

Wie´s der Zufall so will, wird basisdemokratisch Debbie genötigt, das Buch auszusuchen. Man prägt sich den Titel ein, verteilt sich usw. Michael ist bestenfalls gelinde amüsiert, während Hofbauer sich bereits schwitzend und stöhnend auf seinem Sessel wälzt und versucht, mit den okkulten Mächten Verbindung aufzunehmen (oder was auch immer er bei seiner „Séance“ – BRU-HA-HAAA – treibt). Stichwort „was auch immer“ – Was auch immer passiert, es passiert direktemang neben Debbie (als hätten wir´s geahnt). Während sich Hofbauer unter Grunzen beschwert, dass „etwas stört“, manifestiert sich „was auch immer“ in Form eines gelben Lichts neben Debbie, strahlt sie an und sorgt dafür, dass a) ein paar Gläser platzen und b) Debbie in Ohnmacht fällt (Future Doc unterrichtet: special-FX-technisch war das so in etwa der Höhepunkt). Dazu windet und quält sich Hofbauer zwei Zimmer weiter immer noch erfolglos.

Michael packt seine Frau ins Auto und fährt nach Hause. Doch da! Was ist das? Ein gelbes Licht folgt dem Wagen unserer Heroen. Debbie kommt zu sich und verfällt angesichts der verfolgenden Manifestation in sofortige Hysterie. Dank des etwas unübersichtlichen Schnitts der Szene könnte man zuerst glauben, Debbie nervt Michael so, dass der sich in einen spektakulären Crash versteuert, doch dem ist nicht so – was sich da mit einem beinahe PM-Entertainment-verdächtigen Schraubensalto (aber ohne Explosion) in den nächstbesten Abgrund katapultiert, ist das „gelbe Licht“, das nämlich nichts anderes war als die wohl beim letzten Lichttest etwas verstellten Scheinwerfer des nachfolgenden Fahrzeugs. Michael kraucht in erst- oder letzthelfender Absicht an die Unfallstelle und findet den Fahrer aus dem Auto sabbernd.

Ob er´s damit hat bewenden lassen, kann ich nicht berichte, denn in der nächsten Szene sind unsere liebenden Lagranges (so heißen Michael und Debbie mit Nachnamen) im trauten Heim und, so sieht´s zumindest Michael, badly in need of a stiff drink. Igor bellt und knurrt Debbie feindselig an. Huaah! Ist das spannend!

Des Nächtens albträumt Debbie vom garstigen Unfall und visioniert dabei (wir haben ja mittlerweile mehrfach etabliert, dass Debbie psychic ist oder zumindest empfänglich für übernatürlichen Klimbim) sich selbst an der Unfallstelle eine schwer verletzte Frau eindringlich betrachten. Das schockiert sie so, dass sie aufwacht, zum sich-begöbeln die Toilette aufsucht und dort vor ihrer eigenen Visage im Spiegel erschrickt (also, SO schlimm siehste nu auch wieder nich aus, Baby…). Mir deucht, die Maid hat nicht mehr alle Ziegel am Dach… (Das ist unser Doc… dem kann man nix vormachen. – der Lektor) (deswegen bin ich ja auch der Erfinder des MdEOT-Kurses – der Autor)

Ähnliches scheint auch Michael zu dämmern, weswegen er Hofbauer aufsucht. Der erklärt Debbie ohne weiteres zu einem Medium („ein viel stärkeres als ich es bin“. Das ist kein Kunststück, denn seine Leistung war armselig). Michael erwähnt den Unfall auf der Heimfahrt und Hofbauer konstruiert sofort einen Zusammenhang – seine bescheidenen Ansicht nach sah Debbie während der „Séance“ den Unfall voraus und produzierte dabei kinetische Energie, die die Gläser zerstörte (oh mein Gott, das sind die Experten, die der Parapsychologie ihren schlechten Namen geben). Hofbauer freut sich jedenfalls ein Loch in den Kaftan – das wird nicht Debbies letzter Kontakt mit der Welt des Paranormalen gewesen sein und sie und Michael sollten das als Geschenk begreifen. Michael ist bei dem Gedanken, eine paranormal begabte Ehefrau zu haben, sichtlich unwohl und er erklärt uns und Hofbauer auch warum – auf ihre Kinderkriegen-Psychose wird sich das vermutlich nicht wirklich positiv auswirken (das leuchtet mir sogar halbwegs ein. Debbie könnte auf dem Standpunkt stehen, ihre Sicherheit, ein Baby bekommen zu werden, sei eine amtliche Vision. Was aber immer noch nicht erklärt, warum die dumme Tucke nicht begreift, dass man zum Schwangerwerden nun mal ficken muss, verdammich).

Debbie sitzt dieweilen daheim rum und muss sich von Igor ankläffen und beißen lassen. Der Köter spürt wohl, dass sein Frauchen nicht mehr alle Hundekuchen in der Packung hat (Bzw. eins zu viel? – der Lektor). Oder er will ihr einfach nur Verstand einimpfen. Als Michael zurückkommt, fällt sie ihm um den Hals (jetzt würd ich sie auch am ausgestreckten Arm verhungern lassen). Am Frühstückstisch zitiert Michael aus der Zeitung über den Unfall – es handelt sich bei den Opfern um einen bekannten Architekten und dessen Frau. Er kam mit Prellungen davon, für die Frau sieht´s nicht gut aus. In einem Anflug vorauseilender Intelligenz verschweigt Michael unter Berücksichtigung Debbies gewaltigen Dachschadens sicherheitshalber, dass die Verunfallte schwanger war. Debbie wird trotzdem schlecht – nachdenklich betrachtet sie vor dem Spiegel ihren Bauchnabel. Könnte es?? Aber das geht doch gar nicht…

Hofbauer schleppt Debbie und seine Schnalle raus auf´s Land und erzählt auf der Fahrt gen wer-weiß-wo schwachsinniges Zeug über die „fortschreitende Automatisierung“, die er ablehnt, weil die den Menschen seiner herausragenden Fähigkeit beraube: Fehler zu machen. Was für ein Filosoff. Börks. Das Ziel der Reise ist ein nicht näher bezeichnetes Kinderheim – jedenfalls hängen dort haufenweise abgebrochene Gartenzwerge von maximal drei Jahren rum. Hofbauers Ehefrau weigert sich verständlicherweise, das Fahrzeug zu verlassen (ich hoffe, sie hat was Nettes zu lesen dabei), aber Debbie geht das Herzelein auf (sogar beleuchtungstechnisch verdeutlicht… grad war sie schal-grau fotografiert, jetzt gibt´s leuchtende Hautfarbe. Obacht, Kunstalarm!) – sie stürzt sich ins Kindergetümmel und herzt und spielt mit jedem Kleinkind, das sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen kann (der Regisseur zieht alle Register des Könnens von Weichzeichner bis Zeitlupe, und der Komponist fährt symphonische Themes auf, als würden wir mindestens der Erstürmung Trojas zusehen und nicht Debbie, die doof aussehende Kleinkinder drückt und knuddelt). Oh, err, those italians…

Was auch immer sich Hofbauer von dieser Operation versprochen hat, es ist scheinbar nicht eingetreten. „Es hat sie nicht überrascht“, berichtet er Michael (hä? Wovon spricht der?), rhabarbert irgendwelchen Blödsinn, dass sie „es verdränge“ (was meint er? Ihre parapsychischen Fähigkeiten? Von denen weiß sie ja offiziell nix. Und dass sie nicht schwanger werden kann, ja doch, das ist allgemein bekannt). Der Psychofritze (tatsächlich scheint Hofbauer ein Psychiater o.ä. zu sein) empfiehlt lallend (da er seine Hausbar konsultiert hat), doch ein Baby zu adoptieren (prinzipiell die erste vernünftige Idee, die dieser Film hat, aber ich fürchte, da spielt Debbie nicht mit). Diese Besprechung findet erneut im Rahmen einer abendlichen Soirée bei Hofbauers statt, d.h. es gibt haufenweise anderweitige Gäste und Musik. Walzer. Hofbauer findet Walzer nix gut (ha, dass ich mal in ein Review einen Songtitel der Goldenen Zitronen einbauen kann, hab ich mir auch nicht träumen lassen): „Walzer symbolisiert die Österreichische Dekadenz, vergangenen Zeiten nachzutrauern!“ (Schreibt´s Euch hinter die Löffel, Ösi-Freunde!). Michael ist weniger dreivierteltaktallergisch und fordert seinen geliebten Besen zum Tanz. Ein leichtes Schwindelgefühl verschafft Debbie die nötige Ausrede, ihrem Gatten auf der Tanzfläche ans Bein zu nageln, glücklich und vor allem schwanger zu sein. Findet Michael rather strange, was man ihm angesichts der (anderen, hähä) Umstände nicht verdenken kann (und ich weise an dieser Stelle mal exemplarisch auf die gute Fotografie des Streifens hin. Sehr symbolisch, und das meine ich noch nicht mal negativ…).

Daher wird in voller Paar-Stärke Dr. Vajda aufgesucht. Der Super-Allround-Spezialist nimmt Michael besorgt beiseite. Seiner fachkundigen Ansicht nach leidet Debbie unter einer seltenen Hysterie, einer vollendeten Scheinschwangerschaft inklusive aller körperlichen und geistigen Symptome einer echten (in einfachen Worten: die spinnt, die Olle). „Das ist psychisch bedingt“, wichtigtut der Doktor (ach?). Michael stellt die blöde Frage des Jahrhunderts – ob Debbie denn wisse, dass sie sich den ganzen Schwangerschaftskram nur einbildet? Natürlich nicht, und auf gar keinen Fall darf man sie von diesem Irrglauben abbringen, behauptet der Facharzt ernsthaft – die Wahrheit wäre zu gefährlich! Michael realisiert, dass seine Holde eine amtliche Klatsche hat: „Sie ist nicht normal?“ „Normal ist relativ“, grinst Vajda (auf die Gelegenheit für diesen Satz hat er vermutlich sein Leben lang gewartet) und empfiehlt, Debbie eine volle Schwangerschaft durchleben zu lassen und ihr später weiszumachen, das Kind sei tot geboren worden (?? Auf welcher Hundeschule hat der Kerl sein Medizinmanndiplom gemacht?) (ich bin gespannt, wie Michael ihr jeden Morgen die Kissen unters Hemd stopfen will, ohne dass sie was davon mitkriegt. – der Lektor).

Aber was der weise Weißkittel sagt, wird getan und so shoppt Debbie bald schon zu schöner funkiger 70er-Mucke Umstandsmoden. Plötzlich sieht sie eine junge Frau und wird von dieser Zufallsbegegnung schwer verunsichert. Verwirrt greift sie sich ein Taxi, lässt sich von ihren Gefühlen leiten wie Luke Skywalker , aber was immer sie gesehen zu haben glaubt, sie findet´s nicht da, wo sie es sucht. Also lässt sie sich vom Taxi zum Parkplatz ihrer eigenen Kalesche chauffieren. Wo, zwei Parkplätze weiter, ein Cabrio steht. Und in dem Cabrio sitzt die bewußte Debbie-verwirrende Frau. Und es ist… Mira, die verunfallte Frau des Architekten-cum-stock-car-driver (dressed all black. Wenn das mal keine Symbolik ist). Zu Debbies Überraschung erinnert sich Mira an sie – „Ich habe sie gesehen!“ Das entwickelt sich mysteriös. Aber es ist ja schön, dass sich überhaupt was entwickelt. Vielleicht kriegen wir ja doch noch so was wie ´nen Plot. Wäre doch nett, oder? Debbie erkundigt sich nach Miras Baby (? Das hatte ihr Michael doch gar nicht erzählt? Hat sie heimlich selbsttätig Zeitung gelesen? Frech!). „Sie sagten mir, es wäre tot“, zischt Mira, „aber sie LÜGEN, ich fühle es immer noch!“ Mira redet sich in Rage und beschuldigt auch Debbie, nicht zu glauben, dass sie (also Mira) immer noch schwanger ist. Debbie beruhigt Mira und schleimt sich mit der „ich-will-deine-Freundin-sein“-Masche ein. Funktioniert…

Wie schon Team America feststellte – every movie needs a montage, so auch dieser. Gut, das erspart uns zumindest, in aller detaillierter Ausführlichkeit Zeuge werden zu müssen, wie aus Debbie und Mira aller-allerbeste Freundinnen werden, die reden, spazieren gehen, auf´m See rudern usw. usf. (ist ja nicht so, dass der Film eine Tempogranate wäre). Und mir fällt gerade auf, dass irgendjemand maßgeblich am Film Beteiligter einen gehörigen Fetisch auf rothaarige Frauen sein Eigen nennen muss. Alle drei Frauen mit größeren Rollen sind nämlich rothaarig. Nicht, dass ich mich beschweren möchte…

Später. Debbie betätigt sich bildhauerisch und erstellt eine Maske (oder Kopf-Skulptur, oder wie immer man das nennt) von Mira. Igor kläfft aufgeregt, als gäbe es einen Eindringling. Debbie kuckt nach, aber niemand ist zu sehen, ersatzweise klingelt das Telefon, aber keiner ist dran. Jetzt greifen wir aber in die Trickkiste des großen Spannungskinos! Sogar zu einem false scare, als Michael nach Hause kommt und sein Frauchen erschreckt. Er wundert sich über die Mira-Skulptur und darüber, dass Debbie es bislang nicht für nötig hielt, ihm von ihrer neuen Freundin zu erzählen (zu ihrer Verteidigung: die besten Freundinnen unserer Frauen interessieren uns Kerle bekanntlich BRENNEND). Aber da sie einen guten Einfluss auf Debbie auszuüben scheint, ist´s Michael recht. Igor schleppt, in einem der eher undurchschaubaren Plotpunkte, ein halbzerfetztes Geschenkpaket an, aus dem Michael entweder Stofftaschentücher oder Unterhosen (oder gar… Windeln? Würde fast Sinn machen… – der Lektor) (du wirst lachen – ich hab das in Erwägung gezogen… – der Autor) extrahiert und dazu die Stirn krause zieht. Er lässt das Paket Paket sein, möchte lieber Debbie seine „neuen Schmetterlinge“ zeigen (?) und schlägt Debbie vor, Mira doch mal zum Essen einzuladen, was Debbie – das wundert uns raffinierten Thrillerkenner nicht – gar nicht mal so enthusiastisch aufnimmt.

Die Einladung wird ohne weitere filmreife Ereignisse ausgesprochen. Schon ist der große Tag gekommen und der Regisseur zeigt uns, dass er auch als die Expressionistenschule besucht hat und Schattenspiele zelebrieren kann. Aber dafür kommt Mira nicht. Michael verdächtigt sein Weib, Mira gar nicht eingeladen zu haben, was Debbie „nicht lustig“ findet und von ihm wohl auch nicht humorig gemeint war. Das Telefon klingelt – Debbie hastet ran, aber am anderen Ende der Strippe ist wieder mal Keiner. Igor bellt nervös. Das Telefon klingelt erneut, und dieses Mal ist´s Mira. Äußerst unelegant vereinbart Debbie geheimnisvoll ein Date mit Mira und übersetzt für Michael, der zwar ein Mann und damit per se im Umgang mit Frauen doof, aber nicht SO doof ist und durchaus begriffen hat, was vor sich ging, dass Mira angeblich was dazwischengekommen wäre (Memo an Debbie: nächstes Mal dann vielleicht nicht „ich weiß wo das ist, gut, wir treffen uns gleich da“ nuscheln, wenn man sich um Geheimhaltung eines Treffens bemüht).

Der Treffpunkt ist der örtliche Zoo. Dort findet Debbie zwar jede Menge Affen, Elefanten und sonstiges Viech- und Kroppzeuch, aber zunächst mal keine Mira. Das Getier macht einen Heidenspektakel, dieser Lärm greift Debbies empfindliches Nervenkostüm an. Scheinbar aktiviert das (in dem Film muss man viel mitdenken bzw. -raten) ihre paranormalen Kräfte – jedenfalls ziehen sich die randalierenden Tiere plötzlich mit eingekniffenen Schwänzen in ihre jeweiligen Verschläge zurück. Endlich sieht Debbie Mira auf einer Parkbank lümmeln und setzt ihrer Freundin gleich mal auseinander, dass das Baby ihr zu schaffen macht. Ich empfinde das als nicht wirklich taktvolle Begrüßung, wenn die Rezipientin gerade ihr Baby verloren hat, aber mein Gott, manch einer fährt mit dem ICE durch die gute Kinderstube. „Sie haben es so gewollt“, gibt sich Mira auch ungerührt und kunftet auf die Frage, warum sie denn nicht zum Lunch erschienen sei, eine rhetorische Gegenfrage aus: „Dachten sie, es wäre eine gute Idee?“ (Beste Freunde siezen sich? – der Lektor) (im italienischen Jet Set womöglich… – der Autor) Dachte Debbie nicht. Da ist man sich ja schon mal einig. Nun darf Debbie sich wieder ein wenig ausheulen – sie kann das alles nicht mehr ertragen, früher war alles leichter, blabla (ehm, ich weiß ehrlich gesagt nicht, wovon die redet. Scheint mir nicht so, als wäre ihr Leben jetzt living hell oder so was), ihr Ehemann spioniere ihr nach (ach?) und Mira soll doch bitte mit ihm reden. Mira hat aber keine Lust. Debbie insistiert, Mira spekuliert, dass Debbie das alles bereits arrangiert habe („Deshalb haben sie ihn auch herbestellt!“), Debbie streitet ab, Mira droht, auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden, sollte Debbie schwindeln, und ta-daa, wer erscheint da wie der Djinn aus der Wunderlampe? Natürlich Michael. Mira nimmt das übel und verschwindet spurlos, Debbie tiltet aus, balanciert auf dem Geländer zum Eisbärengehege und fällt hinein. Ba-dumm. Jetzt, wo der Film interessant werden könnte, blenden wir natürlich weg…

Wie Debbie den gefräßigen Killereisbären mit heiler Haut entkommen ist, dürfen wir uns also in unseren kühnsten Alpträumen ausmalen (wenn wir denn Lust haben). Michael trifft sich lieber auf einem Tennisplatz mit Hofbauer (die Lokalität ist hauptsächlich deswegen gewählt, damit Hofbauer humorig mehrfach von seiner untalentiert spielenden Ehetussi mit Tennisbällen beschossen werden kann). Hofbauer behauptet, dass man die Klatsche Debbies nicht so einfach kurieren könnte und weist – meines Erachtens zutreffend – darauf hin, dass es schon mal ein großer strategischer Fehler war, auf Dr. Vajda zu hören und bei der nicht-existenten Schwangerschaft mitzuspielen, wenn auch aus anderen Gründen als ich. Während ich die Idee, die Scharade mitzuspielen, ganz grundsätzlich für Tinnef halte, stört sich Hofbauer nur daran, dass die feinfühlige Debbie ohne Zweifel bemerkt, dass Michael sie permanent anlügt. Hofbauer empfiehlt Luftveränderung. Macht das alles noch irgendwelchen Sinn? Liest überhaupt noch jemand mit? Karfreitag radfahren Obstsalat quakende Daunendecke? (Endlich mal ein Satz mit Sinn. – der Lektor)

Michael versucht Nägel mit Köpfen zu machen und seine ihm gesetzlich Angetraute zur Erfüllung ihrer ehelichen Pflichten, mithin also Geschlechtsverkehr, zu überreden, wobei er sanfte Gewalt anzuwenden beabsichtigt. Debbie entwindet sich seinem lüsternen Zugriff und behauptet (und spätestens jetzt würde ich der Tussi wirklich eine scheuern, schwanger oder nicht), dass „das nicht gut fürs Baby wäre“, „ab einem bestimmten Zeitpunkt“, natürlich (und Debbie ist ja sicherlich schon in der siebten oder achten Woche, also kurz vor´m Werfen…). Wenn sich das rumspricht, ist eine ganze Unterabteilung der Porno-Branche out-of-business…

Verständlicherweise springt Michael nun endgültig der Draht aus der Mütze – bis hierher und nicht weiter, jetzt hat das Fass die Krone ins Gesicht geschlagen usw. usf. Jedenfalls brüllt er Debbie jetzt amtlich zusammen (und meinen Segen hat er, ich hätte bekanntlich nicht so lange durchgehalten) und redet lautstarken Tacheles: „Dein Bauch ist LEER!“ Aber er unterbreitet auch ein Versöhnungsangebot: „Ich liebe dich und will dir helfen!“ „Dann glaube mir“, fiept Debbie. Michael dengelt sich mental die stabile Eichenschrankwand gegen die Rübe und geht saufen. Kann ich ihm nicht verübeln. In der Bar wird er von Elena aufgetrieben. Wer nun meint, die attraktive Assistentin würde nunmehr schamlos ausnutzen, dass Michael auf seine Ehefrau übel zu sprechen und gleichzeitig sexuell unterversorgt ist, sieht sich getäuscht, denn Elena SCHLÄGT SICH AUF DEBBIES SEITE! Nein, das IST ein Frauenfilm, und zwar einer für BLÖDE Frauen. Sorry. Elena hält Michael nun nämlich vor, dass er ein Egoist wäre (!), Debbie niemals etwas für sich selbst gehabt habe (?? Sieht nicht so aus, als würde Michael sie an ihrer Selbstverwirklichung hindern?) und deswegen das Baby haben wolle (ob Elena nun der Meinung ist, Debbie wäre wirklich schwanger oder würde sich das Kind nur einbilden, bleibt offen). Auf jeden Fall hält sie Debbies Sexverweigerung für verständlich. Michael empfiehlt seiner Assistentin umgehende Dematerialisierung. Besser wär das auch. Die Frauen in diesem Film gehören ja alle auf den Mond geschossen.

Im Lagrange-Haus bellt Igor weiterhin böse Debbie an und treibt sie in den Wahnsinn (als wenn das noch nötig wäre). Das Telefon klingelt, niemand ist dran, die Türklingel schellt, draußen steht niemand. Unheimlich. Debbie verfällt in mittlere Panik und bekommt Magenkrämpfe, eh, ihr Baby treibt irgendwelchen Schindluder. Als Michael (erstaunlich nüchtern dafür, dass er sich eigentlich mächtig was auf die Lampe gießen wollte) zurückkommt, stellt er fest, dass Igor im Haus randaliert, die Haustür aber abgeschlossen ist (und Blödpfosten Michael hat offenbar vorhin in der Eile vergessen, seinen Schlüsselbund mitzunehmen. Schön doof. So, wie du dich vorhin von deiner Alten getrennt hast, würde ich nicht drauf wetten, dass sie dich rein lässt…). Debbie pflügt dieweil hysterisch durch ihr „Atelier“, wird von ihren hässlichen selbstgetöpferten Masken und Figuren-Köpfen erschreckt, greift sich irgendeinen handlichen knüppelartigen Gegenstand und prügelt auf imaginäre Gegner ein. Michael gelingt es, die Haustür aufzubrechen und Debbie in einen mainstreamtauglicheren Zustand zu schütteln.

„Ihr Zustand verschlechtert sich“, outet sich Hofbauer als Absolvent meines beliebten Meister-der-Erkennung-offensichtlicher-Tatsachen-Kursus. Das ist auch Michael klar, und darüber hinaus weiß er auch, wer an der ganzen Misere schuld ist, nämlich Hofbauer mit seiner blöden Séance. Und jetzt muss unser armer Michael seine bedauernswerte Gattin leider einweisen lassen (das hat sie sich verdient, hähä). Hofbauer würde der Patientin lieber etwas Zeit geben („vielleicht ist das schlimmste vorbei“. Vielleicht auch nicht…) und eine nicht-medikamentöse Therapie durchziehen, aber Michael schafft an und Michael sagt KLINIK. Basta.

Also wird Debbie in eine Klapsmühle verfrachtet, mit Psychopharmaka voll gestopft und ihren Visionen, Flashbacks und sonstigen wilden Erinnerungs- und/oder Prägkognitionsfetzen allein gelassen (ich hab leider keine Ahnung, ob die eingeblendeten Bilder nun Rückblenden auf glückliche Zweisamkeit oder Visionen zukünftigen Familienlebens darstellen sollen. Und besonders irritiert mich, dass ich mir einbilde, in ihren letzten „Visionen“ Michael mit Elena am Strand poussieren zu sehen. Aber da kann ich mich auch täuschen). Michael besucht sein Schatzi immerhin in der Irrenanstalt und bekundet seine Liebe. Debbie macht zwar einen klaren Eindruck, besteht aber trotzdem darauf, dass Michael gefälligst glauben soll, was sie sagt (und das heißt immer noch: „schwanger“). Hat die ein Glück, dass ich nicht Michael bin – ich könnt mich jetzt wirklich nicht beherrschen, ich glaub, ich würd sie einfach erwürgen (Ist das zu fassen, Mädels? Dieser Mann ist Single! – Der Lektor) (ich versteh´s ja auch nicht, seufz – der Autor). Debbie rhabarbert weiter irgendwelchen Sülz daher, dass er doch an sie glauben soll, sie brauche seine Hilfe und sein Verständnis und seine Liebe blabala, „bevor sie mich vernichten“ (jetzt tickt sie wirklich völlig aus). Unvermittelt behauptet sie, ihr eingebildetes Baby würde sich rühren, aber leider stellt es die Bewegungen ein, bevor Michael das selbst per Handauflegen überprüfen kann. Daran sind natürlich die bösen Medikamente schuld, weiß Debbie. „Ich bin nicht verrückt“, fasst sie ihre Ansicht der Sach- und Rechtslage zusammen (bekanntlich der Spruch aller Behämmerten). Hofbauer, der sich das Gespräch aus sicherer Entfernung angesehen hat, hält nach Michaels Abmarsch suspekterweise ihre Hand.

Und da in der nächsten Szene Michael wutentbrannt ins Büro des Klinikchefarztes stürmt und sich berechtigterweise fragt, wie es denn kommen kann, dass die Anstalt verrückte Patienten, i.e. Debbie, verliert, dürfen wir uns schon mal kurz fragen, ob Hofbauer ihrer Flucht nicht vielleicht nachgeholfen hat (beantworten tut der Film das sicherheitshalber nicht). Michael eilt nach Hause und findet dort Igor tot im Vorgarten (zumindest sieht´s so aus und Michael zieht ´nen angemessen entsetzten Flunsch) und die Wohnung selbst im Chaos (also ungefähr so wie des Docs Bude im Normalzustand). Wer nicht da ist, ist Debbie (insgeheim wird Michael drei Kreuze machen…). Michael hat einen seltenen Geistesblitz – vielleicht weiß ja Mira…? Tatsächlich findet sich in Debbies privater Schlüpferschublade der bewusste Zeitungsartikel (ah, immerhin, jetzt wissen wir, woher Debbie über Miras Schwangerschaft im Bilde war), und tatsächlich hat Debbie dort Miras Telefonnummer notiert. Schnell gewählt, am Apparat ist jedoch nicht Mira, sondern Mr. Warner, ihr angeheirateter Architekt. Weil man aus Gründen gesteigerter Suspense unmöglich am Telefon die Dinge besprechen kann, die´s zu besprechen gibt (oder Michael einfach Mira verlangen könnte… das würde nämlich die ganze tolle Pointe des Films versauen…), wird ein sofortiges eiliges ultrawichtiges Treffen vereinbart.

Debbie ist in der Tat in Miras (und damit auch des Architekten Warners, nehm ich zumindest an) Wohnung und verwirrt. Mira sitzt zurückgezogen in einer finsteren Ecke. „Sie werden uns doch hier nicht finden?“, fragt Debbie ängstlich. Mira zitiert Falco. Na ja, beinahe. „Sie finden niemanden!“ Debbie wundert sich über die herrschende Dunkelheit. „Ich ertrage das Licht nicht“, behauptet Mira. Debbie tut wieder mal ihr Bäuchlein weh und teilt Mira ihre schwangerschaftsbedingten Leiden wg. des Babys wortreich mit. „ES IST NICHT IHRES!“, donnert Mira da und verrät uns, haha, es kommt so überraschend, den Punkt des Films…

Bevor wir das aber noch abschließend klären, müssen wir für die nicht-gar-so-viel-Schund-gewohnten Zuschauer erstmal aufdröseln, was Sache ist – und so sucht Michael Warner bei einer fröhlichen Pool-Party (wo eigentlich? Entweder haben die Warners zwei Anwesen oder Warner und Michael sind doof) auf und erfährt dort zu seiner gesteigerte (und meiner nicht vorhandenen) Überraschung, dass Mira… tot ist! Gosh! Sapperlot! Da wär ich NIE draufgekommen! Mira ist, haha, an den Folgen des Autounfalls eingegangen. „WAS SAGEN SIE DA?“, entfährt es Michael und das ist, welch Zufall, die selbe Frage, die Debbie gerade Mira stellt.

Der Mira-Geist (bzw. ich vermute eher, die personifizierte Psychose Debbies) steht auf dem Standpunkt, Debbie habe ihr seinerzeit, am Unfallort, das Baby gestohlen (ein entsprechender Flashback vermittelt für die geistig eher zurückgebliebene Klientel auch visuell, was gemeint ist. Und natürlich ist „Baby stehlen“ in diesem Zusammenhang eher metaphysisch und nicht gore-splattrig gemeint, d.h. Debbie reißt Mira nicht wie der Man-Eater die Bauchdecke auf und stopft sich den dort vorliegenden Fötus in die eigene Wampe. Allerdings würde mich das aufwecken…). Debbie streitet natürlich alles ab, windet sich vor Schmerzen (sollen das am Ende schon Wehen sein? Uff. Das ist ja ´ne Rekordschwangerschaft), aber Mira unternimmt nichts, um ihr zu helfen. Warum auch? „Das Baby gehört mir“, heult Debbie (jetzt bräuchte man einen Richter wie den guten alten Salomon und ein scharfes Schwert). Wir schalten kurz Debbies Psychose aus und sehen, dass sie sich in Realität allein in der Wohnung aufhält. Zurück in den Wahn – Mira verlangt ultimativ die Rückgabe des Embryos. Debbie stiert ihre Rivalin entschlossen nieder, bis diese sich in Luft auflöst.

Etwas später kommt Debbie wieder zu sich. Sie hat nach wie vor Schmerzen (also mithin ihre Psychose NICHT überwunden, wie ich zunächst spekulieren wollte. Sort of renders den ganzen Konflikt mit Mira unnötig), packt sich in ihr Auto und fährt los. Und die Geschichte tut das, was sie schon immer gerne tut, sie wiederholt sich. Hinter ihrem Auto taucht ein gelbes Licht auf (die Scheinwerfer eines nachfahrenden Autos), sie verliert die Kontrolle über das Fahrzeug, krawumm-crash-boom-bang (das erinnert mich irgendwie an The Haunting, das Original von Wise).

Hofbauer hat zwischenzeitlich für Michael die Polizei gerufen und wird informiert, dass Debbie in ein Krankenhaus eingeliefert wurde, ihr Zustand sei kritisch. Natürlich eilen Michael, Hofbauer und Gemahlin sofort zum Hospital. Dort hat der behandelnde Knochenflicker schlechte Nachrichten… Debbie ist tot, aber es gibt auch was Gutes – (bereit für die große Megasuperduperüberraschung? (ich bin ja so aufgeregt… – der Lektor)) – das Baby lebt! Hurra! Michael versteht die Welt nicht mehr und latscht völlig perplex nach draußen zu seinem Auto… Ha, guess you didn´t see THAT coming, did you?

Over and out. (Du hast uns noch nicht verraten, wieso der Film heißt wie ein Goreschmodderverrücktebringealleum-Film… – der Lektor) (irgendwie muss man italienischen Schmu ja verkaufen… – der Autor).
Bewertung

Hm. 100 Minuten rum und ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt wirklich einen Film gesehen habe, an den ich mich in ´ner Viertelstunde noch erinnere… Eins ist jedenfalls klar – ein Horrorfilm ist Psychomaniacs trotz seines reißerischen deutschen Titels nicht (der Originaltitel, grob übersetzt „Eine schwarze Schleife für Deborah“ ist zumindest etwas näher an der Sache, könnte aber auf den ersten Blick auch noch für ´nen Argento-Giallo gehalten werden).

Regisseur Marcello Andrei geht´s erwiesenermaßen nicht wirklich darum, sein Publikum zu erschrecken – selbst bei wohlwollendster Betrachtung kann man den Film nicht ernsthaft als spannenden Suspense-Thriller verstehen. Vielmehr spielt sich Psychomaniacs (ich nehm mal den deutschen Titel, den kann man wenigstens schnell tippen, ohne sich Knoten in die Finger machen zu müssen) als ernsthaftes (dazu aber gleich noch mehr) Drama, als Studie einer Psychose und erinnert zumindest mich stellenweise frappierend an eine Sparausgabe der Polanski-Highlights Rosemaries Baby (nicht nur wegen der Hauptfigur) und – weniger stark ausgeprägt – Ekel. Ja, jetzt heißt´s sicher wieder „nu isser übergeschnappt, der Doc, vergleicht italienische Schwachsinnsfilme mit Polanski“, aber hört mir mal zu, Mädels…

Alle drei Filme (die Polanskis plus dieser hier) stellen die Psychose ihrer Hauptfigur in den Mittelpunkt (für die Dauer dieser Analyse geht bitte mal einfach mit mir davon aus, dass Rosemarie, was in der Polanski-Filmfassung des Stoffs zumindest nicht auszuschließen ist, „verrückt“ ist und sich den Satans-Kram nur einbildet) – die Polanski-Filme zielen stärker auf eine Paranoia der zentralen Figur ab (ich muss ja hoffentlich nicht erklären, inwiefern. Zumindest für Ekel kann man das ja auf diesen Seiten auch nachschlagen), während hier in Psychomaniacs eher eine Manie, aber durchaus mit paranoidem Einschlag, zu verzeichnen ist. Das sind aber nur Unterschiede im Feinschliff – die Situation für Deborah ist vergleichbar mit der von Rosemarie im Polanski-Film: niemand glaubt ihr – in diesem Fall die Schwangerschaft – (und ähnlich wie Rosemaries Baby lässt auch Psychomaniacs, sogar wesentlich deutlicher, die Interpretation zu, dass Deborah von Anfang an Recht hatte, wobei es * hier * sogar die dritte Deutungsmöglichkeit gibt, dass Deborah nur dem Wahn unterliegt, niemand würde ihr die Schwangerschaft abkaufen und diesen erst durch den „Sieg“ über Mira überwindet), sie fürchtet Konspiration gegen sich und fühlt sich von ihrer Umwelt, speziell von ihrem Ehemann, unverstanden. Es sind arge Parallelen, um rein zufällig zu sein. Der Andrei-Film schwächt die psychologischen Motive allerdings ab; während Polanski beinahe ausschließlich aus der Perspektive der weiblichen Hauptfigur erzählt und, durchaus bewusst, da es sich für ihn dabei um eine kleine Trilogie der städtischen Isolation (die beiden genannten Beispiele zuzüglich Der Mieter) handelt, auf den Mikrokosmos einer Wohnung reduziert erzählt, verschiebt Psychomaniacs diese Gesichtspunkte ein wenig – zwar spielen einige wichtige Szenen innerhalb der Langrange-Wohnung, andere, speziell „katalysierende“ Szenen (wie der alles auslösende Unfall und die Séance) aber eben außerhalb. Zudem erhebt der Film Michael, den Ehemann, mindestens zur gleichberechtigten Figur, vielleicht sogar zum eigentlichen Protagonisten (was wiederum eine vage vierte Interpretation offen ließe… nämlich, dass Michael der „Gestörte“ ist. Aber das führt, glaube ich, dann doch deutlich zu weit).

Meine Güte, jetzt hört sich das möglicherweise so an, als würde ich den Film allen Ernstes für richtig gut halten, dabei ist das Script bei allem guten Willen der Polanski-Imitation (und ich esse sofort die mir soeben zugedachte DVD von New York Ripper, ungesalzen, wenn mir tatsächlich jemand glaubhaft erzählt , Polanski wäre kein, hüstel, Einfluss bei dieser Produktion gewesen) ziemlich Banane. Das Script plätschert spannungsfrei vor sich hin – es dauert viel zu lange, bis wir uns als Zuschauer überhaupt klar werden, wohin die Geschichte sich entwickeln möchte (andererseits sind wir clevere Vielseher und haben durch die bloße optische Ähnlichkeit der Hauptdarstellerin zu Mia Farrow bereits ermittelt, wohin der Hase läuft). Bis zur „Séance“ bei Hofbauer, die die Ereignisse in Gang setzt, vergehen gut 25 Minuten, und angesichts des angeschlagenen eher schlafwandlerischen Erzähltempos kommt einem allein schon diese Zeitspanne wie zwei-drei Stunden vor – da hilft auch der irgendwie nachträglich angetackert wirkende Prolog um den von Deborah „vorhergesehenen“ Unfall unter der Zirkuskuppel wenig (als „Vorbereitung“ für übersinnliche Fähigkeiten Deborahs taugt diese Sequenz jedenfalls kaum). Mit der Einführung des parapsychlogischen Mumpitzes beraubt sich der Film dann auch seiner schärfsten Waffe – er ist nicht mehr als psychologische Feinstudie brauchbar, als die er, ohne übernatürlichen Schmafusi, durchaus tauglich gewesen sein könnte. Abgesehen davon, dass der Regisseur und seine zahlreichen Co-Autoren offensichtlich nicht mal eine populärwissenschaftliche Abhandlung (und sei´s im italienischen Äquivalent zur BILD-Zeitung) über Parapsychologie gelesen hat und seine entsprechenden Ausführungen, sowohl was die Dialoge als auch die bildhafte Umsetzung angeht, schlicht und ergreifend doof bis idiotisch ist, es trägt zur Story streng genommen nichts wirklich bedeutsames bei – der komplette Film würde, sogar inklusive der Schlusspointe, auch ohne paranormale Phänomene, als reine Wahnvorstellung seiner Protagonistin, funktionieren (es würde halt die ein oder andere Interpretation wegfallen) -, sondern eröffnet dem Film nur die Ebene der unfreiwilligen Komik, ganz besonders wenn Hofbauer wüst ins Blaue para-psychologisiert, dass es keine wahre Freude ist und jeden seriösen Vertreter der Parapsychologie in Weinkrämpfe und Fötusstellung treiben wird. In diesem, äh, Subplot pfeift der Film auf jeglichen Sinn & Verstand, und das wird wohl nicht im Sinne des Erfinders gewesen sein.

Was ich oben im Text schon angesprochen habe und keinesfalls unterschätzt werden darf – Psychomaniacs ist in der Tat ein Frauenfilm, aber keiner von der Sorte, wie er den Feministinnen gefallen dürfte. Man (bzw. frau) braucht keine besonders ausgeprägte Fantasie, um zum Ergebnis zu kommen, dass der Film relativ eindeutig propagiert, das ultimative Lebensglück einer Frau hänge daran, ein Baby zu bekommen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass nicht, wie bei vielen ähnlichen Filmen mit solcher Agenda, „Karrierefrauen“ negativ gezeichnet werden, sondern die Männer, die aus selbstsüchtigen, sexuell motivierten Gründen, die Frau daran hindern, Erfüllung im Mutterglück zu finden. Eine, gelinde gesagt, sehr konservative Moral, die in gewissen politischen und theologischen Kreisen Beifall finden sollte. Verstärkt wird diese Moral sogar noch durch die Nebenfigur Elena, die zunächst als eine potentielle Rivalin Deborahs um die Gunst Michaels eingeführt wird, sich dann aber auf Deborahs Seite schlägt und quasi FÜR Deborah argumentiert. Insgesamt postuliert der Film eine seltsame Melange aus altbackenem „Frauen-sollen-Kinder-kriegen“-Bild und der Zeichnung eines generellen Unverständnisses, das Männer ihren Frauen entgegenbringen (personifiziert auch durch den Mira-Geist und, sogar fortgesetzt bis in eigentlich unbedeutende Nebenrollen, Hofbauers Ehefrau, die ich in der Inhaltszusammenfassung kaum erwähnt habe, aber auch kaum eine ihrer wenigen Dialogzeilen nicht dazu verwendet, ihrem Gatten in irgendeiner Form ein entsprechendes Statement an die Backe zu nageln). Man mag insgesamt konstatieren, dass die durch die Woodstock-Bewegung aufgekommene sexuelle Freizügigkeit den Autoren (in Personalunion u.a. der Regisseur) ein Dorn im Auge gewesen sein muss, da sie, reduziert auf das aller-allerwesentlichste, Sex nur zu Reproduktionszwecken als zulässig zu erachten scheinen.

Filmhandwerklich-formal gibt´s an Andreis Leistung wenig auszusetzen, wenn man darüber hinwegkommt, dass der Film nie über „langsame Schleichfahrt“ hinaus an Tempo gewinnt. Selbst in seinen vermeintlich auf „Spannung“ angelegten Passagen (der Séance bei Hofbauer und dem „dramatischen Finale“ zwischen Mira und Deborah) kommt kaum echter Thrill auf (beim Finale entwickelt sich Spannung eigentlich nur aus der Frage, mit welcher blöden Ausrede die Macher den Film zu Ende bringen wollen). Die Wahl der Stilmittel ist manchmal fragwürdig – wenn Deborahs durch Hofbauer arrangierter Besuch im Kinderheim durch sämtliche 1974 zulässigen Gimmicks von Weichzeichnung, Zeitlupe, leicht gekippte Kamerawinkel usw. zelebriert wird und dadurch noch mit einem monumentalen symphonischen Score überschüttet wird, als wäre es DIE zentrale Klimax des Films (ich mag noch nicht mal bestreiten, dass die Macher diese Szene möglicherweise für genau das hielten, aber der Punkt ist nach fünf Sekunden gemacht und muss nicht zwei Minuten lang und breit ausgewalzt werden), fragt man sich einmal mehr, was der Regisseur uns damit sagen möchte (nun, ich hab´s ja einen Absatz weiter oben schon aufgelöst…). Abseits solcher eher kontraproduktiven „Höhepunkte“ gibt´s aber durchaus einiges zu entdecken – der Film ist von Claudio Rocco, der einige zweifelhafte Mondos fotografierte und 1990 mit dem Sexfilm Lolita 2000 selbst unter die Regisseure ging, in teilweise hervorragende Bilder gewandet und sprüht nur so vor bildlicher Symbolik – mal deutlicher, mal versteckt-subtiler. Könnte u. U. gewinnbringend sein, sich den Film mal ganz konzentriert (d.h. für den Doc ohne Notizblock) anzusehen und auf Hinweise durch Symbolik zu achten.

Aber als Unterhaltungsfilm, den man locker-flockig nebenher konsumieren kann, ist Psychomaniacs sicher die falsche Wahl – dafür ist das Script einfach auf der einen Seite zu langsam, nicht mal unbedingt langweilig, sondern eben wirklich zu langsam in seiner Entwicklung, auf der anderen Seite wird das Bemühen um Seriösität, um die eindringliche Studie einer weiblichen Psychose, durch die idiotische parapsychologische Ausrede k.o. geschlagen. Es ist ein wenig, als hätte der Film Angst vor seiner eigenen Courage, seine (immer noch überdeutlich erkennbare) Message klar und eindeutig zu vertreten und sich deswegen das „die übernatürlichen Mächte sind schuld“-Deckmäntelchen umhängen würde. Wundert mich etwas, da die vertretene Moral ja gerade für ein erzkatholisches Land wie Italien durchaus mehrheitsfähig scheint (speziell in den 70ern).

Regisseur Andrei erscheint als etwas seltsame Wahl, wenn man seine zwar vier Dekaden, aber gerade mal acht Filme überspannende Karriere in Betracht zieht. Er begann 1957 mit einer Dokumentation namens Archipelago di fuoco, drehte sechs Jahre später eine französisch ko-produzierte Komödie, brauchte dann elf Jahre zum filmischen Doppelschlag Psychomaniacs (seinem einzigen Ausflug ins Phantastische) und Vergenità (immerhin mit Dagmar Lassander), ließ 1975 den Actionfilm Time of the Assassins mit Andy-Warhol-„Star“ Joe Dallesandro (bekannt aus den mit dem lukrativen Künstlernamen versehenen „Dracula“- und „Frankenstein“-Filmen) folgen, drehte 1976 eine Komödie, 1977 einen späten Spaghettiwestern mit Giallo- und Western-Star George Hilton und wurde letztmalig 1988 mit einer weiteren Dokumentation augenfällig. Ein insgesamt eher, naja, bizarres Ouevre.

Der Score von Alberto Verrecchia schwankt zwischen ohrwurmverdächtigen fröhlich-schmissigen en 70er-funky-Pop-Rhythmen und wuchtigen orchestralen Themes; uneinheitlich und, weil nicht wirklich eine Systematik erkennbar ist, wann welcher Stil eingesetzt wird, nicht gerade stimmungsfördernd.

Ich denke eigentlich, dass es aus der Inhaltsangabe klar geworden ist, aber es soll ja Leute geben, die meine Abhandlungen auf das wesentliche, nämlich die Bewertung, reduziert lesen und deswegen erst hier wieder einsteigen – Effekte gibt´s keine, der Film ist nun einmal, auch wenn ihn sowohl die deutschen Videostrategen als auch diejenigen, die das oben dargebotene ausländische Videocover zu verantworten haben, gerne als einen solchen vermarkten würden, kein Horrorfilm, kein Giallo, noch nicht mal ein echter Thriller. Das spektakulärste, was der Film zu bieten hat, sind die zwei anständig gelösten Auto-Crashes. Aber deretwegen sieht man sich sicher keinen Film wie diesen an.

Zu den schauspielerischen Leistungen: Marina Malfatti als Deborah kann und muss man durchaus loben – sie spielt ihre Rolle, wenn man von der vööööööllig unauffälligen Mia-Farrow-Imitation mal absieht, mit eindrucksvoller Überzeugungskraft. Immerhin wollte ich ihr ab ungefähr Screenminute 15 permanent wegen ihrer Wahnvorstellung in die Fresse schlagen (tschuldigung, aber manchmal bin ich Vertreter der harten Schule), und das mach ich nicht bei jeder Feld-, Wald- und Wiesen-Bekloppten in Film, Funk und Fernsehen. Sie macht ihre Sache im Sinne der Rolle also gut, vielleicht sogar ZU gut, denn streng genommen soll der Zuschauer ja mit ihr sympathisieren, was aufgrund der von ihr perfektionierten Verbohrtheit schwer fällt. Malfatti spielte hier ihre vorletzte Kinorolle (1977 hat sie sich wohl aus dem Business zurückgezogen, kehrte aber 1996 für eine TV-Serie zurück), hatte sich aber bis dahin schon in einigen Italowestern und vor allem Giallos (The Night Evelyn Came Out of the Grave aka Die Grotte der vergessenen Leichen oder dem Spät-Wallace Das Rätsel des silbernen Halbmonds) einen Namen gemacht.

Neben ihr agiert Bradford Dillman, der hier seinen einzig mir bekannten Auftritt im Italo-Kino absolviert. Der vormalige Golden-Globe- und spätere Emmy-Gewinner ist mir ein wenig zu steif. Für meinen Geschmack agiert er zu zurückgenommen, sollte angesichts einer doch eher enervierenden Gesamtlage öfter aus sich herausgehen. Natürlich ist ein großer emotionaler Ausbruch (kurz vor Deborahs endgültigem Zusammenbruch) so ganz besonders wirkungsvoll, aber es ist etwas unglaubwürdig, dass er sich solange so stark zusammenreißen konnte (also, ich zumindest könnte es nicht, aber wie mein Lektor schon anmerkt, darum bin ich wohl Single). Dillman hatte zu diesem Zeitpunkt bereits in Filmen wie Die Brücke von Remagen, Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin, Flucht vom Planet der Affen und Mephisto Walzer gespielt, war aber bereits hauptsächlich im Fernsehen tätig, was sich dann auch so fortsetzen sollte. 1978 spielte er sowohl im Giganto-Flop The Swarm als auch Joe Dantes Überraschungshit Piranha . Nach seinen zwei Falcon Crest-Jahren musste er im Herbst seiner Karriere mit B-Movies wie dem Corman-produzierten Langweiler Lords of the Deep oder dem Radau-Actionfilm Heroes Stand Alone Vorlieb nehmen.

Noch tragischer als Dillmans Karriere verlief aber zweifellos die von Oscar-Preisträger Gig Young, der hier – recht uninspiriert, wenn man seine mit vollem, ähm, Einsatz absolvierte „Séance“-Szene ausklammert; die ist aber wirklich sehenswert – den Hobbyspiritisten Hofbauer gibt. Young begann 1940 mit dem Schauspielern und diente sich auf die klassische Weise über Bit-Parts zu tragenden Nebenrollen hoch. So sah man ihn 1967 neben Rock Hudson und der Lollobrigida in Strange Bedfellows, zwei Jahre später gewann er für Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss (einem ganz ganz ganz großen Film) den Oscar als bester Nebendarsteller. Young hoffte nun endlich die seiner Ansicht nach verdienten Hauptrollen abzustauben, wurde aber enttäuscht (und gilt als Personifikation des Oscar-Karriereknicks). Statt der erhofften Hauptrollen musste er mit Nebenrollen wie der in Psychomaniacs oder unbedeutenden TV-Filmen vorlieb nehmen. Lediglich Sam Peckinpah gab ihm bessere Parts in Bringt mir den Kopf von Alfredo Garcia und Die Killer Elite (wobei beide Filme nicht gerade zu den Highlights des Peckinpah´schen Schaffens gezählt werden). Seine letzte Rolle spielte er 1978 in der Bruce-Lee-Resteverwertung Game of Death. Wenig später erschoss er in seinem New Yorker Appartment seine frisch angeheiratete, 34 Jahre jüngere deutsche Ehefrau und anschließend sich selbst. Das Motiv für die Tat ist unbekannt.

In weiteren Rollen sind Micaela Esdra (aus Mario Bavas Operazione Paura) und Lucretia Love (The Arena) zu sehen.

Besprechungsgrundlage ist, wie bereits erwähnt, das alte VHS-Verleihtape von „G. Marx Vilm“. Die Kassette hat 20 Jahre auf dem Buckel und wurde von der vorbesitzenden Videothek offenbar nicht gerade pfleglich behandelt… daher kann ich kaum in Fairness zur Bildqualität etwas aussagen. Der Film wird jedenfalls in Vollbild präsentiert (originales Ratio scheint, wenn ich mir die abgehackten Namen im Vorspann so ansehe, bei ca. 1.85:1 zu liegen – es stört allerdings von der Bildkomposition nicht wesentlich), der Ton ist annehmbar. Nach den mir vorliegenden Informationen und das sind weiß Gott nicht gerade viele scheint die 100-Minuten-Version, die sich auf dieses Tape verirrt hat (der Aufkleber spricht nur von „ca. 90 min“) ungekürzt zu sein.

Was sag ich also als letztes Wort in dieser Sache: Psychomaniacs ist trotz aller offenkundigen Schwächen, und die liegen eindeutig im langatmigen und manchmal unfreiwillig erheiternden Drehbuch und der zweifelhaften Moral (Kinderkriegen als Selbstverwirklichung der Frau), nicht uninteressant. Als „Begleitstück“ minderer Qualität zu Polanskis Isolations-Psychosen-Geniestreichen ist der Film für Cineasten sehenswert – es lässt sich anhand Psychomaniacs sehr schön die unterschiedliche Gewichtsklasse der Regisseure analysieren (und natürlich auch die unterschiedlichen psychologisch-moralischen Standpunkte). Wer sich damit arrangiert, dass er die 100 Minuten Laufzeit nicht gerade fingernägelknabbernd auf der Sofakante verbringen wird, bekommt mit Psychomaniacs letztendlich eine in den Hauptrollen (besonders der weiblichen) überzeugend gespielte und schick fotografierte, ernsthaft gemeinte, aber aufgrund seiner falsch verstandenen parapsychologischen Ausflüge letztlich misslungene Psychostudie geboten. Nichts, was sich der Italo-Horror-Giallo-Sammler auf die Einkaufsliste kritzeln könnte, aber vielleicht etwas für die eher intellektuelle Baskenmützen-Fraktion, die sich stundenlang über die Intentionen der Autoren und der Regisseure den Brägen martern kann. Spaßkino für die Schundfilmparty ist das allerdings nicht, noch nicht mal „Eurotrash“. Irgendwie muss ich zugeben – es muss mir wohl in gewisser Weise gefallen haben, sonst hätte ich sicher nicht auch so viele Zeilen zu Interpretation und Aussage des Films aus den Rippen geschnitten.. auf jeden Fall ist´s aber eine Rarität, wer seltene Videos sammelt und dieses Tape zufällig in irgendeinem Grabbeltisch vor sich hin schimmeln sieht, sollte allein aus diesem Gesichtspunkt zuschlagen.

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 3


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